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Conversations-Blatt zur Unterhaltung und Belehrung für alle Stände. Nr. 46. Burg/Berlin, 1837.

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[Beginn Spaltensatz] in Frankreich dahin, von dem sie zu befreien, mir nicht
eingefallen ist."

"Wie, Sire, Jhr kennet meine Mitschuldigen?
Was verlangt Jhr dann noch von mir? - Jch will nicht
glauben, daß Jhr gegen den Tod der beiden Prinzen
Zweifel heget. Es sind, ich weiß es, absichtlich solche
Gerüchte ausgesprengt."

"Kein Wort mehr hiervon, Sir James Tyrrhel!"

"Nun wohl, was begehrt Ew. Majestät denn
noch von mir? Zweifelt Jhr an dem Verbrechen nicht,
so vernichtet den Schuldigen; ist aber mein Geständniß
Euch verdächtig, warum verlangt Jhr den Auskunft
von mir."

"Jch habe Dich zittern und erblassen sehen,
Tyrrhel; ich habe Deine Hand, welche ein gewichtig
Schwert so gut zu führen wußte, unter dem Gewichte
eines Schlüssels schwach werden sehen, und zweifle nicht
mehr. Bisher blieben mir, ich läugne nicht, aus Furcht
für meine Sicherheit und die meines Thrones, nicht
aber aus Achtung für das Andenken Richards III. ei-
nige Zweifel; aber in diesem Augenblick sind sie völlig
verschwunden. *)

"Wenn es sich so verhält, Sire, so habt Jhr
Euren Zweck erreicht und der Schuldige denkt an keine
Vertheidigung." -

(Fortsetzung folgt.)



Der rothe Fingerhut.
(Digitalis purpurea.)

Die Pflanze wird in Europa auf Bergen, beson-
ders auf dem Harz, wildwachsend angetroffen, und der
Schönheit der Blume wegen in Gärten gezogen. Auf
guten sonnigten Boden erlangt sie eine Höhe von 3 -
4 Fuß.

a) Die Blüthen kommen im Juny - August her-
vor, und sind ungleich glockenförmig oder bäuchigt,
um den Rand ebenfalls ungleich, so daß der un-
tere Theil länger, als der obere erscheint. Die-
ser längere Theil ist gewöhnlich weiß, und mit
vielen dunkelrothen Punkten und feinen Härchen
besetzt. Das Uebrige der Blume ist blaßroth.
An ihren kurzen Stielchen sind sie von fünf klei-
nen grünen Blättchen umgeben, die eine hellgrüne
Farbe haben. Die Blumen sitzen in großer Menge
um den Stengel, und bilden einen für das Auge
angenehmen Blumenstrauß. Jhr Geruch ist wi-
derlich, und oft betäubend.

b) Die Frucht besteht aus einer zweifächerigen
bauchigten Saamenkapsel, welche in fünf grünen
Deckblättchen sitzt. Wenn sie reif ist, platzt fie
auf, und streut ihre vielen bräunlichen Saamen-
körner umher.

[Spaltenumbruch] [Abbildung]

c) Die Blätter sind ungleich groß. Die kleinsten
davon befinden sich oben zerstreut um den Blü-
thenstengel, und sind schmal, glattrandig und stiel-
los. Die größten sitzen am untern Ende in ei-
nem dichten Kreise, und erlangen oft die Höhe
von 1 / 4 Elle und die Breite von 2 Zoll. Sie
sind um den Rand ungleich ausgezackt, stiellos,
rauh und zugespitzt.

d) Der Stengel wird in fetter Erde oft 3 Fuß
hoch, und treibt zuweilen Nebenzweige mit Blu-
men. Der stärkste Theil desselben ist oft finger-
dick, behaart und rundherum mit langen Blättern
besetzt.

e) Die Wurzel ist etwas knollig und gelbbraun.

Die ganze Pflanze besitzt eine stark betäubende Kraft
und Schärfe. Der Genuß der Wurzel bewirkt Bren-
nen im Munde, Wundwerden der Lippen, des Magens
und des Leibes. Die Folgen davon sind schnierzhafte,
blutige Ausleerungen, erschwertes Schlucken, Angst, Ent-
zündung der Eingeweide, Brand derselben, und zuwei-
len der Tod. Der Geruch der Blumen bringt schon
Betäubung hervor. Bei der Wassersucht und dem an-
gehenden schwarzen Staar, so wie in Lungenkrankheiten
hat man sie häufig mit Nutzen angewendet.



[Ende Spaltensatz]
*) Es ist bekannt, daß zwei Abenteurer, Lambert Simnal und
Perkins Wärbeck, nacheinander dem König Heinrich den
Siehenten entgegengestellt wurden und zwar der erste als
Sohn und der andere als Neffe Eduards des Vierten. Ge-
wiß ist, daß Heinrich der Siebente selbst Zweifel hegte, die
die ihn veranlaßten, die Prinzen mit Pomp beerdigen zu
lassen.

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[Beginn Spaltensatz] in Frankreich dahin, von dem sie zu befreien, mir nicht
eingefallen ist.“

„Wie, Sire, Jhr kennet meine Mitschuldigen?
Was verlangt Jhr dann noch von mir? – Jch will nicht
glauben, daß Jhr gegen den Tod der beiden Prinzen
Zweifel heget. Es sind, ich weiß es, absichtlich solche
Gerüchte ausgesprengt.“

„Kein Wort mehr hiervon, Sir James Tyrrhel!“

„Nun wohl, was begehrt Ew. Majestät denn
noch von mir? Zweifelt Jhr an dem Verbrechen nicht,
so vernichtet den Schuldigen; ist aber mein Geständniß
Euch verdächtig, warum verlangt Jhr den Auskunft
von mir.“

„Jch habe Dich zittern und erblassen sehen,
Tyrrhel; ich habe Deine Hand, welche ein gewichtig
Schwert so gut zu führen wußte, unter dem Gewichte
eines Schlüssels schwach werden sehen, und zweifle nicht
mehr. Bisher blieben mir, ich läugne nicht, aus Furcht
für meine Sicherheit und die meines Thrones, nicht
aber aus Achtung für das Andenken Richards III. ei-
nige Zweifel; aber in diesem Augenblick sind sie völlig
verschwunden. *)

„Wenn es sich so verhält, Sire, so habt Jhr
Euren Zweck erreicht und der Schuldige denkt an keine
Vertheidigung.“ –

(Fortsetzung folgt.)



Der rothe Fingerhut.
(Digitalis purpurea.)

Die Pflanze wird in Europa auf Bergen, beson-
ders auf dem Harz, wildwachsend angetroffen, und der
Schönheit der Blume wegen in Gärten gezogen. Auf
guten sonnigten Boden erlangt sie eine Höhe von 3 –
4 Fuß.

a) Die Blüthen kommen im Juny – August her-
vor, und sind ungleich glockenförmig oder bäuchigt,
um den Rand ebenfalls ungleich, so daß der un-
tere Theil länger, als der obere erscheint. Die-
ser längere Theil ist gewöhnlich weiß, und mit
vielen dunkelrothen Punkten und feinen Härchen
besetzt. Das Uebrige der Blume ist blaßroth.
An ihren kurzen Stielchen sind sie von fünf klei-
nen grünen Blättchen umgeben, die eine hellgrüne
Farbe haben. Die Blumen sitzen in großer Menge
um den Stengel, und bilden einen für das Auge
angenehmen Blumenstrauß. Jhr Geruch ist wi-
derlich, und oft betäubend.

b) Die Frucht besteht aus einer zweifächerigen
bauchigten Saamenkapsel, welche in fünf grünen
Deckblättchen sitzt. Wenn sie reif ist, platzt fie
auf, und streut ihre vielen bräunlichen Saamen-
körner umher.

[Spaltenumbruch] [Abbildung]

c) Die Blätter sind ungleich groß. Die kleinsten
davon befinden sich oben zerstreut um den Blü-
thenstengel, und sind schmal, glattrandig und stiel-
los. Die größten sitzen am untern Ende in ei-
nem dichten Kreise, und erlangen oft die Höhe
von 1 / 4 Elle und die Breite von 2 Zoll. Sie
sind um den Rand ungleich ausgezackt, stiellos,
rauh und zugespitzt.

d) Der Stengel wird in fetter Erde oft 3 Fuß
hoch, und treibt zuweilen Nebenzweige mit Blu-
men. Der stärkste Theil desselben ist oft finger-
dick, behaart und rundherum mit langen Blättern
besetzt.

e) Die Wurzel ist etwas knollig und gelbbraun.

Die ganze Pflanze besitzt eine stark betäubende Kraft
und Schärfe. Der Genuß der Wurzel bewirkt Bren-
nen im Munde, Wundwerden der Lippen, des Magens
und des Leibes. Die Folgen davon sind schnierzhafte,
blutige Ausleerungen, erschwertes Schlucken, Angst, Ent-
zündung der Eingeweide, Brand derselben, und zuwei-
len der Tod. Der Geruch der Blumen bringt schon
Betäubung hervor. Bei der Wassersucht und dem an-
gehenden schwarzen Staar, so wie in Lungenkrankheiten
hat man sie häufig mit Nutzen angewendet.



[Ende Spaltensatz]
*) Es ist bekannt, daß zwei Abenteurer, Lambert Simnal und
Perkins Wärbeck, nacheinander dem König Heinrich den
Siehenten entgegengestellt wurden und zwar der erste als
Sohn und der andere als Neffe Eduards des Vierten. Ge-
wiß ist, daß Heinrich der Siebente selbst Zweifel hegte, die
die ihn veranlaßten, die Prinzen mit Pomp beerdigen zu
lassen.
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Zitationshilfe: Conversations-Blatt zur Unterhaltung und Belehrung für alle Stände. Nr. 46. Burg/Berlin, 1837, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationsblatt46_1837/4>, abgerufen am 22.11.2024.