Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

Bild:
<< vorherige Seite

(1829), Römerbrief (1830) und Hebräerbrief (1833) u. a. m. lieferte er ein Hauptwerk mit seiner "Kathol. Dogmatik", Mainz 1834-36. 3 B., 2. Aufl. 1839-41 und "Dogmengeschichte", ebendas. 1837-38. 2 Bde. Himioben gab von K. heraus einen "Grundriß der Ethik", Mainz 1840.


Kleesalz, s. Sauerkleesalz.


Kleie, die beim Mahlen abgesonderte Schale der Getreidekörner, enthält neben der Holzfaser noch nährende und aromatische Stoffe, wird in der Regel nur als Viehfutter verwendet.


Klein, Ernst Ferd., geb. 1743 zu Breslau, höherer preuß. Justizbeamter, gest. 1810 zu Berlin, Mitarbeiter an der Entwerfung des preuß. Landrechts von 1788-1794, als Schriftsteller bekannt durch die "Annalen der preuß. Gesetzgebung und Rechtsgelehrsamkeit", Berlin 1788 bis 1809.


Klein, Joh. Adam, Genre-, besonders Thiermaler, geb. 1792 zu Nürnberg, bildete sich zuerst als Kupferstecher in Wien u. auf Reisen, seit 1815 auch in der Oelmalerei, besuchte Italien, kehrte 1822 nach Nürnberg zurück, wo er bis 1839 blieb, dann aber nach München übersiedelte. Besonders geschätzt sind seine zahlreichen radirten Blätter.


Klein, Bernh., Componist, geb. 1794 zu Köln, ward 1822 als Gesanglehrer an der Universität zu Berlin und als Lehrer des Contrapunkts bei der Orgelschule angestellt, bereiste später Italien und erwarb sich durch seine Leistungen ausgebreiteten Ruf; st. 1832. Er componirte 3 Oratorien, die Oper "Dido", ein 8stimmiges Pater noster ein großes Magnificat und zahlreiche Lieder, besonders geistliche.


Kleinasien, Asia minor, s. Anatolien.


Kleinkinderschulen, s. Kinderbewahranstalten.


Kleinpolen, s. Polen.


Kleinrußland, s. Rußland.


Kleist, Ewald Christian v., ein trefflicher, durch den ihm weit nachstehenden Gleim angeregter Dichter, geb. 1715 auf dem Rittergute Zeblin bei Köslin in Pommern, gebildet auf der Jesuitenschule zu Kron in Großpolen, studierte später zu Danzig und Königsberg die Rechte, nahm aber 1736 dän., unter Friedrich II. preuß. Kriegsdienste, machte die Feldzüge von 1744 und 45 mit, war 1752 als Werbeoffizier in der Schweiz und st. am 4. Aug. 1759 an den Wunden, die er in der Schlacht bei Kunnersdorf erhalten hatte. K.s "Frühling" verdiente 1749 die begeisterte Aufnahme, die ihm zu Theil wurde, denn obwohl die Einheit des Gedankens fehlt, zumal der Frühling nur Bruchstück eines größern aber niemals erschienenen lyrisch-didactischen Gedichtes ist, u. die Hexameter sammt ihrer Vorschlagsilbe nichts taugen, so war er doch ein kecker Sprung aus der Stubenpoesie in die Wirklichkeit u. reiht ein Bild ans andere, die meist für eine ächtdichterische Erfassung der Natur Zeugniß ablegen. Seine übrigen Gedichte (in Oden, Liedern u. s. f. trat K. gleich Ramler u. Gleim als vorherrschend preuß. Dichter auf) stehen trotz der schönen Form dem Frühling weit nach. Sämmtliche Werke durch Körte, 5. Ausgabe Berlin 1853.


Kleist, Heinrich v., talentvoller aber niemals zur rechten Ausbildung u. inneren Ruhe gekommener Dichter, geb. 1776 zu Frankfurt a. d. O., machte als preuß. Gardelieutenant den Feldzug in die Champagne mit, studierte später die Rechte und fand Anstellung in Berlin, reiste und wechselte seinen Wohnort unaufhörlich, wurde nach der Schlacht bei Jena für einige Zeit französ. Kriegsgefangener, gab 1808 mit Ad. Müller das Journal "Phöbus" in Dresden heraus, endete am 21. Nov. 1811 bei Potsdam mit der Frau eines Berliner Kaufmannes durch Selbstmord. Von seinen Theaterstücken, in welchen er neben M. Collin und A. Oehlenschläger als Vertreter der Schlegel'schen Schule erscheint, sind seine letzten: "Der Prinz von Homburg" u. "Käthchen von Heilbronn" sowie das Lustspiel "Der zerbrochene Krug" am bekanntesten geworden. Höher als seine dramatischen Leistungen sind seine Novellen anzuschlagen (Kohlhaas, das Bettelweib von Locarno u. s. f.). Gesammelte Schriften durch Tieck, Berlin 1826, 3 B., Nachträge sammt Lebensbeschreibung u. Briefen durch Bülow, Berlin 1848.

(1829), Römerbrief (1830) und Hebräerbrief (1833) u. a. m. lieferte er ein Hauptwerk mit seiner „Kathol. Dogmatik“, Mainz 1834–36. 3 B., 2. Aufl. 1839–41 und „Dogmengeschichte“, ebendas. 1837–38. 2 Bde. Himioben gab von K. heraus einen „Grundriß der Ethik“, Mainz 1840.


Kleesalz, s. Sauerkleesalz.


Kleie, die beim Mahlen abgesonderte Schale der Getreidekörner, enthält neben der Holzfaser noch nährende und aromatische Stoffe, wird in der Regel nur als Viehfutter verwendet.


Klein, Ernst Ferd., geb. 1743 zu Breslau, höherer preuß. Justizbeamter, gest. 1810 zu Berlin, Mitarbeiter an der Entwerfung des preuß. Landrechts von 1788–1794, als Schriftsteller bekannt durch die „Annalen der preuß. Gesetzgebung und Rechtsgelehrsamkeit“, Berlin 1788 bis 1809.


Klein, Joh. Adam, Genre-, besonders Thiermaler, geb. 1792 zu Nürnberg, bildete sich zuerst als Kupferstecher in Wien u. auf Reisen, seit 1815 auch in der Oelmalerei, besuchte Italien, kehrte 1822 nach Nürnberg zurück, wo er bis 1839 blieb, dann aber nach München übersiedelte. Besonders geschätzt sind seine zahlreichen radirten Blätter.


Klein, Bernh., Componist, geb. 1794 zu Köln, ward 1822 als Gesanglehrer an der Universität zu Berlin und als Lehrer des Contrapunkts bei der Orgelschule angestellt, bereiste später Italien und erwarb sich durch seine Leistungen ausgebreiteten Ruf; st. 1832. Er componirte 3 Oratorien, die Oper „Dido“, ein 8stimmiges Pater noster ein großes Magnificat und zahlreiche Lieder, besonders geistliche.


Kleinasien, Asia minor, s. Anatolien.


Kleinkinderschulen, s. Kinderbewahranstalten.


Kleinpolen, s. Polen.


Kleinrußland, s. Rußland.


Kleist, Ewald Christian v., ein trefflicher, durch den ihm weit nachstehenden Gleim angeregter Dichter, geb. 1715 auf dem Rittergute Zeblin bei Köslin in Pommern, gebildet auf der Jesuitenschule zu Kron in Großpolen, studierte später zu Danzig und Königsberg die Rechte, nahm aber 1736 dän., unter Friedrich II. preuß. Kriegsdienste, machte die Feldzüge von 1744 und 45 mit, war 1752 als Werbeoffizier in der Schweiz und st. am 4. Aug. 1759 an den Wunden, die er in der Schlacht bei Kunnersdorf erhalten hatte. K.s „Frühling“ verdiente 1749 die begeisterte Aufnahme, die ihm zu Theil wurde, denn obwohl die Einheit des Gedankens fehlt, zumal der Frühling nur Bruchstück eines größern aber niemals erschienenen lyrisch-didactischen Gedichtes ist, u. die Hexameter sammt ihrer Vorschlagsilbe nichts taugen, so war er doch ein kecker Sprung aus der Stubenpoesie in die Wirklichkeit u. reiht ein Bild ans andere, die meist für eine ächtdichterische Erfassung der Natur Zeugniß ablegen. Seine übrigen Gedichte (in Oden, Liedern u. s. f. trat K. gleich Ramler u. Gleim als vorherrschend preuß. Dichter auf) stehen trotz der schönen Form dem Frühling weit nach. Sämmtliche Werke durch Körte, 5. Ausgabe Berlin 1853.


Kleist, Heinrich v., talentvoller aber niemals zur rechten Ausbildung u. inneren Ruhe gekommener Dichter, geb. 1776 zu Frankfurt a. d. O., machte als preuß. Gardelieutenant den Feldzug in die Champagne mit, studierte später die Rechte und fand Anstellung in Berlin, reiste und wechselte seinen Wohnort unaufhörlich, wurde nach der Schlacht bei Jena für einige Zeit französ. Kriegsgefangener, gab 1808 mit Ad. Müller das Journal „Phöbus“ in Dresden heraus, endete am 21. Nov. 1811 bei Potsdam mit der Frau eines Berliner Kaufmannes durch Selbstmord. Von seinen Theaterstücken, in welchen er neben M. Collin und A. Oehlenschläger als Vertreter der Schlegelʼschen Schule erscheint, sind seine letzten: „Der Prinz von Homburg“ u. „Käthchen von Heilbronn“ sowie das Lustspiel „Der zerbrochene Krug“ am bekanntesten geworden. Höher als seine dramatischen Leistungen sind seine Novellen anzuschlagen (Kohlhaas, das Bettelweib von Locarno u. s. f.). Gesammelte Schriften durch Tieck, Berlin 1826, 3 B., Nachträge sammt Lebensbeschreibung u. Briefen durch Bülow, Berlin 1848.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0610" n="609"/>
(1829), Römerbrief (1830) und Hebräerbrief (1833) u. a. m. lieferte er ein Hauptwerk mit seiner &#x201E;Kathol. Dogmatik&#x201C;, Mainz 1834&#x2013;36. 3 B., 2. Aufl. 1839&#x2013;41 und &#x201E;Dogmengeschichte&#x201C;, ebendas. 1837&#x2013;38. 2 Bde. Himioben gab von K. heraus einen &#x201E;Grundriß der Ethik&#x201C;, Mainz 1840.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Kleesalz</hi>, s. Sauerkleesalz.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Kleie</hi>, die beim Mahlen abgesonderte Schale der Getreidekörner, enthält neben der Holzfaser noch nährende und aromatische Stoffe, wird in der Regel nur als Viehfutter verwendet.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Klein</hi>, Ernst Ferd., geb. 1743 zu Breslau, höherer preuß. Justizbeamter, gest. 1810 zu Berlin, Mitarbeiter an der Entwerfung des preuß. Landrechts von 1788&#x2013;1794, als Schriftsteller bekannt durch die &#x201E;Annalen der preuß. Gesetzgebung und Rechtsgelehrsamkeit&#x201C;, Berlin 1788 bis 1809.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Klein</hi>, Joh. Adam, Genre-, besonders Thiermaler, geb. 1792 zu Nürnberg, bildete sich zuerst als Kupferstecher in Wien u. auf Reisen, seit 1815 auch in der Oelmalerei, besuchte Italien, kehrte 1822 nach Nürnberg zurück, wo er bis 1839 blieb, dann aber nach München übersiedelte. Besonders geschätzt sind seine zahlreichen radirten Blätter.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Klein</hi>, Bernh., Componist, geb. 1794 zu Köln, ward 1822 als Gesanglehrer an der Universität zu Berlin und als Lehrer des Contrapunkts bei der Orgelschule angestellt, bereiste später Italien und erwarb sich durch seine Leistungen ausgebreiteten Ruf; st. 1832. Er componirte 3 Oratorien, die Oper &#x201E;Dido&#x201C;, ein 8stimmiges <hi rendition="#i">Pater noster</hi> ein großes Magnificat und zahlreiche Lieder, besonders geistliche.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Kleinasien</hi>, <hi rendition="#i">Asia minor</hi>, s. Anatolien.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Kleinkinderschulen</hi>, s. Kinderbewahranstalten.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Kleinpolen</hi>, s. Polen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Kleinrußland</hi>, s. Rußland.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Kleist</hi>, Ewald Christian v., ein trefflicher, durch den ihm weit nachstehenden Gleim angeregter Dichter, geb. 1715 auf dem Rittergute Zeblin bei Köslin in Pommern, gebildet auf der Jesuitenschule zu Kron in Großpolen, studierte später zu Danzig und Königsberg die Rechte, nahm aber 1736 dän., unter Friedrich II. preuß. Kriegsdienste, machte die Feldzüge von 1744 und 45 mit, war 1752 als Werbeoffizier in der Schweiz und st. am 4. Aug. 1759 an den Wunden, die er in der Schlacht bei Kunnersdorf erhalten hatte. K.s &#x201E;Frühling&#x201C; verdiente 1749 die begeisterte Aufnahme, die ihm zu Theil wurde, denn obwohl die Einheit des Gedankens fehlt, zumal der Frühling nur Bruchstück eines größern aber niemals erschienenen lyrisch-didactischen Gedichtes ist, u. die Hexameter sammt ihrer Vorschlagsilbe nichts taugen, so war er doch ein kecker Sprung aus der Stubenpoesie in die Wirklichkeit u. reiht ein Bild ans andere, die meist für eine ächtdichterische Erfassung der Natur Zeugniß ablegen. Seine übrigen Gedichte (in Oden, Liedern u. s. f. trat K. gleich Ramler u. Gleim als vorherrschend preuß. Dichter auf) stehen trotz der schönen Form dem Frühling weit nach. Sämmtliche Werke durch Körte, 5. Ausgabe Berlin 1853.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Kleist</hi>, Heinrich v., talentvoller aber niemals zur rechten Ausbildung u. inneren Ruhe gekommener Dichter, geb. 1776 zu Frankfurt a. d. O., machte als preuß. Gardelieutenant den Feldzug in die Champagne mit, studierte später die Rechte und fand Anstellung in Berlin, reiste und wechselte seinen Wohnort unaufhörlich, wurde nach der Schlacht bei Jena für einige Zeit französ. Kriegsgefangener, gab 1808 mit Ad. Müller das Journal &#x201E;Phöbus&#x201C; in Dresden heraus, endete am 21. Nov. 1811 bei Potsdam mit der Frau eines Berliner Kaufmannes durch Selbstmord. Von seinen Theaterstücken, in welchen er neben M. Collin und A. Oehlenschläger als Vertreter der Schlegel&#x02BC;schen Schule erscheint, sind seine letzten: &#x201E;Der Prinz von Homburg&#x201C; u. &#x201E;Käthchen von Heilbronn&#x201C; sowie das Lustspiel &#x201E;Der zerbrochene Krug&#x201C; am bekanntesten geworden. Höher als seine dramatischen Leistungen sind seine Novellen anzuschlagen (Kohlhaas, das Bettelweib von Locarno u. s. f.). Gesammelte Schriften durch Tieck, Berlin 1826, 3 B., Nachträge sammt Lebensbeschreibung u. Briefen durch Bülow, Berlin 1848.
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[609/0610] (1829), Römerbrief (1830) und Hebräerbrief (1833) u. a. m. lieferte er ein Hauptwerk mit seiner „Kathol. Dogmatik“, Mainz 1834–36. 3 B., 2. Aufl. 1839–41 und „Dogmengeschichte“, ebendas. 1837–38. 2 Bde. Himioben gab von K. heraus einen „Grundriß der Ethik“, Mainz 1840. Kleesalz, s. Sauerkleesalz. Kleie, die beim Mahlen abgesonderte Schale der Getreidekörner, enthält neben der Holzfaser noch nährende und aromatische Stoffe, wird in der Regel nur als Viehfutter verwendet. Klein, Ernst Ferd., geb. 1743 zu Breslau, höherer preuß. Justizbeamter, gest. 1810 zu Berlin, Mitarbeiter an der Entwerfung des preuß. Landrechts von 1788–1794, als Schriftsteller bekannt durch die „Annalen der preuß. Gesetzgebung und Rechtsgelehrsamkeit“, Berlin 1788 bis 1809. Klein, Joh. Adam, Genre-, besonders Thiermaler, geb. 1792 zu Nürnberg, bildete sich zuerst als Kupferstecher in Wien u. auf Reisen, seit 1815 auch in der Oelmalerei, besuchte Italien, kehrte 1822 nach Nürnberg zurück, wo er bis 1839 blieb, dann aber nach München übersiedelte. Besonders geschätzt sind seine zahlreichen radirten Blätter. Klein, Bernh., Componist, geb. 1794 zu Köln, ward 1822 als Gesanglehrer an der Universität zu Berlin und als Lehrer des Contrapunkts bei der Orgelschule angestellt, bereiste später Italien und erwarb sich durch seine Leistungen ausgebreiteten Ruf; st. 1832. Er componirte 3 Oratorien, die Oper „Dido“, ein 8stimmiges Pater noster ein großes Magnificat und zahlreiche Lieder, besonders geistliche. Kleinasien, Asia minor, s. Anatolien. Kleinkinderschulen, s. Kinderbewahranstalten. Kleinpolen, s. Polen. Kleinrußland, s. Rußland. Kleist, Ewald Christian v., ein trefflicher, durch den ihm weit nachstehenden Gleim angeregter Dichter, geb. 1715 auf dem Rittergute Zeblin bei Köslin in Pommern, gebildet auf der Jesuitenschule zu Kron in Großpolen, studierte später zu Danzig und Königsberg die Rechte, nahm aber 1736 dän., unter Friedrich II. preuß. Kriegsdienste, machte die Feldzüge von 1744 und 45 mit, war 1752 als Werbeoffizier in der Schweiz und st. am 4. Aug. 1759 an den Wunden, die er in der Schlacht bei Kunnersdorf erhalten hatte. K.s „Frühling“ verdiente 1749 die begeisterte Aufnahme, die ihm zu Theil wurde, denn obwohl die Einheit des Gedankens fehlt, zumal der Frühling nur Bruchstück eines größern aber niemals erschienenen lyrisch-didactischen Gedichtes ist, u. die Hexameter sammt ihrer Vorschlagsilbe nichts taugen, so war er doch ein kecker Sprung aus der Stubenpoesie in die Wirklichkeit u. reiht ein Bild ans andere, die meist für eine ächtdichterische Erfassung der Natur Zeugniß ablegen. Seine übrigen Gedichte (in Oden, Liedern u. s. f. trat K. gleich Ramler u. Gleim als vorherrschend preuß. Dichter auf) stehen trotz der schönen Form dem Frühling weit nach. Sämmtliche Werke durch Körte, 5. Ausgabe Berlin 1853. Kleist, Heinrich v., talentvoller aber niemals zur rechten Ausbildung u. inneren Ruhe gekommener Dichter, geb. 1776 zu Frankfurt a. d. O., machte als preuß. Gardelieutenant den Feldzug in die Champagne mit, studierte später die Rechte und fand Anstellung in Berlin, reiste und wechselte seinen Wohnort unaufhörlich, wurde nach der Schlacht bei Jena für einige Zeit französ. Kriegsgefangener, gab 1808 mit Ad. Müller das Journal „Phöbus“ in Dresden heraus, endete am 21. Nov. 1811 bei Potsdam mit der Frau eines Berliner Kaufmannes durch Selbstmord. Von seinen Theaterstücken, in welchen er neben M. Collin und A. Oehlenschläger als Vertreter der Schlegelʼschen Schule erscheint, sind seine letzten: „Der Prinz von Homburg“ u. „Käthchen von Heilbronn“ sowie das Lustspiel „Der zerbrochene Krug“ am bekanntesten geworden. Höher als seine dramatischen Leistungen sind seine Novellen anzuschlagen (Kohlhaas, das Bettelweib von Locarno u. s. f.). Gesammelte Schriften durch Tieck, Berlin 1826, 3 B., Nachträge sammt Lebensbeschreibung u. Briefen durch Bülow, Berlin 1848.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-08-19T11:47:08Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-08-19T11:47:08Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/610
Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 609. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/610>, abgerufen am 10.06.2024.