Die Ehre und Würde eines vernünff- tigen Menschen erfordert nothwendig auch die billig daran hafftende Prädicate und Tituln, womit sie vor andern distin- guiret und beehret werden sollen. Nur wäre zu wünschen, daß sie bey dem Glei- chen, und der löblichen Ordnung blieben, und nicht höhere Tituln begehreten, als ih- nen in der That gehöret und gebühret. Wenn mancher Gast-Wirth vorher mit dem Erbarn zufrieden gewesen, so will er vorjetzo Wol-Ehrenvest und Groß- geacht haben. Kaufleute wollen mit Wol- und Hoch-Edlen Nahmen pran- gen; Schulmeistere auf dem Land prae- tendiren Edel und Hoch-Wolgelahrt, anderer Stände ihre Excessen zu ge- schweigen, die man sich selbsten vorstellen kan. Jn Briefen, Memorialien und schrifftlichen Vorstellungen aber, denen Ständen der Welt Jhre gewöhnliche Prädicate zu geben, will in möglichster Kürze solche mit eingeflsöet haben.
IDem Römischen Kayser.
Allerdurchleuchtigster, Grosmächtig- ster und Unüberwindlichster Kayser etc.
Aller-
B 4
Die Ehre und Wuͤrde eines vernuͤnff- tigen Menſchen erfordert nothwendig auch die billig daran hafftende Praͤdicate und Tituln, womit ſie vor andern diſtin- guiret und beehret werden ſollen. Nur waͤre zu wuͤnſchen, daß ſie bey dem Glei- chen, und der loͤblichen Ordnung blieben, und nicht hoͤhere Tituln begehreten, als ih- nen in der That gehoͤret und gebuͤhret. Wenn mancher Gaſt-Wirth vorher mit dem Erbarn zufrieden geweſen, ſo will er vorjetzo Wol-Ehrenveſt und Groß- geacht haben. Kaufleute wollen mit Wol- und Hoch-Edlen Nahmen pran- gen; Schulmeiſtere auf dem Land præ- tendiren Edel und Hoch-Wolgelahrt, anderer Staͤnde ihre Exceſſen zu ge- ſchweigen, die man ſich ſelbſten vorſtellen kan. Jn Briefen, Memorialien und ſchrifftlichen Vorſtellungen aber, denen Staͤnden der Welt Jhre gewoͤhnliche Praͤdicate zu geben, will in moͤglichſter Kuͤrze ſolche mit eingeflſoͤet haben.
IDem Roͤmiſchen Kayſer.
Allerdurchleuchtigſter, Grosmaͤchtig- ſter und Unuͤberwindlichſter Kayſer ꝛc.
Aller-
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Die Ehre und Wuͤrde eines vernuͤnff-
tigen Menſchen erfordert nothwendig
auch die billig daran hafftende Praͤdicate
und Tituln, womit ſie vor andern diſtin-
guiret und beehret werden ſollen. Nur
waͤre zu wuͤnſchen, daß ſie bey dem Glei-
chen, und der loͤblichen Ordnung blieben,
und nicht hoͤhere Tituln begehreten, als ih-
nen in der That gehoͤret und gebuͤhret.
Wenn mancher Gaſt-Wirth vorher mit
dem Erbarn zufrieden geweſen, ſo will er
vorjetzo Wol-Ehrenveſt und Groß-
geacht haben. Kaufleute wollen mit
Wol- und Hoch-Edlen Nahmen pran-
gen; Schulmeiſtere auf dem Land præ-
tendiren Edel und Hoch-Wolgelahrt,
anderer Staͤnde ihre Exceſſen zu ge-
ſchweigen, die man ſich ſelbſten vorſtellen
kan. Jn Briefen, Memorialien und
ſchrifftlichen Vorſtellungen aber, denen
Staͤnden der Welt Jhre gewoͤhnliche
Praͤdicate zu geben, will in moͤglichſter
Kuͤrze ſolche mit eingeflſoͤet haben.
I Dem Roͤmiſchen Kayſer.
Allerdurchleuchtigſter, Grosmaͤchtig-
ſter und Unuͤberwindlichſter Kayſer ꝛc.
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[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/37>, abgerufen am 16.02.2025.
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