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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.

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Nach dessen Thronbesteigung wurde er dessen Minister des Auswärtigen und blieb, obwohl er diese Stelle schon 1805 aufgab, dessen Rathgeber in vielen Angelegenheiten. Von ihm hoffte er viel für Polen, als er 1815 einen Theil desselben als Königreich wiederhergestellt hatte; allein er mußte bald einsehen, daß sich ein Polen und dazu ein constitutionelles weder mit der Stellung noch mit der Regierungsweise Rußlands vertrage u. trat deßwegen 1821 in das Privatleben zurück. 1830 schloß er sich der poln. nationalen Erhebung vollständig an, opferte die Hälfte seines Vermögens, erlangte auch eine sehr wichtige Stellung, konnte jedoch den ererbten Geist der Uneinigkeit unter seinen Landsleuten nicht bändigen. Nach den Unruhen in Warschau am 15. u. 16. August 1831 legte er sein Amt als Präsident der provisorischen Regierung nieder, schloß sich Ramorino's Corps an u. ging mit diesem auf österreich. Boden über. Er hält sich jetzt in Paris auf, bildet den Mittelpunkt der constitutionell-monarchischen poln. Emigration und wird von dieser als poln. Thronerbe betrachtet.


Czaslau (Tsch-), böhm. Stadt im Kreise Pardubitz mit 4000 E., geschichtlich bekannt durch Friedrichs II. Sieg d. 17. Mai 1742.


Czechen (Tsch-), slavischer Volksstamm, welcher um die Mitte des 5. Jahrh. nach Chr. aus dem westl. Karpathenlande nach Mähren und Böhmen, der Sage nach unter einem Anführer Czech einwanderte (vergl. Böhmen).


Czegled (Tsch-), ungar. Flecken im Bezirk Kecskemet mit 16000 E., Ackerbau, Weinbau, starker Viehzucht.


Czelakowsky (Tsch-), Franz Ladislaw, geb. 1799 zu Strakonice in Böhmen, gest. 1852 als Professor der slawischen Sprache und Literatur, sehr thätiger Slawist in literarischer u. politischer Richtung, auch als Dichter nicht bedeutend. Schriften: "Sammlung von slaw. Volksliedern" (Prag 1822 bis 27); "Böhmisches Lesebuch" (Prag 851); "Panslawische Chrestomathie" (Prag 1850-51); "Nachträge zu Jungmanns böhm. Wörterbuche" (Prag 851); "Nachhall böhmischer Volkslieder" (Prag 1840); "Gedichte" (Prag 1847).


Czenstochau (Tsch-), Czenstochowa, Alt- u. Neu-C., poln. Städte im Gouvernement Kalisch, 1 Stunde auseinander liegend, die erste mit 2000 E., die andere mit 3700 E.; berühmte Wallfahrtskirche auf dem befestigten Clarenberge.


Czernin (Tsch-), gräfliches, reich begütertes Geschlecht in Böhmen, das seine Abkunft aus dem königl. Hause Przemysl herleitet; C. war im 12. Jahrh. einer der mächtigsten Dynasten u. trug 1197 viel zur Wahl Ottokars I. bei, später wurde er jedoch von diesem verbannt. In der Nähe von Klettau erbaute ein C. die Burg Chudenitz, von der sich ein Zweig der Familie schrieb; aus einem anderen gelangte Diepold nach Ottokars II. Tode zu großem Ansehen im Lande, indem er mit dem Bischofe Tobias von Bechin die Ordnung wieder herstellte; von ihm stammten die Linien von Riesenberg und Skala. Im 16. Jahrh. hoben sich die C. von Chudenitz zu großem Ansehen, theilten sich aber wieder in mehrere Zweige, von denen allen die der C. von Chudenitz-Nedrahowitz allein übrig blieb; Hermann, gest. 1651, stellte dem Kaiser im 3jährigen Kriege 1000 schwere Reiter und wurde 1627 in den Grafenstand erhoben; Graf Hermann Jakob, gest. 1710, brachte durch seine Heirath mit der Erbtochter des Hauses Slawata dessen große Besitzungen an die C.; sein Sohn Franz Joseph, gest. 1733, erschütterte jedoch den Besitzstand der Familie bedeutend. Johann Rudolf, Graf von C. zu Chudenitz, geb. 1757, ordnete die Verwaltung seiner Güter musterhaft, war von 1823-27 Präsident der k. k. Akademie der bildenden Künste, wurde 1824 Oberstkämmerer, beförderte alle Bildungs- u. Wohlthätigkeitsanstalten des Reichs; die Kunst- und Naturaliensammlungen in Wien verdanken seiner Oberaufsicht vieles, namentlich erreichte das Burgtheater in Wien unter seiner obersten Leitung den Gipfel seiner Vollkommenheit; die Gemäldegallerie in dem gräflichen Palaste in der Walnerstraße ist besonders an ausgezeichneten Werken der niederländischen

Nach dessen Thronbesteigung wurde er dessen Minister des Auswärtigen und blieb, obwohl er diese Stelle schon 1805 aufgab, dessen Rathgeber in vielen Angelegenheiten. Von ihm hoffte er viel für Polen, als er 1815 einen Theil desselben als Königreich wiederhergestellt hatte; allein er mußte bald einsehen, daß sich ein Polen und dazu ein constitutionelles weder mit der Stellung noch mit der Regierungsweise Rußlands vertrage u. trat deßwegen 1821 in das Privatleben zurück. 1830 schloß er sich der poln. nationalen Erhebung vollständig an, opferte die Hälfte seines Vermögens, erlangte auch eine sehr wichtige Stellung, konnte jedoch den ererbten Geist der Uneinigkeit unter seinen Landsleuten nicht bändigen. Nach den Unruhen in Warschau am 15. u. 16. August 1831 legte er sein Amt als Präsident der provisorischen Regierung nieder, schloß sich Ramorinoʼs Corps an u. ging mit diesem auf österreich. Boden über. Er hält sich jetzt in Paris auf, bildet den Mittelpunkt der constitutionell-monarchischen poln. Emigration und wird von dieser als poln. Thronerbe betrachtet.


Czaslau (Tsch–), böhm. Stadt im Kreise Pardubitz mit 4000 E., geschichtlich bekannt durch Friedrichs II. Sieg d. 17. Mai 1742.


Czechen (Tsch–), slavischer Volksstamm, welcher um die Mitte des 5. Jahrh. nach Chr. aus dem westl. Karpathenlande nach Mähren und Böhmen, der Sage nach unter einem Anführer Czech einwanderte (vergl. Böhmen).


Czegled (Tsch–), ungar. Flecken im Bezirk Kecskemet mit 16000 E., Ackerbau, Weinbau, starker Viehzucht.


Czelakowsky (Tsch–), Franz Ladislaw, geb. 1799 zu Strakonice in Böhmen, gest. 1852 als Professor der slawischen Sprache und Literatur, sehr thätiger Slawist in literarischer u. politischer Richtung, auch als Dichter nicht bedeutend. Schriften: „Sammlung von slaw. Volksliedern“ (Prag 1822 bis 27); „Böhmisches Lesebuch“ (Prag 851); „Panslawische Chrestomathie“ (Prag 1850–51); „Nachträge zu Jungmanns böhm. Wörterbuche“ (Prag 851); „Nachhall böhmischer Volkslieder“ (Prag 1840); „Gedichte“ (Prag 1847).


Czenstochau (Tsch–), Czenstochowa, Alt- u. Neu-C., poln. Städte im Gouvernement Kalisch, 1 Stunde auseinander liegend, die erste mit 2000 E., die andere mit 3700 E.; berühmte Wallfahrtskirche auf dem befestigten Clarenberge.


Czernin (Tsch–), gräfliches, reich begütertes Geschlecht in Böhmen, das seine Abkunft aus dem königl. Hause Przemysl herleitet; C. war im 12. Jahrh. einer der mächtigsten Dynasten u. trug 1197 viel zur Wahl Ottokars I. bei, später wurde er jedoch von diesem verbannt. In der Nähe von Klettau erbaute ein C. die Burg Chudenitz, von der sich ein Zweig der Familie schrieb; aus einem anderen gelangte Diepold nach Ottokars II. Tode zu großem Ansehen im Lande, indem er mit dem Bischofe Tobias von Bechin die Ordnung wieder herstellte; von ihm stammten die Linien von Riesenberg und Skala. Im 16. Jahrh. hoben sich die C. von Chudenitz zu großem Ansehen, theilten sich aber wieder in mehrere Zweige, von denen allen die der C. von Chudenitz-Nedrahowitz allein übrig blieb; Hermann, gest. 1651, stellte dem Kaiser im 3jährigen Kriege 1000 schwere Reiter und wurde 1627 in den Grafenstand erhoben; Graf Hermann Jakob, gest. 1710, brachte durch seine Heirath mit der Erbtochter des Hauses Slawata dessen große Besitzungen an die C.; sein Sohn Franz Joseph, gest. 1733, erschütterte jedoch den Besitzstand der Familie bedeutend. Johann Rudolf, Graf von C. zu Chudenitz, geb. 1757, ordnete die Verwaltung seiner Güter musterhaft, war von 1823–27 Präsident der k. k. Akademie der bildenden Künste, wurde 1824 Oberstkämmerer, beförderte alle Bildungs- u. Wohlthätigkeitsanstalten des Reichs; die Kunst- und Naturaliensammlungen in Wien verdanken seiner Oberaufsicht vieles, namentlich erreichte das Burgtheater in Wien unter seiner obersten Leitung den Gipfel seiner Vollkommenheit; die Gemäldegallerie in dem gräflichen Palaste in der Walnerstraße ist besonders an ausgezeichneten Werken der niederländischen

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[257/0258] Nach dessen Thronbesteigung wurde er dessen Minister des Auswärtigen und blieb, obwohl er diese Stelle schon 1805 aufgab, dessen Rathgeber in vielen Angelegenheiten. Von ihm hoffte er viel für Polen, als er 1815 einen Theil desselben als Königreich wiederhergestellt hatte; allein er mußte bald einsehen, daß sich ein Polen und dazu ein constitutionelles weder mit der Stellung noch mit der Regierungsweise Rußlands vertrage u. trat deßwegen 1821 in das Privatleben zurück. 1830 schloß er sich der poln. nationalen Erhebung vollständig an, opferte die Hälfte seines Vermögens, erlangte auch eine sehr wichtige Stellung, konnte jedoch den ererbten Geist der Uneinigkeit unter seinen Landsleuten nicht bändigen. Nach den Unruhen in Warschau am 15. u. 16. August 1831 legte er sein Amt als Präsident der provisorischen Regierung nieder, schloß sich Ramorinoʼs Corps an u. ging mit diesem auf österreich. Boden über. Er hält sich jetzt in Paris auf, bildet den Mittelpunkt der constitutionell-monarchischen poln. Emigration und wird von dieser als poln. Thronerbe betrachtet. Czaslau (Tsch–), böhm. Stadt im Kreise Pardubitz mit 4000 E., geschichtlich bekannt durch Friedrichs II. Sieg d. 17. Mai 1742. Czechen (Tsch–), slavischer Volksstamm, welcher um die Mitte des 5. Jahrh. nach Chr. aus dem westl. Karpathenlande nach Mähren und Böhmen, der Sage nach unter einem Anführer Czech einwanderte (vergl. Böhmen). Czegled (Tsch–), ungar. Flecken im Bezirk Kecskemet mit 16000 E., Ackerbau, Weinbau, starker Viehzucht. Czelakowsky (Tsch–), Franz Ladislaw, geb. 1799 zu Strakonice in Böhmen, gest. 1852 als Professor der slawischen Sprache und Literatur, sehr thätiger Slawist in literarischer u. politischer Richtung, auch als Dichter nicht bedeutend. Schriften: „Sammlung von slaw. Volksliedern“ (Prag 1822 bis 27); „Böhmisches Lesebuch“ (Prag 851); „Panslawische Chrestomathie“ (Prag 1850–51); „Nachträge zu Jungmanns böhm. Wörterbuche“ (Prag 851); „Nachhall böhmischer Volkslieder“ (Prag 1840); „Gedichte“ (Prag 1847). Czenstochau (Tsch–), Czenstochowa, Alt- u. Neu-C., poln. Städte im Gouvernement Kalisch, 1 Stunde auseinander liegend, die erste mit 2000 E., die andere mit 3700 E.; berühmte Wallfahrtskirche auf dem befestigten Clarenberge. Czernin (Tsch–), gräfliches, reich begütertes Geschlecht in Böhmen, das seine Abkunft aus dem königl. Hause Przemysl herleitet; C. war im 12. Jahrh. einer der mächtigsten Dynasten u. trug 1197 viel zur Wahl Ottokars I. bei, später wurde er jedoch von diesem verbannt. In der Nähe von Klettau erbaute ein C. die Burg Chudenitz, von der sich ein Zweig der Familie schrieb; aus einem anderen gelangte Diepold nach Ottokars II. Tode zu großem Ansehen im Lande, indem er mit dem Bischofe Tobias von Bechin die Ordnung wieder herstellte; von ihm stammten die Linien von Riesenberg und Skala. Im 16. Jahrh. hoben sich die C. von Chudenitz zu großem Ansehen, theilten sich aber wieder in mehrere Zweige, von denen allen die der C. von Chudenitz-Nedrahowitz allein übrig blieb; Hermann, gest. 1651, stellte dem Kaiser im 3jährigen Kriege 1000 schwere Reiter und wurde 1627 in den Grafenstand erhoben; Graf Hermann Jakob, gest. 1710, brachte durch seine Heirath mit der Erbtochter des Hauses Slawata dessen große Besitzungen an die C.; sein Sohn Franz Joseph, gest. 1733, erschütterte jedoch den Besitzstand der Familie bedeutend. Johann Rudolf, Graf von C. zu Chudenitz, geb. 1757, ordnete die Verwaltung seiner Güter musterhaft, war von 1823–27 Präsident der k. k. Akademie der bildenden Künste, wurde 1824 Oberstkämmerer, beförderte alle Bildungs- u. Wohlthätigkeitsanstalten des Reichs; die Kunst- und Naturaliensammlungen in Wien verdanken seiner Oberaufsicht vieles, namentlich erreichte das Burgtheater in Wien unter seiner obersten Leitung den Gipfel seiner Vollkommenheit; die Gemäldegallerie in dem gräflichen Palaste in der Walnerstraße ist besonders an ausgezeichneten Werken der niederländischen

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/258>, abgerufen am 23.11.2024.