Die Bayerische Presse. Nr. 265. Würzburg, 5. November 1850.[Spaltenumbruch]
stimmung dieser Truppen ist noch ganz unbekannt; Frankfurt, 3. Nov. Abends. Nach den, Frankfurt, 4. Nov. Von den seit mehreren Frankfurt, 4. Nov. Die Besetzung der Etap- Meiningen, 4. Nov. Heute rückte ein preu- Wien, 1. Nov. Gestern ist ein Aufruf des Berlin, 1. Nov. Jch kann die weitere Nach- Berlin, 1. Nov. Man hörte hin und wie- Frankreich. Paris, 26. Okt. Der neue Kriegsminister, Jtalien. Die Nachrichten aus Turin reichen bis zum Vermischte Nachrichten. ( Die Bestrebungen der revolutionären Par- [Spaltenumbruch]
stimmung dieser Truppen ist noch ganz unbekannt; Frankfurt, 3. Nov. Abends. Nach den, Frankfurt, 4. Nov. Von den seit mehreren Frankfurt, 4. Nov. Die Besetzung der Etap- Meiningen, 4. Nov. Heute rückte ein preu- Wien, 1. Nov. Gestern ist ein Aufruf des Berlin, 1. Nov. Jch kann die weitere Nach- Berlin, 1. Nov. Man hörte hin und wie- Frankreich. Paris, 26. Okt. Der neue Kriegsminister, Jtalien. Die Nachrichten aus Turin reichen bis zum Vermischte Nachrichten. ( Die Bestrebungen der revolutionären Par- <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003"/><cb/> stimmung dieser Truppen ist noch ganz unbekannt;<lb/> man sagt jedoch, sie würden theils hier, theils in<lb/> den Ortschaften unserer Umgebung einquartiert<lb/> werden.</p> <space dim="horizontal"/> <byline>( F. J. )</byline> </div><lb/> <div type="jArticle"> <p>Frankfurt, 3. Nov. <hi rendition="#g">Abends.</hi> Nach den,<lb/> dem hiesigen Quartieramte heute Nachmittag zu-<lb/> gegangenen Anzeigen sollen die morgen und in<lb/> den nächsten Tagen hier aus Baden eintreffenden<lb/> preußischen Truppenabtheilungen angeblich nur ei-<lb/> nen Tag hier verbleiben und sodann in das Kur-<lb/> hessische einrücken. Das Quartieramt hat aber<lb/> gegen die unserer Stadt zugedachte Eiquartierung<lb/> protestirt und bis heute Abend gegen 6 Uhr war<lb/> von ihm dieselbe noch nicht bewilligt. Auch die<lb/> heute Nachmittag 3 Uhr angekommenen circa 20<lb/> Mann des morgen hier eintreffenden 28 preußi-<lb/> schen Regiments standen noch gegen 7 Uhr auf<lb/> dem Main=Neckar Eisenbahnhof, ohne Ouartier-<lb/> billets erhalten zu haben. Auf die vom Ouar-<lb/> tieramt erhobene Protestation gegen die Einquar-<lb/> tierung soll ein preußischer Offizier geantwortet<lb/> haben, daß er dann die Mannschaften auf eigene<lb/> Autorität einquartieren werde. -- Heute Abend<lb/> 7 Uhr kamen zwei schwer mit Waffen beladene<lb/> Wagen mit österreichischem Vorspann und starker<lb/> bayrischer Bedeckung, in der Richtung von Hanau<lb/> kommend, hier durch nach Sachsenhausen in's Deutsch-<lb/> ordenshaus, in welchem sich bekanntlrch die Kaserne<lb/> eines bayerischen Bataillons befindet. Die Waf-<lb/> fen werden wahrscheinlich morgen weiter noch Mainz<lb/> transportirt werden.</p> <space dim="horizontal"/> <byline>( F. J. )</byline> </div><lb/> <div type="jArticle"> <p>Frankfurt, 4. Nov. Von den seit mehreren<lb/> Tagen aus Baden angesagten preußischen Trup-<lb/> pen ist heute ein Bataillon des 28. Regiments,<lb/> das bisher in Durlach gelegen, auf der Main-<lb/> Neckar=Bahn hierher gekommen, und nachdem die<lb/> Einquartierung in der Stadt durch die hiesigen<lb/> Behörden abgelehnt worden war, auf der Straße<lb/> nach Oberursel im Nassauischen weiter gezogen.<lb/> Heute Abend oder morgen kommt aus Baden ein<lb/> zweites Bataillon von demselben Regiment, nach<lb/> ihm das dreißigste Regiment und so fort, bis, wie<lb/> es heißt, das dortige preuß. Corps auf 6000 M.<lb/> vermindert ist.</p> <space dim="horizontal"/> <byline>( K. Z. )</byline> </div><lb/> <div type="jArticle"> <p>Frankfurt, 4. Nov. Die Besetzung der Etap-<lb/> penstraßen in Kurhessen durch Preußen nimmt ei-<lb/> nen ernsten Charakter an; doch ist noch Hoffnung<lb/> zur Erhaltung des Friedens, da Radowitz entlas-<lb/> sen. Sollte das Verhaltniß es aber anders wol-<lb/> len, und unsere Hoffnung getäuscht werden, sollte<lb/> der Vater der Union nur in den Hintergrund ge-<lb/> schoben sein, um durch neue Unwahrheiten zu er-<lb/> reichen, was durch das alte Blendwerk nimmer-<lb/> mehr erlangt wird; sollte die Theorie von den<lb/> Etappenstraßen jetzt die Aufgabe erhalten, dem in<lb/> Dunst aufgelösten Unionsgedanken wieder eine<lb/> körperliche Hülle zu verleihen, und sollte das schöne<lb/> Kattenland mit seinen lieblichen Wiesengründen<lb/> und waldumsäumten Hügelreihen der großpreußi-<lb/> schen Krone durch Besetzung aller Wege und Stege<lb/> eingeflochten werden wollen, -- dann freilich, dann<lb/> sind wir am Ende, und des Schicksals eiserne<lb/> Würfel mögen ferner entscheiden! Ehe ein Preu-<lb/> ßen war, war Deutschland, und ehe der schwarze<lb/> Adler an den Gestaden der Ostsee seine Fittiche<lb/> ausbreitete, kämpften die hochgewachsenen Söhne<lb/> der Lahn und der Fulda für die Unabhängigkeit<lb/> unseres Vaterlandes. Der Name der Hessen war<lb/> unter den ersten, als es galt, die Anmaßungen<lb/> römischer Cäsaren niederzuwerfen; die hess. Bauern<lb/> standen im vordersten Gliede, als dem Corsen das<lb/> Urtheil gesprochen wurde, und wahrlich Der, wel-<lb/> cher die Theorie von der Besetzung der Etappen-<lb/> straßen erfunden hat, streicht im Jahre 1850 das<lb/> Kattenvolk noch nicht aus der Geschichte! Merk-<lb/> würdige Jdee, diese Etappentheorie! Um von Ei-<lb/> senach nach Wetzlar, von Paderborn nach Erfurt<lb/> gelangen zu können, wird das ganze Land<lb/> besetzt, von Kassel bis nach Fulda, und<lb/> werden die Bewohner mit einer Einquartie-<lb/> rung von zehn und zwanzig, ja gar noch mehr<lb/> Tausenden von Soldaten heimgesucht. Vergebens<lb/> sieht man sich um nach dem Grunde zu einer<lb/> solchen Maßregel, nach dem Rechte zu einem<lb/> solchen Gewaltschritte. Jn den Etappenconven-<lb/><cb/> tionen erhält Preußen eine derartige Befugniß<lb/> nicht; auch war noch nirgends davon die Rede,<lb/> daß dem Durchmarsche preußischer Truppen durch<lb/> Kurhessen auf der festgesetzten Route jetzt oder<lb/> in Zukunft irgend ein Hinderniß in den Weg ge-<lb/> legt werden solle. Die Bundestruppen sind in<lb/> den Kurstaat eingerückt, zur Wiederherstellung der<lb/><hi rendition="#g">gesetzlichen Ordnung,</hi> und <hi rendition="#g">nicht</hi> als Feinde<lb/> Preußens, es müßte denn das Unmögliche mög-<lb/> lich sein, daß trotz aller Verwahrung man<lb/> in Berlin dennoch in tiefster Brust den Ge-<lb/> danken nährte, je nach Umständen auch einmal<lb/> für die ungesetzliche Ordnung in die Schran-<lb/> ken treten zu wollen. Die von den Gothaern mit<lb/> großer Geschäftigkeit in all ihren Blättern ver-<lb/> kündete Mähr von der Ernennung des Königs-<lb/> berger Simsons zum preußischen Unterstaatssecre-<lb/> tär hätte mit diesem Gedanken in Zusammenhang<lb/> gebracht werden dürfen, wenn nicht der energische<lb/> Entschluß des Königs das Gewebe der Lüge und<lb/> der Untreue zerrissen und durch die Entlassung<lb/> des Generals v. Radowitz dem schlimmen Spiele<lb/> ein plötzliches Ende bereitet hätte.</p> <space dim="horizontal"/> <byline>( K. Z. ) </byline> </div><lb/> <div type="jArticle"> <p>Meiningen, 4. Nov. Heute rückte ein preu-<lb/> ßisches Jägerbataillon unter dem Commando des<lb/> Majors v. Peez hier ein, und zwar so unerwar-<lb/> tet, daß die Staatsregierung und der Magistrat<lb/> nicht eher Nachricht hiervon erhielten, als bis die<lb/> Truppen sich auf dem Markte aufgestellt hatten<lb/> und ihre Einquartierungsbillete verlangten. Zwi-<lb/> schen dem Herzogthum Meiningen und dem Kö-<lb/> nigreich Preußen besteht gar keine Durchmarsch-<lb/> und Etappenconvention und es hätte daher um<lb/> förmliche Erlaubniß zu diesem bewaffneten Durch-<lb/> zug nachgesucht werden müssen. Daß dies unter-<lb/> lassen wurde, ist wohl nicht bloß auf Rechnung<lb/> der Eile zu bringen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <p>Wien, 1. Nov. Gestern ist ein Aufruf des<lb/> Kaisers „an seine treuen Grenzer“ zur neuen<lb/> wiederholten Kraftanstrengung abgegangen, und<lb/> wurde von einer schwunghaften Proclamation ih-<lb/> res hier weilenden Bans begleitet. Beide Do-<lb/> cumente sollen von dem vertrauten Freund des<lb/> Bans, General Denkstein, überbracht werden.<lb/> Aus der heutigen Wiener Ztg. werden Sie er-<lb/> sehen haben, daß der Kaiser den Marschall Ra-<lb/> detzky mittelst Telegraphen hierher berufen hat.<lb/> Die Auflegung des lombardisch=venezianischen<lb/> Zwanganlehens hat bereits stattgefunden. Man<lb/> erwartet nächster Tage schon ein kaiserliches Ma-<lb/> nifest bei Gelegenheit der großen Recrutirungs-<lb/> ausschreibung. -- Der preußische Gesandte Graf<lb/> Bernstorff hat heute Wien verlassen, wie einige<lb/> sagen, um durch seine persönliche Anwesenheit in<lb/> Berlin versöhnend zu wirken, wie andere meinen,<lb/> um nicht mehr zurückzukehren. Leider ist die letzte<lb/> Meinung vorwaltend, weil die Erzherzogin Sophie<lb/> mit der Königin von Preußen dieser Tage eine<lb/> Zusammenkunft in Dresden haben sollte, und<lb/> diese nun nicht stattfinden wird.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <p>Berlin, 1. Nov. Jch kann die weitere Nach-<lb/> richt nicht verschweigen, daß Hr. v. Manteuffel<lb/> auf dem Austritt der HH. v. Radowitz und v. d.<lb/> Heydt bestand und, von dem König aufgefordert<lb/> ein bestimmt formulirtes Programm einzureichen,<lb/> dieß in einer Weise that, daß Preußen seine bis-<lb/> herige Politik nach außen aufgeben und nach in-<lb/> nen durch liberale Jnstitutionen vorangehen sollte.<lb/> Als Nachfolger der beiden genannten Minister<lb/> wurden Hr. v. Bodelschwingh und Hr. v. Patow<lb/> bezeichnet. Dies ist der alte Widerstreit des „ prak-<lb/> tischen Verstandes“ gegen die „Jdeen“; -- daß der<lb/> König mitten inne zwischen beiden Richtungen<lb/> steht, weiß man; auf welche Seite aber zuletzt<lb/> sein Gemüth sich neigt, ist leicht zu errathen.</p><lb/> <space dim="horizontal"/> <byline>( A. Z. )</byline> </div><lb/> <div type="jArticle"> <p>Berlin, 1. Nov. Man hörte hin und wie-<lb/> der auch von den Aeußerungen des Kaisers v. Ruß-<lb/> land die außerordentlichsten Dinge. Gutheißung<lb/> des Bregenzer Vertrages zur Aufrechthaltung des<lb/> Bundestages und zur Durchführung der Execu-<lb/> tion gegen Kurhessen hatten in Warschau statt-<lb/> gefunden. Jn Schleswig sollte Rußland positiv<lb/> die bewaffnete Jntervention des Bundestages un-<lb/> terstützen. Von Preußen sollte überdieß die Her-<lb/><cb/> stellung mehr geordneter und sicherer Zustände<lb/> im eigenen Lande verlangt worden sein!</p> <byline>( A. Z. )</byline> </div> </div><lb/> <div type="jPoliticalNews"> <head> <hi rendition="#c #fr"><hi rendition="#g">Frankreich</hi>.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle"> <p>Paris, 26. Okt. Der neue Kriegsminister,<lb/> General Schramm, hat beim Antritt seines Am-<lb/> tes folgenden Tagsbefehl an die Armee erlassen;<lb/> „Soldaten! Durch das Vertrauen des Präsiden-<lb/> ten der Republik zum Kriegsministerium berufen,<lb/> habe ich den vollen Umfang der Pflichten erkannt,<lb/> die mir diese wichtige und delikate Sendung auf-<lb/> erlegt, und ich habe sie nur mit den festen Ent-<lb/> schluß angenommen, sie mit Sorgfalt für die Ar-<lb/> mee, Achtung für unsere Jnstitutionen, Ergeben-<lb/> heit und Treue gegen das Staatsoberhaupt zu<lb/> erfüllen. Aus diesen Gründen bin ich berechtigt,<lb/> auf die Mitwirkung der Generale zu zählen, die<lb/> an eurer Spitze stehen, und die durch ihre ruhm-<lb/> vollen Dienste, wie durch die unablässige Sorg-<lb/> falt, mit der sie sich mit eurem Wohle beschäftigen,<lb/> eurer vollen Achtung und aller eurer Sympathien<lb/> würdig sind. Sie werden mich bei meinen Bemühun-<lb/> gen, eure Jnteressen zu vertheidigen, die Dienste, die<lb/> ihr dem Lande leistet, geltend zu machen, und ih-<lb/> nen den gerechten Lohn zu sichern, unterstützen.<lb/> Fahret demnach fort, euch um eure Chefs zu schaa-<lb/> ren, die euer Vertrauen in so hohem Grade recht-<lb/> fertigen. Sie haben gelernt, wie ich es selbst in<lb/> einer militärischen Laufbahn von fünfundvierzig<lb/> Jahren gelernt habe, eben so zu gehorchen, wie<lb/> zu befehlen, und sie werden euch wie mir das<lb/> Beispiel der Achtung für die hierarchische Autori-<lb/> tät geben, der sie, wie sie wissen, alle ihre Er-<lb/> folge verdanken, und die, indem sie die Aufrecht-<lb/> haltung der Disziplin sichert, die Stärke der Ar-<lb/> meen ausmacht. Paris, 25. Oktbr. 1850. 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Ein schönes Zeugniß des Glau-<lb/> bens und der kindlichen Ergebenheit der Turiner<lb/> Katholiken gegen ihren verbannten Oberhirten.<lb/> -- Vor der Eröffnung der Kammern sollen meh-<lb/> rere neue Senatoren ernannt werden, damit das<lb/> Ministerium Azeglio=Siccardi den Senat vor Al-<lb/> lem auf seine Seite bekommt. -- Der Gesund-<lb/> heitsrath von Genua hat auf von Triest kommende<lb/> Schiffe wegen einiger daselbst vorgekommenen Cho-<lb/> leranfälle eine Quarantäne von 6 Tagen gelegt.<lb/> -- Der „Gazetta di Bologna“ vom 23. Okt.<lb/> zufolge war Seine Eminenz Cardinal Wiseman<lb/> Tags vorher daselbst angekommen. Auf seiner<lb/> Reise von Rom durch Toscana ist der würdige<lb/> Prälat überall glänzend empfangen worden. --<lb/> Der „Osservatore romano“ vom 18. bringt fol-<lb/> gende bemerkenswerthe Zeilen über das Treiben<lb/> der römischen Republik: „Die römische Republik<lb/> von 1849 konnte sich nur durch Mord erhalten.<lb/> Ancona, Jesi, Sinigaglia, Rimini, Faenza, Jmola<lb/><abbr>ec.</abbr> <abbr>ec.</abbr> werden auf lange Zeit die blutigen Spu-<lb/> ren dieser mörderichen Menschen zeigen, und sich<lb/> ihrer Grausamkeiten erinnern. Die Bevölkerung<lb/> des Kirchenstaates ist in weniger als 4 Wochen<lb/> von mehr als 1000 Menschenmorden Zeuge ge-<lb/> wesen, wo die Thäter fast immer ungestraft davon<lb/> kamen. So kann man bestimmt sagen, daß man<lb/> unter der Mazzini'schen Gesetzgebung nicht ver-<lb/> pflichtet ist, den Meuchelmord zu verhindern, und<lb/> daß es dagegen nicht einmal eine Strafe gibt <abbr>ec.</abbr> </p> </div> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#c #fr">Vermischte Nachrichten.</hi> </head><lb/> <p>( Die Bestrebungen der revolutionären Par-<lb/> teien Mitteleuropas. Fortsetzung. ) Die Arbeiter-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0003]
stimmung dieser Truppen ist noch ganz unbekannt;
man sagt jedoch, sie würden theils hier, theils in
den Ortschaften unserer Umgebung einquartiert
werden.
( F. J. )
Frankfurt, 3. Nov. Abends. Nach den,
dem hiesigen Quartieramte heute Nachmittag zu-
gegangenen Anzeigen sollen die morgen und in
den nächsten Tagen hier aus Baden eintreffenden
preußischen Truppenabtheilungen angeblich nur ei-
nen Tag hier verbleiben und sodann in das Kur-
hessische einrücken. Das Quartieramt hat aber
gegen die unserer Stadt zugedachte Eiquartierung
protestirt und bis heute Abend gegen 6 Uhr war
von ihm dieselbe noch nicht bewilligt. Auch die
heute Nachmittag 3 Uhr angekommenen circa 20
Mann des morgen hier eintreffenden 28 preußi-
schen Regiments standen noch gegen 7 Uhr auf
dem Main=Neckar Eisenbahnhof, ohne Ouartier-
billets erhalten zu haben. Auf die vom Ouar-
tieramt erhobene Protestation gegen die Einquar-
tierung soll ein preußischer Offizier geantwortet
haben, daß er dann die Mannschaften auf eigene
Autorität einquartieren werde. -- Heute Abend
7 Uhr kamen zwei schwer mit Waffen beladene
Wagen mit österreichischem Vorspann und starker
bayrischer Bedeckung, in der Richtung von Hanau
kommend, hier durch nach Sachsenhausen in's Deutsch-
ordenshaus, in welchem sich bekanntlrch die Kaserne
eines bayerischen Bataillons befindet. Die Waf-
fen werden wahrscheinlich morgen weiter noch Mainz
transportirt werden.
( F. J. )
Frankfurt, 4. Nov. Von den seit mehreren
Tagen aus Baden angesagten preußischen Trup-
pen ist heute ein Bataillon des 28. Regiments,
das bisher in Durlach gelegen, auf der Main-
Neckar=Bahn hierher gekommen, und nachdem die
Einquartierung in der Stadt durch die hiesigen
Behörden abgelehnt worden war, auf der Straße
nach Oberursel im Nassauischen weiter gezogen.
Heute Abend oder morgen kommt aus Baden ein
zweites Bataillon von demselben Regiment, nach
ihm das dreißigste Regiment und so fort, bis, wie
es heißt, das dortige preuß. Corps auf 6000 M.
vermindert ist.
( K. Z. )
Frankfurt, 4. Nov. Die Besetzung der Etap-
penstraßen in Kurhessen durch Preußen nimmt ei-
nen ernsten Charakter an; doch ist noch Hoffnung
zur Erhaltung des Friedens, da Radowitz entlas-
sen. Sollte das Verhaltniß es aber anders wol-
len, und unsere Hoffnung getäuscht werden, sollte
der Vater der Union nur in den Hintergrund ge-
schoben sein, um durch neue Unwahrheiten zu er-
reichen, was durch das alte Blendwerk nimmer-
mehr erlangt wird; sollte die Theorie von den
Etappenstraßen jetzt die Aufgabe erhalten, dem in
Dunst aufgelösten Unionsgedanken wieder eine
körperliche Hülle zu verleihen, und sollte das schöne
Kattenland mit seinen lieblichen Wiesengründen
und waldumsäumten Hügelreihen der großpreußi-
schen Krone durch Besetzung aller Wege und Stege
eingeflochten werden wollen, -- dann freilich, dann
sind wir am Ende, und des Schicksals eiserne
Würfel mögen ferner entscheiden! Ehe ein Preu-
ßen war, war Deutschland, und ehe der schwarze
Adler an den Gestaden der Ostsee seine Fittiche
ausbreitete, kämpften die hochgewachsenen Söhne
der Lahn und der Fulda für die Unabhängigkeit
unseres Vaterlandes. Der Name der Hessen war
unter den ersten, als es galt, die Anmaßungen
römischer Cäsaren niederzuwerfen; die hess. Bauern
standen im vordersten Gliede, als dem Corsen das
Urtheil gesprochen wurde, und wahrlich Der, wel-
cher die Theorie von der Besetzung der Etappen-
straßen erfunden hat, streicht im Jahre 1850 das
Kattenvolk noch nicht aus der Geschichte! Merk-
würdige Jdee, diese Etappentheorie! Um von Ei-
senach nach Wetzlar, von Paderborn nach Erfurt
gelangen zu können, wird das ganze Land
besetzt, von Kassel bis nach Fulda, und
werden die Bewohner mit einer Einquartie-
rung von zehn und zwanzig, ja gar noch mehr
Tausenden von Soldaten heimgesucht. Vergebens
sieht man sich um nach dem Grunde zu einer
solchen Maßregel, nach dem Rechte zu einem
solchen Gewaltschritte. Jn den Etappenconven-
tionen erhält Preußen eine derartige Befugniß
nicht; auch war noch nirgends davon die Rede,
daß dem Durchmarsche preußischer Truppen durch
Kurhessen auf der festgesetzten Route jetzt oder
in Zukunft irgend ein Hinderniß in den Weg ge-
legt werden solle. Die Bundestruppen sind in
den Kurstaat eingerückt, zur Wiederherstellung der
gesetzlichen Ordnung, und nicht als Feinde
Preußens, es müßte denn das Unmögliche mög-
lich sein, daß trotz aller Verwahrung man
in Berlin dennoch in tiefster Brust den Ge-
danken nährte, je nach Umständen auch einmal
für die ungesetzliche Ordnung in die Schran-
ken treten zu wollen. Die von den Gothaern mit
großer Geschäftigkeit in all ihren Blättern ver-
kündete Mähr von der Ernennung des Königs-
berger Simsons zum preußischen Unterstaatssecre-
tär hätte mit diesem Gedanken in Zusammenhang
gebracht werden dürfen, wenn nicht der energische
Entschluß des Königs das Gewebe der Lüge und
der Untreue zerrissen und durch die Entlassung
des Generals v. Radowitz dem schlimmen Spiele
ein plötzliches Ende bereitet hätte.
( K. Z. )
Meiningen, 4. Nov. Heute rückte ein preu-
ßisches Jägerbataillon unter dem Commando des
Majors v. Peez hier ein, und zwar so unerwar-
tet, daß die Staatsregierung und der Magistrat
nicht eher Nachricht hiervon erhielten, als bis die
Truppen sich auf dem Markte aufgestellt hatten
und ihre Einquartierungsbillete verlangten. Zwi-
schen dem Herzogthum Meiningen und dem Kö-
nigreich Preußen besteht gar keine Durchmarsch-
und Etappenconvention und es hätte daher um
förmliche Erlaubniß zu diesem bewaffneten Durch-
zug nachgesucht werden müssen. Daß dies unter-
lassen wurde, ist wohl nicht bloß auf Rechnung
der Eile zu bringen.
Wien, 1. Nov. Gestern ist ein Aufruf des
Kaisers „an seine treuen Grenzer“ zur neuen
wiederholten Kraftanstrengung abgegangen, und
wurde von einer schwunghaften Proclamation ih-
res hier weilenden Bans begleitet. Beide Do-
cumente sollen von dem vertrauten Freund des
Bans, General Denkstein, überbracht werden.
Aus der heutigen Wiener Ztg. werden Sie er-
sehen haben, daß der Kaiser den Marschall Ra-
detzky mittelst Telegraphen hierher berufen hat.
Die Auflegung des lombardisch=venezianischen
Zwanganlehens hat bereits stattgefunden. Man
erwartet nächster Tage schon ein kaiserliches Ma-
nifest bei Gelegenheit der großen Recrutirungs-
ausschreibung. -- Der preußische Gesandte Graf
Bernstorff hat heute Wien verlassen, wie einige
sagen, um durch seine persönliche Anwesenheit in
Berlin versöhnend zu wirken, wie andere meinen,
um nicht mehr zurückzukehren. Leider ist die letzte
Meinung vorwaltend, weil die Erzherzogin Sophie
mit der Königin von Preußen dieser Tage eine
Zusammenkunft in Dresden haben sollte, und
diese nun nicht stattfinden wird.
Berlin, 1. Nov. Jch kann die weitere Nach-
richt nicht verschweigen, daß Hr. v. Manteuffel
auf dem Austritt der HH. v. Radowitz und v. d.
Heydt bestand und, von dem König aufgefordert
ein bestimmt formulirtes Programm einzureichen,
dieß in einer Weise that, daß Preußen seine bis-
herige Politik nach außen aufgeben und nach in-
nen durch liberale Jnstitutionen vorangehen sollte.
Als Nachfolger der beiden genannten Minister
wurden Hr. v. Bodelschwingh und Hr. v. Patow
bezeichnet. Dies ist der alte Widerstreit des „ prak-
tischen Verstandes“ gegen die „Jdeen“; -- daß der
König mitten inne zwischen beiden Richtungen
steht, weiß man; auf welche Seite aber zuletzt
sein Gemüth sich neigt, ist leicht zu errathen.
( A. Z. )
Berlin, 1. Nov. Man hörte hin und wie-
der auch von den Aeußerungen des Kaisers v. Ruß-
land die außerordentlichsten Dinge. Gutheißung
des Bregenzer Vertrages zur Aufrechthaltung des
Bundestages und zur Durchführung der Execu-
tion gegen Kurhessen hatten in Warschau statt-
gefunden. Jn Schleswig sollte Rußland positiv
die bewaffnete Jntervention des Bundestages un-
terstützen. Von Preußen sollte überdieß die Her-
stellung mehr geordneter und sicherer Zustände
im eigenen Lande verlangt worden sein!
( A. Z. )
Frankreich.
Paris, 26. Okt. Der neue Kriegsminister,
General Schramm, hat beim Antritt seines Am-
tes folgenden Tagsbefehl an die Armee erlassen;
„Soldaten! Durch das Vertrauen des Präsiden-
ten der Republik zum Kriegsministerium berufen,
habe ich den vollen Umfang der Pflichten erkannt,
die mir diese wichtige und delikate Sendung auf-
erlegt, und ich habe sie nur mit den festen Ent-
schluß angenommen, sie mit Sorgfalt für die Ar-
mee, Achtung für unsere Jnstitutionen, Ergeben-
heit und Treue gegen das Staatsoberhaupt zu
erfüllen. Aus diesen Gründen bin ich berechtigt,
auf die Mitwirkung der Generale zu zählen, die
an eurer Spitze stehen, und die durch ihre ruhm-
vollen Dienste, wie durch die unablässige Sorg-
falt, mit der sie sich mit eurem Wohle beschäftigen,
eurer vollen Achtung und aller eurer Sympathien
würdig sind. Sie werden mich bei meinen Bemühun-
gen, eure Jnteressen zu vertheidigen, die Dienste, die
ihr dem Lande leistet, geltend zu machen, und ih-
nen den gerechten Lohn zu sichern, unterstützen.
Fahret demnach fort, euch um eure Chefs zu schaa-
ren, die euer Vertrauen in so hohem Grade recht-
fertigen. Sie haben gelernt, wie ich es selbst in
einer militärischen Laufbahn von fünfundvierzig
Jahren gelernt habe, eben so zu gehorchen, wie
zu befehlen, und sie werden euch wie mir das
Beispiel der Achtung für die hierarchische Autori-
tät geben, der sie, wie sie wissen, alle ihre Er-
folge verdanken, und die, indem sie die Aufrecht-
haltung der Disziplin sichert, die Stärke der Ar-
meen ausmacht. Paris, 25. Oktbr. 1850. Der
Kriegsminister de Schramm.“
Jtalien.
Die Nachrichten aus Turin reichen bis zum
26. Oktbr., sind aber ohne besonderes Jnteresse.
Der Finanzminister Nigra ist seit einigen Tagen
erkrankt. Graf von Pralormo, piemontefischer
Gesandter zu Paris, ist um seine Abberufung ein-
gekommen, weil die guten Beziehungen zwischen
der Turiner und der französischen Regierung be-
deutend abgenommen haben sollen. -- Die „ Ar-
monia “ vom 23. Okt. veröffentlicht im Namen
der Direktion dieses Blattes und vieler Diözesa-
nen eine Zuschrift an den Hochwürdigsten Erzbi-
schof von Turin. Ein schönes Zeugniß des Glau-
bens und der kindlichen Ergebenheit der Turiner
Katholiken gegen ihren verbannten Oberhirten.
-- Vor der Eröffnung der Kammern sollen meh-
rere neue Senatoren ernannt werden, damit das
Ministerium Azeglio=Siccardi den Senat vor Al-
lem auf seine Seite bekommt. -- Der Gesund-
heitsrath von Genua hat auf von Triest kommende
Schiffe wegen einiger daselbst vorgekommenen Cho-
leranfälle eine Quarantäne von 6 Tagen gelegt.
-- Der „Gazetta di Bologna“ vom 23. Okt.
zufolge war Seine Eminenz Cardinal Wiseman
Tags vorher daselbst angekommen. Auf seiner
Reise von Rom durch Toscana ist der würdige
Prälat überall glänzend empfangen worden. --
Der „Osservatore romano“ vom 18. bringt fol-
gende bemerkenswerthe Zeilen über das Treiben
der römischen Republik: „Die römische Republik
von 1849 konnte sich nur durch Mord erhalten.
Ancona, Jesi, Sinigaglia, Rimini, Faenza, Jmola
ec. ec. werden auf lange Zeit die blutigen Spu-
ren dieser mörderichen Menschen zeigen, und sich
ihrer Grausamkeiten erinnern. Die Bevölkerung
des Kirchenstaates ist in weniger als 4 Wochen
von mehr als 1000 Menschenmorden Zeuge ge-
wesen, wo die Thäter fast immer ungestraft davon
kamen. So kann man bestimmt sagen, daß man
unter der Mazzini'schen Gesetzgebung nicht ver-
pflichtet ist, den Meuchelmord zu verhindern, und
daß es dagegen nicht einmal eine Strafe gibt ec.
Vermischte Nachrichten.
( Die Bestrebungen der revolutionären Par-
teien Mitteleuropas. Fortsetzung. ) Die Arbeiter-
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Peter Fankhauser:
Transformation von TUSTEP nach TEI P5.
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