Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

Bild:
<< vorherige Seite

zerrüttet. - G. XI V., Cardinal Nicol. Sfondrato, laut Ranke "eine jungfräulich unschuldige Seele", reg. 1590 bis 91. - G. XV., vorher Cardinal Alexander Ludovisio aus Bologna, reg. 1621-23, unterstützt von einem thatkräftigen Neffen. Er errichtete die Congregatio de propaganda fide, canonisirte den Ignaz von Loyola, Franciscus Xaverius u. a. m., unterstützte den Kaiser mit Geld, den Max v. Bayern auf diplomat. Wege, ließ durch Leo Allatius die Heidelberger Bibliothek nach Rom schaffen. Die Papstwahl in heutiger Weise ist von ihm.


Gregor I., der Große, ein um 540 geb. Römer im edelsten Sinne des Wortes, wurde aus einem Prätor der Stadt zum Mönch, Erbauer von 6 Klöstern in Rom, zum gewandten Legaten des Papstes in Konstantinopel, zur Seele der päpstl. Regierung u. 590 durch einstimmige Wahl Nachfolger des Pelagius. G.'s Geist hatte schwierige Verhältnisse zu überwinden, allein er war es, der "die schwankende Welt in die Bahn des Mittelalters lenkte", indem er das Papstthum vom weitgediehenen Cäsareopapismus der Byzantiner zu befreien strebte, die Glaubenseinheit herstellte und den Bund zwischen dem Papstthum und den Franken vorbereitete. Durch dies wurde das Abendland vom Morgenland unabhängig, die Völkerwanderung abgeschlossen, das Germanenthum in den Vordergrund der Geschichte gestellt, zumal er Missionäre, darunter namentlich den hl. Augustin nach England, entsandte. Gegen die Erschlaffung der Kirchenzucht u. gegen Simonie, für Milderung der Sklaverei, für das Schulwesen und gemeinnützige Anstalten leistete G. I. Außerordentliches. Durch seine Liturgie brachte er Einheit der Gebete u. Gebräuche in die hl. Messe, durch Gesangschulen und eigene Dichtungen (Regina coeli laetare etc.) wurde er zum Vater des Choralgesanges, durch viele Schriften der erste der 4 großen latein. Kirchenväter u. st. am 12. März 604. Hauptwerke: "Expositio in beatum Job seu Moralium l. XXXV" u. die "Regula pastoralis", dazu über 800 noch vorhandene sehr wichtige Briefe. Beste Gesammtausgabe durch die Mauriner, Paris 1705, 4 Fol.


Gregor VII., Hildebrand, aus niederm Stande, man weiß nicht wo, um 1010 geb., der größte aller Päpste, ein staatsmännisches Genie und im Feuer des Christenglaubens gestählter Charakter, von der Vorsehung auserwählt, um die Christenheit vor dem Kaiserpapstthum und geistiger Erstarrung zu bewahren. In Clugny unter Odilo gebildet, begleitete er den Papst G. VI., seinen frühern Lehrer, nach Deutschland und erwarb durch die ungewöhnliche Kraft seiner Predigten die Achtung des Kaisers Heinrich III. Mit Leo IX. (1048 bis 54) kam Hildebrand nach Rom, wurde Cardinaldiakon und leitete alle Unternehmungen dieses Papstes; die Wahlen u. Regierungen der Nachfolger Victors II. von 1054-73 waren mehr oder minder Hildebrands Werk. Den Kampf gegen Ketzereien (Berengar und dessen Abendmahlslehre) behandelte er zumeist nur als Nebensache, weil der Geist des Jahrh. für die Kirchenlehre war, desto entschiedener dagegen wirkte er mit P. Damiani (s. d.) gegen Simonie (Concil von Rheims 1055) und Concubinat (zunächst in Mailand), sowie gegen das Parteigetriebe des Adels u. die Launen des Pöbels in Rom (Lateranconcil für Regulierung der Papstwahl 1059). Als der Normannenherzog Robert Guiscard sich zum Vasallen des Papstes erklärt hatte, besaß dieser eine Schutzmauer gegen die Uebermacht der Kaiser sowie gegen die Aufruhrsucht der Römer. Die Verwirrung unter Papst Alexander II. (1061-73) beugte Hildebranden nicht, der nach einmüthiger Wahl am 2. Febr. 1074 als G. VII. zum Papste geweiht wurde. Das triftigste Zeugniß, wie sehr dieser seine Zeit kannte und beherrschte, war die Durchführung der alten in Vergessenheit gerathenen Cölibatgesetze sowie der Beginn des Investiturstreites (Synoden von Rom 1074 und 75), welch letztern er mindestens in die rechte Bahn lenkte. G. VII. Kampf mit Heinrich IV. blieb vor und nach dem merkwürdigen, doch meist nur einseitig betrachteten Auftritte zu Canossa im Jan. 1077 ein mit allen Waffen der Staats- u. Kriegskunst geführter Weltkampf zwischen Kirche und

zerrüttet. – G. XI V., Cardinal Nicol. Sfondrato, laut Ranke „eine jungfräulich unschuldige Seele“, reg. 1590 bis 91. – G. XV., vorher Cardinal Alexander Ludovisio aus Bologna, reg. 1621–23, unterstützt von einem thatkräftigen Neffen. Er errichtete die Congregatio de propaganda fide, canonisirte den Ignaz von Loyola, Franciscus Xaverius u. a. m., unterstützte den Kaiser mit Geld, den Max v. Bayern auf diplomat. Wege, ließ durch Leo Allatius die Heidelberger Bibliothek nach Rom schaffen. Die Papstwahl in heutiger Weise ist von ihm.


Gregor I., der Große, ein um 540 geb. Römer im edelsten Sinne des Wortes, wurde aus einem Prätor der Stadt zum Mönch, Erbauer von 6 Klöstern in Rom, zum gewandten Legaten des Papstes in Konstantinopel, zur Seele der päpstl. Regierung u. 590 durch einstimmige Wahl Nachfolger des Pelagius. G.ʼs Geist hatte schwierige Verhältnisse zu überwinden, allein er war es, der „die schwankende Welt in die Bahn des Mittelalters lenkte“, indem er das Papstthum vom weitgediehenen Cäsareopapismus der Byzantiner zu befreien strebte, die Glaubenseinheit herstellte und den Bund zwischen dem Papstthum und den Franken vorbereitete. Durch dies wurde das Abendland vom Morgenland unabhängig, die Völkerwanderung abgeschlossen, das Germanenthum in den Vordergrund der Geschichte gestellt, zumal er Missionäre, darunter namentlich den hl. Augustin nach England, entsandte. Gegen die Erschlaffung der Kirchenzucht u. gegen Simonie, für Milderung der Sklaverei, für das Schulwesen und gemeinnützige Anstalten leistete G. I. Außerordentliches. Durch seine Liturgie brachte er Einheit der Gebete u. Gebräuche in die hl. Messe, durch Gesangschulen und eigene Dichtungen (Regina coeli laetare etc.) wurde er zum Vater des Choralgesanges, durch viele Schriften der erste der 4 großen latein. Kirchenväter u. st. am 12. März 604. Hauptwerke: „Expositio in beatum Job seu Moralium l. XXXV“ u. die „Regula pastoralis“, dazu über 800 noch vorhandene sehr wichtige Briefe. Beste Gesammtausgabe durch die Mauriner, Paris 1705, 4 Fol.


Gregor VII., Hildebrand, aus niederm Stande, man weiß nicht wo, um 1010 geb., der größte aller Päpste, ein staatsmännisches Genie und im Feuer des Christenglaubens gestählter Charakter, von der Vorsehung auserwählt, um die Christenheit vor dem Kaiserpapstthum und geistiger Erstarrung zu bewahren. In Clugny unter Odilo gebildet, begleitete er den Papst G. VI., seinen frühern Lehrer, nach Deutschland und erwarb durch die ungewöhnliche Kraft seiner Predigten die Achtung des Kaisers Heinrich III. Mit Leo IX. (1048 bis 54) kam Hildebrand nach Rom, wurde Cardinaldiakon und leitete alle Unternehmungen dieses Papstes; die Wahlen u. Regierungen der Nachfolger Victors II. von 1054–73 waren mehr oder minder Hildebrands Werk. Den Kampf gegen Ketzereien (Berengar und dessen Abendmahlslehre) behandelte er zumeist nur als Nebensache, weil der Geist des Jahrh. für die Kirchenlehre war, desto entschiedener dagegen wirkte er mit P. Damiani (s. d.) gegen Simonie (Concil von Rheims 1055) und Concubinat (zunächst in Mailand), sowie gegen das Parteigetriebe des Adels u. die Launen des Pöbels in Rom (Lateranconcil für Regulierung der Papstwahl 1059). Als der Normannenherzog Robert Guiscard sich zum Vasallen des Papstes erklärt hatte, besaß dieser eine Schutzmauer gegen die Uebermacht der Kaiser sowie gegen die Aufruhrsucht der Römer. Die Verwirrung unter Papst Alexander II. (1061–73) beugte Hildebranden nicht, der nach einmüthiger Wahl am 2. Febr. 1074 als G. VII. zum Papste geweiht wurde. Das triftigste Zeugniß, wie sehr dieser seine Zeit kannte und beherrschte, war die Durchführung der alten in Vergessenheit gerathenen Cölibatgesetze sowie der Beginn des Investiturstreites (Synoden von Rom 1074 und 75), welch letztern er mindestens in die rechte Bahn lenkte. G. VII. Kampf mit Heinrich IV. blieb vor und nach dem merkwürdigen, doch meist nur einseitig betrachteten Auftritte zu Canossa im Jan. 1077 ein mit allen Waffen der Staats- u. Kriegskunst geführter Weltkampf zwischen Kirche und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0134" n="133"/>
zerrüttet. &#x2013; G. <hi rendition="#i">XI V</hi>., Cardinal Nicol. Sfondrato, laut Ranke &#x201E;eine jungfräulich unschuldige Seele&#x201C;, reg. 1590 bis 91. &#x2013; G. XV., vorher Cardinal Alexander Ludovisio aus Bologna, reg. 1621&#x2013;23, unterstützt von einem thatkräftigen Neffen. Er errichtete die <hi rendition="#i">Congregatio de propaganda fide</hi>, canonisirte den Ignaz von Loyola, Franciscus Xaverius u. a. m., unterstützte den Kaiser mit Geld, den Max v. Bayern auf diplomat. Wege, ließ durch Leo Allatius die Heidelberger Bibliothek nach Rom schaffen. Die Papstwahl in heutiger Weise ist von ihm.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Gregor I.</hi>, der Große, ein um 540 geb. Römer im edelsten Sinne des Wortes, wurde aus einem Prätor der Stadt zum Mönch, Erbauer von 6 Klöstern in Rom, zum gewandten Legaten des Papstes in Konstantinopel, zur Seele der päpstl. Regierung u. 590 durch einstimmige Wahl Nachfolger des Pelagius. G.&#x02BC;s Geist hatte schwierige Verhältnisse zu überwinden, allein er war es, der &#x201E;die schwankende Welt in die Bahn des Mittelalters lenkte&#x201C;, indem er das Papstthum vom weitgediehenen Cäsareopapismus der Byzantiner zu befreien strebte, die Glaubenseinheit herstellte und den Bund zwischen dem Papstthum und den Franken vorbereitete. Durch dies wurde das Abendland vom Morgenland unabhängig, die Völkerwanderung abgeschlossen, das Germanenthum in den Vordergrund der Geschichte gestellt, zumal er Missionäre, darunter namentlich den hl. Augustin nach England, entsandte. Gegen die Erschlaffung der Kirchenzucht u. gegen Simonie, für Milderung der Sklaverei, für das Schulwesen und gemeinnützige Anstalten leistete G. I. Außerordentliches. Durch seine Liturgie brachte er Einheit der Gebete u. Gebräuche in die hl. Messe, durch Gesangschulen und eigene Dichtungen (<hi rendition="#i">Regina coeli laetare etc</hi>.) wurde er zum Vater des Choralgesanges, durch viele Schriften der erste der 4 großen latein. Kirchenväter u. st. am 12. März 604. Hauptwerke: &#x201E;<hi rendition="#i">Expositio in beatum Job seu Moralium l. XXXV</hi>&#x201C; u. die &#x201E;<hi rendition="#i">Regula pastoralis</hi>&#x201C;, dazu über 800 noch vorhandene sehr wichtige Briefe. Beste Gesammtausgabe durch die Mauriner, Paris 1705, 4 Fol.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Gregor VII.</hi>, Hildebrand, aus niederm Stande, man weiß nicht wo, um 1010 geb., der größte aller Päpste, ein staatsmännisches Genie und im Feuer des Christenglaubens gestählter Charakter, von der Vorsehung auserwählt, um die Christenheit vor dem Kaiserpapstthum und geistiger Erstarrung zu bewahren. In Clugny unter Odilo gebildet, begleitete er den Papst G. VI., seinen frühern Lehrer, nach Deutschland und erwarb durch die ungewöhnliche Kraft seiner Predigten die Achtung des Kaisers Heinrich III. Mit Leo IX. (1048 bis 54) kam Hildebrand nach Rom, wurde Cardinaldiakon und leitete alle Unternehmungen dieses Papstes; die Wahlen u. Regierungen der Nachfolger Victors II. von 1054&#x2013;73 waren mehr oder minder Hildebrands Werk. Den Kampf gegen Ketzereien (Berengar und dessen Abendmahlslehre) behandelte er zumeist nur als Nebensache, weil der Geist des Jahrh. für die Kirchenlehre war, desto entschiedener dagegen wirkte er mit P. Damiani (s. d.) gegen Simonie (Concil von Rheims 1055) und Concubinat (zunächst in Mailand), sowie gegen das Parteigetriebe des Adels u. die Launen des Pöbels in Rom (Lateranconcil für Regulierung der Papstwahl 1059). Als der Normannenherzog Robert Guiscard sich zum Vasallen des Papstes erklärt hatte, besaß dieser eine Schutzmauer gegen die Uebermacht der Kaiser sowie gegen die Aufruhrsucht der Römer. Die Verwirrung unter Papst Alexander II. (1061&#x2013;73) beugte Hildebranden nicht, der nach einmüthiger Wahl am 2. Febr. 1074 als G. VII. zum Papste geweiht wurde. Das triftigste Zeugniß, wie sehr dieser seine Zeit kannte und beherrschte, war die Durchführung der alten in Vergessenheit gerathenen Cölibatgesetze sowie der Beginn des Investiturstreites (Synoden von Rom 1074 und 75), welch letztern er mindestens in die rechte Bahn lenkte. G. VII. Kampf mit Heinrich IV. blieb vor und nach dem merkwürdigen, doch meist nur einseitig betrachteten Auftritte zu Canossa im Jan. 1077 ein mit allen Waffen der Staats- u. Kriegskunst geführter Weltkampf zwischen Kirche und
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0134] zerrüttet. – G. XI V., Cardinal Nicol. Sfondrato, laut Ranke „eine jungfräulich unschuldige Seele“, reg. 1590 bis 91. – G. XV., vorher Cardinal Alexander Ludovisio aus Bologna, reg. 1621–23, unterstützt von einem thatkräftigen Neffen. Er errichtete die Congregatio de propaganda fide, canonisirte den Ignaz von Loyola, Franciscus Xaverius u. a. m., unterstützte den Kaiser mit Geld, den Max v. Bayern auf diplomat. Wege, ließ durch Leo Allatius die Heidelberger Bibliothek nach Rom schaffen. Die Papstwahl in heutiger Weise ist von ihm. Gregor I., der Große, ein um 540 geb. Römer im edelsten Sinne des Wortes, wurde aus einem Prätor der Stadt zum Mönch, Erbauer von 6 Klöstern in Rom, zum gewandten Legaten des Papstes in Konstantinopel, zur Seele der päpstl. Regierung u. 590 durch einstimmige Wahl Nachfolger des Pelagius. G.ʼs Geist hatte schwierige Verhältnisse zu überwinden, allein er war es, der „die schwankende Welt in die Bahn des Mittelalters lenkte“, indem er das Papstthum vom weitgediehenen Cäsareopapismus der Byzantiner zu befreien strebte, die Glaubenseinheit herstellte und den Bund zwischen dem Papstthum und den Franken vorbereitete. Durch dies wurde das Abendland vom Morgenland unabhängig, die Völkerwanderung abgeschlossen, das Germanenthum in den Vordergrund der Geschichte gestellt, zumal er Missionäre, darunter namentlich den hl. Augustin nach England, entsandte. Gegen die Erschlaffung der Kirchenzucht u. gegen Simonie, für Milderung der Sklaverei, für das Schulwesen und gemeinnützige Anstalten leistete G. I. Außerordentliches. Durch seine Liturgie brachte er Einheit der Gebete u. Gebräuche in die hl. Messe, durch Gesangschulen und eigene Dichtungen (Regina coeli laetare etc.) wurde er zum Vater des Choralgesanges, durch viele Schriften der erste der 4 großen latein. Kirchenväter u. st. am 12. März 604. Hauptwerke: „Expositio in beatum Job seu Moralium l. XXXV“ u. die „Regula pastoralis“, dazu über 800 noch vorhandene sehr wichtige Briefe. Beste Gesammtausgabe durch die Mauriner, Paris 1705, 4 Fol. Gregor VII., Hildebrand, aus niederm Stande, man weiß nicht wo, um 1010 geb., der größte aller Päpste, ein staatsmännisches Genie und im Feuer des Christenglaubens gestählter Charakter, von der Vorsehung auserwählt, um die Christenheit vor dem Kaiserpapstthum und geistiger Erstarrung zu bewahren. In Clugny unter Odilo gebildet, begleitete er den Papst G. VI., seinen frühern Lehrer, nach Deutschland und erwarb durch die ungewöhnliche Kraft seiner Predigten die Achtung des Kaisers Heinrich III. Mit Leo IX. (1048 bis 54) kam Hildebrand nach Rom, wurde Cardinaldiakon und leitete alle Unternehmungen dieses Papstes; die Wahlen u. Regierungen der Nachfolger Victors II. von 1054–73 waren mehr oder minder Hildebrands Werk. Den Kampf gegen Ketzereien (Berengar und dessen Abendmahlslehre) behandelte er zumeist nur als Nebensache, weil der Geist des Jahrh. für die Kirchenlehre war, desto entschiedener dagegen wirkte er mit P. Damiani (s. d.) gegen Simonie (Concil von Rheims 1055) und Concubinat (zunächst in Mailand), sowie gegen das Parteigetriebe des Adels u. die Launen des Pöbels in Rom (Lateranconcil für Regulierung der Papstwahl 1059). Als der Normannenherzog Robert Guiscard sich zum Vasallen des Papstes erklärt hatte, besaß dieser eine Schutzmauer gegen die Uebermacht der Kaiser sowie gegen die Aufruhrsucht der Römer. Die Verwirrung unter Papst Alexander II. (1061–73) beugte Hildebranden nicht, der nach einmüthiger Wahl am 2. Febr. 1074 als G. VII. zum Papste geweiht wurde. Das triftigste Zeugniß, wie sehr dieser seine Zeit kannte und beherrschte, war die Durchführung der alten in Vergessenheit gerathenen Cölibatgesetze sowie der Beginn des Investiturstreites (Synoden von Rom 1074 und 75), welch letztern er mindestens in die rechte Bahn lenkte. G. VII. Kampf mit Heinrich IV. blieb vor und nach dem merkwürdigen, doch meist nur einseitig betrachteten Auftritte zu Canossa im Jan. 1077 ein mit allen Waffen der Staats- u. Kriegskunst geführter Weltkampf zwischen Kirche und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-08-19T11:47:08Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-08-19T11:47:08Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/134
Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/134>, abgerufen am 25.11.2024.