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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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das nach dem Rechte der Erstgeburt folgt.


Andrada, portugies. Geschlecht, in Literatur und Politik bedeutend. 1. A., Anton de, Jesuit, kam als Missionär unter allen Europäern zuerst nach Tibet und beschrieb dasselbe, Lissabon 1626; st. 1634. - 2. Diego A., gest. 1575, zeichnete sich als Abgeordneter auf dem Concil von Trient aus und vertheidigte die Jesuiten gegen Chemnitz. - Sein Bruder Francesko, gest. 1614, verfaßte die "Chronica de rey Don Joao." - 3. Jacinto Freyre d'A., gest. 1657, ist Verfasser der klassischen "Vida de Don Joao de Castro." - 4. Brasilianische A., aus einer übergesiedelten Familie abstammend, sind die 3 Brüder: Jose Bonifacio, Antonio Carlo und Francesko, alle 3 zu Santos in der Provinz Paolo geboren. Jose Bonifacio hatte in Sachsen den Bergbau studirt, nahm an dem portugies. Unabhängigkeitskriege gegen Napoleon Antheil, ging 1819 nach Brasilien zurück und war ein Haupturheber der Trennung Brasiliens von Portugal. Er war Minister, wurde verbannt, 1831 wieder zurückgerufen, Vormund Pedro's II., 1834 wieder gestürzt; st. 1838. - Sein Bruder Antonio Carlo, Jurist, stieg und fiel mit seinem Bruder Jose, war 1840 kurze Zeit Finanzminister; und ebenso erging es dem dritten Bruder Francesko, der zuerst Lehrer der Mineralogie in Rio Janeiro war; er war 1840 Minister des Innern.


Andrasy, uraltes gräfl. Geschlecht in Ungarn mit dem Prädikate: von Csik-Scentkiraly und Krasznohorka, theilt sich in 2 Linien.


Andrassy, David von, geb. 1762 zu Raab in Ungarn; Soldat seit 1778 zeichnete er sich in allen Kriegen, besonders aber in der Schlacht von Aspern aus, wo er den Maria-Theresienorden verdiente. Er fiel den 17. Aug. 1813 als Generalmajor in der Schlacht von Dresden.


Andre, Karl, geb. 1763 zu Hildburghausen, längere Zeit Lehrer im Schnepfenthal und Salzmanns rechte Hand, von 1798-1821 in verschiedener Anstellung in Oesterreich, von 1821 bis 1831 in Stuttgart, wo er am 19. Juli starb; als pädagogischer und landwirthschaftlicher Schriftsteller ununterbrochen und nicht ohne Nutzen thätig, obwohl von der alltäglichen Aufklärung zu viel erwartend und in landwirthschaftlicher Beziehung oberflächlich. Seine bedeutendsten Schriften sind: "Nationalkalender" (1810-1824) und für die sog. gebildeteren Stände "Hesperus" (1809 bis 1831).


Andreä, geb. zu Waiblingen in Würtemberg 1528, Schmidlin genannt, weil sein Vater ein Schmied war, studirte in Stuttgart und Tübingen und wurde 1546 Diakon, 1550 Superintendent in Göppingen, 1553 Dr. theol., 1562 Kanzler der Universität Tübingen, wo er 1590 starb. Wegen seiner Thätigkeit für die Reformation wurde er der zweite Luther genannt, und er glich ihm auch in seiner Unermüdlichkeit, Heftigkeit und Schmähsucht gegen alles, was katholisch war. Dagegen bot er seine ganze Kraft auf, um die Protestanten zur Einigkeit zu bewegen; deßwegen machte er eine Reise nach Poissy 1561; zu dem Religionsgespräche der Hugenotten mit den Katholiken kam er aber zu spät, denn die Katholiken hatten sich durch Bezas Worte über das Abendmahl entrüstet, entfernt, die Hugenotten aber sich für den Calvinismus erklärt. Eben so vergeblich war ein späterer Versuch, die Griechen zum Anschluß an die Reformation zu bewegen. Doch glückte es ihm bei den meisten deutschen Protestanten, die sog, Concordienformel durchzusetzen, 1580, welche er mit Chyträus, Musculus und Körner ausgearbeitet hatte; durch diese Form des prot. Lehrbegriffs sollte allen Streitigkeiten ein Ende gemacht werden, was auch insofern und so lange geschah, als die prot. Reichsstände bei ihren Theologen keine andere Auffassung der evangelischen Freiheit duldeten.


Andreä, Joh. Valentin, Enkel des vorigen, geb. 1586 zu Herrenberg in Würtemberg, studirte in Tübingen Theologie und wurde endlich, nachdem er manches erlebt und sich in der Welt umgeschaut hatte, Diakon in Vayhingen, 1620 Superintendent in Kalw, 1639 Hofprediger und Consistorialrath in Stuttgart, 1653

das nach dem Rechte der Erstgeburt folgt.


Andrada, portugies. Geschlecht, in Literatur und Politik bedeutend. 1. A., Anton de, Jesuit, kam als Missionär unter allen Europäern zuerst nach Tibet und beschrieb dasselbe, Lissabon 1626; st. 1634. – 2. Diego A., gest. 1575, zeichnete sich als Abgeordneter auf dem Concil von Trient aus und vertheidigte die Jesuiten gegen Chemnitz. – Sein Bruder Francesko, gest. 1614, verfaßte die „Chronica de rey Don Joao.“ – 3. Jacinto Freyre dʼA., gest. 1657, ist Verfasser der klassischen „Vida de Don Joao de Castro.“ – 4. Brasilianische A., aus einer übergesiedelten Familie abstammend, sind die 3 Brüder: Jose Bonifacio, Antonio Carlo und Francesko, alle 3 zu Santos in der Provinz Paolo geboren. Jose Bonifacio hatte in Sachsen den Bergbau studirt, nahm an dem portugies. Unabhängigkeitskriege gegen Napoleon Antheil, ging 1819 nach Brasilien zurück und war ein Haupturheber der Trennung Brasiliens von Portugal. Er war Minister, wurde verbannt, 1831 wieder zurückgerufen, Vormund Pedroʼs II., 1834 wieder gestürzt; st. 1838. – Sein Bruder Antonio Carlo, Jurist, stieg und fiel mit seinem Bruder Jose, war 1840 kurze Zeit Finanzminister; und ebenso erging es dem dritten Bruder Francesko, der zuerst Lehrer der Mineralogie in Rio Janeiro war; er war 1840 Minister des Innern.


Andrasy, uraltes gräfl. Geschlecht in Ungarn mit dem Prädikate: von Csik-Scentkiraly und Krasznohorka, theilt sich in 2 Linien.


Andrassy, David von, geb. 1762 zu Raab in Ungarn; Soldat seit 1778 zeichnete er sich in allen Kriegen, besonders aber in der Schlacht von Aspern aus, wo er den Maria-Theresienorden verdiente. Er fiel den 17. Aug. 1813 als Generalmajor in der Schlacht von Dresden.


André, Karl, geb. 1763 zu Hildburghausen, längere Zeit Lehrer im Schnepfenthal und Salzmanns rechte Hand, von 1798–1821 in verschiedener Anstellung in Oesterreich, von 1821 bis 1831 in Stuttgart, wo er am 19. Juli starb; als pädagogischer und landwirthschaftlicher Schriftsteller ununterbrochen und nicht ohne Nutzen thätig, obwohl von der alltäglichen Aufklärung zu viel erwartend und in landwirthschaftlicher Beziehung oberflächlich. Seine bedeutendsten Schriften sind: „Nationalkalender“ (1810–1824) und für die sog. gebildeteren Stände „Hesperus“ (1809 bis 1831).


Andreä, geb. zu Waiblingen in Würtemberg 1528, Schmidlin genannt, weil sein Vater ein Schmied war, studirte in Stuttgart und Tübingen und wurde 1546 Diakon, 1550 Superintendent in Göppingen, 1553 Dr. theol., 1562 Kanzler der Universität Tübingen, wo er 1590 starb. Wegen seiner Thätigkeit für die Reformation wurde er der zweite Luther genannt, und er glich ihm auch in seiner Unermüdlichkeit, Heftigkeit und Schmähsucht gegen alles, was katholisch war. Dagegen bot er seine ganze Kraft auf, um die Protestanten zur Einigkeit zu bewegen; deßwegen machte er eine Reise nach Poissy 1561; zu dem Religionsgespräche der Hugenotten mit den Katholiken kam er aber zu spät, denn die Katholiken hatten sich durch Bezas Worte über das Abendmahl entrüstet, entfernt, die Hugenotten aber sich für den Calvinismus erklärt. Eben so vergeblich war ein späterer Versuch, die Griechen zum Anschluß an die Reformation zu bewegen. Doch glückte es ihm bei den meisten deutschen Protestanten, die sog, Concordienformel durchzusetzen, 1580, welche er mit Chyträus, Musculus und Körner ausgearbeitet hatte; durch diese Form des prot. Lehrbegriffs sollte allen Streitigkeiten ein Ende gemacht werden, was auch insofern und so lange geschah, als die prot. Reichsstände bei ihren Theologen keine andere Auffassung der evangelischen Freiheit duldeten.


Andreä, Joh. Valentin, Enkel des vorigen, geb. 1586 zu Herrenberg in Würtemberg, studirte in Tübingen Theologie und wurde endlich, nachdem er manches erlebt und sich in der Welt umgeschaut hatte, Diakon in Vayhingen, 1620 Superintendent in Kalw, 1639 Hofprediger und Consistorialrath in Stuttgart, 1653

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[181/0182] das nach dem Rechte der Erstgeburt folgt. Andrada, portugies. Geschlecht, in Literatur und Politik bedeutend. 1. A., Anton de, Jesuit, kam als Missionär unter allen Europäern zuerst nach Tibet und beschrieb dasselbe, Lissabon 1626; st. 1634. – 2. Diego A., gest. 1575, zeichnete sich als Abgeordneter auf dem Concil von Trient aus und vertheidigte die Jesuiten gegen Chemnitz. – Sein Bruder Francesko, gest. 1614, verfaßte die „Chronica de rey Don Joao.“ – 3. Jacinto Freyre dʼA., gest. 1657, ist Verfasser der klassischen „Vida de Don Joao de Castro.“ – 4. Brasilianische A., aus einer übergesiedelten Familie abstammend, sind die 3 Brüder: Jose Bonifacio, Antonio Carlo und Francesko, alle 3 zu Santos in der Provinz Paolo geboren. Jose Bonifacio hatte in Sachsen den Bergbau studirt, nahm an dem portugies. Unabhängigkeitskriege gegen Napoleon Antheil, ging 1819 nach Brasilien zurück und war ein Haupturheber der Trennung Brasiliens von Portugal. Er war Minister, wurde verbannt, 1831 wieder zurückgerufen, Vormund Pedroʼs II., 1834 wieder gestürzt; st. 1838. – Sein Bruder Antonio Carlo, Jurist, stieg und fiel mit seinem Bruder Jose, war 1840 kurze Zeit Finanzminister; und ebenso erging es dem dritten Bruder Francesko, der zuerst Lehrer der Mineralogie in Rio Janeiro war; er war 1840 Minister des Innern. Andrasy, uraltes gräfl. Geschlecht in Ungarn mit dem Prädikate: von Csik-Scentkiraly und Krasznohorka, theilt sich in 2 Linien. Andrassy, David von, geb. 1762 zu Raab in Ungarn; Soldat seit 1778 zeichnete er sich in allen Kriegen, besonders aber in der Schlacht von Aspern aus, wo er den Maria-Theresienorden verdiente. Er fiel den 17. Aug. 1813 als Generalmajor in der Schlacht von Dresden. André, Karl, geb. 1763 zu Hildburghausen, längere Zeit Lehrer im Schnepfenthal und Salzmanns rechte Hand, von 1798–1821 in verschiedener Anstellung in Oesterreich, von 1821 bis 1831 in Stuttgart, wo er am 19. Juli starb; als pädagogischer und landwirthschaftlicher Schriftsteller ununterbrochen und nicht ohne Nutzen thätig, obwohl von der alltäglichen Aufklärung zu viel erwartend und in landwirthschaftlicher Beziehung oberflächlich. Seine bedeutendsten Schriften sind: „Nationalkalender“ (1810–1824) und für die sog. gebildeteren Stände „Hesperus“ (1809 bis 1831). Andreä, geb. zu Waiblingen in Würtemberg 1528, Schmidlin genannt, weil sein Vater ein Schmied war, studirte in Stuttgart und Tübingen und wurde 1546 Diakon, 1550 Superintendent in Göppingen, 1553 Dr. theol., 1562 Kanzler der Universität Tübingen, wo er 1590 starb. Wegen seiner Thätigkeit für die Reformation wurde er der zweite Luther genannt, und er glich ihm auch in seiner Unermüdlichkeit, Heftigkeit und Schmähsucht gegen alles, was katholisch war. Dagegen bot er seine ganze Kraft auf, um die Protestanten zur Einigkeit zu bewegen; deßwegen machte er eine Reise nach Poissy 1561; zu dem Religionsgespräche der Hugenotten mit den Katholiken kam er aber zu spät, denn die Katholiken hatten sich durch Bezas Worte über das Abendmahl entrüstet, entfernt, die Hugenotten aber sich für den Calvinismus erklärt. Eben so vergeblich war ein späterer Versuch, die Griechen zum Anschluß an die Reformation zu bewegen. Doch glückte es ihm bei den meisten deutschen Protestanten, die sog, Concordienformel durchzusetzen, 1580, welche er mit Chyträus, Musculus und Körner ausgearbeitet hatte; durch diese Form des prot. Lehrbegriffs sollte allen Streitigkeiten ein Ende gemacht werden, was auch insofern und so lange geschah, als die prot. Reichsstände bei ihren Theologen keine andere Auffassung der evangelischen Freiheit duldeten. Andreä, Joh. Valentin, Enkel des vorigen, geb. 1586 zu Herrenberg in Würtemberg, studirte in Tübingen Theologie und wurde endlich, nachdem er manches erlebt und sich in der Welt umgeschaut hatte, Diakon in Vayhingen, 1620 Superintendent in Kalw, 1639 Hofprediger und Consistorialrath in Stuttgart, 1653

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/182>, abgerufen am 17.05.2024.