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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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auf dieser das genaue Bild des Punktes; da dieses bei allen Punkten des betrachteten Gegenstandes der Fall ist, so bildet sich auch der ganze Gegenstand auf der Netzhaut ab und wird dann von dieser, mittelst Fortleitung des erhaltenen Eindrucks durch den Sehnerven auf das Gehirn, empfunden d. h. gesehen. Ist aber bei nicht ganz gehörigem Bau des Auges die Brechung zu stark, so kommt der Brennpunkt, also das Bild des Gegenstandes vor die Netzhaut zu stehen, bei zu schwacher Brechung hinter dieselbe, u. auf die Netzhaut selber gelangen dann die Lichtstrahlen entweder schon wieder auseinander getreten od. noch nicht vereinigt, erzeugen somit ein verschwommenes Bild u. das S. ist undeutlich. Beide Fälle bedingen der erste die Kurzsichtigkeit, der zweite die Fernsichtigkeit, Brechungsfehler des Auges, die wie bekannt durch vertiefte u. erhabene Brillengläser verbessert werden.


Sehnen oder Flechsen heißen in der Anatomie die strangförmigen, rundlichen od. platten Faserbündel von festem Gewebe, welche von den Endstücken der Muskeln ausgehen und sich gewöhnlich an einen Knochen anheften. - In der Geometrie heißt Sehne oder Chorde eine gerade Linie zwischen 2 Punkten einer krummen Linie, ohne diese zu schneiden, besonders beim Kreise.


Sehnendurchschneidung (tenotomia), eine in neuerer Zeit häufig angewendete chirurgische Operation bei krankhafter Verkürzung der Muskeln und dadurch bedingter fehlerhafter Lage u. Stellung eines Gliedes. Die Sehnen der verkürzten Muskeln werden durchschnitten, um die Antagonisten dadurch wieder wirksamer zu machen und durch eine orthopädische Nachbehandlung das Glied wieder in seine normale Lage zu bringen. Einzelne Versuche wurden schon früher gemacht; weiter ausgebildet aber wurde diese Operation erst durch Delpech, der die subcutane S. (unter der Haut) einführte.


Seide heißt das Gespinnst der S.nraupe (s. d.), womit sich diese vor ihrer Verpuppung umgibt. Dieses Gespinnst (Cocon) ist oval, von der Größe eines Taubeneies und besteht aus einem einzigen, auf- u. abgehenden, 800-1000' langen Faden und einer innern filzartigen Hülle, die sich nicht abwickeln läßt. Haben sich die Raupen in ihre Cocons verpuppt, so werden die Puppen durch Ofenhitze oder besser durch Dämpfe getödtet. Hierauf werden die Cocons in heißes Wasser gebracht, um den Leim, der das Gespinnst durchzieht, aufzulösen und den Faden abwindbar zu machen, dann die Fäden auf eigenen Haspeln abgehaspelt, wobei die Fäden von 8-20 Cocons zusammengenommen werden, je nach der gewünschten Stärke des S.nfadens. Man unterscheidet 3 Schichten S. am Cocon, die äußere mit gröberm Faden gibt die Floret-S, die mittlere die feine S., u. die innerste die S.nwatte. Um der S. den gehörigen Grad der Weiße zu ertheilen, kocht man sie mit Seife (degummiren). Die degummirte S. wird zuletzt gezwirnt, u. jenachdem dies mehr od. weniger stark geschieht, heißt sie Organsin od. Tram-S. - Die aus S. bereiteten Zeuge sind in ihrem Gewebe etc. äußerst mannigfaltig. Nach ihren Hauptverschiedenheiten sind sie entweder glatt, leinwandartig gewoben, wie die Taffete, Marcelline, Gros de Naples; oder geköpert, wie die Serge, Levantine, Atlasse etc.; oder faconirt, mit kleinen Blumen und Figuren, oder broschirt, mit eingewebten vielfarbigen Blumen, oder sammtartig, oder flor- und kreppartig, bei denen Kette u. Einschlagfäden weit auseinander stehen. - Die S.nzucht u. Bearbeitung der S. stammt aus China und Ostindien, wo sie uralt ist. Von da kam sie im 6. Jahrh. nach Konstantinopel und verbreitete sich in Griechenland, zur Zeit der ersten Kreuzzüge in Sicilien, von da aber wurde sie bald nach Italien, Spanien, später nach Frankreich verpflanzt, in neuerer Zeit auch nach Deutschland.


Seide, Zaid, Mohammeds Freigelassener, Adoptivsohn u. schwärmerischer Anhänger, die Hauptfigur in Voltaire's "Mahomet".


Seidel, Hohlmaß, in Oesterreich - 1/4, in Bayern = 1/2 Maß.


Seidelbast, s. Daphne.


Seidenhase, s. Kaninchen.

auf dieser das genaue Bild des Punktes; da dieses bei allen Punkten des betrachteten Gegenstandes der Fall ist, so bildet sich auch der ganze Gegenstand auf der Netzhaut ab und wird dann von dieser, mittelst Fortleitung des erhaltenen Eindrucks durch den Sehnerven auf das Gehirn, empfunden d. h. gesehen. Ist aber bei nicht ganz gehörigem Bau des Auges die Brechung zu stark, so kommt der Brennpunkt, also das Bild des Gegenstandes vor die Netzhaut zu stehen, bei zu schwacher Brechung hinter dieselbe, u. auf die Netzhaut selber gelangen dann die Lichtstrahlen entweder schon wieder auseinander getreten od. noch nicht vereinigt, erzeugen somit ein verschwommenes Bild u. das S. ist undeutlich. Beide Fälle bedingen der erste die Kurzsichtigkeit, der zweite die Fernsichtigkeit, Brechungsfehler des Auges, die wie bekannt durch vertiefte u. erhabene Brillengläser verbessert werden.


Sehnen oder Flechsen heißen in der Anatomie die strangförmigen, rundlichen od. platten Faserbündel von festem Gewebe, welche von den Endstücken der Muskeln ausgehen und sich gewöhnlich an einen Knochen anheften. – In der Geometrie heißt Sehne oder Chorde eine gerade Linie zwischen 2 Punkten einer krummen Linie, ohne diese zu schneiden, besonders beim Kreise.


Sehnendurchschneidung (tenotomia), eine in neuerer Zeit häufig angewendete chirurgische Operation bei krankhafter Verkürzung der Muskeln und dadurch bedingter fehlerhafter Lage u. Stellung eines Gliedes. Die Sehnen der verkürzten Muskeln werden durchschnitten, um die Antagonisten dadurch wieder wirksamer zu machen und durch eine orthopädische Nachbehandlung das Glied wieder in seine normale Lage zu bringen. Einzelne Versuche wurden schon früher gemacht; weiter ausgebildet aber wurde diese Operation erst durch Delpech, der die subcutane S. (unter der Haut) einführte.


Seide heißt das Gespinnst der S.nraupe (s. d.), womit sich diese vor ihrer Verpuppung umgibt. Dieses Gespinnst (Cocon) ist oval, von der Größe eines Taubeneies und besteht aus einem einzigen, auf- u. abgehenden, 800–1000' langen Faden und einer innern filzartigen Hülle, die sich nicht abwickeln läßt. Haben sich die Raupen in ihre Cocons verpuppt, so werden die Puppen durch Ofenhitze oder besser durch Dämpfe getödtet. Hierauf werden die Cocons in heißes Wasser gebracht, um den Leim, der das Gespinnst durchzieht, aufzulösen und den Faden abwindbar zu machen, dann die Fäden auf eigenen Haspeln abgehaspelt, wobei die Fäden von 8–20 Cocons zusammengenommen werden, je nach der gewünschten Stärke des S.nfadens. Man unterscheidet 3 Schichten S. am Cocon, die äußere mit gröberm Faden gibt die Floret-S, die mittlere die feine S., u. die innerste die S.nwatte. Um der S. den gehörigen Grad der Weiße zu ertheilen, kocht man sie mit Seife (degummiren). Die degummirte S. wird zuletzt gezwirnt, u. jenachdem dies mehr od. weniger stark geschieht, heißt sie Organsin od. Tram-S. – Die aus S. bereiteten Zeuge sind in ihrem Gewebe etc. äußerst mannigfaltig. Nach ihren Hauptverschiedenheiten sind sie entweder glatt, leinwandartig gewoben, wie die Taffete, Marcelline, Gros de Naples; oder geköpert, wie die Serge, Levantine, Atlasse etc.; oder façonirt, mit kleinen Blumen und Figuren, oder broschirt, mit eingewebten vielfarbigen Blumen, oder sammtartig, oder flor- und kreppartig, bei denen Kette u. Einschlagfäden weit auseinander stehen. – Die S.nzucht u. Bearbeitung der S. stammt aus China und Ostindien, wo sie uralt ist. Von da kam sie im 6. Jahrh. nach Konstantinopel und verbreitete sich in Griechenland, zur Zeit der ersten Kreuzzüge in Sicilien, von da aber wurde sie bald nach Italien, Spanien, später nach Frankreich verpflanzt, in neuerer Zeit auch nach Deutschland.


Seïde, Zaid, Mohammeds Freigelassener, Adoptivsohn u. schwärmerischer Anhänger, die Hauptfigur in Voltaire's „Mahomet“.


Seidel, Hohlmaß, in Oesterreich – 1/4, in Bayern = 1/2 Maß.


Seidelbast, s. Daphne.


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[175/0176] auf dieser das genaue Bild des Punktes; da dieses bei allen Punkten des betrachteten Gegenstandes der Fall ist, so bildet sich auch der ganze Gegenstand auf der Netzhaut ab und wird dann von dieser, mittelst Fortleitung des erhaltenen Eindrucks durch den Sehnerven auf das Gehirn, empfunden d. h. gesehen. Ist aber bei nicht ganz gehörigem Bau des Auges die Brechung zu stark, so kommt der Brennpunkt, also das Bild des Gegenstandes vor die Netzhaut zu stehen, bei zu schwacher Brechung hinter dieselbe, u. auf die Netzhaut selber gelangen dann die Lichtstrahlen entweder schon wieder auseinander getreten od. noch nicht vereinigt, erzeugen somit ein verschwommenes Bild u. das S. ist undeutlich. Beide Fälle bedingen der erste die Kurzsichtigkeit, der zweite die Fernsichtigkeit, Brechungsfehler des Auges, die wie bekannt durch vertiefte u. erhabene Brillengläser verbessert werden. Sehnen oder Flechsen heißen in der Anatomie die strangförmigen, rundlichen od. platten Faserbündel von festem Gewebe, welche von den Endstücken der Muskeln ausgehen und sich gewöhnlich an einen Knochen anheften. – In der Geometrie heißt Sehne oder Chorde eine gerade Linie zwischen 2 Punkten einer krummen Linie, ohne diese zu schneiden, besonders beim Kreise. Sehnendurchschneidung (tenotomia), eine in neuerer Zeit häufig angewendete chirurgische Operation bei krankhafter Verkürzung der Muskeln und dadurch bedingter fehlerhafter Lage u. Stellung eines Gliedes. Die Sehnen der verkürzten Muskeln werden durchschnitten, um die Antagonisten dadurch wieder wirksamer zu machen und durch eine orthopädische Nachbehandlung das Glied wieder in seine normale Lage zu bringen. Einzelne Versuche wurden schon früher gemacht; weiter ausgebildet aber wurde diese Operation erst durch Delpech, der die subcutane S. (unter der Haut) einführte. Seide heißt das Gespinnst der S.nraupe (s. d.), womit sich diese vor ihrer Verpuppung umgibt. Dieses Gespinnst (Cocon) ist oval, von der Größe eines Taubeneies und besteht aus einem einzigen, auf- u. abgehenden, 800–1000' langen Faden und einer innern filzartigen Hülle, die sich nicht abwickeln läßt. Haben sich die Raupen in ihre Cocons verpuppt, so werden die Puppen durch Ofenhitze oder besser durch Dämpfe getödtet. Hierauf werden die Cocons in heißes Wasser gebracht, um den Leim, der das Gespinnst durchzieht, aufzulösen und den Faden abwindbar zu machen, dann die Fäden auf eigenen Haspeln abgehaspelt, wobei die Fäden von 8–20 Cocons zusammengenommen werden, je nach der gewünschten Stärke des S.nfadens. Man unterscheidet 3 Schichten S. am Cocon, die äußere mit gröberm Faden gibt die Floret-S, die mittlere die feine S., u. die innerste die S.nwatte. Um der S. den gehörigen Grad der Weiße zu ertheilen, kocht man sie mit Seife (degummiren). Die degummirte S. wird zuletzt gezwirnt, u. jenachdem dies mehr od. weniger stark geschieht, heißt sie Organsin od. Tram-S. – Die aus S. bereiteten Zeuge sind in ihrem Gewebe etc. äußerst mannigfaltig. Nach ihren Hauptverschiedenheiten sind sie entweder glatt, leinwandartig gewoben, wie die Taffete, Marcelline, Gros de Naples; oder geköpert, wie die Serge, Levantine, Atlasse etc.; oder façonirt, mit kleinen Blumen und Figuren, oder broschirt, mit eingewebten vielfarbigen Blumen, oder sammtartig, oder flor- und kreppartig, bei denen Kette u. Einschlagfäden weit auseinander stehen. – Die S.nzucht u. Bearbeitung der S. stammt aus China und Ostindien, wo sie uralt ist. Von da kam sie im 6. Jahrh. nach Konstantinopel und verbreitete sich in Griechenland, zur Zeit der ersten Kreuzzüge in Sicilien, von da aber wurde sie bald nach Italien, Spanien, später nach Frankreich verpflanzt, in neuerer Zeit auch nach Deutschland. Seïde, Zaid, Mohammeds Freigelassener, Adoptivsohn u. schwärmerischer Anhänger, die Hauptfigur in Voltaire's „Mahomet“. Seidel, Hohlmaß, in Oesterreich – 1/4, in Bayern = 1/2 Maß. Seidelbast, s. Daphne. Seidenhase, s. Kaninchen.

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/176>, abgerufen am 23.11.2024.