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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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nachzog; er wanderte nach Straßburg und wurde 1791 Vicar des constitutionellen Bischofs Brendel, 1792 aber zum Maire von Hagenau befördert. Als das Schreckensregiment recht in Gang u. von Paris aus eine Menge Gesindel nach Straßburg gekommen war, wurde S. als öffentlicher Ankläger vor dem Revolutionstribunal ein Schrecken des Elsaßes. Auch zu Straßburg wurde das Fest der Vernunft gefeiert, S. war der Festredner u. schwur dem Christenthum feierlich ab, aber bald darauf lieferten ihn die Conventsdeputirten als einen Verdächtigen dennoch nach Paris, wo er am 1. April 1794 unter der Guillotine endete.


Schneider, Anton, geb. 1777 zu Weiler im Vorarlberg, Advokat zu Bregenz, leitete 1809 den Vorarlberger Aufstand, wurde gefangen und von Napoleon zum Erschießen bestimmt, von dem Kronprinzen von Württemberg aber gerettet; st. 1820 zu Fidris in Graubünden.


Schneider, Joh. Christian Friedrich, Componist, geb. 1786 zu Waltersdorf bei Zittau, war zuerst Organist in Leipzig, 1821 Organist und Kapellmeister in Dessau; st. 1853. Seine besten Compositionen sind kirchliche, namentlich für Vocalmusik, Messen u. Oratorien, von letztern am gelungensten "Das verlorene Paradies"; außerdem Ouvertüren mehrer Opern u. vortreffliche Lieder. Schrieb: "Elementarbuch der Tonsetzkunst"; "Elementarübungen im Gesang"; "Handbuch des Organisten" etc. S., Joh. Gottlob, Bruder des Vorigen, einer der ausgezeichnetsten Organisten und Orgelcomponist, geb. 1789 bei Zittau, ward 1811 Organist an der Universitätskirche zu Leipzig, 1812 an der Hauptkirche zu Görlitz, wo er eine Singschule errichtete. 1825 Hoforganist in Dresden.


Schneider, Karl Ernst Christoph, Philolog, geb. 1786 zu Wiehe in Sachsen, seit 1816 Professor zu Breslau, gab gute Ausgaben von Cäsars Commentaren, einigen platonischen Schriften u. dgl. m.


Schneidervogel (sylvia sutoria), kleiner Sänger in Ostindien; beim Nestbau durchsticht er mehre Blätter mit seinem Schnabel, verbindet sie mit Pflanzenfasern und schafft sich so den Grundbau seines an den äußersten Zweigen hängenden Nestes.


Schneidewin, Friedr. Wilhelm, geb. 1810 zu Helmstedt, seit 1837 Professor in Göttin gen, gest. 1856, ausgezeichneter Philolog, gründete die Zeitschrift "Philologus", edirte den Martial (Grimma 1842), einen "Delectus poeseos graecae elegiacae" (Gött. 1838-39, 2 Bde.), die neu aufgefundenen Reden des Hyperides (Gött. 1853).


Schneller, Julius Franz Borgias, Geschichtschreiber u. Publicist, geb. 1777 zu Straßburg, lehrte Geschichte zu Linz und Gratz, von 1823 an zu Freiburg i. B., wo er 1833 st. S. hatte Geist und Kenntnisse u. schrieb populär, verdarb sich aber das Meiste durch Vielschreiberei u. durch seinen mit achtungswerther Freimüthigkeit Hand in Hand gehenden aber stark oberflächlichen Liberalismus. Lieferte Sonnette, Luft- u. Trauerspiele, viele historisch- philosophische Schriften, eine ungeheure Menge einzelner Aufsätze (Geist der Jahrhunderte im Kaiserthum Oesterreich, in dem von Andre herausggb. Hesperus), namentlich aber eine "Weltgeschichte" Gratz 1810-12), deren Fortsetzung und etwaige neue Auflage von Oben herab verboten wurden. Hinterlassene Werke (enthaltend S.s Lebensbeschreibung, den Briefwechsel mit Prokesch-Osten, Gedichte, historische u. a. Aufsätze) durch Ernst Münch. Stuttg. 1834-42, 4 B.


Schnellpressen, heißen in der Buchdruckerei die Maschinen zur Beschleunigung des Drucks. Der Engländer Nicholson hatte bereits 1790 eine Idee dieser Erfindung, nahm auch ein Patent darauf, konnte jedoch mit der Ausführung nicht zu Stande kommen. Der eigentliche Erfinder der S. ist ein Deutscher, Friedrich König (s. d.); er erbaute zu London im Verein mit seinem Landsmanne A. Bauer die erste derartige Maschine, welche 1814 zum Druck der Times angewendet wurde und 1100 Bogen in der Stunde, also die 5fache Arbeit der Handpresse lieferte. Der Druck der einfachen S. wird im Wesentlichen auf folgende Weise bewerkstelligt: An dem vordern Theile der Maschine

nachzog; er wanderte nach Straßburg und wurde 1791 Vicar des constitutionellen Bischofs Brendel, 1792 aber zum Maire von Hagenau befördert. Als das Schreckensregiment recht in Gang u. von Paris aus eine Menge Gesindel nach Straßburg gekommen war, wurde S. als öffentlicher Ankläger vor dem Revolutionstribunal ein Schrecken des Elsaßes. Auch zu Straßburg wurde das Fest der Vernunft gefeiert, S. war der Festredner u. schwur dem Christenthum feierlich ab, aber bald darauf lieferten ihn die Conventsdeputirten als einen Verdächtigen dennoch nach Paris, wo er am 1. April 1794 unter der Guillotine endete.


Schneider, Anton, geb. 1777 zu Weiler im Vorarlberg, Advokat zu Bregenz, leitete 1809 den Vorarlberger Aufstand, wurde gefangen und von Napoleon zum Erschießen bestimmt, von dem Kronprinzen von Württemberg aber gerettet; st. 1820 zu Fidris in Graubünden.


Schneider, Joh. Christian Friedrich, Componist, geb. 1786 zu Waltersdorf bei Zittau, war zuerst Organist in Leipzig, 1821 Organist und Kapellmeister in Dessau; st. 1853. Seine besten Compositionen sind kirchliche, namentlich für Vocalmusik, Messen u. Oratorien, von letztern am gelungensten „Das verlorene Paradies“; außerdem Ouvertüren mehrer Opern u. vortreffliche Lieder. Schrieb: „Elementarbuch der Tonsetzkunst“; „Elementarübungen im Gesang“; „Handbuch des Organisten“ etc. S., Joh. Gottlob, Bruder des Vorigen, einer der ausgezeichnetsten Organisten und Orgelcomponist, geb. 1789 bei Zittau, ward 1811 Organist an der Universitätskirche zu Leipzig, 1812 an der Hauptkirche zu Görlitz, wo er eine Singschule errichtete. 1825 Hoforganist in Dresden.


Schneider, Karl Ernst Christoph, Philolog, geb. 1786 zu Wiehe in Sachsen, seit 1816 Professor zu Breslau, gab gute Ausgaben von Cäsars Commentaren, einigen platonischen Schriften u. dgl. m.


Schneidervogel (sylvia sutoria), kleiner Sänger in Ostindien; beim Nestbau durchsticht er mehre Blätter mit seinem Schnabel, verbindet sie mit Pflanzenfasern und schafft sich so den Grundbau seines an den äußersten Zweigen hängenden Nestes.


Schneidewin, Friedr. Wilhelm, geb. 1810 zu Helmstedt, seit 1837 Professor in Göttin gen, gest. 1856, ausgezeichneter Philolog, gründete die Zeitschrift „Philologus“, edirte den Martial (Grimma 1842), einen „Delectus poëseos graecae elegiacae“ (Gött. 1838–39, 2 Bde.), die neu aufgefundenen Reden des Hyperides (Gött. 1853).


Schneller, Julius Franz Borgias, Geschichtschreiber u. Publicist, geb. 1777 zu Straßburg, lehrte Geschichte zu Linz und Gratz, von 1823 an zu Freiburg i. B., wo er 1833 st. S. hatte Geist und Kenntnisse u. schrieb populär, verdarb sich aber das Meiste durch Vielschreiberei u. durch seinen mit achtungswerther Freimüthigkeit Hand in Hand gehenden aber stark oberflächlichen Liberalismus. Lieferte Sonnette, Luft- u. Trauerspiele, viele historisch- philosophische Schriften, eine ungeheure Menge einzelner Aufsätze (Geist der Jahrhunderte im Kaiserthum Oesterreich, in dem von André herausggb. Hesperus), namentlich aber eine „Weltgeschichte“ Gratz 1810–12), deren Fortsetzung und etwaige neue Auflage von Oben herab verboten wurden. Hinterlassene Werke (enthaltend S.s Lebensbeschreibung, den Briefwechsel mit Prokesch-Osten, Gedichte, historische u. a. Aufsätze) durch Ernst Münch. Stuttg. 1834–42, 4 B.


Schnellpressen, heißen in der Buchdruckerei die Maschinen zur Beschleunigung des Drucks. Der Engländer Nicholson hatte bereits 1790 eine Idee dieser Erfindung, nahm auch ein Patent darauf, konnte jedoch mit der Ausführung nicht zu Stande kommen. Der eigentliche Erfinder der S. ist ein Deutscher, Friedrich König (s. d.); er erbaute zu London im Verein mit seinem Landsmanne A. Bauer die erste derartige Maschine, welche 1814 zum Druck der Times angewendet wurde und 1100 Bogen in der Stunde, also die 5fache Arbeit der Handpresse lieferte. Der Druck der einfachen S. wird im Wesentlichen auf folgende Weise bewerkstelligt: An dem vordern Theile der Maschine

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[107/0108] nachzog; er wanderte nach Straßburg und wurde 1791 Vicar des constitutionellen Bischofs Brendel, 1792 aber zum Maire von Hagenau befördert. Als das Schreckensregiment recht in Gang u. von Paris aus eine Menge Gesindel nach Straßburg gekommen war, wurde S. als öffentlicher Ankläger vor dem Revolutionstribunal ein Schrecken des Elsaßes. Auch zu Straßburg wurde das Fest der Vernunft gefeiert, S. war der Festredner u. schwur dem Christenthum feierlich ab, aber bald darauf lieferten ihn die Conventsdeputirten als einen Verdächtigen dennoch nach Paris, wo er am 1. April 1794 unter der Guillotine endete. Schneider, Anton, geb. 1777 zu Weiler im Vorarlberg, Advokat zu Bregenz, leitete 1809 den Vorarlberger Aufstand, wurde gefangen und von Napoleon zum Erschießen bestimmt, von dem Kronprinzen von Württemberg aber gerettet; st. 1820 zu Fidris in Graubünden. Schneider, Joh. Christian Friedrich, Componist, geb. 1786 zu Waltersdorf bei Zittau, war zuerst Organist in Leipzig, 1821 Organist und Kapellmeister in Dessau; st. 1853. Seine besten Compositionen sind kirchliche, namentlich für Vocalmusik, Messen u. Oratorien, von letztern am gelungensten „Das verlorene Paradies“; außerdem Ouvertüren mehrer Opern u. vortreffliche Lieder. Schrieb: „Elementarbuch der Tonsetzkunst“; „Elementarübungen im Gesang“; „Handbuch des Organisten“ etc. S., Joh. Gottlob, Bruder des Vorigen, einer der ausgezeichnetsten Organisten und Orgelcomponist, geb. 1789 bei Zittau, ward 1811 Organist an der Universitätskirche zu Leipzig, 1812 an der Hauptkirche zu Görlitz, wo er eine Singschule errichtete. 1825 Hoforganist in Dresden. Schneider, Karl Ernst Christoph, Philolog, geb. 1786 zu Wiehe in Sachsen, seit 1816 Professor zu Breslau, gab gute Ausgaben von Cäsars Commentaren, einigen platonischen Schriften u. dgl. m. Schneidervogel (sylvia sutoria), kleiner Sänger in Ostindien; beim Nestbau durchsticht er mehre Blätter mit seinem Schnabel, verbindet sie mit Pflanzenfasern und schafft sich so den Grundbau seines an den äußersten Zweigen hängenden Nestes. Schneidewin, Friedr. Wilhelm, geb. 1810 zu Helmstedt, seit 1837 Professor in Göttin gen, gest. 1856, ausgezeichneter Philolog, gründete die Zeitschrift „Philologus“, edirte den Martial (Grimma 1842), einen „Delectus poëseos graecae elegiacae“ (Gött. 1838–39, 2 Bde.), die neu aufgefundenen Reden des Hyperides (Gött. 1853). Schneller, Julius Franz Borgias, Geschichtschreiber u. Publicist, geb. 1777 zu Straßburg, lehrte Geschichte zu Linz und Gratz, von 1823 an zu Freiburg i. B., wo er 1833 st. S. hatte Geist und Kenntnisse u. schrieb populär, verdarb sich aber das Meiste durch Vielschreiberei u. durch seinen mit achtungswerther Freimüthigkeit Hand in Hand gehenden aber stark oberflächlichen Liberalismus. Lieferte Sonnette, Luft- u. Trauerspiele, viele historisch- philosophische Schriften, eine ungeheure Menge einzelner Aufsätze (Geist der Jahrhunderte im Kaiserthum Oesterreich, in dem von André herausggb. Hesperus), namentlich aber eine „Weltgeschichte“ Gratz 1810–12), deren Fortsetzung und etwaige neue Auflage von Oben herab verboten wurden. Hinterlassene Werke (enthaltend S.s Lebensbeschreibung, den Briefwechsel mit Prokesch-Osten, Gedichte, historische u. a. Aufsätze) durch Ernst Münch. Stuttg. 1834–42, 4 B. Schnellpressen, heißen in der Buchdruckerei die Maschinen zur Beschleunigung des Drucks. Der Engländer Nicholson hatte bereits 1790 eine Idee dieser Erfindung, nahm auch ein Patent darauf, konnte jedoch mit der Ausführung nicht zu Stande kommen. Der eigentliche Erfinder der S. ist ein Deutscher, Friedrich König (s. d.); er erbaute zu London im Verein mit seinem Landsmanne A. Bauer die erste derartige Maschine, welche 1814 zum Druck der Times angewendet wurde und 1100 Bogen in der Stunde, also die 5fache Arbeit der Handpresse lieferte. Der Druck der einfachen S. wird im Wesentlichen auf folgende Weise bewerkstelligt: An dem vordern Theile der Maschine

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/108>, abgerufen am 23.11.2024.