Die Bayerische Presse. Nr. 239. Würzburg, 5. Oktober 1850.[Spaltenumbruch]
poleon Bonaparte's der Armee gegenüber. Ein C Paris, 1. Okt. Paris ist vollkommen Vermischte Nachrichten. Ein französischer Arzt, Dr. Goudret, hat eine Neuestes. Frankfurt, 4. Okt. Gestern hat die Bun- Stuttgart, 2. Okt. Heute Vormittag rückte Darmstadt, 3. Okt. Nach Mittheilungen Kassel, 3. Oct. Der Offiziersstand hat das T. D. Kassel, 4. Oct. Unsere Bürgergarde Hildburghausen, 1. Okt. Der Jnhaber des Hamburg, 2. Okt. Es heißt, daß gestern Wien, 1. Oct. Ernst August, König von Linz, 27. Sept. Zum Versammlungsorte für Berlin, 30. Sept. Das hiesige Ministerium Berlin, 2. Okt. Jn der gestrigen 33. Sitz- Madrid, 27. Sept. Jn Cadix sind 6000 M. Turin, 28. Sept. Der Erzbischof von Cag- Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Gestorbene: Den 1. Oktober. Gertraud Diem, Oek.=Wittwe 79 J. Adam Druck von Joseph Steib in Würzburg. Hiezu das Ergänzungsblatt Nr. 80. [Spaltenumbruch]
poleon Bonaparte's der Armee gegenüber. Ein C Paris, 1. Okt. Paris ist vollkommen Vermischte Nachrichten. Ein französischer Arzt, Dr. Goudret, hat eine Neuestes. Frankfurt, 4. Okt. Gestern hat die Bun- Stuttgart, 2. Okt. Heute Vormittag rückte Darmstadt, 3. Okt. Nach Mittheilungen Kassel, 3. Oct. Der Offiziersstand hat das T. D. Kassel, 4. Oct. Unsere Bürgergarde Hildburghausen, 1. Okt. Der Jnhaber des Hamburg, 2. Okt. Es heißt, daß gestern Wien, 1. Oct. Ernst August, König von Linz, 27. Sept. Zum Versammlungsorte für Berlin, 30. Sept. Das hiesige Ministerium Berlin, 2. Okt. Jn der gestrigen 33. Sitz- Madrid, 27. Sept. Jn Cadix sind 6000 M. Turin, 28. Sept. Der Erzbischof von Cag- Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Gestorbene: Den 1. Oktober. Gertraud Diem, Oek.=Wittwe 79 J. Adam Druck von Joseph Steib in Würzburg. Hiezu das Ergänzungsblatt Nr. 80. <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0004"/><cb/> poleon Bonaparte's der Armee gegenüber. Ein<lb/> Besuch in den Casernen, eine abgehaltene Mu-<lb/> sterung, ein den Officieren und Unteroffizieren ge-<lb/> gebenes Banquet wird als der entscheidenste Be-<lb/> weis angeführt, daß ein Staatsstreich im Werke<lb/> ist: man muß auf Prätorianer rechnen können,<lb/> um sich zum Dictator zu machen. Diese Aus-<lb/> legungen sind sehr weit von der Wahrheit entfernt,<lb/> und wir unsererseits können den Präsidenten der<lb/> Republik nicht genug wegen seiner aufgeklärten<lb/> und beharrlichen Sorgfalt für die Armee loben.<lb/> Die Armee hat heutzutage nicht die Welt zu er-<lb/> obern, allein sie hat die edle Sendung, die Ge-<lb/> sellschaft zu vertheidigen und die Civilisa-<lb/> tion zu retten. Das Staatsoberhaupt handelt<lb/> im Verein mit dem Obergeneral, der ihn unter-<lb/> stützt, weislich daran, die Mannszucht, den mili-<lb/> tärischen Geist, das Wohlsein und die Munterkeit<lb/> der Soldaten in jenen zahlreichen Regimentern zu<lb/> unterhalten und zu überwachen, die Paris nicht<lb/> verlassen könnten, ohne daß Ordnung und Achtung<lb/> vor dem Gesetz darin aufhörten. Können diese<lb/> Befürchtungen und Anschuldigungen wegen brü-<lb/> derlichen Gesinnungen des Präsidenten der Repu-<lb/> blik gegen die Armee gegründet und passend er-<lb/> scheinen, nachdem derselbe sich eben in socialen<lb/> Städten und Dörfern unter die ganze Bevölke-<lb/> rung gemischt hat? Er hat auf seiner Reise al-<lb/> lerdings auch einige Regimenter gemustert; allein<lb/> er hat besonders die Geistlichkeit, die Magistratur, die<lb/> Maires, die Handelskammern, die Ackerbauer, die<lb/> Fabrikanten ausgeforscht; er hat mit einem Wort<lb/> für die Religion, die Justiz, den Handel, die Jn-<lb/> dustrie, den Handwerker, den Ackersmann dieselbe<lb/> Sorgfalt bewiesen, wie für die Armee und den<lb/> Soldaten. Der Präsident der Republik wird kei-<lb/> nen 18. Brumaire unternehmen; er wird die<lb/> mächtige Autorität, die. 6 Millionen Stimmen<lb/> zum Heile Franksreichs ihm gegeben haben, nicht<lb/> mit einem Handstreich aufs Spiel setzen; er wird<lb/> die verdiente Popularität, die ihm die Weisheit<lb/> und Gerechtigkeit seiner Handlungen und der<lb/> ruhmvolle Zauber seines Namens bei der Armee<lb/> geben, nicht zu einem Angriff gegen unsere Jn-<lb/> stitutionen benutzen; er begreift, daß alle diese<lb/> kostbaren und unbesiegbaren Kräfte nur zur Be-<lb/> siegung der Demagogie und des Socialismus<lb/> aufbewahrt werden müssen. -- Louis Napoleon<lb/> Bonaparte ist mit der Präsidentschaft der Repu-<lb/> blik bekleidet worden. Er glaubt noch immer,<lb/> daß es das Land unnützer und gefährlicher Weise<lb/> erschüttern heißen würde, wenn man eine andere<lb/> Regierungsform von früheren Datum an die Stelle<lb/> dieser Republik setzen wollte, die am Ende seit<lb/> der Präsidentschaft des Erwählten vom 10. Dzbr.<lb/> dem Lande doch friedliche Tage, schnelle Vermeh-<lb/> rung der öffentlichen Einkünfte und einiges Wie-<lb/> deremporkommen in Handel und Gewerben gege-<lb/> ben hat. -- Jm Jahre 1852 erlöschen die Ge-<lb/> walten des Präsidenten. Seine Politik besteht<lb/> darin, alle Maßregeln zu treffen, alle Gesetze vor-<lb/> zuschlagen, die dem Lande vom Nutzen sein kön-<lb/> nen, ganz als ob seine Gewalten ihm für unbe-<lb/> grenzte Zeiten übertragen worden wären. -- Man<lb/> hat vom Präsidenten, wir versichern es, keine Ge-<lb/> waltsanmaßung zu fürchten. Gefahren sind nur<lb/> von der Spaltung der Parteien und dem damit<lb/> möglich gemachten Sieg der Demagogie und des<lb/> Socialismus zu fürchten. Allein glücklicher Weise<lb/> hat Niemand das Recht, in Betreff der Zukunft<lb/> Frankreichs seine Hände in Unschuld zu waschen.<lb/> Viele Generalräthe haben schon die Verfassungs-<lb/> revision und die Verlängerung der Gewalten des<lb/> Präsidenten verlangt; die Nationalversammlung<lb/> wird also eine Jnitiative zu ergreifen haben. Wir<lb/> hoffen auf ihren Patriotismus, ohne ihre Pläne<lb/> und Vota vorhersehen zu wollen.“</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <p><hi rendition="#aq">C</hi> Paris, 1. Okt. Paris ist vollkommen<lb/> ruhig und unterhält sich über die schrecklichen Pläne,<lb/> welche die Rothen für die Eröffnung der Legisla-<lb/> tive vorbereiten. Die Rothen wollen nämlich ein<lb/> blutiges Seitenstück zu der orleanistischen Brand-<lb/> markung von Belrave=Square, sie klagen die le-<lb/><cb/> gitimistischen Mitglieder der Nationalversammlung<lb/> wegen der Reise nach Wiesbaden des Landesver-<lb/> rathes an auf Tod und Leben und den Herrn<lb/> Grafen von Chambord citiren sie als der Mit-<lb/> schuld am Landesverrath höchst verdächtig vor ih-<lb/> ren Richterstuhl. Wenn die Nationalversamm-<lb/> lung auf diese Bouffonade ( man sieht, bei aller<lb/> Tollheit ist die Montagne doch auf Eventualitä-<lb/> ten gefaßt ) nicht eingeht, so wird sich der Berg<lb/> so lange jeder Abstimmung enthalten, bis den<lb/> „weißen Verschwörern“ ihr Urtheil gesprochen. Die<lb/> Montagne rechnet bei diesem Vorhaben auf die<lb/> Hülfe des tapfern Generals, der um jeden Preis<lb/> „der Schande der Situation“ ein Ende machen<lb/> will, auf den General Cavaignac, und seine Blauen.<lb/> Und warum sollten sie nicht? Sind die Blauen,<lb/> ja sind die Dreifarbigen nicht oft schon dumm<lb/> genug gewesen, den Rothen zu dienen als gehor-<lb/> same Werkzeuge? Warum sollten sie auch dieses<lb/> Mal nicht thöricht genug sein, denn Sie wissen<lb/> ja, der Mensch ist das einzige Thier, das nicht<lb/> durch Schaden klug wird. Aber was hilft's, wenn<lb/> die Rothen und Blauen in Gemeinschaft sich der<lb/> Abstimmungen enthalten, die Versammlung ist<lb/> darum noch immer beschlußfähig, und lange wer-<lb/> den die Herren das Schweigen nicht aushalten,<lb/> man müßte Vater Miot nicht kennen und die an-<lb/> dern Gäfte von Toulangeau und Baillez.</p> </div> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#c #fr">Vermischte Nachrichten.</hi> </head><lb/> <p>Ein französischer Arzt, Dr. Goudret, hat eine<lb/> unfehlbare Methode entdeckt, alle, selbst die hart-<lb/> näckigsten, Wechselfieber sofort zu heilen. Das<lb/> Heilmittel besteht in der Setzung von 20 trocke-<lb/> nen Schrepfköpfen oder, wenn man diese nicht hat,<lb/> 20 ( sich gleichfalls, so wie die darin befindliche<lb/> Luft erwärmt ist, festsaugenden ) Gläsern auf den<lb/> Rücken neben dem Rückgrath, von der Schulter<lb/> bis zu den Weichen, worauf der Fieberanfall so-<lb/> fort aufhört und nicht wiederkehrt. Diese Methode<lb/> ist auf Befehl des französischen Ministers des<lb/> Ackerbaues und Handels von den berühmten Aerz-<lb/> ten Bricheteau und Bouillaud, als Commissaren<lb/> der Akademie der Medizin, geprüft worden und<lb/> ihr Bericht durchaus günstig und bestätigend aus-<lb/> gefallen.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#c #fr"><hi rendition="#g">Neuestes</hi>.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <p>Frankfurt, 4. Okt. Gestern hat die Bun-<lb/> desversammlung auch ihrer Seits den deutsch=dä-<lb/> nischen Friedensvertrag ratificirt u. zwar ohne Vor-<lb/> behalte.</p> </div><lb/> <div n="2"> <p>Stuttgart, 2. Okt. Heute Vormittag rückte<lb/> eine Abtheilung reitender Artillerie von Ludwigs-<lb/> burg hier ein und verließ alsobald wieder die<lb/> Stadt, indem sie die sechs Kanonen, welche seit-<lb/> her die hiesige Bürgerartillerie inne gehabt hatte,<lb/> und welche auf der kön. Stadtdirektion gestanden<lb/> waren, mit sich führte.</p> <space dim="horizontal"/> <byline>( Schw. M. ) </byline> </div><lb/> <div n="2"> <p>Darmstadt, 3. Okt. Nach Mittheilungen<lb/> der „Darmst. Ztg.“ und des „Mainz. Journals“<lb/> gibt sich ein außerordentlicher Eifer in der Ent-<lb/> richtung der Steuern in den drei Provinzen des<lb/> Großherzogthums kund.</p> </div><lb/> <div n="2"> <p>Kassel, 3. Oct. Der Offiziersstand hat das<lb/> Anerbieten einer Privatgesellschaft gegen Cession<lb/> die Löhnung zu beziehen, energisch abgelehnt, was<lb/> als ein nicht gering zu achtendes Symtom an-<lb/> sehen ist.</p> </div><lb/> <div n="2"> <p><hi rendition="#aq">T. D</hi>. Kassel, 4. Oct. 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Tann die Beschie-<lb/><cb/> ßung Friedrichstadts unternommen, und zwar von<lb/> der Südwestseite, da ein Cerniren im militärischen<lb/> Sinne dort nicht möglich, weil in nordwestlicher<lb/> Richtung die Treene aufgestaut ist und durch die<lb/> Friedrichstädter Schleusen immer neue Nahrung<lb/> erhalten kann. Das anhaltende Regenwetter hat<lb/> das schon ohnehin sumpfige Erdreich in der Ge-<lb/> gend von Friedrichstadt noch unwegsamer gemacht,<lb/> so daß bei der von den schlesw.=holst. Truppen<lb/> ausgeführten Erstürmung einiger Außerschanzen gar<lb/> viele der Braven in dem Schlamm stecken geblie-<lb/> ben sind. Das Bahnhofsgerücht von einer deut-<lb/> scherseits geforderten Uebergabe Friedrichsstadts,<lb/> dann die Mähr vom dänischen Parlamentär, der<lb/> freien Abzug für die Besatzung erbitten sollte,<lb/> wiederlegt sich durch die einfache, aber von vielen<lb/> Seiten bestätigte Thatsache, daß die feindliche<lb/> Hauptschanze, welche die Chaussee südwärts be-<lb/> herrscht, gestern noch nicht genommen war, mithin<lb/> die Dänen noch keineswegs aller ihrer um Fried-<lb/> richstadt befindlichen Vertheidigungswerke verlustig<lb/> sein können. Die Dänen haben Verstärkungen her-<lb/> beigezogen und sind von Husum herunter nach<lb/> Tönnigen und Garding gekommen, welche Ort-<lb/> schaften die schleswig=hvlsteinischen Truppen, nach-<lb/> dem sie selbe einige Stunden gegen den andringenden<lb/> Feind gut vertheidigt hatten, wieder verlassen haben.<lb/> Bei der Affaire haben weder dänische Kriegsschiffe<lb/> noch Kanonenboote mitgewirkt. Friedrichstadt soll<lb/> etwas gelitten haben. Was ich Jhnen hier mit-<lb/> theile, sind einige verläßliche Einzelheiten über die<lb/> Affaire, über den Ausgang oder über die Ereig-<lb/> nisse seit gestern Vormittag verlauten nur dunkele<lb/> und sich durchkreuzende Gerüchte, die gar keinen<lb/> Anhalt zur Mittheilung darbieten.</p> <byline> <hi rendition="#right">( F. O.=Z. ) </hi> </byline> </div><lb/> <div n="2"> <p>Wien, 1. Oct. Ernst August, König von<lb/> Hannover, hat sich in das Album des Tiroler<lb/> Radetzky=Vereins eigenhändig eingeschrieben, und<lb/> für die edlen Zwecke des Vereins zwanzig Stück<lb/> Friedrichsd'or in Gold übersenden lassen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <p>Linz, 27. Sept. Zum Versammlungsorte für<lb/> die katholischen Vereine Deutschlands ist für das<lb/> nächste Jahr Fulda gewählt worden.</p> </div><lb/> <div n="2"> <p>Berlin, 30. Sept. Das hiesige Ministerium<lb/> ist in diesem Augenblicke, wie dem M. C. ge-<lb/> schrieben wird, mit der Ausarbeitung eines Ent-<lb/> wurfes zu einem Gesetze, betreffend die Militär-<lb/> verhältnisse der Union, beschäftigt, um es zur<lb/> Zeit dem provisorischen Fürsten=Collegium und<lb/> dem Unionsparlamente zur Beschlußnahme vorzu-<lb/> legen. So weit der Entwurf bekannt ist, findet<lb/> hierin eine vollständige Concentrirung sämmtlicher<lb/> Streitkräfte der Union statt, die unter den Kö-<lb/> nig von Preußen als obersten Kriegsherrn ge-<lb/> stellt werden sollen. Die militärischen Uebungen<lb/> sollen nicht mehr vereinzelt, nach dem Umfange<lb/> eines jeden Landes, sondern nach der militärischen<lb/> Eintheilung in Armeecorps, Brigaden <abbr>ec.</abbr> vorgenommen<lb/> werden, wodurch jeder einzelne Truppentheil in steter<lb/> Verbindung mit der ganzen Heermassegehaltenwirdund<lb/> im Stande ist, alle Uebungen, die in größeren Heermas-<lb/> sen nur vorgenommen werden können, durchzumachen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <p>Berlin, 2. Okt. Jn der gestrigen 33. Sitz-<lb/> ung des provisorischen Fürstencollegiums wurde<lb/> auf den Antrag eines Mitglieds beschlossen, den<lb/> Verfassungsausschuß zu beauftragen, mit Bezug<lb/> auf den zum 15. d. M. bevorstehenden Ablauf<lb/> des Provisoriums der Union Bericht darüber zu<lb/> erstatten, was von diesem Zeitpunkte ab im ge-<lb/> gemeinsamen Jnteresse der verbündeten Staaten<lb/> weiter zu geschehen habe.</p> <space dim="horizontal"/> <byline>( <hi rendition="#aq">C. C. ) </hi> </byline> </div><lb/> <div n="2"> <p>Madrid, 27. Sept. Jn Cadix sind 6000 M.<lb/> zur Einschiffung nach Cuba bereit.</p><lb/> <p>Turin, 28. Sept. 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poleon Bonaparte's der Armee gegenüber. Ein
Besuch in den Casernen, eine abgehaltene Mu-
sterung, ein den Officieren und Unteroffizieren ge-
gebenes Banquet wird als der entscheidenste Be-
weis angeführt, daß ein Staatsstreich im Werke
ist: man muß auf Prätorianer rechnen können,
um sich zum Dictator zu machen. Diese Aus-
legungen sind sehr weit von der Wahrheit entfernt,
und wir unsererseits können den Präsidenten der
Republik nicht genug wegen seiner aufgeklärten
und beharrlichen Sorgfalt für die Armee loben.
Die Armee hat heutzutage nicht die Welt zu er-
obern, allein sie hat die edle Sendung, die Ge-
sellschaft zu vertheidigen und die Civilisa-
tion zu retten. Das Staatsoberhaupt handelt
im Verein mit dem Obergeneral, der ihn unter-
stützt, weislich daran, die Mannszucht, den mili-
tärischen Geist, das Wohlsein und die Munterkeit
der Soldaten in jenen zahlreichen Regimentern zu
unterhalten und zu überwachen, die Paris nicht
verlassen könnten, ohne daß Ordnung und Achtung
vor dem Gesetz darin aufhörten. Können diese
Befürchtungen und Anschuldigungen wegen brü-
derlichen Gesinnungen des Präsidenten der Repu-
blik gegen die Armee gegründet und passend er-
scheinen, nachdem derselbe sich eben in socialen
Städten und Dörfern unter die ganze Bevölke-
rung gemischt hat? Er hat auf seiner Reise al-
lerdings auch einige Regimenter gemustert; allein
er hat besonders die Geistlichkeit, die Magistratur, die
Maires, die Handelskammern, die Ackerbauer, die
Fabrikanten ausgeforscht; er hat mit einem Wort
für die Religion, die Justiz, den Handel, die Jn-
dustrie, den Handwerker, den Ackersmann dieselbe
Sorgfalt bewiesen, wie für die Armee und den
Soldaten. Der Präsident der Republik wird kei-
nen 18. Brumaire unternehmen; er wird die
mächtige Autorität, die. 6 Millionen Stimmen
zum Heile Franksreichs ihm gegeben haben, nicht
mit einem Handstreich aufs Spiel setzen; er wird
die verdiente Popularität, die ihm die Weisheit
und Gerechtigkeit seiner Handlungen und der
ruhmvolle Zauber seines Namens bei der Armee
geben, nicht zu einem Angriff gegen unsere Jn-
stitutionen benutzen; er begreift, daß alle diese
kostbaren und unbesiegbaren Kräfte nur zur Be-
siegung der Demagogie und des Socialismus
aufbewahrt werden müssen. -- Louis Napoleon
Bonaparte ist mit der Präsidentschaft der Repu-
blik bekleidet worden. Er glaubt noch immer,
daß es das Land unnützer und gefährlicher Weise
erschüttern heißen würde, wenn man eine andere
Regierungsform von früheren Datum an die Stelle
dieser Republik setzen wollte, die am Ende seit
der Präsidentschaft des Erwählten vom 10. Dzbr.
dem Lande doch friedliche Tage, schnelle Vermeh-
rung der öffentlichen Einkünfte und einiges Wie-
deremporkommen in Handel und Gewerben gege-
ben hat. -- Jm Jahre 1852 erlöschen die Ge-
walten des Präsidenten. Seine Politik besteht
darin, alle Maßregeln zu treffen, alle Gesetze vor-
zuschlagen, die dem Lande vom Nutzen sein kön-
nen, ganz als ob seine Gewalten ihm für unbe-
grenzte Zeiten übertragen worden wären. -- Man
hat vom Präsidenten, wir versichern es, keine Ge-
waltsanmaßung zu fürchten. Gefahren sind nur
von der Spaltung der Parteien und dem damit
möglich gemachten Sieg der Demagogie und des
Socialismus zu fürchten. Allein glücklicher Weise
hat Niemand das Recht, in Betreff der Zukunft
Frankreichs seine Hände in Unschuld zu waschen.
Viele Generalräthe haben schon die Verfassungs-
revision und die Verlängerung der Gewalten des
Präsidenten verlangt; die Nationalversammlung
wird also eine Jnitiative zu ergreifen haben. Wir
hoffen auf ihren Patriotismus, ohne ihre Pläne
und Vota vorhersehen zu wollen.“
C Paris, 1. Okt. Paris ist vollkommen
ruhig und unterhält sich über die schrecklichen Pläne,
welche die Rothen für die Eröffnung der Legisla-
tive vorbereiten. Die Rothen wollen nämlich ein
blutiges Seitenstück zu der orleanistischen Brand-
markung von Belrave=Square, sie klagen die le-
gitimistischen Mitglieder der Nationalversammlung
wegen der Reise nach Wiesbaden des Landesver-
rathes an auf Tod und Leben und den Herrn
Grafen von Chambord citiren sie als der Mit-
schuld am Landesverrath höchst verdächtig vor ih-
ren Richterstuhl. Wenn die Nationalversamm-
lung auf diese Bouffonade ( man sieht, bei aller
Tollheit ist die Montagne doch auf Eventualitä-
ten gefaßt ) nicht eingeht, so wird sich der Berg
so lange jeder Abstimmung enthalten, bis den
„weißen Verschwörern“ ihr Urtheil gesprochen. Die
Montagne rechnet bei diesem Vorhaben auf die
Hülfe des tapfern Generals, der um jeden Preis
„der Schande der Situation“ ein Ende machen
will, auf den General Cavaignac, und seine Blauen.
Und warum sollten sie nicht? Sind die Blauen,
ja sind die Dreifarbigen nicht oft schon dumm
genug gewesen, den Rothen zu dienen als gehor-
same Werkzeuge? Warum sollten sie auch dieses
Mal nicht thöricht genug sein, denn Sie wissen
ja, der Mensch ist das einzige Thier, das nicht
durch Schaden klug wird. Aber was hilft's, wenn
die Rothen und Blauen in Gemeinschaft sich der
Abstimmungen enthalten, die Versammlung ist
darum noch immer beschlußfähig, und lange wer-
den die Herren das Schweigen nicht aushalten,
man müßte Vater Miot nicht kennen und die an-
dern Gäfte von Toulangeau und Baillez.
Vermischte Nachrichten.
Ein französischer Arzt, Dr. Goudret, hat eine
unfehlbare Methode entdeckt, alle, selbst die hart-
näckigsten, Wechselfieber sofort zu heilen. Das
Heilmittel besteht in der Setzung von 20 trocke-
nen Schrepfköpfen oder, wenn man diese nicht hat,
20 ( sich gleichfalls, so wie die darin befindliche
Luft erwärmt ist, festsaugenden ) Gläsern auf den
Rücken neben dem Rückgrath, von der Schulter
bis zu den Weichen, worauf der Fieberanfall so-
fort aufhört und nicht wiederkehrt. Diese Methode
ist auf Befehl des französischen Ministers des
Ackerbaues und Handels von den berühmten Aerz-
ten Bricheteau und Bouillaud, als Commissaren
der Akademie der Medizin, geprüft worden und
ihr Bericht durchaus günstig und bestätigend aus-
gefallen.
Neuestes.
Frankfurt, 4. Okt. Gestern hat die Bun-
desversammlung auch ihrer Seits den deutsch=dä-
nischen Friedensvertrag ratificirt u. zwar ohne Vor-
behalte.
Stuttgart, 2. Okt. Heute Vormittag rückte
eine Abtheilung reitender Artillerie von Ludwigs-
burg hier ein und verließ alsobald wieder die
Stadt, indem sie die sechs Kanonen, welche seit-
her die hiesige Bürgerartillerie inne gehabt hatte,
und welche auf der kön. Stadtdirektion gestanden
waren, mit sich führte.
( Schw. M. )
Darmstadt, 3. Okt. Nach Mittheilungen
der „Darmst. Ztg.“ und des „Mainz. Journals“
gibt sich ein außerordentlicher Eifer in der Ent-
richtung der Steuern in den drei Provinzen des
Großherzogthums kund.
Kassel, 3. Oct. Der Offiziersstand hat das
Anerbieten einer Privatgesellschaft gegen Cession
die Löhnung zu beziehen, energisch abgelehnt, was
als ein nicht gering zu achtendes Symtom an-
sehen ist.
T. D. Kassel, 4. Oct. Unsere Bürgergarde
wurde heute aufgelöst, ihre Waffen sollen bis
heute Abend 6 Uhr abgeliefert sein.
( F. J. )
Hildburghausen, 1. Okt. Der Jnhaber des
hiesigen bibliographischen Jnstitutes, F. Meyer,
ist neuerdings wegen eines Artikels in dem von
ihm herausgegebenen Universum auf Requisition
der preuß. Regierung zu 4wöchentlicher Festungs-
strafe verurtheilt worden. Die Publication dieses
Urtheils hat jedoch bis jetzt nicht erfolgen können,
da Mayer der gerichtlichen Vorladung noch keine
Folge geleistet hat.
( L. Z. )
Hamburg, 2. Okt. Es heißt, daß gestern
Nachmittag der Oberst v. d. Tann die Beschie-
ßung Friedrichstadts unternommen, und zwar von
der Südwestseite, da ein Cerniren im militärischen
Sinne dort nicht möglich, weil in nordwestlicher
Richtung die Treene aufgestaut ist und durch die
Friedrichstädter Schleusen immer neue Nahrung
erhalten kann. Das anhaltende Regenwetter hat
das schon ohnehin sumpfige Erdreich in der Ge-
gend von Friedrichstadt noch unwegsamer gemacht,
so daß bei der von den schlesw.=holst. Truppen
ausgeführten Erstürmung einiger Außerschanzen gar
viele der Braven in dem Schlamm stecken geblie-
ben sind. Das Bahnhofsgerücht von einer deut-
scherseits geforderten Uebergabe Friedrichsstadts,
dann die Mähr vom dänischen Parlamentär, der
freien Abzug für die Besatzung erbitten sollte,
wiederlegt sich durch die einfache, aber von vielen
Seiten bestätigte Thatsache, daß die feindliche
Hauptschanze, welche die Chaussee südwärts be-
herrscht, gestern noch nicht genommen war, mithin
die Dänen noch keineswegs aller ihrer um Fried-
richstadt befindlichen Vertheidigungswerke verlustig
sein können. Die Dänen haben Verstärkungen her-
beigezogen und sind von Husum herunter nach
Tönnigen und Garding gekommen, welche Ort-
schaften die schleswig=hvlsteinischen Truppen, nach-
dem sie selbe einige Stunden gegen den andringenden
Feind gut vertheidigt hatten, wieder verlassen haben.
Bei der Affaire haben weder dänische Kriegsschiffe
noch Kanonenboote mitgewirkt. Friedrichstadt soll
etwas gelitten haben. Was ich Jhnen hier mit-
theile, sind einige verläßliche Einzelheiten über die
Affaire, über den Ausgang oder über die Ereig-
nisse seit gestern Vormittag verlauten nur dunkele
und sich durchkreuzende Gerüchte, die gar keinen
Anhalt zur Mittheilung darbieten.
( F. O.=Z. )
Wien, 1. Oct. Ernst August, König von
Hannover, hat sich in das Album des Tiroler
Radetzky=Vereins eigenhändig eingeschrieben, und
für die edlen Zwecke des Vereins zwanzig Stück
Friedrichsd'or in Gold übersenden lassen.
Linz, 27. Sept. Zum Versammlungsorte für
die katholischen Vereine Deutschlands ist für das
nächste Jahr Fulda gewählt worden.
Berlin, 30. Sept. Das hiesige Ministerium
ist in diesem Augenblicke, wie dem M. C. ge-
schrieben wird, mit der Ausarbeitung eines Ent-
wurfes zu einem Gesetze, betreffend die Militär-
verhältnisse der Union, beschäftigt, um es zur
Zeit dem provisorischen Fürsten=Collegium und
dem Unionsparlamente zur Beschlußnahme vorzu-
legen. So weit der Entwurf bekannt ist, findet
hierin eine vollständige Concentrirung sämmtlicher
Streitkräfte der Union statt, die unter den Kö-
nig von Preußen als obersten Kriegsherrn ge-
stellt werden sollen. Die militärischen Uebungen
sollen nicht mehr vereinzelt, nach dem Umfange
eines jeden Landes, sondern nach der militärischen
Eintheilung in Armeecorps, Brigaden ec. vorgenommen
werden, wodurch jeder einzelne Truppentheil in steter
Verbindung mit der ganzen Heermassegehaltenwirdund
im Stande ist, alle Uebungen, die in größeren Heermas-
sen nur vorgenommen werden können, durchzumachen.
Berlin, 2. Okt. Jn der gestrigen 33. Sitz-
ung des provisorischen Fürstencollegiums wurde
auf den Antrag eines Mitglieds beschlossen, den
Verfassungsausschuß zu beauftragen, mit Bezug
auf den zum 15. d. M. bevorstehenden Ablauf
des Provisoriums der Union Bericht darüber zu
erstatten, was von diesem Zeitpunkte ab im ge-
gemeinsamen Jnteresse der verbündeten Staaten
weiter zu geschehen habe.
( C. C. )
Madrid, 27. Sept. Jn Cadix sind 6000 M.
zur Einschiffung nach Cuba bereit.
Turin, 28. Sept. Der Erzbischof von Cag-
liari ist ebenfalls zu lebenslänglicher Verbannung
verurtheilt.
Verantwortlicher Redakteur u. Verleger:
Franz v. Faber.
Gestorbene:
Den 1. Oktober.
Gertraud Diem, Oek.=Wittwe 79 J. Adam
Knauer, Pfründner 84 J. alt. -- Rhein, Kasp.,
Privatier vormals Melber, 65 J. alt.
Druck von Joseph Steib in Würzburg. Hiezu das Ergänzungsblatt Nr. 80.
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Peter Fankhauser:
Transformation von TUSTEP nach TEI P5.
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