Entschuldigte sich der Geladene, daß er unmöglich erscheinen könte; so könte er statt des Versprechens nur sagen: Er bedaure nur, daß er seiner vielen und wichtigen Geschäffte halber solcher Ehre nicht theilhafftig werden könne. Er wün- sche jedoch zu diesem Ehlichen Verbind- nüs allen gedeyhlich- und erfreulichen Segen GOttes, und bitte gegen die hochwerthe Verlobte seine Dienftfreund- liche Begrüßung zu vermeldten: statte auch zugleich dem Hochzeit-Bitter seinen Danck ab, vor die gehabte Bemühung.
Wer sich entschuldigen will, mag wol zusehen, daß er solche Ursachen darzu vorwende, daß sie einen Schein der pu- ren Unmöglichkeit haben: Dergleichen sind wichtige Amts-Verrichtungen, ho- he Trauer, und unumgängliche Reisen, wie auch gefährliche Kranckheiten der Seinigen, welche keinen frölichen Ge- dancken erlauben, wenn sie uns zumal nahe ans Herz gehen; oder auch end- lich mit seiner eigenen Unpäßlichkeit. Jener entschuldigte sich aufs beste mit
der
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Entſchuldigte ſich der Geladene, daß er unmoͤglich erſcheinen koͤnte; ſo koͤnte er ſtatt des Verſprechens nur ſagen: Er bedaure nur, daß er ſeiner vielen und wichtigen Geſchaͤffte halber ſolcher Ehre nicht theilhafftig werden koͤnne. Er wuͤn- ſche jedoch zu dieſem Ehlichen Verbind- nuͤs allen gedeyhlich- und erfreulichen Segen GOttes, und bitte gegen die hochwerthe Verlobte ſeine Dienftfreund- liche Begruͤßung zu vermeldten: ſtatte auch zugleich dem Hochzeit-Bitter ſeinen Danck ab, vor die gehabte Bemuͤhung.
Wer ſich entſchuldigen will, mag wol zuſehen, daß er ſolche Urſachen darzu vorwende, daß ſie einen Schein der pu- ren Unmoͤglichkeit haben: Dergleichen ſind wichtige Amts-Verrichtungen, ho- he Trauer, und unumgaͤngliche Reiſen, wie auch gefaͤhrliche Kranckheiten der Seinigen, welche keinen froͤlichen Ge- dancken erlauben, wenn ſie uns zumal nahe ans Herz gehen; oder auch end- lich mit ſeiner eigenen Unpaͤßlichkeit. Jener entſchuldigte ſich aufs beſte mit
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Entſchuldigte ſich der Geladene, daß
er unmoͤglich erſcheinen koͤnte; ſo koͤnte
er ſtatt des Verſprechens nur ſagen:
Er bedaure nur, daß er ſeiner vielen und
wichtigen Geſchaͤffte halber ſolcher Ehre
nicht theilhafftig werden koͤnne. Er wuͤn-
ſche jedoch zu dieſem Ehlichen Verbind-
nuͤs allen gedeyhlich- und erfreulichen
Segen GOttes, und bitte gegen die
hochwerthe Verlobte ſeine Dienftfreund-
liche Begruͤßung zu vermeldten: ſtatte
auch zugleich dem Hochzeit-Bitter ſeinen
Danck ab, vor die gehabte Bemuͤhung.
Wer ſich entſchuldigen will, mag wol
zuſehen, daß er ſolche Urſachen darzu
vorwende, daß ſie einen Schein der pu-
ren Unmoͤglichkeit haben: Dergleichen
ſind wichtige Amts-Verrichtungen, ho-
he Trauer, und unumgaͤngliche Reiſen,
wie auch gefaͤhrliche Kranckheiten der
Seinigen, welche keinen froͤlichen Ge-
dancken erlauben, wenn ſie uns zumal
nahe ans Herz gehen; oder auch end-
lich mit ſeiner eigenen Unpaͤßlichkeit.
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[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/107>, abgerufen am 22.07.2024.
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