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Conversations-Blatt zur Unterhaltung und Belehrung für alle Stände. Nr. 1. Burg/Berlin, 1836.

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7 Conversations=Blatt. 8

[Abbildung] [Beginn Spaltensatz]

ein wilder Elephant, den man in einer Entfernung von
einer Viertelstunde auf einem Hügel sah, hob seinen
Rüssel und rüstete sich zum Kampfe.

"Prrrrru, prrrrru! rief der Kapitän Pamphilus,
als ob er ein Volk Rebhühner wegjagen wollte.

Bei diesem Geräusch erhob sich der Tiger, der bis
dahin liegen geblieben war, und schlug sich mit dem
Schweif in die Seiten; es war ein Königstiger vom
größten Wuchse. Er that einen Sprung, und kam da-
durch dem Jäger zwanzig Fuß näher.

"Hanswurst," rief der Kapitän Pamphilus,
"denkst du, ich soll dich in dieser Entfernung schießen
und dir dein Fell verderben? Prrrrru, prrrrru!"

Der Tiger that einen zweiten Sprung und kam
wieder zwanzig Fuß näher; allein in dem Augenblick,
wo er die Erde berührte, ging der Schuß los und die
Kugel drang in sein linkes Auge. Der Tiger kugelte
um wie ein Hase, und war auf der Stelle todt.

Der Kapitän Pamphilus lud ruhig seine Flinte
wieder, zog sein Messer aus der Tasche, kehrte den Ti-
ger auf den Rücken, schnitt ihm die Haut unter dem
Bauche auf, und zog sie ab, wie eine Köchin ein Ka-
ninchen abhäutet. Dann hüllte er sich in den Pelz sei-
nes Schlachtopfers, wie Herkules vor viertausend Jah-
ren in das Fell des nemäischen Löwen, und machte sich
wieder auf die Jagd.

Noch war keine halbe Stunde verflossen, als er
ein großes Rauschen im Wasser des Flusses hörte, an
dessen Ufer er entlang ging. Er lief rasch näher hin-
zu, und überzeugte sich, daß es ein Nilpferd war, das
stromauf ging und von Zeit zu Zeit an die Oberfläche
zum Athemholen emporkam.

"Alle Hagel!" rief der Kapitän Pamphilus, "da
kann ich für sechs Franken Glaswaren sparen." So
viel kosteten in St. Paul de Loanda zwei Ochsen,
[Spaltenumbruch] und der Kapitän Pamphilus war als ein sparsamer
Mann bekannt.

Er folgte daher dem Laufe des Thieres, von den
Luftbläschen geleitet, die auf die Oberfläche des Was-
sers stiegen und es verriethen, und als es seinen unge-
heuern Kopf hervorsteckte, so suchte sich der Jäger den
einzigen verwundbaren Punkt aus, und schoß ihm eine
Kugel ins Ohr. Der Kapitän Pamphilus hätte auf
500 Schritt Achilles in der Ferse getroffen.

Das Unthier drehte sich einige Sekunden wirbelnd
herum, brüllte schrecklich und regte das Wasser mit sei-
nen Beinen auf. Man hätte einen Augenblick denken
sollen, es würde in dem Strudel, den sein Todeskampf
erregte, untergehen; allein bald schwanden seine Kräfte,
es rollte sich wie ein Ballen zusammen, dann kam nach
und nach die weißliche glatte Haut des Bauches anstatt
der schwarzen höckrigen des Rückens zum Vorschein, und
durch eine letzte Anstrengung kam es, die vier Beine in
die Luft gestreckt, an's Land mitten in dem Schilfe, das
am Ufer aufwuchs.

Der Kapitän Pamphilus lud ruhig seine Flinte
wieder, zog sein Messer aus der Tasche, schnitt einen
kleinen Baum von der Größe eines Besenstiels ab, machte
ihn an einem Ende spitz und spaltete ihn am andern
auf, stieß das spitze Ende in den Bauch des Nilpfer-
des, und steckte in das aufgespaltete Ende ein Blatt
aus seiner Schreibtafel, worauf er mit seinem Bleistift
geschrieben hatte:

" An den Koch der Handelsbrigg Roxela-
ne von Seiten des Kapitäns Pamphilus auf
der Jagd an dem Ufer des Bangoflusses.
"

Dann gab er dem Thier einen Fußtritt, und dieses
folgte der Strömung des Wassers und schwamm ruhig
den Fluß hinunter, indem es wie der Mantelsack eines
Reisedieners überschrieben war.

    (Beschluß folgt.)

[Ende Spaltensatz]
7 Conversations=Blatt. 8

[Abbildung] [Beginn Spaltensatz]

ein wilder Elephant, den man in einer Entfernung von
einer Viertelstunde auf einem Hügel sah, hob seinen
Rüssel und rüstete sich zum Kampfe.

„Prrrrru, prrrrru! rief der Kapitän Pamphilus,
als ob er ein Volk Rebhühner wegjagen wollte.

Bei diesem Geräusch erhob sich der Tiger, der bis
dahin liegen geblieben war, und schlug sich mit dem
Schweif in die Seiten; es war ein Königstiger vom
größten Wuchse. Er that einen Sprung, und kam da-
durch dem Jäger zwanzig Fuß näher.

„Hanswurst,“ rief der Kapitän Pamphilus,
„denkst du, ich soll dich in dieser Entfernung schießen
und dir dein Fell verderben? Prrrrru, prrrrru!“

Der Tiger that einen zweiten Sprung und kam
wieder zwanzig Fuß näher; allein in dem Augenblick,
wo er die Erde berührte, ging der Schuß los und die
Kugel drang in sein linkes Auge. Der Tiger kugelte
um wie ein Hase, und war auf der Stelle todt.

Der Kapitän Pamphilus lud ruhig seine Flinte
wieder, zog sein Messer aus der Tasche, kehrte den Ti-
ger auf den Rücken, schnitt ihm die Haut unter dem
Bauche auf, und zog sie ab, wie eine Köchin ein Ka-
ninchen abhäutet. Dann hüllte er sich in den Pelz sei-
nes Schlachtopfers, wie Herkules vor viertausend Jah-
ren in das Fell des nemäischen Löwen, und machte sich
wieder auf die Jagd.

Noch war keine halbe Stunde verflossen, als er
ein großes Rauschen im Wasser des Flusses hörte, an
dessen Ufer er entlang ging. Er lief rasch näher hin-
zu, und überzeugte sich, daß es ein Nilpferd war, das
stromauf ging und von Zeit zu Zeit an die Oberfläche
zum Athemholen emporkam.

„Alle Hagel!“ rief der Kapitän Pamphilus, „da
kann ich für sechs Franken Glaswaren sparen.“ So
viel kosteten in St. Paul de Loanda zwei Ochsen,
[Spaltenumbruch] und der Kapitän Pamphilus war als ein sparsamer
Mann bekannt.

Er folgte daher dem Laufe des Thieres, von den
Luftbläschen geleitet, die auf die Oberfläche des Was-
sers stiegen und es verriethen, und als es seinen unge-
heuern Kopf hervorsteckte, so suchte sich der Jäger den
einzigen verwundbaren Punkt aus, und schoß ihm eine
Kugel ins Ohr. Der Kapitän Pamphilus hätte auf
500 Schritt Achilles in der Ferse getroffen.

Das Unthier drehte sich einige Sekunden wirbelnd
herum, brüllte schrecklich und regte das Wasser mit sei-
nen Beinen auf. Man hätte einen Augenblick denken
sollen, es würde in dem Strudel, den sein Todeskampf
erregte, untergehen; allein bald schwanden seine Kräfte,
es rollte sich wie ein Ballen zusammen, dann kam nach
und nach die weißliche glatte Haut des Bauches anstatt
der schwarzen höckrigen des Rückens zum Vorschein, und
durch eine letzte Anstrengung kam es, die vier Beine in
die Luft gestreckt, an's Land mitten in dem Schilfe, das
am Ufer aufwuchs.

Der Kapitän Pamphilus lud ruhig seine Flinte
wieder, zog sein Messer aus der Tasche, schnitt einen
kleinen Baum von der Größe eines Besenstiels ab, machte
ihn an einem Ende spitz und spaltete ihn am andern
auf, stieß das spitze Ende in den Bauch des Nilpfer-
des, und steckte in das aufgespaltete Ende ein Blatt
aus seiner Schreibtafel, worauf er mit seinem Bleistift
geschrieben hatte:

An den Koch der Handelsbrigg Roxela-
ne von Seiten des Kapitäns Pamphilus auf
der Jagd an dem Ufer des Bangoflusses.

Dann gab er dem Thier einen Fußtritt, und dieses
folgte der Strömung des Wassers und schwamm ruhig
den Fluß hinunter, indem es wie der Mantelsack eines
Reisedieners überschrieben war.

    (Beschluß folgt.)

[Ende Spaltensatz]
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[0004] 7 Conversations=Blatt. 8 [Abbildung] ein wilder Elephant, den man in einer Entfernung von einer Viertelstunde auf einem Hügel sah, hob seinen Rüssel und rüstete sich zum Kampfe. „Prrrrru, prrrrru! rief der Kapitän Pamphilus, als ob er ein Volk Rebhühner wegjagen wollte. Bei diesem Geräusch erhob sich der Tiger, der bis dahin liegen geblieben war, und schlug sich mit dem Schweif in die Seiten; es war ein Königstiger vom größten Wuchse. Er that einen Sprung, und kam da- durch dem Jäger zwanzig Fuß näher. „Hanswurst,“ rief der Kapitän Pamphilus, „denkst du, ich soll dich in dieser Entfernung schießen und dir dein Fell verderben? Prrrrru, prrrrru!“ Der Tiger that einen zweiten Sprung und kam wieder zwanzig Fuß näher; allein in dem Augenblick, wo er die Erde berührte, ging der Schuß los und die Kugel drang in sein linkes Auge. Der Tiger kugelte um wie ein Hase, und war auf der Stelle todt. Der Kapitän Pamphilus lud ruhig seine Flinte wieder, zog sein Messer aus der Tasche, kehrte den Ti- ger auf den Rücken, schnitt ihm die Haut unter dem Bauche auf, und zog sie ab, wie eine Köchin ein Ka- ninchen abhäutet. Dann hüllte er sich in den Pelz sei- nes Schlachtopfers, wie Herkules vor viertausend Jah- ren in das Fell des nemäischen Löwen, und machte sich wieder auf die Jagd. Noch war keine halbe Stunde verflossen, als er ein großes Rauschen im Wasser des Flusses hörte, an dessen Ufer er entlang ging. Er lief rasch näher hin- zu, und überzeugte sich, daß es ein Nilpferd war, das stromauf ging und von Zeit zu Zeit an die Oberfläche zum Athemholen emporkam. „Alle Hagel!“ rief der Kapitän Pamphilus, „da kann ich für sechs Franken Glaswaren sparen.“ So viel kosteten in St. Paul de Loanda zwei Ochsen, und der Kapitän Pamphilus war als ein sparsamer Mann bekannt. Er folgte daher dem Laufe des Thieres, von den Luftbläschen geleitet, die auf die Oberfläche des Was- sers stiegen und es verriethen, und als es seinen unge- heuern Kopf hervorsteckte, so suchte sich der Jäger den einzigen verwundbaren Punkt aus, und schoß ihm eine Kugel ins Ohr. Der Kapitän Pamphilus hätte auf 500 Schritt Achilles in der Ferse getroffen. Das Unthier drehte sich einige Sekunden wirbelnd herum, brüllte schrecklich und regte das Wasser mit sei- nen Beinen auf. Man hätte einen Augenblick denken sollen, es würde in dem Strudel, den sein Todeskampf erregte, untergehen; allein bald schwanden seine Kräfte, es rollte sich wie ein Ballen zusammen, dann kam nach und nach die weißliche glatte Haut des Bauches anstatt der schwarzen höckrigen des Rückens zum Vorschein, und durch eine letzte Anstrengung kam es, die vier Beine in die Luft gestreckt, an's Land mitten in dem Schilfe, das am Ufer aufwuchs. Der Kapitän Pamphilus lud ruhig seine Flinte wieder, zog sein Messer aus der Tasche, schnitt einen kleinen Baum von der Größe eines Besenstiels ab, machte ihn an einem Ende spitz und spaltete ihn am andern auf, stieß das spitze Ende in den Bauch des Nilpfer- des, und steckte in das aufgespaltete Ende ein Blatt aus seiner Schreibtafel, worauf er mit seinem Bleistift geschrieben hatte: „ An den Koch der Handelsbrigg Roxela- ne von Seiten des Kapitäns Pamphilus auf der Jagd an dem Ufer des Bangoflusses. “ Dann gab er dem Thier einen Fußtritt, und dieses folgte der Strömung des Wassers und schwamm ruhig den Fluß hinunter, indem es wie der Mantelsack eines Reisedieners überschrieben war. (Beschluß folgt.)

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Zitationshilfe: Conversations-Blatt zur Unterhaltung und Belehrung für alle Stände. Nr. 1. Burg/Berlin, 1836, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationsblatt01_1836/4>, abgerufen am 23.11.2024.