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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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in Ober- und Niederlothringen theilte und trefflich verwaltete. Noch 954 versöhnte er Vater und Sohn, stiftete 956 das Kloster Pantaleon in Köln, wohnte 962 der Kaiserkrönung als vicarius imperii bei und st. 965 zu Rheims, als er gerade einen Streit zwischen König Lothar und Hugo Capet vermittelte. Er ist einer der wenigen Heiligen des 10. Jahrh.; Gedächtnißtag 11. Oct. Man legt ihm Kommentare zu Moses und Legenden bei; die "vita Brunonis" des Mönchs Ruotger findet sich bei Leibnitzens scriptores rer. brunsv. - Ein anderer B., den man auch Bonifaz nennt, weil er bei der Firmung letzteren Namen annahm, ist der Apostel der Preußen und Russen. Er soll beim Philosophen Giddo studirt und die durch ihren byzantinischen Rundbau auffallende Schloßkirche zu Querfurt erbaut haben. Früher Canonicus zu Magdeburg, wurde er Hofgeistlicher des Kaisers Otto III., reiste 996 mit diesem nach Rom, wo ein den Martyrtod des heil. Bonifacius vorstellendes Gemälde ihn so erschütterte, daß er der Benediktinercongregation von Camaldoli beitrat und beschloß, Apostel der Heiden zu werden. Gregor V. weihte ihn zum Erzbischof und Herzog Boleslav von Polen nahm ihn gut auf. Laut Damiani bekehrte er einen russ. Fürsten mit vielen Unterthanen, laut den Bollandisten die Bewohner Lithauens und Samogitiens. Gewiß bleibt, daß er ein strengascetisches Leben führte und 1008 mit 18 Gefährten von Heiden erschlagen wurde, als er predigend an der russisch-preuß. Grenze herumzog. Ihm zu Ehren soll die Stadt Brunsberg (Braunsberg) erbaut worden sein und Boleslav kaufte seinen Leichnam. Ein 3. B. ist ein sächs., wahrscheinlich der Diözese Merseburg angehörender Mönch, der als eifriger Anhänger Gregors VII. eine "historia de bello saxonico" (Freheri scrptrs. rer. Germ. t. I) schrieb, werthvoll durch viele Urkunden. für die Jahre 1077-81 bereits die einzige Quelle. Die in Meiboms Chronic. Magdeburg. mit Weglassung der Aktenstücke abgeschriebene Handschrift liegt in der Pauliner Bibliothek zu Leipzig. Ein anderer B., Bischof zu Olmütz, verfaßte 1273 im Auftrage des Papstes Gregor IX. einen wichtigen Bericht über die Zustände des deutschen Reiches, der 1846 zum erstenmal in Höflers "Analecten zur Geschichte Deutschlands und Italiens" abgedruckt ist.


Bruno, Stifter der Karthäuser, s. d. Art.


Bruno, Giordano (Jordanus Brunus Nolanus), wurde um 1550 zu Terra di Lavoro bei Neapel (Nola) geb. und Dominikaner; seine erste Schrift, "die Arche Noah's", widmete er dem Papste Pius V., verließ jedoch sein Kloster und kam 1580 nach Genf. Ueber Lyon und Toulouse reiste er nach Paris, hielt 1582 Aufsehen erregende Vorlesungen gegen Aristoteles, für die Gedächtnißkunst u. den Aberglauben des Lullius etc. 1583 fand er in London mächtige Gönner, sogar Zutritt an Elisabeths Hof, ließ der "Abfertigung des triumphirenden Ungethüms", einem lucianischen Dialoge gegen die Kirche, die "Tischgespräche" folgen, und zeigte sich als entschiedener Pantheist in der Schrift: de causa, principio et uno, Venedig (London) 1584. Für kurze Zeit abermals in Paris, kam er 1586 arm und kränklich nach Wittenberg und hielt Privatvorlesungen; 1588 erhob er in einer noch vorhandenen Abschiedsrede Luther und die Protestanten, fand nach kurzem Verweilen in Prag zu Braunschweig Gönner, lehrte zu Helmstädt, ging nach Frankfurt u. schrieb seine letzten Schriften, darunter die wichtigste: de monade, numero et figura liber seu de Universo et mundis (Frankfurt 1591; 1614). Aus unbekannten Gründen verließ er plötzlich die Stadt und zog nach Padua, wurde zu Venedig 1592 von der Inquisition verhaftet, 1598 nach Rom abgeliefert und st. 1600 am 17. Februar auf dem Scheiterhaufen. B.s Werke sind vollständig verzeichnet im Kirchenlexicon von Wetzer und Welte II. S. 192-95; Gfrörer begann dieselben ins "Corpus philosophorum" (Lieferung 1-5, Stuttgart 1834-36) aufzunehmen, die italienischen gab A. Wagner (Leipzig 1830, 2 Bde.) heraus. B. erneuerte die stoische Idee, daß die Welt ein belebtes Ganzes,

in Ober- und Niederlothringen theilte und trefflich verwaltete. Noch 954 versöhnte er Vater und Sohn, stiftete 956 das Kloster Pantaleon in Köln, wohnte 962 der Kaiserkrönung als vicarius imperii bei und st. 965 zu Rheims, als er gerade einen Streit zwischen König Lothar und Hugo Capet vermittelte. Er ist einer der wenigen Heiligen des 10. Jahrh.; Gedächtnißtag 11. Oct. Man legt ihm Kommentare zu Moses und Legenden bei; die „vita Brunonis“ des Mönchs Ruotger findet sich bei Leibnitzens scriptores rer. brunsv. – Ein anderer B., den man auch Bonifaz nennt, weil er bei der Firmung letzteren Namen annahm, ist der Apostel der Preußen und Russen. Er soll beim Philosophen Giddo studirt und die durch ihren byzantinischen Rundbau auffallende Schloßkirche zu Querfurt erbaut haben. Früher Canonicus zu Magdeburg, wurde er Hofgeistlicher des Kaisers Otto III., reiste 996 mit diesem nach Rom, wo ein den Martyrtod des heil. Bonifacius vorstellendes Gemälde ihn so erschütterte, daß er der Benediktinercongregation von Camaldoli beitrat und beschloß, Apostel der Heiden zu werden. Gregor V. weihte ihn zum Erzbischof und Herzog Boleslav von Polen nahm ihn gut auf. Laut Damiani bekehrte er einen russ. Fürsten mit vielen Unterthanen, laut den Bollandisten die Bewohner Lithauens und Samogitiens. Gewiß bleibt, daß er ein strengascetisches Leben führte und 1008 mit 18 Gefährten von Heiden erschlagen wurde, als er predigend an der russisch-preuß. Grenze herumzog. Ihm zu Ehren soll die Stadt Brunsberg (Braunsberg) erbaut worden sein und Boleslav kaufte seinen Leichnam. Ein 3. B. ist ein sächs., wahrscheinlich der Diözese Merseburg angehörender Mönch, der als eifriger Anhänger Gregors VII. eine „historia de bello saxonico“ (Freheri scrptrs. rer. Germ. t. I) schrieb, werthvoll durch viele Urkunden. für die Jahre 1077–81 bereits die einzige Quelle. Die in Meiboms Chronic. Magdeburg. mit Weglassung der Aktenstücke abgeschriebene Handschrift liegt in der Pauliner Bibliothek zu Leipzig. Ein anderer B., Bischof zu Olmütz, verfaßte 1273 im Auftrage des Papstes Gregor IX. einen wichtigen Bericht über die Zustände des deutschen Reiches, der 1846 zum erstenmal in Höflers „Analecten zur Geschichte Deutschlands und Italiens“ abgedruckt ist.


Bruno, Stifter der Karthäuser, s. d. Art.


Bruno, Giordano (Jordanus Brunus Nolanus), wurde um 1550 zu Terra di Lavoro bei Neapel (Nola) geb. und Dominikaner; seine erste Schrift, „die Arche Noahʼs“, widmete er dem Papste Pius V., verließ jedoch sein Kloster und kam 1580 nach Genf. Ueber Lyon und Toulouse reiste er nach Paris, hielt 1582 Aufsehen erregende Vorlesungen gegen Aristoteles, für die Gedächtnißkunst u. den Aberglauben des Lullius etc. 1583 fand er in London mächtige Gönner, sogar Zutritt an Elisabeths Hof, ließ der „Abfertigung des triumphirenden Ungethüms“, einem lucianischen Dialoge gegen die Kirche, die „Tischgespräche“ folgen, und zeigte sich als entschiedener Pantheist in der Schrift: de causa, principio et uno, Venedig (London) 1584. Für kurze Zeit abermals in Paris, kam er 1586 arm und kränklich nach Wittenberg und hielt Privatvorlesungen; 1588 erhob er in einer noch vorhandenen Abschiedsrede Luther und die Protestanten, fand nach kurzem Verweilen in Prag zu Braunschweig Gönner, lehrte zu Helmstädt, ging nach Frankfurt u. schrieb seine letzten Schriften, darunter die wichtigste: de monade, numero et figura liber seu de Universo et mundis (Frankfurt 1591; 1614). Aus unbekannten Gründen verließ er plötzlich die Stadt und zog nach Padua, wurde zu Venedig 1592 von der Inquisition verhaftet, 1598 nach Rom abgeliefert und st. 1600 am 17. Februar auf dem Scheiterhaufen. B.s Werke sind vollständig verzeichnet im Kirchenlexicon von Wetzer und Welte II. S. 192–95; Gfrörer begann dieselben ins „Corpus philosophorum“ (Lieferung 1–5, Stuttgart 1834–36) aufzunehmen, die italienischen gab A. Wagner (Leipzig 1830, 2 Bde.) heraus. B. erneuerte die stoische Idee, daß die Welt ein belebtes Ganzes,

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[694/0695] in Ober- und Niederlothringen theilte und trefflich verwaltete. Noch 954 versöhnte er Vater und Sohn, stiftete 956 das Kloster Pantaleon in Köln, wohnte 962 der Kaiserkrönung als vicarius imperii bei und st. 965 zu Rheims, als er gerade einen Streit zwischen König Lothar und Hugo Capet vermittelte. Er ist einer der wenigen Heiligen des 10. Jahrh.; Gedächtnißtag 11. Oct. Man legt ihm Kommentare zu Moses und Legenden bei; die „vita Brunonis“ des Mönchs Ruotger findet sich bei Leibnitzens scriptores rer. brunsv. – Ein anderer B., den man auch Bonifaz nennt, weil er bei der Firmung letzteren Namen annahm, ist der Apostel der Preußen und Russen. Er soll beim Philosophen Giddo studirt und die durch ihren byzantinischen Rundbau auffallende Schloßkirche zu Querfurt erbaut haben. Früher Canonicus zu Magdeburg, wurde er Hofgeistlicher des Kaisers Otto III., reiste 996 mit diesem nach Rom, wo ein den Martyrtod des heil. Bonifacius vorstellendes Gemälde ihn so erschütterte, daß er der Benediktinercongregation von Camaldoli beitrat und beschloß, Apostel der Heiden zu werden. Gregor V. weihte ihn zum Erzbischof und Herzog Boleslav von Polen nahm ihn gut auf. Laut Damiani bekehrte er einen russ. Fürsten mit vielen Unterthanen, laut den Bollandisten die Bewohner Lithauens und Samogitiens. Gewiß bleibt, daß er ein strengascetisches Leben führte und 1008 mit 18 Gefährten von Heiden erschlagen wurde, als er predigend an der russisch-preuß. Grenze herumzog. Ihm zu Ehren soll die Stadt Brunsberg (Braunsberg) erbaut worden sein und Boleslav kaufte seinen Leichnam. Ein 3. B. ist ein sächs., wahrscheinlich der Diözese Merseburg angehörender Mönch, der als eifriger Anhänger Gregors VII. eine „historia de bello saxonico“ (Freheri scrptrs. rer. Germ. t. I) schrieb, werthvoll durch viele Urkunden. für die Jahre 1077–81 bereits die einzige Quelle. Die in Meiboms Chronic. Magdeburg. mit Weglassung der Aktenstücke abgeschriebene Handschrift liegt in der Pauliner Bibliothek zu Leipzig. Ein anderer B., Bischof zu Olmütz, verfaßte 1273 im Auftrage des Papstes Gregor IX. einen wichtigen Bericht über die Zustände des deutschen Reiches, der 1846 zum erstenmal in Höflers „Analecten zur Geschichte Deutschlands und Italiens“ abgedruckt ist. Bruno, Stifter der Karthäuser, s. d. Art. Bruno, Giordano (Jordanus Brunus Nolanus), wurde um 1550 zu Terra di Lavoro bei Neapel (Nola) geb. und Dominikaner; seine erste Schrift, „die Arche Noahʼs“, widmete er dem Papste Pius V., verließ jedoch sein Kloster und kam 1580 nach Genf. Ueber Lyon und Toulouse reiste er nach Paris, hielt 1582 Aufsehen erregende Vorlesungen gegen Aristoteles, für die Gedächtnißkunst u. den Aberglauben des Lullius etc. 1583 fand er in London mächtige Gönner, sogar Zutritt an Elisabeths Hof, ließ der „Abfertigung des triumphirenden Ungethüms“, einem lucianischen Dialoge gegen die Kirche, die „Tischgespräche“ folgen, und zeigte sich als entschiedener Pantheist in der Schrift: de causa, principio et uno, Venedig (London) 1584. Für kurze Zeit abermals in Paris, kam er 1586 arm und kränklich nach Wittenberg und hielt Privatvorlesungen; 1588 erhob er in einer noch vorhandenen Abschiedsrede Luther und die Protestanten, fand nach kurzem Verweilen in Prag zu Braunschweig Gönner, lehrte zu Helmstädt, ging nach Frankfurt u. schrieb seine letzten Schriften, darunter die wichtigste: de monade, numero et figura liber seu de Universo et mundis (Frankfurt 1591; 1614). Aus unbekannten Gründen verließ er plötzlich die Stadt und zog nach Padua, wurde zu Venedig 1592 von der Inquisition verhaftet, 1598 nach Rom abgeliefert und st. 1600 am 17. Februar auf dem Scheiterhaufen. B.s Werke sind vollständig verzeichnet im Kirchenlexicon von Wetzer und Welte II. S. 192–95; Gfrörer begann dieselben ins „Corpus philosophorum“ (Lieferung 1–5, Stuttgart 1834–36) aufzunehmen, die italienischen gab A. Wagner (Leipzig 1830, 2 Bde.) heraus. B. erneuerte die stoische Idee, daß die Welt ein belebtes Ganzes,

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 694. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/695>, abgerufen am 22.11.2024.