gen zusamm geschnüret und darauf ge- fastet hätte. Viele essen aber fast gar nichts, sondern sammlen die Stücken der aufgetragenen Gerichten alle auf ei- nen Hauffen, und binden solche endlich in grosse ungeheure Bündel, womit sie auf ihrem Teller prangen, und für den- selben fast nicht mehr über die Tafel se- hen können: Bey denen blitzet der Geitz durch die Finger, daß sie ihr Geld nicht vergebens ausgeben, sondern Sich und die Jhrigen, die ganze Woche durch von dem kalten Essen nähren und erhalten wollen.
Ein höflicher Mensch, wenn er bey Hochzeiten im Trunck mehr, und über seine Gewohnheit, gethan, wird seinen Weg bald nach Hause nehmen, und sich nicht durch mehrers Trincken, oder viel- mehr Sauffen, so beschwehren und über- laden, daß ers, wie ein Hund, müsse wieder von sich geben: Da hingegen viele dabey sitzen und schwitzen, daß ih- nen die Tropfen über die Stirn in die Gläser rinnen, schreyen und s. v. speyen, daß sie jederman zur Last und Beschwehr-
lich-
gen zuſamm geſchnuͤret und darauf ge- faſtet haͤtte. Viele eſſen aber faſt gar nichts, ſondern ſammlen die Stuͤcken der aufgetragenen Gerichten alle auf ei- nen Hauffen, und binden ſolche endlich in groſſe ungeheure Buͤndel, womit ſie auf ihrem Teller prangen, und fuͤr den- ſelben faſt nicht mehr uͤber die Tafel ſe- hen koͤnnen: Bey denen blitzet der Geitz durch die Finger, daß ſie ihr Geld nicht vergebens ausgeben, ſondern Sich und die Jhrigen, die ganze Woche durch von dem kalten Eſſen naͤhren und erhalten wollen.
Ein hoͤflicher Menſch, wenn er bey Hochzeiten im Trunck mehr, und uͤber ſeine Gewohnheit, gethan, wird ſeinen Weg bald nach Hauſe nehmen, und ſich nicht durch mehrers Trincken, oder viel- mehr Sauffen, ſo beſchwehren und uͤber- laden, daß ers, wie ein Hund, muͤſſe wieder von ſich geben: Da hingegen viele dabey ſitzen und ſchwitzen, daß ih- nen die Tropfen uͤber die Stirn in die Glaͤſer rinnen, ſchreyen und ſ. v. ſpeyen, daß ſie jederman zur Laſt und Beſchwehr-
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gen zuſamm geſchnuͤret und darauf ge-
faſtet haͤtte. Viele eſſen aber faſt gar
nichts, ſondern ſammlen die Stuͤcken
der aufgetragenen Gerichten alle auf ei-
nen Hauffen, und binden ſolche endlich
in groſſe ungeheure Buͤndel, womit ſie
auf ihrem Teller prangen, und fuͤr den-
ſelben faſt nicht mehr uͤber die Tafel ſe-
hen koͤnnen: Bey denen blitzet der Geitz
durch die Finger, daß ſie ihr Geld nicht
vergebens ausgeben, ſondern Sich und
die Jhrigen, die ganze Woche durch von
dem kalten Eſſen naͤhren und erhalten
wollen.
Ein hoͤflicher Menſch, wenn er bey
Hochzeiten im Trunck mehr, und uͤber
ſeine Gewohnheit, gethan, wird ſeinen
Weg bald nach Hauſe nehmen, und ſich
nicht durch mehrers Trincken, oder viel-
mehr Sauffen, ſo beſchwehren und uͤber-
laden, daß ers, wie ein Hund, muͤſſe
wieder von ſich geben: Da hingegen
viele dabey ſitzen und ſchwitzen, daß ih-
nen die Tropfen uͤber die Stirn in die
Glaͤſer rinnen, ſchreyen und ſ. v. ſpeyen,
daß ſie jederman zur Laſt und Beſchwehr-
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[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/100>, abgerufen am 22.07.2024.
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