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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 31. Berlin, 8. September 1740.

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[Beginn Spaltensatz] denstractat fest setzet, und da man gerne die Zeit abwar-
ten will, welche zu Wiederherstellung seiner Gesundheit
erfordert wird: So wird man auch von Kaiserlicher
Seite niemals von seinen Rechten abweichen, wie man
denn die endliche und schriftliche Erklärung, davon oben
Erwehnung geschehen, noch einmal verlangt, damit
man auf allem Fall das nöthige zu verfügen nicht aufge-
halten werde.

Lissabon, vom 2. August.

Nachdem der Hof einen Curier von Madrid erhal-
ten, welcher ihm den Hintritt der ersten verwittweten
Königin von Spanien gemeldet, so hat der Staatssecre-
tarius denselben zugleich durch geschriebene Zettel den Mi-
nistern gemeldet, welche denn auch verwichenen Sonnabend
nebst dem Hofe die Trauer auf 2 Monathe anlegten. Ver-
schiedene Kaufleute sind nach Biscaja gereiset, sich mit eng-
lischen Wahren zu versehen, die daselbst von den spanischen
Kapern um den dritten Theil unter dem Werthe verkauft
werden. Ob der französische Gesandte Herr Chavigny mit
seinen Vorschlägen gegenwärtig mehr Gehör findet, als
im Anfange, davon ist noch nichts zu sagen.

Madrit, vom 15 August.

Man glaubt hier ganz fest, daß die Flotte, welche den
Hafen von Ferrol verlassen hat, nach America gehet,
und man sagt, daß sich 3 grosse Schiffe davon loßreissen
sollen, um nach einem andern Orte zu gehen. Die
3000 Mann, welche diese Flotte am Bord hat, befinden
sich theils auf den Kriegsschiffen, theils auf den Trans-
portschiffen, die zu St. Sebastian ausgerüstet worden.

Londen, vom 26. August.

Gestern gieng der Staatssecretarius, der Herzog von
Newcastle nach seinen Landgute, woselbst er sich 14. Ta-
ge aufhalten wird. Die Admiralität ist versammlet ge-
wesen, und hat dem Chef Anson die letztern Verordnun-
gen zugefertigt, so ist auch noch von derselben das Kriegs-
schiff, Rossan von 70. Canonen in Commission gegeben
worden. Die beyden Regimenter Jnfanterie Whe-
tham und Handasyde, welche die schönsten auf der gan-
zen Jnsel sind, haben Befehl erhalten, sich nach Porths-
mouth zu begeben. Man sagt, daß dort schon einige
Transport= Schiffe bereit liegen, welche sie dem Admi-
ral Norris zur Verstärkung bringen sollen.

Neapolts, vom 12. August

Der Hof hat für die verstorbene Königin von Spa-
nien auf 6. Monath die Trauer angelegt. Der päpst-
[Spaltenumbruch] liche Nuntius, der französische Gesandte, und alle Prä-
sidenten von unsern verschiedenen Tribunalien sind ein-
geladen worden, der bevorstehenden Niederkunft der
Königin beyzuwohnen. Man macht die kostbaren Stof-
fe von Gold und Silber, und die andern Geschenke zu-
recht, welche der neue Gesandte dem Grossultan über-
bringen soll. Der König hat die Marquise von Saint
Marc Sfroza Cavaniglia zur Hofmeisterin des Prinzen
oder der Prinzessin ernannt, womit die Königin nieder
kommen dürfte, und diese Dame hat bereits auf dem
Schlosse, von dem Zimmer Besitz genommen, welches
der Graf von San Esteran ehedem bewohnte. Man
sagt, daß die Herzogin von Dura zur Unterhofmeisterin
erkläret werden wird. Der König läßt in einigen Klö-
stern in Rom eine grosse Menge Blumen verfertigen,
welche auch noch dienen sollen, die Geschenke für den
Grossultan zu vermehren.

Rom, vom 18. August.

Wir haben zwar neulich schon etwas von dem neuen
Papste erwehnet, wir wollen ihn aber heute unsern Lesern
noch etwas näher bekannt machen. Benedictus XIV ist 65
Jahre alt, dem Ansehen nach aber hält man ihn für
einen Fünfziger. Seine Gesundheit ist von so guter Be-
schaffenheit, daß man ihm ein hohes Alter verspricht, und
er unterstützt dieselbe durch seine ordentliche Lebensart.
Er ist nicht groß von Person, aber wohl gebildet, und sei-
ne eigenen braunen Haare, in welchen sich aber gegen-
wärtig einige graue sehen lassen, geben ihm ein gutes
Ansehen. Er gehet, nach der Gewonheit von Jtalien
spät zu Bette, er stehet aber dem ungeachtet um 4 Uhr
auf, und studiret bis gegen 6 oder 7. Hierauf pflegte er
sonst Audienz zu geben, dem Gottesdienste beyzuwohnen,
oder andere Geschäfte vorzunehmen, oder zu Fusse auszu-
gehen. Seine Tafel war immer mässig, aber sehr wohl ein-
gerichtet, und nach gehaltenem Mittagsmahle pflegte er
immer einen Spatziergang entweder zu Fusse, oder in sei-
nem Wagen vorzunehmen. Ausser dem Werke von der
Canonisation, dessen wir neulich erwehnet, hat er auch seit
einigen Jahren sich bemühet, novas Institutiones Juris Ca-
nonici
zu entwerfen, welche gegenwärtig um so viel nützli-
cher werden können, da er im Stande ist, sie überall
gültig zu machen, und sie an die Stelle so vieler elenden
Werke zu setzen, mit welchen die Schulen angefüllt sind.
Er ist frey, offenherzig, leutselig, gefällig, freygebig,
von grosser Einsicht, ein aufrichtiger und treuer Freund,
beständig in seinen Entschliessungen und über die Vor-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] denstractat fest setzet, und da man gerne die Zeit abwar-
ten will, welche zu Wiederherstellung seiner Gesundheit
erfordert wird: So wird man auch von Kaiserlicher
Seite niemals von seinen Rechten abweichen, wie man
denn die endliche und schriftliche Erklärung, davon oben
Erwehnung geschehen, noch einmal verlangt, damit
man auf allem Fall das nöthige zu verfügen nicht aufge-
halten werde.

Lissabon, vom 2. August.

Nachdem der Hof einen Curier von Madrid erhal-
ten, welcher ihm den Hintritt der ersten verwittweten
Königin von Spanien gemeldet, so hat der Staatssecre-
tarius denselben zugleich durch geschriebene Zettel den Mi-
nistern gemeldet, welche denn auch verwichenen Son̄abend
nebst dem Hofe die Trauer auf 2 Monathe anlegten. Ver-
schiedene Kaufleute sind nach Biscaja gereiset, sich mit eng-
lischen Wahren zu versehen, die daselbst von den spanischen
Kapern um den dritten Theil unter dem Werthe verkauft
werden. Ob der französische Gesandte Herr Chavigny mit
seinen Vorschlägen gegenwärtig mehr Gehör findet, als
im Anfange, davon ist noch nichts zu sagen.

Madrit, vom 15 August.

Man glaubt hier ganz fest, daß die Flotte, welche den
Hafen von Ferrol verlassen hat, nach America gehet,
und man sagt, daß sich 3 grosse Schiffe davon loßreissen
sollen, um nach einem andern Orte zu gehen. Die
3000 Mann, welche diese Flotte am Bord hat, befinden
sich theils auf den Kriegsschiffen, theils auf den Trans-
portschiffen, die zu St. Sebastian ausgerüstet worden.

Londen, vom 26. August.

Gestern gieng der Staatssecretarius, der Herzog von
Newcastle nach seinen Landgute, woselbst er sich 14. Ta-
ge aufhalten wird. Die Admiralität ist versammlet ge-
wesen, und hat dem Chef Anson die letztern Verordnun-
gen zugefertigt, so ist auch noch von derselben das Kriegs-
schiff, Rossan von 70. Canonen in Commission gegeben
worden. Die beyden Regimenter Jnfanterie Whe-
tham und Handasyde, welche die schönsten auf der gan-
zen Jnsel sind, haben Befehl erhalten, sich nach Porths-
mouth zu begeben. Man sagt, daß dort schon einige
Transport= Schiffe bereit liegen, welche sie dem Admi-
ral Norris zur Verstärkung bringen sollen.

Neapolts, vom 12. August

Der Hof hat für die verstorbene Königin von Spa-
nien auf 6. Monath die Trauer angelegt. Der päpst-
[Spaltenumbruch] liche Nuntius, der französische Gesandte, und alle Prä-
sidenten von unsern verschiedenen Tribunalien sind ein-
geladen worden, der bevorstehenden Niederkunft der
Königin beyzuwohnen. Man macht die kostbaren Stof-
fe von Gold und Silber, und die andern Geschenke zu-
recht, welche der neue Gesandte dem Grossultan über-
bringen soll. Der König hat die Marquise von Saint
Marc Sfroza Cavaniglia zur Hofmeisterin des Prinzen
oder der Prinzessin ernannt, womit die Königin nieder
kommen dürfte, und diese Dame hat bereits auf dem
Schlosse, von dem Zimmer Besitz genommen, welches
der Graf von San Esteran ehedem bewohnte. Man
sagt, daß die Herzogin von Dura zur Unterhofmeisterin
erkläret werden wird. Der König läßt in einigen Klö-
stern in Rom eine grosse Menge Blumen verfertigen,
welche auch noch dienen sollen, die Geschenke für den
Grossultan zu vermehren.

Rom, vom 18. August.

Wir haben zwar neulich schon etwas von dem neuen
Papste erwehnet, wir wollen ihn aber heute unsern Lesern
noch etwas näher bekan̄t machen. Benedictus XIV ist 65
Jahre alt, dem Ansehen nach aber hält man ihn für
einen Fünfziger. Seine Gesundheit ist von so guter Be-
schaffenheit, daß man ihm ein hohes Alter verspricht, und
er unterstützt dieselbe durch seine ordentliche Lebensart.
Er ist nicht groß von Person, aber wohl gebildet, und sei-
ne eigenen braunen Haare, in welchen sich aber gegen-
wärtig einige graue sehen lassen, geben ihm ein gutes
Ansehen. Er gehet, nach der Gewonheit von Jtalien
spät zu Bette, er stehet aber dem ungeachtet um 4 Uhr
auf, und studiret bis gegen 6 oder 7. Hierauf pflegte er
sonst Audienz zu geben, dem Gottesdienste beyzuwohnen,
oder andere Geschäfte vorzunehmen, oder zu Fusse auszu-
gehen. Seine Tafel war immer mässig, aber sehr wohl ein-
gerichtet, und nach gehaltenem Mittagsmahle pflegte er
immer einen Spatziergang entweder zu Fusse, oder in sei-
nem Wagen vorzunehmen. Ausser dem Werke von der
Canonisation, dessen wir neulich erwehnet, hat er auch seit
einigen Jahren sich bemühet, novas Inſtitutiones Juris Ca-
nonici
zu entwerfen, welche gegenwärtig um so viel nützli-
cher werden können, da er im Stande ist, sie überall
gültig zu machen, und sie an die Stelle so vieler elenden
Werke zu setzen, mit welchen die Schulen angefüllt sind.
Er ist frey, offenherzig, leutselig, gefällig, freygebig,
von grosser Einsicht, ein aufrichtiger und treuer Freund,
beständig in seinen Entschliessungen und über die Vor-
[Ende Spaltensatz]

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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 31. Berlin, 8. September 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin031_1740/2>, abgerufen am 04.12.2024.