Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.begleitete Cook um die Erde, wurde bei einer Fahrt nach Tahaiti von der meuterischen Mannschaft ausgesetzt, rettete sich aber nach Batavia. Im franz. Kriege kommandirte er ein Linienschiff, veranlaßte durch seine Härte wieder eine Meuterei, wurde als Gouverneur von Neusüdwales durch das Militär 1808 zur Rückkehr nach England genöthigt, st. 1820. Blind, Karl, geb. 1826 in Mannheim, als Student ungebärdiger Journalist, 1848 bei dem bad. Aufstand betheiligt, bei Struves Einfall nach dem Gefechte bei Staufen gefangen, zeichnete sich durch Unverschämtheit vor den Geschwornen zu Freiburg aus, erhielt 8 Jahre Zuchthaus, aus dem ihn die Revolution von 1849 befreite; bekleidete eine höhere Stelle bei der provisor. Regierung, ging als Gesandter nach Paris, wurde von der franz. Regierung fortgewiesen und ist in England oder Amerika. Blinddarm (Coecum), heißt in der Anatomie der Anfang des Dickdarms, bis zu der Stelle, wo dieser den Dünndarm in sich aufnimmt. Er bildet einen runden, dicken, nach unten geschlossenen Sack, der nach oben unmittelbar in den Dickdarm übergeht. Er liegt auf der rechten Seite zwischen dem Hüftbein u. der Leber, und hat nach links u. unten einen cylindrischen, hohlen, wurmförmigen Fortsatz, Wurmfortsatz genannt. Blinde, Blindenanstalten. Blindheit, das Unvermögen zu sehen, ist entweder Folge einer Krankheit der Augenlider oder des Augapfels, oder der Undurchsichtigkeit der vorderen Hornhaut, der Glaskörper (grauer Staar), oder der Unempfindlichkeit der Netzhaut (schwarzer Staar), oder einer Krankheit des Gehirns; die Blindheit ist manchmal eine angeborene Krankheit (Blindgeborene). Sie hat gewöhnlich Schärfung des Gehör- und Tastsinnes zur Folge und deßwegen hat es von jeher B. gegeben, die sich Künste und Fertigkeiten aneigneten, einzelne, die sich in der Musik auszeichneten. Daher gab man sich seit dem 17. Jahrh. Mühe, die B.n durch ein besonderes Zeichensystem für den Taftsinn oder durch das Gehör zu unterrichten, so J. Bernouilli, der blinde Saunderson u. a. Eine ähnliche Beobachtung brachte den Franzosen Havy 1780 zu Paris auf den Gedanken, eine Schule für B. zu stiften, in welcher dieselben in angemessenen Handarbeiten, im Lesen, Schreiben, Rechnen u. in der Musik unterrichtet wurden. 1791 wurde Havys Unternehmen Staatsanstalt, aber bis 1815 so zu Havys Verdrusse verwaltet, daß er nach Petersburg ging, auf der Durchreise zu Berlin eine Anstalt gründete, in welcher Zeune die Unterrichtsmethode sehr vereinfachte. In kurzer Zeit entstanden überall B.nanstalten, in Liverpool, Edinburgh, London, Dublin, Philadelphia, Newyork, Boston, Petersburg, Wien, Berlin, Prag, Amsterdam, Zürich u. s. w. Man hat eine Menge Arten der Versinnlichung erfunden, metallene Buchstaben, Hochdrucke, Hochbilder von der Erde u. einzelnen Ländern u. s. w., der Tastsinn ersetzt jedoch das Gesicht nie und das Gehör bleibt vorzugsweise der Vermittler des Unterrichts für B. Diese sind äußerst selten im Stande, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen, daher hat man bereits in allen größeren Städten Anstalten gestiftet, in welchen B. Versorgung, Beschäftigung und wenn es noch möglich ist, Heilung finden; die erste Anstalt dieser Art stiftete Ludwig der Heilige 1260, nach seinem Kreuzzuge, auf dem viele Krieger in Aegypten erblindet waren; sie nahm 300 derselben auf. Blindhölzer, einjährige, reife, starke Rebenschöße mit viel Augen und wenig Mark; im Frühjahre abgeschnitten dienen sie als Stecklinge zur Vermehrung. Blindschleiche (Anguis fragilis), zu den fußlosen Eidechsen gehörend, denn die den Füßen entsprechenden Knochen sind noch unter der Haut vorhanden. Sie ist broncefarbig mit kleinen glänzenden Schuppen u. 1-11/2 Fuß lang. Ihre Nahrung besteht in Würmern, Raupen u. Schnecken, wodurch sie sehr nützlich wird. Bei Berührung macht sie sich so steif, daß sie leicht abbricht; gebiert lebendige Junge. Blindwühle (Coecilia), eine Gattung Amphibien aus der Ordnung der Batrachier, von einigen zu den Schlangen begleitete Cook um die Erde, wurde bei einer Fahrt nach Tahaiti von der meuterischen Mannschaft ausgesetzt, rettete sich aber nach Batavia. Im franz. Kriege kommandirte er ein Linienschiff, veranlaßte durch seine Härte wieder eine Meuterei, wurde als Gouverneur von Neusüdwales durch das Militär 1808 zur Rückkehr nach England genöthigt, st. 1820. Blind, Karl, geb. 1826 in Mannheim, als Student ungebärdiger Journalist, 1848 bei dem bad. Aufstand betheiligt, bei Struves Einfall nach dem Gefechte bei Staufen gefangen, zeichnete sich durch Unverschämtheit vor den Geschwornen zu Freiburg aus, erhielt 8 Jahre Zuchthaus, aus dem ihn die Revolution von 1849 befreite; bekleidete eine höhere Stelle bei der provisor. Regierung, ging als Gesandter nach Paris, wurde von der franz. Regierung fortgewiesen und ist in England oder Amerika. Blinddarm (Coecum), heißt in der Anatomie der Anfang des Dickdarms, bis zu der Stelle, wo dieser den Dünndarm in sich aufnimmt. Er bildet einen runden, dicken, nach unten geschlossenen Sack, der nach oben unmittelbar in den Dickdarm übergeht. Er liegt auf der rechten Seite zwischen dem Hüftbein u. der Leber, und hat nach links u. unten einen cylindrischen, hohlen, wurmförmigen Fortsatz, Wurmfortsatz genannt. Blinde, Blindenanstalten. Blindheit, das Unvermögen zu sehen, ist entweder Folge einer Krankheit der Augenlider oder des Augapfels, oder der Undurchsichtigkeit der vorderen Hornhaut, der Glaskörper (grauer Staar), oder der Unempfindlichkeit der Netzhaut (schwarzer Staar), oder einer Krankheit des Gehirns; die Blindheit ist manchmal eine angeborene Krankheit (Blindgeborene). Sie hat gewöhnlich Schärfung des Gehör- und Tastsinnes zur Folge und deßwegen hat es von jeher B. gegeben, die sich Künste und Fertigkeiten aneigneten, einzelne, die sich in der Musik auszeichneten. Daher gab man sich seit dem 17. Jahrh. Mühe, die B.n durch ein besonderes Zeichensystem für den Taftsinn oder durch das Gehör zu unterrichten, so J. Bernouilli, der blinde Saunderson u. a. Eine ähnliche Beobachtung brachte den Franzosen Havy 1780 zu Paris auf den Gedanken, eine Schule für B. zu stiften, in welcher dieselben in angemessenen Handarbeiten, im Lesen, Schreiben, Rechnen u. in der Musik unterrichtet wurden. 1791 wurde Havys Unternehmen Staatsanstalt, aber bis 1815 so zu Havys Verdrusse verwaltet, daß er nach Petersburg ging, auf der Durchreise zu Berlin eine Anstalt gründete, in welcher Zeune die Unterrichtsmethode sehr vereinfachte. In kurzer Zeit entstanden überall B.nanstalten, in Liverpool, Edinburgh, London, Dublin, Philadelphia, Newyork, Boston, Petersburg, Wien, Berlin, Prag, Amsterdam, Zürich u. s. w. Man hat eine Menge Arten der Versinnlichung erfunden, metallene Buchstaben, Hochdrucke, Hochbilder von der Erde u. einzelnen Ländern u. s. w., der Tastsinn ersetzt jedoch das Gesicht nie und das Gehör bleibt vorzugsweise der Vermittler des Unterrichts für B. 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Eine ähnliche Beobachtung brachte den Franzosen Havy 1780 zu Paris auf den Gedanken, eine Schule für B. zu stiften, in welcher dieselben in angemessenen Handarbeiten, im Lesen, Schreiben, Rechnen u. in der Musik unterrichtet wurden. 1791 wurde Havys Unternehmen Staatsanstalt, aber bis 1815 so zu Havys Verdrusse verwaltet, daß er nach Petersburg ging, auf der Durchreise zu Berlin eine Anstalt gründete, in welcher Zeune die Unterrichtsmethode sehr vereinfachte. In kurzer Zeit entstanden überall B.nanstalten, in Liverpool, Edinburgh, London, Dublin, Philadelphia, Newyork, Boston, Petersburg, Wien, Berlin, Prag, Amsterdam, Zürich u. s. w. Man hat eine Menge Arten der Versinnlichung erfunden, metallene Buchstaben, Hochdrucke, Hochbilder von der Erde u. einzelnen Ländern u. s. w., der Tastsinn ersetzt jedoch das Gesicht nie und das Gehör bleibt vorzugsweise der Vermittler des Unterrichts für B. Diese sind äußerst selten im Stande, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen, daher hat man bereits in allen größeren Städten Anstalten gestiftet, in welchen B. Versorgung, Beschäftigung und wenn es noch möglich ist, Heilung finden; die erste Anstalt dieser Art stiftete Ludwig der Heilige 1260, nach seinem Kreuzzuge, auf dem viele Krieger in Aegypten erblindet waren; sie nahm 300 derselben auf.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Blindhölzer</hi>, einjährige, reife, starke Rebenschöße mit viel Augen und wenig Mark; im Frühjahre abgeschnitten dienen sie als Stecklinge zur Vermehrung.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Blindschleiche</hi><hi rendition="#i">(Anguis fragilis)</hi>, zu den fußlosen Eidechsen gehörend, denn die den Füßen entsprechenden Knochen sind noch unter der Haut vorhanden. Sie ist broncefarbig mit kleinen glänzenden Schuppen u. 1–1<hi rendition="#sup">1</hi>/<hi rendition="#sub">2</hi> Fuß lang. 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Blind, Karl, geb. 1826 in Mannheim, als Student ungebärdiger Journalist, 1848 bei dem bad. Aufstand betheiligt, bei Struves Einfall nach dem Gefechte bei Staufen gefangen, zeichnete sich durch Unverschämtheit vor den Geschwornen zu Freiburg aus, erhielt 8 Jahre Zuchthaus, aus dem ihn die Revolution von 1849 befreite; bekleidete eine höhere Stelle bei der provisor. Regierung, ging als Gesandter nach Paris, wurde von der franz. Regierung fortgewiesen und ist in England oder Amerika.
Blinddarm (Coecum), heißt in der Anatomie der Anfang des Dickdarms, bis zu der Stelle, wo dieser den Dünndarm in sich aufnimmt. Er bildet einen runden, dicken, nach unten geschlossenen Sack, der nach oben unmittelbar in den Dickdarm übergeht. Er liegt auf der rechten Seite zwischen dem Hüftbein u. der Leber, und hat nach links u. unten einen cylindrischen, hohlen, wurmförmigen Fortsatz, Wurmfortsatz genannt.
Blinde, Blindenanstalten. Blindheit, das Unvermögen zu sehen, ist entweder Folge einer Krankheit der Augenlider oder des Augapfels, oder der Undurchsichtigkeit der vorderen Hornhaut, der Glaskörper (grauer Staar), oder der Unempfindlichkeit der Netzhaut (schwarzer Staar), oder einer Krankheit des Gehirns; die Blindheit ist manchmal eine angeborene Krankheit (Blindgeborene). Sie hat gewöhnlich Schärfung des Gehör- und Tastsinnes zur Folge und deßwegen hat es von jeher B. gegeben, die sich Künste und Fertigkeiten aneigneten, einzelne, die sich in der Musik auszeichneten. Daher gab man sich seit dem 17. Jahrh. Mühe, die B.n durch ein besonderes Zeichensystem für den Taftsinn oder durch das Gehör zu unterrichten, so J. Bernouilli, der blinde Saunderson u. a. Eine ähnliche Beobachtung brachte den Franzosen Havy 1780 zu Paris auf den Gedanken, eine Schule für B. zu stiften, in welcher dieselben in angemessenen Handarbeiten, im Lesen, Schreiben, Rechnen u. in der Musik unterrichtet wurden. 1791 wurde Havys Unternehmen Staatsanstalt, aber bis 1815 so zu Havys Verdrusse verwaltet, daß er nach Petersburg ging, auf der Durchreise zu Berlin eine Anstalt gründete, in welcher Zeune die Unterrichtsmethode sehr vereinfachte. In kurzer Zeit entstanden überall B.nanstalten, in Liverpool, Edinburgh, London, Dublin, Philadelphia, Newyork, Boston, Petersburg, Wien, Berlin, Prag, Amsterdam, Zürich u. s. w. Man hat eine Menge Arten der Versinnlichung erfunden, metallene Buchstaben, Hochdrucke, Hochbilder von der Erde u. einzelnen Ländern u. s. w., der Tastsinn ersetzt jedoch das Gesicht nie und das Gehör bleibt vorzugsweise der Vermittler des Unterrichts für B. Diese sind äußerst selten im Stande, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen, daher hat man bereits in allen größeren Städten Anstalten gestiftet, in welchen B. Versorgung, Beschäftigung und wenn es noch möglich ist, Heilung finden; die erste Anstalt dieser Art stiftete Ludwig der Heilige 1260, nach seinem Kreuzzuge, auf dem viele Krieger in Aegypten erblindet waren; sie nahm 300 derselben auf.
Blindhölzer, einjährige, reife, starke Rebenschöße mit viel Augen und wenig Mark; im Frühjahre abgeschnitten dienen sie als Stecklinge zur Vermehrung.
Blindschleiche (Anguis fragilis), zu den fußlosen Eidechsen gehörend, denn die den Füßen entsprechenden Knochen sind noch unter der Haut vorhanden. Sie ist broncefarbig mit kleinen glänzenden Schuppen u. 1–11/2 Fuß lang. Ihre Nahrung besteht in Würmern, Raupen u. Schnecken, wodurch sie sehr nützlich wird. Bei Berührung macht sie sich so steif, daß sie leicht abbricht; gebiert lebendige Junge.
Blindwühle (Coecilia), eine Gattung Amphibien aus der Ordnung der Batrachier, von einigen zu den Schlangen
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