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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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- Die J. im Orient lebten nach der Zerstörung Jerusalems unter den Neupersern ziemlich ruhig, kämpften mit diesen gegen die Römer und erst im 5. Jahrhundert trafen sie schwere Verfolgungen, verschlimmerten sie ihr Loos durch Aufstände unter der Anführung eines falschen Messias. Als viele bis Kranganor u. Kochin in Indien auswanderten, waren noch genug übrig, um mit den Neupersern 610 n. Chr. Jerusalem zu erobern und die Christen daselbst zu ermorden. Der Mohammedanismus vertrug sich anfangs gut mit den J. und begnügte sich später damit, dieselben niederzuhalten und große Abgaben von ihnen zu erpressen. Unter den Khalifen hatten die J. ihre geistlichen und weltlichen Oberhäupter, viele gelangten zu Einfluß u. Macht, ihre Literatur blühte und als im 10. Jahrhundert ihr letzter Geon (Schulvorstand). Hiskia, hingerichtet worden und namentlich in Aegypten eine von 996-1021 v. Chr. dauernde Verfolgung ausbrach, kam für sie unter den Mauren in Spanien eine goldene Zeit (s. Jüd. Literatur u. Schulwesen), und namentlich war es das Finanz- und Münzwesen, was durch sie besorgt wurde. Die Kreuzzüge brachten auch im Orient Bedrängnisse, zumal die J. mit den Saracenen gegen die Christen zusammenhielten, doch war die Verfolgung keine allzustrenge und eine vorübergehende. - Unter der Römerherrschaft litten die J. durch Marc Aurel (161-180), aber unter diesem Kaiser gewannen sie doch ein s. g. Patriarchat zu Tiberias, das bis 429 n. Chr. bestand. Septimius Severus (193 bis 211) verfolgte die J., weil sie zu den Parthern gehalten. Konstantin d. Gr. sah sich veranlaßt, ihnen bei Todesstrafe zu verbieten, Christen und namentlich J.christen zu verfolgen, christliche Sklaven zu halten und Proselyten zu machen. Unter Konstantius führte ein Aufstand der J. zu Verheerungen in Palästina; Julianus Apostata (361 bis 363) gab ihnen Gelegenheit, ihren Christenhaß zu bethätigen und sie versäumten nichts, was die kurze Regierungszeit dieses Kaisers zuließ. Unter Theodosius und dessen Nachfolgern hatten die J. keinen Anlaß, über besondern Druck zu klagen, dagegen brachen mit Justinian (527-565) schlimme Zeiten auch im Abendland für sie herein. Nicht nur daß er selbst vom Grundsatze ausging, die J. alle Staatslasten mittragen und ihnen dagegen keinen Vortheil zu lassen, so verschlimmerte sich durch seine Siege ihre Lage in Italien. wo die Ostgothenherrschaft ihnen günstig gewesen war. Als die Westgothen unter Reccared ihrem Arianismus entsagten, wurden nicht nur Justinians Gesetze auf die J. angewendet, sondern denselben sogar die öffentliche Feier ihres Gottesdienstes untersagt. In Gallien, wo sie mit den Gothen gegen Chlodwig (481 bis 511) gekämpft, hatten sie ein rauhes Loos sich selber vorbereitet und Dagobert I. (622-638) ließ ihnen lediglich zwischen Auswanderung und Bekehrung die Wahl. Unter den Karolingern dagegen war die Lage der J. mehr als erträglich; Karls d. Gr. Gesandter bei Harun al Raschid war ein J. Ludwig d. Fr. erlaubte den Juden sogar den Sklavenhandel. Mit dem 11. Jahrhundert aber begannen im Abendlande überall Verfolgungen, die in größerem Maßstabe bis 1745 währten, u. deren Nachklänge bis in die neueste Zeit hereinreichen. In Spanien richteten 1064 die Mauren zu Granada ein Blutbad unter den J. an und kurz darauf beschloß der christliche König Ferdinand, einen Feldzug gegen das maurische Sevilla mit der Ermordung aller J. einzuleiten. Uebrigens standen die J. im christlichen Spanien unter dem Schutz der Könige u. Bischöfe, hatten eigene Stadtviertel (Juderia) inne, dazu eigene Gerichtsbarkeit, konnten Grundstücke erwerben u. s. w. Die Verfolgung von Toledo 1212 war eine vereinzelte Erscheinung, dagegen kamen um 1320 von Frankreich aus durch die s. g. Pastorellen (Hirten, welche vorgaben einen Kreuzzug machen zu wollen) u. 1328 in Navarra schreckliche Verfolgungen der J., wie dies in der Zeit der Kreuzzüge und in dem durch öffentliches Unglück ausgezeichneten 14. Jahrhundert in ganz Europa geschah. Kreuzzüge begann der Auswurf der Kreuzfahrer gerne mit Ermordung

– Die J. im Orient lebten nach der Zerstörung Jerusalems unter den Neupersern ziemlich ruhig, kämpften mit diesen gegen die Römer und erst im 5. Jahrhundert trafen sie schwere Verfolgungen, verschlimmerten sie ihr Loos durch Aufstände unter der Anführung eines falschen Messias. Als viele bis Kranganor u. Kochin in Indien auswanderten, waren noch genug übrig, um mit den Neupersern 610 n. Chr. Jerusalem zu erobern und die Christen daselbst zu ermorden. Der Mohammedanismus vertrug sich anfangs gut mit den J. und begnügte sich später damit, dieselben niederzuhalten und große Abgaben von ihnen zu erpressen. Unter den Khalifen hatten die J. ihre geistlichen und weltlichen Oberhäupter, viele gelangten zu Einfluß u. Macht, ihre Literatur blühte und als im 10. Jahrhundert ihr letzter Geon (Schulvorstand). Hiskia, hingerichtet worden und namentlich in Aegypten eine von 996–1021 v. Chr. dauernde Verfolgung ausbrach, kam für sie unter den Mauren in Spanien eine goldene Zeit (s. Jüd. Literatur u. Schulwesen), und namentlich war es das Finanz- und Münzwesen, was durch sie besorgt wurde. Die Kreuzzüge brachten auch im Orient Bedrängnisse, zumal die J. mit den Saracenen gegen die Christen zusammenhielten, doch war die Verfolgung keine allzustrenge und eine vorübergehende. – Unter der Römerherrschaft litten die J. durch Marc Aurel (161–180), aber unter diesem Kaiser gewannen sie doch ein s. g. Patriarchat zu Tiberias, das bis 429 n. Chr. bestand. Septimius Severus (193 bis 211) verfolgte die J., weil sie zu den Parthern gehalten. Konstantin d. Gr. sah sich veranlaßt, ihnen bei Todesstrafe zu verbieten, Christen und namentlich J.christen zu verfolgen, christliche Sklaven zu halten und Proselyten zu machen. Unter Konstantius führte ein Aufstand der J. zu Verheerungen in Palästina; Julianus Apostata (361 bis 363) gab ihnen Gelegenheit, ihren Christenhaß zu bethätigen und sie versäumten nichts, was die kurze Regierungszeit dieses Kaisers zuließ. Unter Theodosius und dessen Nachfolgern hatten die J. keinen Anlaß, über besondern Druck zu klagen, dagegen brachen mit Justinian (527–565) schlimme Zeiten auch im Abendland für sie herein. Nicht nur daß er selbst vom Grundsatze ausging, die J. alle Staatslasten mittragen und ihnen dagegen keinen Vortheil zu lassen, so verschlimmerte sich durch seine Siege ihre Lage in Italien. wo die Ostgothenherrschaft ihnen günstig gewesen war. Als die Westgothen unter Reccared ihrem Arianismus entsagten, wurden nicht nur Justinians Gesetze auf die J. angewendet, sondern denselben sogar die öffentliche Feier ihres Gottesdienstes untersagt. In Gallien, wo sie mit den Gothen gegen Chlodwig (481 bis 511) gekämpft, hatten sie ein rauhes Loos sich selber vorbereitet und Dagobert I. (622–638) ließ ihnen lediglich zwischen Auswanderung und Bekehrung die Wahl. Unter den Karolingern dagegen war die Lage der J. mehr als erträglich; Karls d. Gr. Gesandter bei Harun al Raschid war ein J. Ludwig d. Fr. erlaubte den Juden sogar den Sklavenhandel. Mit dem 11. Jahrhundert aber begannen im Abendlande überall Verfolgungen, die in größerem Maßstabe bis 1745 währten, u. deren Nachklänge bis in die neueste Zeit hereinreichen. In Spanien richteten 1064 die Mauren zu Granada ein Blutbad unter den J. an und kurz darauf beschloß der christliche König Ferdinand, einen Feldzug gegen das maurische Sevilla mit der Ermordung aller J. einzuleiten. Uebrigens standen die J. im christlichen Spanien unter dem Schutz der Könige u. Bischöfe, hatten eigene Stadtviertel (Juderia) inne, dazu eigene Gerichtsbarkeit, konnten Grundstücke erwerben u. s. w. Die Verfolgung von Toledo 1212 war eine vereinzelte Erscheinung, dagegen kamen um 1320 von Frankreich aus durch die s. g. Pastorellen (Hirten, welche vorgaben einen Kreuzzug machen zu wollen) u. 1328 in Navarra schreckliche Verfolgungen der J., wie dies in der Zeit der Kreuzzüge und in dem durch öffentliches Unglück ausgezeichneten 14. Jahrhundert in ganz Europa geschah. Kreuzzüge begann der Auswurf der Kreuzfahrer gerne mit Ermordung

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[506/0507] – Die J. im Orient lebten nach der Zerstörung Jerusalems unter den Neupersern ziemlich ruhig, kämpften mit diesen gegen die Römer und erst im 5. Jahrhundert trafen sie schwere Verfolgungen, verschlimmerten sie ihr Loos durch Aufstände unter der Anführung eines falschen Messias. Als viele bis Kranganor u. Kochin in Indien auswanderten, waren noch genug übrig, um mit den Neupersern 610 n. Chr. Jerusalem zu erobern und die Christen daselbst zu ermorden. Der Mohammedanismus vertrug sich anfangs gut mit den J. und begnügte sich später damit, dieselben niederzuhalten und große Abgaben von ihnen zu erpressen. Unter den Khalifen hatten die J. ihre geistlichen und weltlichen Oberhäupter, viele gelangten zu Einfluß u. Macht, ihre Literatur blühte und als im 10. Jahrhundert ihr letzter Geon (Schulvorstand). Hiskia, hingerichtet worden und namentlich in Aegypten eine von 996–1021 v. Chr. dauernde Verfolgung ausbrach, kam für sie unter den Mauren in Spanien eine goldene Zeit (s. Jüd. Literatur u. Schulwesen), und namentlich war es das Finanz- und Münzwesen, was durch sie besorgt wurde. Die Kreuzzüge brachten auch im Orient Bedrängnisse, zumal die J. mit den Saracenen gegen die Christen zusammenhielten, doch war die Verfolgung keine allzustrenge und eine vorübergehende. – Unter der Römerherrschaft litten die J. durch Marc Aurel (161–180), aber unter diesem Kaiser gewannen sie doch ein s. g. Patriarchat zu Tiberias, das bis 429 n. Chr. bestand. Septimius Severus (193 bis 211) verfolgte die J., weil sie zu den Parthern gehalten. Konstantin d. Gr. sah sich veranlaßt, ihnen bei Todesstrafe zu verbieten, Christen und namentlich J.christen zu verfolgen, christliche Sklaven zu halten und Proselyten zu machen. Unter Konstantius führte ein Aufstand der J. zu Verheerungen in Palästina; Julianus Apostata (361 bis 363) gab ihnen Gelegenheit, ihren Christenhaß zu bethätigen und sie versäumten nichts, was die kurze Regierungszeit dieses Kaisers zuließ. Unter Theodosius und dessen Nachfolgern hatten die J. keinen Anlaß, über besondern Druck zu klagen, dagegen brachen mit Justinian (527–565) schlimme Zeiten auch im Abendland für sie herein. Nicht nur daß er selbst vom Grundsatze ausging, die J. alle Staatslasten mittragen und ihnen dagegen keinen Vortheil zu lassen, so verschlimmerte sich durch seine Siege ihre Lage in Italien. wo die Ostgothenherrschaft ihnen günstig gewesen war. Als die Westgothen unter Reccared ihrem Arianismus entsagten, wurden nicht nur Justinians Gesetze auf die J. angewendet, sondern denselben sogar die öffentliche Feier ihres Gottesdienstes untersagt. In Gallien, wo sie mit den Gothen gegen Chlodwig (481 bis 511) gekämpft, hatten sie ein rauhes Loos sich selber vorbereitet und Dagobert I. (622–638) ließ ihnen lediglich zwischen Auswanderung und Bekehrung die Wahl. Unter den Karolingern dagegen war die Lage der J. mehr als erträglich; Karls d. Gr. Gesandter bei Harun al Raschid war ein J. Ludwig d. Fr. erlaubte den Juden sogar den Sklavenhandel. Mit dem 11. Jahrhundert aber begannen im Abendlande überall Verfolgungen, die in größerem Maßstabe bis 1745 währten, u. deren Nachklänge bis in die neueste Zeit hereinreichen. In Spanien richteten 1064 die Mauren zu Granada ein Blutbad unter den J. an und kurz darauf beschloß der christliche König Ferdinand, einen Feldzug gegen das maurische Sevilla mit der Ermordung aller J. einzuleiten. Uebrigens standen die J. im christlichen Spanien unter dem Schutz der Könige u. Bischöfe, hatten eigene Stadtviertel (Juderia) inne, dazu eigene Gerichtsbarkeit, konnten Grundstücke erwerben u. s. w. Die Verfolgung von Toledo 1212 war eine vereinzelte Erscheinung, dagegen kamen um 1320 von Frankreich aus durch die s. g. Pastorellen (Hirten, welche vorgaben einen Kreuzzug machen zu wollen) u. 1328 in Navarra schreckliche Verfolgungen der J., wie dies in der Zeit der Kreuzzüge und in dem durch öffentliches Unglück ausgezeichneten 14. Jahrhundert in ganz Europa geschah. Kreuzzüge begann der Auswurf der Kreuzfahrer gerne mit Ermordung

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/507>, abgerufen am 23.11.2024.