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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.

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Feodosia oder Kaffa, Stadt an der Südostküste der Krim, mit 8500 E., Hafen, beträchtlichem Handel. F. war eine altgriech. blühende Colonie, welche in den Stürmen der Völkerwanderung unterging; unweit derselben gründeten die Genuesen 1266 Kaffa, das zu einer Handelsstadt von 100000 E. aufblühte, aber 1465 von den Türken erobert und verwüstet wurde; 1770 erstürmten es die Russen, 1792 wurde es mit der Krim an Rußland abgetreten. Straße von F. oder K., bei den Alten der taurische Bosporus, heißt jetzt gewöhnlich Straße von Kertsch oder Jenikale.


Ferdinand, altdeutscher Name, aus dem Span. wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Span. Könige: F. I. der Große, von 1035-65 regierend, erhob durch glückliche Kriege Castilien zum mächtigsten Staate auf der pyrenäischen Halbinsel und nannte sich Kaiser. - F. II., von 1157-88 König von Leon, Asturien und Galizien. - F. III. der Heilige, von 1217 König von Castilien, seit 1230 auch von Leon, vereinigte beide zu einem untheilbaren Königreich, eroberte Murcia, Sevilla und Cordova, begründete also die christl. Uebermacht über die Mauren in Spanien vollständig; st. 1251, wurde 1671 canonisirt. - F. IV., von 1295-1312 König von Castilien und Leon, glücklicher Krieger gegen die maurischen u. christl. Fürsten auf der pyrenäischen Halbinsel. - F. V. oder der Katholische, geb. 1452, König von Aragonien seit 1479, vereinigte durch seine Heirath mit Isabella von Castilien die beiden Königreiche, wobei jedoch Castilien seine eigene Regierung behielt, bis Isabellas Schwiegersohn Philipp gest. und ihre Tochter Johanna wahnsinnig geworden war; eroberte 1491 das letzte maurische Königreich Granada, 1503 das Königreich Neapel und 1512 das Königreich Navarra, bekriegte auch die Mauren in Afrika mit Glück; er brach die Macht des Adels und der Städte, wozu er sich der Inquisition bediente, welches Tribunal er hauptsächlich aus polit. Gründen errichtete. Er st. 1516, nachdem er die Entdeckungen Amerikas u. die ersten Eroberungen in dem neuen Erdtheile erlebt hatte. F. gründete für das folgende Jahrh. die Uebermacht Spaniens, aber durch seine Eroberung Neapels verwickelte er es auch in die Kämpfe um die Herrschaft Italiens, die Spanien keinen Nutzen, zuletzt unheilbaren Schaden brachten. - F. VI., König von 1746-59, ein schwacher, melancholischer Fürst. - F. VII., geb. 1784, Sohn Karls IV., Feind von dessen allvermögendem Minister Alcudia, daher auf der Seite der liberalen Partei, mit welcher er den Minister gewaltsam stürzen wollte. Deßwegen als Verschwörer verhaftet, wurde er durch einen Volksaufstand befreit, worauf Karl IV. die Krone am 18. März 1808 zu Gunsten F. VII. niederlegte. Bei Napoleons damaliger Macht war dessen Anerkennung für F. VII. unumgänglich nothwendig und er bewarb sich emsig darum; Napoleon aber benahm sich zweideutig, lud die ganze kgl. Familie nach Bayonne ein und zwang hier F. VII. die Krone niederzulegen, die nun Karl IV. Napoleon übergab. F. VII. wurde bis 11. Dez. 1813 in Valencay als fürstl. Gefangener zurückgehalten, während die span. Nation ihren großen Kampf ausfocht gegen Napoleon, dessen Glück in Rußland u. auf den deutschen Schlachtfeldern unterging. F. VII. versprach bei seiner Freilassung die Spanier von der Fortsetzung des Kriegs gegen Frankreich abzuhalten, was er jedoch nicht thun konnte, wenn er es hätte thun wollen. Wie er die Constitution der Cortes umwarf, den Krieg mit den Colonien in Amerika unglücklich fortsetzte, 1820 eine neue Verfassung anerkennen mußte, von derselben 1823 durch franz. Intervention befreit wurde, wie er 1829 zum 4.mal heirathete und am 29. März 1829 das salische Erbfolgegesetz umwarf, dadurch mit seinem Bruder Carlos in bittere Feindschaft gerieth, sich deßwegen wieder auf die Liberalen stützte, darüber s. Spanien. F. st. 29. Sept. 1833. Er traute niemanden, täuschte der Reihe nach alle Parteien, haßte jeden Widerstand gegen seinen Willen, ob er von Absolutisten oder Liberalen ausging, bewies aber bei keiner Gelegenheit den festen Willen eines Herrschers, erwarb sich weder Liebe noch


Feodosia oder Kaffa, Stadt an der Südostküste der Krim, mit 8500 E., Hafen, beträchtlichem Handel. F. war eine altgriech. blühende Colonie, welche in den Stürmen der Völkerwanderung unterging; unweit derselben gründeten die Genuesen 1266 Kaffa, das zu einer Handelsstadt von 100000 E. aufblühte, aber 1465 von den Türken erobert und verwüstet wurde; 1770 erstürmten es die Russen, 1792 wurde es mit der Krim an Rußland abgetreten. Straße von F. oder K., bei den Alten der taurische Bosporus, heißt jetzt gewöhnlich Straße von Kertsch oder Jenikale.


Ferdinand, altdeutscher Name, aus dem Span. wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Span. Könige: F. I. der Große, von 1035–65 regierend, erhob durch glückliche Kriege Castilien zum mächtigsten Staate auf der pyrenäischen Halbinsel und nannte sich Kaiser. – F. II., von 1157–88 König von Leon, Asturien und Galizien. – F. III. der Heilige, von 1217 König von Castilien, seit 1230 auch von Leon, vereinigte beide zu einem untheilbaren Königreich, eroberte Murcia, Sevilla und Cordova, begründete also die christl. Uebermacht über die Mauren in Spanien vollständig; st. 1251, wurde 1671 canonisirt. – F. IV., von 1295–1312 König von Castilien und Leon, glücklicher Krieger gegen die maurischen u. christl. Fürsten auf der pyrenäischen Halbinsel. – F. V. oder der Katholische, geb. 1452, König von Aragonien seit 1479, vereinigte durch seine Heirath mit Isabella von Castilien die beiden Königreiche, wobei jedoch Castilien seine eigene Regierung behielt, bis Isabellas Schwiegersohn Philipp gest. und ihre Tochter Johanna wahnsinnig geworden war; eroberte 1491 das letzte maurische Königreich Granada, 1503 das Königreich Neapel und 1512 das Königreich Navarra, bekriegte auch die Mauren in Afrika mit Glück; er brach die Macht des Adels und der Städte, wozu er sich der Inquisition bediente, welches Tribunal er hauptsächlich aus polit. Gründen errichtete. Er st. 1516, nachdem er die Entdeckungen Amerikas u. die ersten Eroberungen in dem neuen Erdtheile erlebt hatte. F. gründete für das folgende Jahrh. die Uebermacht Spaniens, aber durch seine Eroberung Neapels verwickelte er es auch in die Kämpfe um die Herrschaft Italiens, die Spanien keinen Nutzen, zuletzt unheilbaren Schaden brachten. – F. VI., König von 1746–59, ein schwacher, melancholischer Fürst. – F. VII., geb. 1784, Sohn Karls IV., Feind von dessen allvermögendem Minister Alcudia, daher auf der Seite der liberalen Partei, mit welcher er den Minister gewaltsam stürzen wollte. Deßwegen als Verschwörer verhaftet, wurde er durch einen Volksaufstand befreit, worauf Karl IV. die Krone am 18. März 1808 zu Gunsten F. VII. niederlegte. Bei Napoleons damaliger Macht war dessen Anerkennung für F. VII. unumgänglich nothwendig und er bewarb sich emsig darum; Napoleon aber benahm sich zweideutig, lud die ganze kgl. Familie nach Bayonne ein und zwang hier F. VII. die Krone niederzulegen, die nun Karl IV. Napoleon übergab. F. VII. wurde bis 11. Dez. 1813 in Valençay als fürstl. Gefangener zurückgehalten, während die span. Nation ihren großen Kampf ausfocht gegen Napoleon, dessen Glück in Rußland u. auf den deutschen Schlachtfeldern unterging. F. VII. versprach bei seiner Freilassung die Spanier von der Fortsetzung des Kriegs gegen Frankreich abzuhalten, was er jedoch nicht thun konnte, wenn er es hätte thun wollen. Wie er die Constitution der Cortes umwarf, den Krieg mit den Colonien in Amerika unglücklich fortsetzte, 1820 eine neue Verfassung anerkennen mußte, von derselben 1823 durch franz. Intervention befreit wurde, wie er 1829 zum 4.mal heirathete und am 29. März 1829 das salische Erbfolgegesetz umwarf, dadurch mit seinem Bruder Carlos in bittere Feindschaft gerieth, sich deßwegen wieder auf die Liberalen stützte, darüber s. Spanien. F. st. 29. Sept. 1833. Er traute niemanden, täuschte der Reihe nach alle Parteien, haßte jeden Widerstand gegen seinen Willen, ob er von Absolutisten oder Liberalen ausging, bewies aber bei keiner Gelegenheit den festen Willen eines Herrschers, erwarb sich weder Liebe noch

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[683/0684] Feodosia oder Kaffa, Stadt an der Südostküste der Krim, mit 8500 E., Hafen, beträchtlichem Handel. F. war eine altgriech. blühende Colonie, welche in den Stürmen der Völkerwanderung unterging; unweit derselben gründeten die Genuesen 1266 Kaffa, das zu einer Handelsstadt von 100000 E. aufblühte, aber 1465 von den Türken erobert und verwüstet wurde; 1770 erstürmten es die Russen, 1792 wurde es mit der Krim an Rußland abgetreten. Straße von F. oder K., bei den Alten der taurische Bosporus, heißt jetzt gewöhnlich Straße von Kertsch oder Jenikale. Ferdinand, altdeutscher Name, aus dem Span. wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Span. Könige: F. I. der Große, von 1035–65 regierend, erhob durch glückliche Kriege Castilien zum mächtigsten Staate auf der pyrenäischen Halbinsel und nannte sich Kaiser. – F. II., von 1157–88 König von Leon, Asturien und Galizien. – F. III. der Heilige, von 1217 König von Castilien, seit 1230 auch von Leon, vereinigte beide zu einem untheilbaren Königreich, eroberte Murcia, Sevilla und Cordova, begründete also die christl. Uebermacht über die Mauren in Spanien vollständig; st. 1251, wurde 1671 canonisirt. – F. IV., von 1295–1312 König von Castilien und Leon, glücklicher Krieger gegen die maurischen u. christl. Fürsten auf der pyrenäischen Halbinsel. – F. V. oder der Katholische, geb. 1452, König von Aragonien seit 1479, vereinigte durch seine Heirath mit Isabella von Castilien die beiden Königreiche, wobei jedoch Castilien seine eigene Regierung behielt, bis Isabellas Schwiegersohn Philipp gest. und ihre Tochter Johanna wahnsinnig geworden war; eroberte 1491 das letzte maurische Königreich Granada, 1503 das Königreich Neapel und 1512 das Königreich Navarra, bekriegte auch die Mauren in Afrika mit Glück; er brach die Macht des Adels und der Städte, wozu er sich der Inquisition bediente, welches Tribunal er hauptsächlich aus polit. Gründen errichtete. Er st. 1516, nachdem er die Entdeckungen Amerikas u. die ersten Eroberungen in dem neuen Erdtheile erlebt hatte. F. gründete für das folgende Jahrh. die Uebermacht Spaniens, aber durch seine Eroberung Neapels verwickelte er es auch in die Kämpfe um die Herrschaft Italiens, die Spanien keinen Nutzen, zuletzt unheilbaren Schaden brachten. – F. VI., König von 1746–59, ein schwacher, melancholischer Fürst. – F. VII., geb. 1784, Sohn Karls IV., Feind von dessen allvermögendem Minister Alcudia, daher auf der Seite der liberalen Partei, mit welcher er den Minister gewaltsam stürzen wollte. Deßwegen als Verschwörer verhaftet, wurde er durch einen Volksaufstand befreit, worauf Karl IV. die Krone am 18. März 1808 zu Gunsten F. VII. niederlegte. Bei Napoleons damaliger Macht war dessen Anerkennung für F. VII. unumgänglich nothwendig und er bewarb sich emsig darum; Napoleon aber benahm sich zweideutig, lud die ganze kgl. Familie nach Bayonne ein und zwang hier F. VII. die Krone niederzulegen, die nun Karl IV. Napoleon übergab. F. VII. wurde bis 11. Dez. 1813 in Valençay als fürstl. Gefangener zurückgehalten, während die span. Nation ihren großen Kampf ausfocht gegen Napoleon, dessen Glück in Rußland u. auf den deutschen Schlachtfeldern unterging. F. VII. versprach bei seiner Freilassung die Spanier von der Fortsetzung des Kriegs gegen Frankreich abzuhalten, was er jedoch nicht thun konnte, wenn er es hätte thun wollen. Wie er die Constitution der Cortes umwarf, den Krieg mit den Colonien in Amerika unglücklich fortsetzte, 1820 eine neue Verfassung anerkennen mußte, von derselben 1823 durch franz. Intervention befreit wurde, wie er 1829 zum 4.mal heirathete und am 29. März 1829 das salische Erbfolgegesetz umwarf, dadurch mit seinem Bruder Carlos in bittere Feindschaft gerieth, sich deßwegen wieder auf die Liberalen stützte, darüber s. Spanien. F. st. 29. Sept. 1833. Er traute niemanden, täuschte der Reihe nach alle Parteien, haßte jeden Widerstand gegen seinen Willen, ob er von Absolutisten oder Liberalen ausging, bewies aber bei keiner Gelegenheit den festen Willen eines Herrschers, erwarb sich weder Liebe noch

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854, S. 683. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/684>, abgerufen am 24.11.2024.