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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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eine erstaunliche mechanische Fertigkeit, so daß man erzählt, er habe mit beiden Händen malen können. Philipp II. berief ihn nach Castellos Tod nach Spanien, um die Malereien des Escurial zu vollenden.


Cambiatura, ital., Aenderung, Wechselung; Post- oder Pferdewechsel; Postkalesche. Cambiiren, Wechselgeschäfte treiben; Cambio Wechsel; C. conto. Wechselrechnung; C. di polizza, Wechselcurszettel; C. di ritorno, Rückwechsel; C. maritimo, Bodmereivertrag; C. reale, ausländ. Wechsel; C. secco. eigener Wechsel; vom neulat. Cambium, Wechsel; Cambialrecht, Wechselrecht.


Cambodscha. Land in Hinterindien, seit 1822 zu Siam gehörig, an dem untern Laufe des mächtigen C.flusses, wird auf 3800 #M. angegeben, mit mehr als 1 Mill. E., welche dem Buddhismus angehören; C. ist ein noch ziemlich unbekanntes Land. Städte: Saigon, Bingel, Panombing, Louwek.


Cambon (Cambong), Joseph, geb. 1754 zu Montpellier, Kaufmann, 1791 Mitglied der Nationalversammlung, stimmte im Convente für den Tod des Königs, wirkte mit zum Sturze Robespierres, wollte aber Billaud Varennes und die anderen "großen Verbrecher" vertheidigen und entzog sich der Verhaftung nur durch die Flucht. Unter Napoleon lebte er zurückgezogen auf seinem Landgute, wurde 1815 noch einmal Deputirter u. stellte den Antrag, die Bourbonen als unfähig der Regierung zu erklären; dafür wurde er verbannt und st. 1820 in Brüssel. Als Conventsmitglied leitete er die Finanzausschüsse und wurde der Urheber des jetzigen Staatsschuldensystems, das auf die Eintragung in das große Buch gegründet ist.


Cambray (Cangbräh), Cambrik, franz. Stadt im Depart. du Nord, an der Schelde, 22000 E., Festung, Sitz eines Erzbischofs, herrliche Kathedrale mit dem Grabmale Fenelons, ausgezeichnete Industrie, besonders in Wolle, Baumwolle und Leinen. C. war das Camaracum der Nervier und der Römer, wurde in der Völkerwanderung zerstört, erscheint jedoch schon wieder als eine Hauptfestung der Merowinger. Später hatte es eigene Grafen; bei deren Aussterben verlieh der deutsche König Heinrich die Oberherrlichkeit über C. den Bischöfen von C.; die Kastellanei (Schutzvogtei) über C. war lange ein Gegenstand des Streits zwischen Frankreich und Burgund, den Kaiser Karl V. beendigte. 1508 schlossen hier Kaiser Max I., Ludwig XII. von Frankreich, Ferdinand von Spanien und Papst Julius II. die Liga gegen Venedig, 1529 Kaiser Karl V. und Franz I. von Frankreich den sog. Damenfrieden. Mit den andern Niederlanden kam C. an Spanien, empörte sich mit denselben 1581, wurde 1595 von den Spaniern erobert, 1677 von den Franzosen, die es im Frieden von Nimwegen behaupteten. 1815 den 24. Juni, nachts, wurde C. von den Engländern erstürmt.


Cambray (Cangbräh), Cambrik, Kammertuch, feinste Leinwand oder Batist, ursprünglich in C. gefertigt; jetzt ein leinenartiger Baumwollenstoff aus 40er-100er Garn.


Cambridge (Kehmbritsch), Camboritum oder Cantabrigia der Römer. Stadt der gleichnamigen Grafschaft, am Cam, 44 M. nordöstl. von London, 25000 E., berühmte Messe, in der Umgegend trefflicher Safran und Butter. Weltbekannt durch ihre Hochschule, welche 5 Mönchen aus dem französ. Kloster Evroul, die nach den verheerenden Dänenkriegen (1010) hier das Trivium und Quadrivium lehrten, sowie Heinrich I. (1101-1135) ihre Entstehung und Eduard I. (1274-1307) ihre der Pariser Universität nachgebildete Verfassung verdankt, deren Grundzüge sich von 1280 bis heute erhielten. Die eine prachtvolle Stadt für sich bildende Hochschule besteht aus 13 Colleges, unter denen das Trinityc. am berühmtesten wurde, das Kingsc. eine im gothischen Styl erbaute Kapelle besitzt, deren Größe und Schönheit in England kaum ihres gleichen hat, 4 Halls u. s. w. und der aus sämmtlichen Doctoren u. Magistern zusammengesetzte Senat sendet wie die Stadt 2 Abgeordnete ins Parlament. 1613 hier 2200, 1824 aber 4489, gegenwärtig durchschnittlich 5000 Studierende. C., Hauptstadt der Grafschaft

eine erstaunliche mechanische Fertigkeit, so daß man erzählt, er habe mit beiden Händen malen können. Philipp II. berief ihn nach Castellos Tod nach Spanien, um die Malereien des Escurial zu vollenden.


Cambiatura, ital., Aenderung, Wechselung; Post- oder Pferdewechsel; Postkalesche. Cambiiren, Wechselgeschäfte treiben; Cambio Wechsel; C. conto. Wechselrechnung; C. di polizza, Wechselcurszettel; C. di ritorno, Rückwechsel; C. maritimo, Bodmereivertrag; C. reale, ausländ. Wechsel; C. secco. eigener Wechsel; vom neulat. Cambium, Wechsel; Cambialrecht, Wechselrecht.


Cambodscha. Land in Hinterindien, seit 1822 zu Siam gehörig, an dem untern Laufe des mächtigen C.flusses, wird auf 3800 □M. angegeben, mit mehr als 1 Mill. E., welche dem Buddhismus angehören; C. ist ein noch ziemlich unbekanntes Land. Städte: Saigon, Bingel, Panombing, Louwek.


Cambon (Cambong), Joseph, geb. 1754 zu Montpellier, Kaufmann, 1791 Mitglied der Nationalversammlung, stimmte im Convente für den Tod des Königs, wirkte mit zum Sturze Robespierres, wollte aber Billaud Varennes und die anderen „großen Verbrecher“ vertheidigen und entzog sich der Verhaftung nur durch die Flucht. Unter Napoleon lebte er zurückgezogen auf seinem Landgute, wurde 1815 noch einmal Deputirter u. stellte den Antrag, die Bourbonen als unfähig der Regierung zu erklären; dafür wurde er verbannt und st. 1820 in Brüssel. Als Conventsmitglied leitete er die Finanzausschüsse und wurde der Urheber des jetzigen Staatsschuldensystems, das auf die Eintragung in das große Buch gegründet ist.


Cambray (Cangbräh), Cambrik, franz. Stadt im Depart. du Nord, an der Schelde, 22000 E., Festung, Sitz eines Erzbischofs, herrliche Kathedrale mit dem Grabmale Fenelons, ausgezeichnete Industrie, besonders in Wolle, Baumwolle und Leinen. C. war das Camaracum der Nervier und der Römer, wurde in der Völkerwanderung zerstört, erscheint jedoch schon wieder als eine Hauptfestung der Merowinger. Später hatte es eigene Grafen; bei deren Aussterben verlieh der deutsche König Heinrich die Oberherrlichkeit über C. den Bischöfen von C.; die Kastellanei (Schutzvogtei) über C. war lange ein Gegenstand des Streits zwischen Frankreich und Burgund, den Kaiser Karl V. beendigte. 1508 schlossen hier Kaiser Max I., Ludwig XII. von Frankreich, Ferdinand von Spanien und Papst Julius II. die Liga gegen Venedig, 1529 Kaiser Karl V. und Franz I. von Frankreich den sog. Damenfrieden. Mit den andern Niederlanden kam C. an Spanien, empörte sich mit denselben 1581, wurde 1595 von den Spaniern erobert, 1677 von den Franzosen, die es im Frieden von Nimwegen behaupteten. 1815 den 24. Juni, nachts, wurde C. von den Engländern erstürmt.


Cambray (Cangbräh), Cambrik, Kammertuch, feinste Leinwand oder Batist, ursprünglich in C. gefertigt; jetzt ein leinenartiger Baumwollenstoff aus 40er–100er Garn.


Cambridge (Kehmbritsch), Camboritum oder Cantabrigia der Römer. Stadt der gleichnamigen Grafschaft, am Cam, 44 M. nordöstl. von London, 25000 E., berühmte Messe, in der Umgegend trefflicher Safran und Butter. Weltbekannt durch ihre Hochschule, welche 5 Mönchen aus dem französ. Kloster Evroul, die nach den verheerenden Dänenkriegen (1010) hier das Trivium und Quadrivium lehrten, sowie Heinrich I. (1101–1135) ihre Entstehung und Eduard I. (1274–1307) ihre der Pariser Universität nachgebildete Verfassung verdankt, deren Grundzüge sich von 1280 bis heute erhielten. Die eine prachtvolle Stadt für sich bildende Hochschule besteht aus 13 Colleges, unter denen das Trinityc. am berühmtesten wurde, das Kingsc. eine im gothischen Styl erbaute Kapelle besitzt, deren Größe und Schönheit in England kaum ihres gleichen hat, 4 Halls u. s. w. und der aus sämmtlichen Doctoren u. Magistern zusammengesetzte Senat sendet wie die Stadt 2 Abgeordnete ins Parlament. 1613 hier 2200, 1824 aber 4489, gegenwärtig durchschnittlich 5000 Studierende. C., Hauptstadt der Grafschaft

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[767/0768] eine erstaunliche mechanische Fertigkeit, so daß man erzählt, er habe mit beiden Händen malen können. Philipp II. berief ihn nach Castellos Tod nach Spanien, um die Malereien des Escurial zu vollenden. Cambiatura, ital., Aenderung, Wechselung; Post- oder Pferdewechsel; Postkalesche. Cambiiren, Wechselgeschäfte treiben; Cambio Wechsel; C. conto. Wechselrechnung; C. di polizza, Wechselcurszettel; C. di ritorno, Rückwechsel; C. maritimo, Bodmereivertrag; C. reale, ausländ. Wechsel; C. secco. eigener Wechsel; vom neulat. Cambium, Wechsel; Cambialrecht, Wechselrecht. Cambodscha. Land in Hinterindien, seit 1822 zu Siam gehörig, an dem untern Laufe des mächtigen C.flusses, wird auf 3800 □M. angegeben, mit mehr als 1 Mill. E., welche dem Buddhismus angehören; C. ist ein noch ziemlich unbekanntes Land. Städte: Saigon, Bingel, Panombing, Louwek. Cambon (Cambong), Joseph, geb. 1754 zu Montpellier, Kaufmann, 1791 Mitglied der Nationalversammlung, stimmte im Convente für den Tod des Königs, wirkte mit zum Sturze Robespierres, wollte aber Billaud Varennes und die anderen „großen Verbrecher“ vertheidigen und entzog sich der Verhaftung nur durch die Flucht. Unter Napoleon lebte er zurückgezogen auf seinem Landgute, wurde 1815 noch einmal Deputirter u. stellte den Antrag, die Bourbonen als unfähig der Regierung zu erklären; dafür wurde er verbannt und st. 1820 in Brüssel. Als Conventsmitglied leitete er die Finanzausschüsse und wurde der Urheber des jetzigen Staatsschuldensystems, das auf die Eintragung in das große Buch gegründet ist. Cambray (Cangbräh), Cambrik, franz. Stadt im Depart. du Nord, an der Schelde, 22000 E., Festung, Sitz eines Erzbischofs, herrliche Kathedrale mit dem Grabmale Fenelons, ausgezeichnete Industrie, besonders in Wolle, Baumwolle und Leinen. C. war das Camaracum der Nervier und der Römer, wurde in der Völkerwanderung zerstört, erscheint jedoch schon wieder als eine Hauptfestung der Merowinger. Später hatte es eigene Grafen; bei deren Aussterben verlieh der deutsche König Heinrich die Oberherrlichkeit über C. den Bischöfen von C.; die Kastellanei (Schutzvogtei) über C. war lange ein Gegenstand des Streits zwischen Frankreich und Burgund, den Kaiser Karl V. beendigte. 1508 schlossen hier Kaiser Max I., Ludwig XII. von Frankreich, Ferdinand von Spanien und Papst Julius II. die Liga gegen Venedig, 1529 Kaiser Karl V. und Franz I. von Frankreich den sog. Damenfrieden. Mit den andern Niederlanden kam C. an Spanien, empörte sich mit denselben 1581, wurde 1595 von den Spaniern erobert, 1677 von den Franzosen, die es im Frieden von Nimwegen behaupteten. 1815 den 24. Juni, nachts, wurde C. von den Engländern erstürmt. Cambray (Cangbräh), Cambrik, Kammertuch, feinste Leinwand oder Batist, ursprünglich in C. gefertigt; jetzt ein leinenartiger Baumwollenstoff aus 40er–100er Garn. Cambridge (Kehmbritsch), Camboritum oder Cantabrigia der Römer. Stadt der gleichnamigen Grafschaft, am Cam, 44 M. nordöstl. von London, 25000 E., berühmte Messe, in der Umgegend trefflicher Safran und Butter. Weltbekannt durch ihre Hochschule, welche 5 Mönchen aus dem französ. Kloster Evroul, die nach den verheerenden Dänenkriegen (1010) hier das Trivium und Quadrivium lehrten, sowie Heinrich I. (1101–1135) ihre Entstehung und Eduard I. (1274–1307) ihre der Pariser Universität nachgebildete Verfassung verdankt, deren Grundzüge sich von 1280 bis heute erhielten. Die eine prachtvolle Stadt für sich bildende Hochschule besteht aus 13 Colleges, unter denen das Trinityc. am berühmtesten wurde, das Kingsc. eine im gothischen Styl erbaute Kapelle besitzt, deren Größe und Schönheit in England kaum ihres gleichen hat, 4 Halls u. s. w. und der aus sämmtlichen Doctoren u. Magistern zusammengesetzte Senat sendet wie die Stadt 2 Abgeordnete ins Parlament. 1613 hier 2200, 1824 aber 4489, gegenwärtig durchschnittlich 5000 Studierende. C., Hauptstadt der Grafschaft

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 767. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/768>, abgerufen am 22.11.2024.