Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.Bougainville (Bougängwil). Louis Antoine, geb. 1729 zu Paris, war anfangs Advokat. trat später in Kriegsdienste, diente 1729 als Adjutant unter Montcalm in Canada und ging nach seiner Rückkehr zum Seedienst über. 1766-69 machte er von St. Malo aus eine Reise um die Welt, die erste französ. Später diente er als Chef d'Escadre im nordamerik. Kriege. Nach dem Ausbruch der Revolution zog er sich zurück, wurde von Napoleon zum Grafen ernannt u. st. 1811. Er schrieb: "Description d'un voyage autour du monde" 2 Bde. 1771. Bougie (frz. Buschih), nennt man in der Chirurgie dünne, runde. elastische Cylinder von 10-12 Zoll Länge, die in die Kanäle des Körpers, besonders die Harnröhre, eingeführt werden, um sie zu erweitern, namentlich bei Verengerungen derselben. Sie unterscheiden sich von den elastischen Kathedern dadurch. daß sie solid sind. während letztere einen Kanal im Innern haben. Man macht sie theils aus in Wachs getauchter und zusammengerollter Leinwand, theils aus Kautschuck und Guttapercha. Bougre (frz. Buhgr), ein schlechter Kerl, Hundsfott. Bouguer (Bugheh). Pierre, geb. 1698 zu Croissic, gest. 1758, franz. Mathematiker und Physiker, 1735 Begleiter Godins und Condamines nach Peru zur Messung eines Meridiangrades, beobachtete die Abweichung des Bleiloths von der senkrechten Linie. machte sich besonders um die Lehre von dem Lichte verdient; er erfand den Heliometer. Bouillant (frz. Bulljang), siedend, kochend. Bouillants, eine Art kleiner Fleischpastetchen. Bouille (frz. Bulls), der Tuchstempel. Zollstempel, auch das Geld für das Stempeln der Tücher; bouilliren, mit dem Stempel versehen. Bouille (Bulje), Francois Claude Amour, Marquis de, geb. 1739 zu Cluzel in der Auvergne, trat schon mit 14 Jahren in Militärdienste, that sich im 7jährigen Krieg hervor, ward 1768 Gouverneur von Guadeloupe, später von Martinique und St. Lucie, beim Ausbruch des Krieges mit England Obergeneral der franz. Streitmacht in diesen Meeren, später Generallieutenant. Treu seinem Könige nach Ausbruch der Revolution stillte er die Militäraufstände in Metz und Nancy und verhinderte durch seine Festigkeit die Auflösung der Armee. Er sollte die Flucht des Königs aus Frankreich decken. die Gefangennehmung desselben in Varennes vereitelte jedoch seine Anstrengungen u. B. mußte flüchten. Er erklärte sich nun als den Urheber "der Entführung des Königs" und ward deßhalb von der Nationalversammlung als Hochverräther verurtheilt; hierauf ging er nach Schweden, diente später in der Armee Condes und zog sich zuletzt nach England zurück, wo er 1800 starb. Seine "Memoires sur la revolution francaise" London 1797; sind für die ersten Jahre der Revolution interessant. Bouillon (frz. Bulljong), die franz.; jetzt auch bei uns sehr gewöhnliche Benennung für Fleischbrühe. Nach den Untersuchungen Liebigs zeigt die Fleischbrühe in Beziehung auf Kraft- u. Nahrhaftigkeit bedeutende Differenzen je nach der Art ihrer Bereitung. Eine weit kräftigere Fleischbrühe wird gewonnen, wenn man das Fleisch mit kaltem Wasser zusetzt und dieses allmälig aufsiedet, als wenn man es gleich in siedendes Wasser bringt. In jenem Falle nämlich dringt das Wasser auch in das Innere des Fleisches und zieht die löslichen und schmeckenden Bestandtheile desselben in weit größerer Menge aus, während beim Zusetzen mit siedendem Wasser das Albumin des Fleisches sogleich von dessen Oberfläche einwärts gerinnt und so eine Hülle bildet, welche dem Wasser das Eindringen in das Innere des Fleischstückes verwehrt. In gleichem Maße als die Brühe an Kraft gewinnt, verliert daran natürlich das Fleisch. Die möglich kräftigste Brühe wird erhalten, wenn man sein gehaktes Fleisch mit gleichem Gewicht kalten Wassers langsam aufsiedet u. nach kurzem Aufwallen auspreßt. - Die in Frankreich u. England gebräuchlichen B. tafeln bestehen nur aus Knochenleim, haben deshalb äußerst wenig nährende Kraft und dienen höchstens Bougainville (Bougängwil). Louis Antoine, geb. 1729 zu Paris, war anfangs Advokat. trat später in Kriegsdienste, diente 1729 als Adjutant unter Montcalm in Canada und ging nach seiner Rückkehr zum Seedienst über. 1766–69 machte er von St. Malo aus eine Reise um die Welt, die erste französ. Später diente er als Chef dʼEscadre im nordamerik. Kriege. Nach dem Ausbruch der Revolution zog er sich zurück, wurde von Napoleon zum Grafen ernannt u. st. 1811. Er schrieb: „Description dʼun voyage autour du monde“ 2 Bde. 1771. Bougie (frz. Buschih), nennt man in der Chirurgie dünne, runde. elastische Cylinder von 10–12 Zoll Länge, die in die Kanäle des Körpers, besonders die Harnröhre, eingeführt werden, um sie zu erweitern, namentlich bei Verengerungen derselben. Sie unterscheiden sich von den elastischen Kathedern dadurch. daß sie solid sind. während letztere einen Kanal im Innern haben. Man macht sie theils aus in Wachs getauchter und zusammengerollter Leinwand, theils aus Kautschuck und Guttapercha. Bougre (frz. Buhgr), ein schlechter Kerl, Hundsfott. Bouguer (Bugheh). Pierre, geb. 1698 zu Croissic, gest. 1758, franz. Mathematiker und Physiker, 1735 Begleiter Godins und Condamines nach Peru zur Messung eines Meridiangrades, beobachtete die Abweichung des Bleiloths von der senkrechten Linie. machte sich besonders um die Lehre von dem Lichte verdient; er erfand den Heliometer. Bouillant (frz. Bulljang), siedend, kochend. Bouillants, eine Art kleiner Fleischpastetchen. Bouille (frz. Bulls), der Tuchstempel. Zollstempel, auch das Geld für das Stempeln der Tücher; bouilliren, mit dem Stempel versehen. Bouillé (Bulje), François Claude Amour, Marquis de, geb. 1739 zu Cluzel in der Auvergne, trat schon mit 14 Jahren in Militärdienste, that sich im 7jährigen Krieg hervor, ward 1768 Gouverneur von Guadeloupe, später von Martinique und St. Lucie, beim Ausbruch des Krieges mit England Obergeneral der franz. Streitmacht in diesen Meeren, später Generallieutenant. Treu seinem Könige nach Ausbruch der Revolution stillte er die Militäraufstände in Metz und Nancy und verhinderte durch seine Festigkeit die Auflösung der Armee. Er sollte die Flucht des Königs aus Frankreich decken. die Gefangennehmung desselben in Varennes vereitelte jedoch seine Anstrengungen u. B. mußte flüchten. Er erklärte sich nun als den Urheber „der Entführung des Königs“ und ward deßhalb von der Nationalversammlung als Hochverräther verurtheilt; hierauf ging er nach Schweden, diente später in der Armee Condés und zog sich zuletzt nach England zurück, wo er 1800 starb. Seine „Mémoires sur la révolution française“ London 1797; sind für die ersten Jahre der Revolution interessant. Bouillon (frz. Bulljong), die franz.; jetzt auch bei uns sehr gewöhnliche Benennung für Fleischbrühe. Nach den Untersuchungen Liebigs zeigt die Fleischbrühe in Beziehung auf Kraft- u. Nahrhaftigkeit bedeutende Differenzen je nach der Art ihrer Bereitung. Eine weit kräftigere Fleischbrühe wird gewonnen, wenn man das Fleisch mit kaltem Wasser zusetzt und dieses allmälig aufsiedet, als wenn man es gleich in siedendes Wasser bringt. In jenem Falle nämlich dringt das Wasser auch in das Innere des Fleisches und zieht die löslichen und schmeckenden Bestandtheile desselben in weit größerer Menge aus, während beim Zusetzen mit siedendem Wasser das Albumin des Fleisches sogleich von dessen Oberfläche einwärts gerinnt und so eine Hülle bildet, welche dem Wasser das Eindringen in das Innere des Fleischstückes verwehrt. In gleichem Maße als die Brühe an Kraft gewinnt, verliert daran natürlich das Fleisch. Die möglich kräftigste Brühe wird erhalten, wenn man sein gehaktes Fleisch mit gleichem Gewicht kalten Wassers langsam aufsiedet u. nach kurzem Aufwallen auspreßt. – Die in Frankreich u. England gebräuchlichen B. tafeln bestehen nur aus Knochenleim, haben deshalb äußerst wenig nährende Kraft und dienen höchstens <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p> <pb facs="#f0630" n="629"/> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Bougainville</hi> (Bougängwil). 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Er erklärte sich nun als den Urheber „der Entführung des Königs“ und ward deßhalb von der Nationalversammlung als Hochverräther verurtheilt; hierauf ging er nach Schweden, diente später in der Armee Condés und zog sich zuletzt nach England zurück, wo er 1800 starb. Seine „<hi rendition="#i">Mémoires sur la révolution française</hi>“ London 1797; sind für die ersten Jahre der Revolution interessant.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Bouillon</hi> (frz. Bulljong), die franz.; jetzt auch bei uns sehr gewöhnliche Benennung für Fleischbrühe. Nach den Untersuchungen Liebigs zeigt die Fleischbrühe in Beziehung auf Kraft- u. Nahrhaftigkeit bedeutende Differenzen je nach der Art ihrer Bereitung. Eine weit kräftigere Fleischbrühe wird gewonnen, wenn man das Fleisch mit kaltem Wasser zusetzt und dieses allmälig aufsiedet, als wenn man es gleich in siedendes Wasser bringt. 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Bougainville (Bougängwil). Louis Antoine, geb. 1729 zu Paris, war anfangs Advokat. trat später in Kriegsdienste, diente 1729 als Adjutant unter Montcalm in Canada und ging nach seiner Rückkehr zum Seedienst über. 1766–69 machte er von St. Malo aus eine Reise um die Welt, die erste französ. Später diente er als Chef dʼEscadre im nordamerik. Kriege. Nach dem Ausbruch der Revolution zog er sich zurück, wurde von Napoleon zum Grafen ernannt u. st. 1811. Er schrieb: „Description dʼun voyage autour du monde“ 2 Bde. 1771.
Bougie (frz. Buschih), nennt man in der Chirurgie dünne, runde. elastische Cylinder von 10–12 Zoll Länge, die in die Kanäle des Körpers, besonders die Harnröhre, eingeführt werden, um sie zu erweitern, namentlich bei Verengerungen derselben. Sie unterscheiden sich von den elastischen Kathedern dadurch. daß sie solid sind. während letztere einen Kanal im Innern haben. Man macht sie theils aus in Wachs getauchter und zusammengerollter Leinwand, theils aus Kautschuck und Guttapercha.
Bougre (frz. Buhgr), ein schlechter Kerl, Hundsfott.
Bouguer (Bugheh). Pierre, geb. 1698 zu Croissic, gest. 1758, franz. Mathematiker und Physiker, 1735 Begleiter Godins und Condamines nach Peru zur Messung eines Meridiangrades, beobachtete die Abweichung des Bleiloths von der senkrechten Linie. machte sich besonders um die Lehre von dem Lichte verdient; er erfand den Heliometer.
Bouillant (frz. Bulljang), siedend, kochend. Bouillants, eine Art kleiner Fleischpastetchen.
Bouille (frz. Bulls), der Tuchstempel. Zollstempel, auch das Geld für das Stempeln der Tücher; bouilliren, mit dem Stempel versehen.
Bouillé (Bulje), François Claude Amour, Marquis de, geb. 1739 zu Cluzel in der Auvergne, trat schon mit 14 Jahren in Militärdienste, that sich im 7jährigen Krieg hervor, ward 1768 Gouverneur von Guadeloupe, später von Martinique und St. Lucie, beim Ausbruch des Krieges mit England Obergeneral der franz. Streitmacht in diesen Meeren, später Generallieutenant. Treu seinem Könige nach Ausbruch der Revolution stillte er die Militäraufstände in Metz und Nancy und verhinderte durch seine Festigkeit die Auflösung der Armee. Er sollte die Flucht des Königs aus Frankreich decken. die Gefangennehmung desselben in Varennes vereitelte jedoch seine Anstrengungen u. B. mußte flüchten. Er erklärte sich nun als den Urheber „der Entführung des Königs“ und ward deßhalb von der Nationalversammlung als Hochverräther verurtheilt; hierauf ging er nach Schweden, diente später in der Armee Condés und zog sich zuletzt nach England zurück, wo er 1800 starb. Seine „Mémoires sur la révolution française“ London 1797; sind für die ersten Jahre der Revolution interessant.
Bouillon (frz. Bulljong), die franz.; jetzt auch bei uns sehr gewöhnliche Benennung für Fleischbrühe. Nach den Untersuchungen Liebigs zeigt die Fleischbrühe in Beziehung auf Kraft- u. Nahrhaftigkeit bedeutende Differenzen je nach der Art ihrer Bereitung. Eine weit kräftigere Fleischbrühe wird gewonnen, wenn man das Fleisch mit kaltem Wasser zusetzt und dieses allmälig aufsiedet, als wenn man es gleich in siedendes Wasser bringt. In jenem Falle nämlich dringt das Wasser auch in das Innere des Fleisches und zieht die löslichen und schmeckenden Bestandtheile desselben in weit größerer Menge aus, während beim Zusetzen mit siedendem Wasser das Albumin des Fleisches sogleich von dessen Oberfläche einwärts gerinnt und so eine Hülle bildet, welche dem Wasser das Eindringen in das Innere des Fleischstückes verwehrt. In gleichem Maße als die Brühe an Kraft gewinnt, verliert daran natürlich das Fleisch. Die möglich kräftigste Brühe wird erhalten, wenn man sein gehaktes Fleisch mit gleichem Gewicht kalten Wassers langsam aufsiedet u. nach kurzem Aufwallen auspreßt. – Die in Frankreich u. England gebräuchlichen B. tafeln bestehen nur aus Knochenleim, haben deshalb äußerst wenig nährende Kraft und dienen höchstens
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