Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Bayerische Presse. Nr. 270. Würzburg, 11. November 1850.

Bild:
<< vorherige Seite
letzte Seite

[Spaltenumbruch] end dessen Minderjährigkeit wuchs das Kapital
ergestalt, daß Ledru=Rollin bei seiner Mündig-
werdung eine Jahresrente von fast 100,000 Frs.
bezog. Sein Reichthum verschaffte ihn zuerst Kredit
bei der republikanischen Partei. Doch seine Be-
theiligung an der "Reforme" kostete ihm große
Summen, wofür er aber auch in der Februar-
Revolution Mann des Volkes und Mitglied der
provisorischen Regierung wurde. Der Geist seines
magischen Großvaters lebt in ihm fort; nur mit dem
Unterschiede, daß Ledru=Rollin's Escamotage sich
nicht damit begnügt, das Geld aus den Taschen
verschwinden zu machen, sondern um Krone und
Zepter spielt. Bekanntlich hat er viele Einge-
weihte bei seinen politischen Kunststücken: daher
das Ueberraschende derselben, manchmal zu seiner
eigenen unangenehmen Ueberraschung, wie am 13.
Juni 1849.

Neuestes.

* Würzburg, 11. Nov. Wie wir so eben
aus sicherer Quelle vernehmen, wird in Brückenau
ein großes Spital für sämmtliche Bundestruppen
errichtet, und sind die dazu gehörigen Vorberei-
tungen schon getroffen.

§ Kitzingen, 8. Nov. Heute wollte der in
der hiesigen Mainmühle beschäftigte Müllergeselle
Wolfgang Ebert das Wehrloch an der Main-
mühle öffnen, während dessen derselbe aus den
von den Fluthen des Maines ergriffenen Kahn
fiel, und ertrunken ist. Die Leiche des Verun-
glückten wurde noch am nehmlichen Tage aus dem
Maine gezogen.

Ochsenfurt, 8. Sept. Heute Abend 6
Uhr wurden der Ortsnachbar Peter Lehrmann und
dessen Ehefrau von Kleinochsenfurt todt in ihrem
Keller aufgefunden. Nach ärzlichem Gutachten ha-
ben Beide den Erstickungstod erlitten, und zwar
in Folge der Ausdünstung von ungefähr 80 Ei-
mern neuen Mostes, welche sie in ihrem verhält-
nißmäßig kleinen Keller aufbewahrt haben.

Landau, 8. Nov. Von heute an werden die
Thore wieder zur selben Zeit wie früher geöffnet
und geschlossen.

Frankfurt, 7. Nov. Dem General v. Schre-
ckenstein in Baden ist gestern von Berlin aus der
Befehl geworden, alle Streitkräfte zu concentriren
und mit denselben eine Stellung zwischen der Murg
und dem Neckar einzunehmen. Es dürften sich auf
diese Anordnung diejenigen Nachrichten zurückführen
lassen, welche die vollständige Zurückziehung der
preußischen Truppen aus dem Großherzogthum
Baden betreffen. Selbst die beiden Schwadronen
vom 6. Ulanen=Regiment, welche, wie man von
hier gemeldet, bereits vor mehreren Tagen um
Frankfurt hinweg nach nassanischen Ortschaften in
der Nähe abmarschirt sein sollten, befinden sich
zur Zeit noch in Baden. Die großh. hessische
Regierung scheint sich jetzt ziemlich entschieden den
Kämpfen für den Bundestag beigesellen zu wol-
len, da wir kurz vor Postschluß erfahren, daß sie
ihre Zustimmung zu der Aufstellung eines öster-
reichischen Korps am linken Mainufer in und um
Seligenstadt ertheilt hat. Diese Abtheilung wird
aus den beiden Jnfanterie=Regimentern Benedeck
und Wellington und dem Regiment Chevauxlegers
Windischgrätz nebst einer Batterie bestehen. Die
Truppen sind im schleunigsten Anmarsch und wer-
den am Sonntage Seligenstadt erreicht haben.

   

Frankfurt, 8. Nov. Die heutige Börse bot
einen wo möglich noch trüberen Anblick dar, als
die gestrige. Man hatte Nachricht von einem
Rückgange der preußischen Staatsschuldscheine um
neun Procent, und eine solche beispiellose Erschüt-
terung der sonst so festen berliner Börse, noch ehe
ein Kanonenschuß gefallen, war allerdings geeig-
net, große Bestürzung hervorzurufen.

Karlsruhe, 8. Nov. Vorgestern erschienen in
der Commission, welche von der zweiten Kammer
zur Prüfung der Uebereinkunft mit Preußen nie-
dergesetzt worden, Staatsminister v. Rüdt, Staats-
[Spaltenumbruch] rath Regenauer und Oberst v. Roggenbach. Die-
selben machten folgende Mittheilung; Preußen
hat seine Entschädigungsforderung von 2,600,000
Thl. vorläufig auf 1,870,000 Thlr. herabgesetzt.
und sich bereit erklärt, die Zollgefälle frei zu ge-
ben, falls Baden die Forderung in der ewähnten
Größe anerkenne.

   

Karlsruhe, 8. Nov. Die Commission, welche
von der zweiten Kammer zur Prüfung des Bünd-
nisses mit Preußen niedergesetzt wurde, hat vor-
gestern eine Sitzung gehabt, in der die Ansicht,
daß Baden unter allen Verhältnissen das Bünd-
niß aufrecht erhalten müsse, durchdrang und eine
dahin zielende Adresse an den Großherzog beschlos-
sen wurde, deren Wortlaut wir morgen mittheilen
werden.

Mannheim, 8. Nov. So eben vernehmen
wir, daß der kgl. preußische Generalstab hierher
verlegt wird.

   

Wiesbaden, 8. Aov. Unsere Beurlaubten sind
einberufen. Die Mobilmachung unseres Kontin-
gents erfolgt; auch Pferde=Ankäufe werden dem
Vernehmen nach vorgenommen.

   

London, 3. Nov. ( Fortsetzung. ) Man will
bemerkt haben, daß die Tory=Presse in den Pro-
vinzen im Allgemeinen die Sache mit weniger
Heftigkeit bespricht, als die Whig= und "liberalen"
Blätter. -- Die heutigen "Times" haben eine
eigene Rubrik: "Proteste gegen Papismus". Da-
rin lesen wir erst von einem "Meeting der Pfarr-
genossen von St. Anna" ( es waren aber nur 60
bis 70 Personen, Anglicaner und Dissenter aller
Art, anwesend, -- der Bericht füllt1 1 / 2 Spal-
ten ) . Wie dort polemisirt wurde, zeigt die Aeuße-
rung eines Jndependenten=Predigers ( Bailey heißt
der Lügner ) , nach "römischer Moral" sei Ehebruch
und Mord zum Nutzen der Kirche keine Sünde,
wie er selbst bei Lignori gelesen habe. Dann folgt
ein Bericht über die Audienz der Deputation des
Clerus der City bei dem Bischof von London.
Jn Liverpool hat eine Deputation von Geistlichen
und Laien der Stadt und Nachbarschaft eine " De-
monstration " beantragt, in Leeds der Dechant ein
Meeting der Geistlichkeit berufen, zu Glocester
der "kirchliche Verein" einen puseyitisch motivirten
Protest erlassen ec. Die "Exeter Flying Post"
bringt ein Schreiben R. W. Grey's, worin im
Auftrage Lord J. Russell's erklärt wird, die Er-
richtung der päpstlichen Bisthümer sei ohne Sanc-
tion und Billigung des Ministeriums geschehen,
und Lord Minto sei zu Rom wegen dieser Maß-
regel nie befragt worden und habe sie nie gebil-
ligt ( demnach hätte der heil. Vater oder Lord
Minto oder sonst Jemand gelogen ) . -- Jn einer
andern Spalte gibt sich der Bischof Ullathorne
von Birmingham noch einmal Mühe, die ergrimm-
ten Fanatiker über einzelne Punkte aufzuklären:
solche Stimmen verhallen aber in dem allgemei-
nen Geschrei. Es ist ein trauriger Anblick, in
einem "freien" Lande solche Jntoleranz und bei
dem "denkenden" englischen Volke solche verkehrte
Auffassung der einfachsten Sachen zu finden.

   

London, 5. Nov. Die ganze Demontration
am heutigen Guy Fawk's=Tag bestand in etwas
lebhafteren Bethätigungen der Straßenjugend, als
in den früheren Jahren. Unter andern sah man
einen Aufzug mit einem Esel, der einen Cardi-
nalshut trug, und auf welchem ein lächerlich mas-
kirter Bursche mit der Tiara saß; voraus zogen
Jungen in allerlei geistlichem Mummenschanz.
Der Zug bewegte sich unter großem Volksbeifall
nach der Börse, wo er von den Jobbers bewirthet
wurde. ( Welches Geschrei würde man in London
erheben, wenn man in Dublin oder Rom die
Würdenträger der anglicanischen Kirche in dieser
pöbelhaften Weise zum Gegenstande öffentlichen
Spottes machte! )

Paris, 8. Nov. General Lamoriciere zeigt
der Permanenz = Commission ein Mord = Complot
von Mitgliedern der Gesellschaft des zehnten De-
cember gegen Dupin und Changarnier an; der
Minister Baroche, darüber von Faucher, Monet
[Spaltenumbruch] und Bazet interpellirt, stellt das Complot in Ab-
rede. Auf den Antrag des Staatsrathes und
des Ministers Baroche hat der Präsident der Re-
publik die Gesellschaft des zehnten Dezember durch
ein Decret aufgelöst. Einem Gerüchte zufolge
billigt Frankreich die bundestäglichliche Besetzung
Kurhessens.

T. D. 1 ) Berlin, 8. Nov. ( verspätet ) . Die
ministerielle "Deutsche Reform" berichtet das
Folgende: Die kgl. Regierung rüstet nur debhalb
ernstlich, um die Erhaltung eines ehrenhaften Frie-
dens wo irgend möglich noch zu erzielen. Die
Antwort des k. k. öster. Cabinets ist heute einge-
gangen. Das Staatsministerium befindet sich über
dieselbe in Berathung. Ein entscheidender Be-
schluß wird erst unter dem Vorsitz Sr. Maj. des
Königs und nach der Ankunft des Grafen von
Bernstorff, welcher durch Unwohlsein behindert
wird, gefaßt werden. -- Jm Königreich Sachsen
ist die Einberufung der Reserven nicht eingestellt
worden.

   

2 ) Wien, 9. Nov. Die Lage ist höchst kri-
tisch. Oesterreich fordert das unbedingte Preis-
geben der Union und die Anerkennung des Bun-
destags. Die desfallsige Note ist bereits zu Ber-
lin, aber die Entscheidung wurde bis zu Bernstorfs
Ankunft verschoben. Die Wiener Blätter zwei-
feln an der Erhaltung des Friedens, obwohl die
"Deutsche Ref." diesfalls noch Hoffnung hatte.

   


Verantwortlicher Redakteur u. Verleger:
Franz v. Faber.



Frankfurter Cours.
Den 10. November 1850.
Geld.Papier.
Oesterreich Bankaktien......10301051
   "   5% Metallique....73 1 / 274
   "   4%   "   ....----
   "   3%   "   ....----
   "   2 1 / 2 %   "   ....39--
   "   4 1 / 2 % Bethmann...----
   "   4%   "   ... ----
   "   fl. 250 Loose v. J. 1839.9293
   "   "   500   "   "   1834.144146
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine.----
   "   Tthl. 50 Prämien Scheine.----
Bayern3 1 / 2 % Obligationen... ----
   "   4%   "   .... ----
   "   5%   "   ....----
Württemberg3 1 / 4 % "   ....--79 1 / 2
   "   4 1 / 2    "   ....9393 1 / 2
Baden3 1 / 2 %   "   ....----
   "   fl. 35 Loose   ......30 1 / 830 5 / 8
   "   "   50   "   ......--51
Nassau fl. 25 "   ...... 2525
Hessen Darmst. fl. 50 Loose   ...73 1 / 274 1 / 2
   "   "   "   25   "   ...2727 1 / 2
Polen fl. 300   "   ...----
Sardinien Fcs. 36   "   ...3233
Jnteressant für den Lehrerstand!

Wir besitzen einige Hundert Exemplare
von der

Erklärung des Würzburger Diöcesan-
Katechismus für Schullehrer, heraus-
gegeben von Pfarrer Schönin Volkach

die wir, um damit aufzuräumen, per Exemplare
für nur 18 Kreuzer abgeben.

Paul Ham'sche Antiquariats=Buchhand-
lung in Würzburg.

Theater=Anzeige.

Dienstag den 12. Nov. 1850.
Zum Erstenmale wiederholt:
mit erhöhten Eingangspreisen
Der Prophet.
Große Oper in 5 Akten von Meyerbeer.
Mit neuen Dekorationen, neuer Garderobe,
Ballet und Schlittschuhfahrt.
Preise der Plätze:

Erster Rang 1 fl. 45 kr., Sperrsitz u. zwei-
ter Rang 1 fl. 12 kr., Parterre 48 kr., Amphi-
theater 30 kr., Gallerie 18 kr.

[Ende Spaltensatz] Druck von Joseph Steib in Würzburg.    Gestern wurde eine Beilage ausgegeben.

[Spaltenumbruch] end dessen Minderjährigkeit wuchs das Kapital
ergestalt, daß Ledru=Rollin bei seiner Mündig-
werdung eine Jahresrente von fast 100,000 Frs.
bezog. Sein Reichthum verschaffte ihn zuerst Kredit
bei der republikanischen Partei. Doch seine Be-
theiligung an der „Reforme“ kostete ihm große
Summen, wofür er aber auch in der Februar-
Revolution Mann des Volkes und Mitglied der
provisorischen Regierung wurde. Der Geist seines
magischen Großvaters lebt in ihm fort; nur mit dem
Unterschiede, daß Ledru=Rollin's Escamotage sich
nicht damit begnügt, das Geld aus den Taschen
verschwinden zu machen, sondern um Krone und
Zepter spielt. Bekanntlich hat er viele Einge-
weihte bei seinen politischen Kunststücken: daher
das Ueberraschende derselben, manchmal zu seiner
eigenen unangenehmen Ueberraschung, wie am 13.
Juni 1849.

Neuestes.

* Würzburg, 11. Nov. Wie wir so eben
aus sicherer Quelle vernehmen, wird in Brückenau
ein großes Spital für sämmtliche Bundestruppen
errichtet, und sind die dazu gehörigen Vorberei-
tungen schon getroffen.

§ Kitzingen, 8. Nov. Heute wollte der in
der hiesigen Mainmühle beschäftigte Müllergeselle
Wolfgang Ebert das Wehrloch an der Main-
mühle öffnen, während dessen derselbe aus den
von den Fluthen des Maines ergriffenen Kahn
fiel, und ertrunken ist. Die Leiche des Verun-
glückten wurde noch am nehmlichen Tage aus dem
Maine gezogen.

Ochsenfurt, 8. Sept. Heute Abend 6
Uhr wurden der Ortsnachbar Peter Lehrmann und
dessen Ehefrau von Kleinochsenfurt todt in ihrem
Keller aufgefunden. Nach ärzlichem Gutachten ha-
ben Beide den Erstickungstod erlitten, und zwar
in Folge der Ausdünstung von ungefähr 80 Ei-
mern neuen Mostes, welche sie in ihrem verhält-
nißmäßig kleinen Keller aufbewahrt haben.

Landau, 8. Nov. Von heute an werden die
Thore wieder zur selben Zeit wie früher geöffnet
und geschlossen.

Frankfurt, 7. Nov. Dem General v. Schre-
ckenstein in Baden ist gestern von Berlin aus der
Befehl geworden, alle Streitkräfte zu concentriren
und mit denselben eine Stellung zwischen der Murg
und dem Neckar einzunehmen. Es dürften sich auf
diese Anordnung diejenigen Nachrichten zurückführen
lassen, welche die vollständige Zurückziehung der
preußischen Truppen aus dem Großherzogthum
Baden betreffen. Selbst die beiden Schwadronen
vom 6. Ulanen=Regiment, welche, wie man von
hier gemeldet, bereits vor mehreren Tagen um
Frankfurt hinweg nach nassanischen Ortschaften in
der Nähe abmarschirt sein sollten, befinden sich
zur Zeit noch in Baden. Die großh. hessische
Regierung scheint sich jetzt ziemlich entschieden den
Kämpfen für den Bundestag beigesellen zu wol-
len, da wir kurz vor Postschluß erfahren, daß sie
ihre Zustimmung zu der Aufstellung eines öster-
reichischen Korps am linken Mainufer in und um
Seligenstadt ertheilt hat. Diese Abtheilung wird
aus den beiden Jnfanterie=Regimentern Benedeck
und Wellington und dem Regiment Chevauxlegers
Windischgrätz nebst einer Batterie bestehen. Die
Truppen sind im schleunigsten Anmarsch und wer-
den am Sonntage Seligenstadt erreicht haben.

   

Frankfurt, 8. Nov. Die heutige Börse bot
einen wo möglich noch trüberen Anblick dar, als
die gestrige. Man hatte Nachricht von einem
Rückgange der preußischen Staatsschuldscheine um
neun Procent, und eine solche beispiellose Erschüt-
terung der sonst so festen berliner Börse, noch ehe
ein Kanonenschuß gefallen, war allerdings geeig-
net, große Bestürzung hervorzurufen.

Karlsruhe, 8. Nov. Vorgestern erschienen in
der Commission, welche von der zweiten Kammer
zur Prüfung der Uebereinkunft mit Preußen nie-
dergesetzt worden, Staatsminister v. Rüdt, Staats-
[Spaltenumbruch] rath Regenauer und Oberst v. Roggenbach. Die-
selben machten folgende Mittheilung; Preußen
hat seine Entschädigungsforderung von 2,600,000
Thl. vorläufig auf 1,870,000 Thlr. herabgesetzt.
und sich bereit erklärt, die Zollgefälle frei zu ge-
ben, falls Baden die Forderung in der ewähnten
Größe anerkenne.

   

Karlsruhe, 8. Nov. Die Commission, welche
von der zweiten Kammer zur Prüfung des Bünd-
nisses mit Preußen niedergesetzt wurde, hat vor-
gestern eine Sitzung gehabt, in der die Ansicht,
daß Baden unter allen Verhältnissen das Bünd-
niß aufrecht erhalten müsse, durchdrang und eine
dahin zielende Adresse an den Großherzog beschlos-
sen wurde, deren Wortlaut wir morgen mittheilen
werden.

Mannheim, 8. Nov. So eben vernehmen
wir, daß der kgl. preußische Generalstab hierher
verlegt wird.

   

Wiesbaden, 8. Aov. Unsere Beurlaubten sind
einberufen. Die Mobilmachung unseres Kontin-
gents erfolgt; auch Pferde=Ankäufe werden dem
Vernehmen nach vorgenommen.

   

London, 3. Nov. ( Fortsetzung. ) Man will
bemerkt haben, daß die Tory=Presse in den Pro-
vinzen im Allgemeinen die Sache mit weniger
Heftigkeit bespricht, als die Whig= und „liberalen“
Blätter. -- Die heutigen „Times“ haben eine
eigene Rubrik: „Proteste gegen Papismus“. Da-
rin lesen wir erst von einem „Meeting der Pfarr-
genossen von St. Anna“ ( es waren aber nur 60
bis 70 Personen, Anglicaner und Dissenter aller
Art, anwesend, -- der Bericht füllt1 1 / 2 Spal-
ten ) . Wie dort polemisirt wurde, zeigt die Aeuße-
rung eines Jndependenten=Predigers ( Bailey heißt
der Lügner ) , nach „römischer Moral“ sei Ehebruch
und Mord zum Nutzen der Kirche keine Sünde,
wie er selbst bei Lignori gelesen habe. Dann folgt
ein Bericht über die Audienz der Deputation des
Clerus der City bei dem Bischof von London.
Jn Liverpool hat eine Deputation von Geistlichen
und Laien der Stadt und Nachbarschaft eine „ De-
monstration “ beantragt, in Leeds der Dechant ein
Meeting der Geistlichkeit berufen, zu Glocester
der „kirchliche Verein“ einen puseyitisch motivirten
Protest erlassen ec. Die „Exeter Flying Post“
bringt ein Schreiben R. W. Grey's, worin im
Auftrage Lord J. Russell's erklärt wird, die Er-
richtung der päpstlichen Bisthümer sei ohne Sanc-
tion und Billigung des Ministeriums geschehen,
und Lord Minto sei zu Rom wegen dieser Maß-
regel nie befragt worden und habe sie nie gebil-
ligt ( demnach hätte der heil. Vater oder Lord
Minto oder sonst Jemand gelogen ) . -- Jn einer
andern Spalte gibt sich der Bischof Ullathorne
von Birmingham noch einmal Mühe, die ergrimm-
ten Fanatiker über einzelne Punkte aufzuklären:
solche Stimmen verhallen aber in dem allgemei-
nen Geschrei. Es ist ein trauriger Anblick, in
einem „freien“ Lande solche Jntoleranz und bei
dem „denkenden“ englischen Volke solche verkehrte
Auffassung der einfachsten Sachen zu finden.

   

London, 5. Nov. Die ganze Demontration
am heutigen Guy Fawk's=Tag bestand in etwas
lebhafteren Bethätigungen der Straßenjugend, als
in den früheren Jahren. Unter andern sah man
einen Aufzug mit einem Esel, der einen Cardi-
nalshut trug, und auf welchem ein lächerlich mas-
kirter Bursche mit der Tiara saß; voraus zogen
Jungen in allerlei geistlichem Mummenschanz.
Der Zug bewegte sich unter großem Volksbeifall
nach der Börse, wo er von den Jobbers bewirthet
wurde. ( Welches Geschrei würde man in London
erheben, wenn man in Dublin oder Rom die
Würdenträger der anglicanischen Kirche in dieser
pöbelhaften Weise zum Gegenstande öffentlichen
Spottes machte! )

Paris, 8. Nov. General Lamoriciere zeigt
der Permanenz = Commission ein Mord = Complot
von Mitgliedern der Gesellschaft des zehnten De-
cember gegen Dupin und Changarnier an; der
Minister Baroche, darüber von Faucher, Monet
[Spaltenumbruch] und Bazet interpellirt, stellt das Complot in Ab-
rede. Auf den Antrag des Staatsrathes und
des Ministers Baroche hat der Präsident der Re-
publik die Gesellschaft des zehnten Dezember durch
ein Decret aufgelöst. Einem Gerüchte zufolge
billigt Frankreich die bundestäglichliche Besetzung
Kurhessens.

T. D. 1 ) Berlin, 8. Nov. ( verspätet ) . Die
ministerielle „Deutsche Reform“ berichtet das
Folgende: Die kgl. Regierung rüstet nur debhalb
ernstlich, um die Erhaltung eines ehrenhaften Frie-
dens wo irgend möglich noch zu erzielen. Die
Antwort des k. k. öster. Cabinets ist heute einge-
gangen. Das Staatsministerium befindet sich über
dieselbe in Berathung. Ein entscheidender Be-
schluß wird erst unter dem Vorsitz Sr. Maj. des
Königs und nach der Ankunft des Grafen von
Bernstorff, welcher durch Unwohlsein behindert
wird, gefaßt werden. -- Jm Königreich Sachsen
ist die Einberufung der Reserven nicht eingestellt
worden.

   

2 ) Wien, 9. Nov. Die Lage ist höchst kri-
tisch. Oesterreich fordert das unbedingte Preis-
geben der Union und die Anerkennung des Bun-
destags. Die desfallsige Note ist bereits zu Ber-
lin, aber die Entscheidung wurde bis zu Bernstorfs
Ankunft verschoben. Die Wiener Blätter zwei-
feln an der Erhaltung des Friedens, obwohl die
„Deutsche Ref.“ diesfalls noch Hoffnung hatte.

   


Verantwortlicher Redakteur u. Verleger:
Franz v. Faber.



Frankfurter Cours.
Den 10. November 1850.
Geld.Papier.
Oesterreich Bankaktien......10301051
   „   5% Metallique....73 1 / 274
   „   4%   „   ....----
   „   3%   „   ....----
   „   2 1 / 2 %   „   ....39--
   „   4 1 / 2 % Bethmann...----
   „   4%   „   ... ----
   „   fl. 250 Loose v. J. 1839.9293
   „   „   500   „   „   1834.144146
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine.----
   „   Tthl. 50 Prämien Scheine.----
Bayern3 1 / 2 % Obligationen... ----
   „   4%   „   .... ----
   „   5%   „   ....----
Württemberg3 1 / 4 % „   ....--79 1 / 2
   „   4 1 / 2    „   ....9393 1 / 2
Baden3 1 / 2 %   „   ....----
   „   fl. 35 Loose   ......30 1 / 830 5 / 8
   „   „   50   „   ......--51
Nassau fl. 25 „   ...... 2525
Hessen Darmst. fl. 50 Loose   ...73 1 / 274 1 / 2
   „   „   „   25   „   ...2727 1 / 2
Polen fl. 300   „   ...----
Sardinien Fcs. 36   „   ...3233
Jnteressant für den Lehrerstand!

Wir besitzen einige Hundert Exemplare
von der

Erklärung des Würzburger Diöcesan-
Katechismus für Schullehrer, heraus-
gegeben von Pfarrer Schönin Volkach

die wir, um damit aufzuräumen, per Exemplare
für nur 18 Kreuzer abgeben.

Paul Ham'sche Antiquariats=Buchhand-
lung in Würzburg.

Theater=Anzeige.

Dienstag den 12. Nov. 1850.
Zum Erstenmale wiederholt:
mit erhöhten Eingangspreisen
Der Prophet.
Große Oper in 5 Akten von Meyerbeer.
Mit neuen Dekorationen, neuer Garderobe,
Ballet und Schlittschuhfahrt.
Preise der Plätze:

Erster Rang 1 fl. 45 kr., Sperrsitz u. zwei-
ter Rang 1 fl. 12 kr., Parterre 48 kr., Amphi-
theater 30 kr., Gallerie 18 kr.

[Ende Spaltensatz] Druck von Joseph Steib in Würzburg.   ☞ Gestern wurde eine Beilage ausgegeben.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0004"/><cb/>
end dessen Minderjährigkeit wuchs das Kapital<lb/>
ergestalt, daß Ledru=Rollin bei seiner Mündig-<lb/>
werdung eine Jahresrente von fast 100,000 Frs.<lb/>
bezog. Sein Reichthum verschaffte ihn zuerst Kredit<lb/>
bei der republikanischen Partei. Doch seine Be-<lb/>
theiligung an der &#x201E;Reforme&#x201C; kostete ihm große<lb/>
Summen, wofür er aber auch in der Februar-<lb/>
Revolution Mann des Volkes und Mitglied der<lb/>
provisorischen Regierung wurde. Der Geist seines<lb/>
magischen Großvaters lebt in ihm fort; nur mit dem<lb/>
Unterschiede, daß Ledru=Rollin's Escamotage sich<lb/>
nicht damit begnügt, das Geld aus den Taschen<lb/>
verschwinden zu machen, sondern um Krone und<lb/>
Zepter spielt. Bekanntlich hat er viele Einge-<lb/>
weihte bei seinen politischen Kunststücken: daher<lb/>
das Ueberraschende derselben, manchmal zu seiner<lb/>
eigenen unangenehmen Ueberraschung, wie am 13.<lb/>
Juni 1849.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#c #fr"><hi rendition="#g">Neuestes</hi>.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <p><hi rendition="#sup">*</hi> Würzburg, 11. Nov. Wie wir so eben<lb/>
aus sicherer Quelle vernehmen, wird in Brückenau<lb/>
ein großes Spital für sämmtliche Bundestruppen<lb/>
errichtet, und sind die dazu gehörigen Vorberei-<lb/>
tungen schon getroffen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <p>§ Kitzingen, 8. Nov. Heute wollte der in<lb/>
der hiesigen Mainmühle beschäftigte Müllergeselle<lb/>
Wolfgang Ebert das Wehrloch an der Main-<lb/>
mühle öffnen, während dessen derselbe aus den<lb/>
von den Fluthen des Maines ergriffenen Kahn<lb/>
fiel, und ertrunken ist. Die Leiche des Verun-<lb/>
glückten wurde noch am nehmlichen Tage aus dem<lb/>
Maine gezogen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <p>Ochsenfurt, 8. Sept. Heute Abend 6<lb/>
Uhr wurden der Ortsnachbar Peter Lehrmann und<lb/>
dessen Ehefrau von Kleinochsenfurt todt in ihrem<lb/>
Keller aufgefunden. Nach ärzlichem Gutachten ha-<lb/>
ben Beide den Erstickungstod erlitten, und zwar<lb/>
in Folge der Ausdünstung von ungefähr 80 Ei-<lb/>
mern neuen Mostes, welche sie in ihrem verhält-<lb/>
nißmäßig kleinen Keller aufbewahrt haben.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <p>Landau, 8. Nov. Von heute an werden die<lb/>
Thore wieder zur selben Zeit wie früher geöffnet<lb/>
und geschlossen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <p>Frankfurt, 7. Nov. Dem General v. Schre-<lb/>
ckenstein in Baden ist gestern von Berlin aus der<lb/>
Befehl geworden, alle Streitkräfte zu concentriren<lb/>
und mit denselben eine Stellung zwischen der Murg<lb/>
und dem Neckar einzunehmen. Es dürften sich auf<lb/>
diese Anordnung diejenigen Nachrichten zurückführen<lb/>
lassen, welche die vollständige Zurückziehung der<lb/>
preußischen Truppen aus dem Großherzogthum<lb/>
Baden betreffen. Selbst die beiden Schwadronen<lb/>
vom 6. Ulanen=Regiment, welche, wie man von<lb/>
hier gemeldet, bereits vor mehreren Tagen um<lb/>
Frankfurt hinweg nach nassanischen Ortschaften in<lb/>
der Nähe abmarschirt sein sollten, befinden sich<lb/>
zur Zeit noch in Baden. Die großh. hessische<lb/>
Regierung scheint sich jetzt ziemlich entschieden den<lb/>
Kämpfen für den Bundestag beigesellen zu wol-<lb/>
len, da wir kurz vor Postschluß erfahren, daß sie<lb/>
ihre Zustimmung zu der Aufstellung eines öster-<lb/>
reichischen Korps am linken Mainufer in und um<lb/>
Seligenstadt ertheilt hat. Diese Abtheilung wird<lb/>
aus den beiden Jnfanterie=Regimentern Benedeck<lb/>
und Wellington und dem Regiment Chevauxlegers<lb/>
Windischgrätz nebst einer Batterie bestehen. Die<lb/>
Truppen sind im schleunigsten Anmarsch und wer-<lb/>
den am Sonntage Seligenstadt erreicht haben.</p><lb/>
          <space dim="horizontal"/>
          <byline>( K. Z. ) </byline>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <p>Frankfurt, 8. Nov. Die heutige Börse bot<lb/>
einen wo möglich noch trüberen Anblick dar, als<lb/>
die gestrige. Man hatte Nachricht von einem<lb/>
Rückgange der preußischen Staatsschuldscheine um<lb/>
neun Procent, und eine solche beispiellose Erschüt-<lb/>
terung der sonst so festen berliner Börse, noch ehe<lb/>
ein Kanonenschuß gefallen, war allerdings geeig-<lb/>
net, große Bestürzung hervorzurufen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <p>Karlsruhe, 8. Nov. Vorgestern erschienen in<lb/>
der Commission, welche von der zweiten Kammer<lb/>
zur Prüfung der Uebereinkunft mit Preußen nie-<lb/>
dergesetzt worden, Staatsminister v. Rüdt, Staats-<lb/><cb/>
rath Regenauer und Oberst v. Roggenbach. Die-<lb/>
selben machten folgende Mittheilung; Preußen<lb/>
hat seine Entschädigungsforderung von 2,600,000<lb/>
Thl. vorläufig auf 1,870,000 Thlr. herabgesetzt.<lb/>
und sich bereit erklärt, die Zollgefälle frei zu ge-<lb/>
ben, falls Baden die Forderung in der ewähnten<lb/>
Größe anerkenne.</p>
          <space dim="horizontal"/>
          <byline>( D. Z. )</byline>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <p>Karlsruhe, 8. Nov. Die Commission, welche<lb/>
von der zweiten Kammer zur Prüfung des Bünd-<lb/>
nisses mit Preußen niedergesetzt wurde, hat vor-<lb/>
gestern eine Sitzung gehabt, in der die Ansicht,<lb/>
daß Baden unter allen Verhältnissen das Bünd-<lb/>
niß aufrecht erhalten müsse, durchdrang und eine<lb/>
dahin zielende Adresse an den Großherzog beschlos-<lb/>
sen wurde, deren Wortlaut wir morgen mittheilen<lb/>
werden.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <p>Mannheim, 8. Nov. So eben vernehmen<lb/>
wir, daß der kgl. preußische Generalstab hierher<lb/>
verlegt wird.</p>
          <space dim="horizontal"/>
          <byline>( Mannh. J. )</byline>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <p>Wiesbaden, 8. Aov. Unsere Beurlaubten sind<lb/>
einberufen. Die Mobilmachung unseres Kontin-<lb/>
gents erfolgt; auch Pferde=Ankäufe werden dem<lb/>
Vernehmen nach vorgenommen.</p>
          <space dim="horizontal"/>
          <byline>( Fr. Z. )</byline>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <p>London, 3. Nov. ( Fortsetzung. ) Man will<lb/>
bemerkt haben, daß die Tory=Presse in den Pro-<lb/>
vinzen im Allgemeinen die Sache mit weniger<lb/>
Heftigkeit bespricht, als die Whig= und &#x201E;liberalen&#x201C;<lb/>
Blätter. -- Die heutigen &#x201E;Times&#x201C; haben eine<lb/>
eigene Rubrik: &#x201E;Proteste gegen Papismus&#x201C;. Da-<lb/>
rin lesen wir erst von einem &#x201E;Meeting der Pfarr-<lb/>
genossen von St. Anna&#x201C; ( es waren aber nur 60<lb/>
bis 70 Personen, Anglicaner und Dissenter aller<lb/>
Art, anwesend, -- der Bericht füllt1 1 / 2 Spal-<lb/>
ten ) . Wie dort polemisirt wurde, zeigt die Aeuße-<lb/>
rung eines Jndependenten=Predigers ( Bailey heißt<lb/>
der Lügner ) , nach &#x201E;römischer Moral&#x201C; sei Ehebruch<lb/>
und Mord zum Nutzen der Kirche keine Sünde,<lb/>
wie er selbst bei Lignori gelesen habe. Dann folgt<lb/>
ein Bericht über die Audienz der Deputation des<lb/>
Clerus der City bei dem Bischof von London.<lb/>
Jn Liverpool hat eine Deputation von Geistlichen<lb/>
und Laien der Stadt und Nachbarschaft eine &#x201E; De-<lb/>
monstration &#x201C; beantragt, in Leeds der Dechant ein<lb/>
Meeting der Geistlichkeit berufen, zu Glocester<lb/>
der &#x201E;kirchliche Verein&#x201C; einen puseyitisch motivirten<lb/>
Protest erlassen <abbr>ec.</abbr> Die &#x201E;Exeter Flying Post&#x201C;<lb/>
bringt ein Schreiben R. W. Grey's, worin im<lb/>
Auftrage Lord J. Russell's erklärt wird, die Er-<lb/>
richtung der päpstlichen Bisthümer sei ohne Sanc-<lb/>
tion und Billigung des Ministeriums geschehen,<lb/>
und Lord Minto sei zu Rom wegen dieser Maß-<lb/>
regel nie befragt worden und habe sie nie gebil-<lb/>
ligt ( demnach hätte der heil. Vater oder Lord<lb/>
Minto oder sonst Jemand gelogen ) . -- Jn einer<lb/>
andern Spalte gibt sich der Bischof Ullathorne<lb/>
von Birmingham noch einmal Mühe, die ergrimm-<lb/>
ten Fanatiker über einzelne Punkte aufzuklären:<lb/>
solche Stimmen verhallen aber in dem allgemei-<lb/>
nen Geschrei. Es ist ein trauriger Anblick, in<lb/>
einem &#x201E;freien&#x201C; Lande solche Jntoleranz und bei<lb/>
dem &#x201E;denkenden&#x201C; englischen Volke solche verkehrte<lb/>
Auffassung der einfachsten Sachen zu finden.</p><lb/>
          <space dim="horizontal"/>
          <byline>( Schluß folgt. ) </byline>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <p>London, 5. Nov. Die ganze Demontration<lb/>
am heutigen Guy Fawk's=Tag bestand in etwas<lb/>
lebhafteren Bethätigungen der Straßenjugend, als<lb/>
in den früheren Jahren. Unter andern sah man<lb/>
einen Aufzug mit einem Esel, der einen Cardi-<lb/>
nalshut trug, und auf welchem ein lächerlich mas-<lb/>
kirter Bursche mit der Tiara saß; voraus zogen<lb/>
Jungen in allerlei geistlichem Mummenschanz.<lb/>
Der Zug bewegte sich unter großem Volksbeifall<lb/>
nach der Börse, wo er von den Jobbers bewirthet<lb/>
wurde. ( Welches Geschrei würde man in London<lb/>
erheben, wenn man in Dublin oder Rom die<lb/>
Würdenträger der anglicanischen Kirche in dieser<lb/>
pöbelhaften Weise zum Gegenstande öffentlichen<lb/>
Spottes machte! ) </p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <p>Paris, 8. Nov. General Lamoriciere zeigt<lb/>
der Permanenz = Commission ein Mord = Complot<lb/>
von Mitgliedern der Gesellschaft des zehnten De-<lb/>
cember gegen Dupin und Changarnier an; der<lb/>
Minister Baroche, darüber von Faucher, Monet<lb/><cb/>
und Bazet interpellirt, stellt das Complot in Ab-<lb/>
rede. Auf den Antrag des Staatsrathes und<lb/>
des Ministers Baroche hat der Präsident der Re-<lb/>
publik die Gesellschaft des zehnten Dezember durch<lb/>
ein Decret aufgelöst. Einem Gerüchte zufolge<lb/>
billigt Frankreich die bundestäglichliche Besetzung<lb/>
Kurhessens.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <p><hi rendition="#aq">T. D</hi>. 1 ) Berlin, 8. Nov. ( verspätet ) . Die<lb/>
ministerielle &#x201E;Deutsche Reform&#x201C; berichtet das<lb/>
Folgende: Die kgl. Regierung rüstet nur debhalb<lb/>
ernstlich, um die Erhaltung eines ehrenhaften Frie-<lb/>
dens wo irgend möglich noch zu erzielen. Die<lb/>
Antwort des k. k. öster. Cabinets ist heute einge-<lb/>
gangen. Das Staatsministerium befindet sich über<lb/>
dieselbe in Berathung. Ein entscheidender Be-<lb/>
schluß wird erst unter dem Vorsitz Sr. Maj. des<lb/>
Königs und nach der Ankunft des Grafen von<lb/>
Bernstorff, welcher durch Unwohlsein behindert<lb/>
wird, gefaßt werden. -- Jm Königreich Sachsen<lb/>
ist die Einberufung der Reserven nicht eingestellt<lb/>
worden.</p>
          <space dim="horizontal"/>
          <byline>( F.=O.=Z. )</byline>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <p>2 ) Wien, 9. Nov. Die Lage ist höchst kri-<lb/>
tisch. Oesterreich fordert das unbedingte Preis-<lb/>
geben der Union und die Anerkennung des Bun-<lb/>
destags. Die desfallsige Note ist bereits zu Ber-<lb/>
lin, aber die Entscheidung wurde bis zu Bernstorfs<lb/>
Ankunft verschoben. Die Wiener Blätter zwei-<lb/>
feln an der Erhaltung des Friedens, obwohl die<lb/>
&#x201E;Deutsche Ref.&#x201C; diesfalls noch Hoffnung hatte.</p><lb/>
          <space dim="horizontal"/>
          <byline>( A. Z. )</byline>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Verantwortlicher Redakteur</hi> u. <hi rendition="#g">Verleger:</hi><lb/>
Franz v. <hi rendition="#g">Faber</hi>.   </hi> </p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jFinancialNews">
        <div type="jArticle">
          <table>
            <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Frankfurter Cours.</hi><lb/>
Den 10. November 1850.</hi> </head><lb/>
            <row>
              <cell/>
              <cell>Geld.</cell>
              <cell>Papier.</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Oesterreich Bankaktien......</cell>
              <cell>1030</cell>
              <cell>1051</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell><space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>5% Metallique....</cell>
              <cell>73 1 / 2</cell>
              <cell>74</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell><space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>4%<space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>....</cell>
              <cell>--</cell>
              <cell>--</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell><space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>3%<space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>....</cell>
              <cell>--</cell>
              <cell>--</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell><space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>2 1 / 2 %<space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>....</cell>
              <cell>39</cell>
              <cell>--</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell><space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>4 1 / 2 % Bethmann...</cell>
              <cell>--</cell>
              <cell>--</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell><space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>4%<space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>...</cell>
              <cell> --</cell>
              <cell>--</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell><space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>fl. 250 Loose v. J. 1839.</cell>
              <cell>92</cell>
              <cell>93</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell><space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>500<space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>1834.</cell>
              <cell>144</cell>
              <cell>146</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine.</cell>
              <cell>--</cell>
              <cell>--</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell><space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>Tthl. 50 Prämien Scheine.</cell>
              <cell>--</cell>
              <cell>--</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Bayern3 1 / 2 % Obligationen... </cell>
              <cell>--</cell>
              <cell>--</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell><space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>4%<space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>....</cell>
              <cell> --</cell>
              <cell>--</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell><space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>5%<space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>....</cell>
              <cell>--</cell>
              <cell>--</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Württemberg3 1 / 4 % &#x201E;<space dim="horizontal"/>....</cell>
              <cell>--</cell>
              <cell>79 1 / 2</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell><space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>4 1 / 2 <space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>....</cell>
              <cell>93</cell>
              <cell>93 1 / 2</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Baden3 1 / 2 %<space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>....</cell>
              <cell>--</cell>
              <cell>--</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell><space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>fl. 35 Loose<space dim="horizontal"/>......</cell>
              <cell>30 1 / 8</cell>
              <cell>30 5 / 8</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell><space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>50<space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>......</cell>
              <cell>--</cell>
              <cell>51</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Nassau fl. 25 &#x201E;<space dim="horizontal"/>...... </cell>
              <cell>25</cell>
              <cell>25</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Hessen Darmst. fl. 50 Loose<space dim="horizontal"/>...</cell>
              <cell>73 1 / 2</cell>
              <cell>74 1 / 2</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell><space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>25<space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>...</cell>
              <cell>27</cell>
              <cell>27 1 / 2</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Polen fl. 300<space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>...</cell>
              <cell>--</cell>
              <cell>--</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Sardinien Fcs. 36<space dim="horizontal"/>&#x201E;<space dim="horizontal"/>...</cell>
              <cell>32</cell>
              <cell>33</cell>
            </row>
          </table>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="jAnnouncements">
        <div type="jAn">
          <head> <hi rendition="#c #fr">Jnteressant für den Lehrerstand!</hi> </head><lb/>
          <p>Wir besitzen einige Hundert Exemplare<lb/>
von der</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g">Erklärung des Würzburger Diöcesan-<lb/>
Katechismus für Schullehrer, heraus-<lb/>
gegeben von Pfarrer Schönin Volkach</hi> </p><lb/>
          <p>die wir, um damit aufzuräumen, per Exemplare<lb/>
für nur 18 Kreuzer abgeben.</p><lb/>
          <p rendition="#c"> <hi rendition="#g">Paul Ham'sche Antiquariats=Buchhand-<lb/>
lung in Würzburg.</hi> </p>
        </div><lb/>
        <div type="jAn">
          <head> <hi rendition="#c #fr">Theater=Anzeige.</hi> </head><lb/>
          <p>Dienstag den 12. Nov. 1850.<lb/>
Zum Erstenmale wiederholt:<lb/>
mit erhöhten Eingangspreisen<lb/><hi rendition="#g">Der Prophet.</hi><lb/>
Große Oper in 5 Akten von Meyerbeer.<lb/>
Mit neuen Dekorationen, neuer Garderobe,<lb/>
Ballet und Schlittschuhfahrt.<lb/>
Preise der Plätze:</p><lb/>
          <p>Erster Rang 1 fl. 45 kr., Sperrsitz u. zwei-<lb/>
ter Rang 1 fl. 12 kr., Parterre 48 kr., Amphi-<lb/>
theater 30 kr., Gallerie 18 kr.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <cb type="end"/>
      <trailer> <hi rendition="#right">Druck von Joseph Steib in Würzburg.<space dim="horizontal"/>&#x261E; Gestern wurde eine Beilage ausgegeben.</hi> </trailer>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0004] end dessen Minderjährigkeit wuchs das Kapital ergestalt, daß Ledru=Rollin bei seiner Mündig- werdung eine Jahresrente von fast 100,000 Frs. bezog. Sein Reichthum verschaffte ihn zuerst Kredit bei der republikanischen Partei. Doch seine Be- theiligung an der „Reforme“ kostete ihm große Summen, wofür er aber auch in der Februar- Revolution Mann des Volkes und Mitglied der provisorischen Regierung wurde. Der Geist seines magischen Großvaters lebt in ihm fort; nur mit dem Unterschiede, daß Ledru=Rollin's Escamotage sich nicht damit begnügt, das Geld aus den Taschen verschwinden zu machen, sondern um Krone und Zepter spielt. Bekanntlich hat er viele Einge- weihte bei seinen politischen Kunststücken: daher das Ueberraschende derselben, manchmal zu seiner eigenen unangenehmen Ueberraschung, wie am 13. Juni 1849. Neuestes. * Würzburg, 11. Nov. Wie wir so eben aus sicherer Quelle vernehmen, wird in Brückenau ein großes Spital für sämmtliche Bundestruppen errichtet, und sind die dazu gehörigen Vorberei- tungen schon getroffen. § Kitzingen, 8. Nov. Heute wollte der in der hiesigen Mainmühle beschäftigte Müllergeselle Wolfgang Ebert das Wehrloch an der Main- mühle öffnen, während dessen derselbe aus den von den Fluthen des Maines ergriffenen Kahn fiel, und ertrunken ist. Die Leiche des Verun- glückten wurde noch am nehmlichen Tage aus dem Maine gezogen. Ochsenfurt, 8. Sept. Heute Abend 6 Uhr wurden der Ortsnachbar Peter Lehrmann und dessen Ehefrau von Kleinochsenfurt todt in ihrem Keller aufgefunden. Nach ärzlichem Gutachten ha- ben Beide den Erstickungstod erlitten, und zwar in Folge der Ausdünstung von ungefähr 80 Ei- mern neuen Mostes, welche sie in ihrem verhält- nißmäßig kleinen Keller aufbewahrt haben. Landau, 8. Nov. Von heute an werden die Thore wieder zur selben Zeit wie früher geöffnet und geschlossen. Frankfurt, 7. Nov. Dem General v. Schre- ckenstein in Baden ist gestern von Berlin aus der Befehl geworden, alle Streitkräfte zu concentriren und mit denselben eine Stellung zwischen der Murg und dem Neckar einzunehmen. Es dürften sich auf diese Anordnung diejenigen Nachrichten zurückführen lassen, welche die vollständige Zurückziehung der preußischen Truppen aus dem Großherzogthum Baden betreffen. Selbst die beiden Schwadronen vom 6. Ulanen=Regiment, welche, wie man von hier gemeldet, bereits vor mehreren Tagen um Frankfurt hinweg nach nassanischen Ortschaften in der Nähe abmarschirt sein sollten, befinden sich zur Zeit noch in Baden. Die großh. hessische Regierung scheint sich jetzt ziemlich entschieden den Kämpfen für den Bundestag beigesellen zu wol- len, da wir kurz vor Postschluß erfahren, daß sie ihre Zustimmung zu der Aufstellung eines öster- reichischen Korps am linken Mainufer in und um Seligenstadt ertheilt hat. Diese Abtheilung wird aus den beiden Jnfanterie=Regimentern Benedeck und Wellington und dem Regiment Chevauxlegers Windischgrätz nebst einer Batterie bestehen. Die Truppen sind im schleunigsten Anmarsch und wer- den am Sonntage Seligenstadt erreicht haben. ( K. Z. ) Frankfurt, 8. Nov. Die heutige Börse bot einen wo möglich noch trüberen Anblick dar, als die gestrige. Man hatte Nachricht von einem Rückgange der preußischen Staatsschuldscheine um neun Procent, und eine solche beispiellose Erschüt- terung der sonst so festen berliner Börse, noch ehe ein Kanonenschuß gefallen, war allerdings geeig- net, große Bestürzung hervorzurufen. Karlsruhe, 8. Nov. Vorgestern erschienen in der Commission, welche von der zweiten Kammer zur Prüfung der Uebereinkunft mit Preußen nie- dergesetzt worden, Staatsminister v. Rüdt, Staats- rath Regenauer und Oberst v. Roggenbach. Die- selben machten folgende Mittheilung; Preußen hat seine Entschädigungsforderung von 2,600,000 Thl. vorläufig auf 1,870,000 Thlr. herabgesetzt. und sich bereit erklärt, die Zollgefälle frei zu ge- ben, falls Baden die Forderung in der ewähnten Größe anerkenne. ( D. Z. ) Karlsruhe, 8. Nov. Die Commission, welche von der zweiten Kammer zur Prüfung des Bünd- nisses mit Preußen niedergesetzt wurde, hat vor- gestern eine Sitzung gehabt, in der die Ansicht, daß Baden unter allen Verhältnissen das Bünd- niß aufrecht erhalten müsse, durchdrang und eine dahin zielende Adresse an den Großherzog beschlos- sen wurde, deren Wortlaut wir morgen mittheilen werden. Mannheim, 8. Nov. So eben vernehmen wir, daß der kgl. preußische Generalstab hierher verlegt wird. ( Mannh. J. ) Wiesbaden, 8. Aov. Unsere Beurlaubten sind einberufen. Die Mobilmachung unseres Kontin- gents erfolgt; auch Pferde=Ankäufe werden dem Vernehmen nach vorgenommen. ( Fr. Z. ) London, 3. Nov. ( Fortsetzung. ) Man will bemerkt haben, daß die Tory=Presse in den Pro- vinzen im Allgemeinen die Sache mit weniger Heftigkeit bespricht, als die Whig= und „liberalen“ Blätter. -- Die heutigen „Times“ haben eine eigene Rubrik: „Proteste gegen Papismus“. Da- rin lesen wir erst von einem „Meeting der Pfarr- genossen von St. Anna“ ( es waren aber nur 60 bis 70 Personen, Anglicaner und Dissenter aller Art, anwesend, -- der Bericht füllt1 1 / 2 Spal- ten ) . Wie dort polemisirt wurde, zeigt die Aeuße- rung eines Jndependenten=Predigers ( Bailey heißt der Lügner ) , nach „römischer Moral“ sei Ehebruch und Mord zum Nutzen der Kirche keine Sünde, wie er selbst bei Lignori gelesen habe. Dann folgt ein Bericht über die Audienz der Deputation des Clerus der City bei dem Bischof von London. Jn Liverpool hat eine Deputation von Geistlichen und Laien der Stadt und Nachbarschaft eine „ De- monstration “ beantragt, in Leeds der Dechant ein Meeting der Geistlichkeit berufen, zu Glocester der „kirchliche Verein“ einen puseyitisch motivirten Protest erlassen ec. Die „Exeter Flying Post“ bringt ein Schreiben R. W. Grey's, worin im Auftrage Lord J. Russell's erklärt wird, die Er- richtung der päpstlichen Bisthümer sei ohne Sanc- tion und Billigung des Ministeriums geschehen, und Lord Minto sei zu Rom wegen dieser Maß- regel nie befragt worden und habe sie nie gebil- ligt ( demnach hätte der heil. Vater oder Lord Minto oder sonst Jemand gelogen ) . -- Jn einer andern Spalte gibt sich der Bischof Ullathorne von Birmingham noch einmal Mühe, die ergrimm- ten Fanatiker über einzelne Punkte aufzuklären: solche Stimmen verhallen aber in dem allgemei- nen Geschrei. Es ist ein trauriger Anblick, in einem „freien“ Lande solche Jntoleranz und bei dem „denkenden“ englischen Volke solche verkehrte Auffassung der einfachsten Sachen zu finden. ( Schluß folgt. ) London, 5. Nov. Die ganze Demontration am heutigen Guy Fawk's=Tag bestand in etwas lebhafteren Bethätigungen der Straßenjugend, als in den früheren Jahren. Unter andern sah man einen Aufzug mit einem Esel, der einen Cardi- nalshut trug, und auf welchem ein lächerlich mas- kirter Bursche mit der Tiara saß; voraus zogen Jungen in allerlei geistlichem Mummenschanz. Der Zug bewegte sich unter großem Volksbeifall nach der Börse, wo er von den Jobbers bewirthet wurde. ( Welches Geschrei würde man in London erheben, wenn man in Dublin oder Rom die Würdenträger der anglicanischen Kirche in dieser pöbelhaften Weise zum Gegenstande öffentlichen Spottes machte! ) Paris, 8. Nov. General Lamoriciere zeigt der Permanenz = Commission ein Mord = Complot von Mitgliedern der Gesellschaft des zehnten De- cember gegen Dupin und Changarnier an; der Minister Baroche, darüber von Faucher, Monet und Bazet interpellirt, stellt das Complot in Ab- rede. Auf den Antrag des Staatsrathes und des Ministers Baroche hat der Präsident der Re- publik die Gesellschaft des zehnten Dezember durch ein Decret aufgelöst. Einem Gerüchte zufolge billigt Frankreich die bundestäglichliche Besetzung Kurhessens. T. D. 1 ) Berlin, 8. Nov. ( verspätet ) . Die ministerielle „Deutsche Reform“ berichtet das Folgende: Die kgl. Regierung rüstet nur debhalb ernstlich, um die Erhaltung eines ehrenhaften Frie- dens wo irgend möglich noch zu erzielen. Die Antwort des k. k. öster. Cabinets ist heute einge- gangen. Das Staatsministerium befindet sich über dieselbe in Berathung. Ein entscheidender Be- schluß wird erst unter dem Vorsitz Sr. Maj. des Königs und nach der Ankunft des Grafen von Bernstorff, welcher durch Unwohlsein behindert wird, gefaßt werden. -- Jm Königreich Sachsen ist die Einberufung der Reserven nicht eingestellt worden. ( F.=O.=Z. ) 2 ) Wien, 9. Nov. Die Lage ist höchst kri- tisch. Oesterreich fordert das unbedingte Preis- geben der Union und die Anerkennung des Bun- destags. Die desfallsige Note ist bereits zu Ber- lin, aber die Entscheidung wurde bis zu Bernstorfs Ankunft verschoben. Die Wiener Blätter zwei- feln an der Erhaltung des Friedens, obwohl die „Deutsche Ref.“ diesfalls noch Hoffnung hatte. ( A. Z. ) Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Franz v. Faber. Frankfurter Cours. Den 10. November 1850. Geld. Papier. Oesterreich Bankaktien...... 1030 1051 „ 5% Metallique.... 73 1 / 2 74 „ 4% „ .... -- -- „ 3% „ .... -- -- „ 2 1 / 2 % „ .... 39 -- „ 4 1 / 2 % Bethmann... -- -- „ 4% „ ... -- -- „ fl. 250 Loose v. J. 1839. 92 93 „ „ 500 „ „ 1834. 144 146 Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine. -- -- „ Tthl. 50 Prämien Scheine. -- -- Bayern3 1 / 2 % Obligationen... -- -- „ 4% „ .... -- -- „ 5% „ .... -- -- Württemberg3 1 / 4 % „ .... -- 79 1 / 2 „ 4 1 / 2 „ .... 93 93 1 / 2 Baden3 1 / 2 % „ .... -- -- „ fl. 35 Loose ...... 30 1 / 8 30 5 / 8 „ „ 50 „ ...... -- 51 Nassau fl. 25 „ ...... 25 25 Hessen Darmst. fl. 50 Loose ... 73 1 / 2 74 1 / 2 „ „ „ 25 „ ... 27 27 1 / 2 Polen fl. 300 „ ... -- -- Sardinien Fcs. 36 „ ... 32 33 Jnteressant für den Lehrerstand! Wir besitzen einige Hundert Exemplare von der Erklärung des Würzburger Diöcesan- Katechismus für Schullehrer, heraus- gegeben von Pfarrer Schönin Volkach die wir, um damit aufzuräumen, per Exemplare für nur 18 Kreuzer abgeben. Paul Ham'sche Antiquariats=Buchhand- lung in Würzburg. Theater=Anzeige. Dienstag den 12. Nov. 1850. Zum Erstenmale wiederholt: mit erhöhten Eingangspreisen Der Prophet. Große Oper in 5 Akten von Meyerbeer. Mit neuen Dekorationen, neuer Garderobe, Ballet und Schlittschuhfahrt. Preise der Plätze: Erster Rang 1 fl. 45 kr., Sperrsitz u. zwei- ter Rang 1 fl. 12 kr., Parterre 48 kr., Amphi- theater 30 kr., Gallerie 18 kr. Druck von Joseph Steib in Würzburg. ☞ Gestern wurde eine Beilage ausgegeben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische270_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische270_1850/4
Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 270. Würzburg, 11. November 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische270_1850/4>, abgerufen am 19.04.2024.