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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.

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der Gesandtschaft des Conciles Ferrara-Florenz nach Konstantinopel, woselbst er unter anderm ein Original des Johann Damascenus nebst einer Handschrift des hl. Basilius fand, woraus den Griechen die Ursprünglichkeit der Lehre vom Ausgehen des hl. Geistes von Vater und Sohn nachgewiesen zu werden vermag. Auf den Reichstagen von 1440-47 wirkte C. nach Aeneas Silvius Ausdruck als "Herkules der eugenianischen Partei", und als Aeneas der "Baseler Narrheit" selbst satt war, trug C.s Rath Vieles bei, daß er die Frankfurter u. Wienerconcordate durchsetzte. 1448 machte Nikolaus V. C. zum Cardinal und gab ihm 1450 das Erzbisthum Brixen, welches ihm jedoch nur Herzeleid eintrug, weil das Domcapitel die Verwerfung einer früheren Wahl nicht vergaß und Erzherzog Sigismund durch reformationsfeindliche Nonnen Gelegenheit erhielt, seinen Eifer für das Oberaufsichtsrecht des Staates zu beurkunden. Gesandtschaften nach England, Frankreich, Böhmen, Reformationsdecrete für die Klöster u. den Weltklerus, denen lediglich der dauernde Vollzug mangelte, eine Ablaßverkündigung, wobei er laut dem chronicon Belgicum neben ächtem Bußgeist auch die richtigen Begriffe über den Ablaß verbreitete, hielten C., der gelegentlich seiner Reisen auch nach Kues kam und daselbst für 33 Kranke ein Krankenhaus aus seinem Vermögen stiftete, bis 1452 von Brixen fern. Am Ostertage 1460 aber wurde er von Sigismunds Soldaten in Brunek überfallen und nur gegen das Versprechen großer Summen frei. Er lebte fortan stets in Italien, Sigismund mit seinem Anhang kam in Bann und nach mehreren Jahren endete der Streit damit, daß er Abbitte und Ersatz leistete. 1459 war C. Statthalter Roms, schrieb noch "de cribatione Alcorani", was der Papst beim Bekehrungsversuche Mohammeds benützte, u. st. 1464 zu Todi in Umbrien, 3 Tage nachher aber der Papst, dessen Nachfolger er wahrscheinlich geworden wäre. Neben ungemeiner praktischer Thätigkeit war C. ein universeller Gelehrter, brach Bahn in Mathematik und Astronomie, drang auf Verbesserung des Kalenders, lehrte auf das bestimmteste die Bewegung der Erde, lieferte dem Kopernikus Bausteine seines Systems, erkannte die Unächtheit der isidorischen Decretalen u. der constantinischen Schenkung und schrieb außer der "docta ignorantia" viele philosophische Schriften, deren vornehmste die Unzulänglichkeit und Kritik der menschlichen Erkenntniß besprechen. - Gesammtausgaben von 1476, Paris 1514, Basel 1564, letztere nicht vollständig.


Cusset (Küsseh), franz. Stadt im Departem. Allier, 5500 E., chemische Fabrikate, Papier.


Custine (frz. Küstihn), Adam Philippe, Graf von, geb. 1740 zu Metz, zeichnete sich als Soldat im nordamerikan. Freiheitskriege aus, gehörte zur constitutionell monarchischen Partei als die Revolution anfing, commandirte 1792 die Rheinarmee, nahm die Pfalz weg, besetzte Mainz, brandschatzte Frankfurt, mußte sich 1793 über den Rhein zurückziehen und wurde 29. August in Paris als Verräther guillotinirt, weil er Mainz nicht hatte entsetzen können; seinen Sohn und Adjutanten traf den 3. Januar 1794 das gleiche Schicksal. Sein Enkel C., Astolph, Marquis von, geb. 1793, hat sich seit 1830 durch verschiedene Schriften bekannt gemacht, am meisten durch "la Russie en 1839", die eine sehr ungünstige Darstellung der Verhältnisse in Rußland enthält.


Custodia, in Rechtsverhältnissen die schuldige Sorgfalt, soviel wie diligentia (s. culpa).


Custodiat, das Amt des Wächters, in Ungarn die Würde des Kronhüters. Custodie, lat. custodia, Wache, Hast, Gefängniß.


Custom (Köstöm), engl., Zoll; C.-house (-haus), Zollhaus; C.law (- loh), der Tarif, das Zollgesetz; C.penny, die Eingangssteuer.


Custos, lat., Wächter, Bewahrer, Aufseher, z. B. von Bibliotheken, Kunst- u. Naturalienschätzen; custodes der Comitien des alten Rom überwachten das Herausziehen der Täfelchen aus den Urnen, bemerkten die gezählten Stimmen mit Punkten auf ihrer Schreibtafel, daher omne tulit punctum = einstimmig,

der Gesandtschaft des Conciles Ferrara-Florenz nach Konstantinopel, woselbst er unter anderm ein Original des Johann Damascenus nebst einer Handschrift des hl. Basilius fand, woraus den Griechen die Ursprünglichkeit der Lehre vom Ausgehen des hl. Geistes von Vater und Sohn nachgewiesen zu werden vermag. Auf den Reichstagen von 1440–47 wirkte C. nach Aeneas Silvius Ausdruck als „Herkules der eugenianischen Partei“, und als Aeneas der „Baseler Narrheit“ selbst satt war, trug C.s Rath Vieles bei, daß er die Frankfurter u. Wienerconcordate durchsetzte. 1448 machte Nikolaus V. C. zum Cardinal und gab ihm 1450 das Erzbisthum Brixen, welches ihm jedoch nur Herzeleid eintrug, weil das Domcapitel die Verwerfung einer früheren Wahl nicht vergaß und Erzherzog Sigismund durch reformationsfeindliche Nonnen Gelegenheit erhielt, seinen Eifer für das Oberaufsichtsrecht des Staates zu beurkunden. Gesandtschaften nach England, Frankreich, Böhmen, Reformationsdecrete für die Klöster u. den Weltklerus, denen lediglich der dauernde Vollzug mangelte, eine Ablaßverkündigung, wobei er laut dem chronicon Belgicum neben ächtem Bußgeist auch die richtigen Begriffe über den Ablaß verbreitete, hielten C., der gelegentlich seiner Reisen auch nach Kues kam und daselbst für 33 Kranke ein Krankenhaus aus seinem Vermögen stiftete, bis 1452 von Brixen fern. Am Ostertage 1460 aber wurde er von Sigismunds Soldaten in Brunek überfallen und nur gegen das Versprechen großer Summen frei. Er lebte fortan stets in Italien, Sigismund mit seinem Anhang kam in Bann und nach mehreren Jahren endete der Streit damit, daß er Abbitte und Ersatz leistete. 1459 war C. Statthalter Roms, schrieb noch „de cribatione Alcorani“, was der Papst beim Bekehrungsversuche Mohammeds benützte, u. st. 1464 zu Todi in Umbrien, 3 Tage nachher aber der Papst, dessen Nachfolger er wahrscheinlich geworden wäre. Neben ungemeiner praktischer Thätigkeit war C. ein universeller Gelehrter, brach Bahn in Mathematik und Astronomie, drang auf Verbesserung des Kalenders, lehrte auf das bestimmteste die Bewegung der Erde, lieferte dem Kopernikus Bausteine seines Systems, erkannte die Unächtheit der isidorischen Decretalen u. der constantinischen Schenkung und schrieb außer der „docta ignorantia“ viele philosophische Schriften, deren vornehmste die Unzulänglichkeit und Kritik der menschlichen Erkenntniß besprechen. – Gesammtausgaben von 1476, Paris 1514, Basel 1564, letztere nicht vollständig.


Cusset (Küsseh), franz. Stadt im Departem. Allier, 5500 E., chemische Fabrikate, Papier.


Custine (frz. Küstihn), Adam Philippe, Graf von, geb. 1740 zu Metz, zeichnete sich als Soldat im nordamerikan. Freiheitskriege aus, gehörte zur constitutionell monarchischen Partei als die Revolution anfing, commandirte 1792 die Rheinarmee, nahm die Pfalz weg, besetzte Mainz, brandschatzte Frankfurt, mußte sich 1793 über den Rhein zurückziehen und wurde 29. August in Paris als Verräther guillotinirt, weil er Mainz nicht hatte entsetzen können; seinen Sohn und Adjutanten traf den 3. Januar 1794 das gleiche Schicksal. Sein Enkel C., Astolph, Marquis von, geb. 1793, hat sich seit 1830 durch verschiedene Schriften bekannt gemacht, am meisten durch „la Russie en 1839“, die eine sehr ungünstige Darstellung der Verhältnisse in Rußland enthält.


Custodia, in Rechtsverhältnissen die schuldige Sorgfalt, soviel wie diligentia (s. culpa).


Custodiat, das Amt des Wächters, in Ungarn die Würde des Kronhüters. Custodie, lat. custodia, Wache, Hast, Gefängniß.


Custom (Köstöm), engl., Zoll; C.-house (–haus), Zollhaus; C.law (– loh), der Tarif, das Zollgesetz; C.penny, die Eingangssteuer.


Custos, lat., Wächter, Bewahrer, Aufseher, z. B. von Bibliotheken, Kunst- u. Naturalienschätzen; custodes der Comitien des alten Rom überwachten das Herausziehen der Täfelchen aus den Urnen, bemerkten die gezählten Stimmen mit Punkten auf ihrer Schreibtafel, daher omne tulit punctum = einstimmig,

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[249/0250] der Gesandtschaft des Conciles Ferrara-Florenz nach Konstantinopel, woselbst er unter anderm ein Original des Johann Damascenus nebst einer Handschrift des hl. Basilius fand, woraus den Griechen die Ursprünglichkeit der Lehre vom Ausgehen des hl. Geistes von Vater und Sohn nachgewiesen zu werden vermag. Auf den Reichstagen von 1440–47 wirkte C. nach Aeneas Silvius Ausdruck als „Herkules der eugenianischen Partei“, und als Aeneas der „Baseler Narrheit“ selbst satt war, trug C.s Rath Vieles bei, daß er die Frankfurter u. Wienerconcordate durchsetzte. 1448 machte Nikolaus V. C. zum Cardinal und gab ihm 1450 das Erzbisthum Brixen, welches ihm jedoch nur Herzeleid eintrug, weil das Domcapitel die Verwerfung einer früheren Wahl nicht vergaß und Erzherzog Sigismund durch reformationsfeindliche Nonnen Gelegenheit erhielt, seinen Eifer für das Oberaufsichtsrecht des Staates zu beurkunden. Gesandtschaften nach England, Frankreich, Böhmen, Reformationsdecrete für die Klöster u. den Weltklerus, denen lediglich der dauernde Vollzug mangelte, eine Ablaßverkündigung, wobei er laut dem chronicon Belgicum neben ächtem Bußgeist auch die richtigen Begriffe über den Ablaß verbreitete, hielten C., der gelegentlich seiner Reisen auch nach Kues kam und daselbst für 33 Kranke ein Krankenhaus aus seinem Vermögen stiftete, bis 1452 von Brixen fern. Am Ostertage 1460 aber wurde er von Sigismunds Soldaten in Brunek überfallen und nur gegen das Versprechen großer Summen frei. Er lebte fortan stets in Italien, Sigismund mit seinem Anhang kam in Bann und nach mehreren Jahren endete der Streit damit, daß er Abbitte und Ersatz leistete. 1459 war C. Statthalter Roms, schrieb noch „de cribatione Alcorani“, was der Papst beim Bekehrungsversuche Mohammeds benützte, u. st. 1464 zu Todi in Umbrien, 3 Tage nachher aber der Papst, dessen Nachfolger er wahrscheinlich geworden wäre. Neben ungemeiner praktischer Thätigkeit war C. ein universeller Gelehrter, brach Bahn in Mathematik und Astronomie, drang auf Verbesserung des Kalenders, lehrte auf das bestimmteste die Bewegung der Erde, lieferte dem Kopernikus Bausteine seines Systems, erkannte die Unächtheit der isidorischen Decretalen u. der constantinischen Schenkung und schrieb außer der „docta ignorantia“ viele philosophische Schriften, deren vornehmste die Unzulänglichkeit und Kritik der menschlichen Erkenntniß besprechen. – Gesammtausgaben von 1476, Paris 1514, Basel 1564, letztere nicht vollständig. Cusset (Küsseh), franz. Stadt im Departem. Allier, 5500 E., chemische Fabrikate, Papier. Custine (frz. Küstihn), Adam Philippe, Graf von, geb. 1740 zu Metz, zeichnete sich als Soldat im nordamerikan. Freiheitskriege aus, gehörte zur constitutionell monarchischen Partei als die Revolution anfing, commandirte 1792 die Rheinarmee, nahm die Pfalz weg, besetzte Mainz, brandschatzte Frankfurt, mußte sich 1793 über den Rhein zurückziehen und wurde 29. August in Paris als Verräther guillotinirt, weil er Mainz nicht hatte entsetzen können; seinen Sohn und Adjutanten traf den 3. Januar 1794 das gleiche Schicksal. Sein Enkel C., Astolph, Marquis von, geb. 1793, hat sich seit 1830 durch verschiedene Schriften bekannt gemacht, am meisten durch „la Russie en 1839“, die eine sehr ungünstige Darstellung der Verhältnisse in Rußland enthält. Custodia, in Rechtsverhältnissen die schuldige Sorgfalt, soviel wie diligentia (s. culpa). Custodiat, das Amt des Wächters, in Ungarn die Würde des Kronhüters. Custodie, lat. custodia, Wache, Hast, Gefängniß. Custom (Köstöm), engl., Zoll; C.-house (–haus), Zollhaus; C.law (– loh), der Tarif, das Zollgesetz; C.penny, die Eingangssteuer. Custos, lat., Wächter, Bewahrer, Aufseher, z. B. von Bibliotheken, Kunst- u. Naturalienschätzen; custodes der Comitien des alten Rom überwachten das Herausziehen der Täfelchen aus den Urnen, bemerkten die gezählten Stimmen mit Punkten auf ihrer Schreibtafel, daher omne tulit punctum = einstimmig,

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/250>, abgerufen am 23.11.2024.