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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.

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E. Hauptmann des Schleglerbundes, kämpfte nach dem bekannten Ueberfall im Wildbad 15 Jahre gegen Würtemberg, wurde endlich Söldnerhauptmann der Stadt Speier um 1000 Gulden Jahresgehalt und st. 1395 tief verschuldet. Im 16. Jahrh. theilte sich das Geschlecht in eine kath. und prot. Linie, die sich gegenseitig anfeindeten, bis es 1660 mit dem Grafen Kasimir ausstarb. In das Gebiet theilten sich Speier, Baden und Würtemberg, bis es durch den Lüneviller Frieden ganz an Baden kam. - Ein gleichnamiges, doch minder berühmtes Grafengeschlecht, dessen Stammburg im heutigen bayer. Landgericht Hilters bei Fulda gelegen sein soll, blühte vom 12.-14. Jahrh. in Franken, ein Zweig desselben war in Niedersachsen und Westfalen reich begütert und ihm gehörte an: Ernst Albrecht, geb. 1605, welcher im 30jähr. Kriege bald dieser bald jener Partei diente und 1676 als Generalissimus der Truppen des Kurfürsten von Sachsen st. Jetzt bestehen nur noch 2 Freiherrenfamilien von E., E.-Horla u. E.-Morungen.


Ebert, Johann Arnold, geb. 1723 zu Hamburg, prot. Theolog, Lehrer der engl. Sprache am Carolinum zu Braunschweig, gest. 1795, Freund Hagedorns, Gellerts, Zachariäs, Gieseckes etc., Dichter (Episteln und vermischte Gedichte, Hamburg 1789), machte die Deutschen zuerst durch Uebersetzungen mit der engl. Poesie bekannt, wählte aber nicht besonders glücklich: "Leonidas" von Glover (1749); Youngs Nachtgedanken (1760 bis 1771).


Ebert, Friedrich Adolf, geb. 1791 zu Taucha, gest. 1834 als königl. Oberbibliothekar zu Dresden, einer der bedeutendsten Bibliographen, auch vom Auslande geehrt. Seine histor. Werke sind nicht von besonderer Bedeutung, um so mehr: "Zur Handschriftenkunde" Lpzg. 1825-27; "Die Bildung des Bibliothekars" Leipzig 1820, und sein Hauptwerk: "Allgemeines bibliograph. Lexikon" Leipzig 1821-30.


Ebert, Karl Egon, geb. 1801 zu Prag, geschätzter Dichter, behandelt besonders böhm. Sagen sehr anziehend. "Dichtungen", 3. Aufl. Stuttg. 1845; "Wlasta" Prag 1829; "Das Kloster" Stuttg. 1833. Dramen: "Bretislaw und Jutta", "Czestmir".


Eberwein, Traug. Maximilian, Componist, geb. 1775 zu Weimar, reiste zuerst als Violionvirtuos, widmete sich später allein der Composition und ward 1809 Kapellmeister in Rudolstadt. Seine zahlreichen und sehr gediegenen Compositionen, theils kirchliche, theils für Concert und Bühne, erhielten ungetheilten Beifall; st. zu Rudolstadt 1831. - Sein jüngerer Bruder, Karl E., geb. zu Weimar 1784, Musikdirector daselbst, erwarb sich ebenfalls Ruf als Violinvirtuos und Componist, besonders durch die Oper "Graf von Gleichen" und die Musik zu Holtei's "Leonore".


Eberwurz, die oft Daumen dicke Wurzel von Carlina acaulis, der sogen. deutschen oder wilden Artischoke, stand früher namentlich als schweißtreibendes Mittel beim Volke in Ansehen, kommt heutzutage aber kaum noch bei der Thierheilkunde in Anwendung. Die Pflanze ist unsere niedrigste einheimische Distel, trägt aber den größten Distelkopf.


Ebesfalva, d. h. Elisabethstadt, österr. Stadt in Siebenbürgen, am gr. Kokel, mit 3000 E., Mechitaristenkloster, Wein- und Wollhandel.


Ebingen, württemberg. Stadt im Schwarzwaldkreise an der Schmiecha, mit 4500 E., bedeutender Strumpfweberei, Wolleweberei und Gerberei.


Ebioniten, hebr., Arme, hießen nach Dr. Hefele wahrscheinlich alle kurz vor der Belagerung Jerusalems ausgewanderten Christen, näher die Judenchristen, welche das jüdische Ceremonialgesetz für allgemein verbindlich, den Apostel Paulus für einen Irrlehrer, Christum nur für den vornehmsten Propheten hielten und theilweise morgenländ.-heidnische Ideen in ihre Anschauung aufgenommen hatten. Ein Theil dieser E. erhielt um das Jahr 100 n. Chr. von den Essenern eine theosophische Geheimlehre, welche sich in den Clementinen (s. d. A.) abspiegelt. Mildere E. waren die Nazaräer, die sog. Petriner der apostol. Zeit, welche das Ceremonialgesetz nur für ihre Person für bindend erachteten, nach ihrer Auswanderung nach Pella,

E. Hauptmann des Schleglerbundes, kämpfte nach dem bekannten Ueberfall im Wildbad 15 Jahre gegen Würtemberg, wurde endlich Söldnerhauptmann der Stadt Speier um 1000 Gulden Jahresgehalt und st. 1395 tief verschuldet. Im 16. Jahrh. theilte sich das Geschlecht in eine kath. und prot. Linie, die sich gegenseitig anfeindeten, bis es 1660 mit dem Grafen Kasimir ausstarb. In das Gebiet theilten sich Speier, Baden und Würtemberg, bis es durch den Lüneviller Frieden ganz an Baden kam. – Ein gleichnamiges, doch minder berühmtes Grafengeschlecht, dessen Stammburg im heutigen bayer. Landgericht Hilters bei Fulda gelegen sein soll, blühte vom 12.–14. Jahrh. in Franken, ein Zweig desselben war in Niedersachsen und Westfalen reich begütert und ihm gehörte an: Ernst Albrecht, geb. 1605, welcher im 30jähr. Kriege bald dieser bald jener Partei diente und 1676 als Generalissimus der Truppen des Kurfürsten von Sachsen st. Jetzt bestehen nur noch 2 Freiherrenfamilien von E., E.-Horla u. E.-Morungen.


Ebert, Johann Arnold, geb. 1723 zu Hamburg, prot. Theolog, Lehrer der engl. Sprache am Carolinum zu Braunschweig, gest. 1795, Freund Hagedorns, Gellerts, Zachariäs, Gieseckes etc., Dichter (Episteln und vermischte Gedichte, Hamburg 1789), machte die Deutschen zuerst durch Uebersetzungen mit der engl. Poesie bekannt, wählte aber nicht besonders glücklich: „Leonidas“ von Glover (1749); Youngs Nachtgedanken (1760 bis 1771).


Ebert, Friedrich Adolf, geb. 1791 zu Taucha, gest. 1834 als königl. Oberbibliothekar zu Dresden, einer der bedeutendsten Bibliographen, auch vom Auslande geehrt. Seine histor. Werke sind nicht von besonderer Bedeutung, um so mehr: „Zur Handschriftenkunde“ Lpzg. 1825–27; „Die Bildung des Bibliothekars“ Leipzig 1820, und sein Hauptwerk: „Allgemeines bibliograph. Lexikon“ Leipzig 1821–30.


Ebert, Karl Egon, geb. 1801 zu Prag, geschätzter Dichter, behandelt besonders böhm. Sagen sehr anziehend. „Dichtungen“, 3. Aufl. Stuttg. 1845; „Wlasta“ Prag 1829; „Das Kloster“ Stuttg. 1833. Dramen: „Bretislaw und Jutta“, „Czestmir“.


Eberwein, Traug. Maximilian, Componist, geb. 1775 zu Weimar, reiste zuerst als Violionvirtuos, widmete sich später allein der Composition und ward 1809 Kapellmeister in Rudolstadt. Seine zahlreichen und sehr gediegenen Compositionen, theils kirchliche, theils für Concert und Bühne, erhielten ungetheilten Beifall; st. zu Rudolstadt 1831. – Sein jüngerer Bruder, Karl E., geb. zu Weimar 1784, Musikdirector daselbst, erwarb sich ebenfalls Ruf als Violinvirtuos und Componist, besonders durch die Oper „Graf von Gleichen“ und die Musik zu Holteiʼs „Leonore“.


Eberwurz, die oft Daumen dicke Wurzel von Carlina acaulis, der sogen. deutschen oder wilden Artischoke, stand früher namentlich als schweißtreibendes Mittel beim Volke in Ansehen, kommt heutzutage aber kaum noch bei der Thierheilkunde in Anwendung. Die Pflanze ist unsere niedrigste einheimische Distel, trägt aber den größten Distelkopf.


Ebesfalva, d. h. Elisabethstadt, österr. Stadt in Siebenbürgen, am gr. Kokel, mit 3000 E., Mechitaristenkloster, Wein- und Wollhandel.


Ebingen, württemberg. Stadt im Schwarzwaldkreise an der Schmiecha, mit 4500 E., bedeutender Strumpfweberei, Wolleweberei und Gerberei.


Ebioniten, hebr., Arme, hießen nach Dr. Hefele wahrscheinlich alle kurz vor der Belagerung Jerusalems ausgewanderten Christen, näher die Judenchristen, welche das jüdische Ceremonialgesetz für allgemein verbindlich, den Apostel Paulus für einen Irrlehrer, Christum nur für den vornehmsten Propheten hielten und theilweise morgenländ.-heidnische Ideen in ihre Anschauung aufgenommen hatten. Ein Theil dieser E. erhielt um das Jahr 100 n. Chr. von den Essenern eine theosophische Geheimlehre, welche sich in den Clementinen (s. d. A.) abspiegelt. Mildere E. waren die Nazaräer, die sog. Petriner der apostol. Zeit, welche das Ceremonialgesetz nur für ihre Person für bindend erachteten, nach ihrer Auswanderung nach Pella,

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E. Hauptmann des Schleglerbundes, kämpfte nach dem bekannten Ueberfall im Wildbad 15 Jahre gegen Würtemberg, wurde endlich Söldnerhauptmann der Stadt Speier um 1000 Gulden Jahresgehalt und st. 1395 tief verschuldet. Im 16. Jahrh. theilte sich das Geschlecht in eine kath. und prot. Linie, die sich gegenseitig anfeindeten, bis es 1660 mit dem Grafen Kasimir ausstarb. In das Gebiet theilten sich Speier, Baden und Würtemberg, bis es durch den Lüneviller Frieden ganz an Baden kam. &#x2013; Ein gleichnamiges, doch minder berühmtes Grafengeschlecht, dessen Stammburg im heutigen bayer. Landgericht Hilters bei Fulda gelegen sein soll, blühte vom 12.&#x2013;14. Jahrh. in Franken, ein Zweig desselben war in Niedersachsen und Westfalen reich begütert und ihm gehörte an: <hi rendition="#g">Ernst Albrecht</hi>, geb. 1605, welcher im 30jähr. Kriege bald dieser bald jener Partei diente und 1676 als Generalissimus der Truppen des Kurfürsten von Sachsen st. Jetzt bestehen nur noch 2 Freiherrenfamilien von E., E.-Horla u. E.-Morungen.</p><lb/>
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[488/0489] E. Hauptmann des Schleglerbundes, kämpfte nach dem bekannten Ueberfall im Wildbad 15 Jahre gegen Würtemberg, wurde endlich Söldnerhauptmann der Stadt Speier um 1000 Gulden Jahresgehalt und st. 1395 tief verschuldet. Im 16. Jahrh. theilte sich das Geschlecht in eine kath. und prot. Linie, die sich gegenseitig anfeindeten, bis es 1660 mit dem Grafen Kasimir ausstarb. In das Gebiet theilten sich Speier, Baden und Würtemberg, bis es durch den Lüneviller Frieden ganz an Baden kam. – Ein gleichnamiges, doch minder berühmtes Grafengeschlecht, dessen Stammburg im heutigen bayer. Landgericht Hilters bei Fulda gelegen sein soll, blühte vom 12.–14. Jahrh. in Franken, ein Zweig desselben war in Niedersachsen und Westfalen reich begütert und ihm gehörte an: Ernst Albrecht, geb. 1605, welcher im 30jähr. Kriege bald dieser bald jener Partei diente und 1676 als Generalissimus der Truppen des Kurfürsten von Sachsen st. Jetzt bestehen nur noch 2 Freiherrenfamilien von E., E.-Horla u. E.-Morungen. Ebert, Johann Arnold, geb. 1723 zu Hamburg, prot. Theolog, Lehrer der engl. Sprache am Carolinum zu Braunschweig, gest. 1795, Freund Hagedorns, Gellerts, Zachariäs, Gieseckes etc., Dichter (Episteln und vermischte Gedichte, Hamburg 1789), machte die Deutschen zuerst durch Uebersetzungen mit der engl. Poesie bekannt, wählte aber nicht besonders glücklich: „Leonidas“ von Glover (1749); Youngs Nachtgedanken (1760 bis 1771). Ebert, Friedrich Adolf, geb. 1791 zu Taucha, gest. 1834 als königl. Oberbibliothekar zu Dresden, einer der bedeutendsten Bibliographen, auch vom Auslande geehrt. Seine histor. Werke sind nicht von besonderer Bedeutung, um so mehr: „Zur Handschriftenkunde“ Lpzg. 1825–27; „Die Bildung des Bibliothekars“ Leipzig 1820, und sein Hauptwerk: „Allgemeines bibliograph. Lexikon“ Leipzig 1821–30. Ebert, Karl Egon, geb. 1801 zu Prag, geschätzter Dichter, behandelt besonders böhm. Sagen sehr anziehend. „Dichtungen“, 3. Aufl. Stuttg. 1845; „Wlasta“ Prag 1829; „Das Kloster“ Stuttg. 1833. Dramen: „Bretislaw und Jutta“, „Czestmir“. Eberwein, Traug. Maximilian, Componist, geb. 1775 zu Weimar, reiste zuerst als Violionvirtuos, widmete sich später allein der Composition und ward 1809 Kapellmeister in Rudolstadt. Seine zahlreichen und sehr gediegenen Compositionen, theils kirchliche, theils für Concert und Bühne, erhielten ungetheilten Beifall; st. zu Rudolstadt 1831. – Sein jüngerer Bruder, Karl E., geb. zu Weimar 1784, Musikdirector daselbst, erwarb sich ebenfalls Ruf als Violinvirtuos und Componist, besonders durch die Oper „Graf von Gleichen“ und die Musik zu Holteiʼs „Leonore“. Eberwurz, die oft Daumen dicke Wurzel von Carlina acaulis, der sogen. deutschen oder wilden Artischoke, stand früher namentlich als schweißtreibendes Mittel beim Volke in Ansehen, kommt heutzutage aber kaum noch bei der Thierheilkunde in Anwendung. Die Pflanze ist unsere niedrigste einheimische Distel, trägt aber den größten Distelkopf. Ebesfalva, d. h. Elisabethstadt, österr. Stadt in Siebenbürgen, am gr. Kokel, mit 3000 E., Mechitaristenkloster, Wein- und Wollhandel. Ebingen, württemberg. Stadt im Schwarzwaldkreise an der Schmiecha, mit 4500 E., bedeutender Strumpfweberei, Wolleweberei und Gerberei. Ebioniten, hebr., Arme, hießen nach Dr. Hefele wahrscheinlich alle kurz vor der Belagerung Jerusalems ausgewanderten Christen, näher die Judenchristen, welche das jüdische Ceremonialgesetz für allgemein verbindlich, den Apostel Paulus für einen Irrlehrer, Christum nur für den vornehmsten Propheten hielten und theilweise morgenländ.-heidnische Ideen in ihre Anschauung aufgenommen hatten. Ein Theil dieser E. erhielt um das Jahr 100 n. Chr. von den Essenern eine theosophische Geheimlehre, welche sich in den Clementinen (s. d. A.) abspiegelt. Mildere E. waren die Nazaräer, die sog. Petriner der apostol. Zeit, welche das Ceremonialgesetz nur für ihre Person für bindend erachteten, nach ihrer Auswanderung nach Pella,

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/489>, abgerufen am 22.11.2024.