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Berlinische Privilegierte Zeitung. Nr. 55. Berlin, 7. Mai 1737.

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sich so lange allhier aufhalten, bis ihn ein anderer ordentli-
cher Gesandte ablösen wird. Der Spanische Gesandte, Graf
von Fuenclara hat nicht allein sein Qvartier auf drei Jahre
in Bestand genommen, sondern auch einen nicht weit von
der Favoritta gelegenen Garten gemietet, daher man urtei-
len will, daß dieser Minister gute Hofnung haben müsse, das
unterhabende Heirats=Geschäffte zu einem glüklichen
Ende zu bringen. Man saget daß der Graf von Gallasch zu
der Gesandschafft nach Rom in Vorschlag gekommen sey, wel-
cher sich aber noch nicht darzu entschlüssen können. Von
Waizen in Ober=Ungarn ist die betrübte Nachricht eingelauf-
fen, daß den dritten dieses Nachmittages um zwei Uhr bei ei-
nem starken Winde in einem Stalle Feuer ausgekommen,
wodurch in etlichen Stunden 32. Häuser in die Asche geleget
worden, daß die zur selbigen Zeit auf dem Felde und in dem
Wein=Gärten befindliche Leute bei der durch den Wind ver-
mehrten Flamme als sie zurük kommen ihre Häuser und ande-
re Haabseeligkeit schon meistens in der Asche angetroffen ha-
ben.

Warschau, den 25. April.

Am sechzehenten ist der Herr Bischoff von Posen,
und der Herr General=Major Graf von Flemming
allhier angekommen. Von Smila vernimmt man
untern 29. vorigen Monats, daß in selbiger Gegend bis da-
hin alles ruhig und stille gewesen: weil man sich aber gleich-
wohl von denen Tartarn unter dem Vorwande ihrer Zer-
streuung eines Einfalls in unsere Gränzen besorget, so hätten
unsere Vor=und Feld=Wachten auf guter Hut seyn müssen.
Ausser dem hätte man sichere Nachricht, daß die Tartarn die
Rußischen Gränzen völlig wieder verlassen hätten. Jnglei-
chen ist von den streiffenden Haidamaken auch nichts mehr zu
hören, da einige von den Tartarn in die Pfanne gehauen
worden, die andern aber sich in die zur Siecz gehörigen
Steppen verstekket. Aus Lisianka wird von 1. dieses berich-
tet, daß zu Babadaghi die Conferenzien mit den auswärti-
gen Ministern bisher annoch fortgedauert der Groß=Vezier
aber habe in Begriff gestanden, mit dem grösten Teil der Ar-
mee nach Bender aufzubrechen, welches auch mit andern
Briefen bekräfftiget wird. Briefe von Lectizew unter 2. die-

sich so lange allhier aufhalten, bis ihn ein anderer ordentli-
cher Gesandte ablösen wird. Der Spanische Gesandte, Graf
von Fuenclara hat nicht allein sein Qvartier auf drei Jahre
in Bestand genommen, sondern auch einen nicht weit von
der Favoritta gelegenen Garten gemietet, daher man urtei-
len will, daß dieser Minister gute Hofnung haben müsse, das
unterhabende Heirats=Geschäffte zu einem glüklichen
Ende zu bringen. Man saget daß der Graf von Gallasch zu
der Gesandschafft nach Rom in Vorschlag gekommen sey, wel-
cher sich aber noch nicht darzu entschlüssen können. Von
Waizen in Ober=Ungarn ist die betrübte Nachricht eingelauf-
fen, daß den dritten dieses Nachmittages um zwei Uhr bei ei-
nem starken Winde in einem Stalle Feuer ausgekommen,
wodurch in etlichen Stunden 32. Häuser in die Asche geleget
worden, daß die zur selbigen Zeit auf dem Felde und in dem
Wein=Gärten befindliche Leute bei der durch den Wind ver-
mehrten Flamme als sie zurük kommen ihre Häuser und ande-
re Haabseeligkeit schon meistens in der Asche angetroffen ha-
ben.

Warschau, den 25. April.

Am sechzehenten ist der Herr Bischoff von Posen,
und der Herr General=Major Graf von Flemming
allhier angekommen. Von Smila vernimmt man
untern 29. vorigen Monats, daß in selbiger Gegend bis da-
hin alles ruhig und stille gewesen: weil man sich aber gleich-
wohl von denen Tartarn unter dem Vorwande ihrer Zer-
streuung eines Einfalls in unsere Gränzen besorget, so hätten
unsere Vor=und Feld=Wachten auf guter Hut seyn müssen.
Ausser dem hätte man sichere Nachricht, daß die Tartarn die
Rußischen Gränzen völlig wieder verlassen hätten. Jnglei-
chen ist von den streiffenden Haidamaken auch nichts mehr zu
hören, da einige von den Tartarn in die Pfanne gehauen
worden, die andern aber sich in die zur Siecz gehörigen
Steppen verstekket. Aus Lisianka wird von 1. dieses berich-
tet, daß zu Babadaghi die Conferenzien mit den auswärti-
gen Ministern bisher annoch fortgedauert der Groß=Vezier
aber habe in Begriff gestanden, mit dem grösten Teil der Ar-
mee nach Bender aufzubrechen, welches auch mit andern
Briefen bekräfftiget wird. Briefe von Lectizew unter 2. die-

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Zitationshilfe: Berlinische Privilegierte Zeitung. Nr. 55. Berlin, 7. Mai 1737, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlinpz55_1737/6>, abgerufen am 24.08.2024.