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Die Bayerische Presse. Nr. 163. Würzburg, 9. Juli 1850.

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[Spaltenumbruch] langer Zeit nicht vorgekommen war. Wichtig ist
daher ein Brief aus Rom, dem das Pariser
Univers seine Spalten geöffnet hat. Der Corre-
spondent legt darin dem beligischen Kabinet, dessen
Haupttendenz die Vernichtung des Katholicismus
sei, mehrere weitaussehende Plane unter, wovon
die Säcularisation des Unterrichts und der öffent-
lichen Mildthätigkeit nur die Vorläufer seien.
Als Gegenstände dieser Bestrebungen werden ge-
nannt: 1 ) die Einmischung der Regierung in der
Eintheilung der Diocesen; 2 ) die Aufhebung des
Brügger Bisthums als eines unrechtlich consticuir-
ten; 3 ) Ausdehnung des bürgerlichen Einflusses auf
die Bildung der Domcapitel und die Verwaltung
des Seminarienfonds; 4 ) die Unwiderruflichkeit der
niedern Geistlichkeit; 5 ) indirekte Betheiligung der
Regierung an der Ernennung der Bischöfe. Zwar,
sagt der Briefsteller, seien hierüber noch keine
förmlichen Vorschläge gemacht worden, indeß habe
Minister d'Hoffschmidt den Boden untersuchen
lassen. "Es war Zeit", schließt der Brief, "daß
Pius IX. die Katholiken über die Gefahren der
Religion in diesem Lande aufklarte; Gefahren,
die sich in ihrem vollen Lichte nur denen haben
erschließen können, die mit dem System, welches
das belgische Ministerium ins Werk zu setzen ge-
sonnen ist, genauere Bekanntschaft gemacht haben."

Neuestes.

* Würzburg, 8. Juli. ( Kiliansfeier. ) Schon
am Sonntag Abend, als am östlichen Himmel ein
drohendes Gewitter hinzog, waren Besorgnisse laut
geworden, die auf heute beabsichtigte solenne Pro-
zession möchte durch die Witterung eine Störung
erfahren. Da nun heute Morgen wirklich Regen-
wetter eintrat, so war das Bedauern, die Feier-
lichkeit dadurch gehindert zu sehen, allgemein.
Gleichwohl zog die Prozession um8 1 / 2 Uhr aus
dem Portale des Doms, und nicht anders, als ob
der Himmel selbst der schönen Feier seine Weihe
sichtbar aufdrücken wollte, zerstreuten sich plötzlich
die Wolken, das Firmament klärte in seinem azur-
nen Blau freundlich sich auf, und das Gewitter
und der vorausgegangene Regen hatten nur dazu
gedient, die drückende Hitze, die gestern geherrscht
hatte, zu kühlen und den Staub zu löschen, der
von der zusammengeströmten ungeheuern Menschen-
masse nothwendig hätte aufgeregt werden müssen.
Die Prozession, feierlich und in schönster Ordnung
sich hinziehend, begab sich zunächst in die Kilians-
gruft in der Neumünsterkirche, wo nach Absingung
eines Hymnus der h. Segen ertheilt wurde. Von
da bewegte sich der unabsehbare Zug die Straßen
entlang, wie wir sie bereits in unserem Blatte
vom letzten Samstag bezeichnet haben. Eröffnet
war derselbe von der männlichen Schuljugend des
Doms, welcher die Schulseminaristen mit ihrem
Musikchor folgten. An diese schloßen sich die ver-
schiedenen geistlichen Bündnisse, ihre geistl. Vor-
stände an der Spitze, mit ihren Fahnen und Aus-
zeichnungen an. An sie reihte der Regular=Cle-
rus, das Alumnat und die Säculargeistlichkeit sich
an. Nun folgte der Baldachin mit den drei Kä-
sten, die drei h. Häupter enthaltend und getragen
von vier Alumnen im Levitenkleide. Unmittelbar
darnach schritt das hohe Domkapitel und nun kam
unter dem gewöhnlichen Traghimmel, geleitet von
einer Abtheilung der Landwehr, das Allerheiligste,
getragen von dem hochw. Hrn. Bischof. Unter
dem hierauf nachziehenden, fast endlosen Gefolge
von Andächtigen beiderlei Geschlechts verdient vor-
züglich die lange Reihe von weißgekleideten Jung-
frauen noch Erwähnung, die, geschmückt mit Myr-
thenkränzen und weiße Lilien in den Händen tra-
gend, ein von vier ihrer Gefährtinnen getragenes
Marienbild, das erhabene Symbol jungfräulicher
Reinigkeit, geleiteten. Alle Straßen, durch welche
die Prozession sich bewegte, waren dicht gedrängt
von Menschenmassen, durch die jene sich öfter nur
mit Mühe durchwand. Die weiten Räume der
Cathedrale faßte die Menge der Andächtigen lange
nicht, die sich herbeigedrängt hatten, dem Pontifi-
[Spaltenumbruch] cal=Amte beizuwohnen. Am Schlusse desselben er-
theilte der hochw. Bischof den Anwesenden ver-
möge eigener, vom apostol. Stuhle ihm verliehe-
nen Vollmacht, wie alljährlich an diesem Feste,
den päbstl. Segen. Jn dem Augenblicke, wo wir
dieses niederschreiben, ziehen viele Landgemeinden
mit Musik und unter Absingung geistlicher Lieder
wieder ihrer Heimath zu; Tausende aber wogen
noch im Dome aus und ein, um das Heiligthum
in nahen Augenschein zu nehmen, das daselbst acht
Tage lang der Beschauung ausgesetzt sein wird.

Frankfurt, 8. Juli. Nach einem uns vor-
liegenden Schreiben aus Mannheim vom gestrigen
Datum soll es nun keinem Zweifel mehr unter-
liegen, daß die badischen Truppen nicht aus-
marschiren. Das Großherzogs königl. Hoh. habe
sich selbst gegen die Verlegung entschieden, das
Ministerium hierauf seine Entlassung gefordert,
dieselbe sei aber bis jetzt noch nicht angenom-
men. Uebrigens spreche man bereits in gewissen
Kreisen von einem Ministerium Blittersdorf.

   

Heidelberg, 6. Juli. Dem geheimen Rathe
und Professor Dr. Chelius u. dessen Sohne, dem
praktischen Arzte Dr. Chelius, ist von dem Groß-
herzoge von Hessen der Ludwigs=Orden verliehen
worden, und zwar ersterem das Commandeurkreuz
zweiter Klasse, letzterem das Ritterkreuz erster
Klasse. -- Dem vormaligen Privatdocenten Dr.
Friedländer ist seine Bitte, nach Amerika auswan-
dern zu dürfen, höchsten Ortes abgeschlagen und
er bereits schon nach Bruchsal gebracht worden,
um die ihm zuerkannte Strafe zu erstehen.

   

Die heutige Nummer der "Nassauischen Allg.
Zeitung" veröffentlicht unter der Ueberschrift:
"Nassau und die Union" einen Artikel, der nicht
nur vortrefflich geschrieben ist, sondern in welchem
sich auch eine höchst ehrenwerthe politische Gesin-
nung ausspricht. Es wird darin unwiderleglich
dargethan, daß, falls auch Nassau von der Union
zurücktreten sollte, dies nur eine nothwendige Folge
des Rücktritts der das Herzogthum umgebenden
Staaten von der Union und des Verfahrens des
preußischen Cabinets sei, welches der Art erscheine,
daß in der bisher eingehaltenen Richtung wenig
Aussicht für das Zustandekommen der Union vor-
handen sei, weßhalb der Satz feststehe, nicht
Nassau sei für die Union, sondern vielmehr die
Union sei für Nassau verloren.

Kassel, 6. Juli. Die Sitzungen der Kasseler
Generalzollkonferenz haben heute am 6. Juli be-
gonnen. Dieselben sind im Staatsministerialge-
bäude. Die betreffenden Vereinsstaaten werden
wie folgt vertreten: 1 ) Preußen: Geh. Regie-
rungsrath Delbrück. 2 ) Bayern: Oberzollrath
[unleserliches Material - 7 Zeichen fehlen]Meirner. 3 ) Württemberg: Oberzollinspektor Her-
zog. 4 ) Sachsen: Zoll= und Steuerdirektor von
Zahn. 5 ) Baden: Ministerialrath Hauk. 6 ) Kur-
hessen: Geh. Oberfinanzrath Duysing. ( Mit der
Protokollführung bei der Generalkonferenz beauf-
tragt: Oberfinanzassessor v. Wille. ) 7 ) Großher-
zogthum Hessen: Geh. Oberfinanzrath Biersack.
8 ) Die Staaten des thüringischen Zoll= u. Han-
delsvereins: großh. sächs. Geh. Staatsrath Thon.
9 ) Braunschweig: Finanzdirektor v. Thielau. 10 )
Nassau: Obersteuerrath Scholz. 11 ) Die freie
Stadt Frankfurt: Senator Cöster. Außerdem
wohnt noch der bei der Oberzolldirektion dahier
accreditirte Zollvereinsbevollmächtigte, kgl. preuß.
Geh. Regierungsrath Burdach, den Sitzungen bei.
Den Vorsitz bei den Versammlungen und die Lei-
tung des Geschäftsgangs führt der genannte kur-
hessische Bevollmächtigte.

   

Wien, 5. Juli. Wir vernehmen, daß alle
flüchtig gewordenen und nicht sehr compromittir-
ten Ungarn, welche sich gegenwärtig im Auslande
befinden, Pässe zur Heimkehr erhalten, wenn die-
selben darum nachsuchen.

   

Berlin, 6. Juli. Durch den Abschluß des
Friedens mit Dänemark hat unsere Regierung
nicht allein mit der Demokratie gebrochen, auch
die Männer der sogenannten "deutschen Partei",
[Spaltenumbruch] die Gothaer, fangen an ihr untreu zu werden, ja
offnen Krieg zu erklären.

T. D. Berlin, 6. Juli. Das den Friedens-
Vertrag begleitende Protokoll, durch welches die
bisherige Waffenstillstands=Convention aufgehoben
wird, ist bereits von Preußen und Dänemark ra-
tifizirt. -- Jn fünf Tagen beginnen die Preu-
ßen ihren Abmarsch aus den Herzogthümern. Zu-
folge eingelaufener Nachrichten von dort rücken
alsbald die schleswig = holsteinischen Truppen in
Schleswig ein.

^ London, 5. Juli. Lady Peel ist gefähr-
lich krank. -- Der berühmte Diamant Kohi
Noor ist vom Präsidenten und Vizepräsidenten
der ostindischen Kompagnie der Königin Victoria
überreicht worden.



Verantwortlicher Redakteur u. Verleger:
Franz v. Faber.



Mittelpreise hiesiger Schranne vom 6. Juli.

Weizen 12 fl. 21 kr. Korn 7 fl. 16 kr.
Gerste -- fl. -- kr. Haber 4 fl. 32 kr.

Kassel, 1. Juli. Bei der heute hier stattge-
habten 10. Gewinnziehung der kurhessischen Rthlr.
40 Loose sind auf nachstehende Nummern die bei-
gesetzten Hauptpreise gefallen: Nr. 141,318 Rthlr.
32,000; Nr. 83,674 Rthlr. 8000; Nr. 186,147
Rthlr. 4000; 150,425 Rthlr. 2000; Nr. 132,338
und 150,002 jede Rthlr. 1500; Nr. 113,102,
132,008, 150,009 u. 21,948 jede Rthlr. 1000;
Nr. 132,023, 141,315, 141,317 und 150,018
jede Rthlr. 400.

Handels = Berichte.

Mainz, 5. Juli. Mit Getraide blieb es im
Laufe dieser Woche und an heutigem Markte im
Großhandel bei schwachem Geschäfte unverändert,
dagegen wurden in der Halle wegen schwacher
Zufuhr etwas bessere Preise bewillige; effectiver
Nass. Rothweizen fl.8 1 / 3; effect. Roggen fl.5 1 / 8;
Gerste effectiv. fl.5 1 / 4 per nettto 100 Kilig.
Rüböl wird auf Rthlr.37 1 / 2 per 280 Pfd. l.
G. gehalten. Mit dem Schneiden des Repses
wird man dieser Tage allgemein beginnen und
steht bei der günstigen Witterung eine gute und
trockene Qualität zu erwarten. -- Möhnöl geht
immer mehr im Preise zurück und wird a fl.
24 1 / 2 per 50 Kil. vielfach angeboten. -- Von
Leinöl erhielten wir in der letzten Zeit mehrere
Zufuhren, welche a Rthlr. 40 1 / 4 -- 1 / 2 per
280 Pfd. l. G. m. F. verkauft werden.

Frankfurter Cours.
Den 8. Juli 1850.
Geld.Papier.
Oesterreich Bankaktien......1126 1131
   "   5% Metallique....79 5 / 8 79 7 / 8
   "   4%   "   ....61 1 / 262
   "   3%   "   ....46 3 / 4 47 1 / 4
   "   2 1 / 2 %   "   ....43 1 / 2 43 3 / 4
   "   4 1 / 2 % Vethmann   ...76 1 / 8 76 5 / 8
   "   4%   "   ...66 3 / 4--
   "   fl. 250 Loose v. J. 1839.93 1 / 294
   "   "   500   "   "   1834.148 1 / 4148 3 / 4
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine.86 3 / 887 1 / 4
   "   Tthl. 50 Prämien Scheine.103--
Bayern3 1 / 2 % Obligationen   ...8383 1 / 2
   "   4%   "   ....88 1 / 289
   "   5%   "   ....100 5 / 8101 1 / 8
Württemberg3 1 / 4 % "   .... 8484 1 / 2
   "   4 1 / 2    "   ....97 1 / 497 3 / 4
Baden   3 1 / 2 %   "   ....81 1 / 881 5 / 8
   "   fl. 35 Loose   ......31 3 / 4 32
   "   "   50   "   ......53 1 / 254
Nassau fl. 25 "   ......24 7 / 8 25 1 / 8
Hessen Darmst. fl. 50 Loose   ...74 1 / 8 74 5 / 8
   "   "   "   25   "   ...27 3 / 827 5 / 8
Polen fl. 300   "   ... 132 --
Sardinien Fcs. 36   "...32 3 / 433 1 / 4
[Ende Spaltensatz]

Druck von Joseph Steib in Würzburg.

[Spaltenumbruch] langer Zeit nicht vorgekommen war. Wichtig ist
daher ein Brief aus Rom, dem das Pariser
Univers seine Spalten geöffnet hat. Der Corre-
spondent legt darin dem beligischen Kabinet, dessen
Haupttendenz die Vernichtung des Katholicismus
sei, mehrere weitaussehende Plane unter, wovon
die Säcularisation des Unterrichts und der öffent-
lichen Mildthätigkeit nur die Vorläufer seien.
Als Gegenstände dieser Bestrebungen werden ge-
nannt: 1 ) die Einmischung der Regierung in der
Eintheilung der Diocesen; 2 ) die Aufhebung des
Brügger Bisthums als eines unrechtlich consticuir-
ten; 3 ) Ausdehnung des bürgerlichen Einflusses auf
die Bildung der Domcapitel und die Verwaltung
des Seminarienfonds; 4 ) die Unwiderruflichkeit der
niedern Geistlichkeit; 5 ) indirekte Betheiligung der
Regierung an der Ernennung der Bischöfe. Zwar,
sagt der Briefsteller, seien hierüber noch keine
förmlichen Vorschläge gemacht worden, indeß habe
Minister d'Hoffschmidt den Boden untersuchen
lassen. „Es war Zeit“, schließt der Brief, „daß
Pius IX. die Katholiken über die Gefahren der
Religion in diesem Lande aufklarte; Gefahren,
die sich in ihrem vollen Lichte nur denen haben
erschließen können, die mit dem System, welches
das belgische Ministerium ins Werk zu setzen ge-
sonnen ist, genauere Bekanntschaft gemacht haben.“

Neuestes.

* Würzburg, 8. Juli. ( Kiliansfeier. ) Schon
am Sonntag Abend, als am östlichen Himmel ein
drohendes Gewitter hinzog, waren Besorgnisse laut
geworden, die auf heute beabsichtigte solenne Pro-
zession möchte durch die Witterung eine Störung
erfahren. Da nun heute Morgen wirklich Regen-
wetter eintrat, so war das Bedauern, die Feier-
lichkeit dadurch gehindert zu sehen, allgemein.
Gleichwohl zog die Prozession um8 1 / 2 Uhr aus
dem Portale des Doms, und nicht anders, als ob
der Himmel selbst der schönen Feier seine Weihe
sichtbar aufdrücken wollte, zerstreuten sich plötzlich
die Wolken, das Firmament klärte in seinem azur-
nen Blau freundlich sich auf, und das Gewitter
und der vorausgegangene Regen hatten nur dazu
gedient, die drückende Hitze, die gestern geherrscht
hatte, zu kühlen und den Staub zu löschen, der
von der zusammengeströmten ungeheuern Menschen-
masse nothwendig hätte aufgeregt werden müssen.
Die Prozession, feierlich und in schönster Ordnung
sich hinziehend, begab sich zunächst in die Kilians-
gruft in der Neumünsterkirche, wo nach Absingung
eines Hymnus der h. Segen ertheilt wurde. Von
da bewegte sich der unabsehbare Zug die Straßen
entlang, wie wir sie bereits in unserem Blatte
vom letzten Samstag bezeichnet haben. Eröffnet
war derselbe von der männlichen Schuljugend des
Doms, welcher die Schulseminaristen mit ihrem
Musikchor folgten. An diese schloßen sich die ver-
schiedenen geistlichen Bündnisse, ihre geistl. Vor-
stände an der Spitze, mit ihren Fahnen und Aus-
zeichnungen an. An sie reihte der Regular=Cle-
rus, das Alumnat und die Säculargeistlichkeit sich
an. Nun folgte der Baldachin mit den drei Kä-
sten, die drei h. Häupter enthaltend und getragen
von vier Alumnen im Levitenkleide. Unmittelbar
darnach schritt das hohe Domkapitel und nun kam
unter dem gewöhnlichen Traghimmel, geleitet von
einer Abtheilung der Landwehr, das Allerheiligste,
getragen von dem hochw. Hrn. Bischof. Unter
dem hierauf nachziehenden, fast endlosen Gefolge
von Andächtigen beiderlei Geschlechts verdient vor-
züglich die lange Reihe von weißgekleideten Jung-
frauen noch Erwähnung, die, geschmückt mit Myr-
thenkränzen und weiße Lilien in den Händen tra-
gend, ein von vier ihrer Gefährtinnen getragenes
Marienbild, das erhabene Symbol jungfräulicher
Reinigkeit, geleiteten. Alle Straßen, durch welche
die Prozession sich bewegte, waren dicht gedrängt
von Menschenmassen, durch die jene sich öfter nur
mit Mühe durchwand. Die weiten Räume der
Cathedrale faßte die Menge der Andächtigen lange
nicht, die sich herbeigedrängt hatten, dem Pontifi-
[Spaltenumbruch] cal=Amte beizuwohnen. Am Schlusse desselben er-
theilte der hochw. Bischof den Anwesenden ver-
möge eigener, vom apostol. Stuhle ihm verliehe-
nen Vollmacht, wie alljährlich an diesem Feste,
den päbstl. Segen. Jn dem Augenblicke, wo wir
dieses niederschreiben, ziehen viele Landgemeinden
mit Musik und unter Absingung geistlicher Lieder
wieder ihrer Heimath zu; Tausende aber wogen
noch im Dome aus und ein, um das Heiligthum
in nahen Augenschein zu nehmen, das daselbst acht
Tage lang der Beschauung ausgesetzt sein wird.

Frankfurt, 8. Juli. Nach einem uns vor-
liegenden Schreiben aus Mannheim vom gestrigen
Datum soll es nun keinem Zweifel mehr unter-
liegen, daß die badischen Truppen nicht aus-
marschiren. Das Großherzogs königl. Hoh. habe
sich selbst gegen die Verlegung entschieden, das
Ministerium hierauf seine Entlassung gefordert,
dieselbe sei aber bis jetzt noch nicht angenom-
men. Uebrigens spreche man bereits in gewissen
Kreisen von einem Ministerium Blittersdorf.

   

Heidelberg, 6. Juli. Dem geheimen Rathe
und Professor Dr. Chelius u. dessen Sohne, dem
praktischen Arzte Dr. Chelius, ist von dem Groß-
herzoge von Hessen der Ludwigs=Orden verliehen
worden, und zwar ersterem das Commandeurkreuz
zweiter Klasse, letzterem das Ritterkreuz erster
Klasse. -- Dem vormaligen Privatdocenten Dr.
Friedländer ist seine Bitte, nach Amerika auswan-
dern zu dürfen, höchsten Ortes abgeschlagen und
er bereits schon nach Bruchsal gebracht worden,
um die ihm zuerkannte Strafe zu erstehen.

   

Die heutige Nummer der „Nassauischen Allg.
Zeitung“ veröffentlicht unter der Ueberschrift:
„Nassau und die Union“ einen Artikel, der nicht
nur vortrefflich geschrieben ist, sondern in welchem
sich auch eine höchst ehrenwerthe politische Gesin-
nung ausspricht. Es wird darin unwiderleglich
dargethan, daß, falls auch Nassau von der Union
zurücktreten sollte, dies nur eine nothwendige Folge
des Rücktritts der das Herzogthum umgebenden
Staaten von der Union und des Verfahrens des
preußischen Cabinets sei, welches der Art erscheine,
daß in der bisher eingehaltenen Richtung wenig
Aussicht für das Zustandekommen der Union vor-
handen sei, weßhalb der Satz feststehe, nicht
Nassau sei für die Union, sondern vielmehr die
Union sei für Nassau verloren.

Kassel, 6. Juli. Die Sitzungen der Kasseler
Generalzollkonferenz haben heute am 6. Juli be-
gonnen. Dieselben sind im Staatsministerialge-
bäude. Die betreffenden Vereinsstaaten werden
wie folgt vertreten: 1 ) Preußen: Geh. Regie-
rungsrath Delbrück. 2 ) Bayern: Oberzollrath
[unleserliches Material – 7 Zeichen fehlen]Meirner. 3 ) Württemberg: Oberzollinspektor Her-
zog. 4 ) Sachsen: Zoll= und Steuerdirektor von
Zahn. 5 ) Baden: Ministerialrath Hauk. 6 ) Kur-
hessen: Geh. Oberfinanzrath Duysing. ( Mit der
Protokollführung bei der Generalkonferenz beauf-
tragt: Oberfinanzassessor v. Wille. ) 7 ) Großher-
zogthum Hessen: Geh. Oberfinanzrath Biersack.
8 ) Die Staaten des thüringischen Zoll= u. Han-
delsvereins: großh. sächs. Geh. Staatsrath Thon.
9 ) Braunschweig: Finanzdirektor v. Thielau. 10 )
Nassau: Obersteuerrath Scholz. 11 ) Die freie
Stadt Frankfurt: Senator Cöster. Außerdem
wohnt noch der bei der Oberzolldirektion dahier
accreditirte Zollvereinsbevollmächtigte, kgl. preuß.
Geh. Regierungsrath Burdach, den Sitzungen bei.
Den Vorsitz bei den Versammlungen und die Lei-
tung des Geschäftsgangs führt der genannte kur-
hessische Bevollmächtigte.

   

Wien, 5. Juli. Wir vernehmen, daß alle
flüchtig gewordenen und nicht sehr compromittir-
ten Ungarn, welche sich gegenwärtig im Auslande
befinden, Pässe zur Heimkehr erhalten, wenn die-
selben darum nachsuchen.

   

Berlin, 6. Juli. Durch den Abschluß des
Friedens mit Dänemark hat unsere Regierung
nicht allein mit der Demokratie gebrochen, auch
die Männer der sogenannten „deutschen Partei“,
[Spaltenumbruch] die Gothaer, fangen an ihr untreu zu werden, ja
offnen Krieg zu erklären.

T. D. Berlin, 6. Juli. Das den Friedens-
Vertrag begleitende Protokoll, durch welches die
bisherige Waffenstillstands=Convention aufgehoben
wird, ist bereits von Preußen und Dänemark ra-
tifizirt. -- Jn fünf Tagen beginnen die Preu-
ßen ihren Abmarsch aus den Herzogthümern. Zu-
folge eingelaufener Nachrichten von dort rücken
alsbald die schleswig = holsteinischen Truppen in
Schleswig ein.

△ London, 5. Juli. Lady Peel ist gefähr-
lich krank. -- Der berühmte Diamant Kohi
Noor ist vom Präsidenten und Vizepräsidenten
der ostindischen Kompagnie der Königin Victoria
überreicht worden.



Verantwortlicher Redakteur u. Verleger:
Franz v. Faber.



Mittelpreise hiesiger Schranne vom 6. Juli.

Weizen 12 fl. 21 kr. Korn 7 fl. 16 kr.
Gerste -- fl. -- kr. Haber 4 fl. 32 kr.

Kassel, 1. Juli. Bei der heute hier stattge-
habten 10. Gewinnziehung der kurhessischen Rthlr.
40 Loose sind auf nachstehende Nummern die bei-
gesetzten Hauptpreise gefallen: Nr. 141,318 Rthlr.
32,000; Nr. 83,674 Rthlr. 8000; Nr. 186,147
Rthlr. 4000; 150,425 Rthlr. 2000; Nr. 132,338
und 150,002 jede Rthlr. 1500; Nr. 113,102,
132,008, 150,009 u. 21,948 jede Rthlr. 1000;
Nr. 132,023, 141,315, 141,317 und 150,018
jede Rthlr. 400.

Handels = Berichte.

Mainz, 5. Juli. Mit Getraide blieb es im
Laufe dieser Woche und an heutigem Markte im
Großhandel bei schwachem Geschäfte unverändert,
dagegen wurden in der Halle wegen schwacher
Zufuhr etwas bessere Preise bewillige; effectiver
Nass. Rothweizen fl.8 1 / 3; effect. Roggen fl.5 1 / 8;
Gerste effectiv. fl.5 1 / 4 per nettto 100 Kilig.
Rüböl wird auf Rthlr.37 1 / 2 per 280 Pfd. l.
G. gehalten. Mit dem Schneiden des Repses
wird man dieser Tage allgemein beginnen und
steht bei der günstigen Witterung eine gute und
trockene Qualität zu erwarten. -- Möhnöl geht
immer mehr im Preise zurück und wird à fl.
24 1 / 2 per 50 Kil. vielfach angeboten. -- Von
Leinöl erhielten wir in der letzten Zeit mehrere
Zufuhren, welche à Rthlr. 40 1 / 4 -- 1 / 2 per
280 Pfd. l. G. m. F. verkauft werden.

Frankfurter Cours.
Den 8. Juli 1850.
Geld.Papier.
Oesterreich Bankaktien......1126 1131
   „   5% Metallique....79 5 / 8 79 7 / 8
   „   4%   „   ....61 1 / 262
   „   3%   „   ....46 3 / 4 47 1 / 4
   „   2 1 / 2 %   „   ....43 1 / 2 43 3 / 4
   „   4 1 / 2 % Vethmann   ...76 1 / 8 76 5 / 8
   „   4%   „   ...66 3 / 4--
   „   fl. 250 Loose v. J. 1839.93 1 / 294
   „   „   500   „   „   1834.148 1 / 4148 3 / 4
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine.86 3 / 887 1 / 4
   „   Tthl. 50 Prämien Scheine.103--
Bayern3 1 / 2 % Obligationen   ...8383 1 / 2
   „   4%   „   ....88 1 / 289
   „   5%   „   ....100 5 / 8101 1 / 8
Württemberg3 1 / 4 % „   .... 8484 1 / 2
   „   4 1 / 2    „   ....97 1 / 497 3 / 4
Baden   3 1 / 2 %   „   ....81 1 / 881 5 / 8
   „   fl. 35 Loose   ......31 3 / 4 32
   „   „   50   „   ......53 1 / 254
Nassau fl. 25 „   ......24 7 / 8 25 1 / 8
Hessen Darmst. fl. 50 Loose   ...74 1 / 8 74 5 / 8
   „   „   „   25   „   ...27 3 / 827 5 / 8
Polen fl. 300   „   ... 132 --
Sardinien Fcs. 36   „...32 3 / 433 1 / 4
[Ende Spaltensatz]

Druck von Joseph Steib in Würzburg.

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Pius <hi rendition="#aq">IX</hi>. die Katholiken über die Gefahren der<lb/>
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[0004] langer Zeit nicht vorgekommen war. Wichtig ist daher ein Brief aus Rom, dem das Pariser Univers seine Spalten geöffnet hat. Der Corre- spondent legt darin dem beligischen Kabinet, dessen Haupttendenz die Vernichtung des Katholicismus sei, mehrere weitaussehende Plane unter, wovon die Säcularisation des Unterrichts und der öffent- lichen Mildthätigkeit nur die Vorläufer seien. Als Gegenstände dieser Bestrebungen werden ge- nannt: 1 ) die Einmischung der Regierung in der Eintheilung der Diocesen; 2 ) die Aufhebung des Brügger Bisthums als eines unrechtlich consticuir- ten; 3 ) Ausdehnung des bürgerlichen Einflusses auf die Bildung der Domcapitel und die Verwaltung des Seminarienfonds; 4 ) die Unwiderruflichkeit der niedern Geistlichkeit; 5 ) indirekte Betheiligung der Regierung an der Ernennung der Bischöfe. Zwar, sagt der Briefsteller, seien hierüber noch keine förmlichen Vorschläge gemacht worden, indeß habe Minister d'Hoffschmidt den Boden untersuchen lassen. „Es war Zeit“, schließt der Brief, „daß Pius IX. die Katholiken über die Gefahren der Religion in diesem Lande aufklarte; Gefahren, die sich in ihrem vollen Lichte nur denen haben erschließen können, die mit dem System, welches das belgische Ministerium ins Werk zu setzen ge- sonnen ist, genauere Bekanntschaft gemacht haben.“ Neuestes. * Würzburg, 8. Juli. ( Kiliansfeier. ) Schon am Sonntag Abend, als am östlichen Himmel ein drohendes Gewitter hinzog, waren Besorgnisse laut geworden, die auf heute beabsichtigte solenne Pro- zession möchte durch die Witterung eine Störung erfahren. Da nun heute Morgen wirklich Regen- wetter eintrat, so war das Bedauern, die Feier- lichkeit dadurch gehindert zu sehen, allgemein. Gleichwohl zog die Prozession um8 1 / 2 Uhr aus dem Portale des Doms, und nicht anders, als ob der Himmel selbst der schönen Feier seine Weihe sichtbar aufdrücken wollte, zerstreuten sich plötzlich die Wolken, das Firmament klärte in seinem azur- nen Blau freundlich sich auf, und das Gewitter und der vorausgegangene Regen hatten nur dazu gedient, die drückende Hitze, die gestern geherrscht hatte, zu kühlen und den Staub zu löschen, der von der zusammengeströmten ungeheuern Menschen- masse nothwendig hätte aufgeregt werden müssen. Die Prozession, feierlich und in schönster Ordnung sich hinziehend, begab sich zunächst in die Kilians- gruft in der Neumünsterkirche, wo nach Absingung eines Hymnus der h. Segen ertheilt wurde. Von da bewegte sich der unabsehbare Zug die Straßen entlang, wie wir sie bereits in unserem Blatte vom letzten Samstag bezeichnet haben. Eröffnet war derselbe von der männlichen Schuljugend des Doms, welcher die Schulseminaristen mit ihrem Musikchor folgten. An diese schloßen sich die ver- schiedenen geistlichen Bündnisse, ihre geistl. Vor- stände an der Spitze, mit ihren Fahnen und Aus- zeichnungen an. An sie reihte der Regular=Cle- rus, das Alumnat und die Säculargeistlichkeit sich an. Nun folgte der Baldachin mit den drei Kä- sten, die drei h. Häupter enthaltend und getragen von vier Alumnen im Levitenkleide. Unmittelbar darnach schritt das hohe Domkapitel und nun kam unter dem gewöhnlichen Traghimmel, geleitet von einer Abtheilung der Landwehr, das Allerheiligste, getragen von dem hochw. Hrn. Bischof. Unter dem hierauf nachziehenden, fast endlosen Gefolge von Andächtigen beiderlei Geschlechts verdient vor- züglich die lange Reihe von weißgekleideten Jung- frauen noch Erwähnung, die, geschmückt mit Myr- thenkränzen und weiße Lilien in den Händen tra- gend, ein von vier ihrer Gefährtinnen getragenes Marienbild, das erhabene Symbol jungfräulicher Reinigkeit, geleiteten. Alle Straßen, durch welche die Prozession sich bewegte, waren dicht gedrängt von Menschenmassen, durch die jene sich öfter nur mit Mühe durchwand. Die weiten Räume der Cathedrale faßte die Menge der Andächtigen lange nicht, die sich herbeigedrängt hatten, dem Pontifi- cal=Amte beizuwohnen. Am Schlusse desselben er- theilte der hochw. Bischof den Anwesenden ver- möge eigener, vom apostol. Stuhle ihm verliehe- nen Vollmacht, wie alljährlich an diesem Feste, den päbstl. Segen. Jn dem Augenblicke, wo wir dieses niederschreiben, ziehen viele Landgemeinden mit Musik und unter Absingung geistlicher Lieder wieder ihrer Heimath zu; Tausende aber wogen noch im Dome aus und ein, um das Heiligthum in nahen Augenschein zu nehmen, das daselbst acht Tage lang der Beschauung ausgesetzt sein wird. Frankfurt, 8. Juli. Nach einem uns vor- liegenden Schreiben aus Mannheim vom gestrigen Datum soll es nun keinem Zweifel mehr unter- liegen, daß die badischen Truppen nicht aus- marschiren. Das Großherzogs königl. Hoh. habe sich selbst gegen die Verlegung entschieden, das Ministerium hierauf seine Entlassung gefordert, dieselbe sei aber bis jetzt noch nicht angenom- men. Uebrigens spreche man bereits in gewissen Kreisen von einem Ministerium Blittersdorf. ( Fr. O.=P.=Z. ) Heidelberg, 6. Juli. Dem geheimen Rathe und Professor Dr. Chelius u. dessen Sohne, dem praktischen Arzte Dr. Chelius, ist von dem Groß- herzoge von Hessen der Ludwigs=Orden verliehen worden, und zwar ersterem das Commandeurkreuz zweiter Klasse, letzterem das Ritterkreuz erster Klasse. -- Dem vormaligen Privatdocenten Dr. Friedländer ist seine Bitte, nach Amerika auswan- dern zu dürfen, höchsten Ortes abgeschlagen und er bereits schon nach Bruchsal gebracht worden, um die ihm zuerkannte Strafe zu erstehen. ( Fr. J. ) Die heutige Nummer der „Nassauischen Allg. Zeitung“ veröffentlicht unter der Ueberschrift: „Nassau und die Union“ einen Artikel, der nicht nur vortrefflich geschrieben ist, sondern in welchem sich auch eine höchst ehrenwerthe politische Gesin- nung ausspricht. Es wird darin unwiderleglich dargethan, daß, falls auch Nassau von der Union zurücktreten sollte, dies nur eine nothwendige Folge des Rücktritts der das Herzogthum umgebenden Staaten von der Union und des Verfahrens des preußischen Cabinets sei, welches der Art erscheine, daß in der bisher eingehaltenen Richtung wenig Aussicht für das Zustandekommen der Union vor- handen sei, weßhalb der Satz feststehe, nicht Nassau sei für die Union, sondern vielmehr die Union sei für Nassau verloren. Kassel, 6. Juli. Die Sitzungen der Kasseler Generalzollkonferenz haben heute am 6. Juli be- gonnen. Dieselben sind im Staatsministerialge- bäude. Die betreffenden Vereinsstaaten werden wie folgt vertreten: 1 ) Preußen: Geh. Regie- rungsrath Delbrück. 2 ) Bayern: Oberzollrath _______Meirner. 3 ) Württemberg: Oberzollinspektor Her- zog. 4 ) Sachsen: Zoll= und Steuerdirektor von Zahn. 5 ) Baden: Ministerialrath Hauk. 6 ) Kur- hessen: Geh. Oberfinanzrath Duysing. ( Mit der Protokollführung bei der Generalkonferenz beauf- tragt: Oberfinanzassessor v. Wille. ) 7 ) Großher- zogthum Hessen: Geh. Oberfinanzrath Biersack. 8 ) Die Staaten des thüringischen Zoll= u. Han- delsvereins: großh. sächs. Geh. Staatsrath Thon. 9 ) Braunschweig: Finanzdirektor v. Thielau. 10 ) Nassau: Obersteuerrath Scholz. 11 ) Die freie Stadt Frankfurt: Senator Cöster. Außerdem wohnt noch der bei der Oberzolldirektion dahier accreditirte Zollvereinsbevollmächtigte, kgl. preuß. Geh. Regierungsrath Burdach, den Sitzungen bei. Den Vorsitz bei den Versammlungen und die Lei- tung des Geschäftsgangs führt der genannte kur- hessische Bevollmächtigte. ( N. Hess. Z. ) Wien, 5. Juli. Wir vernehmen, daß alle flüchtig gewordenen und nicht sehr compromittir- ten Ungarn, welche sich gegenwärtig im Auslande befinden, Pässe zur Heimkehr erhalten, wenn die- selben darum nachsuchen. ( A. Z. ) Berlin, 6. Juli. Durch den Abschluß des Friedens mit Dänemark hat unsere Regierung nicht allein mit der Demokratie gebrochen, auch die Männer der sogenannten „deutschen Partei“, die Gothaer, fangen an ihr untreu zu werden, ja offnen Krieg zu erklären. T. D. Berlin, 6. Juli. Das den Friedens- Vertrag begleitende Protokoll, durch welches die bisherige Waffenstillstands=Convention aufgehoben wird, ist bereits von Preußen und Dänemark ra- tifizirt. -- Jn fünf Tagen beginnen die Preu- ßen ihren Abmarsch aus den Herzogthümern. Zu- folge eingelaufener Nachrichten von dort rücken alsbald die schleswig = holsteinischen Truppen in Schleswig ein. ( K. Z. ) △ London, 5. Juli. Lady Peel ist gefähr- lich krank. -- Der berühmte Diamant Kohi Noor ist vom Präsidenten und Vizepräsidenten der ostindischen Kompagnie der Königin Victoria überreicht worden. Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Franz v. Faber. Mittelpreise hiesiger Schranne vom 6. Juli. Weizen 12 fl. 21 kr. Korn 7 fl. 16 kr. Gerste -- fl. -- kr. Haber 4 fl. 32 kr. Kassel, 1. Juli. Bei der heute hier stattge- habten 10. Gewinnziehung der kurhessischen Rthlr. 40 Loose sind auf nachstehende Nummern die bei- gesetzten Hauptpreise gefallen: Nr. 141,318 Rthlr. 32,000; Nr. 83,674 Rthlr. 8000; Nr. 186,147 Rthlr. 4000; 150,425 Rthlr. 2000; Nr. 132,338 und 150,002 jede Rthlr. 1500; Nr. 113,102, 132,008, 150,009 u. 21,948 jede Rthlr. 1000; Nr. 132,023, 141,315, 141,317 und 150,018 jede Rthlr. 400. Handels = Berichte. Mainz, 5. Juli. Mit Getraide blieb es im Laufe dieser Woche und an heutigem Markte im Großhandel bei schwachem Geschäfte unverändert, dagegen wurden in der Halle wegen schwacher Zufuhr etwas bessere Preise bewillige; effectiver Nass. Rothweizen fl.8 1 / 3; effect. Roggen fl.5 1 / 8; Gerste effectiv. fl.5 1 / 4 per nettto 100 Kilig. Rüböl wird auf Rthlr.37 1 / 2 per 280 Pfd. l. G. gehalten. Mit dem Schneiden des Repses wird man dieser Tage allgemein beginnen und steht bei der günstigen Witterung eine gute und trockene Qualität zu erwarten. -- Möhnöl geht immer mehr im Preise zurück und wird à fl. 24 1 / 2 per 50 Kil. vielfach angeboten. -- Von Leinöl erhielten wir in der letzten Zeit mehrere Zufuhren, welche à Rthlr. 40 1 / 4 -- 1 / 2 per 280 Pfd. l. G. m. F. verkauft werden. Frankfurter Cours. Den 8. Juli 1850. Geld. Papier. Oesterreich Bankaktien...... 1126 1131 „ 5% Metallique.... 79 5 / 8 79 7 / 8 „ 4% „ .... 61 1 / 2 62 „ 3% „ .... 46 3 / 4 47 1 / 4 „ 2 1 / 2 % „ .... 43 1 / 2 43 3 / 4 „ 4 1 / 2 % Vethmann ... 76 1 / 8 76 5 / 8 „ 4% „ ... 66 3 / 4 -- „ fl. 250 Loose v. J. 1839. 93 1 / 2 94 „ „ 500 „ „ 1834. 148 1 / 4 148 3 / 4 Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine. 86 3 / 8 87 1 / 4 „ Tthl. 50 Prämien Scheine. 103 -- Bayern3 1 / 2 % Obligationen ... 83 83 1 / 2 „ 4% „ .... 88 1 / 2 89 „ 5% „ .... 100 5 / 8 101 1 / 8 Württemberg3 1 / 4 % „ .... 84 84 1 / 2 „ 4 1 / 2 „ .... 97 1 / 4 97 3 / 4 Baden 3 1 / 2 % „ .... 81 1 / 8 81 5 / 8 „ fl. 35 Loose ...... 31 3 / 4 32 „ „ 50 „ ...... 53 1 / 2 54 Nassau fl. 25 „ ...... 24 7 / 8 25 1 / 8 Hessen Darmst. fl. 50 Loose ... 74 1 / 8 74 5 / 8 „ „ „ 25 „ ... 27 3 / 8 27 5 / 8 Polen fl. 300 „ ... 132 -- Sardinien Fcs. 36 „... 32 3 / 4 33 1 / 4 Druck von Joseph Steib in Würzburg.

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 163. Würzburg, 9. Juli 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische163_1850/4>, abgerufen am 29.03.2024.