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Die Bayerische Presse. Nr. 201. Würzburg, 22. August 1850.

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[Spaltenumbruch] Staatsbühne zu spielen -- so müssen wir den
deutschen Staatsmännern sagen: daß sie nicht be-
rechtigt sind, sich durch die Schritte beleidigt zu
sinden, welche fremde Mächte zum Schutze von
Rechten für nöthig erachten dürften, welche
Deutschland nicht anerkennen will oder nicht zu
respectiren vermag. Und so sehr wir auch das
Verschwinden des Bundes aus dem System, des-
sen nützlicher Bestandtheil er lange gewesen ist,
beklagen würden, so müssen wir doch wiederholen,
daß man von Europa nicht erwarten darf, daß es
einen Schatten ehre, wenn das Wesen längst ent-
schwunden ist; noch viel weniger, daß es zugebe,
daß das leere Gerüst zu einem Deckmantel für
Ungerechtigkeit, zu einem Vorwand für unregel-
mäßige Kriege und zu einem Hinderniß für die
Wiederherstellung des Friedens gemacht werde."

Deutschland.

München, 20. August. Wie wir vernehmen,
ist es ungegründet, daß Se. k. Hoh. der Herzog
Maximilian in Bayern eine Summe von 1000 fl.
( einige Blätter hatten sogar von 10,000 fl. ge-
sprochen ) an den zu Kiel bestehenden Ausschuß
zur Empfangnahme von Unterstützungsbeiträgen
habe gelangen lassen, und nicht minder ungegrün-
det soll die von hier aus nun durch alle deutsche
Blätter die Runde machende Angabe sein, als
hätten die vier mit Namen genannten bayerischen
Offiziere, nemlich die HH. v. Mannlich, Weiß,
Hofnaß und Streiter, um ihre Entlassung aus
bayer. Diensten nachgesucht, um in schleswig - hol-
steinische Dienste zu treten.

   
Schleswig=holsteinische Ange-
legenheiten
.

Von der Niederelbe, 17. August. Mit dem
gestrigen Nachmittagszug gingen wieder 80 deutsche
ausgediente Militärs, worunter etliche 30 Preußen,
lauter stattliche Leute, nach Rendsburg. Unter
denselben waren auch mehrere Offiziere und Un-
teroffiziere. Der heutige Morgenzug beförderte
wieder einige badische Offiziere dahin.

Altona, 18. Aug. Der bekannte hiesige Li-
terat Theodor Bracklow, zur demokratischen
Partei gehörig, wird vom Polizeiamte steckbrieflich
verfolgt.

   

Aus Schleswig=Holstein, 18. August. Man
weiß, daß die neulichen Angaben der Blätter, es
seien direkte Unterhandlungen der Statthalterschaft
mit Dänemark im Gange, als irrig widerlegt
wurden, und mit Grund. Es schließt das aber
nicht aus, daß von anderer Seite diese Unter-
handlungen geführt werden, und es geschieht dies
denn auch wirklich von Seiten Rußlands und Eng-
lands, die mit dem dänischen Kabinette nach der
einen Seite, nach der andern mit Frankfurt, Wien
und Berlin unterhandeln und als Ausgang die
Herstellung des status quo gemäß dem Friedens-
vertrag haben, d. h. Schleswig, ganz Schleswig
wird dänisch, Holstein aber wird unter die Auto-
rität des deutschen Bundes gestellt. Hätten wir
für unsere Angaben auch keine andere Fingerzeige
( wir haben sie aber, können und wollen sie aber
nicht geben ) , so genügt der Hinweis auf zwei Mo-
mente, die unserer Behauptung das ernsteste Ge-
wicht beilegen. Einmal berufen wir uns auf den
den Meisten gewiß seltsam erschienenen Artikel der
"Deutschen Reform", der der Ruf eines ministe-
riellen Blattes zur Seite geht, wonach die Sache
Schleswigs verloren ist, möge nun Holstein siegen
oder nicht; das andere Mal thun wir es, indem
wir auf die englische Thronrede bei Prorogation
des Parlaments am 15. August verweisen, in
welcher die Königin ausspricht: "Jch hoffe, daß
der unter meiner Vermittelung in Berlin geschlos-
sene Vertrag zwischen Deutschland und Dänemark
in Bälde den Frieden im Norden Europa's wie-
der herbeiführen wird, und es sollen von meiner
Seite keine Mühen gescheut werden, um diese
große Wohlthat zu erreichen." Rechnen wir dazu,
daß der dänische Obergeneral v. Krogh Befehl
[Spaltenumbruch] hat, jedes kleine Scharmützel zu verhüten und
mit seiner Armee durchaus nicht vorzugehen, so
wird man sich endlich klar werden müssen, was
der Ausgang sein muß. -- Was nun Schleswig-
Holstein selbst betrifft, so werden wir uns dennoch
nicht sogleich gefangen geben, und schon hört man
in Holstein Stimmen sich erheben, daß man, sollte
es zu dem Aeußersten kommen, lieber mit Schles-
wig dänisch, als ohne Schleswig deutsch sein und
werden wolle.

   

Kassel, 18. Aug. Ueber die bisherigen Ver-
handlungen des Zollcongresses wird dem "Schw.
Merk." von hier aus geschrieben: Jm Schooße
des Congresses ist man weit entfernt, in den An-
sichten über vorzunehmende Abänderungen in meh-
reren Zollansätzen übereinzustimmen. Vornemlich
um den Anforderungen süddeutscher Vereinsstaaten
zu entsprechen, ist preuß. Seite beantragt worden:
die englischen Twiste höher zu besteuern, als bis-
her, und damit zugleich die Einführung von Rück-
zöllen bei der Ausfuhr inländischer baumwollener
Fabrikate zu verbinden. Es fand jedoch dieser
Antrag keineswegs durchgängige Billigung. Ein
anderer Antrag Preußens, der eine größere Ab-
gabe auf fremdes Eisen bezweckte, fand zwar Bei-
stimmung von vielen Seiten, gleichwohl ebenfalls
Widerspruch von einigen als höchst nachtheilig für
den Ackerbau und die Landwirthschaft. Es kam
bei dieser Gelegenheit zur Sprache, wie auch schon
die bisherige Steuer auf die Einfuhr von Eisen
so sehr dazu beigetragen, die Anlegung von Ei-
senbahnen auf den Gebieten aller Vereinsstaaten
zu vertheuern und, statt sie zu begünstigen, zu er-
schweren; weßhalb denn auch die hannov. Regie-
rung weise gehandelt habe, die Einfuhr von Ei-
senschienen aus England und Belgien von jeder
Zollabgabe zu befreien. Der Vertreter der freien
Stadt Frankfurt, Senator Cöster, erklärte sich in-
struirt, gegen weitere Erhöhung der Einfuhrzölle
überhaupt Protest einlegen zu müssen. Vor eini-
ger Zeit hatten mehrere Zeitungen die Meldung
gebracht, daß man in einigen Ländern Süddeutsch-
lands damit umgehe, eigene Vertrauensmänner
nach dem Kasseler Zollcongreß zu committiren,
um den Bevollmächtigten der Regierungen mit
ihrem Rath zur Seite zu stehen und die Wünsche
der Jndustriellen auszusprechen. Es hat sich gleich-
wohl kein Abgesandter von dieser Kategorie bis
jetzt wenigstens hier blicken lassen, und es scheint
jener Plan nicht zur Ausführung gekommen zu
sein. Man hat blos den Dr. Tögel hier gese-
hen, den Fortsetzer des von List gegründeten Zoll-
vereinsblattes, aber nicht gehört, daß er irgend
einen Einfluß auf die Berathungen am hiesigen
Zollcongresse gehabt hat. Der Antheil an dem
Zollertrag bildet gegenwärtig in allen Vereins-
staaten eine unentbehrliche Einnahme zur Deckung
des Ausgabebudgets, daher die Gerüchte, die sich
in jüngster Zeit verbreitet hatten, daß manche
Vereinsregierungen gesonnen seien, nach Ablauf
der mit dem Schlusse des Jahrs 1851 zu Ende
gehenden Zollvereinsperiode aus dem Zollverband
zu scheiden, als grundlos angesehen werden. Auch
ist denselben, z. B. hinsichtlich Bayerns, von des-
sen Bevollmächtigten am hiesigen Congreß wider-
sprochen worden. Wahr ist es indeß, daß Bayern
und Sachsen in den Conferenzen sich gegenseitig
unterstützen und insofern eine Opposition gegen
Preußen machen, als sie Beide geneigt sind, den
österr. Aufforderungen zur Bildung eines allge-
meinen deutschen Zollcongresses die Hand zu bie-
ten, die aber preuß. Seite zu verhindern gesucht
wird. Das preußische Kabinet beachtet indessen
die derartigen Verhandlungen in Kassel eigentlich
nur als Vorberathungen, die erst demnächst in
Berlin zum Schlusse gebracht werden sollen.

Leipzig, 17. August. Gestern ist die Voll-
macht für den Universitätsabgeordneten, unterzeich-
net von dem Rector, den Prodekanen der theolo-
gischen und juristischen Facultäten ( Domherrn Dr.
Winer und Dr. Schilling ) , dem Dekane der me-
dicinischen Facultät ( Hofrath Dr. Jörg ) und dem
Prodekane der philosophischen Facultät ( Professor
[Spaltenumbruch] Dr. Westermann ) , dem Professor Dr. Tuch aus-
gehändigt worden.

Prag, 16. August. Seit einem halben Jahr-
hundert hat Prag keinen so feierlichen Einzug ei-
nes Erzbischofs gesehen, als der gestrige war.
Cardinal Fürst Schwarzenberg war bereits am
10. auf dem erzbischöflichen Gute Brezan bei
Prag angekommen, von wo er am 15. früh aus-
fuhr. Bei einer am Nußeler Schloßgarten er-
richteten Triumphpforte wurde Se. Eminenz von
dem Kreispräsidenten, den Bezirkshauptleuten, dem
Commandanten der Nationalgarde und der berit-
tenen Nationalgarde empfangen und zum Roßthor
geleitet, wo er in den Gallawagen stieg und un-
ter dem Geläute aller Glocken seinen Einzug
hielt. Am Wenzelsplatz, der mit Kränzen ver-
ziert war und wo Militär, bürgerliche Scharf-
schützen, Pfarrschulkinder und 12 Zünfte Spaliere
bildeten, begrüßte ihn der Bürgermeister, an der
Spitze des Staatsraths, mit einer böhmischen An-
rede. Jn der Allee waren Schulkinder, einige
Zünfte, am Kai das bürgerliche Jnfanteriecorps
und ein Bataillon Nationalgarde, beim Karlsmo-
nument auf dem Kreuzherrenplatz der akademisch
Senat aufgestellt; von beiden Brückenthürmen er-
schollen Trompeten und Pauken. Jn der Niklaus-
kirche wo die Geistlichkeit, Civil= und Militärbe-
hörden versammelt waren, wurde vom Domprobst
eine stille Messe gelesen und hierauf der Kirchen-
fürst mit dem erzbischöflichen Gewand bekleidet.
Der Zug in die Domkirche eröffneten die Fahnen
und Umbelle der Domkirche und die erzbischöfliche
Dienerschaft, hierauf folgten sämmtliche in Prag
befindliche Ordensgeistliche, die Alumnen, Sänger,
die Musikcapelle der Feldartillerie, Akolythen, ge-
gen 50 Landpfarrer, die Stadtpfarrer, die Cleri-
sei der Domkirche, die Universität mit den Deka-
nen und dem Rector Magnificus, die erzbischöfli-
chen [unleserliches Material - 6 Zeichen fehlen]Bicare, die Collegialcapitel von Allenheiligen,
Altbunzlau und Wyschehrad; die Landesprälaten
und Domherrn; nun kam der Fürsterzbischof, ne-
ben welchem der Cardinalshut getragen wurde;
den Zug schlossen der Bürgermeister mit den
Stadträthen und andere Behörden. Vor der mit
Kränzen geschmückten Domkirche waren 2 Triumph-
pforten errichtet. Nach einem feierlichen Meßopfer
wurde die Jnthronisation durch den päpstlichen
Nuntius Viale Prela, Erzbischof von Karthago,
vollzogen. Der Hr. Unterrichtsminister Graf Leo
Thun, die Bischöfe von Leitmeritz und Königgrätz
waren zu dieser Feier eigens nach Prag gekom-
men. Eine unzählbare Volksmenge füllte die
Straßen.

   
Dänemark.

Kopenhagen, 16. Aug. "Kjöbenhavnsposten"
meint: im Jnteresse der Humanität, damit durch
große Uebermacht das Blutvergießen verringert
werde, sei eine russische Occupation Holsteins zu
wünschen, wenn Deutschland sich nicht über die
Ratification einigen oder den Frieden nicht aus-
führen könne. Ehegestern sollen, nach " Flyvepo-
sten," Depeschen der russ. Regierung von großer
Wichtigkeit angekommen sein.

Kopenhagen, 17. August. Jn der "Berl.
Tid." liest man ein Sessions=Placat, wodurch für
Kopenhagen für das Jahr 1851 die Landmilitär-
session auf den 27. d. M. angesetzt werden. Nicht
bloß die 22jährige Mannschaft wird berufen, son-
dern auch die ältere bis zu 30 Jahren, so weit
sie bisher übergangen und nicht definitiv cassirt
ist. Die für den Seedienst angeworbene Mann-
schaft soll sich den 17. ff. auf Gammelholm ein-
finden. -- Einer Mittheilung des Brigadechefs
Baggesen in demselben Blatte über die Schlacht
bei Jdstedt, die einen früher aufgenommenen Pri-
vatbericht in einigen Punkten berichtigt, entnehmen
wir namentlich die Notiz, daß der General
Schleppegrell von feindlichen Tirailleurs aus der
Nähe tödtlich getroffen worden sei, mithin nicht
von Bauern.

Frankreich.

Paris, 17. August. Jn dem Leitartikel der
heutigen Nummer des "Pouvoir" bespricht dies

[Spaltenumbruch] Staatsbühne zu spielen -- so müssen wir den
deutschen Staatsmännern sagen: daß sie nicht be-
rechtigt sind, sich durch die Schritte beleidigt zu
sinden, welche fremde Mächte zum Schutze von
Rechten für nöthig erachten dürften, welche
Deutschland nicht anerkennen will oder nicht zu
respectiren vermag. Und so sehr wir auch das
Verschwinden des Bundes aus dem System, des-
sen nützlicher Bestandtheil er lange gewesen ist,
beklagen würden, so müssen wir doch wiederholen,
daß man von Europa nicht erwarten darf, daß es
einen Schatten ehre, wenn das Wesen längst ent-
schwunden ist; noch viel weniger, daß es zugebe,
daß das leere Gerüst zu einem Deckmantel für
Ungerechtigkeit, zu einem Vorwand für unregel-
mäßige Kriege und zu einem Hinderniß für die
Wiederherstellung des Friedens gemacht werde.“

Deutschland.

München, 20. August. Wie wir vernehmen,
ist es ungegründet, daß Se. k. Hoh. der Herzog
Maximilian in Bayern eine Summe von 1000 fl.
( einige Blätter hatten sogar von 10,000 fl. ge-
sprochen ) an den zu Kiel bestehenden Ausschuß
zur Empfangnahme von Unterstützungsbeiträgen
habe gelangen lassen, und nicht minder ungegrün-
det soll die von hier aus nun durch alle deutsche
Blätter die Runde machende Angabe sein, als
hätten die vier mit Namen genannten bayerischen
Offiziere, nemlich die HH. v. Mannlich, Weiß,
Hofnaß und Streiter, um ihre Entlassung aus
bayer. Diensten nachgesucht, um in schleswig - hol-
steinische Dienste zu treten.

   
Schleswig=holsteinische Ange-
legenheiten
.

Von der Niederelbe, 17. August. Mit dem
gestrigen Nachmittagszug gingen wieder 80 deutsche
ausgediente Militärs, worunter etliche 30 Preußen,
lauter stattliche Leute, nach Rendsburg. Unter
denselben waren auch mehrere Offiziere und Un-
teroffiziere. Der heutige Morgenzug beförderte
wieder einige badische Offiziere dahin.

Altona, 18. Aug. Der bekannte hiesige Li-
terat Theodor Bracklow, zur demokratischen
Partei gehörig, wird vom Polizeiamte steckbrieflich
verfolgt.

   

Aus Schleswig=Holstein, 18. August. Man
weiß, daß die neulichen Angaben der Blätter, es
seien direkte Unterhandlungen der Statthalterschaft
mit Dänemark im Gange, als irrig widerlegt
wurden, und mit Grund. Es schließt das aber
nicht aus, daß von anderer Seite diese Unter-
handlungen geführt werden, und es geschieht dies
denn auch wirklich von Seiten Rußlands und Eng-
lands, die mit dem dänischen Kabinette nach der
einen Seite, nach der andern mit Frankfurt, Wien
und Berlin unterhandeln und als Ausgang die
Herstellung des status quo gemäß dem Friedens-
vertrag haben, d. h. Schleswig, ganz Schleswig
wird dänisch, Holstein aber wird unter die Auto-
rität des deutschen Bundes gestellt. Hätten wir
für unsere Angaben auch keine andere Fingerzeige
( wir haben sie aber, können und wollen sie aber
nicht geben ) , so genügt der Hinweis auf zwei Mo-
mente, die unserer Behauptung das ernsteste Ge-
wicht beilegen. Einmal berufen wir uns auf den
den Meisten gewiß seltsam erschienenen Artikel der
„Deutschen Reform“, der der Ruf eines ministe-
riellen Blattes zur Seite geht, wonach die Sache
Schleswigs verloren ist, möge nun Holstein siegen
oder nicht; das andere Mal thun wir es, indem
wir auf die englische Thronrede bei Prorogation
des Parlaments am 15. August verweisen, in
welcher die Königin ausspricht: „Jch hoffe, daß
der unter meiner Vermittelung in Berlin geschlos-
sene Vertrag zwischen Deutschland und Dänemark
in Bälde den Frieden im Norden Europa's wie-
der herbeiführen wird, und es sollen von meiner
Seite keine Mühen gescheut werden, um diese
große Wohlthat zu erreichen.“ Rechnen wir dazu,
daß der dänische Obergeneral v. Krogh Befehl
[Spaltenumbruch] hat, jedes kleine Scharmützel zu verhüten und
mit seiner Armee durchaus nicht vorzugehen, so
wird man sich endlich klar werden müssen, was
der Ausgang sein muß. -- Was nun Schleswig-
Holstein selbst betrifft, so werden wir uns dennoch
nicht sogleich gefangen geben, und schon hört man
in Holstein Stimmen sich erheben, daß man, sollte
es zu dem Aeußersten kommen, lieber mit Schles-
wig dänisch, als ohne Schleswig deutsch sein und
werden wolle.

   

Kassel, 18. Aug. Ueber die bisherigen Ver-
handlungen des Zollcongresses wird dem „Schw.
Merk.“ von hier aus geschrieben: Jm Schooße
des Congresses ist man weit entfernt, in den An-
sichten über vorzunehmende Abänderungen in meh-
reren Zollansätzen übereinzustimmen. Vornemlich
um den Anforderungen süddeutscher Vereinsstaaten
zu entsprechen, ist preuß. Seite beantragt worden:
die englischen Twiste höher zu besteuern, als bis-
her, und damit zugleich die Einführung von Rück-
zöllen bei der Ausfuhr inländischer baumwollener
Fabrikate zu verbinden. Es fand jedoch dieser
Antrag keineswegs durchgängige Billigung. Ein
anderer Antrag Preußens, der eine größere Ab-
gabe auf fremdes Eisen bezweckte, fand zwar Bei-
stimmung von vielen Seiten, gleichwohl ebenfalls
Widerspruch von einigen als höchst nachtheilig für
den Ackerbau und die Landwirthschaft. Es kam
bei dieser Gelegenheit zur Sprache, wie auch schon
die bisherige Steuer auf die Einfuhr von Eisen
so sehr dazu beigetragen, die Anlegung von Ei-
senbahnen auf den Gebieten aller Vereinsstaaten
zu vertheuern und, statt sie zu begünstigen, zu er-
schweren; weßhalb denn auch die hannov. Regie-
rung weise gehandelt habe, die Einfuhr von Ei-
senschienen aus England und Belgien von jeder
Zollabgabe zu befreien. Der Vertreter der freien
Stadt Frankfurt, Senator Cöster, erklärte sich in-
struirt, gegen weitere Erhöhung der Einfuhrzölle
überhaupt Protest einlegen zu müssen. Vor eini-
ger Zeit hatten mehrere Zeitungen die Meldung
gebracht, daß man in einigen Ländern Süddeutsch-
lands damit umgehe, eigene Vertrauensmänner
nach dem Kasseler Zollcongreß zu committiren,
um den Bevollmächtigten der Regierungen mit
ihrem Rath zur Seite zu stehen und die Wünsche
der Jndustriellen auszusprechen. Es hat sich gleich-
wohl kein Abgesandter von dieser Kategorie bis
jetzt wenigstens hier blicken lassen, und es scheint
jener Plan nicht zur Ausführung gekommen zu
sein. Man hat blos den Dr. Tögel hier gese-
hen, den Fortsetzer des von List gegründeten Zoll-
vereinsblattes, aber nicht gehört, daß er irgend
einen Einfluß auf die Berathungen am hiesigen
Zollcongresse gehabt hat. Der Antheil an dem
Zollertrag bildet gegenwärtig in allen Vereins-
staaten eine unentbehrliche Einnahme zur Deckung
des Ausgabebudgets, daher die Gerüchte, die sich
in jüngster Zeit verbreitet hatten, daß manche
Vereinsregierungen gesonnen seien, nach Ablauf
der mit dem Schlusse des Jahrs 1851 zu Ende
gehenden Zollvereinsperiode aus dem Zollverband
zu scheiden, als grundlos angesehen werden. Auch
ist denselben, z. B. hinsichtlich Bayerns, von des-
sen Bevollmächtigten am hiesigen Congreß wider-
sprochen worden. Wahr ist es indeß, daß Bayern
und Sachsen in den Conferenzen sich gegenseitig
unterstützen und insofern eine Opposition gegen
Preußen machen, als sie Beide geneigt sind, den
österr. Aufforderungen zur Bildung eines allge-
meinen deutschen Zollcongresses die Hand zu bie-
ten, die aber preuß. Seite zu verhindern gesucht
wird. Das preußische Kabinet beachtet indessen
die derartigen Verhandlungen in Kassel eigentlich
nur als Vorberathungen, die erst demnächst in
Berlin zum Schlusse gebracht werden sollen.

Leipzig, 17. August. Gestern ist die Voll-
macht für den Universitätsabgeordneten, unterzeich-
net von dem Rector, den Prodekanen der theolo-
gischen und juristischen Facultäten ( Domherrn Dr.
Winer und Dr. Schilling ) , dem Dekane der me-
dicinischen Facultät ( Hofrath Dr. Jörg ) und dem
Prodekane der philosophischen Facultät ( Professor
[Spaltenumbruch] Dr. Westermann ) , dem Professor Dr. Tuch aus-
gehändigt worden.

Prag, 16. August. Seit einem halben Jahr-
hundert hat Prag keinen so feierlichen Einzug ei-
nes Erzbischofs gesehen, als der gestrige war.
Cardinal Fürst Schwarzenberg war bereits am
10. auf dem erzbischöflichen Gute Brezan bei
Prag angekommen, von wo er am 15. früh aus-
fuhr. Bei einer am Nußeler Schloßgarten er-
richteten Triumphpforte wurde Se. Eminenz von
dem Kreispräsidenten, den Bezirkshauptleuten, dem
Commandanten der Nationalgarde und der berit-
tenen Nationalgarde empfangen und zum Roßthor
geleitet, wo er in den Gallawagen stieg und un-
ter dem Geläute aller Glocken seinen Einzug
hielt. Am Wenzelsplatz, der mit Kränzen ver-
ziert war und wo Militär, bürgerliche Scharf-
schützen, Pfarrschulkinder und 12 Zünfte Spaliere
bildeten, begrüßte ihn der Bürgermeister, an der
Spitze des Staatsraths, mit einer böhmischen An-
rede. Jn der Allee waren Schulkinder, einige
Zünfte, am Kai das bürgerliche Jnfanteriecorps
und ein Bataillon Nationalgarde, beim Karlsmo-
nument auf dem Kreuzherrenplatz der akademisch
Senat aufgestellt; von beiden Brückenthürmen er-
schollen Trompeten und Pauken. Jn der Niklaus-
kirche wo die Geistlichkeit, Civil= und Militärbe-
hörden versammelt waren, wurde vom Domprobst
eine stille Messe gelesen und hierauf der Kirchen-
fürst mit dem erzbischöflichen Gewand bekleidet.
Der Zug in die Domkirche eröffneten die Fahnen
und Umbelle der Domkirche und die erzbischöfliche
Dienerschaft, hierauf folgten sämmtliche in Prag
befindliche Ordensgeistliche, die Alumnen, Sänger,
die Musikcapelle der Feldartillerie, Akolythen, ge-
gen 50 Landpfarrer, die Stadtpfarrer, die Cleri-
sei der Domkirche, die Universität mit den Deka-
nen und dem Rector Magnificus, die erzbischöfli-
chen [unleserliches Material – 6 Zeichen fehlen]Bicare, die Collegialcapitel von Allenheiligen,
Altbunzlau und Wyschehrad; die Landesprälaten
und Domherrn; nun kam der Fürsterzbischof, ne-
ben welchem der Cardinalshut getragen wurde;
den Zug schlossen der Bürgermeister mit den
Stadträthen und andere Behörden. Vor der mit
Kränzen geschmückten Domkirche waren 2 Triumph-
pforten errichtet. Nach einem feierlichen Meßopfer
wurde die Jnthronisation durch den päpstlichen
Nuntius Viale Prela, Erzbischof von Karthago,
vollzogen. Der Hr. Unterrichtsminister Graf Leo
Thun, die Bischöfe von Leitmeritz und Königgrätz
waren zu dieser Feier eigens nach Prag gekom-
men. Eine unzählbare Volksmenge füllte die
Straßen.

   
Dänemark.

Kopenhagen, 16. Aug. „Kjöbenhavnsposten“
meint: im Jnteresse der Humanität, damit durch
große Uebermacht das Blutvergießen verringert
werde, sei eine russische Occupation Holsteins zu
wünschen, wenn Deutschland sich nicht über die
Ratification einigen oder den Frieden nicht aus-
führen könne. Ehegestern sollen, nach „ Flyvepo-
sten,“ Depeschen der russ. Regierung von großer
Wichtigkeit angekommen sein.

Kopenhagen, 17. August. Jn der „Berl.
Tid.“ liest man ein Sessions=Placat, wodurch für
Kopenhagen für das Jahr 1851 die Landmilitär-
session auf den 27. d. M. angesetzt werden. Nicht
bloß die 22jährige Mannschaft wird berufen, son-
dern auch die ältere bis zu 30 Jahren, so weit
sie bisher übergangen und nicht definitiv cassirt
ist. Die für den Seedienst angeworbene Mann-
schaft soll sich den 17. ff. auf Gammelholm ein-
finden. -- Einer Mittheilung des Brigadechefs
Baggesen in demselben Blatte über die Schlacht
bei Jdstedt, die einen früher aufgenommenen Pri-
vatbericht in einigen Punkten berichtigt, entnehmen
wir namentlich die Notiz, daß der General
Schleppegrell von feindlichen Tirailleurs aus der
Nähe tödtlich getroffen worden sei, mithin nicht
von Bauern.

Frankreich.

Paris, 17. August. Jn dem Leitartikel der
heutigen Nummer des „Pouvoir“ bespricht dies

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[0002] Staatsbühne zu spielen -- so müssen wir den deutschen Staatsmännern sagen: daß sie nicht be- rechtigt sind, sich durch die Schritte beleidigt zu sinden, welche fremde Mächte zum Schutze von Rechten für nöthig erachten dürften, welche Deutschland nicht anerkennen will oder nicht zu respectiren vermag. Und so sehr wir auch das Verschwinden des Bundes aus dem System, des- sen nützlicher Bestandtheil er lange gewesen ist, beklagen würden, so müssen wir doch wiederholen, daß man von Europa nicht erwarten darf, daß es einen Schatten ehre, wenn das Wesen längst ent- schwunden ist; noch viel weniger, daß es zugebe, daß das leere Gerüst zu einem Deckmantel für Ungerechtigkeit, zu einem Vorwand für unregel- mäßige Kriege und zu einem Hinderniß für die Wiederherstellung des Friedens gemacht werde.“ Deutschland. München, 20. August. Wie wir vernehmen, ist es ungegründet, daß Se. k. Hoh. der Herzog Maximilian in Bayern eine Summe von 1000 fl. ( einige Blätter hatten sogar von 10,000 fl. ge- sprochen ) an den zu Kiel bestehenden Ausschuß zur Empfangnahme von Unterstützungsbeiträgen habe gelangen lassen, und nicht minder ungegrün- det soll die von hier aus nun durch alle deutsche Blätter die Runde machende Angabe sein, als hätten die vier mit Namen genannten bayerischen Offiziere, nemlich die HH. v. Mannlich, Weiß, Hofnaß und Streiter, um ihre Entlassung aus bayer. Diensten nachgesucht, um in schleswig - hol- steinische Dienste zu treten. ( N. M. Z. ) Schleswig=holsteinische Ange- legenheiten . Von der Niederelbe, 17. August. Mit dem gestrigen Nachmittagszug gingen wieder 80 deutsche ausgediente Militärs, worunter etliche 30 Preußen, lauter stattliche Leute, nach Rendsburg. Unter denselben waren auch mehrere Offiziere und Un- teroffiziere. Der heutige Morgenzug beförderte wieder einige badische Offiziere dahin. ( D. R. ) Altona, 18. Aug. Der bekannte hiesige Li- terat Theodor Bracklow, zur demokratischen Partei gehörig, wird vom Polizeiamte steckbrieflich verfolgt. ( H. N. ) Aus Schleswig=Holstein, 18. August. Man weiß, daß die neulichen Angaben der Blätter, es seien direkte Unterhandlungen der Statthalterschaft mit Dänemark im Gange, als irrig widerlegt wurden, und mit Grund. Es schließt das aber nicht aus, daß von anderer Seite diese Unter- handlungen geführt werden, und es geschieht dies denn auch wirklich von Seiten Rußlands und Eng- lands, die mit dem dänischen Kabinette nach der einen Seite, nach der andern mit Frankfurt, Wien und Berlin unterhandeln und als Ausgang die Herstellung des status quo gemäß dem Friedens- vertrag haben, d. h. Schleswig, ganz Schleswig wird dänisch, Holstein aber wird unter die Auto- rität des deutschen Bundes gestellt. Hätten wir für unsere Angaben auch keine andere Fingerzeige ( wir haben sie aber, können und wollen sie aber nicht geben ) , so genügt der Hinweis auf zwei Mo- mente, die unserer Behauptung das ernsteste Ge- wicht beilegen. Einmal berufen wir uns auf den den Meisten gewiß seltsam erschienenen Artikel der „Deutschen Reform“, der der Ruf eines ministe- riellen Blattes zur Seite geht, wonach die Sache Schleswigs verloren ist, möge nun Holstein siegen oder nicht; das andere Mal thun wir es, indem wir auf die englische Thronrede bei Prorogation des Parlaments am 15. August verweisen, in welcher die Königin ausspricht: „Jch hoffe, daß der unter meiner Vermittelung in Berlin geschlos- sene Vertrag zwischen Deutschland und Dänemark in Bälde den Frieden im Norden Europa's wie- der herbeiführen wird, und es sollen von meiner Seite keine Mühen gescheut werden, um diese große Wohlthat zu erreichen.“ Rechnen wir dazu, daß der dänische Obergeneral v. Krogh Befehl hat, jedes kleine Scharmützel zu verhüten und mit seiner Armee durchaus nicht vorzugehen, so wird man sich endlich klar werden müssen, was der Ausgang sein muß. -- Was nun Schleswig- Holstein selbst betrifft, so werden wir uns dennoch nicht sogleich gefangen geben, und schon hört man in Holstein Stimmen sich erheben, daß man, sollte es zu dem Aeußersten kommen, lieber mit Schles- wig dänisch, als ohne Schleswig deutsch sein und werden wolle. ( L. Z. ) Kassel, 18. Aug. Ueber die bisherigen Ver- handlungen des Zollcongresses wird dem „Schw. Merk.“ von hier aus geschrieben: Jm Schooße des Congresses ist man weit entfernt, in den An- sichten über vorzunehmende Abänderungen in meh- reren Zollansätzen übereinzustimmen. Vornemlich um den Anforderungen süddeutscher Vereinsstaaten zu entsprechen, ist preuß. Seite beantragt worden: die englischen Twiste höher zu besteuern, als bis- her, und damit zugleich die Einführung von Rück- zöllen bei der Ausfuhr inländischer baumwollener Fabrikate zu verbinden. Es fand jedoch dieser Antrag keineswegs durchgängige Billigung. Ein anderer Antrag Preußens, der eine größere Ab- gabe auf fremdes Eisen bezweckte, fand zwar Bei- stimmung von vielen Seiten, gleichwohl ebenfalls Widerspruch von einigen als höchst nachtheilig für den Ackerbau und die Landwirthschaft. Es kam bei dieser Gelegenheit zur Sprache, wie auch schon die bisherige Steuer auf die Einfuhr von Eisen so sehr dazu beigetragen, die Anlegung von Ei- senbahnen auf den Gebieten aller Vereinsstaaten zu vertheuern und, statt sie zu begünstigen, zu er- schweren; weßhalb denn auch die hannov. Regie- rung weise gehandelt habe, die Einfuhr von Ei- senschienen aus England und Belgien von jeder Zollabgabe zu befreien. Der Vertreter der freien Stadt Frankfurt, Senator Cöster, erklärte sich in- struirt, gegen weitere Erhöhung der Einfuhrzölle überhaupt Protest einlegen zu müssen. Vor eini- ger Zeit hatten mehrere Zeitungen die Meldung gebracht, daß man in einigen Ländern Süddeutsch- lands damit umgehe, eigene Vertrauensmänner nach dem Kasseler Zollcongreß zu committiren, um den Bevollmächtigten der Regierungen mit ihrem Rath zur Seite zu stehen und die Wünsche der Jndustriellen auszusprechen. Es hat sich gleich- wohl kein Abgesandter von dieser Kategorie bis jetzt wenigstens hier blicken lassen, und es scheint jener Plan nicht zur Ausführung gekommen zu sein. Man hat blos den Dr. Tögel hier gese- hen, den Fortsetzer des von List gegründeten Zoll- vereinsblattes, aber nicht gehört, daß er irgend einen Einfluß auf die Berathungen am hiesigen Zollcongresse gehabt hat. Der Antheil an dem Zollertrag bildet gegenwärtig in allen Vereins- staaten eine unentbehrliche Einnahme zur Deckung des Ausgabebudgets, daher die Gerüchte, die sich in jüngster Zeit verbreitet hatten, daß manche Vereinsregierungen gesonnen seien, nach Ablauf der mit dem Schlusse des Jahrs 1851 zu Ende gehenden Zollvereinsperiode aus dem Zollverband zu scheiden, als grundlos angesehen werden. Auch ist denselben, z. B. hinsichtlich Bayerns, von des- sen Bevollmächtigten am hiesigen Congreß wider- sprochen worden. Wahr ist es indeß, daß Bayern und Sachsen in den Conferenzen sich gegenseitig unterstützen und insofern eine Opposition gegen Preußen machen, als sie Beide geneigt sind, den österr. Aufforderungen zur Bildung eines allge- meinen deutschen Zollcongresses die Hand zu bie- ten, die aber preuß. Seite zu verhindern gesucht wird. Das preußische Kabinet beachtet indessen die derartigen Verhandlungen in Kassel eigentlich nur als Vorberathungen, die erst demnächst in Berlin zum Schlusse gebracht werden sollen. Leipzig, 17. August. Gestern ist die Voll- macht für den Universitätsabgeordneten, unterzeich- net von dem Rector, den Prodekanen der theolo- gischen und juristischen Facultäten ( Domherrn Dr. Winer und Dr. Schilling ) , dem Dekane der me- dicinischen Facultät ( Hofrath Dr. Jörg ) und dem Prodekane der philosophischen Facultät ( Professor Dr. Westermann ) , dem Professor Dr. Tuch aus- gehändigt worden. Prag, 16. August. Seit einem halben Jahr- hundert hat Prag keinen so feierlichen Einzug ei- nes Erzbischofs gesehen, als der gestrige war. Cardinal Fürst Schwarzenberg war bereits am 10. auf dem erzbischöflichen Gute Brezan bei Prag angekommen, von wo er am 15. früh aus- fuhr. Bei einer am Nußeler Schloßgarten er- richteten Triumphpforte wurde Se. 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Der Zug in die Domkirche eröffneten die Fahnen und Umbelle der Domkirche und die erzbischöfliche Dienerschaft, hierauf folgten sämmtliche in Prag befindliche Ordensgeistliche, die Alumnen, Sänger, die Musikcapelle der Feldartillerie, Akolythen, ge- gen 50 Landpfarrer, die Stadtpfarrer, die Cleri- sei der Domkirche, die Universität mit den Deka- nen und dem Rector Magnificus, die erzbischöfli- chen ______Bicare, die Collegialcapitel von Allenheiligen, Altbunzlau und Wyschehrad; die Landesprälaten und Domherrn; nun kam der Fürsterzbischof, ne- ben welchem der Cardinalshut getragen wurde; den Zug schlossen der Bürgermeister mit den Stadträthen und andere Behörden. Vor der mit Kränzen geschmückten Domkirche waren 2 Triumph- pforten errichtet. Nach einem feierlichen Meßopfer wurde die Jnthronisation durch den päpstlichen Nuntius Viale Prela, Erzbischof von Karthago, vollzogen. Der Hr. Unterrichtsminister Graf Leo Thun, die Bischöfe von Leitmeritz und Königgrätz waren zu dieser Feier eigens nach Prag gekom- men. Eine unzählbare Volksmenge füllte die Straßen. ( A. Z. ) Dänemark. Kopenhagen, 16. Aug. „Kjöbenhavnsposten“ meint: im Jnteresse der Humanität, damit durch große Uebermacht das Blutvergießen verringert werde, sei eine russische Occupation Holsteins zu wünschen, wenn Deutschland sich nicht über die Ratification einigen oder den Frieden nicht aus- führen könne. Ehegestern sollen, nach „ Flyvepo- sten,“ Depeschen der russ. Regierung von großer Wichtigkeit angekommen sein. Kopenhagen, 17. August. Jn der „Berl. Tid.“ liest man ein Sessions=Placat, wodurch für Kopenhagen für das Jahr 1851 die Landmilitär- session auf den 27. d. M. angesetzt werden. Nicht bloß die 22jährige Mannschaft wird berufen, son- dern auch die ältere bis zu 30 Jahren, so weit sie bisher übergangen und nicht definitiv cassirt ist. Die für den Seedienst angeworbene Mann- schaft soll sich den 17. ff. auf Gammelholm ein- finden. -- Einer Mittheilung des Brigadechefs Baggesen in demselben Blatte über die Schlacht bei Jdstedt, die einen früher aufgenommenen Pri- vatbericht in einigen Punkten berichtigt, entnehmen wir namentlich die Notiz, daß der General Schleppegrell von feindlichen Tirailleurs aus der Nähe tödtlich getroffen worden sei, mithin nicht von Bauern. Frankreich. Paris, 17. August. Jn dem Leitartikel der heutigen Nummer des „Pouvoir“ bespricht dies

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 201. Würzburg, 22. August 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische201_1850/2>, abgerufen am 24.11.2024.