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Die Bayerische Presse. Nr. 214. Würzburg, 6. September 1850.

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Die Bayerische Presse.
[Beginn Spaltensatz]
Abonnement:
Ganzjährig 6 fl.
Halbjährig 3 fl.
Vierteljährig 1 fl. 30 kr.
Monatlich für die Stadt 30 kr.

[Spaltenumbruch]
Eine constitutionell-monarchische Zeitung.

[Spaltenumbruch]

Expedition: Jm Schenkhofe 2. Distr.
Nr. 533.

Einrückungsgebühr: die gespaltene Pe-
titzeile oder deren Raum 3 kr. Briefe
und Gelder frei.

[Ende Spaltensatz]

Nr. 214.
Würzburg, Freitag den 6. September. 1850.


[Beginn Spaltensatz]
Amtliche Nachrichten.

München, 4. Sept. Se. Maj. der König
haben auf die Vorlage der 24. Jahres=Uebersicht
der Rechnungsresultate über den Unterstützungs-
fond der Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten
pro 1848--49 durch allerhöchstes Signat vom
26. v. M. zu genehmigen geruht, daß bezüglich
auf den Offiziers=Unterstützungsfond die zu unver-
zinslichen Darlehen verfügte Summe von 19,000
fl. und zu Unterstützungen für Unteroffiziere und
Soldaten aus den disponiblen Fonds, inclusive
eines besonderen Zuschusses von 800 fl., die
Summe von 8520 fl. ausbezahlt werden soll. Die
genannten Summen wurden nach Verhältniß auf
die verschiedenen Heeresabtheilungen, Branchen
und Centralstellen vertheilt.



Fortschritte zur Entwirrung.

Der deutsche Knoten wird immer verwickelter;
wir halten dieses nicht für ein übles Zeichen, son-
dern glauben, daß damit der Zeitpunkt seiner all-
mäligen Auflösung eingetreten ist. Wir wollen
uns hierüber näher erklären. -- So lange die
deutsche Frage als eine Kabinetsfrage zwischen
Oesterreich und Preußen verhandelt wurde, war
für deren Lösung gar keine Aussicht vorhanden;
die Sache hatte den Aschein eines gegenseitigen
Marktens um eine gemeinsame Beute. Jetzt aber
durch die Einberufung des Bundesrathes stellt sich
die Sache auf einen ganz anderen Fuß. Aus den
Protokollen der Bundesplenarversammlung geht
hervor, daß mit Ausnahme des dort nicht vertre-
tenen Preußens alle andern deutschen Mächte, die
diesen Namen verdienen, zu dem Schritte von
Oesterreich ihre Zustimmung ertheilt haben; es ist
nicht mehr Oesterreich oder Bayern oder Hanno-
ver, welches Preußen gegenübersteht, sondern diese
und alle anderen bedeutenden deutschen Staaten
sind es, welche auf der Grundlage des Bundes
von 1815 Preußen und der Union gegenübertre-
ten. Die preußische Note des Ministers v. Schlei-
nitz an den Grafen v. Bernstorff vom 5. August
geht deßwegen bereits von einem ganz unrichtigen
Standpunkte aus, indem sie das Zusammenberu-
fen des engeren Rathes der Bundesversammlung
lediglich als einen von dem österreichischen Kabi-
net ausgehenden Akt ansieht; diese Zusammenbe-
rufung ist nur die Vollziehung eines Verlangens
der bedeutendsten deutschen Staaten, und die öster-
reichische Circulardepesche vom 19. v. M. nichts
Anderes, als eine Anbahnung des nun von allen
gemeinsam gethanen Schrittes. Es liegt auf der
Hand, daß eine Protestation, wie sie in der er-
wähnten Note des preußischen Ministers des Aus-
wärtigen enthalten ist, den größten Theil ihrer
Kraft durch diese veränderte Gestaltung der Ver-
hältnisse verloren hat; sie war ein gegen eine
vermeinte einseitige Handlung von Oesterreich ge-
richteter Schritt, von welcher es sich nun heraus-
stellt, daß sie eine gemeinsame Handlung Oester-
reichs, der vier Königreiche und anderer, wegen
ihrer politischen Stellung und ihres Länderumfangs
bedeutenden deutschen Staaten war. -- Es ist
diese Veränderung der Sachlage ein großer Schritt
zur Lösung des deutschen Verfassungsknotens;
[Spaltenumbruch] wenn man will, und wie es auch der preußische
Minister sagt, eine Verwickelung mehr, die aber
zur Entwirrung und nicht zur unauflöslichen Ver-
wickelung der deutschen Verfassungsangelegenheiten
führen wird. -- Die zwei andern neuen Verwi-
ckelungen, der Streit über Verwaltung des Bun-
deseigenthums und über die Verlegung der badi-
schen Truppen nach Preußen, drängen ebenfalls
die Sache zur Entscheidung. Der erstere ist zwar
für einstweilen beigelegt, er ist aber so unmittel-
bar mit der Hauptfrage verbunden, daß er sich
von ihr gar nicht trennen läßt. So wie der en-
gere Rath zusammentritt, mit einem neuen Bun-
desentwurfe sich befaßt, und ihn den verbündeten
Staaten zur Annahme vorlegt, muß auch die
Frage wieder zur Hand genommen werden, wer
das Bundeseigenthum zu verwalten habe. Denn
sowie die in Frankfurt zusammentretenden Staaten
als der wirkliche auf den Bundesvertrag von 1815
sich stützende deutsche Bund handeln, sind sie ge-
zwungen, die Verwaltung des Bundeseigenthums
ausschließlich für sich zu reklamiren. Nichts wer-
den aber diese Staaten sorgfältiger zu vermeiden
haben, als eine Handlungsweise, welche, sei es
auch nur den bloßen Verdacht zu erregen geeignet
wäre, daß sie eine Verbindung außer dem Bunde
von 1815 seien. Die Aufstellung einer Behörde,
welche weder eine Bundes= noch eine von einem
einzelnen Staate delegirte Behörde ist, eines staat-
lichen Zwitterdings ohne Leben und Lebenskraft,
kann und wird es nicht hindern, daß in allernäch-
ster Zukunft dieser Streit wieder auftaucht. --
Durch ihn aber werden die Streitenden gezwun-
gen, eine ganz entschiedene Stellung einzunehmen,
sowie alle Staaten und Regierungen durch die
neue Wendung der Sache genöthigt werden, auf
der einen oder andern Seite sich anzureihen. --
Diese nette Aussonderung, diese klare Fragestel-
lung ist offenbar wieder ein Fortschritt; sie schnürt
zwar scheinbar den Knoten, bringt ihn aber sicher
seiner Auflösung näher. -- Der Streit wegen
des Durchzuges der badischen Truppen greift eben-
falls weiter über das Mainzer Festungsreglement
hinaus; er hängt nicht der Frage unmittelbar zu-
sammen, ob die Bundes=Militärorganisation in
ihren wesentlichsten Theilen noch in Kraft bestehe,
oder aber nicht. Mit dem Zusammentritt in Frank-
furt muß auch diese Frage entschieden werden; es
ist als ziemlich gewiß anzunehmen, daß dieselbe
nur im bejahenden Sinne entschieden werden wird,
weil das dirigirende Prinzip der Versammlung
kein anderes, als eine vollständige Negation der
Revolution und ihrer Resultate sein kann. Ohne
sich vollständig der Revolution in die Arme zu
werfen, kann gegenüber der Bundesversammlung
Preußen mit seiner Union sich nicht halten; es
kann die Sprache dieser Versammlung gegenüber
nicht führen, welche es gegen Oesterreich geführt
hat; es wird durch die Veränderung der Sachlage
gezwungen, entweder weiter zu gehen, als es bis-
her ging, und sich mit seiner Union als eine
Macht einer anderen, die sich deutscher Bund
nennt, entgegenzustellen, oder dann von der Bahn,
die es eingeschlagen hat, zurückzukehren. Das
Letztere ist das Wahrscheinlichere. Wolle der Him-
mel, daß unsere Wünsche deßfalls nicht getäuscht
werden.

   
[Spaltenumbruch]
Deutschland.

Landau, 3. Sept. Von dem Hrn. General
Frhrn. v. Jeetze in Nünnberg erhielt die "Pf.
Z." folgende Zuschrift: "Mit dem größten Be-
fremden habe ich in Nro. 129 der "Pf. Z." die
Jhnen von München vom 25. August zugekom-
mene Nachricht gelesen, laut welcher ich gesonnen
wäre, in schleswig=holsteinische Militärdienste zu
treten. Diese Mittheilung ist nichts anders, als
eine Mystifikation und -- wenn keine anderweitige
Absicht zu Grunde liegt -- die Erfindung eines
müßigen Kopfes. Jch bin weder Jugendfreund
des Generals v. Willisen, noch kenne ich ihn über-
haupt persönlich und bin nie mit demselben in
Correspondenz getreten.

Schleswig=holsteinische Ange-
legenheiten
.

Aus dem Schleswig'schen. Die H. B.=H.
theilt nach den Angaben eines Ausgewiefenen aus
Flensburg, der dort den 25. v. M. abreiste, u.
A. Folgendes mit: Die während der Schlacht
bei Jdstedt eingezogenen Stolcker Bauern sind,
bis auf einzelne, über Flensburg in ihre Heimath
zurückgekehrt. Mit der Einziehung dieser schwer
geprüften Leute verhält es sich wie folgt: Sie
waren sämmtlich oder nur zum Theil in einem
Backhause beschäftigt oder versteckt; in dieses kam
auch ein Trupp schleswig=holsteinischer Soldaten,
die aus demselben den ins Dorf reitenden Gen.
Schleppegrell erschossen. Selbige Soldaten muß-
ten darauf in aller Hast das Backhaus verlassen,
sie ließen darin ein Gewehr zurück; die Bauern
sollten nun diejenigen sein, welche mittelst dieser
Waffe dem General den Tod gegeben, und wur-
den transportirt.

Kiel, 1. Sept. Baron Heinrich von Arnim
( der preußische Märzminister ) ist gestern hier ein-
getroffen; er wurde nach seiner Ankunft von einem
leichten Unwohlsein befallen, von welchem er jetzt
wohl schon wieder genesen sein wird. -- Ein
Gerücht, nach welchem die Dänen Eckernförde ge-
räumt hätten, scheint sich nicht zu bestätigen; wenn
sie sich auch mehr hinter die Schlei zurückziehen
mögen, so werden sie Eckernförde, welche überdies
durch die Schiffe gedeckt ist, doch immer mit we-
nigen Mitteln besetzt halten können.

Altona, 2. Sept. Die Ansprache des Ober-
sten v. Gerhardt an die Avantgarde lautet, wie
folgt: Es ist mir der ausgezeichnete ehrenvolle
Auftrag geworden, eine von Natur und noch mehr
durch Eure Mühe und Kraft sehr starke Position
nicht allein sehr hartnäckig zu vertheidigen, sondern
auch bis auf das Aeußerste zu halten. Die Zahl
unserer Streitkräfte beläuft sich jetzt auf mehr
denn..... Mann; damit können, wollen und
müssen wir die ganze dänische Armee nicht allein
aufhalten, sondern selbige so schlagen, daß sie das
Wiederkommen vergißt. Um jedoch diesen glän-
zenden Auftrag auszuführen, bedarf ich vorzugs-
weise Eurer angespanntesten Kraft und Eueres
ausdauerndsten Muthes; beides werdet Jhr ruhm-
voll bewähren und so dem Vaterlande und dem
commandirenden General zeigen, daß wir werth
sind, auf diesem Posten zu stehen. Es lebe Schles-

Die Bayerische Presse.
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Halbjährig 3 fl.
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Würzburg, Freitag den 6. September. 1850.


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Amtliche Nachrichten.

München, 4. Sept. Se. Maj. der König
haben auf die Vorlage der 24. Jahres=Uebersicht
der Rechnungsresultate über den Unterstützungs-
fond der Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten
pro 1848--49 durch allerhöchstes Signat vom
26. v. M. zu genehmigen geruht, daß bezüglich
auf den Offiziers=Unterstützungsfond die zu unver-
zinslichen Darlehen verfügte Summe von 19,000
fl. und zu Unterstützungen für Unteroffiziere und
Soldaten aus den disponiblen Fonds, inclusive
eines besonderen Zuschusses von 800 fl., die
Summe von 8520 fl. ausbezahlt werden soll. Die
genannten Summen wurden nach Verhältniß auf
die verschiedenen Heeresabtheilungen, Branchen
und Centralstellen vertheilt.



Fortschritte zur Entwirrung.

Der deutsche Knoten wird immer verwickelter;
wir halten dieses nicht für ein übles Zeichen, son-
dern glauben, daß damit der Zeitpunkt seiner all-
mäligen Auflösung eingetreten ist. Wir wollen
uns hierüber näher erklären. -- So lange die
deutsche Frage als eine Kabinetsfrage zwischen
Oesterreich und Preußen verhandelt wurde, war
für deren Lösung gar keine Aussicht vorhanden;
die Sache hatte den Aschein eines gegenseitigen
Marktens um eine gemeinsame Beute. Jetzt aber
durch die Einberufung des Bundesrathes stellt sich
die Sache auf einen ganz anderen Fuß. Aus den
Protokollen der Bundesplenarversammlung geht
hervor, daß mit Ausnahme des dort nicht vertre-
tenen Preußens alle andern deutschen Mächte, die
diesen Namen verdienen, zu dem Schritte von
Oesterreich ihre Zustimmung ertheilt haben; es ist
nicht mehr Oesterreich oder Bayern oder Hanno-
ver, welches Preußen gegenübersteht, sondern diese
und alle anderen bedeutenden deutschen Staaten
sind es, welche auf der Grundlage des Bundes
von 1815 Preußen und der Union gegenübertre-
ten. Die preußische Note des Ministers v. Schlei-
nitz an den Grafen v. Bernstorff vom 5. August
geht deßwegen bereits von einem ganz unrichtigen
Standpunkte aus, indem sie das Zusammenberu-
fen des engeren Rathes der Bundesversammlung
lediglich als einen von dem österreichischen Kabi-
net ausgehenden Akt ansieht; diese Zusammenbe-
rufung ist nur die Vollziehung eines Verlangens
der bedeutendsten deutschen Staaten, und die öster-
reichische Circulardepesche vom 19. v. M. nichts
Anderes, als eine Anbahnung des nun von allen
gemeinsam gethanen Schrittes. Es liegt auf der
Hand, daß eine Protestation, wie sie in der er-
wähnten Note des preußischen Ministers des Aus-
wärtigen enthalten ist, den größten Theil ihrer
Kraft durch diese veränderte Gestaltung der Ver-
hältnisse verloren hat; sie war ein gegen eine
vermeinte einseitige Handlung von Oesterreich ge-
richteter Schritt, von welcher es sich nun heraus-
stellt, daß sie eine gemeinsame Handlung Oester-
reichs, der vier Königreiche und anderer, wegen
ihrer politischen Stellung und ihres Länderumfangs
bedeutenden deutschen Staaten war. -- Es ist
diese Veränderung der Sachlage ein großer Schritt
zur Lösung des deutschen Verfassungsknotens;
[Spaltenumbruch] wenn man will, und wie es auch der preußische
Minister sagt, eine Verwickelung mehr, die aber
zur Entwirrung und nicht zur unauflöslichen Ver-
wickelung der deutschen Verfassungsangelegenheiten
führen wird. -- Die zwei andern neuen Verwi-
ckelungen, der Streit über Verwaltung des Bun-
deseigenthums und über die Verlegung der badi-
schen Truppen nach Preußen, drängen ebenfalls
die Sache zur Entscheidung. Der erstere ist zwar
für einstweilen beigelegt, er ist aber so unmittel-
bar mit der Hauptfrage verbunden, daß er sich
von ihr gar nicht trennen läßt. So wie der en-
gere Rath zusammentritt, mit einem neuen Bun-
desentwurfe sich befaßt, und ihn den verbündeten
Staaten zur Annahme vorlegt, muß auch die
Frage wieder zur Hand genommen werden, wer
das Bundeseigenthum zu verwalten habe. Denn
sowie die in Frankfurt zusammentretenden Staaten
als der wirkliche auf den Bundesvertrag von 1815
sich stützende deutsche Bund handeln, sind sie ge-
zwungen, die Verwaltung des Bundeseigenthums
ausschließlich für sich zu reklamiren. Nichts wer-
den aber diese Staaten sorgfältiger zu vermeiden
haben, als eine Handlungsweise, welche, sei es
auch nur den bloßen Verdacht zu erregen geeignet
wäre, daß sie eine Verbindung außer dem Bunde
von 1815 seien. Die Aufstellung einer Behörde,
welche weder eine Bundes= noch eine von einem
einzelnen Staate delegirte Behörde ist, eines staat-
lichen Zwitterdings ohne Leben und Lebenskraft,
kann und wird es nicht hindern, daß in allernäch-
ster Zukunft dieser Streit wieder auftaucht. --
Durch ihn aber werden die Streitenden gezwun-
gen, eine ganz entschiedene Stellung einzunehmen,
sowie alle Staaten und Regierungen durch die
neue Wendung der Sache genöthigt werden, auf
der einen oder andern Seite sich anzureihen. --
Diese nette Aussonderung, diese klare Fragestel-
lung ist offenbar wieder ein Fortschritt; sie schnürt
zwar scheinbar den Knoten, bringt ihn aber sicher
seiner Auflösung näher. -- Der Streit wegen
des Durchzuges der badischen Truppen greift eben-
falls weiter über das Mainzer Festungsreglement
hinaus; er hängt nicht der Frage unmittelbar zu-
sammen, ob die Bundes=Militärorganisation in
ihren wesentlichsten Theilen noch in Kraft bestehe,
oder aber nicht. Mit dem Zusammentritt in Frank-
furt muß auch diese Frage entschieden werden; es
ist als ziemlich gewiß anzunehmen, daß dieselbe
nur im bejahenden Sinne entschieden werden wird,
weil das dirigirende Prinzip der Versammlung
kein anderes, als eine vollständige Negation der
Revolution und ihrer Resultate sein kann. Ohne
sich vollständig der Revolution in die Arme zu
werfen, kann gegenüber der Bundesversammlung
Preußen mit seiner Union sich nicht halten; es
kann die Sprache dieser Versammlung gegenüber
nicht führen, welche es gegen Oesterreich geführt
hat; es wird durch die Veränderung der Sachlage
gezwungen, entweder weiter zu gehen, als es bis-
her ging, und sich mit seiner Union als eine
Macht einer anderen, die sich deutscher Bund
nennt, entgegenzustellen, oder dann von der Bahn,
die es eingeschlagen hat, zurückzukehren. Das
Letztere ist das Wahrscheinlichere. Wolle der Him-
mel, daß unsere Wünsche deßfalls nicht getäuscht
werden.

   
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Deutschland.

Landau, 3. Sept. Von dem Hrn. General
Frhrn. v. Jeetze in Nünnberg erhielt die „Pf.
Z.“ folgende Zuschrift: „Mit dem größten Be-
fremden habe ich in Nro. 129 der „Pf. Z.“ die
Jhnen von München vom 25. August zugekom-
mene Nachricht gelesen, laut welcher ich gesonnen
wäre, in schleswig=holsteinische Militärdienste zu
treten. Diese Mittheilung ist nichts anders, als
eine Mystifikation und -- wenn keine anderweitige
Absicht zu Grunde liegt -- die Erfindung eines
müßigen Kopfes. Jch bin weder Jugendfreund
des Generals v. Willisen, noch kenne ich ihn über-
haupt persönlich und bin nie mit demselben in
Correspondenz getreten.

Schleswig=holsteinische Ange-
legenheiten
.

Aus dem Schleswig'schen. Die H. B.=H.
theilt nach den Angaben eines Ausgewiefenen aus
Flensburg, der dort den 25. v. M. abreiste, u.
A. Folgendes mit: Die während der Schlacht
bei Jdstedt eingezogenen Stolcker Bauern sind,
bis auf einzelne, über Flensburg in ihre Heimath
zurückgekehrt. Mit der Einziehung dieser schwer
geprüften Leute verhält es sich wie folgt: Sie
waren sämmtlich oder nur zum Theil in einem
Backhause beschäftigt oder versteckt; in dieses kam
auch ein Trupp schleswig=holsteinischer Soldaten,
die aus demselben den ins Dorf reitenden Gen.
Schleppegrell erschossen. Selbige Soldaten muß-
ten darauf in aller Hast das Backhaus verlassen,
sie ließen darin ein Gewehr zurück; die Bauern
sollten nun diejenigen sein, welche mittelst dieser
Waffe dem General den Tod gegeben, und wur-
den transportirt.

Kiel, 1. Sept. Baron Heinrich von Arnim
( der preußische Märzminister ) ist gestern hier ein-
getroffen; er wurde nach seiner Ankunft von einem
leichten Unwohlsein befallen, von welchem er jetzt
wohl schon wieder genesen sein wird. -- Ein
Gerücht, nach welchem die Dänen Eckernförde ge-
räumt hätten, scheint sich nicht zu bestätigen; wenn
sie sich auch mehr hinter die Schlei zurückziehen
mögen, so werden sie Eckernförde, welche überdies
durch die Schiffe gedeckt ist, doch immer mit we-
nigen Mitteln besetzt halten können.

Altona, 2. Sept. Die Ansprache des Ober-
sten v. Gerhardt an die Avantgarde lautet, wie
folgt: Es ist mir der ausgezeichnete ehrenvolle
Auftrag geworden, eine von Natur und noch mehr
durch Eure Mühe und Kraft sehr starke Position
nicht allein sehr hartnäckig zu vertheidigen, sondern
auch bis auf das Aeußerste zu halten. Die Zahl
unserer Streitkräfte beläuft sich jetzt auf mehr
denn..... Mann; damit können, wollen und
müssen wir die ganze dänische Armee nicht allein
aufhalten, sondern selbige so schlagen, daß sie das
Wiederkommen vergißt. Um jedoch diesen glän-
zenden Auftrag auszuführen, bedarf ich vorzugs-
weise Eurer angespanntesten Kraft und Eueres
ausdauerndsten Muthes; beides werdet Jhr ruhm-
voll bewähren und so dem Vaterlande und dem
commandirenden General zeigen, daß wir werth
sind, auf diesem Posten zu stehen. Es lebe Schles-

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[0001] Die Bayerische Presse. Abonnement: Ganzjährig 6 fl. Halbjährig 3 fl. Vierteljährig 1 fl. 30 kr. Monatlich für die Stadt 30 kr. Eine constitutionell-monarchische Zeitung. Expedition: Jm Schenkhofe 2. Distr. Nr. 533. Einrückungsgebühr: die gespaltene Pe- titzeile oder deren Raum 3 kr. Briefe und Gelder frei. Nr. 214. Würzburg, Freitag den 6. September. 1850. Amtliche Nachrichten. München, 4. Sept. Se. Maj. der König haben auf die Vorlage der 24. Jahres=Uebersicht der Rechnungsresultate über den Unterstützungs- fond der Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten pro 1848--49 durch allerhöchstes Signat vom 26. v. M. zu genehmigen geruht, daß bezüglich auf den Offiziers=Unterstützungsfond die zu unver- zinslichen Darlehen verfügte Summe von 19,000 fl. und zu Unterstützungen für Unteroffiziere und Soldaten aus den disponiblen Fonds, inclusive eines besonderen Zuschusses von 800 fl., die Summe von 8520 fl. ausbezahlt werden soll. Die genannten Summen wurden nach Verhältniß auf die verschiedenen Heeresabtheilungen, Branchen und Centralstellen vertheilt. Fortschritte zur Entwirrung. Der deutsche Knoten wird immer verwickelter; wir halten dieses nicht für ein übles Zeichen, son- dern glauben, daß damit der Zeitpunkt seiner all- mäligen Auflösung eingetreten ist. Wir wollen uns hierüber näher erklären. -- So lange die deutsche Frage als eine Kabinetsfrage zwischen Oesterreich und Preußen verhandelt wurde, war für deren Lösung gar keine Aussicht vorhanden; die Sache hatte den Aschein eines gegenseitigen Marktens um eine gemeinsame Beute. Jetzt aber durch die Einberufung des Bundesrathes stellt sich die Sache auf einen ganz anderen Fuß. Aus den Protokollen der Bundesplenarversammlung geht hervor, daß mit Ausnahme des dort nicht vertre- tenen Preußens alle andern deutschen Mächte, die diesen Namen verdienen, zu dem Schritte von Oesterreich ihre Zustimmung ertheilt haben; es ist nicht mehr Oesterreich oder Bayern oder Hanno- ver, welches Preußen gegenübersteht, sondern diese und alle anderen bedeutenden deutschen Staaten sind es, welche auf der Grundlage des Bundes von 1815 Preußen und der Union gegenübertre- ten. Die preußische Note des Ministers v. Schlei- nitz an den Grafen v. Bernstorff vom 5. August geht deßwegen bereits von einem ganz unrichtigen Standpunkte aus, indem sie das Zusammenberu- fen des engeren Rathes der Bundesversammlung lediglich als einen von dem österreichischen Kabi- net ausgehenden Akt ansieht; diese Zusammenbe- rufung ist nur die Vollziehung eines Verlangens der bedeutendsten deutschen Staaten, und die öster- reichische Circulardepesche vom 19. v. M. nichts Anderes, als eine Anbahnung des nun von allen gemeinsam gethanen Schrittes. Es liegt auf der Hand, daß eine Protestation, wie sie in der er- wähnten Note des preußischen Ministers des Aus- wärtigen enthalten ist, den größten Theil ihrer Kraft durch diese veränderte Gestaltung der Ver- hältnisse verloren hat; sie war ein gegen eine vermeinte einseitige Handlung von Oesterreich ge- richteter Schritt, von welcher es sich nun heraus- stellt, daß sie eine gemeinsame Handlung Oester- reichs, der vier Königreiche und anderer, wegen ihrer politischen Stellung und ihres Länderumfangs bedeutenden deutschen Staaten war. -- Es ist diese Veränderung der Sachlage ein großer Schritt zur Lösung des deutschen Verfassungsknotens; wenn man will, und wie es auch der preußische Minister sagt, eine Verwickelung mehr, die aber zur Entwirrung und nicht zur unauflöslichen Ver- wickelung der deutschen Verfassungsangelegenheiten führen wird. -- Die zwei andern neuen Verwi- ckelungen, der Streit über Verwaltung des Bun- deseigenthums und über die Verlegung der badi- schen Truppen nach Preußen, drängen ebenfalls die Sache zur Entscheidung. Der erstere ist zwar für einstweilen beigelegt, er ist aber so unmittel- bar mit der Hauptfrage verbunden, daß er sich von ihr gar nicht trennen läßt. So wie der en- gere Rath zusammentritt, mit einem neuen Bun- desentwurfe sich befaßt, und ihn den verbündeten Staaten zur Annahme vorlegt, muß auch die Frage wieder zur Hand genommen werden, wer das Bundeseigenthum zu verwalten habe. Denn sowie die in Frankfurt zusammentretenden Staaten als der wirkliche auf den Bundesvertrag von 1815 sich stützende deutsche Bund handeln, sind sie ge- zwungen, die Verwaltung des Bundeseigenthums ausschließlich für sich zu reklamiren. Nichts wer- den aber diese Staaten sorgfältiger zu vermeiden haben, als eine Handlungsweise, welche, sei es auch nur den bloßen Verdacht zu erregen geeignet wäre, daß sie eine Verbindung außer dem Bunde von 1815 seien. Die Aufstellung einer Behörde, welche weder eine Bundes= noch eine von einem einzelnen Staate delegirte Behörde ist, eines staat- lichen Zwitterdings ohne Leben und Lebenskraft, kann und wird es nicht hindern, daß in allernäch- ster Zukunft dieser Streit wieder auftaucht. -- Durch ihn aber werden die Streitenden gezwun- gen, eine ganz entschiedene Stellung einzunehmen, sowie alle Staaten und Regierungen durch die neue Wendung der Sache genöthigt werden, auf der einen oder andern Seite sich anzureihen. -- Diese nette Aussonderung, diese klare Fragestel- lung ist offenbar wieder ein Fortschritt; sie schnürt zwar scheinbar den Knoten, bringt ihn aber sicher seiner Auflösung näher. -- Der Streit wegen des Durchzuges der badischen Truppen greift eben- falls weiter über das Mainzer Festungsreglement hinaus; er hängt nicht der Frage unmittelbar zu- sammen, ob die Bundes=Militärorganisation in ihren wesentlichsten Theilen noch in Kraft bestehe, oder aber nicht. Mit dem Zusammentritt in Frank- furt muß auch diese Frage entschieden werden; es ist als ziemlich gewiß anzunehmen, daß dieselbe nur im bejahenden Sinne entschieden werden wird, weil das dirigirende Prinzip der Versammlung kein anderes, als eine vollständige Negation der Revolution und ihrer Resultate sein kann. Ohne sich vollständig der Revolution in die Arme zu werfen, kann gegenüber der Bundesversammlung Preußen mit seiner Union sich nicht halten; es kann die Sprache dieser Versammlung gegenüber nicht führen, welche es gegen Oesterreich geführt hat; es wird durch die Veränderung der Sachlage gezwungen, entweder weiter zu gehen, als es bis- her ging, und sich mit seiner Union als eine Macht einer anderen, die sich deutscher Bund nennt, entgegenzustellen, oder dann von der Bahn, die es eingeschlagen hat, zurückzukehren. Das Letztere ist das Wahrscheinlichere. Wolle der Him- mel, daß unsere Wünsche deßfalls nicht getäuscht werden. ( D. V. ) Deutschland. Landau, 3. Sept. Von dem Hrn. General Frhrn. v. Jeetze in Nünnberg erhielt die „Pf. Z.“ folgende Zuschrift: „Mit dem größten Be- fremden habe ich in Nro. 129 der „Pf. Z.“ die Jhnen von München vom 25. August zugekom- mene Nachricht gelesen, laut welcher ich gesonnen wäre, in schleswig=holsteinische Militärdienste zu treten. Diese Mittheilung ist nichts anders, als eine Mystifikation und -- wenn keine anderweitige Absicht zu Grunde liegt -- die Erfindung eines müßigen Kopfes. Jch bin weder Jugendfreund des Generals v. Willisen, noch kenne ich ihn über- haupt persönlich und bin nie mit demselben in Correspondenz getreten. Schleswig=holsteinische Ange- legenheiten . Aus dem Schleswig'schen. Die H. B.=H. theilt nach den Angaben eines Ausgewiefenen aus Flensburg, der dort den 25. v. M. abreiste, u. A. Folgendes mit: Die während der Schlacht bei Jdstedt eingezogenen Stolcker Bauern sind, bis auf einzelne, über Flensburg in ihre Heimath zurückgekehrt. Mit der Einziehung dieser schwer geprüften Leute verhält es sich wie folgt: Sie waren sämmtlich oder nur zum Theil in einem Backhause beschäftigt oder versteckt; in dieses kam auch ein Trupp schleswig=holsteinischer Soldaten, die aus demselben den ins Dorf reitenden Gen. Schleppegrell erschossen. Selbige Soldaten muß- ten darauf in aller Hast das Backhaus verlassen, sie ließen darin ein Gewehr zurück; die Bauern sollten nun diejenigen sein, welche mittelst dieser Waffe dem General den Tod gegeben, und wur- den transportirt. Kiel, 1. Sept. Baron Heinrich von Arnim ( der preußische Märzminister ) ist gestern hier ein- getroffen; er wurde nach seiner Ankunft von einem leichten Unwohlsein befallen, von welchem er jetzt wohl schon wieder genesen sein wird. -- Ein Gerücht, nach welchem die Dänen Eckernförde ge- räumt hätten, scheint sich nicht zu bestätigen; wenn sie sich auch mehr hinter die Schlei zurückziehen mögen, so werden sie Eckernförde, welche überdies durch die Schiffe gedeckt ist, doch immer mit we- nigen Mitteln besetzt halten können. ( H. B.=H. ) Altona, 2. Sept. Die Ansprache des Ober- sten v. Gerhardt an die Avantgarde lautet, wie folgt: Es ist mir der ausgezeichnete ehrenvolle Auftrag geworden, eine von Natur und noch mehr durch Eure Mühe und Kraft sehr starke Position nicht allein sehr hartnäckig zu vertheidigen, sondern auch bis auf das Aeußerste zu halten. Die Zahl unserer Streitkräfte beläuft sich jetzt auf mehr denn..... Mann; damit können, wollen und müssen wir die ganze dänische Armee nicht allein aufhalten, sondern selbige so schlagen, daß sie das Wiederkommen vergißt. Um jedoch diesen glän- zenden Auftrag auszuführen, bedarf ich vorzugs- weise Eurer angespanntesten Kraft und Eueres ausdauerndsten Muthes; beides werdet Jhr ruhm- voll bewähren und so dem Vaterlande und dem commandirenden General zeigen, daß wir werth sind, auf diesem Posten zu stehen. Es lebe Schles-

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 214. Würzburg, 6. September 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische214_1850/1>, abgerufen am 29.03.2024.