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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.

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man den Dampf durch Metallplatten od. metallene Röhren auf die Flüssigkeit wirken, zu höherer Erwärmung der Flüssigkeit aber wird der Dampf unmittelbar in dieselbe geleitet. Soll eine Erhitzung des Wassers bis zu mehr als 80° R. erreicht werden, so ist es nöthig, daß der Siedapparat geschlossen u. mit einem Sicherheitsventile versehen sei. Man wendet dazu gerne hölzerne Gefäße an, weil Holz ein schlechter Wärmeleiter ist. Dieses Verfahren hat die Vortheile, daß das Anbrennen auf dem Boden des Gefäßes verhindert, jeder beliebige Temperaturgrad erreicht wird, u. von demselben Dampfkessel sich mehrere Kochapparate erhitzen lassen. Etwas verschieden hievon ist das Kochen der Speisen durch Dampf (in den Küchen Englands allgemein), indem hier die Dämpfe nicht zuerst in eine zu erwärmende Flüssigkeit, sondern gleich in die zu kochenden Gegenstände treten. In einen gewöhnlichen Topf wird ein durchlöcherter Blechboden so eingelegt, daß er durch einen Vorsprung des Topfs gehalten noch ein paar Zoll über dem eigentlichen Boden steht. Der Raum zwischen den beiden Boden enthält Wasser, auf dem durchlöcherten Boden befindet sich die Speise, und so wird der Topf ziemlich luftdicht verschlossen über das Feuer gesetzt, wo dann der aus dem Wasser sich entwickelnde Dampf die Speise durchdringt. Die so zubereitete Speise hat besseres Ansehen und zarteren Geschmack, weil die Kochung mit Dampf eine wirksamere, die Speise mehr durchdringende ist; auch ist das Anbrennen verhütet.


Dampfmaschine, nennt man jede Maschine, bei der die Spannkraft des Wasserdampfes als bewegende Kraft benutzt wird. Die hohe weltgeschichtliche Bedeutung der Erfindung der D., ihr mächtiger Einfluß auf das industrielle und sociale Leben hat unsere Zeit bereits erkannt, wie weit aber die Wirkungen dieser Erfindung in einer spätern Zeit durch Umgestaltung aller Verhältnisse gehen werden, liegt jetzt noch außer der Berechnung. Mit der Wirkung des Dampfes wurden schon frühe Versuche gemacht, so von Hero von Alexandrien 120 v. Chr., dem Spanier Blasco de Garay 1543, de Caus 1615, dem Italiener Branca 1629; sie kannten und benützten aber nicht die Spannkraft, sondern den Stoß des ausströmenden Dampfes. Die eigentliche Wirkung des Dampfes hat zuerst Papin durch das Ventil an dem nach ihm benannten Papinianischen Topf nachgewiesen, auch setzte er bereits durch Dampf einen Kolben in einem Cylinder in Bewegung, was der eigentliche Kern der Erfindung ist. Die erste Ausführung einer praktisch anwendbaren D. ist von dem Capitän Savery 1698. Eine wesentliche Verbesserung erhielt seine Maschine durch den Schmied Thomas Newcomen, sowie durch mehrere Deutsche, bis endlich mit Watt und Boulton 1769 eine neue Periode beginnt. - Nachdem einmal die Spannkraft des Dampfes bekannt war, so war die nächste Aufgabe die Auffindung einer passenden Art und Weise, diese Spannkraft in Wirkung treten zu lassen. Diese Aufgabe wurde gelöst durch die Anwendung des Kolbensystems, des passendsten, noch jetzt in allen D.n gebräuchlichen. Das Wesentlichste dabei ist, daß in einem hohlen Cylinder ein luftdicht an die Wandungen anschließender Kolben durch den Dampf auf und nieder bewegt wird; die Bewegung des Kolbens wird durch eine mit ihm verbundene Stange auf andere Theile der Maschine übergetragen bis zuletzt auf diejenigen Theile, deren Bewegung der eigentliche Zweck des Mechanismus ist. Die Einwirkung des Dampfes auf den Kolben ist in den verschiedenen Maschinen verschieden; entweder wirkt auf denselben abwechselnd mit dem Dampf zugleich der Druck der Atmosphäre (atmosphärische D.), oder es wirkt der Dampf allein. Im ersteren Fall bewegt sich der Kolben in einem oben offenen Cylinder. Von einem Dampfkessel führt ein Rohr zum unteren Ende des Cylinders, eine in dem Rohr angebrachte Vorrichtung, Hahn, Schieber etc. (die Steuerung genannt) hält je nach ihrer Stellung den Weg vom Kessel zum Cylinder offen oder sperrt ihn ab. Befindet sich der Kolben unten im Cylinder, und ist die Steuerungsvorrichtung offen,

man den Dampf durch Metallplatten od. metallene Röhren auf die Flüssigkeit wirken, zu höherer Erwärmung der Flüssigkeit aber wird der Dampf unmittelbar in dieselbe geleitet. Soll eine Erhitzung des Wassers bis zu mehr als 80° R. erreicht werden, so ist es nöthig, daß der Siedapparat geschlossen u. mit einem Sicherheitsventile versehen sei. Man wendet dazu gerne hölzerne Gefäße an, weil Holz ein schlechter Wärmeleiter ist. Dieses Verfahren hat die Vortheile, daß das Anbrennen auf dem Boden des Gefäßes verhindert, jeder beliebige Temperaturgrad erreicht wird, u. von demselben Dampfkessel sich mehrere Kochapparate erhitzen lassen. Etwas verschieden hievon ist das Kochen der Speisen durch Dampf (in den Küchen Englands allgemein), indem hier die Dämpfe nicht zuerst in eine zu erwärmende Flüssigkeit, sondern gleich in die zu kochenden Gegenstände treten. In einen gewöhnlichen Topf wird ein durchlöcherter Blechboden so eingelegt, daß er durch einen Vorsprung des Topfs gehalten noch ein paar Zoll über dem eigentlichen Boden steht. Der Raum zwischen den beiden Boden enthält Wasser, auf dem durchlöcherten Boden befindet sich die Speise, und so wird der Topf ziemlich luftdicht verschlossen über das Feuer gesetzt, wo dann der aus dem Wasser sich entwickelnde Dampf die Speise durchdringt. Die so zubereitete Speise hat besseres Ansehen und zarteren Geschmack, weil die Kochung mit Dampf eine wirksamere, die Speise mehr durchdringende ist; auch ist das Anbrennen verhütet.


Dampfmaschine, nennt man jede Maschine, bei der die Spannkraft des Wasserdampfes als bewegende Kraft benutzt wird. Die hohe weltgeschichtliche Bedeutung der Erfindung der D., ihr mächtiger Einfluß auf das industrielle und sociale Leben hat unsere Zeit bereits erkannt, wie weit aber die Wirkungen dieser Erfindung in einer spätern Zeit durch Umgestaltung aller Verhältnisse gehen werden, liegt jetzt noch außer der Berechnung. Mit der Wirkung des Dampfes wurden schon frühe Versuche gemacht, so von Hero von Alexandrien 120 v. Chr., dem Spanier Blasco de Garay 1543, de Caus 1615, dem Italiener Branca 1629; sie kannten und benützten aber nicht die Spannkraft, sondern den Stoß des ausströmenden Dampfes. Die eigentliche Wirkung des Dampfes hat zuerst Papin durch das Ventil an dem nach ihm benannten Papinianischen Topf nachgewiesen, auch setzte er bereits durch Dampf einen Kolben in einem Cylinder in Bewegung, was der eigentliche Kern der Erfindung ist. Die erste Ausführung einer praktisch anwendbaren D. ist von dem Capitän Savery 1698. Eine wesentliche Verbesserung erhielt seine Maschine durch den Schmied Thomas Newcomen, sowie durch mehrere Deutsche, bis endlich mit Watt und Boulton 1769 eine neue Periode beginnt. – Nachdem einmal die Spannkraft des Dampfes bekannt war, so war die nächste Aufgabe die Auffindung einer passenden Art und Weise, diese Spannkraft in Wirkung treten zu lassen. Diese Aufgabe wurde gelöst durch die Anwendung des Kolbensystems, des passendsten, noch jetzt in allen D.n gebräuchlichen. Das Wesentlichste dabei ist, daß in einem hohlen Cylinder ein luftdicht an die Wandungen anschließender Kolben durch den Dampf auf und nieder bewegt wird; die Bewegung des Kolbens wird durch eine mit ihm verbundene Stange auf andere Theile der Maschine übergetragen bis zuletzt auf diejenigen Theile, deren Bewegung der eigentliche Zweck des Mechanismus ist. Die Einwirkung des Dampfes auf den Kolben ist in den verschiedenen Maschinen verschieden; entweder wirkt auf denselben abwechselnd mit dem Dampf zugleich der Druck der Atmosphäre (atmosphärische D.), oder es wirkt der Dampf allein. Im ersteren Fall bewegt sich der Kolben in einem oben offenen Cylinder. Von einem Dampfkessel führt ein Rohr zum unteren Ende des Cylinders, eine in dem Rohr angebrachte Vorrichtung, Hahn, Schieber etc. (die Steuerung genannt) hält je nach ihrer Stellung den Weg vom Kessel zum Cylinder offen oder sperrt ihn ab. Befindet sich der Kolben unten im Cylinder, und ist die Steuerungsvorrichtung offen,

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[276/0277] man den Dampf durch Metallplatten od. metallene Röhren auf die Flüssigkeit wirken, zu höherer Erwärmung der Flüssigkeit aber wird der Dampf unmittelbar in dieselbe geleitet. Soll eine Erhitzung des Wassers bis zu mehr als 80° R. erreicht werden, so ist es nöthig, daß der Siedapparat geschlossen u. mit einem Sicherheitsventile versehen sei. Man wendet dazu gerne hölzerne Gefäße an, weil Holz ein schlechter Wärmeleiter ist. Dieses Verfahren hat die Vortheile, daß das Anbrennen auf dem Boden des Gefäßes verhindert, jeder beliebige Temperaturgrad erreicht wird, u. von demselben Dampfkessel sich mehrere Kochapparate erhitzen lassen. Etwas verschieden hievon ist das Kochen der Speisen durch Dampf (in den Küchen Englands allgemein), indem hier die Dämpfe nicht zuerst in eine zu erwärmende Flüssigkeit, sondern gleich in die zu kochenden Gegenstände treten. In einen gewöhnlichen Topf wird ein durchlöcherter Blechboden so eingelegt, daß er durch einen Vorsprung des Topfs gehalten noch ein paar Zoll über dem eigentlichen Boden steht. Der Raum zwischen den beiden Boden enthält Wasser, auf dem durchlöcherten Boden befindet sich die Speise, und so wird der Topf ziemlich luftdicht verschlossen über das Feuer gesetzt, wo dann der aus dem Wasser sich entwickelnde Dampf die Speise durchdringt. Die so zubereitete Speise hat besseres Ansehen und zarteren Geschmack, weil die Kochung mit Dampf eine wirksamere, die Speise mehr durchdringende ist; auch ist das Anbrennen verhütet. Dampfmaschine, nennt man jede Maschine, bei der die Spannkraft des Wasserdampfes als bewegende Kraft benutzt wird. Die hohe weltgeschichtliche Bedeutung der Erfindung der D., ihr mächtiger Einfluß auf das industrielle und sociale Leben hat unsere Zeit bereits erkannt, wie weit aber die Wirkungen dieser Erfindung in einer spätern Zeit durch Umgestaltung aller Verhältnisse gehen werden, liegt jetzt noch außer der Berechnung. Mit der Wirkung des Dampfes wurden schon frühe Versuche gemacht, so von Hero von Alexandrien 120 v. Chr., dem Spanier Blasco de Garay 1543, de Caus 1615, dem Italiener Branca 1629; sie kannten und benützten aber nicht die Spannkraft, sondern den Stoß des ausströmenden Dampfes. Die eigentliche Wirkung des Dampfes hat zuerst Papin durch das Ventil an dem nach ihm benannten Papinianischen Topf nachgewiesen, auch setzte er bereits durch Dampf einen Kolben in einem Cylinder in Bewegung, was der eigentliche Kern der Erfindung ist. Die erste Ausführung einer praktisch anwendbaren D. ist von dem Capitän Savery 1698. Eine wesentliche Verbesserung erhielt seine Maschine durch den Schmied Thomas Newcomen, sowie durch mehrere Deutsche, bis endlich mit Watt und Boulton 1769 eine neue Periode beginnt. – Nachdem einmal die Spannkraft des Dampfes bekannt war, so war die nächste Aufgabe die Auffindung einer passenden Art und Weise, diese Spannkraft in Wirkung treten zu lassen. Diese Aufgabe wurde gelöst durch die Anwendung des Kolbensystems, des passendsten, noch jetzt in allen D.n gebräuchlichen. Das Wesentlichste dabei ist, daß in einem hohlen Cylinder ein luftdicht an die Wandungen anschließender Kolben durch den Dampf auf und nieder bewegt wird; die Bewegung des Kolbens wird durch eine mit ihm verbundene Stange auf andere Theile der Maschine übergetragen bis zuletzt auf diejenigen Theile, deren Bewegung der eigentliche Zweck des Mechanismus ist. Die Einwirkung des Dampfes auf den Kolben ist in den verschiedenen Maschinen verschieden; entweder wirkt auf denselben abwechselnd mit dem Dampf zugleich der Druck der Atmosphäre (atmosphärische D.), oder es wirkt der Dampf allein. Im ersteren Fall bewegt sich der Kolben in einem oben offenen Cylinder. Von einem Dampfkessel führt ein Rohr zum unteren Ende des Cylinders, eine in dem Rohr angebrachte Vorrichtung, Hahn, Schieber etc. (die Steuerung genannt) hält je nach ihrer Stellung den Weg vom Kessel zum Cylinder offen oder sperrt ihn ab. Befindet sich der Kolben unten im Cylinder, und ist die Steuerungsvorrichtung offen,

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/277>, abgerufen am 23.11.2024.