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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.

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seine Neigung zum militär. Verfahren und bewies durch die auf bad. Gebiete ausgeführte Verhaftung des Herzogs von Enghien, daß er das Völkerrecht zu verletzen kein Bedenken trage, durch dessen Hinrichtung, daß er die Mittel Dantons nicht verschmähe. 1802 ließ er sich zum lebenslängl. Consul, 1804 am 18. Mai zum erblichen Kaiser der Franzosen durch Volksabstimmung ernennen und am 2. Dezbr. von dem Papste in Notredame feierlich krönen. Das Kaiserthum behielt im Innern die gleiche Richtung wie das Consulat, nur daß Napoleon einen glänzenden Hof hielt, aus seinen Generalen und hohen Beamten einen neuen Adel schuf, alle Talente in seinem Dienste zu verwenden suchte, aber jede Regung gegen seine Herrschaft auf das strengste überwachte und niederhielt. Gegen außen verfolgte er die Politik des Eroberers und diese stürzte ihn endlich; denn er mußte in seinen beständigen Kriegen durch Conscriptionen F. an Menschen fast mehr erschöpfen, als das Schreckenssystem gethan hatte; er mußte dessen financielle Kräfte auf das äußerste anstrengen; durch den Krieg mit England und das Continentalsystem verarmten die Küstenprovinzen; selbst seine Friedensschlüsse waren der Art, daß neue Kriege aus ihnen entstehen mußten, daher wurde die Sehnsucht der Nation nach Ruhe nie befriedigt, der immerwährende Krieg verhaßt, da weitaus die Mehrzahl der Franzosen mit der Ausdehnung F.s bis an den Rhein, an die Alpen und Pyrenäen zufrieden gewesen wäre. Diese allgem. Mißstimmung wurde im Siegeslärm nicht gehört, aber sie machte sich geltend, sobald das Waffenglück des Kaisers schwankend wurde und stürzte ihn vom Throne, als F. jedenfalls vom Auslande nicht mehr bedroht war als 1793. Mit England begann der Krieg bereits 1803 wieder; Napoleon besetzte Hannover, verbündete sich die Schweiz, machte die italien. Republiken zu seinem Königreich Italien, räumte Holland nicht, daher kam es zu einem Bündnisse zwischen England, Rußland, Neapel u. Oesterreich und zum Kriege. Die Engländer vernichteten bei Trafalgar 21. Octbr. 1805 F.s letzte mit ungeheurer Anstrengung ausgerüstete Flotte, Napoleon aber errang bei Ulm (14. Octbr.) und Austerlitz (2. Dezbr.) entscheidende Siege und jagte den neapolitan. Hof über die Meerenge nach Sicilien; Oesterreich verlor im Preßburger Frieden (v. 26. Dezbr.) das Venetianische, Vorderösterreich u. Tyrol, Napoleon aber stattete mit den deutschen Abtretungen so wie mit Reichsstädten, Abteien, Stiftsländern Bayern u. Württemberg aus, deren Herrscher er zu Königen erhob, ebenso Baden, jetzt Großherzogthum etc. Napoleons Schwager Murat wurde ein deutscher Landesherr als Herzog von Kleve-Berg, das Preußen gegen Hannover abtrat. Sein Bruder Joseph wurde König von Neapel, Louis König von Holland, ein Schwager Bacciochi Herzog von Piombino. Im Jahre 1806 sagten sich die Fürsten des südwestl. Deutschlands von dem Reiche los und unterwarfen sich dem Protectorate Napoleons, indem sie den Rheinbund schlossen u. dem deutschen Reiche thatsächlich ein Ende machten, Preußen aber, das endlich zu den Waffen griff, wurde bei Auerstädt und Jena (14. Octbr.) niedergeworfen, die Russen, welche wie 1805 zu spät ankamen, bei Eylau (8. Febr. 1807) u. Friedland (14. Juni) geschlagen und 9. Juli schloß Napoleon den Frieden von Tilsit, in welchem Preußen sein polnisches Gebiet (den Byalistocker Kreis erhielt Rußland, aus dem andern bildete Napoleon das Großherzogthum Warschau und schenkte es dem König von Sachsen) und alles zwischen Rhein und Elbe verlor. Aus Hessenkassel, Braunschweig u. Hannover formte er ein Königreich Westfalen für seinen jüngsten Bruder Hieronymus; Sachsen, Westfalen u. alle Fürsten mit Ausnahme Preußens wurden in den Rheinbund aufgenommen. Gleichzeitig organisirte er das Continentalsystem (s. d.) gegen England u. benutzte den unseligen Zustand der königl. Familie in Spanien, um Portugal zu besetzen und die span. Krone (1808) seinem Bruder Joseph zu verleihen, dessen neapolitan. Königskrone Murat erhielt. In Erfurt (28. Septbr. bis 14. Octbr.), wo Kaiser

seine Neigung zum militär. Verfahren und bewies durch die auf bad. Gebiete ausgeführte Verhaftung des Herzogs von Enghien, daß er das Völkerrecht zu verletzen kein Bedenken trage, durch dessen Hinrichtung, daß er die Mittel Dantons nicht verschmähe. 1802 ließ er sich zum lebenslängl. Consul, 1804 am 18. Mai zum erblichen Kaiser der Franzosen durch Volksabstimmung ernennen und am 2. Dezbr. von dem Papste in Notredame feierlich krönen. Das Kaiserthum behielt im Innern die gleiche Richtung wie das Consulat, nur daß Napoleon einen glänzenden Hof hielt, aus seinen Generalen und hohen Beamten einen neuen Adel schuf, alle Talente in seinem Dienste zu verwenden suchte, aber jede Regung gegen seine Herrschaft auf das strengste überwachte und niederhielt. Gegen außen verfolgte er die Politik des Eroberers und diese stürzte ihn endlich; denn er mußte in seinen beständigen Kriegen durch Conscriptionen F. an Menschen fast mehr erschöpfen, als das Schreckenssystem gethan hatte; er mußte dessen financielle Kräfte auf das äußerste anstrengen; durch den Krieg mit England und das Continentalsystem verarmten die Küstenprovinzen; selbst seine Friedensschlüsse waren der Art, daß neue Kriege aus ihnen entstehen mußten, daher wurde die Sehnsucht der Nation nach Ruhe nie befriedigt, der immerwährende Krieg verhaßt, da weitaus die Mehrzahl der Franzosen mit der Ausdehnung F.s bis an den Rhein, an die Alpen und Pyrenäen zufrieden gewesen wäre. Diese allgem. Mißstimmung wurde im Siegeslärm nicht gehört, aber sie machte sich geltend, sobald das Waffenglück des Kaisers schwankend wurde und stürzte ihn vom Throne, als F. jedenfalls vom Auslande nicht mehr bedroht war als 1793. Mit England begann der Krieg bereits 1803 wieder; Napoleon besetzte Hannover, verbündete sich die Schweiz, machte die italien. Republiken zu seinem Königreich Italien, räumte Holland nicht, daher kam es zu einem Bündnisse zwischen England, Rußland, Neapel u. Oesterreich und zum Kriege. Die Engländer vernichteten bei Trafalgar 21. Octbr. 1805 F.s letzte mit ungeheurer Anstrengung ausgerüstete Flotte, Napoleon aber errang bei Ulm (14. Octbr.) und Austerlitz (2. Dezbr.) entscheidende Siege und jagte den neapolitan. Hof über die Meerenge nach Sicilien; Oesterreich verlor im Preßburger Frieden (v. 26. Dezbr.) das Venetianische, Vorderösterreich u. Tyrol, Napoleon aber stattete mit den deutschen Abtretungen so wie mit Reichsstädten, Abteien, Stiftsländern Bayern u. Württemberg aus, deren Herrscher er zu Königen erhob, ebenso Baden, jetzt Großherzogthum etc. Napoleons Schwager Murat wurde ein deutscher Landesherr als Herzog von Kleve-Berg, das Preußen gegen Hannover abtrat. Sein Bruder Joseph wurde König von Neapel, Louis König von Holland, ein Schwager Bacciochi Herzog von Piombino. Im Jahre 1806 sagten sich die Fürsten des südwestl. Deutschlands von dem Reiche los und unterwarfen sich dem Protectorate Napoleons, indem sie den Rheinbund schlossen u. dem deutschen Reiche thatsächlich ein Ende machten, Preußen aber, das endlich zu den Waffen griff, wurde bei Auerstädt und Jena (14. Octbr.) niedergeworfen, die Russen, welche wie 1805 zu spät ankamen, bei Eylau (8. Febr. 1807) u. Friedland (14. Juni) geschlagen und 9. Juli schloß Napoleon den Frieden von Tilsit, in welchem Preußen sein polnisches Gebiet (den Byalistocker Kreis erhielt Rußland, aus dem andern bildete Napoleon das Großherzogthum Warschau und schenkte es dem König von Sachsen) und alles zwischen Rhein und Elbe verlor. Aus Hessenkassel, Braunschweig u. Hannover formte er ein Königreich Westfalen für seinen jüngsten Bruder Hieronymus; Sachsen, Westfalen u. alle Fürsten mit Ausnahme Preußens wurden in den Rheinbund aufgenommen. Gleichzeitig organisirte er das Continentalsystem (s. d.) gegen England u. benutzte den unseligen Zustand der königl. Familie in Spanien, um Portugal zu besetzen und die span. Krone (1808) seinem Bruder Joseph zu verleihen, dessen neapolitan. Königskrone Murat erhielt. In Erfurt (28. Septbr. bis 14. Octbr.), wo Kaiser

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[767/0768] seine Neigung zum militär. Verfahren und bewies durch die auf bad. Gebiete ausgeführte Verhaftung des Herzogs von Enghien, daß er das Völkerrecht zu verletzen kein Bedenken trage, durch dessen Hinrichtung, daß er die Mittel Dantons nicht verschmähe. 1802 ließ er sich zum lebenslängl. Consul, 1804 am 18. Mai zum erblichen Kaiser der Franzosen durch Volksabstimmung ernennen und am 2. Dezbr. von dem Papste in Notredame feierlich krönen. Das Kaiserthum behielt im Innern die gleiche Richtung wie das Consulat, nur daß Napoleon einen glänzenden Hof hielt, aus seinen Generalen und hohen Beamten einen neuen Adel schuf, alle Talente in seinem Dienste zu verwenden suchte, aber jede Regung gegen seine Herrschaft auf das strengste überwachte und niederhielt. Gegen außen verfolgte er die Politik des Eroberers und diese stürzte ihn endlich; denn er mußte in seinen beständigen Kriegen durch Conscriptionen F. an Menschen fast mehr erschöpfen, als das Schreckenssystem gethan hatte; er mußte dessen financielle Kräfte auf das äußerste anstrengen; durch den Krieg mit England und das Continentalsystem verarmten die Küstenprovinzen; selbst seine Friedensschlüsse waren der Art, daß neue Kriege aus ihnen entstehen mußten, daher wurde die Sehnsucht der Nation nach Ruhe nie befriedigt, der immerwährende Krieg verhaßt, da weitaus die Mehrzahl der Franzosen mit der Ausdehnung F.s bis an den Rhein, an die Alpen und Pyrenäen zufrieden gewesen wäre. Diese allgem. Mißstimmung wurde im Siegeslärm nicht gehört, aber sie machte sich geltend, sobald das Waffenglück des Kaisers schwankend wurde und stürzte ihn vom Throne, als F. jedenfalls vom Auslande nicht mehr bedroht war als 1793. Mit England begann der Krieg bereits 1803 wieder; Napoleon besetzte Hannover, verbündete sich die Schweiz, machte die italien. Republiken zu seinem Königreich Italien, räumte Holland nicht, daher kam es zu einem Bündnisse zwischen England, Rußland, Neapel u. Oesterreich und zum Kriege. Die Engländer vernichteten bei Trafalgar 21. Octbr. 1805 F.s letzte mit ungeheurer Anstrengung ausgerüstete Flotte, Napoleon aber errang bei Ulm (14. Octbr.) und Austerlitz (2. Dezbr.) entscheidende Siege und jagte den neapolitan. Hof über die Meerenge nach Sicilien; Oesterreich verlor im Preßburger Frieden (v. 26. Dezbr.) das Venetianische, Vorderösterreich u. Tyrol, Napoleon aber stattete mit den deutschen Abtretungen so wie mit Reichsstädten, Abteien, Stiftsländern Bayern u. Württemberg aus, deren Herrscher er zu Königen erhob, ebenso Baden, jetzt Großherzogthum etc. Napoleons Schwager Murat wurde ein deutscher Landesherr als Herzog von Kleve-Berg, das Preußen gegen Hannover abtrat. Sein Bruder Joseph wurde König von Neapel, Louis König von Holland, ein Schwager Bacciochi Herzog von Piombino. Im Jahre 1806 sagten sich die Fürsten des südwestl. Deutschlands von dem Reiche los und unterwarfen sich dem Protectorate Napoleons, indem sie den Rheinbund schlossen u. dem deutschen Reiche thatsächlich ein Ende machten, Preußen aber, das endlich zu den Waffen griff, wurde bei Auerstädt und Jena (14. Octbr.) niedergeworfen, die Russen, welche wie 1805 zu spät ankamen, bei Eylau (8. Febr. 1807) u. Friedland (14. Juni) geschlagen und 9. Juli schloß Napoleon den Frieden von Tilsit, in welchem Preußen sein polnisches Gebiet (den Byalistocker Kreis erhielt Rußland, aus dem andern bildete Napoleon das Großherzogthum Warschau und schenkte es dem König von Sachsen) und alles zwischen Rhein und Elbe verlor. Aus Hessenkassel, Braunschweig u. Hannover formte er ein Königreich Westfalen für seinen jüngsten Bruder Hieronymus; Sachsen, Westfalen u. alle Fürsten mit Ausnahme Preußens wurden in den Rheinbund aufgenommen. Gleichzeitig organisirte er das Continentalsystem (s. d.) gegen England u. benutzte den unseligen Zustand der königl. Familie in Spanien, um Portugal zu besetzen und die span. Krone (1808) seinem Bruder Joseph zu verleihen, dessen neapolitan. Königskrone Murat erhielt. In Erfurt (28. Septbr. bis 14. Octbr.), wo Kaiser

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854, S. 767. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/768>, abgerufen am 27.11.2024.