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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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mit kleinen Erläuterungen der etwas schwierigeren Stellen versehen.


Minello, Getreidemaß in Verona = 1859 Par. Kubikzoll.


Mineralien, gleichbedeutend mit Produkten der anorganischen Natur, umfassen alle leblosen Dinge, sofern dieselben nicht Kunstprodukte sind. Man trennt dieselben auch in Atmosphärilien u. Fossilien, und versteht manchmal ausschließlich Letztere unter dem Namen der M. Die M. bilden die materielle Grundlage des Erdballs, soweit dieselbe nicht bereits Substrat irgend eines Organismus ist. Aus dem großen Reservoir der M. entstehen u. in dasselbe kehren auch alle Organismen ihrer materiellen Existenz nach zurück. Hat das Mineral eine seinem Wesen zukommende bestimmte geometrische Form angenommen, so ist es ein anorganisches od. mineralisches Individuum und Gegenstand der Oryctognosie, der Mineralogie im engeren Sinn geworden. So lange es eine formlose Masse od. Mischung von chemischen Elementen bleibt und zugleich unmittelbares Bruchstück des Erdballs ist wie z. B. stückliches Gestein, ist es Gegenstand der Geognosie u. Geologie. Vgl. Oryktognosie.


Mineralwasser. Die Beschaffenheit der M. ist bezüglich ihrer Bestandtheile ausschließlich von dem Gestein, das durchflossen wird, und hinsichtlich der Temperatur von der Tiefe, aus welcher es kommt, abhängig. Die Entstehung der M. hat man sich nicht anders zu denken, als daß das atmosphärische Wasser durch zerklüftetes Gestein ins Innere der Erde dringt und dort entweder die Zersetzung des Gesteins zu im Wasser auflöslichen Salzen veranlaßt, oder daß es gelöst u. mit aufgelösten Salzen geschwängert an irgend einem Ort zu Tage kommt. Gelangen nun solche Wasser zugleich in eine beträchtliche Tiefe, mit welcher die Temperatur des Erdbodens ohnehin zunimmt, od. vielleicht auf vulkanischen Boden, so geschieht es, daß dieselben eine Temperatur selbst bis zur Siedhitze annehmen. Die Wirkung der M. ist je nach ihrer chemischen u. physikalischen Verschiedenheit natürlich eine sehr verschiedene. Ueberwiegend ist die Wirkung der Beförderung des Stoffwechsels; sie kommt den meisten derselben zu, dadurch werden zugleich oft krankhafte Stoffe ausgeschieden und der Mangel an einzelnen normalen Bestandtheilen im Blut ersetzt. Die Eintheilung der M. geschieht am besten nach dem Gehalte, wegen dessen dieselben vornehmlich in Gebrauch gezogen werden. Man unterscheidet hiernach 1) mehr od. weniger reine Wasser, die sich vornehmlich nur durch eine erhöhte Temperatur auszeichnen. Hieher: Gastein im Salzburgischen u. Wildbad in Württemberg, Pfäffers in der Schweiz, Bagneres in den Oberpyrenäen. 2) Kohlensäuerlinge; deren gibt es eine Unzahl. Jedes dieser M. enthält noch mehr od. weniger andere Stoffe, die Geschmack und Wirkung modificiren. Kohlensäure in kleinen Quantitäten enthält fast jedes M. Berühmteste Säuerlinge: Selters und Fachingen in Nassau, Rippoldsau in Baden, Salzbrunn in Schlesien. 3) Schwefelquellen enthalten wie die vorigen Kohlensäure sowie Hydrothionsäure als Gas aufgelöst, bekannt durch ihren Geruch nach faulen Eiern, derselben gibt es gleichfalls sehr viele: Aachen, Baden bei Wien, Nenndorf im Schaumburgischen, Bareges in den Pyrenäen u. a. m. Sie sind zugleich Thermen und Algen. 4) Eisenhaltige Quellen. Das Eisen ist in der Regel als Oxydul in einem Ueberschuß von Kohlensäure aufgelöst, daher diese Quellen meistens ebenso gut zu Nro. 2 gerechnet werden könnten. Pyrmont, Spaa, Brükenau, Boklet, Teinach, Wildungen, Steben, Schwalbach; als schwefelsaures Oxydul ist das Eisen in Quellen zu Alexisbad im Harz. 5) Die Natronquellen. Sie theilen sich je nach ihren meistgesuchten Bestandtheilen in a) kohlensaure Natronquellen: Vichy in der Auvergne, zugleich Therme, Aix in der Provence, Plombieres, Ems im Nassauischen, Teplitz und Bilin in Böhmen, Pisa; b) schwefelsaure Natronquellen: Karlsbad in Böhmen die berühmteste von allen, zugleich Therme, Franzensbad bei Eger, Marienbad in Böhmen; c) die salzsauren Natronquellen. Sie sind die häufigsten aller

mit kleinen Erläuterungen der etwas schwierigeren Stellen versehen.


Minello, Getreidemaß in Verona = 1859 Par. Kubikzoll.


Mineralien, gleichbedeutend mit Produkten der anorganischen Natur, umfassen alle leblosen Dinge, sofern dieselben nicht Kunstprodukte sind. Man trennt dieselben auch in Atmosphärilien u. Fossilien, und versteht manchmal ausschließlich Letztere unter dem Namen der M. Die M. bilden die materielle Grundlage des Erdballs, soweit dieselbe nicht bereits Substrat irgend eines Organismus ist. Aus dem großen Reservoir der M. entstehen u. in dasselbe kehren auch alle Organismen ihrer materiellen Existenz nach zurück. Hat das Mineral eine seinem Wesen zukommende bestimmte geometrische Form angenommen, so ist es ein anorganisches od. mineralisches Individuum und Gegenstand der Oryctognosie, der Mineralogie im engeren Sinn geworden. So lange es eine formlose Masse od. Mischung von chemischen Elementen bleibt und zugleich unmittelbares Bruchstück des Erdballs ist wie z. B. stückliches Gestein, ist es Gegenstand der Geognosie u. Geologie. Vgl. Oryktognosie.


Mineralwasser. Die Beschaffenheit der M. ist bezüglich ihrer Bestandtheile ausschließlich von dem Gestein, das durchflossen wird, und hinsichtlich der Temperatur von der Tiefe, aus welcher es kommt, abhängig. Die Entstehung der M. hat man sich nicht anders zu denken, als daß das atmosphärische Wasser durch zerklüftetes Gestein ins Innere der Erde dringt und dort entweder die Zersetzung des Gesteins zu im Wasser auflöslichen Salzen veranlaßt, oder daß es gelöst u. mit aufgelösten Salzen geschwängert an irgend einem Ort zu Tage kommt. Gelangen nun solche Wasser zugleich in eine beträchtliche Tiefe, mit welcher die Temperatur des Erdbodens ohnehin zunimmt, od. vielleicht auf vulkanischen Boden, so geschieht es, daß dieselben eine Temperatur selbst bis zur Siedhitze annehmen. Die Wirkung der M. ist je nach ihrer chemischen u. physikalischen Verschiedenheit natürlich eine sehr verschiedene. Ueberwiegend ist die Wirkung der Beförderung des Stoffwechsels; sie kommt den meisten derselben zu, dadurch werden zugleich oft krankhafte Stoffe ausgeschieden und der Mangel an einzelnen normalen Bestandtheilen im Blut ersetzt. Die Eintheilung der M. geschieht am besten nach dem Gehalte, wegen dessen dieselben vornehmlich in Gebrauch gezogen werden. Man unterscheidet hiernach 1) mehr od. weniger reine Wasser, die sich vornehmlich nur durch eine erhöhte Temperatur auszeichnen. Hieher: Gastein im Salzburgischen u. Wildbad in Württemberg, Pfäffers in der Schweiz, Bagnères in den Oberpyrenäen. 2) Kohlensäuerlinge; deren gibt es eine Unzahl. Jedes dieser M. enthält noch mehr od. weniger andere Stoffe, die Geschmack und Wirkung modificiren. Kohlensäure in kleinen Quantitäten enthält fast jedes M. Berühmteste Säuerlinge: Selters und Fachingen in Nassau, Rippoldsau in Baden, Salzbrunn in Schlesien. 3) Schwefelquellen enthalten wie die vorigen Kohlensäure sowie Hydrothionsäure als Gas aufgelöst, bekannt durch ihren Geruch nach faulen Eiern, derselben gibt es gleichfalls sehr viele: Aachen, Baden bei Wien, Nenndorf im Schaumburgischen, Barèges in den Pyrenäen u. a. m. Sie sind zugleich Thermen und Algen. 4) Eisenhaltige Quellen. Das Eisen ist in der Regel als Oxydul in einem Ueberschuß von Kohlensäure aufgelöst, daher diese Quellen meistens ebenso gut zu Nro. 2 gerechnet werden könnten. Pyrmont, Spaa, Brükenau, Boklet, Teinach, Wildungen, Steben, Schwalbach; als schwefelsaures Oxydul ist das Eisen in Quellen zu Alexisbad im Harz. 5) Die Natronquellen. Sie theilen sich je nach ihren meistgesuchten Bestandtheilen in a) kohlensaure Natronquellen: Vichy in der Auvergne, zugleich Therme, Aix in der Provence, Plombières, Ems im Nassauischen, Teplitz und Bilin in Böhmen, Pisa; b) schwefelsaure Natronquellen: Karlsbad in Böhmen die berühmteste von allen, zugleich Therme, Franzensbad bei Eger, Marienbad in Böhmen; c) die salzsauren Natronquellen. Sie sind die häufigsten aller

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[193/0194] mit kleinen Erläuterungen der etwas schwierigeren Stellen versehen. Minello, Getreidemaß in Verona = 1859 Par. Kubikzoll. Mineralien, gleichbedeutend mit Produkten der anorganischen Natur, umfassen alle leblosen Dinge, sofern dieselben nicht Kunstprodukte sind. Man trennt dieselben auch in Atmosphärilien u. Fossilien, und versteht manchmal ausschließlich Letztere unter dem Namen der M. Die M. bilden die materielle Grundlage des Erdballs, soweit dieselbe nicht bereits Substrat irgend eines Organismus ist. Aus dem großen Reservoir der M. entstehen u. in dasselbe kehren auch alle Organismen ihrer materiellen Existenz nach zurück. Hat das Mineral eine seinem Wesen zukommende bestimmte geometrische Form angenommen, so ist es ein anorganisches od. mineralisches Individuum und Gegenstand der Oryctognosie, der Mineralogie im engeren Sinn geworden. So lange es eine formlose Masse od. Mischung von chemischen Elementen bleibt und zugleich unmittelbares Bruchstück des Erdballs ist wie z. B. stückliches Gestein, ist es Gegenstand der Geognosie u. Geologie. Vgl. Oryktognosie. Mineralwasser. Die Beschaffenheit der M. ist bezüglich ihrer Bestandtheile ausschließlich von dem Gestein, das durchflossen wird, und hinsichtlich der Temperatur von der Tiefe, aus welcher es kommt, abhängig. Die Entstehung der M. hat man sich nicht anders zu denken, als daß das atmosphärische Wasser durch zerklüftetes Gestein ins Innere der Erde dringt und dort entweder die Zersetzung des Gesteins zu im Wasser auflöslichen Salzen veranlaßt, oder daß es gelöst u. mit aufgelösten Salzen geschwängert an irgend einem Ort zu Tage kommt. Gelangen nun solche Wasser zugleich in eine beträchtliche Tiefe, mit welcher die Temperatur des Erdbodens ohnehin zunimmt, od. vielleicht auf vulkanischen Boden, so geschieht es, daß dieselben eine Temperatur selbst bis zur Siedhitze annehmen. Die Wirkung der M. ist je nach ihrer chemischen u. physikalischen Verschiedenheit natürlich eine sehr verschiedene. Ueberwiegend ist die Wirkung der Beförderung des Stoffwechsels; sie kommt den meisten derselben zu, dadurch werden zugleich oft krankhafte Stoffe ausgeschieden und der Mangel an einzelnen normalen Bestandtheilen im Blut ersetzt. Die Eintheilung der M. geschieht am besten nach dem Gehalte, wegen dessen dieselben vornehmlich in Gebrauch gezogen werden. Man unterscheidet hiernach 1) mehr od. weniger reine Wasser, die sich vornehmlich nur durch eine erhöhte Temperatur auszeichnen. Hieher: Gastein im Salzburgischen u. Wildbad in Württemberg, Pfäffers in der Schweiz, Bagnères in den Oberpyrenäen. 2) Kohlensäuerlinge; deren gibt es eine Unzahl. Jedes dieser M. enthält noch mehr od. weniger andere Stoffe, die Geschmack und Wirkung modificiren. Kohlensäure in kleinen Quantitäten enthält fast jedes M. Berühmteste Säuerlinge: Selters und Fachingen in Nassau, Rippoldsau in Baden, Salzbrunn in Schlesien. 3) Schwefelquellen enthalten wie die vorigen Kohlensäure sowie Hydrothionsäure als Gas aufgelöst, bekannt durch ihren Geruch nach faulen Eiern, derselben gibt es gleichfalls sehr viele: Aachen, Baden bei Wien, Nenndorf im Schaumburgischen, Barèges in den Pyrenäen u. a. m. Sie sind zugleich Thermen und Algen. 4) Eisenhaltige Quellen. Das Eisen ist in der Regel als Oxydul in einem Ueberschuß von Kohlensäure aufgelöst, daher diese Quellen meistens ebenso gut zu Nro. 2 gerechnet werden könnten. Pyrmont, Spaa, Brükenau, Boklet, Teinach, Wildungen, Steben, Schwalbach; als schwefelsaures Oxydul ist das Eisen in Quellen zu Alexisbad im Harz. 5) Die Natronquellen. Sie theilen sich je nach ihren meistgesuchten Bestandtheilen in a) kohlensaure Natronquellen: Vichy in der Auvergne, zugleich Therme, Aix in der Provence, Plombières, Ems im Nassauischen, Teplitz und Bilin in Böhmen, Pisa; b) schwefelsaure Natronquellen: Karlsbad in Böhmen die berühmteste von allen, zugleich Therme, Franzensbad bei Eger, Marienbad in Böhmen; c) die salzsauren Natronquellen. Sie sind die häufigsten aller

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/194>, abgerufen am 22.11.2024.