Conversations-Blatt zur Unterhaltung und Belehrung für alle Stände. Nr. 21. Burg/Berlin, 1836.331 Conversations=Blatt. 332 [Beginn Spaltensatz]
Gesellschaft bildeten, die Passagiere, Leute von Bildungwaren. Der Mittelpunkt derselben war eine höchst lie- benswürdige Familie, der Major Walker, dessen junge schöne Frau und deren nicht minder schöne und geistreiche Schwester. Ein junger Gelehrter, der Westindien zu wis- senschaftlichen Zwecken besuchen wollte, und ein Jrländer hatten sich diesen angeschlossen und verscheuchten durch ihre Unterhaltung das Einförmige, das ein stilles Familienleben leicht annimmt. Der Jrländer, lebendig, feurig, voll Geist wiewohl nicht frei von den seiner Nation eigenen Wunder- lichkeiten, trug am meisten zur heitern Stimmung der Ge- sellschaft bei, denn er wußte Jeden auf angemessene Weise zu beschäftigen, und nur der unbeschäftigte Mensch ist mür- risch und hat Langeweile. Die Damen hatte er für die Naturgeschichte zu interessiren gewußt, schoß ihnen See- vögel zum Abzeichnen und Malen, fing ihnen Fische und Seegewürm, oft von den seltsamsten Gestalten und glän- zendsten Farben, und Pinsel und Palette ließen die sechs Wochen der Reise vergessen. Den Major uud den Schiffs- kapitän brachte er zum Schach oder zum Erzählen ihrer überstandenen Abentheuer zusammen; er selbst unterhielt sich mit dem jungen Gelehrten über wissenschaftliche Ge- genstände, oder scherzte mit den Damen, oder schalt mit den Matrosen, und war so der Freund Aller geworden, als er sich am Ziele der Reise die ganze Schiffsmannschaft zu erbitterten Feinden machte und das Leben darüber einbüßte. Unter vielen Vögeln, welche gesehen, bewundert, ge- Der Major fragte den Kapitän nach der Ursache sei- Die Gewässer jener Gegenden sind zum Bewundern (Fortsetzung folgt.) Das Matrosenpressen. (Beschluß.) "Vermöge einer Admiralitätsbestimmung erhalten "Ein entsetzliches Gefecht dieser Art sah man im Au- 331 Conversations=Blatt. 332 [Beginn Spaltensatz]
Gesellschaft bildeten, die Passagiere, Leute von Bildungwaren. Der Mittelpunkt derselben war eine höchst lie- benswürdige Familie, der Major Walker, dessen junge schöne Frau und deren nicht minder schöne und geistreiche Schwester. Ein junger Gelehrter, der Westindien zu wis- senschaftlichen Zwecken besuchen wollte, und ein Jrländer hatten sich diesen angeschlossen und verscheuchten durch ihre Unterhaltung das Einförmige, das ein stilles Familienleben leicht annimmt. Der Jrländer, lebendig, feurig, voll Geist wiewohl nicht frei von den seiner Nation eigenen Wunder- lichkeiten, trug am meisten zur heitern Stimmung der Ge- sellschaft bei, denn er wußte Jeden auf angemessene Weise zu beschäftigen, und nur der unbeschäftigte Mensch ist mür- risch und hat Langeweile. Die Damen hatte er für die Naturgeschichte zu interessiren gewußt, schoß ihnen See- vögel zum Abzeichnen und Malen, fing ihnen Fische und Seegewürm, oft von den seltsamsten Gestalten und glän- zendsten Farben, und Pinsel und Palette ließen die sechs Wochen der Reise vergessen. Den Major uud den Schiffs- kapitän brachte er zum Schach oder zum Erzählen ihrer überstandenen Abentheuer zusammen; er selbst unterhielt sich mit dem jungen Gelehrten über wissenschaftliche Ge- genstände, oder scherzte mit den Damen, oder schalt mit den Matrosen, und war so der Freund Aller geworden, als er sich am Ziele der Reise die ganze Schiffsmannschaft zu erbitterten Feinden machte und das Leben darüber einbüßte. Unter vielen Vögeln, welche gesehen, bewundert, ge- Der Major fragte den Kapitän nach der Ursache sei- Die Gewässer jener Gegenden sind zum Bewundern (Fortsetzung folgt.) Das Matrosenpressen. (Beschluß.) „Vermöge einer Admiralitätsbestimmung erhalten „Ein entsetzliches Gefecht dieser Art sah man im Au- <TEI> <text> <body> <div xml:id="Sturm1" type="jArticle" n="1"> <p><pb facs="#f0006"/><fw type="header" place="top">331 <hi rendition="#c">Conversations=Blatt.</hi> <hi rendition="#right">332</hi></fw><cb type="start" n="331"/> Gesellschaft bildeten, die Passagiere, Leute von Bildung<lb/> waren. Der Mittelpunkt derselben war eine höchst lie-<lb/> benswürdige Familie, der Major <hi rendition="#g">Walker,</hi> dessen junge<lb/> schöne Frau und deren nicht minder schöne und geistreiche<lb/> Schwester. Ein junger Gelehrter, der Westindien zu wis-<lb/> senschaftlichen Zwecken besuchen wollte, und ein Jrländer<lb/> hatten sich diesen angeschlossen und verscheuchten durch ihre<lb/> Unterhaltung das Einförmige, das ein stilles Familienleben<lb/> leicht annimmt. Der Jrländer, lebendig, feurig, voll Geist<lb/> wiewohl nicht frei von den seiner Nation eigenen Wunder-<lb/> lichkeiten, trug am meisten zur heitern Stimmung der Ge-<lb/> sellschaft bei, denn er wußte Jeden auf angemessene Weise<lb/> zu beschäftigen, und nur der unbeschäftigte Mensch ist mür-<lb/> risch und hat Langeweile. Die Damen hatte er für die<lb/> Naturgeschichte zu interessiren gewußt, schoß ihnen See-<lb/> vögel zum Abzeichnen und Malen, fing ihnen Fische und<lb/> Seegewürm, oft von den seltsamsten Gestalten und glän-<lb/> zendsten Farben, und Pinsel und Palette ließen die sechs<lb/> Wochen der Reise vergessen. Den Major uud den Schiffs-<lb/> kapitän brachte er zum Schach oder zum Erzählen ihrer<lb/> überstandenen Abentheuer zusammen; er selbst unterhielt<lb/> sich mit dem jungen Gelehrten über wissenschaftliche Ge-<lb/> genstände, oder scherzte mit den Damen, oder schalt mit<lb/> den Matrosen, und war so der Freund Aller geworden, als<lb/> er sich am Ziele der Reise die ganze Schiffsmannschaft zu<lb/> erbitterten Feinden machte und das Leben darüber einbüßte.</p><lb/> <p>Unter vielen Vögeln, welche gesehen, bewundert, ge-<lb/> schossen worden und deren zierlich gemalte Abbildungen in<lb/> die Taschenbücher der Damen gewandert waren, fehlte ein<lb/> Sturmvogel, welchen der junge Jrländer trotz des Kapi-<lb/> täns ernsthaften Einreden anzuschaffen versprach, – und<lb/> nun stand er auf der Lauer, schoß verschiedene derselben<lb/> an und traf endlich zwei so, daß sie ins Meer stürzten. Er<lb/> bat den Kapitän, ein Boot aussetzen zu lassen, damit er sie<lb/> holen könne, doch zornglühend und zitternd sagte dieser:<lb/> „Wenn sie mir versprechen, nicht wieder an Bord meines<lb/> Schiffes zu kommen, sehr gern!“ Mit diesen Worten<lb/> kehrte er dem erstaunten Passagier den Rücken zu und die<lb/> Matrosen, theils schreckenbleich, theils so roth wie ihr Be-<lb/> fehlshaber, sahen mit grimmigen Blicken auf ihn, und der<lb/> Steuermann murmelte: „Jch will dir das bezahlen, wenn<lb/> ich irgend kann!“</p><lb/> <p>Der Major fragte den Kapitän nach der Ursache sei-<lb/> nes Zorns, dieser gab aber nur ausweichende Antworten,<lb/> bis er, von allen Seiten gedrängt, sagte: „Man hält es<lb/> für eine sehr üble Vorbedeutung, unter die guten harm-<lb/> losen Thiere zu schießen, und Sie werden sehen, es folgt<lb/> uns ein Unheil auf dem Fuße und erreicht uns noch, ehe<lb/> wir in den Hafen gelangt sind.“</p><lb/> <p>Die Gewässer jener Gegenden sind zum Bewundern<lb/> klar und durchsichtig, man glaubt bis auf den Grund des<lb/> Meeres sehen zu können, und wo dieser nicht tiefer als<lb/> sechzig bis achtzig Fuß ist, sieht man ihn auch wirklich.<lb/> Der nächste Morgen, heiter, von keinem Wölkchen getrübt,<lb/> wie der dortige Himmel zehn Monate lang ununterbrochen<lb/> ist, lockte die ganze Gesellschaft aufs Verdeck, und da man<lb/> eine Menge Fische von schönen Farben wahrnahm, so ward<lb/> beschlossen, dergleichen zu fangen. Der Jrländer holte die<lb/> eleganten Angeln der Damen, welche aus in einander stek-<lb/><cb n="332"/> kenden hohlen Stöcken bestanden, herbei, setzte die einzelnen<lb/> Röhren zu einer langen Ruthe zusammen, und bald hatte<lb/> man ein Gericht köstlicher Fische gefangen, „gerade genug<lb/> für Alle, die daran glauben wollen,“ sprach der Steuer-<lb/> mann im Vorübergehen.</p><lb/> <p> <space dim="horizontal"/> <ref target="nn_conversationsblatt22_1836#Sturm2">(Fortsetzung folgt.)</ref> </p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#fr">Das Matrosenpressen.</hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#c"> (Beschluß.)</hi> </p> </argument><lb/> <p>„Vermöge einer Admiralitätsbestimmung erhalten<lb/> die den Preßgang kommandirenden Offiziere zwei Pfund<lb/> Sterling für jeden gepreßten Mann, für die Freiwilligen<lb/> aber nichts. Dieser Umstand veranlaßte, daß viele See-<lb/> leute, die sich zum Dienst antrugen, abgewiesen wurden, bis<lb/> man sie nachher mit Gewalt pressen konnte; die ärgsten<lb/> Mißhandlungen waren dabei gewöhnlich. Ein londoner<lb/> Wassermann von Vermögen, der nie zur See gewesen war,<lb/> wurde von einem solchen Preßgang angegriffen und fortge-<lb/> schleppt. Man beantwortete seine Vorstellungen mit Sä-<lb/> belhieben und zerfetzte ihm das Gesicht. Jm Preßschiff<lb/> traf er 120 andere Unglückliche an, alle im untern Raum<lb/> liegend ohne Luft und ohne Nahrung. Hier lag er 22<lb/> Stunden, in welcher ganzen Zeit zufolge seiner gerichtlichen<lb/> Aussage Niemandem weder Speise noch Trank gereicht<lb/> wurde, da denn endlich ein Freund ihm die Freiheit ver-<lb/> schaffte. Blutige Auftritte bezeichneten nicht allein jeden<lb/> Tag, sondern fast jede Stunde, so lange das Preßwesen<lb/> dauerte. Manche waren mit großen Tumulten verknüpft,<lb/> da die Seeunholde aus angestammter Brutalität selbst un-<lb/> schuldige Menschen, ja Kinder, die ihnen im Wege standen,<lb/> und dies mitten in der Hauptstadt, mit ihren Knütteln zu<lb/> Boden schlugen. Jn <hi rendition="#g">Motherhithe</hi> stieß ein Preßgang<lb/> auf einen der Schiffszimmerleute, die in <hi rendition="#g">Deptford</hi> ar-<lb/> beiteten. Dieser zeigte seinen Schutzbrief, der aber vor sei-<lb/> nen Augen in Stücken zerrissen ward. Man erfuhr dies<lb/> bald in Deptford, und nun brach die ganze Schaar der<lb/> Schiffszimmerleute auf, befreiete den Gepreßten, riß die<lb/> vor dem Werbhause aufgepflanzten Fahnen nieder und schlug<lb/> die Preßknechte fast zu Krüppeln. – Eine Anzahl junger<lb/> Leute belustigte sich am Abend eines Sontags auf dem Felde<lb/> in der Nähe bei <hi rendition="#g">Hamstead.</hi> Hier griff sie ein wohlbe-<lb/> waffneter Preßgang an, der aber einen hartnäckigen Wider-<lb/> stand fand. Das Blut floß von beiden Seiten, aber die<lb/> Landleute erhielten Beistand, und nun retteten sich die Preß-<lb/> knechte mit der Flucht, wobei sie ihren gefährlich verwun-<lb/> deten Anführer mit sich forttragen mußten.</p><lb/> <p>„Ein entsetzliches Gefecht dieser Art sah man im Au-<lb/> gust im westlichen London zwischen siebzehn Preßknechten<lb/> und einer Schaar Fleischer. Die letzteren waren die An-<lb/> greifenden und warfen mit Koth und Steinen nach den See-<lb/> leuten, die, einen ungleichen Kampf befürchtend, lange Zeit<lb/> Alles geduldig litten und fortmarschirten, bis die immer<lb/> erneuerten Angriffe endlich alle Ueberlegung überwogen. Sie<lb/> brauchten ihre Säbel gegen die Knüttel und Beile der Flei-<lb/> scher, wobei sie sich fechtend zurückzogen. Der schreckliche<lb/> Tumult führte die Konstabler herbei, die auf einige Augen-<lb/> blicke einen Waffenstillstand bewirkten. Man fragte die<lb/> Preßknechte nach ihrer schriftlichen Befugniß; allein sie konn-<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [0006]
331 Conversations=Blatt. 332
Gesellschaft bildeten, die Passagiere, Leute von Bildung
waren. Der Mittelpunkt derselben war eine höchst lie-
benswürdige Familie, der Major Walker, dessen junge
schöne Frau und deren nicht minder schöne und geistreiche
Schwester. Ein junger Gelehrter, der Westindien zu wis-
senschaftlichen Zwecken besuchen wollte, und ein Jrländer
hatten sich diesen angeschlossen und verscheuchten durch ihre
Unterhaltung das Einförmige, das ein stilles Familienleben
leicht annimmt. Der Jrländer, lebendig, feurig, voll Geist
wiewohl nicht frei von den seiner Nation eigenen Wunder-
lichkeiten, trug am meisten zur heitern Stimmung der Ge-
sellschaft bei, denn er wußte Jeden auf angemessene Weise
zu beschäftigen, und nur der unbeschäftigte Mensch ist mür-
risch und hat Langeweile. Die Damen hatte er für die
Naturgeschichte zu interessiren gewußt, schoß ihnen See-
vögel zum Abzeichnen und Malen, fing ihnen Fische und
Seegewürm, oft von den seltsamsten Gestalten und glän-
zendsten Farben, und Pinsel und Palette ließen die sechs
Wochen der Reise vergessen. Den Major uud den Schiffs-
kapitän brachte er zum Schach oder zum Erzählen ihrer
überstandenen Abentheuer zusammen; er selbst unterhielt
sich mit dem jungen Gelehrten über wissenschaftliche Ge-
genstände, oder scherzte mit den Damen, oder schalt mit
den Matrosen, und war so der Freund Aller geworden, als
er sich am Ziele der Reise die ganze Schiffsmannschaft zu
erbitterten Feinden machte und das Leben darüber einbüßte.
Unter vielen Vögeln, welche gesehen, bewundert, ge-
schossen worden und deren zierlich gemalte Abbildungen in
die Taschenbücher der Damen gewandert waren, fehlte ein
Sturmvogel, welchen der junge Jrländer trotz des Kapi-
täns ernsthaften Einreden anzuschaffen versprach, – und
nun stand er auf der Lauer, schoß verschiedene derselben
an und traf endlich zwei so, daß sie ins Meer stürzten. Er
bat den Kapitän, ein Boot aussetzen zu lassen, damit er sie
holen könne, doch zornglühend und zitternd sagte dieser:
„Wenn sie mir versprechen, nicht wieder an Bord meines
Schiffes zu kommen, sehr gern!“ Mit diesen Worten
kehrte er dem erstaunten Passagier den Rücken zu und die
Matrosen, theils schreckenbleich, theils so roth wie ihr Be-
fehlshaber, sahen mit grimmigen Blicken auf ihn, und der
Steuermann murmelte: „Jch will dir das bezahlen, wenn
ich irgend kann!“
Der Major fragte den Kapitän nach der Ursache sei-
nes Zorns, dieser gab aber nur ausweichende Antworten,
bis er, von allen Seiten gedrängt, sagte: „Man hält es
für eine sehr üble Vorbedeutung, unter die guten harm-
losen Thiere zu schießen, und Sie werden sehen, es folgt
uns ein Unheil auf dem Fuße und erreicht uns noch, ehe
wir in den Hafen gelangt sind.“
Die Gewässer jener Gegenden sind zum Bewundern
klar und durchsichtig, man glaubt bis auf den Grund des
Meeres sehen zu können, und wo dieser nicht tiefer als
sechzig bis achtzig Fuß ist, sieht man ihn auch wirklich.
Der nächste Morgen, heiter, von keinem Wölkchen getrübt,
wie der dortige Himmel zehn Monate lang ununterbrochen
ist, lockte die ganze Gesellschaft aufs Verdeck, und da man
eine Menge Fische von schönen Farben wahrnahm, so ward
beschlossen, dergleichen zu fangen. Der Jrländer holte die
eleganten Angeln der Damen, welche aus in einander stek-
kenden hohlen Stöcken bestanden, herbei, setzte die einzelnen
Röhren zu einer langen Ruthe zusammen, und bald hatte
man ein Gericht köstlicher Fische gefangen, „gerade genug
für Alle, die daran glauben wollen,“ sprach der Steuer-
mann im Vorübergehen.
(Fortsetzung folgt.)
Das Matrosenpressen.
(Beschluß.)
„Vermöge einer Admiralitätsbestimmung erhalten
die den Preßgang kommandirenden Offiziere zwei Pfund
Sterling für jeden gepreßten Mann, für die Freiwilligen
aber nichts. Dieser Umstand veranlaßte, daß viele See-
leute, die sich zum Dienst antrugen, abgewiesen wurden, bis
man sie nachher mit Gewalt pressen konnte; die ärgsten
Mißhandlungen waren dabei gewöhnlich. Ein londoner
Wassermann von Vermögen, der nie zur See gewesen war,
wurde von einem solchen Preßgang angegriffen und fortge-
schleppt. Man beantwortete seine Vorstellungen mit Sä-
belhieben und zerfetzte ihm das Gesicht. Jm Preßschiff
traf er 120 andere Unglückliche an, alle im untern Raum
liegend ohne Luft und ohne Nahrung. Hier lag er 22
Stunden, in welcher ganzen Zeit zufolge seiner gerichtlichen
Aussage Niemandem weder Speise noch Trank gereicht
wurde, da denn endlich ein Freund ihm die Freiheit ver-
schaffte. Blutige Auftritte bezeichneten nicht allein jeden
Tag, sondern fast jede Stunde, so lange das Preßwesen
dauerte. Manche waren mit großen Tumulten verknüpft,
da die Seeunholde aus angestammter Brutalität selbst un-
schuldige Menschen, ja Kinder, die ihnen im Wege standen,
und dies mitten in der Hauptstadt, mit ihren Knütteln zu
Boden schlugen. Jn Motherhithe stieß ein Preßgang
auf einen der Schiffszimmerleute, die in Deptford ar-
beiteten. Dieser zeigte seinen Schutzbrief, der aber vor sei-
nen Augen in Stücken zerrissen ward. Man erfuhr dies
bald in Deptford, und nun brach die ganze Schaar der
Schiffszimmerleute auf, befreiete den Gepreßten, riß die
vor dem Werbhause aufgepflanzten Fahnen nieder und schlug
die Preßknechte fast zu Krüppeln. – Eine Anzahl junger
Leute belustigte sich am Abend eines Sontags auf dem Felde
in der Nähe bei Hamstead. Hier griff sie ein wohlbe-
waffneter Preßgang an, der aber einen hartnäckigen Wider-
stand fand. Das Blut floß von beiden Seiten, aber die
Landleute erhielten Beistand, und nun retteten sich die Preß-
knechte mit der Flucht, wobei sie ihren gefährlich verwun-
deten Anführer mit sich forttragen mußten.
„Ein entsetzliches Gefecht dieser Art sah man im Au-
gust im westlichen London zwischen siebzehn Preßknechten
und einer Schaar Fleischer. Die letzteren waren die An-
greifenden und warfen mit Koth und Steinen nach den See-
leuten, die, einen ungleichen Kampf befürchtend, lange Zeit
Alles geduldig litten und fortmarschirten, bis die immer
erneuerten Angriffe endlich alle Ueberlegung überwogen. Sie
brauchten ihre Säbel gegen die Knüttel und Beile der Flei-
scher, wobei sie sich fechtend zurückzogen. Der schreckliche
Tumult führte die Konstabler herbei, die auf einige Augen-
blicke einen Waffenstillstand bewirkten. Man fragte die
Preßknechte nach ihrer schriftlichen Befugniß; allein sie konn-
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