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Die Bayerische Presse. Nr. 258. Würzburg, 28. Oktober 1850.

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[Spaltenumbruch] die schon lange geduldete Annahme des Titels:
""Erzbischof von Tuam"" durch Dr. M'Hale.
Der 24. §. der Katholiken=Emanzipations=Acte
verbietet dem katholischen Clerus, den Titel eines
Bisthums der Staatskirche anzunehmen, -- und
was man auch immer von Dr. Wiseman's geist-
lichen Prätensionen halten mag, nach der klaren
Absicht jener Bestimmung ist dieselbe nicht ver-
letzt, so lange nicht der Titel eines wirklich eri-
stirenden Bischofs ( z. B. von London ) ursurpirt
wird. Das Recht, einen Bischof anzustellen, schließt
nicht eine weltliche Macht über das Land ein,
wofür derselbe bestimmt ist."

London, 23. Okt. Die Schwenkung der " Ti-
mes " in der deutschen Frage, ist nun vollständig
eingetreten. Die Summe ihres neuesten Leitar-
tikels ist: "Jn Deutschland muß Ordnung wer-
den; vor allen Dingen muß dem Krieg in Schles-
wig=Holstein im Sinne des von Preußen Namens
des Bundes abgeschlossenen Friedensvertrags ein
Ziel gesetzt und dann die kurhessische Frage zu
Gunsten der constitutionellen Freiheit geschlichtet
werden. Das Unheil in den Herzogthümern und
die bisherige Kraftlosigkeit des unter Englands
Vermittelung abgeschlossenen Friedens ist nur die
Frucht des Mangels einer Bundesmacht, welche
Deutschland so laut begehrt und so wenig erlangt
hat. Wäre Preußen mit seinem Friedensvertrag
in der Hand nach Frankfurt gegangen und hätte
die loyale Ausführung desselben verlangt, so wäre
man sofort zum Ziel gekommen; anstatt aber die-
sen Weg einzuschlagen, hat es alles versucht, das
Dasein jener Bundesmacht zu untergraben, von
welcher allein jener Casus foederis zu erledigen
ist. Die erneuerte Bundesversammlung in Frank-
furt mag das ganze Deutschland vertreten oder
nicht: so besteht sie doch unzweifelhaft kraft der
einzig giltigen Verträge, an welchen wir selbst
betheiligt sind, und durch welche der deutsche Bund
zusammengehalten wird. England kann sich un-
möglich zu der Behauptung bekennen, daß diese
Verträge lediglich durch die jüngsten Bewegungen
in Europa gelöst seien. Sie mögen der Abän-
derung und der Verbesserung gar sehr bedürfen,
aber sie bestehen und bieten einzig und allein den
festen Boden für die Erneuerung eines Bundes-
vertrags zwischen den deutschen Staaten. Welche
Meinung wir über das vergangene oder zukünftige
Verhalten dieser deutschen Bundesversammlung
unterhalten mögen, gewiß ist, daß es gegenwärtig
keine andere Vertretung von Deutschland gibt,
und daß das Ausscheiden einer gewissen Anzahl
von Staaten aus dem Bund die Rechte der Zu-
rückbleibenden offenbar unberührt läßt. Jn den
inneren Angelegenheiten eines nationalen Körpers
wie die deutsche Bundesversammlung liegt es ei-
ner fremden Regierung nicht ob, einer Person
oder Partei in ihren Lieblingsbestrebungen zu fol-
gen. Fremde Staaten müssen einfach die That-
sachen nehmen, wie sie selbige vorfinden, und
wenn es die britische Regierung für zweckmäßig
hielt, das Nebelbild der Frankfurter Nationalver-
sammlung oder die ephemere Erscheinung des Ver-
wesers eines nicht vorhandenen Reiches im Jahr
1848 anzuerkennen, so hat der gegenwärtige Be-
stand der Bundesversammlung sicherlich einen weit
stärkeren Anspruch auf Anerkennung. Ueberdies,
obgleich die französische Regierung den aufrichtigen
Wunsch dargethan hat, in diesen Fragen gemein-
sam mit England zu gehen, steht kaum zu zwei-
feln, daß die neuerlich von den französischen Mi-
nistern in Paris und sonst geführte Sprache mehr
als die unseres Cabinets darauf berechnet ist, diese
Erörterungen zu einem Abschluß zu bringen, und
wir hoffen bald zu hören, daß die völlige Aner-
kennung der Bundesversammlung zu Frankfurt
seitens Frankreich und England sofort zur Folge
haben wird.

Jtalien.

Rom, 12. Okt. Der "Osservatore Romano"
bringt heute eine Correspondenz aus Ancona in
Bezug auf die Ankunft Radetzky's in jener Fe-
stung, die auch als ein Zeichen der Zeit gelten
kann. Lange Zeit hindurch waren wir hier ge-
[Spaltenumbruch] wohnt, den alten Helden nur als "das infame
Ungeheuer" bezeichnen zu hören; dann, als seine
Siege selbst den erbittersten Feinden Achtung ab-
genöthigt, milderten sich auch hier die Aeußerun-
gen, und man vernahm nicht selten sogar ein
Wort der Anerkennung. Aber wer hätte zu ver-
muthen gewagt, daß ein italienisches Blatt den
Marschall noch einen "italienischen Helden" nen-
nen würde, weil er "Jtaliens Befreier" sei? Wer
hätte geglaubt, daß er ohne Militärbedeckung die-
selben Provinzen durchreisen werde, in denen Tau-
sende nach seinem Blute schrieen? Uebrigens soll
der Marschall in Ancona, bekanntlich einem der
schlimmsten Revolutions=Nester, selbst vom Volke
mit grenzenlosem Jubel empfangen worden sein.
Auch in der Romagna war, Privatbriefen zufolge,
viel Volk längs der Straße versammelt, durch die
der Feldherr kam; man wunderte sich über seine
Einfachheit, konnte namentlich nicht begreifen, wie
ein so hoher Herr ohne Bedeckung reise, und
freute sich seiner Leutseligkeit. Die Berichte he-
ben hervor, wie er in ganz einfacher Uniform er-
schienen sei, nur mit einer päpstlichen und kaiserl.
Bronce=Medaille geschmückt, während Generale
seines Gefolges reiche Dekorationen trugen; er
gehe zwar gebückt, sehe aber sonst frisch und hei-
ter aus. Die Anconitaner, die seine Büste unter
einem prachtvollen Baldachin aufgestellt hatten,
feierten seine Anwesenheit mit Beleuchtung und
Feuerwerk, und hatten andere Feste vorbereitet,
als er nach einem Besuche bei der Madonne zu
Loretto plotzlich nach Toskana abreiste. Hier, wo
man auch von seiner Ankunft sprach, haben wir
ihn schwerlich zu erwarten, um so weniger, da er
bereits in Ancona werthvolle Geschenke Sr. Hei-
ligkeit entgegen genommen.

Vermischte Nachrichten.

Von London aus ist folgende Aufforderung
nach Deutschland ergangen: "An die Demokraten
Deutschlands. Bei der Neuwahl des Flüchtlings-
Comite durch den deutschen Arbeiterverein mit der
Sorge für die Flüchtlingsinteressen betraut, finden
wir es vor Allem dringend, Unterstützungsgelder
beizuschaffen. Die Kasse ist erschöpft, der Winter
naht und es muß für Feuerung, Kleidung und
Bettstellen nun rasch gesorgt werden -- bisher
haben die meisten Flüchtlinge auf dem Boden ge-
schlafen. Der Versuch durch Anlegung einer klei-
nen Jndustrie -- in Bürstenmacherei -- die Leute
so nutzbar zu beschäftigen, daß sie ferner jede
Unterstützung entbehren könnten, hatte bis jetzt
nicht günstigen Erfolg, -- es fehlte am nöthigen
Fond für Ein= und Verkauf en gros. Wir rich-
ten darum an unsere Freunde die ernste Bitte um
schnelle Beihülfe. Mr. Diez ist mit Empfang
der Gelder beauftragt. London im Sept. 1850.
Das social=demokratische Flüchtlings=Comite. Au-
gust Willich. Karl Schapper aus Nassau. Adolph
Maier aus Württemberg. August Schärtner aus
Hanau. Oswald Dietz aus Wiesbaden. August
Gebert. Franz Bauer."

Die armen Teufel! ruft die F. S. Z. aus,
im Lande der "Freiheit" müssen die Freien hun-
gern und dursten und auf dem Boden schlafen,
während der reaktionäre John Bull gemächlich
sein Roastbeef verzehrt, den Porter aus der " pa-
triotischen " Barklay=Brauerei trinkt und in Eider-
dunen von den verhungernden Revolutionsschwind-
lern träumt. -- Daß es mit der Bürstenindustrie
jetzt nicht vorwärts will, läßt sich begreifen, da
die Bürste kein so nothwendiges Möbel für einen
Continental=Demokraten ist. -- Wenn die jetzi-
gen Bürstenbinder so eine a la Barklay " patrio-
tische " Gin=Destillation angelegt hätten, da ließe
sich eher etwas in Deutschland für sie thun.

Das sogenannte italienische Nationalkomite,
bestehend aus den Herren Mazzini, Saffi, Sali-
ceti, Sirtori, Montecchi und Augostini, hat eine
lange Adresse an die Jtaliener erlassen, welche in
sehr schwülstiger und vager Sprache abgefaßt ist.
Es wird darin angeführt, daß bei dem Falle der römi-
schen Republik die römischen Abg. die Hrn. Mazzini,
Saffi und Montecchi zu einem Nationalcomite mit
[Spaltenumbruch] ausgedehnten Vollmachten ernannt hätten. Darauf
gestützt, erklären die am Eingange ernannten Par-
teiführer, daß das Ziel, welches das Comite sich
stecke, "die Unabhängigkeit, Freiheit und Einheit
Jtaliens" sei, und das Mittel "Krieg und eine
italienische Constituante". Das Comite fordert
alle Jtaliener und italienische Provinzen auf, sich
um die Fahne zu schaaren; es verheißt ihnen ei-
nen endlichen Erfolg. Die Mitglieder des Co-
mite 's sprechen in dieser Adresse ferner aus, daß
sie die Kräfte der Bewegung in einer solchen
Weise organisirt hätten, wie die gegenwärtigen
Umstände es gestattet hätten; sie weisen auf die
Nothwendigkeit hin, daß Jtalien eine unabhängige
Nation werde. Die Adresse ist aus London vom
8. Sept datirt.

Neuestes.

* Würzburg, 28. Okt. Gestern Vormittag
um 11 Uhr traf eine Jngenieur = Compagnie hier
ein und wurde sofort auf der Festung Marienberg
kasernirt. -- Die Weinlese beginnt bereits in der
Umgebung von Würzburg. -- Das 1. Bataillon
des 9. Regiments, welches uns in der vorigen
Woche verlassen hat, ist in Münnerstadt angekommen,
woselbst 2 Compagnien in der Stadt, die Uebri-
gen in den zum Landgericht gehörigen Ortschaften
einquartiert wurden.

Aschaffenburg, 25. Okt. So eben, Mit-
tags 12 Uhr, ist das k. k. österreichische 14.
Jägerbataillon nebst zwei Compagnien des k.
bayerischen 3. Jägerbataillons hier eingerückt.

Frankfurt, 25. Okt. Wie ich soeben aus
guter Quelle vernehmen, ist Graf Bernhard von
Rechberg zum Bundeskommissär in Kurhessen er-
nant worden. Nachträglich will ich hier noch bei-
fügen, daß der General der Cavallerie und Com-
mandant des 2. bayer. Armeekorps, Se. Durch-
laucht der Fürst v. Thurn und Taxis bei seiner
Anwesenheit dahier am 22. d. von der kgl. preuß.
Kommandantur zwei Schildwachen als Ehrenposten
empfing. -- Se. Durchlaucht haben auch bei dem
k. preuß. General v. Peucker einen Besuch abge-
stattet.

   

Karlsruhe, 26. Okt. Se. Kgl. Hoheit der
Großherzog haben geruht, den Minister des Hau-
ses und der auswärtigen Angelegenheiten, Staats-
minister Klüber, seines Dienstes in Gnaden zu
entheben, und den Geheimen Legationsrath Lud-
wig Freiherrn Rüdt von Collenberg=Bödigheim
zu Höchstihrem Staatsminister des Hauses und
der auswärtigen Angelegenheiten zu ernennen.

^ Karlsruhe, 26. Okt. Bei der heutigen
geheimen Verhandlung der ersten Kammer über
den mit Preußen abgeschlossenen Militärvertrag
wurde der Minoritätsantrag, nemlich, daß keine
badischen Truppen mehr nach Preußen verlegt, die
königl. preußischem Truppen in Baden vermindert,
und die Entschädigung herabgesetzt werden solle,
angenommen.

* Köln, 25. Okt. Heute begann die Assisen-
verhandlung gegen Dr. Becker, Herausgeber der
ehemaligen "Westdeutschen Zeitung". Derselbe
brachte in der bereits genannte Zeitung mit folgen-
den Worten: "Nieder mit dem Königthum! Es
lebe die sociale Republik!" Nach kurzer Bera-
thung der Geschwornen erfolgte die Freisprechung.

Hildesheim, 23. Oct. Dem Vernehmen nach
wird am 10 November d. J. die Consecration
unseres neuen Bischofs, Msgr. Wedekin, durch
den Cardinalerzbischof von Köln stattfinden, wozu
auch die Bischöfe von Paderborn, Fulda und Mainz
eingeladen sind.

   

Oderburg, 24. Okt. Nachmittags 2 Uhr 40
Minuten. So eben ist Se. Maj. der Kaiser von
Oesterreich hier eingetroffen und wird binnen ei-
ner Stunde die Reise nach Warschau fortsetzen.

Wien, 23. Okt. Die gestrige Wiener Zei-
tung enthielt die zu Bregenz schon erfolgte Ver-
leihung des Kuirassierregiments Sunstenau an Se.
Maj. den König von Bayern. Wie ich eben aus
guter Quelle höre, hat der Oberst des Regiments
bei Se. Maj. dem Kaiser um die Erlaubniß nach-
gesucht, mit einigen seiner Offiziere nach München

[Spaltenumbruch] die schon lange geduldete Annahme des Titels:
„„Erzbischof von Tuam““ durch Dr. M'Hale.
Der 24. §. der Katholiken=Emanzipations=Acte
verbietet dem katholischen Clerus, den Titel eines
Bisthums der Staatskirche anzunehmen, -- und
was man auch immer von Dr. Wiseman's geist-
lichen Prätensionen halten mag, nach der klaren
Absicht jener Bestimmung ist dieselbe nicht ver-
letzt, so lange nicht der Titel eines wirklich eri-
stirenden Bischofs ( z. B. von London ) ursurpirt
wird. Das Recht, einen Bischof anzustellen, schließt
nicht eine weltliche Macht über das Land ein,
wofür derselbe bestimmt ist.“

London, 23. Okt. Die Schwenkung der „ Ti-
mes “ in der deutschen Frage, ist nun vollständig
eingetreten. Die Summe ihres neuesten Leitar-
tikels ist: „Jn Deutschland muß Ordnung wer-
den; vor allen Dingen muß dem Krieg in Schles-
wig=Holstein im Sinne des von Preußen Namens
des Bundes abgeschlossenen Friedensvertrags ein
Ziel gesetzt und dann die kurhessische Frage zu
Gunsten der constitutionellen Freiheit geschlichtet
werden. Das Unheil in den Herzogthümern und
die bisherige Kraftlosigkeit des unter Englands
Vermittelung abgeschlossenen Friedens ist nur die
Frucht des Mangels einer Bundesmacht, welche
Deutschland so laut begehrt und so wenig erlangt
hat. Wäre Preußen mit seinem Friedensvertrag
in der Hand nach Frankfurt gegangen und hätte
die loyale Ausführung desselben verlangt, so wäre
man sofort zum Ziel gekommen; anstatt aber die-
sen Weg einzuschlagen, hat es alles versucht, das
Dasein jener Bundesmacht zu untergraben, von
welcher allein jener Casus foederis zu erledigen
ist. Die erneuerte Bundesversammlung in Frank-
furt mag das ganze Deutschland vertreten oder
nicht: so besteht sie doch unzweifelhaft kraft der
einzig giltigen Verträge, an welchen wir selbst
betheiligt sind, und durch welche der deutsche Bund
zusammengehalten wird. England kann sich un-
möglich zu der Behauptung bekennen, daß diese
Verträge lediglich durch die jüngsten Bewegungen
in Europa gelöst seien. Sie mögen der Abän-
derung und der Verbesserung gar sehr bedürfen,
aber sie bestehen und bieten einzig und allein den
festen Boden für die Erneuerung eines Bundes-
vertrags zwischen den deutschen Staaten. Welche
Meinung wir über das vergangene oder zukünftige
Verhalten dieser deutschen Bundesversammlung
unterhalten mögen, gewiß ist, daß es gegenwärtig
keine andere Vertretung von Deutschland gibt,
und daß das Ausscheiden einer gewissen Anzahl
von Staaten aus dem Bund die Rechte der Zu-
rückbleibenden offenbar unberührt läßt. Jn den
inneren Angelegenheiten eines nationalen Körpers
wie die deutsche Bundesversammlung liegt es ei-
ner fremden Regierung nicht ob, einer Person
oder Partei in ihren Lieblingsbestrebungen zu fol-
gen. Fremde Staaten müssen einfach die That-
sachen nehmen, wie sie selbige vorfinden, und
wenn es die britische Regierung für zweckmäßig
hielt, das Nebelbild der Frankfurter Nationalver-
sammlung oder die ephemere Erscheinung des Ver-
wesers eines nicht vorhandenen Reiches im Jahr
1848 anzuerkennen, so hat der gegenwärtige Be-
stand der Bundesversammlung sicherlich einen weit
stärkeren Anspruch auf Anerkennung. Ueberdies,
obgleich die französische Regierung den aufrichtigen
Wunsch dargethan hat, in diesen Fragen gemein-
sam mit England zu gehen, steht kaum zu zwei-
feln, daß die neuerlich von den französischen Mi-
nistern in Paris und sonst geführte Sprache mehr
als die unseres Cabinets darauf berechnet ist, diese
Erörterungen zu einem Abschluß zu bringen, und
wir hoffen bald zu hören, daß die völlige Aner-
kennung der Bundesversammlung zu Frankfurt
seitens Frankreich und England sofort zur Folge
haben wird.

Jtalien.

Rom, 12. Okt. Der „Osservatore Romano“
bringt heute eine Correspondenz aus Ancona in
Bezug auf die Ankunft Radetzky's in jener Fe-
stung, die auch als ein Zeichen der Zeit gelten
kann. Lange Zeit hindurch waren wir hier ge-
[Spaltenumbruch] wohnt, den alten Helden nur als „das infame
Ungeheuer“ bezeichnen zu hören; dann, als seine
Siege selbst den erbittersten Feinden Achtung ab-
genöthigt, milderten sich auch hier die Aeußerun-
gen, und man vernahm nicht selten sogar ein
Wort der Anerkennung. Aber wer hätte zu ver-
muthen gewagt, daß ein italienisches Blatt den
Marschall noch einen „italienischen Helden“ nen-
nen würde, weil er „Jtaliens Befreier“ sei? Wer
hätte geglaubt, daß er ohne Militärbedeckung die-
selben Provinzen durchreisen werde, in denen Tau-
sende nach seinem Blute schrieen? Uebrigens soll
der Marschall in Ancona, bekanntlich einem der
schlimmsten Revolutions=Nester, selbst vom Volke
mit grenzenlosem Jubel empfangen worden sein.
Auch in der Romagna war, Privatbriefen zufolge,
viel Volk längs der Straße versammelt, durch die
der Feldherr kam; man wunderte sich über seine
Einfachheit, konnte namentlich nicht begreifen, wie
ein so hoher Herr ohne Bedeckung reise, und
freute sich seiner Leutseligkeit. Die Berichte he-
ben hervor, wie er in ganz einfacher Uniform er-
schienen sei, nur mit einer päpstlichen und kaiserl.
Bronce=Medaille geschmückt, während Generale
seines Gefolges reiche Dekorationen trugen; er
gehe zwar gebückt, sehe aber sonst frisch und hei-
ter aus. Die Anconitaner, die seine Büste unter
einem prachtvollen Baldachin aufgestellt hatten,
feierten seine Anwesenheit mit Beleuchtung und
Feuerwerk, und hatten andere Feste vorbereitet,
als er nach einem Besuche bei der Madonne zu
Loretto plotzlich nach Toskana abreiste. Hier, wo
man auch von seiner Ankunft sprach, haben wir
ihn schwerlich zu erwarten, um so weniger, da er
bereits in Ancona werthvolle Geschenke Sr. Hei-
ligkeit entgegen genommen.

Vermischte Nachrichten.

Von London aus ist folgende Aufforderung
nach Deutschland ergangen: „An die Demokraten
Deutschlands. Bei der Neuwahl des Flüchtlings-
Comite durch den deutschen Arbeiterverein mit der
Sorge für die Flüchtlingsinteressen betraut, finden
wir es vor Allem dringend, Unterstützungsgelder
beizuschaffen. Die Kasse ist erschöpft, der Winter
naht und es muß für Feuerung, Kleidung und
Bettstellen nun rasch gesorgt werden -- bisher
haben die meisten Flüchtlinge auf dem Boden ge-
schlafen. Der Versuch durch Anlegung einer klei-
nen Jndustrie -- in Bürstenmacherei -- die Leute
so nutzbar zu beschäftigen, daß sie ferner jede
Unterstützung entbehren könnten, hatte bis jetzt
nicht günstigen Erfolg, -- es fehlte am nöthigen
Fond für Ein= und Verkauf en gros. Wir rich-
ten darum an unsere Freunde die ernste Bitte um
schnelle Beihülfe. Mr. Diez ist mit Empfang
der Gelder beauftragt. London im Sept. 1850.
Das social=demokratische Flüchtlings=Comite. Au-
gust Willich. Karl Schapper aus Nassau. Adolph
Maier aus Württemberg. August Schärtner aus
Hanau. Oswald Dietz aus Wiesbaden. August
Gebert. Franz Bauer.“

Die armen Teufel! ruft die F. S. Z. aus,
im Lande der „Freiheit“ müssen die Freien hun-
gern und dursten und auf dem Boden schlafen,
während der reaktionäre John Bull gemächlich
sein Roastbeef verzehrt, den Porter aus der „ pa-
triotischen “ Barklay=Brauerei trinkt und in Eider-
dunen von den verhungernden Revolutionsschwind-
lern träumt. -- Daß es mit der Bürstenindustrie
jetzt nicht vorwärts will, läßt sich begreifen, da
die Bürste kein so nothwendiges Möbel für einen
Continental=Demokraten ist. -- Wenn die jetzi-
gen Bürstenbinder so eine à la Barklay „ patrio-
tische “ Gin=Destillation angelegt hätten, da ließe
sich eher etwas in Deutschland für sie thun.

Das sogenannte italienische Nationalkomite,
bestehend aus den Herren Mazzini, Saffi, Sali-
ceti, Sirtori, Montecchi und Augostini, hat eine
lange Adresse an die Jtaliener erlassen, welche in
sehr schwülstiger und vager Sprache abgefaßt ist.
Es wird darin angeführt, daß bei dem Falle der römi-
schen Republik die römischen Abg. die Hrn. Mazzini,
Saffi und Montecchi zu einem Nationalcomite mit
[Spaltenumbruch] ausgedehnten Vollmachten ernannt hätten. Darauf
gestützt, erklären die am Eingange ernannten Par-
teiführer, daß das Ziel, welches das Comite sich
stecke, „die Unabhängigkeit, Freiheit und Einheit
Jtaliens“ sei, und das Mittel „Krieg und eine
italienische Constituante“. Das Comite fordert
alle Jtaliener und italienische Provinzen auf, sich
um die Fahne zu schaaren; es verheißt ihnen ei-
nen endlichen Erfolg. Die Mitglieder des Co-
mite 's sprechen in dieser Adresse ferner aus, daß
sie die Kräfte der Bewegung in einer solchen
Weise organisirt hätten, wie die gegenwärtigen
Umstände es gestattet hätten; sie weisen auf die
Nothwendigkeit hin, daß Jtalien eine unabhängige
Nation werde. Die Adresse ist aus London vom
8. Sept datirt.

Neuestes.

* Würzburg, 28. Okt. Gestern Vormittag
um 11 Uhr traf eine Jngenieur = Compagnie hier
ein und wurde sofort auf der Festung Marienberg
kasernirt. -- Die Weinlese beginnt bereits in der
Umgebung von Würzburg. -- Das 1. Bataillon
des 9. Regiments, welches uns in der vorigen
Woche verlassen hat, ist in Münnerstadt angekommen,
woselbst 2 Compagnien in der Stadt, die Uebri-
gen in den zum Landgericht gehörigen Ortschaften
einquartiert wurden.

Aschaffenburg, 25. Okt. So eben, Mit-
tags 12 Uhr, ist das k. k. österreichische 14.
Jägerbataillon nebst zwei Compagnien des k.
bayerischen 3. Jägerbataillons hier eingerückt.

Frankfurt, 25. Okt. Wie ich soeben aus
guter Quelle vernehmen, ist Graf Bernhard von
Rechberg zum Bundeskommissär in Kurhessen er-
nant worden. Nachträglich will ich hier noch bei-
fügen, daß der General der Cavallerie und Com-
mandant des 2. bayer. Armeekorps, Se. Durch-
laucht der Fürst v. Thurn und Taxis bei seiner
Anwesenheit dahier am 22. d. von der kgl. preuß.
Kommandantur zwei Schildwachen als Ehrenposten
empfing. -- Se. Durchlaucht haben auch bei dem
k. preuß. General v. Peucker einen Besuch abge-
stattet.

   

Karlsruhe, 26. Okt. Se. Kgl. Hoheit der
Großherzog haben geruht, den Minister des Hau-
ses und der auswärtigen Angelegenheiten, Staats-
minister Klüber, seines Dienstes in Gnaden zu
entheben, und den Geheimen Legationsrath Lud-
wig Freiherrn Rüdt von Collenberg=Bödigheim
zu Höchstihrem Staatsminister des Hauses und
der auswärtigen Angelegenheiten zu ernennen.

△ Karlsruhe, 26. Okt. Bei der heutigen
geheimen Verhandlung der ersten Kammer über
den mit Preußen abgeschlossenen Militärvertrag
wurde der Minoritätsantrag, nemlich, daß keine
badischen Truppen mehr nach Preußen verlegt, die
königl. preußischem Truppen in Baden vermindert,
und die Entschädigung herabgesetzt werden solle,
angenommen.

* Köln, 25. Okt. Heute begann die Assisen-
verhandlung gegen Dr. Becker, Herausgeber der
ehemaligen „Westdeutschen Zeitung“. Derselbe
brachte in der bereits genannte Zeitung mit folgen-
den Worten: „Nieder mit dem Königthum! Es
lebe die sociale Republik!“ Nach kurzer Bera-
thung der Geschwornen erfolgte die Freisprechung.

Hildesheim, 23. Oct. Dem Vernehmen nach
wird am 10 November d. J. die Consecration
unseres neuen Bischofs, Msgr. Wedekin, durch
den Cardinalerzbischof von Köln stattfinden, wozu
auch die Bischöfe von Paderborn, Fulda und Mainz
eingeladen sind.

   

Oderburg, 24. Okt. Nachmittags 2 Uhr 40
Minuten. So eben ist Se. Maj. der Kaiser von
Oesterreich hier eingetroffen und wird binnen ei-
ner Stunde die Reise nach Warschau fortsetzen.

Wien, 23. Okt. Die gestrige Wiener Zei-
tung enthielt die zu Bregenz schon erfolgte Ver-
leihung des Kuirassierregiments Sunstenau an Se.
Maj. den König von Bayern. Wie ich eben aus
guter Quelle höre, hat der Oberst des Regiments
bei Se. Maj. dem Kaiser um die Erlaubniß nach-
gesucht, mit einigen seiner Offiziere nach München

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[0003] die schon lange geduldete Annahme des Titels: „„Erzbischof von Tuam““ durch Dr. M'Hale. Der 24. §. der Katholiken=Emanzipations=Acte verbietet dem katholischen Clerus, den Titel eines Bisthums der Staatskirche anzunehmen, -- und was man auch immer von Dr. Wiseman's geist- lichen Prätensionen halten mag, nach der klaren Absicht jener Bestimmung ist dieselbe nicht ver- letzt, so lange nicht der Titel eines wirklich eri- stirenden Bischofs ( z. B. von London ) ursurpirt wird. Das Recht, einen Bischof anzustellen, schließt nicht eine weltliche Macht über das Land ein, wofür derselbe bestimmt ist.“ London, 23. Okt. Die Schwenkung der „ Ti- mes “ in der deutschen Frage, ist nun vollständig eingetreten. Die Summe ihres neuesten Leitar- tikels ist: „Jn Deutschland muß Ordnung wer- den; vor allen Dingen muß dem Krieg in Schles- wig=Holstein im Sinne des von Preußen Namens des Bundes abgeschlossenen Friedensvertrags ein Ziel gesetzt und dann die kurhessische Frage zu Gunsten der constitutionellen Freiheit geschlichtet werden. Das Unheil in den Herzogthümern und die bisherige Kraftlosigkeit des unter Englands Vermittelung abgeschlossenen Friedens ist nur die Frucht des Mangels einer Bundesmacht, welche Deutschland so laut begehrt und so wenig erlangt hat. Wäre Preußen mit seinem Friedensvertrag in der Hand nach Frankfurt gegangen und hätte die loyale Ausführung desselben verlangt, so wäre man sofort zum Ziel gekommen; anstatt aber die- sen Weg einzuschlagen, hat es alles versucht, das Dasein jener Bundesmacht zu untergraben, von welcher allein jener Casus foederis zu erledigen ist. Die erneuerte Bundesversammlung in Frank- furt mag das ganze Deutschland vertreten oder nicht: so besteht sie doch unzweifelhaft kraft der einzig giltigen Verträge, an welchen wir selbst betheiligt sind, und durch welche der deutsche Bund zusammengehalten wird. England kann sich un- möglich zu der Behauptung bekennen, daß diese Verträge lediglich durch die jüngsten Bewegungen in Europa gelöst seien. Sie mögen der Abän- derung und der Verbesserung gar sehr bedürfen, aber sie bestehen und bieten einzig und allein den festen Boden für die Erneuerung eines Bundes- vertrags zwischen den deutschen Staaten. Welche Meinung wir über das vergangene oder zukünftige Verhalten dieser deutschen Bundesversammlung unterhalten mögen, gewiß ist, daß es gegenwärtig keine andere Vertretung von Deutschland gibt, und daß das Ausscheiden einer gewissen Anzahl von Staaten aus dem Bund die Rechte der Zu- rückbleibenden offenbar unberührt läßt. Jn den inneren Angelegenheiten eines nationalen Körpers wie die deutsche Bundesversammlung liegt es ei- ner fremden Regierung nicht ob, einer Person oder Partei in ihren Lieblingsbestrebungen zu fol- gen. Fremde Staaten müssen einfach die That- sachen nehmen, wie sie selbige vorfinden, und wenn es die britische Regierung für zweckmäßig hielt, das Nebelbild der Frankfurter Nationalver- sammlung oder die ephemere Erscheinung des Ver- wesers eines nicht vorhandenen Reiches im Jahr 1848 anzuerkennen, so hat der gegenwärtige Be- stand der Bundesversammlung sicherlich einen weit stärkeren Anspruch auf Anerkennung. Ueberdies, obgleich die französische Regierung den aufrichtigen Wunsch dargethan hat, in diesen Fragen gemein- sam mit England zu gehen, steht kaum zu zwei- feln, daß die neuerlich von den französischen Mi- nistern in Paris und sonst geführte Sprache mehr als die unseres Cabinets darauf berechnet ist, diese Erörterungen zu einem Abschluß zu bringen, und wir hoffen bald zu hören, daß die völlige Aner- kennung der Bundesversammlung zu Frankfurt seitens Frankreich und England sofort zur Folge haben wird. Jtalien. Rom, 12. Okt. Der „Osservatore Romano“ bringt heute eine Correspondenz aus Ancona in Bezug auf die Ankunft Radetzky's in jener Fe- stung, die auch als ein Zeichen der Zeit gelten kann. Lange Zeit hindurch waren wir hier ge- wohnt, den alten Helden nur als „das infame Ungeheuer“ bezeichnen zu hören; dann, als seine Siege selbst den erbittersten Feinden Achtung ab- genöthigt, milderten sich auch hier die Aeußerun- gen, und man vernahm nicht selten sogar ein Wort der Anerkennung. Aber wer hätte zu ver- muthen gewagt, daß ein italienisches Blatt den Marschall noch einen „italienischen Helden“ nen- nen würde, weil er „Jtaliens Befreier“ sei? Wer hätte geglaubt, daß er ohne Militärbedeckung die- selben Provinzen durchreisen werde, in denen Tau- sende nach seinem Blute schrieen? Uebrigens soll der Marschall in Ancona, bekanntlich einem der schlimmsten Revolutions=Nester, selbst vom Volke mit grenzenlosem Jubel empfangen worden sein. Auch in der Romagna war, Privatbriefen zufolge, viel Volk längs der Straße versammelt, durch die der Feldherr kam; man wunderte sich über seine Einfachheit, konnte namentlich nicht begreifen, wie ein so hoher Herr ohne Bedeckung reise, und freute sich seiner Leutseligkeit. Die Berichte he- ben hervor, wie er in ganz einfacher Uniform er- schienen sei, nur mit einer päpstlichen und kaiserl. Bronce=Medaille geschmückt, während Generale seines Gefolges reiche Dekorationen trugen; er gehe zwar gebückt, sehe aber sonst frisch und hei- ter aus. Die Anconitaner, die seine Büste unter einem prachtvollen Baldachin aufgestellt hatten, feierten seine Anwesenheit mit Beleuchtung und Feuerwerk, und hatten andere Feste vorbereitet, als er nach einem Besuche bei der Madonne zu Loretto plotzlich nach Toskana abreiste. Hier, wo man auch von seiner Ankunft sprach, haben wir ihn schwerlich zu erwarten, um so weniger, da er bereits in Ancona werthvolle Geschenke Sr. Hei- ligkeit entgegen genommen. Vermischte Nachrichten. Von London aus ist folgende Aufforderung nach Deutschland ergangen: „An die Demokraten Deutschlands. Bei der Neuwahl des Flüchtlings- Comite durch den deutschen Arbeiterverein mit der Sorge für die Flüchtlingsinteressen betraut, finden wir es vor Allem dringend, Unterstützungsgelder beizuschaffen. Die Kasse ist erschöpft, der Winter naht und es muß für Feuerung, Kleidung und Bettstellen nun rasch gesorgt werden -- bisher haben die meisten Flüchtlinge auf dem Boden ge- schlafen. Der Versuch durch Anlegung einer klei- nen Jndustrie -- in Bürstenmacherei -- die Leute so nutzbar zu beschäftigen, daß sie ferner jede Unterstützung entbehren könnten, hatte bis jetzt nicht günstigen Erfolg, -- es fehlte am nöthigen Fond für Ein= und Verkauf en gros. Wir rich- ten darum an unsere Freunde die ernste Bitte um schnelle Beihülfe. Mr. Diez ist mit Empfang der Gelder beauftragt. London im Sept. 1850. Das social=demokratische Flüchtlings=Comite. Au- gust Willich. Karl Schapper aus Nassau. Adolph Maier aus Württemberg. August Schärtner aus Hanau. Oswald Dietz aus Wiesbaden. August Gebert. Franz Bauer.“ Die armen Teufel! ruft die F. S. Z. aus, im Lande der „Freiheit“ müssen die Freien hun- gern und dursten und auf dem Boden schlafen, während der reaktionäre John Bull gemächlich sein Roastbeef verzehrt, den Porter aus der „ pa- triotischen “ Barklay=Brauerei trinkt und in Eider- dunen von den verhungernden Revolutionsschwind- lern träumt. -- Daß es mit der Bürstenindustrie jetzt nicht vorwärts will, läßt sich begreifen, da die Bürste kein so nothwendiges Möbel für einen Continental=Demokraten ist. -- Wenn die jetzi- gen Bürstenbinder so eine à la Barklay „ patrio- tische “ Gin=Destillation angelegt hätten, da ließe sich eher etwas in Deutschland für sie thun. Das sogenannte italienische Nationalkomite, bestehend aus den Herren Mazzini, Saffi, Sali- ceti, Sirtori, Montecchi und Augostini, hat eine lange Adresse an die Jtaliener erlassen, welche in sehr schwülstiger und vager Sprache abgefaßt ist. Es wird darin angeführt, daß bei dem Falle der römi- schen Republik die römischen Abg. die Hrn. Mazzini, Saffi und Montecchi zu einem Nationalcomite mit ausgedehnten Vollmachten ernannt hätten. Darauf gestützt, erklären die am Eingange ernannten Par- teiführer, daß das Ziel, welches das Comite sich stecke, „die Unabhängigkeit, Freiheit und Einheit Jtaliens“ sei, und das Mittel „Krieg und eine italienische Constituante“. Das Comite fordert alle Jtaliener und italienische Provinzen auf, sich um die Fahne zu schaaren; es verheißt ihnen ei- nen endlichen Erfolg. Die Mitglieder des Co- mite 's sprechen in dieser Adresse ferner aus, daß sie die Kräfte der Bewegung in einer solchen Weise organisirt hätten, wie die gegenwärtigen Umstände es gestattet hätten; sie weisen auf die Nothwendigkeit hin, daß Jtalien eine unabhängige Nation werde. Die Adresse ist aus London vom 8. Sept datirt. Neuestes. * Würzburg, 28. Okt. Gestern Vormittag um 11 Uhr traf eine Jngenieur = Compagnie hier ein und wurde sofort auf der Festung Marienberg kasernirt. -- Die Weinlese beginnt bereits in der Umgebung von Würzburg. -- Das 1. Bataillon des 9. Regiments, welches uns in der vorigen Woche verlassen hat, ist in Münnerstadt angekommen, woselbst 2 Compagnien in der Stadt, die Uebri- gen in den zum Landgericht gehörigen Ortschaften einquartiert wurden. Aschaffenburg, 25. Okt. So eben, Mit- tags 12 Uhr, ist das k. k. österreichische 14. Jägerbataillon nebst zwei Compagnien des k. bayerischen 3. Jägerbataillons hier eingerückt. Frankfurt, 25. Okt. Wie ich soeben aus guter Quelle vernehmen, ist Graf Bernhard von Rechberg zum Bundeskommissär in Kurhessen er- nant worden. Nachträglich will ich hier noch bei- fügen, daß der General der Cavallerie und Com- mandant des 2. bayer. Armeekorps, Se. Durch- laucht der Fürst v. Thurn und Taxis bei seiner Anwesenheit dahier am 22. d. von der kgl. preuß. Kommandantur zwei Schildwachen als Ehrenposten empfing. -- Se. Durchlaucht haben auch bei dem k. preuß. General v. Peucker einen Besuch abge- stattet. ( N. M. Z. ) Karlsruhe, 26. Okt. Se. Kgl. Hoheit der Großherzog haben geruht, den Minister des Hau- ses und der auswärtigen Angelegenheiten, Staats- minister Klüber, seines Dienstes in Gnaden zu entheben, und den Geheimen Legationsrath Lud- wig Freiherrn Rüdt von Collenberg=Bödigheim zu Höchstihrem Staatsminister des Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten zu ernennen. △ Karlsruhe, 26. Okt. Bei der heutigen geheimen Verhandlung der ersten Kammer über den mit Preußen abgeschlossenen Militärvertrag wurde der Minoritätsantrag, nemlich, daß keine badischen Truppen mehr nach Preußen verlegt, die königl. preußischem Truppen in Baden vermindert, und die Entschädigung herabgesetzt werden solle, angenommen. * Köln, 25. Okt. Heute begann die Assisen- verhandlung gegen Dr. Becker, Herausgeber der ehemaligen „Westdeutschen Zeitung“. Derselbe brachte in der bereits genannte Zeitung mit folgen- den Worten: „Nieder mit dem Königthum! Es lebe die sociale Republik!“ Nach kurzer Bera- thung der Geschwornen erfolgte die Freisprechung. Hildesheim, 23. Oct. Dem Vernehmen nach wird am 10 November d. J. die Consecration unseres neuen Bischofs, Msgr. Wedekin, durch den Cardinalerzbischof von Köln stattfinden, wozu auch die Bischöfe von Paderborn, Fulda und Mainz eingeladen sind. ( Gerst. Z. ) Oderburg, 24. Okt. Nachmittags 2 Uhr 40 Minuten. So eben ist Se. Maj. der Kaiser von Oesterreich hier eingetroffen und wird binnen ei- ner Stunde die Reise nach Warschau fortsetzen. Wien, 23. Okt. Die gestrige Wiener Zei- tung enthielt die zu Bregenz schon erfolgte Ver- leihung des Kuirassierregiments Sunstenau an Se. Maj. den König von Bayern. Wie ich eben aus guter Quelle höre, hat der Oberst des Regiments bei Se. Maj. dem Kaiser um die Erlaubniß nach- gesucht, mit einigen seiner Offiziere nach München

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 258. Würzburg, 28. Oktober 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische258_1850/3>, abgerufen am 22.11.2024.