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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.

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erstaunliche Fortschritte, obgleich die äußere Stellung der Chirurgen noch eine niedrige war. Im 18. Jahrh. gewann die C. immer mehr an Ansehen und Ausbildung. Unter Ludwig XV. wurde das Collegium C. zu einer Akademie erhoben und der medicin. Facultät ebenbürtig erklärt. Neue Erbitterung entstand und dauerte, bis die Revolution von 1789 dem Streit ein Ende machte und die Facultät mit der chirurg. Akademie als zusammengehörige Theile vereinigte, wozu zuerst Franz Chaussier die Veranlassung gab. Wie Pare im vorigen Jahrh., so war Jean Louis Petit der berühmteste Chirurge und einflußreichste Lehrer im 18. Jahrh., geb. 1674, gest. 1760. Nach Petits Tod ging das Scepter der chirurg. Kunst auf P. J. Desault, Oberwundarzt am Hotel Dieu in Paris, geb. 1744, gest. 1795, über. Von engl. Chirurgen des vorigen Jahrhdts. sind es Cheselden, Monro, Sharp, Bromfield und vor allen P. Pott, Hunter, Abernethy, Alanson, Hey, und die Bell. In Deutschland sind von dieser Zeit hauptsächlich Heister, Professor in Helmstädt (1683-1785), Schmukker, Theden und Mursinna, welche sämmtliche Militärchirurge waren, ferner Brambilla, Wundarzt des Kaiser Joseph II., v. Siebold, Klein, Zang, zu nennen. Zu Anfang dieses Jahrhdts. während der napoleonischen Kriege war Larrey der Oberfeldwundarzt der franz. Armee der berühmteste aller Chirurgen, allein zum dermaligen Höhenpunkte der C. hat unstreitig Dupuytren, gest. 1835, einer der genialsten Aerzte, das Meiste beigetragen. Bei den Engländern stand oben an Astley Cooper, in Deutschland Ruft und Langenbek der Vater. Während bis in dieses Jahrh. die C. vorzugsweise in Frankreich gepflegt wurde, so theilten sich in der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart Franzosen, Deutsche u. Engländer vielleicht zu gleichen Theilen in die Aufgabe der Ausbildung der C. Einige der berühmtesten Chirurgen der letzten Decennien sind Beer, Jäger, Rosas, Gräfe, v. Walther, Jüngken, Himly, Textor, Beck, Chelius, Wilhelm, Wutzer, Dieffenbach, Stromeyer, Langenbeck jun., in Frankreich Chopart, Roux, Blandin, Marjolin, Velpeau, Lisfranc, Civiale, Brechet, Lallemand, Jobert, Amussat, in England Lawrence, Wardrop, Gouthrie, Liston, Syme etc. Was in diesem Jahrh. der C. wie andern Künsten und Wissenschaften den größten Vorschub geleistet, war die Theilung der Arbeit. Dadurch, daß einzelne Männer sich mit der Augenheilkunde, Ohrenheilkunde, dem Ersatz verloren gegangener Hauttheile etc. abgegeben haben, wurden diese einzelnen Zweige der C. auf einen hohen Grad von Ausbildung gebracht, so daß, nachdem man früher in Folge der Entdeckung des Kreislaufes durch Harvey die geeigneten Mittel zur Blutstillung erlangte, nun nach Entdeckung der betäubenden Anwendung des Aethers und Chloroforms als Schmerz ersparendes Mittel die C. vor keiner irgend physiologisch möglichen Operation mehr zurückschrickt.


Chiton, das wollene griech. Unterkleid, bei den Frauen mit, bei den Männern ohne Aermel.


Chitoppa (Tschitoppa), ein veraltetes span. Saiteninstrument mit gewölbtem Körper.


Chits (ostind. Tschits), deutsch Zits, feiner, bunter Kattun, eigentlich ostind. Baumwollenzeug, dessen Zeichnungen etc. nicht mit Formen gedruckt, sondern gemalt sind.


Chiusa, ital., Klause, Gebirgspaß; Name vieler Orte: C., piemontesische Stadt am Pesio, 6000 E., Seiden- und Weinbau, piemontischer Flecken an der Dora Rivera, 3000 E.; sicilische Stadt, Provinz Palermo, 6000 E.; österr. lombardisches Dorf nordöstl. von Udine an der Etsch, die hier das Gebirge durchbricht; der Engpaß wird durch ein auf einem Felsen liegendes Fort vertheidigt.


Chiusi, das Clusium des Porsena, Stadt in Toscana an der Chiana (s. d. A.), Bischofssitz, 2000 E.; tuscische und röm. Alterthümer.


Chivasso, sard. Stadt am Po, 2 Meilen von Turin, 7900 E., Wolle u. Getreidehandel, früher wichtige Festung.


Chizerots (frz. Schisseroh), eigener Schlag von Leuten in einigen Dörfern

erstaunliche Fortschritte, obgleich die äußere Stellung der Chirurgen noch eine niedrige war. Im 18. Jahrh. gewann die C. immer mehr an Ansehen und Ausbildung. Unter Ludwig XV. wurde das Collegium C. zu einer Akademie erhoben und der medicin. Facultät ebenbürtig erklärt. Neue Erbitterung entstand und dauerte, bis die Revolution von 1789 dem Streit ein Ende machte und die Facultät mit der chirurg. Akademie als zusammengehörige Theile vereinigte, wozu zuerst Franz Chaussier die Veranlassung gab. Wie Paré im vorigen Jahrh., so war Jean Louis Petit der berühmteste Chirurge und einflußreichste Lehrer im 18. Jahrh., geb. 1674, gest. 1760. Nach Petits Tod ging das Scepter der chirurg. Kunst auf P. J. Desault, Oberwundarzt am Hôtel Dieu in Paris, geb. 1744, gest. 1795, über. Von engl. Chirurgen des vorigen Jahrhdts. sind es Cheselden, Monro, Sharp, Bromfield und vor allen P. Pott, Hunter, Abernethy, Alanson, Hey, und die Bell. In Deutschland sind von dieser Zeit hauptsächlich Heister, Professor in Helmstädt (1683–1785), Schmukker, Theden und Mursinna, welche sämmtliche Militärchirurge waren, ferner Brambilla, Wundarzt des Kaiser Joseph II., v. Siebold, Klein, Zang, zu nennen. Zu Anfang dieses Jahrhdts. während der napoleonischen Kriege war Larrey der Oberfeldwundarzt der franz. Armee der berühmteste aller Chirurgen, allein zum dermaligen Höhenpunkte der C. hat unstreitig Dupuytren, gest. 1835, einer der genialsten Aerzte, das Meiste beigetragen. Bei den Engländern stand oben an Astley Cooper, in Deutschland Ruft und Langenbek der Vater. Während bis in dieses Jahrh. die C. vorzugsweise in Frankreich gepflegt wurde, so theilten sich in der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart Franzosen, Deutsche u. Engländer vielleicht zu gleichen Theilen in die Aufgabe der Ausbildung der C. Einige der berühmtesten Chirurgen der letzten Decennien sind Beer, Jäger, Rosas, Gräfe, v. Walther, Jüngken, Himly, Textor, Beck, Chelius, Wilhelm, Wutzer, Dieffenbach, Stromeyer, Langenbeck jun., in Frankreich Chopart, Roux, Blandin, Marjolin, Velpeau, Lisfranc, Civiale, Brechet, Lallemand, Jobert, Amussat, in England Lawrence, Wardrop, Gouthrie, Liston, Syme etc. Was in diesem Jahrh. der C. wie andern Künsten und Wissenschaften den größten Vorschub geleistet, war die Theilung der Arbeit. Dadurch, daß einzelne Männer sich mit der Augenheilkunde, Ohrenheilkunde, dem Ersatz verloren gegangener Hauttheile etc. abgegeben haben, wurden diese einzelnen Zweige der C. auf einen hohen Grad von Ausbildung gebracht, so daß, nachdem man früher in Folge der Entdeckung des Kreislaufes durch Harvey die geeigneten Mittel zur Blutstillung erlangte, nun nach Entdeckung der betäubenden Anwendung des Aethers und Chloroforms als Schmerz ersparendes Mittel die C. vor keiner irgend physiologisch möglichen Operation mehr zurückschrickt.


Chiton, das wollene griech. Unterkleid, bei den Frauen mit, bei den Männern ohne Aermel.


Chitoppa (Tschitoppa), ein veraltetes span. Saiteninstrument mit gewölbtem Körper.


Chits (ostind. Tschits), deutsch Zits, feiner, bunter Kattun, eigentlich ostind. Baumwollenzeug, dessen Zeichnungen etc. nicht mit Formen gedruckt, sondern gemalt sind.


Chiusa, ital., Klause, Gebirgspaß; Name vieler Orte: C., piemontesische Stadt am Pesio, 6000 E., Seiden- und Weinbau, piemontischer Flecken an der Dora Rivera, 3000 E.; sicilische Stadt, Provinz Palermo, 6000 E.; österr. lombardisches Dorf nordöstl. von Udine an der Etsch, die hier das Gebirge durchbricht; der Engpaß wird durch ein auf einem Felsen liegendes Fort vertheidigt.


Chiusi, das Clusium des Porsena, Stadt in Toscana an der Chiana (s. d. A.), Bischofssitz, 2000 E.; tuscische und röm. Alterthümer.


Chivasso, sard. Stadt am Po, 2 Meilen von Turin, 7900 E., Wolle u. Getreidehandel, früher wichtige Festung.


Chizerots (frz. Schisseroh), eigener Schlag von Leuten in einigen Dörfern

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erstaunliche Fortschritte, obgleich die äußere Stellung der Chirurgen noch eine niedrige war. Im 18. Jahrh. gewann die C. immer mehr an Ansehen und Ausbildung. Unter Ludwig XV. wurde das Collegium C. zu einer Akademie erhoben und der medicin. Facultät ebenbürtig erklärt. Neue Erbitterung entstand und dauerte, bis die Revolution von 1789 dem Streit ein Ende machte und die Facultät mit der chirurg. Akademie als zusammengehörige Theile vereinigte, wozu zuerst Franz Chaussier die Veranlassung gab. Wie Paré im vorigen Jahrh., so war Jean Louis Petit der berühmteste Chirurge und einflußreichste Lehrer im 18. Jahrh., geb. 1674, gest. 1760. Nach Petits Tod ging das Scepter der chirurg. Kunst auf P. J. Desault, Oberwundarzt am <hi rendition="#i">Hôtel Dieu</hi> in Paris, geb. 1744, gest. 1795, über. Von engl. Chirurgen des vorigen Jahrhdts. sind es Cheselden, Monro, Sharp, Bromfield und vor allen P. Pott, Hunter, Abernethy, Alanson, Hey, und die Bell. In Deutschland sind von dieser Zeit hauptsächlich Heister, Professor in Helmstädt (1683&#x2013;1785), Schmukker, Theden und Mursinna, welche sämmtliche Militärchirurge waren, ferner Brambilla, Wundarzt des Kaiser Joseph II., v. Siebold, Klein, Zang, zu nennen. Zu Anfang dieses Jahrhdts. während der napoleonischen Kriege war Larrey der Oberfeldwundarzt der franz. Armee der berühmteste aller Chirurgen, allein zum dermaligen Höhenpunkte der C. hat unstreitig Dupuytren, gest. 1835, einer der genialsten Aerzte, das Meiste beigetragen. Bei den Engländern stand oben an Astley Cooper, in Deutschland Ruft und Langenbek der Vater. Während bis in dieses Jahrh. die C. vorzugsweise in Frankreich gepflegt wurde, so theilten sich in der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart Franzosen, Deutsche u. Engländer vielleicht zu gleichen Theilen in die Aufgabe der Ausbildung der C. Einige der berühmtesten Chirurgen der letzten Decennien sind Beer, Jäger, Rosas, Gräfe, v. Walther, Jüngken, Himly, Textor, Beck, Chelius, Wilhelm, Wutzer, Dieffenbach, Stromeyer, Langenbeck jun., in Frankreich Chopart, Roux, Blandin, Marjolin, Velpeau, Lisfranc, Civiale, Brechet, Lallemand, Jobert, Amussat, in England Lawrence, Wardrop, Gouthrie, Liston, Syme etc. Was in diesem Jahrh. der C. wie andern Künsten und Wissenschaften den größten Vorschub geleistet, war die Theilung der Arbeit. Dadurch, daß einzelne Männer sich mit der Augenheilkunde, Ohrenheilkunde, dem Ersatz verloren gegangener Hauttheile etc. abgegeben haben, wurden diese einzelnen Zweige der C. auf einen hohen Grad von Ausbildung gebracht, so daß, nachdem man früher in Folge der Entdeckung des Kreislaufes durch Harvey die geeigneten Mittel zur Blutstillung erlangte, nun nach Entdeckung der betäubenden Anwendung des Aethers und Chloroforms als Schmerz ersparendes Mittel die C. vor keiner irgend physiologisch möglichen Operation mehr zurückschrickt.</p><lb/>
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[96/0097] erstaunliche Fortschritte, obgleich die äußere Stellung der Chirurgen noch eine niedrige war. Im 18. Jahrh. gewann die C. immer mehr an Ansehen und Ausbildung. Unter Ludwig XV. wurde das Collegium C. zu einer Akademie erhoben und der medicin. Facultät ebenbürtig erklärt. Neue Erbitterung entstand und dauerte, bis die Revolution von 1789 dem Streit ein Ende machte und die Facultät mit der chirurg. Akademie als zusammengehörige Theile vereinigte, wozu zuerst Franz Chaussier die Veranlassung gab. Wie Paré im vorigen Jahrh., so war Jean Louis Petit der berühmteste Chirurge und einflußreichste Lehrer im 18. Jahrh., geb. 1674, gest. 1760. Nach Petits Tod ging das Scepter der chirurg. Kunst auf P. J. Desault, Oberwundarzt am Hôtel Dieu in Paris, geb. 1744, gest. 1795, über. Von engl. Chirurgen des vorigen Jahrhdts. sind es Cheselden, Monro, Sharp, Bromfield und vor allen P. Pott, Hunter, Abernethy, Alanson, Hey, und die Bell. In Deutschland sind von dieser Zeit hauptsächlich Heister, Professor in Helmstädt (1683–1785), Schmukker, Theden und Mursinna, welche sämmtliche Militärchirurge waren, ferner Brambilla, Wundarzt des Kaiser Joseph II., v. Siebold, Klein, Zang, zu nennen. Zu Anfang dieses Jahrhdts. während der napoleonischen Kriege war Larrey der Oberfeldwundarzt der franz. Armee der berühmteste aller Chirurgen, allein zum dermaligen Höhenpunkte der C. hat unstreitig Dupuytren, gest. 1835, einer der genialsten Aerzte, das Meiste beigetragen. Bei den Engländern stand oben an Astley Cooper, in Deutschland Ruft und Langenbek der Vater. Während bis in dieses Jahrh. die C. vorzugsweise in Frankreich gepflegt wurde, so theilten sich in der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart Franzosen, Deutsche u. Engländer vielleicht zu gleichen Theilen in die Aufgabe der Ausbildung der C. Einige der berühmtesten Chirurgen der letzten Decennien sind Beer, Jäger, Rosas, Gräfe, v. Walther, Jüngken, Himly, Textor, Beck, Chelius, Wilhelm, Wutzer, Dieffenbach, Stromeyer, Langenbeck jun., in Frankreich Chopart, Roux, Blandin, Marjolin, Velpeau, Lisfranc, Civiale, Brechet, Lallemand, Jobert, Amussat, in England Lawrence, Wardrop, Gouthrie, Liston, Syme etc. Was in diesem Jahrh. der C. wie andern Künsten und Wissenschaften den größten Vorschub geleistet, war die Theilung der Arbeit. Dadurch, daß einzelne Männer sich mit der Augenheilkunde, Ohrenheilkunde, dem Ersatz verloren gegangener Hauttheile etc. abgegeben haben, wurden diese einzelnen Zweige der C. auf einen hohen Grad von Ausbildung gebracht, so daß, nachdem man früher in Folge der Entdeckung des Kreislaufes durch Harvey die geeigneten Mittel zur Blutstillung erlangte, nun nach Entdeckung der betäubenden Anwendung des Aethers und Chloroforms als Schmerz ersparendes Mittel die C. vor keiner irgend physiologisch möglichen Operation mehr zurückschrickt. Chiton, das wollene griech. Unterkleid, bei den Frauen mit, bei den Männern ohne Aermel. Chitoppa (Tschitoppa), ein veraltetes span. Saiteninstrument mit gewölbtem Körper. Chits (ostind. Tschits), deutsch Zits, feiner, bunter Kattun, eigentlich ostind. Baumwollenzeug, dessen Zeichnungen etc. nicht mit Formen gedruckt, sondern gemalt sind. Chiusa, ital., Klause, Gebirgspaß; Name vieler Orte: C., piemontesische Stadt am Pesio, 6000 E., Seiden- und Weinbau, piemontischer Flecken an der Dora Rivera, 3000 E.; sicilische Stadt, Provinz Palermo, 6000 E.; österr. lombardisches Dorf nordöstl. von Udine an der Etsch, die hier das Gebirge durchbricht; der Engpaß wird durch ein auf einem Felsen liegendes Fort vertheidigt. Chiusi, das Clusium des Porsena, Stadt in Toscana an der Chiana (s. d. A.), Bischofssitz, 2000 E.; tuscische und röm. Alterthümer. Chivasso, sard. Stadt am Po, 2 Meilen von Turin, 7900 E., Wolle u. Getreidehandel, früher wichtige Festung. Chizerots (frz. Schisseroh), eigener Schlag von Leuten in einigen Dörfern

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/97>, abgerufen am 27.11.2024.