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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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Graf, geb. 1757 zu Paris, begleitete Lafayette nach Nordamerika, trat in der Nationalversammlung 1791 dem dritten Stande bei, war streng constitutioneller Royalist, entfloh der Jakobinerherrschaft nach Hamburg, wo er mit seinem Bruder Alexandre und dem Herzog von Aiguillon ein Handlungshaus gründete. Unter Napoleon kehrte er zurück. wurde Brigadegeneral, 1827 Deputirter, gehörte zu den 221. st. 1832. Sein Bruder Alexandre, geb. 1760, war als Staatsmann noch bedeutender, nach Mirabeaus Tod mit Barnave der Hauptredner der constitutionellen Royalisten, entfloh mit Lafayette und war mit ihm 3 Jahre in Olmütz gefangen. Nach 1815 trat er in das öffentliche Leben zurück, verfocht seit 1819 als Deputirter seine alten Grundsätze, st. 1829. Zwei andere Brüder, Theodore und Augustin, weniger bemerklich.


La Mettrie, Julien Offrey de, philosophischer Narr und Arzt, geb. 1709 zu St. Malo, gest. 1751 zu Berlin, wohin ihn als ein vermeintliches Opfer der Intoleranz Friedrich II. gerufen hatte, um ihn zu seinem Vorleser u. Akademiker zu machen. Seine Ansichten: Gott sei nichts, die menschliche Seele sei nichts, das Gehirn habe Muskeln zum Denken wie die Beine zum Gehen, mit dem Tode sei wie bei jedem Vieh alles aus u. s. f. verkündete L. unerhört frech, wälzte sich denselben gemäß im Schmutz und kam frühzeitig darin um.


Lami, der berühmteste türk. Dichter. gest. 1531, dessen Epopöen Hammer-Purgstall bearbeitet hat; die kleineren Gedichte gab Pfizmaier, Wien 1831. heraus.


Lamia, thessal. Stadt, jetzt Zeitun oder Isdin; nach ihr ist der lamische Krieg benannt, den 322 v. Chr. die Athener nach Alexanders d. Gr. Tod gegen die Macedonier führten und in demselben zuletzt unterlagen.


Lamia, myth, des Poseidon Tochter, von Zeus Mutter der Sibylla Herophila. - L., des Belos und der Libya Tochter, Geliebte des Zeus, gebar von Juno angefeindet nur todte Kinder; wahnsinnig geworden erwürgte sie anderer Mütter Kinder; später hießen L. schöne gespenstige Weiber, welche Jünglinge in ihre Umarmungen locken und ihnen das Blut aussaugen (Göthes Braut von Korinth); vergl. Vampyr.


Laminiren, lat.-deutsch, Metall zu dünnem Bleche schlagen.


Lamoriciere (Lamorissiähr), Christoph Leon Louis Juchault de, geb. 1806 zu Nantes, Zögling der Artillerieschule, trat zu der Infanterie über, kam 1830 als Hauptmann nach Algier u. schwang sich durch seine Verdienste zum Generallieutenant empor. Er war der Liebling der Armee, wurde unter Cavaignac Kriegsminister, ließ sich von Louis Napoleon nicht gewinnen, wurde deßwegen am 2. Dezbr. 1851 verhaftet u. später verbannt.


Lamormain (-mäng), eigentlich Lämmermann, Jesuite aus Luxemburg, Beichtvater Kaiser Ferdinands II., übte großen Einfluß auf denselben, st. 1648.


Lamothe, Jeanne de Lüze de St. Remy du Valois, geb. 1756, mit dem Grafen L., einem Garde du corps, verheirathet, spielte eine Hauptrolle in der berüchtigten Halsbandgeschichte. Der Prinz Cardinal von Rohan war bei der Königin Marie Antoinette in Ungnade und die L. machte diesen glauben, sie vermöge viel bei der hohen Frau, lockte ihm zuerst 120000 Frcs., dann ein Brillantenhalsband von mehr als 11/2 Mill. Fr. ab. mit dem ihr Mann sich nach England davon machte, während der Cardinal durch grobe Täuschung in dem Wahne blieb, die Königin habe durch die L. Geld u. Schmuck erhalten und angenommen. Er konnte nicht bezahlen, deßwegen theilte er den Juwelieren sein Geheimniß mit und als sie nun bei Hofe klagten, kam die ganze Sache vor Gericht und Publicum (1786). Die L. wurde verurtheilt, entkam jedoch später zu ihrem Manne nach England, wurde aber d. 23. Aug. 1791 nach einer nächtlichen Schwelgerei durch einen Sturz aus dem Fenster zerschmettert auf der Straße gefunden. Die Feinde der Königin benutzten den Skandal der Halsbandgeschichte, um sie bei dem Volke verhaßt zu machen.


Lamothe le Vayer (-Vajeh), geb. 1588 zu Paris, gest. 1672. Lehrer Ludwigs

Graf, geb. 1757 zu Paris, begleitete Lafayette nach Nordamerika, trat in der Nationalversammlung 1791 dem dritten Stande bei, war streng constitutioneller Royalist, entfloh der Jakobinerherrschaft nach Hamburg, wo er mit seinem Bruder Alexandre und dem Herzog von Aiguillon ein Handlungshaus gründete. Unter Napoleon kehrte er zurück. wurde Brigadegeneral, 1827 Deputirter, gehörte zu den 221. st. 1832. Sein Bruder Alexandre, geb. 1760, war als Staatsmann noch bedeutender, nach Mirabeaus Tod mit Barnave der Hauptredner der constitutionellen Royalisten, entfloh mit Lafayette und war mit ihm 3 Jahre in Olmütz gefangen. Nach 1815 trat er in das öffentliche Leben zurück, verfocht seit 1819 als Deputirter seine alten Grundsätze, st. 1829. Zwei andere Brüder, Theodore und Augustin, weniger bemerklich.


La Mettrie, Julien Offrey de, philosophischer Narr und Arzt, geb. 1709 zu St. Malo, gest. 1751 zu Berlin, wohin ihn als ein vermeintliches Opfer der Intoleranz Friedrich II. gerufen hatte, um ihn zu seinem Vorleser u. Akademiker zu machen. Seine Ansichten: Gott sei nichts, die menschliche Seele sei nichts, das Gehirn habe Muskeln zum Denken wie die Beine zum Gehen, mit dem Tode sei wie bei jedem Vieh alles aus u. s. f. verkündete L. unerhört frech, wälzte sich denselben gemäß im Schmutz und kam frühzeitig darin um.


Lami, der berühmteste türk. Dichter. gest. 1531, dessen Epopöen Hammer-Purgstall bearbeitet hat; die kleineren Gedichte gab Pfizmaier, Wien 1831. heraus.


Lamia, thessal. Stadt, jetzt Zeitun oder Isdin; nach ihr ist der lamische Krieg benannt, den 322 v. Chr. die Athener nach Alexanders d. Gr. Tod gegen die Macedonier führten und in demselben zuletzt unterlagen.


Lamia, myth, des Poseidon Tochter, von Zeus Mutter der Sibylla Herophila. – L., des Belos und der Libya Tochter, Geliebte des Zeus, gebar von Juno angefeindet nur todte Kinder; wahnsinnig geworden erwürgte sie anderer Mütter Kinder; später hießen L. schöne gespenstige Weiber, welche Jünglinge in ihre Umarmungen locken und ihnen das Blut aussaugen (Göthes Braut von Korinth); vergl. Vampyr.


Laminiren, lat.-deutsch, Metall zu dünnem Bleche schlagen.


Lamoricière (Lamorissiähr), Christoph Leon Louis Juchault de, geb. 1806 zu Nantes, Zögling der Artillerieschule, trat zu der Infanterie über, kam 1830 als Hauptmann nach Algier u. schwang sich durch seine Verdienste zum Generallieutenant empor. Er war der Liebling der Armee, wurde unter Cavaignac Kriegsminister, ließ sich von Louis Napoleon nicht gewinnen, wurde deßwegen am 2. Dezbr. 1851 verhaftet u. später verbannt.


Lamormain (–mäng), eigentlich Lämmermann, Jesuite aus Luxemburg, Beichtvater Kaiser Ferdinands II., übte großen Einfluß auf denselben, st. 1648.


Lamothe, Jeanne de Lüze de St. Remy du Valois, geb. 1756, mit dem Grafen L., einem Garde du corps, verheirathet, spielte eine Hauptrolle in der berüchtigten Halsbandgeschichte. Der Prinz Cardinal von Rohan war bei der Königin Marie Antoinette in Ungnade und die L. machte diesen glauben, sie vermöge viel bei der hohen Frau, lockte ihm zuerst 120000 Frcs., dann ein Brillantenhalsband von mehr als 11/2 Mill. Fr. ab. mit dem ihr Mann sich nach England davon machte, während der Cardinal durch grobe Täuschung in dem Wahne blieb, die Königin habe durch die L. Geld u. Schmuck erhalten und angenommen. Er konnte nicht bezahlen, deßwegen theilte er den Juwelieren sein Geheimniß mit und als sie nun bei Hofe klagten, kam die ganze Sache vor Gericht und Publicum (1786). Die L. wurde verurtheilt, entkam jedoch später zu ihrem Manne nach England, wurde aber d. 23. Aug. 1791 nach einer nächtlichen Schwelgerei durch einen Sturz aus dem Fenster zerschmettert auf der Straße gefunden. Die Feinde der Königin benutzten den Skandal der Halsbandgeschichte, um sie bei dem Volke verhaßt zu machen.


Lamothe le Vayer (–Vajeh), geb. 1588 zu Paris, gest. 1672. Lehrer Ludwigs

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[698/0699] Graf, geb. 1757 zu Paris, begleitete Lafayette nach Nordamerika, trat in der Nationalversammlung 1791 dem dritten Stande bei, war streng constitutioneller Royalist, entfloh der Jakobinerherrschaft nach Hamburg, wo er mit seinem Bruder Alexandre und dem Herzog von Aiguillon ein Handlungshaus gründete. Unter Napoleon kehrte er zurück. wurde Brigadegeneral, 1827 Deputirter, gehörte zu den 221. st. 1832. Sein Bruder Alexandre, geb. 1760, war als Staatsmann noch bedeutender, nach Mirabeaus Tod mit Barnave der Hauptredner der constitutionellen Royalisten, entfloh mit Lafayette und war mit ihm 3 Jahre in Olmütz gefangen. Nach 1815 trat er in das öffentliche Leben zurück, verfocht seit 1819 als Deputirter seine alten Grundsätze, st. 1829. Zwei andere Brüder, Theodore und Augustin, weniger bemerklich. La Mettrie, Julien Offrey de, philosophischer Narr und Arzt, geb. 1709 zu St. Malo, gest. 1751 zu Berlin, wohin ihn als ein vermeintliches Opfer der Intoleranz Friedrich II. gerufen hatte, um ihn zu seinem Vorleser u. Akademiker zu machen. Seine Ansichten: Gott sei nichts, die menschliche Seele sei nichts, das Gehirn habe Muskeln zum Denken wie die Beine zum Gehen, mit dem Tode sei wie bei jedem Vieh alles aus u. s. f. verkündete L. unerhört frech, wälzte sich denselben gemäß im Schmutz und kam frühzeitig darin um. Lami, der berühmteste türk. Dichter. gest. 1531, dessen Epopöen Hammer-Purgstall bearbeitet hat; die kleineren Gedichte gab Pfizmaier, Wien 1831. heraus. Lamia, thessal. Stadt, jetzt Zeitun oder Isdin; nach ihr ist der lamische Krieg benannt, den 322 v. Chr. die Athener nach Alexanders d. Gr. Tod gegen die Macedonier führten und in demselben zuletzt unterlagen. Lamia, myth, des Poseidon Tochter, von Zeus Mutter der Sibylla Herophila. – L., des Belos und der Libya Tochter, Geliebte des Zeus, gebar von Juno angefeindet nur todte Kinder; wahnsinnig geworden erwürgte sie anderer Mütter Kinder; später hießen L. schöne gespenstige Weiber, welche Jünglinge in ihre Umarmungen locken und ihnen das Blut aussaugen (Göthes Braut von Korinth); vergl. Vampyr. Laminiren, lat.-deutsch, Metall zu dünnem Bleche schlagen. Lamoricière (Lamorissiähr), Christoph Leon Louis Juchault de, geb. 1806 zu Nantes, Zögling der Artillerieschule, trat zu der Infanterie über, kam 1830 als Hauptmann nach Algier u. schwang sich durch seine Verdienste zum Generallieutenant empor. Er war der Liebling der Armee, wurde unter Cavaignac Kriegsminister, ließ sich von Louis Napoleon nicht gewinnen, wurde deßwegen am 2. Dezbr. 1851 verhaftet u. später verbannt. Lamormain (–mäng), eigentlich Lämmermann, Jesuite aus Luxemburg, Beichtvater Kaiser Ferdinands II., übte großen Einfluß auf denselben, st. 1648. Lamothe, Jeanne de Lüze de St. Remy du Valois, geb. 1756, mit dem Grafen L., einem Garde du corps, verheirathet, spielte eine Hauptrolle in der berüchtigten Halsbandgeschichte. Der Prinz Cardinal von Rohan war bei der Königin Marie Antoinette in Ungnade und die L. machte diesen glauben, sie vermöge viel bei der hohen Frau, lockte ihm zuerst 120000 Frcs., dann ein Brillantenhalsband von mehr als 11/2 Mill. Fr. ab. mit dem ihr Mann sich nach England davon machte, während der Cardinal durch grobe Täuschung in dem Wahne blieb, die Königin habe durch die L. Geld u. Schmuck erhalten und angenommen. Er konnte nicht bezahlen, deßwegen theilte er den Juwelieren sein Geheimniß mit und als sie nun bei Hofe klagten, kam die ganze Sache vor Gericht und Publicum (1786). Die L. wurde verurtheilt, entkam jedoch später zu ihrem Manne nach England, wurde aber d. 23. Aug. 1791 nach einer nächtlichen Schwelgerei durch einen Sturz aus dem Fenster zerschmettert auf der Straße gefunden. Die Feinde der Königin benutzten den Skandal der Halsbandgeschichte, um sie bei dem Volke verhaßt zu machen. Lamothe le Vayer (–Vajeh), geb. 1588 zu Paris, gest. 1672. Lehrer Ludwigs

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 698. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/699>, abgerufen am 24.11.2024.