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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.

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Pflanzenwurzeln, ja sogar Wasser, das z. B. viel kohlensaueres E.oxydul enthält, wird für viele Pflanzen, frisch angewendet, tödtlich. - Schwefelsaures E., in geringer Menge im Boden vorhanden, wirkt meist sehr günstig auf die Vegetation, in großer Menge aber stets nachtheilig. Es wird häufig als sog. E.vitriol im Wasser aufgelöst und der Gülle zugesetzt als Dünger verwendet, thut übrigens nicht auf allen Bodenarten gut, so namentlich nicht auf Moorboden; auf eisenreichem thonigem Boden bleibt er ganz ohne Wirkung, und auf Sandboden wirkt er kaum merklich. - Humussaure E.oxyde bilden sich in allen Böden, welche E.oxyde und Humus enthalten, sobald ein ungehinderter Zutritt der Luft stattfinden kann. Sie sind schwer löslich im Wasser und eben deßhalb minder schädlich; dergleichen Bodenarten verlangen aber, wenn sie sehr eisenreich sind, d. h. auch noch freies E.oxyd enthalten, mehr Mist oder Humus, wenn Halmfrüchte darauf gedeihen sollen, als ein eisenarmer Boden. - E.oxyd befindet sich besonders in den oberen Schichten des Bodens; die Verbindungen des E. mit dem Schwefel dagegen (Magnetkies und Schwefelkies) kommen nicht in der Ackerkrume, sehr häufig aber im Untergrunde vor, z. B. im Untergrunde der Moore bei Hannover, wo solche zur Bedüngung thoniger Wiesen mit erstaunenswürdigem Erfolge benützt werden.


Eisenach, sächs. weimarsche Stadt an der thüring.-sächs. Eisenbahn mit 10000 E., welche Wollenwaaren und chemische Fabrikate liefern; Gymnasium, Schullehrerseminar, Forstinstitut. In der Nähe die berühmte Wartburg.


Eisenärz (Innersberg), Flecken in Steyermark, Kreis Bruck, mit 1800 E., großartigen Staatseisenwerken; der Erzberg, seit 1000 Jahren im Betrieb, liefert jährlich 300000 Ctr. des trefflichsten Eisens.


Eisenbach, ungar. Badeort im Barser Comitat, mit warmen Mineralquellen, Schleifmühle von Eisen und Stahl.


Eisenbahn. Die Erfahrung, daß ein Fuhrwerk mit verhältnißmäßig weniger Kraftaufwand fortbewegt werde, wenn die Räder weniger Reibung finden, veranlaßte schon die Alten, besonders die Römer, auf einzelnen starkgebrauchten Straßen Steingeleise anzulegen (z. B. Via Appia). In deutschen Bergwerken waren jedenfalls schon im 16. Jahrh. Holzgeleise zur Beifuhr der Erze und Kohlen im Gebrauch, und 1676 bestand eine größere derartige Bahn in England, um aus den Bergwerken von Newkastle die Steinkohlen an den Fluß Tyne zu fördern. Da die hölzernen Schienen zu bald abgenutzt wurden, so legte 1776 Curr eiserne auf hölzerne Grundlagen, 1797 Barns auf steinerne. Schon 1799 setzte das Parlament eine Commission zur Untersuchung und Beförderung der E. nieder; die erste größere, dem allgemeinen Verkehr bestimmte E. war die von Stockton-Darlington im J. 1825. Die weltgeschichtliche Wichtigkeit der E. beginnt jedoch erst mit der Anwendung des Dampfwagens (Locomotive); nachdem der Gedanke schon vielfach angeregt war, wurde 1829 der erste gelungene Versuch auf der Stockton-Darlington-E. gemacht und sofort bildeten sich in England Gesellschaften zum Bau größerer E.; die erste dieser Art war die von Liverpool nach Manchester. Von England ging der E.bau rasch nach dem continentalen Europa und Amerika über, wo in der nordamerikan. Union mehr gebaut worden ist, als in ganz Europa. Da überall fortwährend gebaut wird u. jeder Staat es als Nothwendigkeit erkannt hat, den neuen Verkehrsweg in möglichster Vollständigkeit zu besitzen, so läßt sich die Zahl der gebauten und in Angriff genommenen Meilen nicht mehr angeben (vgl. die einzelnen Länder). In Deutschland war die von Gmunden nach Linz und Budweis 182429 erbaute Pferde-E. die erste; mit Dampfkraft wurde 1835 zuerst die zwischen Fürth und Nürnberg befahren, von 1837 an begann der Bau eines E.netzes, das in Norddeutschland so ziemlich ausgeführt ist. Durch den großartigen Baubetrieb wurde es den Ingenieuren und Mechanikern möglich, in verhältnißmäßig kurzer Zeit so viele Erfahrungen zu sammeln, daß die Fragen über den Bau des Bahnkörpers, die Schwellenlage, die zweckmäßigste Beschaffenheit der Schienen, die mögliche

Pflanzenwurzeln, ja sogar Wasser, das z. B. viel kohlensaueres E.oxydul enthält, wird für viele Pflanzen, frisch angewendet, tödtlich. – Schwefelsaures E., in geringer Menge im Boden vorhanden, wirkt meist sehr günstig auf die Vegetation, in großer Menge aber stets nachtheilig. Es wird häufig als sog. E.vitriol im Wasser aufgelöst und der Gülle zugesetzt als Dünger verwendet, thut übrigens nicht auf allen Bodenarten gut, so namentlich nicht auf Moorboden; auf eisenreichem thonigem Boden bleibt er ganz ohne Wirkung, und auf Sandboden wirkt er kaum merklich. – Humussaure E.oxyde bilden sich in allen Böden, welche E.oxyde und Humus enthalten, sobald ein ungehinderter Zutritt der Luft stattfinden kann. Sie sind schwer löslich im Wasser und eben deßhalb minder schädlich; dergleichen Bodenarten verlangen aber, wenn sie sehr eisenreich sind, d. h. auch noch freies E.oxyd enthalten, mehr Mist oder Humus, wenn Halmfrüchte darauf gedeihen sollen, als ein eisenarmer Boden. – E.oxyd befindet sich besonders in den oberen Schichten des Bodens; die Verbindungen des E. mit dem Schwefel dagegen (Magnetkies und Schwefelkies) kommen nicht in der Ackerkrume, sehr häufig aber im Untergrunde vor, z. B. im Untergrunde der Moore bei Hannover, wo solche zur Bedüngung thoniger Wiesen mit erstaunenswürdigem Erfolge benützt werden.


Eisenach, sächs. weimarsche Stadt an der thüring.-sächs. Eisenbahn mit 10000 E., welche Wollenwaaren und chemische Fabrikate liefern; Gymnasium, Schullehrerseminar, Forstinstitut. In der Nähe die berühmte Wartburg.


Eisenärz (Innersberg), Flecken in Steyermark, Kreis Bruck, mit 1800 E., großartigen Staatseisenwerken; der Erzberg, seit 1000 Jahren im Betrieb, liefert jährlich 300000 Ctr. des trefflichsten Eisens.


Eisenbach, ungar. Badeort im Barser Comitat, mit warmen Mineralquellen, Schleifmühle von Eisen und Stahl.


Eisenbahn. Die Erfahrung, daß ein Fuhrwerk mit verhältnißmäßig weniger Kraftaufwand fortbewegt werde, wenn die Räder weniger Reibung finden, veranlaßte schon die Alten, besonders die Römer, auf einzelnen starkgebrauchten Straßen Steingeleise anzulegen (z. B. Via Appia). In deutschen Bergwerken waren jedenfalls schon im 16. Jahrh. Holzgeleise zur Beifuhr der Erze und Kohlen im Gebrauch, und 1676 bestand eine größere derartige Bahn in England, um aus den Bergwerken von Newkastle die Steinkohlen an den Fluß Tyne zu fördern. Da die hölzernen Schienen zu bald abgenutzt wurden, so legte 1776 Curr eiserne auf hölzerne Grundlagen, 1797 Barns auf steinerne. Schon 1799 setzte das Parlament eine Commission zur Untersuchung und Beförderung der E. nieder; die erste größere, dem allgemeinen Verkehr bestimmte E. war die von Stockton-Darlington im J. 1825. Die weltgeschichtliche Wichtigkeit der E. beginnt jedoch erst mit der Anwendung des Dampfwagens (Locomotive); nachdem der Gedanke schon vielfach angeregt war, wurde 1829 der erste gelungene Versuch auf der Stockton-Darlington-E. gemacht und sofort bildeten sich in England Gesellschaften zum Bau größerer E.; die erste dieser Art war die von Liverpool nach Manchester. Von England ging der E.bau rasch nach dem continentalen Europa und Amerika über, wo in der nordamerikan. Union mehr gebaut worden ist, als in ganz Europa. Da überall fortwährend gebaut wird u. jeder Staat es als Nothwendigkeit erkannt hat, den neuen Verkehrsweg in möglichster Vollständigkeit zu besitzen, so läßt sich die Zahl der gebauten und in Angriff genommenen Meilen nicht mehr angeben (vgl. die einzelnen Länder). In Deutschland war die von Gmunden nach Linz und Budweis 182429 erbaute Pferde-E. die erste; mit Dampfkraft wurde 1835 zuerst die zwischen Fürth und Nürnberg befahren, von 1837 an begann der Bau eines E.netzes, das in Norddeutschland so ziemlich ausgeführt ist. Durch den großartigen Baubetrieb wurde es den Ingenieuren und Mechanikern möglich, in verhältnißmäßig kurzer Zeit so viele Erfahrungen zu sammeln, daß die Fragen über den Bau des Bahnkörpers, die Schwellenlage, die zweckmäßigste Beschaffenheit der Schienen, die mögliche

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[525/0526] Pflanzenwurzeln, ja sogar Wasser, das z. B. viel kohlensaueres E.oxydul enthält, wird für viele Pflanzen, frisch angewendet, tödtlich. – Schwefelsaures E., in geringer Menge im Boden vorhanden, wirkt meist sehr günstig auf die Vegetation, in großer Menge aber stets nachtheilig. Es wird häufig als sog. E.vitriol im Wasser aufgelöst und der Gülle zugesetzt als Dünger verwendet, thut übrigens nicht auf allen Bodenarten gut, so namentlich nicht auf Moorboden; auf eisenreichem thonigem Boden bleibt er ganz ohne Wirkung, und auf Sandboden wirkt er kaum merklich. – Humussaure E.oxyde bilden sich in allen Böden, welche E.oxyde und Humus enthalten, sobald ein ungehinderter Zutritt der Luft stattfinden kann. Sie sind schwer löslich im Wasser und eben deßhalb minder schädlich; dergleichen Bodenarten verlangen aber, wenn sie sehr eisenreich sind, d. h. auch noch freies E.oxyd enthalten, mehr Mist oder Humus, wenn Halmfrüchte darauf gedeihen sollen, als ein eisenarmer Boden. – E.oxyd befindet sich besonders in den oberen Schichten des Bodens; die Verbindungen des E. mit dem Schwefel dagegen (Magnetkies und Schwefelkies) kommen nicht in der Ackerkrume, sehr häufig aber im Untergrunde vor, z. B. im Untergrunde der Moore bei Hannover, wo solche zur Bedüngung thoniger Wiesen mit erstaunenswürdigem Erfolge benützt werden. Eisenach, sächs. weimarsche Stadt an der thüring.-sächs. Eisenbahn mit 10000 E., welche Wollenwaaren und chemische Fabrikate liefern; Gymnasium, Schullehrerseminar, Forstinstitut. In der Nähe die berühmte Wartburg. Eisenärz (Innersberg), Flecken in Steyermark, Kreis Bruck, mit 1800 E., großartigen Staatseisenwerken; der Erzberg, seit 1000 Jahren im Betrieb, liefert jährlich 300000 Ctr. des trefflichsten Eisens. Eisenbach, ungar. Badeort im Barser Comitat, mit warmen Mineralquellen, Schleifmühle von Eisen und Stahl. Eisenbahn. Die Erfahrung, daß ein Fuhrwerk mit verhältnißmäßig weniger Kraftaufwand fortbewegt werde, wenn die Räder weniger Reibung finden, veranlaßte schon die Alten, besonders die Römer, auf einzelnen starkgebrauchten Straßen Steingeleise anzulegen (z. B. Via Appia). In deutschen Bergwerken waren jedenfalls schon im 16. Jahrh. Holzgeleise zur Beifuhr der Erze und Kohlen im Gebrauch, und 1676 bestand eine größere derartige Bahn in England, um aus den Bergwerken von Newkastle die Steinkohlen an den Fluß Tyne zu fördern. Da die hölzernen Schienen zu bald abgenutzt wurden, so legte 1776 Curr eiserne auf hölzerne Grundlagen, 1797 Barns auf steinerne. Schon 1799 setzte das Parlament eine Commission zur Untersuchung und Beförderung der E. nieder; die erste größere, dem allgemeinen Verkehr bestimmte E. war die von Stockton-Darlington im J. 1825. Die weltgeschichtliche Wichtigkeit der E. beginnt jedoch erst mit der Anwendung des Dampfwagens (Locomotive); nachdem der Gedanke schon vielfach angeregt war, wurde 1829 der erste gelungene Versuch auf der Stockton-Darlington-E. gemacht und sofort bildeten sich in England Gesellschaften zum Bau größerer E.; die erste dieser Art war die von Liverpool nach Manchester. Von England ging der E.bau rasch nach dem continentalen Europa und Amerika über, wo in der nordamerikan. Union mehr gebaut worden ist, als in ganz Europa. Da überall fortwährend gebaut wird u. jeder Staat es als Nothwendigkeit erkannt hat, den neuen Verkehrsweg in möglichster Vollständigkeit zu besitzen, so läßt sich die Zahl der gebauten und in Angriff genommenen Meilen nicht mehr angeben (vgl. die einzelnen Länder). In Deutschland war die von Gmunden nach Linz und Budweis 182429 erbaute Pferde-E. die erste; mit Dampfkraft wurde 1835 zuerst die zwischen Fürth und Nürnberg befahren, von 1837 an begann der Bau eines E.netzes, das in Norddeutschland so ziemlich ausgeführt ist. Durch den großartigen Baubetrieb wurde es den Ingenieuren und Mechanikern möglich, in verhältnißmäßig kurzer Zeit so viele Erfahrungen zu sammeln, daß die Fragen über den Bau des Bahnkörpers, die Schwellenlage, die zweckmäßigste Beschaffenheit der Schienen, die mögliche

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/526>, abgerufen am 22.11.2024.