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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.

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ward gehoben durch die Romanisten W. Budäus, Cujacius, F. Duaren, Brissonius; die Kanzler Olivier und l'Hopital u. a. förderten die Kunde des einheimischen Rechtes. B. Das Zeitalter Ludwigs XIV. ist das classische der f. L. (1643-1715), Richelieus staatsmännischer Blick erkannte die Macht der Presse und die Franzosen, deßhalb förderte er Künste und Wissenschaften, machte die Academie francaise zum obersten Gerichtshof über Erzeugnisse des Geistes und fesselte die Geister durch Pensionen und Geschenke an den Hof. Colbert stiftete später die Akademie der schönen Künste und Inschriften (1663) sowie die der Wissenschaften (1666) u. that Großes für die f. L., auch für das Allgemeinwerden des Studiums der Alten. Dieselben wurden erläutert u. commentiert von Tanaquil Faber, den beiden Dacier, H. Valois u. a., von den Alterthumsforschern Montfaucon, Pomey, Banier u. durch zahllose Uebersetzer anziehend und genießbar, durch Ausgaben in usum Delphini möglichst unschädlich gemacht. Die Alten in franz. Gewande aufleben zu lassen, statt der Natur mehr den Hof und die Stadt zu studieren, statt den Regeln des eigenen Genius den Machtsprüchen der Akademie und den literarischen Coterien (Ninon de l'Enclos, Marquise de Sevigny) zu gehorchen, war Sache der franz. Classiker. Die Namen Boileau (1636-1711), Lafontaine (1621-95), Fenelon (1551 bis 1715), Jean Racine (1639-99) sind so bekannt wie die des Moliere (1620-73) und P. Corneille (1606 bis 84) (s. die betreff. Art.). Die Lyrik machte wenig Fortschritte, doch dichtete I. Racine treffliche religiöse Gesänge für das Kloster St. Cyr, Lainez (st. 1710), de la Fare (st. 1712), Chaulieu (st. 1720) sangen im Geiste Anakreons, J. B. Rousseau errang durch seine Oden den Beinamen des französ. Horaz. Vortrefflich und zahlreich sind die Epigramme, dagegen zeichnete sich im Epos nur Fenelon aus, insofern man den weltbekannten Telemach als episches Gedicht in Prosa gelten läßt u. Boileau lieferte im Chorpult (le lutrin) das unerreichte Muster einer komischen Epopöe. In komischen Erzählungen glänzte Lafontaine, in der Idylle die Dichterin Deshoulieres (st. 1694), während Renaud de Segrais sich zu sklavisch an Virgil hielt. Calprenede verherrlichte die Helden des Alterthums im Tone des Ritterromanes u. bereitete so den histor. Roman vor, in welchem sich die Gräfin Lafayette mit Glück versuchte. Zahllose Feenmährchen (Graf d'Hamilton) fanden als neue Erscheinung Europas Beifall. Das berühmteste Lehrgedicht blieb die l'art poetique des Boileau, an welcher man den Mangel positiver Bestimmungen über das Wesen der Poesie rügt. In der didaktischen Prosa leisteten Treffliches A. Arnauld, de la Bruyere (st. 1699) u. s. w. in ihr u. in der geistl. Beredsamkeit Bossuet (1617-1704), Flechier, die Jesuiten Bourdaloue (st. 1704) u. de la Rue (st. 1725), der Protestant I. Saurin (st. 1730); in der gerichtl. Beredsamkeit O. Patru (st. 1681), welchen später Pitaval (st. 1743) u. d'Aguesseau (st. 1751) übertrafen. Im Briefstyl lieferte Pascal (st. 1662) die ersten Muster, I. Racine, noch mehr die Frauen Babet (st. 1665) u. de Sevigne Vorzügliches. Die dramatische Poesie erreichte ihre höchste Blüte, seitdem Moliere und P. Corneille das Schauspiel u. Trauerspiel reformirt u. den dramatischen Geschmack der Nation bestimmt hatten. In Molieres Fußtapfen traten Regnard (st. 1709), Legrand (st. 1728) u. a. m. Aechtfranz. Trauerspiele schufen Racine u. Corneille, A. R. le Sage (st. 1747) überflügelte seine span. Vorbilder in Erzählungen und Komödien, namentlich war er der erste kunstmäßige Bearbeiter des Vaudeville, aus welchem die Opera comique hervorging. Cardinal Mazarin ließ 1645 und 47 italien. Opern aufführen, P. Perrin verfertigte die erste französ. Oper (1650) und schon 1669 entstand die Academie royale de musique. - Die Wissenschaft im strengeren Sinne schritt im Zeitalter Ludwigs XIV. weiter. In der Theologie zeichneten sich außer den großen Kanzelrednern die Kirchenhistoriker Tillemont, Fleury, Basnage aus, die bibl. Literatur ward von Capellus, Morin, Bochart u. a. bearbeitet,

ward gehoben durch die Romanisten W. Budäus, Cujacius, F. Duaren, Brissonius; die Kanzler Olivier und lʼHopital u. a. förderten die Kunde des einheimischen Rechtes. B. Das Zeitalter Ludwigs XIV. ist das classische der f. L. (1643–1715), Richelieus staatsmännischer Blick erkannte die Macht der Presse und die Franzosen, deßhalb förderte er Künste und Wissenschaften, machte die Académie française zum obersten Gerichtshof über Erzeugnisse des Geistes und fesselte die Geister durch Pensionen und Geschenke an den Hof. Colbert stiftete später die Akademie der schönen Künste und Inschriften (1663) sowie die der Wissenschaften (1666) u. that Großes für die f. L., auch für das Allgemeinwerden des Studiums der Alten. Dieselben wurden erläutert u. commentiert von Tanaquil Faber, den beiden Dacier, H. Valois u. a., von den Alterthumsforschern Montfaucon, Pomey, Banier u. durch zahllose Uebersetzer anziehend und genießbar, durch Ausgaben in usum Delphini möglichst unschädlich gemacht. Die Alten in franz. Gewande aufleben zu lassen, statt der Natur mehr den Hof und die Stadt zu studieren, statt den Regeln des eigenen Genius den Machtsprüchen der Akademie und den literarischen Coterien (Ninon de lʼEnclos, Marquise de Sevigny) zu gehorchen, war Sache der franz. Classiker. Die Namen Boileau (1636–1711), Lafontaine (1621–95), Fenelon (1551 bis 1715), Jean Racine (1639–99) sind so bekannt wie die des Molière (1620–73) und P. Corneille (1606 bis 84) (s. die betreff. Art.). Die Lyrik machte wenig Fortschritte, doch dichtete I. Racine treffliche religiöse Gesänge für das Kloster St. Cyr, Lainez (st. 1710), de la Fare (st. 1712), Chaulieu (st. 1720) sangen im Geiste Anakreons, J. B. Rousseau errang durch seine Oden den Beinamen des französ. Horaz. Vortrefflich und zahlreich sind die Epigramme, dagegen zeichnete sich im Epos nur Fenelon aus, insofern man den weltbekannten Telemach als episches Gedicht in Prosa gelten läßt u. Boileau lieferte im Chorpult (le lutrin) das unerreichte Muster einer komischen Epopöe. In komischen Erzählungen glänzte Lafontaine, in der Idylle die Dichterin Deshoulières (st. 1694), während Renaud de Segrais sich zu sklavisch an Virgil hielt. Calprenède verherrlichte die Helden des Alterthums im Tone des Ritterromanes u. bereitete so den histor. Roman vor, in welchem sich die Gräfin Lafayette mit Glück versuchte. Zahllose Feenmährchen (Graf dʼHamilton) fanden als neue Erscheinung Europas Beifall. Das berühmteste Lehrgedicht blieb die lʼart poétique des Boileau, an welcher man den Mangel positiver Bestimmungen über das Wesen der Poesie rügt. In der didaktischen Prosa leisteten Treffliches A. Arnauld, de la Bruyère (st. 1699) u. s. w. in ihr u. in der geistl. Beredsamkeit Bossuet (1617–1704), Fléchier, die Jesuiten Bourdaloue (st. 1704) u. de la Rue (st. 1725), der Protestant I. Saurin (st. 1730); in der gerichtl. Beredsamkeit O. Patru (st. 1681), welchen später Pitaval (st. 1743) u. dʼAguesseau (st. 1751) übertrafen. Im Briefstyl lieferte Pascal (st. 1662) die ersten Muster, I. Racine, noch mehr die Frauen Babet (st. 1665) u. de Sevigné Vorzügliches. Die dramatische Poesie erreichte ihre höchste Blüte, seitdem Molière und P. Corneille das Schauspiel u. Trauerspiel reformirt u. den dramatischen Geschmack der Nation bestimmt hatten. In Molières Fußtapfen traten Regnard (st. 1709), Legrand (st. 1728) u. a. m. Aechtfranz. Trauerspiele schufen Racine u. Corneille, A. R. le Sage (st. 1747) überflügelte seine span. Vorbilder in Erzählungen und Komödien, namentlich war er der erste kunstmäßige Bearbeiter des Vaudeville, aus welchem die Opéra comique hervorging. Cardinal Mazarin ließ 1645 und 47 italien. Opern aufführen, P. Perrin verfertigte die erste französ. Oper (1650) und schon 1669 entstand die Académie royale de musique. – Die Wissenschaft im strengeren Sinne schritt im Zeitalter Ludwigs XIV. weiter. In der Theologie zeichneten sich außer den großen Kanzelrednern die Kirchenhistoriker Tillemont, Fleury, Basnage aus, die bibl. Literatur ward von Capellus, Morin, Bochart u. a. bearbeitet,

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[783/0784] ward gehoben durch die Romanisten W. Budäus, Cujacius, F. Duaren, Brissonius; die Kanzler Olivier und lʼHopital u. a. förderten die Kunde des einheimischen Rechtes. B. Das Zeitalter Ludwigs XIV. ist das classische der f. L. (1643–1715), Richelieus staatsmännischer Blick erkannte die Macht der Presse und die Franzosen, deßhalb förderte er Künste und Wissenschaften, machte die Académie française zum obersten Gerichtshof über Erzeugnisse des Geistes und fesselte die Geister durch Pensionen und Geschenke an den Hof. Colbert stiftete später die Akademie der schönen Künste und Inschriften (1663) sowie die der Wissenschaften (1666) u. that Großes für die f. L., auch für das Allgemeinwerden des Studiums der Alten. Dieselben wurden erläutert u. commentiert von Tanaquil Faber, den beiden Dacier, H. Valois u. a., von den Alterthumsforschern Montfaucon, Pomey, Banier u. durch zahllose Uebersetzer anziehend und genießbar, durch Ausgaben in usum Delphini möglichst unschädlich gemacht. Die Alten in franz. Gewande aufleben zu lassen, statt der Natur mehr den Hof und die Stadt zu studieren, statt den Regeln des eigenen Genius den Machtsprüchen der Akademie und den literarischen Coterien (Ninon de lʼEnclos, Marquise de Sevigny) zu gehorchen, war Sache der franz. Classiker. Die Namen Boileau (1636–1711), Lafontaine (1621–95), Fenelon (1551 bis 1715), Jean Racine (1639–99) sind so bekannt wie die des Molière (1620–73) und P. Corneille (1606 bis 84) (s. die betreff. Art.). Die Lyrik machte wenig Fortschritte, doch dichtete I. Racine treffliche religiöse Gesänge für das Kloster St. Cyr, Lainez (st. 1710), de la Fare (st. 1712), Chaulieu (st. 1720) sangen im Geiste Anakreons, J. B. Rousseau errang durch seine Oden den Beinamen des französ. Horaz. Vortrefflich und zahlreich sind die Epigramme, dagegen zeichnete sich im Epos nur Fenelon aus, insofern man den weltbekannten Telemach als episches Gedicht in Prosa gelten läßt u. Boileau lieferte im Chorpult (le lutrin) das unerreichte Muster einer komischen Epopöe. In komischen Erzählungen glänzte Lafontaine, in der Idylle die Dichterin Deshoulières (st. 1694), während Renaud de Segrais sich zu sklavisch an Virgil hielt. Calprenède verherrlichte die Helden des Alterthums im Tone des Ritterromanes u. bereitete so den histor. Roman vor, in welchem sich die Gräfin Lafayette mit Glück versuchte. Zahllose Feenmährchen (Graf dʼHamilton) fanden als neue Erscheinung Europas Beifall. Das berühmteste Lehrgedicht blieb die lʼart poétique des Boileau, an welcher man den Mangel positiver Bestimmungen über das Wesen der Poesie rügt. In der didaktischen Prosa leisteten Treffliches A. Arnauld, de la Bruyère (st. 1699) u. s. w. in ihr u. in der geistl. Beredsamkeit Bossuet (1617–1704), Fléchier, die Jesuiten Bourdaloue (st. 1704) u. de la Rue (st. 1725), der Protestant I. Saurin (st. 1730); in der gerichtl. Beredsamkeit O. Patru (st. 1681), welchen später Pitaval (st. 1743) u. dʼAguesseau (st. 1751) übertrafen. Im Briefstyl lieferte Pascal (st. 1662) die ersten Muster, I. Racine, noch mehr die Frauen Babet (st. 1665) u. de Sevigné Vorzügliches. Die dramatische Poesie erreichte ihre höchste Blüte, seitdem Molière und P. Corneille das Schauspiel u. Trauerspiel reformirt u. den dramatischen Geschmack der Nation bestimmt hatten. In Molières Fußtapfen traten Regnard (st. 1709), Legrand (st. 1728) u. a. m. Aechtfranz. Trauerspiele schufen Racine u. Corneille, A. R. le Sage (st. 1747) überflügelte seine span. Vorbilder in Erzählungen und Komödien, namentlich war er der erste kunstmäßige Bearbeiter des Vaudeville, aus welchem die Opéra comique hervorging. Cardinal Mazarin ließ 1645 und 47 italien. Opern aufführen, P. Perrin verfertigte die erste französ. Oper (1650) und schon 1669 entstand die Académie royale de musique. – Die Wissenschaft im strengeren Sinne schritt im Zeitalter Ludwigs XIV. weiter. In der Theologie zeichneten sich außer den großen Kanzelrednern die Kirchenhistoriker Tillemont, Fleury, Basnage aus, die bibl. Literatur ward von Capellus, Morin, Bochart u. a. bearbeitet,

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854, S. 783. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/784>, abgerufen am 26.11.2024.