Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.eine unermeßliche, indessen weichen die Zahlen, die wir angegeben finden, sehr stark von einander ab; daß die Lebensmittel besonders für die unteren Klassen der Bevölkerung fast durchschnittlich mehr od. weniger verfälscht werden, ist neuerdings polizeilich erwiesen worden; ebenso leiden viele Theile der Stadt Mangel an gutem Trinkwasser. - Die Verfassung von L. ist sehr eigenthümlich: City, Westminster und die 3 Divisionen der Vorstädte haben ihre eigene Gemeindeobrigkeit, wählen ihre Parlamentsmitglieder nach besonderen Wahlnormen, fast durchgängig im liberalen Sinne; die City namentlich übt einen bedeutenden politischen Einfluß aus. - L. war schon zur Zeit der celtischen Britannen ein bedeutender Ort und hob sich als röm. Colonie zu einem Hauptplatze. Es war eine der ersten Städte, deren sich die Sachsen bemächtigten; König Alfred wählte sie zur Residenz, Wilhelm der Eroberer ließ ihr die früheren Privilegien und L. spielte immer eine große Rolle bei den inneren Erschütterungen Englands von König Johann bis Karl I., wo ihre Miliz bereits über 20000 Mann betrug. Im Jahre 1665 sollen über 100000 Menschen an der Pest gestorben sein u. das Jahr darauf verbrannten 13200 Häuser, zu deren Wiederaufbau das ganze Reich besteuert wurde. Seitdem blieb L. von einem allgemeinen Unglück verschont und hat sich mit der Größe Englands von Jahr zu Jahr gehoben. Londonderry, auch Derry od. Coleraine, od. Krine, irische Grafschaft in der Provinz Ulster, 381/4 #M. groß, mit 191000 E., arm, ziemlich unfruchtbar, Leineweberei die einzige Industrie. Hauptstadt L., mit 15000 E., Hafen, Fischerei u. Leinehandel; Sitz eines kathol. und anglican. Bischofs. Londonderry , Charles William Vane, Marquis von, früher Sir William Stewart, geb. 1778, Bruder Castlereaghs, diente unter Wellington in Spanien u. wurde 1813 als brit. Bevollmächtigter zu den Heeren der Verbündeten nach Deutschland und 1814 nach Wien geschickt. Als die Hochtorypartei mit dem Tode seines Bruders stürzte, wurde er 1822 zurückberufen u. machte sich unter der Whigsregierung nur durch heftige Reden im Oberhause und als Oranienmann bemerklich; er st. 1854. Hinterließ eine Geschichte des Kriegs in Spanien, über den Krieg in Deutschland u. Frankreich, Erinnerungen von einer Reise durch das nördliche Europa, eine Dampfschifffahrt nach Konstantinopel und gab die Correspondenz, Depeschen u. andere Papiere des Viscount Castlereagh, 2. Marquis von L. heraus (Lond. 1848-53). Londonderry, Henri etc., s. Castlereagh. Londoner Conferenzen, heißen speciell die Zusammenkunft der Bevollmächtigten der 5 europ. Großmächte, die vom 1. Nov. 1830 bis Octbr. 1832 in der belg.-holländ. Streitfrage (s. Belgien) über 80 Protokolle unterzeichnete, die Belgien, aber nicht Holland anerkannte, Frankreich u. England aber durchführten. Erst 1839 fügte sich Holland, worauf am 22. Januar 1839 das Schlußprotokoll zu Stande kam. Longchamps (Longschang), Ort bei Paris, früher Nonnenkloster und Wallfahrtsort, jetzt Pächterei, im 17. u. 18. Jahrh. während der Charwoche Vergnügungsort der reicheren Klassen, die auf dem Wege den Luxus ihrer Equipagen etc. zur Schau trugen, eine Sitte, welche durch die Revolution unterbrochen, seit dem Consulate wieder aufgekommen ist (promenade de L.). Longfellow (Langfelloh), Henri Wadsworth, geb. 1807 zu Portland in Maine, seit 1835 Professor der neuern Sprachen an der Havard-Universität zu Cambridge, bereiste Europa und machte sich mit der cisatlantischen Poesie, namentlich auch der deutschen, bekannt, gab lyrische, epische, dramatische Gedichte, Novellen und Romane, sowie kritische Schriften heraus (gesammelt Lond. 1852), die sämmtlich ins Deutsche übersetzt sind. Longford (Langförrd), irische Grafschaft in der Provinz Leinster, 191/2 #M. groß, mit 83000 E., hat starke Viehzucht, Hanf- u. Flachsbau, Leineindustrie, Eisen- und Steinkohlengruben. Hauptstadt L., mit 4000 E. Longhi, Jos., geb. 1766 zu Monza, gest. 1831 als Professor an der Akademie der Künste, berühmter Kupferstecher, bewundert wegen der Lebendigkeit der Fleischparthien; eine unermeßliche, indessen weichen die Zahlen, die wir angegeben finden, sehr stark von einander ab; daß die Lebensmittel besonders für die unteren Klassen der Bevölkerung fast durchschnittlich mehr od. weniger verfälscht werden, ist neuerdings polizeilich erwiesen worden; ebenso leiden viele Theile der Stadt Mangel an gutem Trinkwasser. – Die Verfassung von L. ist sehr eigenthümlich: City, Westminster und die 3 Divisionen der Vorstädte haben ihre eigene Gemeindeobrigkeit, wählen ihre Parlamentsmitglieder nach besonderen Wahlnormen, fast durchgängig im liberalen Sinne; die City namentlich übt einen bedeutenden politischen Einfluß aus. – L. war schon zur Zeit der celtischen Britannen ein bedeutender Ort und hob sich als röm. Colonie zu einem Hauptplatze. Es war eine der ersten Städte, deren sich die Sachsen bemächtigten; König Alfred wählte sie zur Residenz, Wilhelm der Eroberer ließ ihr die früheren Privilegien und L. spielte immer eine große Rolle bei den inneren Erschütterungen Englands von König Johann bis Karl I., wo ihre Miliz bereits über 20000 Mann betrug. Im Jahre 1665 sollen über 100000 Menschen an der Pest gestorben sein u. das Jahr darauf verbrannten 13200 Häuser, zu deren Wiederaufbau das ganze Reich besteuert wurde. Seitdem blieb L. von einem allgemeinen Unglück verschont und hat sich mit der Größe Englands von Jahr zu Jahr gehoben. Londonderry, auch Derry od. Coleraine, od. Krine, irische Grafschaft in der Provinz Ulster, 381/4 □M. groß, mit 191000 E., arm, ziemlich unfruchtbar, Leineweberei die einzige Industrie. Hauptstadt L., mit 15000 E., Hafen, Fischerei u. Leinehandel; Sitz eines kathol. und anglican. Bischofs. Londonderry , Charles William Vane, Marquis von, früher Sir William Stewart, geb. 1778, Bruder Castlereaghs, diente unter Wellington in Spanien u. wurde 1813 als brit. Bevollmächtigter zu den Heeren der Verbündeten nach Deutschland und 1814 nach Wien geschickt. Als die Hochtorypartei mit dem Tode seines Bruders stürzte, wurde er 1822 zurückberufen u. machte sich unter der Whigsregierung nur durch heftige Reden im Oberhause und als Oranienmann bemerklich; er st. 1854. Hinterließ eine Geschichte des Kriegs in Spanien, über den Krieg in Deutschland u. Frankreich, Erinnerungen von einer Reise durch das nördliche Europa, eine Dampfschifffahrt nach Konstantinopel und gab die Correspondenz, Depeschen u. andere Papiere des Viscount Castlereagh, 2. Marquis von L. heraus (Lond. 1848–53). Londonderry, Henri etc., s. Castlereagh. Londoner Conferenzen, heißen speciell die Zusammenkunft der Bevollmächtigten der 5 europ. Großmächte, die vom 1. Nov. 1830 bis Octbr. 1832 in der belg.-holländ. Streitfrage (s. Belgien) über 80 Protokolle unterzeichnete, die Belgien, aber nicht Holland anerkannte, Frankreich u. England aber durchführten. Erst 1839 fügte sich Holland, worauf am 22. Januar 1839 das Schlußprotokoll zu Stande kam. Longchamps (Longschang), Ort bei Paris, früher Nonnenkloster und Wallfahrtsort, jetzt Pächterei, im 17. u. 18. Jahrh. während der Charwoche Vergnügungsort der reicheren Klassen, die auf dem Wege den Luxus ihrer Equipagen etc. zur Schau trugen, eine Sitte, welche durch die Revolution unterbrochen, seit dem Consulate wieder aufgekommen ist (promenade de L.). Longfellow (Langfelloh), Henri Wadsworth, geb. 1807 zu Portland in Maine, seit 1835 Professor der neuern Sprachen an der Havard-Universität zu Cambridge, bereiste Europa und machte sich mit der cisatlantischen Poesie, namentlich auch der deutschen, bekannt, gab lyrische, epische, dramatische Gedichte, Novellen und Romane, sowie kritische Schriften heraus (gesammelt Lond. 1852), die sämmtlich ins Deutsche übersetzt sind. Longford (Langförrd), irische Grafschaft in der Provinz Leinster, 191/2 □M. groß, mit 83000 E., hat starke Viehzucht, Hanf- u. Flachsbau, Leineindustrie, Eisen- und Steinkohlengruben. Hauptstadt L., mit 4000 E. 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Colonie zu einem Hauptplatze. Es war eine der ersten Städte, deren sich die Sachsen bemächtigten; König Alfred wählte sie zur Residenz, Wilhelm der Eroberer ließ ihr die früheren Privilegien und L. spielte immer eine große Rolle bei den inneren Erschütterungen Englands von König Johann bis Karl I., wo ihre Miliz bereits über 20000 Mann betrug. Im Jahre 1665 sollen über 100000 Menschen an der Pest gestorben sein u. das Jahr darauf verbrannten 13200 Häuser, zu deren Wiederaufbau das ganze Reich besteuert wurde. 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Als die Hochtorypartei mit dem Tode seines Bruders stürzte, wurde er 1822 zurückberufen u. machte sich unter der Whigsregierung nur durch heftige Reden im Oberhause und als Oranienmann bemerklich; er st. 1854. Hinterließ eine Geschichte des Kriegs in Spanien, über den Krieg in Deutschland u. Frankreich, Erinnerungen von einer Reise durch das nördliche Europa, eine Dampfschifffahrt nach Konstantinopel und gab die Correspondenz, Depeschen u. andere Papiere des Viscount Castlereagh, 2. Marquis von L. heraus (Lond. 1848–53).</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Londonderry</hi>, Henri etc., s. Castlereagh.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Londoner Conferenzen</hi>, heißen speciell die Zusammenkunft der Bevollmächtigten der 5 europ. Großmächte, die vom 1. Nov. 1830 bis Octbr. 1832 in der belg.-holländ. Streitfrage (s. Belgien) über 80 Protokolle unterzeichnete, die Belgien, aber nicht Holland anerkannte, Frankreich u. 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eine unermeßliche, indessen weichen die Zahlen, die wir angegeben finden, sehr stark von einander ab; daß die Lebensmittel besonders für die unteren Klassen der Bevölkerung fast durchschnittlich mehr od. weniger verfälscht werden, ist neuerdings polizeilich erwiesen worden; ebenso leiden viele Theile der Stadt Mangel an gutem Trinkwasser. – Die Verfassung von L. ist sehr eigenthümlich: City, Westminster und die 3 Divisionen der Vorstädte haben ihre eigene Gemeindeobrigkeit, wählen ihre Parlamentsmitglieder nach besonderen Wahlnormen, fast durchgängig im liberalen Sinne; die City namentlich übt einen bedeutenden politischen Einfluß aus. – L. war schon zur Zeit der celtischen Britannen ein bedeutender Ort und hob sich als röm. Colonie zu einem Hauptplatze. Es war eine der ersten Städte, deren sich die Sachsen bemächtigten; König Alfred wählte sie zur Residenz, Wilhelm der Eroberer ließ ihr die früheren Privilegien und L. spielte immer eine große Rolle bei den inneren Erschütterungen Englands von König Johann bis Karl I., wo ihre Miliz bereits über 20000 Mann betrug. Im Jahre 1665 sollen über 100000 Menschen an der Pest gestorben sein u. das Jahr darauf verbrannten 13200 Häuser, zu deren Wiederaufbau das ganze Reich besteuert wurde. Seitdem blieb L. von einem allgemeinen Unglück verschont und hat sich mit der Größe Englands von Jahr zu Jahr gehoben.
Londonderry, auch Derry od. Coleraine, od. Krine, irische Grafschaft in der Provinz Ulster, 381/4 □M. groß, mit 191000 E., arm, ziemlich unfruchtbar, Leineweberei die einzige Industrie. Hauptstadt L., mit 15000 E., Hafen, Fischerei u. Leinehandel; Sitz eines kathol. und anglican. Bischofs.
Londonderry , Charles William Vane, Marquis von, früher Sir William Stewart, geb. 1778, Bruder Castlereaghs, diente unter Wellington in Spanien u. wurde 1813 als brit. Bevollmächtigter zu den Heeren der Verbündeten nach Deutschland und 1814 nach Wien geschickt. Als die Hochtorypartei mit dem Tode seines Bruders stürzte, wurde er 1822 zurückberufen u. machte sich unter der Whigsregierung nur durch heftige Reden im Oberhause und als Oranienmann bemerklich; er st. 1854. Hinterließ eine Geschichte des Kriegs in Spanien, über den Krieg in Deutschland u. Frankreich, Erinnerungen von einer Reise durch das nördliche Europa, eine Dampfschifffahrt nach Konstantinopel und gab die Correspondenz, Depeschen u. andere Papiere des Viscount Castlereagh, 2. Marquis von L. heraus (Lond. 1848–53).
Londonderry, Henri etc., s. Castlereagh.
Londoner Conferenzen, heißen speciell die Zusammenkunft der Bevollmächtigten der 5 europ. Großmächte, die vom 1. Nov. 1830 bis Octbr. 1832 in der belg.-holländ. Streitfrage (s. Belgien) über 80 Protokolle unterzeichnete, die Belgien, aber nicht Holland anerkannte, Frankreich u. England aber durchführten. Erst 1839 fügte sich Holland, worauf am 22. Januar 1839 das Schlußprotokoll zu Stande kam.
Longchamps (Longschang), Ort bei Paris, früher Nonnenkloster und Wallfahrtsort, jetzt Pächterei, im 17. u. 18. Jahrh. während der Charwoche Vergnügungsort der reicheren Klassen, die auf dem Wege den Luxus ihrer Equipagen etc. zur Schau trugen, eine Sitte, welche durch die Revolution unterbrochen, seit dem Consulate wieder aufgekommen ist (promenade de L.).
Longfellow (Langfelloh), Henri Wadsworth, geb. 1807 zu Portland in Maine, seit 1835 Professor der neuern Sprachen an der Havard-Universität zu Cambridge, bereiste Europa und machte sich mit der cisatlantischen Poesie, namentlich auch der deutschen, bekannt, gab lyrische, epische, dramatische Gedichte, Novellen und Romane, sowie kritische Schriften heraus (gesammelt Lond. 1852), die sämmtlich ins Deutsche übersetzt sind.
Longford (Langförrd), irische Grafschaft in der Provinz Leinster, 191/2 □M. groß, mit 83000 E., hat starke Viehzucht, Hanf- u. Flachsbau, Leineindustrie, Eisen- und Steinkohlengruben. Hauptstadt L., mit 4000 E.
Longhi, Jos., geb. 1766 zu Monza, gest. 1831 als Professor an der Akademie der Künste, berühmter Kupferstecher, bewundert wegen der Lebendigkeit der Fleischparthien;
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