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Die Bayerische Presse. Nr. 270. Würzburg, 11. November 1850.

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[Spaltenumbruch] kurhessischen Volks aufzutreten beabsichtigte, wird
jetzt von jedem Unbefangenen klar sein: eine Pro-
klamation hätte dies sonst längst verkünden müs-
sen. Die hier dieser Tage eingetroffene Schwa-
oron Cheveaurlegers ist gegen 1 Uhr nach Lan-
genselbold ausgerückt; eine Stunde später rückte
eine andere gleich starke Cavallerieabtheilung hier
hier ein. Jn der Gegend, wo das bayerische
Hauptkorps sich befindet, welche zu den ärmsten
Theilen Kurhessens gehört, herrscht schon starker
Mangel an allen Lebensmitteln. Heute ist, als
Folge hiervon, der kurhessischen Verwaltungsbe-
hörde die Weisung zugegangen, sehr beträchtliche
Sendungen von Brod, Fleisch, Heu, Hafer, Stroh
und Branntwein nach dem Hauptquartier der
Bundestruppen zu beschaffen. So lastet denn schon
die ganze Wucht des Krieges auf unserer Pro-
vinz Hanau.

   

Hanau, 9. Nov. Seit heute früh weiß man
hier, daß es zwischen den bei Fulda gegen einan-
der stehenden königl. preußischen und den Bundes-
truppen zu einem, wenn auch unbedeutenden, doch
blutigen Conflict gekommen ist. Man sagt, daß
5 öster. Jäger verwundet worden. Gewiß ist, daß
mehrere Stafetten in letzter Nacht hier durch nach
Frankfurt geeilt sind, sowie, daß die direkte Post-
verbindung von hier nach Fulda behindert ist.
Starke preußische Truppenmassen sollen in der
Gegend hinter Fulda stehen. Eine Abtheilung
Chevaurlegers ist heute von hier nach der dorti-
ger Gegend aufgebrochen. -- Es wird erzählt,
daß die achtzehn verabschiedeten Offiziere, deren
Reaktivirung, wie bereits gemeldet, vorbehalten
worden ist, beschlossen haben, die Wiederanstellung
auf den Fall zu erbitten, wenn ihnen nichts gegen
die Verfassungsurkunde angemuthet werde. Nach
dem Einrücken der Executionstruppen dürfte dieses
Hinderniß nicht mehr im Wege stehen. -- Der
von hier aus mit mehreren Unteroffizieren in Ci-
vil nach Kassel gesendete Artillerielieutenant Bauer
hat seinen Zweck, die Einholung des im dortigen
Zeughaus noch zurückgebliebenen Kriegsgeräths,
nicht erreicht, derselbe ist vielmehr von dem preu-
ßischen Commandanten abgewiesen worden.

   

Frankfurt, 10. Nov. Die beiden noch rück-
ständig gewesenen Posten von Eisenach über Fulda,
sind heute Morgen hier eingetroffen. Es ist damit
die Bestättigung der von uns bereits gestern Abend
mitgetheilten Nachricht, wegen der Ueberlassung
der Stadt Fulda an die Bundesarmee eingegan-
gen. Die k. preußischen Truppen haben sich auf
die ihnen vertragsmäßig zustehende Etappenstraße
nach Hersfeld, über Hünfeld und Neukirchen, zu-
rückgezogen. Die Bundestruppen ihrerseit haben
Mittags ihren Einzug in Fulda gehalten.

Stuttgart, 7. Nov. Unter dem Heutigen er-
ließ Se. Maj. der König folgende Ansprache an
das Volk: Württemberger! Durch die au-
ßerordentliche, höchst bedenkliche Lage Deutschlands
zu militärischen Rüstungen genöthigt, welche so-
wohl zum Schutze des eigenen Landes als zur
Erfüllung der Pflichten gegen den deutschen Bund
unabweislich geworden sind, waren Wir in der
Lage, bei der Landesversammlung das Ansinnen
stellen zu lassen, zur Anschaffung des unumgäng-
lichsten Bedarfs an Pferden für Artillerie und
Fuhrwesen die Summe von 300,000 fl. zu ver-
willigen. -- Die Landesversammlung hat aber
hiebei ein Verhalten gezeigt, welches Uns unmög-
lich machte, mit derselben weiter verhandeln zu
lassen. Sie hat beschlossen, nicht nur die ange-
sonnene Verwilligung als formell und materiell
unbegründet abzulehnen, sondern auch gegen jeden
Aufwand zu protestiren, welcher sich durch die
fraglichen Kriegsrüstungen ergeben sollte, indem
sie nur zu den Kosten einer in den Augen jedes
Unbefangenen vollkommen unausführbaren bewaff-
neten Neutralität ihre Erwägungen in Aussicht
stellte. -- Dieses Verfahren ist nicht nur im
direktesten Widerspruch mit Unsern Rechten und
Pflichten als Mitglied des deutschen Bundes, son-
dern bedroht auch so offenbar die Jnteressen Un-
[Spaltenumbruch] seres Landes, daß es einer nähern Beleuchtung in
der That nicht bedarf. Nur völlige Unkenntniß
der Verhältnisse oder übler Wille können sich ver-
bergen, daß der Uns angesonnene Schritt eine
feindliche Besetzung des Landes mit allen sie be-
gleitenden Uebeln in unmittelbare Aussicht gestellt
hätte. -- Dazu kam, daß nach den bereits vor-
liegenden Berichten der Verfassungscommission über
sehr wichtige Abschnitte der Verfassung solch' un-
versöhnliche Gegensätze mit Unserem Verfassungs-
entwurf sich herausstellten, daß an eine Verein-
barung mit dieser Versammlung nimmermehr zu
denken war. -- Wir mußten daher abermals zur
Auflösung schreiten, und da das Gesetz vom 1.
Juni v. J., welches überhaupt nur einen transi-
torischen Charakter haben konnte, offenbar nicht
mehr angewendet werden kann, nachdem die Theil-
nahmlosigkeit an den nach diesem Gesetz vorzu-
nehmenden Wahlen in einem steigenden Maße sich
herausgestellt hatte, so bleibt nach Erwägung al-
ler thatsächlichen und rechtlichen Beziehungen kein
anderer Weg übrig, als das Werk der Verfas-
sungs = Revision in denjenigen Stand zurück zu
versetzen, in welchem es sich vor Erlassung des
Gesetzes vom 1. Juli v. J. befand. -- Schon
hieraus folgt, und Wir ertheilen Euch hierüber
die bestimmte Zusage, daß keineswegs von einer
definitiven Rückkehr zu dem früher Bestandenen
die Rede ist, sondern daß nur die Verfassungs-
Revision auf einem Wege vereinbart werden soll,
welcher ursprünglich als der nächste sich darbot
und besser niemals verlassen worden wäre. Hiezu
werden Wir auch die Einleitung treffen, sobald
nur immer die Umstände es erlauben. -- Eine
nothwendige Folge von dem Verlassen des Ge-
setzes vom 1. Juli v. J. war, daß auch kein
Ausschuß aus dieser Versammlung, für dessen
Wahl ohnehin im gedachten Gesetz lediglich keine
Fürsorge getroffen ist, zurückbleiben durfte, da sonst
zwischen dem Ausschuß und der künftig zu wäh-
lenden Versammlung zum voraus ein unlösbarer
Widerspruch begründet worden wäre, welcher noth-
wendig zu den bedenklichsten Conflicten hätte füh-
ren müssen, und welchem Wir ebendeshalb Kraft
§. 89 der Verfassungsurkunde vorzubeugen Uns
verpflichtet sahen. Damit aber die verfassungs-
mäßige Kontrole Unserer Regierung keinen Au-
genblick fehle, so beriefen Wir den letztbestandenen
nach der Verfassung vom Jahr 1819 gewählten
Ausschuß wieder in Thätigkeit, und wie Wir hier-
in das zur Zeit allein berechtigte Organ der Lan-
desvertretung zu erblicken vermögen, so werden
Wir gegen die etwaige Constituirung eines ande-
ren Ausschusses mit allen gesetzlichen Mitteln
energisch einzuschreiten nicht verfehlen. -- Jndem
Wir auch im Uebrigen einstweilen das, was durch
des Landes Wohl geboten ist, nach §. 89 der
Verfassungsurkunde verfügen werden, leben Wir
der Ueberzeugung, daß Wir hierin nur dem Ge-
bote einer unabweisbaren Nothwendigkeit folgen,
und vertrauen zu Unserem getreuen Volke, ver-
trauen zu allen Unseren Behörden und Obrigkei-
ten des Landes, daß sie die Gründe dieses Unse-
res Verfahrens erkennen und sich mit Uns verei-
nigen werden, um jedem etwa von Uebelwollenden
zu befürchtenden Versuche der Störung der öffent-
lichen Ordnung rasch und kräftig zu begegnen. --
Hiebei bedarf es der Versicherung nicht, daß, in-
dem Wir von den Uns durch den §. 89 der Ver-
fassung ertheilten Befugnissen Gebrauch machen,
Wir auch hiebei stets in dieser Verfassung die
Richtschnur für Unsere Regierungshandlungen er-
kennen, und nur in so weit zu den durch dieselbe
zugelassenen außerordentlichen Maßnahmen schrei-
ten werden, als das Staatswohl es gebieterisch
erheischt. -- Württemberger! vertraut Eurem Kö-
nige, der seit vierunddreißig Jahren die Förderung
Eures Wohls zum Gegenstande seiner wärmsten
Fürsorge gemacht hat, und der nie aufhören wird,
diesem Ziele seine Kraft, sein Leben zu weihen.
Wilhelm. Miller. Wächter=Spippler. Linden.
Knapp. Plessen.

Stuttgart, 8. Nov. Nach dem Beobachter
hat der sogenannte Ausschuß der aufgelösten Re-
vidirenden eine Adresse an Se. Maj. den König
[Spaltenumbruch] gerichtet, dieselbe aber vom K. Geheimen Kabine
uneröffnet zurückerhalten. Ebenso erging es einer
Anzeige an das Gesammtministerium, des Jn-
halts, daß dieser Ausschuß sich konstituirt habe,
indem der Aufwärter des K. Geheimenraths, dem
erhaltenen Auftrag gemäß, sie nicht annahm. --
Das Ständehaus ist noch immer mit Militär
besetzt.

Heilbronn, 8. Nov. Durch den Nördlinger
Heilbronner Omnibus erhalten wir heute die Nach-
richt, das gestern in Nördlingen drei Züge mit
österreichischen Truppen, worunter sich Eroaten
befinden sollen, eingetroffen seien und die ganze
Stadt von Militär wimmle. Für den Abend
soll noch für 900 Mann Reiterei Quartier be-
stellt worden sein. Beinahe hatte dabei ein Zu-
sammenstoß eines Militärzugs mit dem gewöhn-
lichen Personenzug stattgefunden, welcher aber
durch zeitiges Bremsen von beiden Seiten noch
glücklich verhütet wurde. Ein Militärzug bestand
aus 64 Waggons mit 4 Lokomotiven.

Aus dem Herzogthum Gotha, 7. Nov. Von
Berlin aus ist ein telegraphischer Befehl nach
Erfurt gelangt, welcher die Beförderung weiterer
Truppentheile nach Hessen angeordnet hat; bereits
sind auch darauf mehrere Bataillone des sieben-
ten Jnfanterieregiments nebst vielem Artillerie-
train und 100 Pferden auf der thüringischen
Eisenbahn direct an die hessische Grenze gebracht
worden.

Dresden, 9. Nov. Die heutigen Blätter ent-
halten die folgende Kriegsministerialordre an die
Beurlaubten der Armee: Die veränderten politi-
schen Verhältnisse machen erneuert eine vollständige
Einberufung der Beurlaubten der Armee erforder-
lich. Die bereits bei den Truppen eingetroffen
gewesenen, aber wieder auf Urlaub entlassenen
Mannschaften haben hiernach sofort in ihre betref-
fenden Standquartiere zurückzukehren. Die Eisen-
bahnen werden sie auf Kosten des Staats beför-
dern. Dresden, den 7. Nov. 1850. Kriegsmini-
sterium. Rabenhorst. -- Auch die Verordnung we-
gen Ankaufs von 2700 Pferden für die Armee
ist erneuert worden.

Hamburg, 7. Nov. Heute Morgen hat der
Abmarsch der preußischen Jnfanterie von hier be-
gonnen. Morgen und übermorgen werden die
Ueberreste noch folgen. Als Ziel des Marsches
wird Eisenach genannt.

Wien, 5. Nov. Heute sind die Militärcon-
ferenzen eröffnet worden, woran mehrere der in
den letzten Revolutionskriegen ausgezeichnetsten
Generale Theil nahmen, wie Wallmoden, Schlick
und Wimpffen. Auch der Erzherzog Albrecht ist
beigezogen und deshalb hier angekommen. Mor-
gen wird sich Radetzky präsidiren und erwartet man
auch den Ban Jellachich. Die Rüstungen gehen
unausgesetzt fort. Auf den Telegraphenbüreaus
wird jede Privatdepesche der strengsten Controle
unterzogen. Alle Redaktionen sind wiederholt
bei geschärfter Strafe vor indiscreten Mittheilun-
gen verwarnt worden. -- Jch vermag Jhnen als
zuverlässig zu melden, daß 12,000 Mann des
böhmischen Armeecorps bereits auserlesen sind,
um im Namen des Bundes zur Erfüllung der
Friedensstipulationen in Schleswig=Holstein zu
interveniren. Dieselben sollen ihren Weg über
Bayern, Hessen und Hannover direct nach Al-
tona nehmen und auf diese Weise preußisches Ge-
biet vermieden werden. Man hofft auf die Mit-
wirkung Hannovers. Unter allen Umständen
seien Sie überzeugt, daß Oesterreich vor der
consequenten Vollstreckung der übernommenen Auf-
träge nicht zurückschrecken wird. Auch bestätigt
sich, daß ein Theil der österreichischen Flotte, d.
h. eine Fregatte, zwei Corvetten und vier Dampfer
in Triest segelfertig gehalten wird, um auf den
ersten Befehl nach der Nordsee abzugehen. --
Noch vernehme ich aus guter Quelle, daß der
Plan vorliegt, den Marschall Radetzky zum Ge-
neralissimus der österreichischen Armee zu ernennen.

   

Wien, 6. Nov. Der mit telegraphischer De-
pesche von Berlin bereits hier angemeldete Baron
von Rosenberg, kgl. preuß. Legationssekretär, ist

[Spaltenumbruch] kurhessischen Volks aufzutreten beabsichtigte, wird
jetzt von jedem Unbefangenen klar sein: eine Pro-
klamation hätte dies sonst längst verkünden müs-
sen. Die hier dieser Tage eingetroffene Schwa-
oron Cheveaurlegers ist gegen 1 Uhr nach Lan-
genselbold ausgerückt; eine Stunde später rückte
eine andere gleich starke Cavallerieabtheilung hier
hier ein. Jn der Gegend, wo das bayerische
Hauptkorps sich befindet, welche zu den ärmsten
Theilen Kurhessens gehört, herrscht schon starker
Mangel an allen Lebensmitteln. Heute ist, als
Folge hiervon, der kurhessischen Verwaltungsbe-
hörde die Weisung zugegangen, sehr beträchtliche
Sendungen von Brod, Fleisch, Heu, Hafer, Stroh
und Branntwein nach dem Hauptquartier der
Bundestruppen zu beschaffen. So lastet denn schon
die ganze Wucht des Krieges auf unserer Pro-
vinz Hanau.

   

Hanau, 9. Nov. Seit heute früh weiß man
hier, daß es zwischen den bei Fulda gegen einan-
der stehenden königl. preußischen und den Bundes-
truppen zu einem, wenn auch unbedeutenden, doch
blutigen Conflict gekommen ist. Man sagt, daß
5 öster. Jäger verwundet worden. Gewiß ist, daß
mehrere Stafetten in letzter Nacht hier durch nach
Frankfurt geeilt sind, sowie, daß die direkte Post-
verbindung von hier nach Fulda behindert ist.
Starke preußische Truppenmassen sollen in der
Gegend hinter Fulda stehen. Eine Abtheilung
Chevaurlegers ist heute von hier nach der dorti-
ger Gegend aufgebrochen. -- Es wird erzählt,
daß die achtzehn verabschiedeten Offiziere, deren
Reaktivirung, wie bereits gemeldet, vorbehalten
worden ist, beschlossen haben, die Wiederanstellung
auf den Fall zu erbitten, wenn ihnen nichts gegen
die Verfassungsurkunde angemuthet werde. Nach
dem Einrücken der Executionstruppen dürfte dieses
Hinderniß nicht mehr im Wege stehen. -- Der
von hier aus mit mehreren Unteroffizieren in Ci-
vil nach Kassel gesendete Artillerielieutenant Bauer
hat seinen Zweck, die Einholung des im dortigen
Zeughaus noch zurückgebliebenen Kriegsgeräths,
nicht erreicht, derselbe ist vielmehr von dem preu-
ßischen Commandanten abgewiesen worden.

   

Frankfurt, 10. Nov. Die beiden noch rück-
ständig gewesenen Posten von Eisenach über Fulda,
sind heute Morgen hier eingetroffen. Es ist damit
die Bestättigung der von uns bereits gestern Abend
mitgetheilten Nachricht, wegen der Ueberlassung
der Stadt Fulda an die Bundesarmee eingegan-
gen. Die k. preußischen Truppen haben sich auf
die ihnen vertragsmäßig zustehende Etappenstraße
nach Hersfeld, über Hünfeld und Neukirchen, zu-
rückgezogen. Die Bundestruppen ihrerseit haben
Mittags ihren Einzug in Fulda gehalten.

Stuttgart, 7. Nov. Unter dem Heutigen er-
ließ Se. Maj. der König folgende Ansprache an
das Volk: Württemberger! Durch die au-
ßerordentliche, höchst bedenkliche Lage Deutschlands
zu militärischen Rüstungen genöthigt, welche so-
wohl zum Schutze des eigenen Landes als zur
Erfüllung der Pflichten gegen den deutschen Bund
unabweislich geworden sind, waren Wir in der
Lage, bei der Landesversammlung das Ansinnen
stellen zu lassen, zur Anschaffung des unumgäng-
lichsten Bedarfs an Pferden für Artillerie und
Fuhrwesen die Summe von 300,000 fl. zu ver-
willigen. -- Die Landesversammlung hat aber
hiebei ein Verhalten gezeigt, welches Uns unmög-
lich machte, mit derselben weiter verhandeln zu
lassen. Sie hat beschlossen, nicht nur die ange-
sonnene Verwilligung als formell und materiell
unbegründet abzulehnen, sondern auch gegen jeden
Aufwand zu protestiren, welcher sich durch die
fraglichen Kriegsrüstungen ergeben sollte, indem
sie nur zu den Kosten einer in den Augen jedes
Unbefangenen vollkommen unausführbaren bewaff-
neten Neutralität ihre Erwägungen in Aussicht
stellte. -- Dieses Verfahren ist nicht nur im
direktesten Widerspruch mit Unsern Rechten und
Pflichten als Mitglied des deutschen Bundes, son-
dern bedroht auch so offenbar die Jnteressen Un-
[Spaltenumbruch] seres Landes, daß es einer nähern Beleuchtung in
der That nicht bedarf. Nur völlige Unkenntniß
der Verhältnisse oder übler Wille können sich ver-
bergen, daß der Uns angesonnene Schritt eine
feindliche Besetzung des Landes mit allen sie be-
gleitenden Uebeln in unmittelbare Aussicht gestellt
hätte. -- Dazu kam, daß nach den bereits vor-
liegenden Berichten der Verfassungscommission über
sehr wichtige Abschnitte der Verfassung solch' un-
versöhnliche Gegensätze mit Unserem Verfassungs-
entwurf sich herausstellten, daß an eine Verein-
barung mit dieser Versammlung nimmermehr zu
denken war. -- Wir mußten daher abermals zur
Auflösung schreiten, und da das Gesetz vom 1.
Juni v. J., welches überhaupt nur einen transi-
torischen Charakter haben konnte, offenbar nicht
mehr angewendet werden kann, nachdem die Theil-
nahmlosigkeit an den nach diesem Gesetz vorzu-
nehmenden Wahlen in einem steigenden Maße sich
herausgestellt hatte, so bleibt nach Erwägung al-
ler thatsächlichen und rechtlichen Beziehungen kein
anderer Weg übrig, als das Werk der Verfas-
sungs = Revision in denjenigen Stand zurück zu
versetzen, in welchem es sich vor Erlassung des
Gesetzes vom 1. Juli v. J. befand. -- Schon
hieraus folgt, und Wir ertheilen Euch hierüber
die bestimmte Zusage, daß keineswegs von einer
definitiven Rückkehr zu dem früher Bestandenen
die Rede ist, sondern daß nur die Verfassungs-
Revision auf einem Wege vereinbart werden soll,
welcher ursprünglich als der nächste sich darbot
und besser niemals verlassen worden wäre. Hiezu
werden Wir auch die Einleitung treffen, sobald
nur immer die Umstände es erlauben. -- Eine
nothwendige Folge von dem Verlassen des Ge-
setzes vom 1. Juli v. J. war, daß auch kein
Ausschuß aus dieser Versammlung, für dessen
Wahl ohnehin im gedachten Gesetz lediglich keine
Fürsorge getroffen ist, zurückbleiben durfte, da sonst
zwischen dem Ausschuß und der künftig zu wäh-
lenden Versammlung zum voraus ein unlösbarer
Widerspruch begründet worden wäre, welcher noth-
wendig zu den bedenklichsten Conflicten hätte füh-
ren müssen, und welchem Wir ebendeshalb Kraft
§. 89 der Verfassungsurkunde vorzubeugen Uns
verpflichtet sahen. Damit aber die verfassungs-
mäßige Kontrole Unserer Regierung keinen Au-
genblick fehle, so beriefen Wir den letztbestandenen
nach der Verfassung vom Jahr 1819 gewählten
Ausschuß wieder in Thätigkeit, und wie Wir hier-
in das zur Zeit allein berechtigte Organ der Lan-
desvertretung zu erblicken vermögen, so werden
Wir gegen die etwaige Constituirung eines ande-
ren Ausschusses mit allen gesetzlichen Mitteln
energisch einzuschreiten nicht verfehlen. -- Jndem
Wir auch im Uebrigen einstweilen das, was durch
des Landes Wohl geboten ist, nach §. 89 der
Verfassungsurkunde verfügen werden, leben Wir
der Ueberzeugung, daß Wir hierin nur dem Ge-
bote einer unabweisbaren Nothwendigkeit folgen,
und vertrauen zu Unserem getreuen Volke, ver-
trauen zu allen Unseren Behörden und Obrigkei-
ten des Landes, daß sie die Gründe dieses Unse-
res Verfahrens erkennen und sich mit Uns verei-
nigen werden, um jedem etwa von Uebelwollenden
zu befürchtenden Versuche der Störung der öffent-
lichen Ordnung rasch und kräftig zu begegnen. --
Hiebei bedarf es der Versicherung nicht, daß, in-
dem Wir von den Uns durch den §. 89 der Ver-
fassung ertheilten Befugnissen Gebrauch machen,
Wir auch hiebei stets in dieser Verfassung die
Richtschnur für Unsere Regierungshandlungen er-
kennen, und nur in so weit zu den durch dieselbe
zugelassenen außerordentlichen Maßnahmen schrei-
ten werden, als das Staatswohl es gebieterisch
erheischt. -- Württemberger! vertraut Eurem Kö-
nige, der seit vierunddreißig Jahren die Förderung
Eures Wohls zum Gegenstande seiner wärmsten
Fürsorge gemacht hat, und der nie aufhören wird,
diesem Ziele seine Kraft, sein Leben zu weihen.
Wilhelm. Miller. Wächter=Spippler. Linden.
Knapp. Plessen.

Stuttgart, 8. Nov. Nach dem Beobachter
hat der sogenannte Ausschuß der aufgelösten Re-
vidirenden eine Adresse an Se. Maj. den König
[Spaltenumbruch] gerichtet, dieselbe aber vom K. Geheimen Kabine
uneröffnet zurückerhalten. Ebenso erging es einer
Anzeige an das Gesammtministerium, des Jn-
halts, daß dieser Ausschuß sich konstituirt habe,
indem der Aufwärter des K. Geheimenraths, dem
erhaltenen Auftrag gemäß, sie nicht annahm. --
Das Ständehaus ist noch immer mit Militär
besetzt.

Heilbronn, 8. Nov. Durch den Nördlinger
Heilbronner Omnibus erhalten wir heute die Nach-
richt, das gestern in Nördlingen drei Züge mit
österreichischen Truppen, worunter sich Eroaten
befinden sollen, eingetroffen seien und die ganze
Stadt von Militär wimmle. Für den Abend
soll noch für 900 Mann Reiterei Quartier be-
stellt worden sein. Beinahe hatte dabei ein Zu-
sammenstoß eines Militärzugs mit dem gewöhn-
lichen Personenzug stattgefunden, welcher aber
durch zeitiges Bremsen von beiden Seiten noch
glücklich verhütet wurde. Ein Militärzug bestand
aus 64 Waggons mit 4 Lokomotiven.

Aus dem Herzogthum Gotha, 7. Nov. Von
Berlin aus ist ein telegraphischer Befehl nach
Erfurt gelangt, welcher die Beförderung weiterer
Truppentheile nach Hessen angeordnet hat; bereits
sind auch darauf mehrere Bataillone des sieben-
ten Jnfanterieregiments nebst vielem Artillerie-
train und 100 Pferden auf der thüringischen
Eisenbahn direct an die hessische Grenze gebracht
worden.

Dresden, 9. Nov. Die heutigen Blätter ent-
halten die folgende Kriegsministerialordre an die
Beurlaubten der Armee: Die veränderten politi-
schen Verhältnisse machen erneuert eine vollständige
Einberufung der Beurlaubten der Armee erforder-
lich. Die bereits bei den Truppen eingetroffen
gewesenen, aber wieder auf Urlaub entlassenen
Mannschaften haben hiernach sofort in ihre betref-
fenden Standquartiere zurückzukehren. Die Eisen-
bahnen werden sie auf Kosten des Staats beför-
dern. Dresden, den 7. Nov. 1850. Kriegsmini-
sterium. Rabenhorst. -- Auch die Verordnung we-
gen Ankaufs von 2700 Pferden für die Armee
ist erneuert worden.

Hamburg, 7. Nov. Heute Morgen hat der
Abmarsch der preußischen Jnfanterie von hier be-
gonnen. Morgen und übermorgen werden die
Ueberreste noch folgen. Als Ziel des Marsches
wird Eisenach genannt.

Wien, 5. Nov. Heute sind die Militärcon-
ferenzen eröffnet worden, woran mehrere der in
den letzten Revolutionskriegen ausgezeichnetsten
Generale Theil nahmen, wie Wallmoden, Schlick
und Wimpffen. Auch der Erzherzog Albrecht ist
beigezogen und deshalb hier angekommen. Mor-
gen wird sich Radetzky präsidiren und erwartet man
auch den Ban Jellachich. Die Rüstungen gehen
unausgesetzt fort. Auf den Telegraphenbüreaus
wird jede Privatdepesche der strengsten Controle
unterzogen. Alle Redaktionen sind wiederholt
bei geschärfter Strafe vor indiscreten Mittheilun-
gen verwarnt worden. -- Jch vermag Jhnen als
zuverlässig zu melden, daß 12,000 Mann des
böhmischen Armeecorps bereits auserlesen sind,
um im Namen des Bundes zur Erfüllung der
Friedensstipulationen in Schleswig=Holstein zu
interveniren. Dieselben sollen ihren Weg über
Bayern, Hessen und Hannover direct nach Al-
tona nehmen und auf diese Weise preußisches Ge-
biet vermieden werden. Man hofft auf die Mit-
wirkung Hannovers. Unter allen Umständen
seien Sie überzeugt, daß Oesterreich vor der
consequenten Vollstreckung der übernommenen Auf-
träge nicht zurückschrecken wird. Auch bestätigt
sich, daß ein Theil der österreichischen Flotte, d.
h. eine Fregatte, zwei Corvetten und vier Dampfer
in Triest segelfertig gehalten wird, um auf den
ersten Befehl nach der Nordsee abzugehen. --
Noch vernehme ich aus guter Quelle, daß der
Plan vorliegt, den Marschall Radetzky zum Ge-
neralissimus der österreichischen Armee zu ernennen.

   

Wien, 6. Nov. Der mit telegraphischer De-
pesche von Berlin bereits hier angemeldete Baron
von Rosenberg, kgl. preuß. Legationssekretär, ist

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[0002] kurhessischen Volks aufzutreten beabsichtigte, wird jetzt von jedem Unbefangenen klar sein: eine Pro- klamation hätte dies sonst längst verkünden müs- sen. Die hier dieser Tage eingetroffene Schwa- oron Cheveaurlegers ist gegen 1 Uhr nach Lan- genselbold ausgerückt; eine Stunde später rückte eine andere gleich starke Cavallerieabtheilung hier hier ein. Jn der Gegend, wo das bayerische Hauptkorps sich befindet, welche zu den ärmsten Theilen Kurhessens gehört, herrscht schon starker Mangel an allen Lebensmitteln. Heute ist, als Folge hiervon, der kurhessischen Verwaltungsbe- hörde die Weisung zugegangen, sehr beträchtliche Sendungen von Brod, Fleisch, Heu, Hafer, Stroh und Branntwein nach dem Hauptquartier der Bundestruppen zu beschaffen. So lastet denn schon die ganze Wucht des Krieges auf unserer Pro- vinz Hanau. ( F.=O.=Z. ) Hanau, 9. Nov. Seit heute früh weiß man hier, daß es zwischen den bei Fulda gegen einan- der stehenden königl. preußischen und den Bundes- truppen zu einem, wenn auch unbedeutenden, doch blutigen Conflict gekommen ist. Man sagt, daß 5 öster. Jäger verwundet worden. Gewiß ist, daß mehrere Stafetten in letzter Nacht hier durch nach Frankfurt geeilt sind, sowie, daß die direkte Post- verbindung von hier nach Fulda behindert ist. Starke preußische Truppenmassen sollen in der Gegend hinter Fulda stehen. Eine Abtheilung Chevaurlegers ist heute von hier nach der dorti- ger Gegend aufgebrochen. -- Es wird erzählt, daß die achtzehn verabschiedeten Offiziere, deren Reaktivirung, wie bereits gemeldet, vorbehalten worden ist, beschlossen haben, die Wiederanstellung auf den Fall zu erbitten, wenn ihnen nichts gegen die Verfassungsurkunde angemuthet werde. Nach dem Einrücken der Executionstruppen dürfte dieses Hinderniß nicht mehr im Wege stehen. -- Der von hier aus mit mehreren Unteroffizieren in Ci- vil nach Kassel gesendete Artillerielieutenant Bauer hat seinen Zweck, die Einholung des im dortigen Zeughaus noch zurückgebliebenen Kriegsgeräths, nicht erreicht, derselbe ist vielmehr von dem preu- ßischen Commandanten abgewiesen worden. ( F. O.=Z. ) Frankfurt, 10. Nov. Die beiden noch rück- ständig gewesenen Posten von Eisenach über Fulda, sind heute Morgen hier eingetroffen. Es ist damit die Bestättigung der von uns bereits gestern Abend mitgetheilten Nachricht, wegen der Ueberlassung der Stadt Fulda an die Bundesarmee eingegan- gen. Die k. preußischen Truppen haben sich auf die ihnen vertragsmäßig zustehende Etappenstraße nach Hersfeld, über Hünfeld und Neukirchen, zu- rückgezogen. Die Bundestruppen ihrerseit haben Mittags ihren Einzug in Fulda gehalten. Stuttgart, 7. Nov. Unter dem Heutigen er- ließ Se. Maj. der König folgende Ansprache an das Volk: Württemberger! Durch die au- ßerordentliche, höchst bedenkliche Lage Deutschlands zu militärischen Rüstungen genöthigt, welche so- wohl zum Schutze des eigenen Landes als zur Erfüllung der Pflichten gegen den deutschen Bund unabweislich geworden sind, waren Wir in der Lage, bei der Landesversammlung das Ansinnen stellen zu lassen, zur Anschaffung des unumgäng- lichsten Bedarfs an Pferden für Artillerie und Fuhrwesen die Summe von 300,000 fl. zu ver- willigen. -- Die Landesversammlung hat aber hiebei ein Verhalten gezeigt, welches Uns unmög- lich machte, mit derselben weiter verhandeln zu lassen. Sie hat beschlossen, nicht nur die ange- sonnene Verwilligung als formell und materiell unbegründet abzulehnen, sondern auch gegen jeden Aufwand zu protestiren, welcher sich durch die fraglichen Kriegsrüstungen ergeben sollte, indem sie nur zu den Kosten einer in den Augen jedes Unbefangenen vollkommen unausführbaren bewaff- neten Neutralität ihre Erwägungen in Aussicht stellte. -- Dieses Verfahren ist nicht nur im direktesten Widerspruch mit Unsern Rechten und Pflichten als Mitglied des deutschen Bundes, son- dern bedroht auch so offenbar die Jnteressen Un- seres Landes, daß es einer nähern Beleuchtung in der That nicht bedarf. Nur völlige Unkenntniß der Verhältnisse oder übler Wille können sich ver- bergen, daß der Uns angesonnene Schritt eine feindliche Besetzung des Landes mit allen sie be- gleitenden Uebeln in unmittelbare Aussicht gestellt hätte. -- Dazu kam, daß nach den bereits vor- liegenden Berichten der Verfassungscommission über sehr wichtige Abschnitte der Verfassung solch' un- versöhnliche Gegensätze mit Unserem Verfassungs- entwurf sich herausstellten, daß an eine Verein- barung mit dieser Versammlung nimmermehr zu denken war. -- Wir mußten daher abermals zur Auflösung schreiten, und da das Gesetz vom 1. Juni v. J., welches überhaupt nur einen transi- torischen Charakter haben konnte, offenbar nicht mehr angewendet werden kann, nachdem die Theil- nahmlosigkeit an den nach diesem Gesetz vorzu- nehmenden Wahlen in einem steigenden Maße sich herausgestellt hatte, so bleibt nach Erwägung al- ler thatsächlichen und rechtlichen Beziehungen kein anderer Weg übrig, als das Werk der Verfas- sungs = Revision in denjenigen Stand zurück zu versetzen, in welchem es sich vor Erlassung des Gesetzes vom 1. Juli v. J. befand. -- Schon hieraus folgt, und Wir ertheilen Euch hierüber die bestimmte Zusage, daß keineswegs von einer definitiven Rückkehr zu dem früher Bestandenen die Rede ist, sondern daß nur die Verfassungs- Revision auf einem Wege vereinbart werden soll, welcher ursprünglich als der nächste sich darbot und besser niemals verlassen worden wäre. Hiezu werden Wir auch die Einleitung treffen, sobald nur immer die Umstände es erlauben. -- Eine nothwendige Folge von dem Verlassen des Ge- setzes vom 1. Juli v. J. war, daß auch kein Ausschuß aus dieser Versammlung, für dessen Wahl ohnehin im gedachten Gesetz lediglich keine Fürsorge getroffen ist, zurückbleiben durfte, da sonst zwischen dem Ausschuß und der künftig zu wäh- lenden Versammlung zum voraus ein unlösbarer Widerspruch begründet worden wäre, welcher noth- wendig zu den bedenklichsten Conflicten hätte füh- ren müssen, und welchem Wir ebendeshalb Kraft §. 89 der Verfassungsurkunde vorzubeugen Uns verpflichtet sahen. Damit aber die verfassungs- mäßige Kontrole Unserer Regierung keinen Au- genblick fehle, so beriefen Wir den letztbestandenen nach der Verfassung vom Jahr 1819 gewählten Ausschuß wieder in Thätigkeit, und wie Wir hier- in das zur Zeit allein berechtigte Organ der Lan- desvertretung zu erblicken vermögen, so werden Wir gegen die etwaige Constituirung eines ande- ren Ausschusses mit allen gesetzlichen Mitteln energisch einzuschreiten nicht verfehlen. -- Jndem Wir auch im Uebrigen einstweilen das, was durch des Landes Wohl geboten ist, nach §. 89 der Verfassungsurkunde verfügen werden, leben Wir der Ueberzeugung, daß Wir hierin nur dem Ge- bote einer unabweisbaren Nothwendigkeit folgen, und vertrauen zu Unserem getreuen Volke, ver- trauen zu allen Unseren Behörden und Obrigkei- ten des Landes, daß sie die Gründe dieses Unse- res Verfahrens erkennen und sich mit Uns verei- nigen werden, um jedem etwa von Uebelwollenden zu befürchtenden Versuche der Störung der öffent- lichen Ordnung rasch und kräftig zu begegnen. -- Hiebei bedarf es der Versicherung nicht, daß, in- dem Wir von den Uns durch den §. 89 der Ver- fassung ertheilten Befugnissen Gebrauch machen, Wir auch hiebei stets in dieser Verfassung die Richtschnur für Unsere Regierungshandlungen er- kennen, und nur in so weit zu den durch dieselbe zugelassenen außerordentlichen Maßnahmen schrei- ten werden, als das Staatswohl es gebieterisch erheischt. -- Württemberger! vertraut Eurem Kö- nige, der seit vierunddreißig Jahren die Förderung Eures Wohls zum Gegenstande seiner wärmsten Fürsorge gemacht hat, und der nie aufhören wird, diesem Ziele seine Kraft, sein Leben zu weihen. Wilhelm. Miller. Wächter=Spippler. Linden. Knapp. Plessen. Stuttgart, 8. Nov. Nach dem Beobachter hat der sogenannte Ausschuß der aufgelösten Re- vidirenden eine Adresse an Se. Maj. den König gerichtet, dieselbe aber vom K. Geheimen Kabine uneröffnet zurückerhalten. Ebenso erging es einer Anzeige an das Gesammtministerium, des Jn- halts, daß dieser Ausschuß sich konstituirt habe, indem der Aufwärter des K. Geheimenraths, dem erhaltenen Auftrag gemäß, sie nicht annahm. -- Das Ständehaus ist noch immer mit Militär besetzt. Heilbronn, 8. Nov. Durch den Nördlinger Heilbronner Omnibus erhalten wir heute die Nach- richt, das gestern in Nördlingen drei Züge mit österreichischen Truppen, worunter sich Eroaten befinden sollen, eingetroffen seien und die ganze Stadt von Militär wimmle. Für den Abend soll noch für 900 Mann Reiterei Quartier be- stellt worden sein. Beinahe hatte dabei ein Zu- sammenstoß eines Militärzugs mit dem gewöhn- lichen Personenzug stattgefunden, welcher aber durch zeitiges Bremsen von beiden Seiten noch glücklich verhütet wurde. Ein Militärzug bestand aus 64 Waggons mit 4 Lokomotiven. ( H. T. ) Aus dem Herzogthum Gotha, 7. Nov. Von Berlin aus ist ein telegraphischer Befehl nach Erfurt gelangt, welcher die Beförderung weiterer Truppentheile nach Hessen angeordnet hat; bereits sind auch darauf mehrere Bataillone des sieben- ten Jnfanterieregiments nebst vielem Artillerie- train und 100 Pferden auf der thüringischen Eisenbahn direct an die hessische Grenze gebracht worden. Dresden, 9. Nov. Die heutigen Blätter ent- halten die folgende Kriegsministerialordre an die Beurlaubten der Armee: Die veränderten politi- schen Verhältnisse machen erneuert eine vollständige Einberufung der Beurlaubten der Armee erforder- lich. Die bereits bei den Truppen eingetroffen gewesenen, aber wieder auf Urlaub entlassenen Mannschaften haben hiernach sofort in ihre betref- fenden Standquartiere zurückzukehren. Die Eisen- bahnen werden sie auf Kosten des Staats beför- dern. Dresden, den 7. Nov. 1850. Kriegsmini- sterium. Rabenhorst. -- Auch die Verordnung we- gen Ankaufs von 2700 Pferden für die Armee ist erneuert worden. Hamburg, 7. Nov. Heute Morgen hat der Abmarsch der preußischen Jnfanterie von hier be- gonnen. Morgen und übermorgen werden die Ueberreste noch folgen. Als Ziel des Marsches wird Eisenach genannt. Wien, 5. Nov. Heute sind die Militärcon- ferenzen eröffnet worden, woran mehrere der in den letzten Revolutionskriegen ausgezeichnetsten Generale Theil nahmen, wie Wallmoden, Schlick und Wimpffen. Auch der Erzherzog Albrecht ist beigezogen und deshalb hier angekommen. Mor- gen wird sich Radetzky präsidiren und erwartet man auch den Ban Jellachich. Die Rüstungen gehen unausgesetzt fort. Auf den Telegraphenbüreaus wird jede Privatdepesche der strengsten Controle unterzogen. Alle Redaktionen sind wiederholt bei geschärfter Strafe vor indiscreten Mittheilun- gen verwarnt worden. -- Jch vermag Jhnen als zuverlässig zu melden, daß 12,000 Mann des böhmischen Armeecorps bereits auserlesen sind, um im Namen des Bundes zur Erfüllung der Friedensstipulationen in Schleswig=Holstein zu interveniren. Dieselben sollen ihren Weg über Bayern, Hessen und Hannover direct nach Al- tona nehmen und auf diese Weise preußisches Ge- biet vermieden werden. Man hofft auf die Mit- wirkung Hannovers. Unter allen Umständen seien Sie überzeugt, daß Oesterreich vor der consequenten Vollstreckung der übernommenen Auf- träge nicht zurückschrecken wird. Auch bestätigt sich, daß ein Theil der österreichischen Flotte, d. h. eine Fregatte, zwei Corvetten und vier Dampfer in Triest segelfertig gehalten wird, um auf den ersten Befehl nach der Nordsee abzugehen. -- Noch vernehme ich aus guter Quelle, daß der Plan vorliegt, den Marschall Radetzky zum Ge- neralissimus der österreichischen Armee zu ernennen. ( L. Z. ) Wien, 6. Nov. Der mit telegraphischer De- pesche von Berlin bereits hier angemeldete Baron von Rosenberg, kgl. preuß. Legationssekretär, ist

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 270. Würzburg, 11. November 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische270_1850/2>, abgerufen am 29.03.2024.