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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.

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einzige nationale Werk in Deutschland, erhielt den 19. Febr. 1853 durch den Abschluß eines Handels- u. Zollvertrags mit Oesterreich eine höhere Bedeutung, denn derselbe muß dadurch mit der Zeit zu einem Verbande werden, welcher Deutschland und alle österr. Länder durch die Macht der materiellen Interessen an einander kettet u. ebendarum aus ihnen auch ein politisch engverbundenes Staatensystem schafft. Während der Kaiser Oesterreich in diese Stellung zu Deutschland brachte, welche deren materieller Wohlfahrt, ihrer Macht und Sicherheit eine neue Zukunft verbürgt, wenn es dem Sondergeiste, der sich gegen diese Verbindung sträubt und gelegenheitlich aufzulehnen droht, nicht gelingt, das kaum halb vollendete Werk zu zerstören, wurde Oesterreich zu einem einheitlichen Staate umgeschaffen, indem jetzt die verschiedenen Nationalitäten als gleichberechtigte Glieder eines großen Reiches erscheinen (s. Oesterreich). Wie sehr der Kaiser das Vertrauen und die Liebe seiner Unterthanen sich erworben hat, zeigte sich bei dem Mordanfalle, welchen den 18. Febr. 1853 ein gewisser Libenyi auf ihn wagte, bei seiner Vermählung mit der bayer. Prinzessin Elisabeth (geb. 24. Dezbr. 1837, Tochter des Herzogs Max von Bayern) und im Sommer 1854, wo das große Nationalanlehen am beredtesten beweist, was Oesterreich von seinem jungen Kaiser hofft. Und nicht nur Oesterreich, sondern ganz Deutschland blickt in dem gegenwärtigen Augenblicke vertrauensvoll auf ihn, erwartet von ihm, daß sich die oriental. Krise zur Ehre u. zum Wohle Deutschlands löse, daß er die von Rußland drohende Gefahr politischer u. religiöser Knechtung abwende, dem Drange der Uebervölkerung in so vielen deutschen Gauen den Osten öffne, diesem neues Leben zuführe und der deutschen Auswanderung eine würdigere Aufgabe anweise, als ihr im transatlant. Westen bei Yankees, Creolen und Mulatten zu Theil wird. Da es der Wille der Vorsehung zu sein scheint, daß die Völker Europas durch die Feuerprobe des Krieges gehen sollen, so freut sich jedes deutsche Gemüth, daß zum erstenmal wieder seit Karl V. ein entschlossener Krieger die Kaiserkrone trägt.


Franz IV., Herzog von Modena, geb. 6. Octbr. 1779, gest. 21. Jan. 1846. - Franz V., Herzog von Modena, geb. 1. Juni 1819 (s. Este).


Franz, Herzog von Dessau, geb. 1740, regierte von 1758-1817, ein weiser, wohlwollender Fürst, hoch verdient um den Wohlstand seines Landes, das er in den Kriegsjahren von 1806 an mit großer Umsicht vor schwereren Leiden zu schützen vermochte.


Franz, I., König von Frankreich, geb. den 12. Septbr. 1494, Sohn des Herzogs Karl von Orleans, folgte 1515 seinem Schwiegervater Ludwig XII. auf dem Throne, ein Fürst von hohem Muthe, vieler Bildung, ein Freund der Künste und Wissenschaften, die unter ihm in Frankreich einen neuen Aufschwung nahmen, jedoch zur Ueppigkeit geneigt und die treulose Politik seiner Zeit (Machiavellismus) vielfach übend. Frankreichs Macht war durch Franzens Vorgänger ausgebildet worden, er benutzte sie als Eroberer und stieß eben deßwegen mit dem Hause Habsburg zusammen, dessen viele aber zerstreute Besitzungen zum Angriffe einluden. Der Anfang war günstig; F. eroberte Genua und Mailand und erfocht bei Marignano den 13. u. 14. Septbr. 1515 einen großen Sieg über die Schweizer, aber 1522 schlug Frundsberg das franz.-schweizer. Heer bei der Bicocca, 1524 wurde ein zweites bei Romagnano vernichtet, endlich der König selbst d. 24. Febr. 1525 bei Pavia besiegt und gefangen. In dem Madrider Frieden 14. Jan. 1526 entsagte er nicht nur allen Ansprüchen auf Italien, sondern gelobte auch das von Ludwig XI. 1477 eroberte Herzogthum Burgund herauszugeben, hielt aber in Freiheit gesetzt weder das eine noch das andere; er erneuerte den Krieg 1527, 1535 und 1542, aber trotz einzelner Siege mußte er in den Friedensschlüssen von Cambrai 1529, Nizza 1538, Crespy 1544 seine Ansprüche jedesmal aufgeben, behauptete dagegen das Herzogthum Burgund; er st. d. 21. März 1547.


Franz II., König von Frankreich, geb. 19. Januar 1543, seit 1558 mit

einzige nationale Werk in Deutschland, erhielt den 19. Febr. 1853 durch den Abschluß eines Handels- u. Zollvertrags mit Oesterreich eine höhere Bedeutung, denn derselbe muß dadurch mit der Zeit zu einem Verbande werden, welcher Deutschland und alle österr. Länder durch die Macht der materiellen Interessen an einander kettet u. ebendarum aus ihnen auch ein politisch engverbundenes Staatensystem schafft. Während der Kaiser Oesterreich in diese Stellung zu Deutschland brachte, welche deren materieller Wohlfahrt, ihrer Macht und Sicherheit eine neue Zukunft verbürgt, wenn es dem Sondergeiste, der sich gegen diese Verbindung sträubt und gelegenheitlich aufzulehnen droht, nicht gelingt, das kaum halb vollendete Werk zu zerstören, wurde Oesterreich zu einem einheitlichen Staate umgeschaffen, indem jetzt die verschiedenen Nationalitäten als gleichberechtigte Glieder eines großen Reiches erscheinen (s. Oesterreich). Wie sehr der Kaiser das Vertrauen und die Liebe seiner Unterthanen sich erworben hat, zeigte sich bei dem Mordanfalle, welchen den 18. Febr. 1853 ein gewisser Libenyi auf ihn wagte, bei seiner Vermählung mit der bayer. Prinzessin Elisabeth (geb. 24. Dezbr. 1837, Tochter des Herzogs Max von Bayern) und im Sommer 1854, wo das große Nationalanlehen am beredtesten beweist, was Oesterreich von seinem jungen Kaiser hofft. Und nicht nur Oesterreich, sondern ganz Deutschland blickt in dem gegenwärtigen Augenblicke vertrauensvoll auf ihn, erwartet von ihm, daß sich die oriental. Krise zur Ehre u. zum Wohle Deutschlands löse, daß er die von Rußland drohende Gefahr politischer u. religiöser Knechtung abwende, dem Drange der Uebervölkerung in so vielen deutschen Gauen den Osten öffne, diesem neues Leben zuführe und der deutschen Auswanderung eine würdigere Aufgabe anweise, als ihr im transatlant. Westen bei Yankees, Creolen und Mulatten zu Theil wird. Da es der Wille der Vorsehung zu sein scheint, daß die Völker Europas durch die Feuerprobe des Krieges gehen sollen, so freut sich jedes deutsche Gemüth, daß zum erstenmal wieder seit Karl V. ein entschlossener Krieger die Kaiserkrone trägt.


Franz IV., Herzog von Modena, geb. 6. Octbr. 1779, gest. 21. Jan. 1846. – Franz V., Herzog von Modena, geb. 1. Juni 1819 (s. Este).


Franz, Herzog von Dessau, geb. 1740, regierte von 1758–1817, ein weiser, wohlwollender Fürst, hoch verdient um den Wohlstand seines Landes, das er in den Kriegsjahren von 1806 an mit großer Umsicht vor schwereren Leiden zu schützen vermochte.


Franz, I., König von Frankreich, geb. den 12. Septbr. 1494, Sohn des Herzogs Karl von Orleans, folgte 1515 seinem Schwiegervater Ludwig XII. auf dem Throne, ein Fürst von hohem Muthe, vieler Bildung, ein Freund der Künste und Wissenschaften, die unter ihm in Frankreich einen neuen Aufschwung nahmen, jedoch zur Ueppigkeit geneigt und die treulose Politik seiner Zeit (Machiavellismus) vielfach übend. Frankreichs Macht war durch Franzens Vorgänger ausgebildet worden, er benutzte sie als Eroberer und stieß eben deßwegen mit dem Hause Habsburg zusammen, dessen viele aber zerstreute Besitzungen zum Angriffe einluden. Der Anfang war günstig; F. eroberte Genua und Mailand und erfocht bei Marignano den 13. u. 14. Septbr. 1515 einen großen Sieg über die Schweizer, aber 1522 schlug Frundsberg das franz.-schweizer. Heer bei der Bicocca, 1524 wurde ein zweites bei Romagnano vernichtet, endlich der König selbst d. 24. Febr. 1525 bei Pavia besiegt und gefangen. In dem Madrider Frieden 14. Jan. 1526 entsagte er nicht nur allen Ansprüchen auf Italien, sondern gelobte auch das von Ludwig XI. 1477 eroberte Herzogthum Burgund herauszugeben, hielt aber in Freiheit gesetzt weder das eine noch das andere; er erneuerte den Krieg 1527, 1535 und 1542, aber trotz einzelner Siege mußte er in den Friedensschlüssen von Cambrai 1529, Nizza 1538, Crespy 1544 seine Ansprüche jedesmal aufgeben, behauptete dagegen das Herzogthum Burgund; er st. d. 21. März 1547.


Franz II., König von Frankreich, geb. 19. Januar 1543, seit 1558 mit

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[777/0778] einzige nationale Werk in Deutschland, erhielt den 19. Febr. 1853 durch den Abschluß eines Handels- u. Zollvertrags mit Oesterreich eine höhere Bedeutung, denn derselbe muß dadurch mit der Zeit zu einem Verbande werden, welcher Deutschland und alle österr. Länder durch die Macht der materiellen Interessen an einander kettet u. ebendarum aus ihnen auch ein politisch engverbundenes Staatensystem schafft. Während der Kaiser Oesterreich in diese Stellung zu Deutschland brachte, welche deren materieller Wohlfahrt, ihrer Macht und Sicherheit eine neue Zukunft verbürgt, wenn es dem Sondergeiste, der sich gegen diese Verbindung sträubt und gelegenheitlich aufzulehnen droht, nicht gelingt, das kaum halb vollendete Werk zu zerstören, wurde Oesterreich zu einem einheitlichen Staate umgeschaffen, indem jetzt die verschiedenen Nationalitäten als gleichberechtigte Glieder eines großen Reiches erscheinen (s. Oesterreich). Wie sehr der Kaiser das Vertrauen und die Liebe seiner Unterthanen sich erworben hat, zeigte sich bei dem Mordanfalle, welchen den 18. Febr. 1853 ein gewisser Libenyi auf ihn wagte, bei seiner Vermählung mit der bayer. Prinzessin Elisabeth (geb. 24. Dezbr. 1837, Tochter des Herzogs Max von Bayern) und im Sommer 1854, wo das große Nationalanlehen am beredtesten beweist, was Oesterreich von seinem jungen Kaiser hofft. Und nicht nur Oesterreich, sondern ganz Deutschland blickt in dem gegenwärtigen Augenblicke vertrauensvoll auf ihn, erwartet von ihm, daß sich die oriental. Krise zur Ehre u. zum Wohle Deutschlands löse, daß er die von Rußland drohende Gefahr politischer u. religiöser Knechtung abwende, dem Drange der Uebervölkerung in so vielen deutschen Gauen den Osten öffne, diesem neues Leben zuführe und der deutschen Auswanderung eine würdigere Aufgabe anweise, als ihr im transatlant. Westen bei Yankees, Creolen und Mulatten zu Theil wird. Da es der Wille der Vorsehung zu sein scheint, daß die Völker Europas durch die Feuerprobe des Krieges gehen sollen, so freut sich jedes deutsche Gemüth, daß zum erstenmal wieder seit Karl V. ein entschlossener Krieger die Kaiserkrone trägt. Franz IV., Herzog von Modena, geb. 6. Octbr. 1779, gest. 21. Jan. 1846. – Franz V., Herzog von Modena, geb. 1. Juni 1819 (s. Este). Franz, Herzog von Dessau, geb. 1740, regierte von 1758–1817, ein weiser, wohlwollender Fürst, hoch verdient um den Wohlstand seines Landes, das er in den Kriegsjahren von 1806 an mit großer Umsicht vor schwereren Leiden zu schützen vermochte. Franz, I., König von Frankreich, geb. den 12. Septbr. 1494, Sohn des Herzogs Karl von Orleans, folgte 1515 seinem Schwiegervater Ludwig XII. auf dem Throne, ein Fürst von hohem Muthe, vieler Bildung, ein Freund der Künste und Wissenschaften, die unter ihm in Frankreich einen neuen Aufschwung nahmen, jedoch zur Ueppigkeit geneigt und die treulose Politik seiner Zeit (Machiavellismus) vielfach übend. Frankreichs Macht war durch Franzens Vorgänger ausgebildet worden, er benutzte sie als Eroberer und stieß eben deßwegen mit dem Hause Habsburg zusammen, dessen viele aber zerstreute Besitzungen zum Angriffe einluden. Der Anfang war günstig; F. eroberte Genua und Mailand und erfocht bei Marignano den 13. u. 14. Septbr. 1515 einen großen Sieg über die Schweizer, aber 1522 schlug Frundsberg das franz.-schweizer. Heer bei der Bicocca, 1524 wurde ein zweites bei Romagnano vernichtet, endlich der König selbst d. 24. Febr. 1525 bei Pavia besiegt und gefangen. In dem Madrider Frieden 14. Jan. 1526 entsagte er nicht nur allen Ansprüchen auf Italien, sondern gelobte auch das von Ludwig XI. 1477 eroberte Herzogthum Burgund herauszugeben, hielt aber in Freiheit gesetzt weder das eine noch das andere; er erneuerte den Krieg 1527, 1535 und 1542, aber trotz einzelner Siege mußte er in den Friedensschlüssen von Cambrai 1529, Nizza 1538, Crespy 1544 seine Ansprüche jedesmal aufgeben, behauptete dagegen das Herzogthum Burgund; er st. d. 21. März 1547. Franz II., König von Frankreich, geb. 19. Januar 1543, seit 1558 mit

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854, S. 777. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/778>, abgerufen am 26.11.2024.