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Die Bayerische Presse. Nr. 74. Würzburg, 27. März 1850.

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[Spaltenumbruch] pen sein wird, die in unserem Fürstenthum zurück-
bleibt, ist noch nicht bekannt."

Wien, 20. März. Nach Ostern wird Seine
Majestät der Kaiser eine Reise nach Triest unter-
nehmen und außer dem Fürsten Schwarzenberg
ihn auch der Minister Bach, vielleicht auch noch
mehrere Minister begleiten. Nach der Besichti-
gung von Pola und dessen mit Eifer betriebenen
Befestigungs=Arbeiten, so wie der Jnspicirung der
Marine, hofft man, Se. Majestät dahin bewegen
zu können, über Fiume die Rückreise durch Croa-
tien anzutreten, indem man von der Gegenwart
des Monarchen daselbst sich mehr verspricht, als
die langen Conferenzen über die Gestaltung dieses
Kronlandes zu Wege bringen konnten. Es ist
stark die Rede davon, daß noch in diesem Som-
mer sich der Kaiser zu Wien werde krönen lassen,
und daß dieser Akt, zu welchem aus allen Thei-
len der Monarchie Abgeordnete eingeladen werden
sollen, die Brücke zu einem spätern allgemeinen
Reichstag werden kann, welchem vorbehalten sei,
die Verfassung vom 4. März in der Weise zu
modificiren, daß sie unseren deutschen Verhältnissen
sich mehr anpasse und zugleich eine Centralisation
der Gesammtmonarchie möglich mache.

+ Wien, 21. März. Reisende, welche Ge-
legenheit hatten, den früheren Staatsminister v.
Stadion in seinem jetzigen Aufenthalte Gräfen-
berg zu sehen, geben nichts weniger als tröstliche
Berichte über dessen Befinden. Zwar sieht der
Graf äußerlich wohl aus und ist stärker geworden,
allein sein Gemüthszustand ist fortwährend völlig
gedrückt, und seine Reden beschränken sich auf "Ja"
und "Nein". -- Dem Vernehmen nach soll der
Kriegsminister FLM. Graf Gyulai das Kom-
mando des fünften Armeekorps übernehmen und
sich nach Rom begeben, wo man nächstens das
Einrücken österreichischer Truppen erwartet. Drei
Generalstäbe, nämlich ein französischer, ein öster-
reichischer und ein päpstlicher, werden den Papst
begleiten, welcher auf diese Weise eine Eskorte
von beinahe 12,000 Mann haben wird. Die
päpstlichen Truppen sollen auf 15,000 Mann ge-
bracht werden. -- Zu Kaschau fand am 15. d.
eine Exekution durch Pulver und Blei an dem
Stuhlrichter Emmerich Jsztoch statt, welcher k. k.
Soldaten in Gefangenschaft verlockte und einen
Wehrlosen niederschoß. Acht andere hiebei Be-
theiligte wurden auf längere oder kürzere Zeit zu
Festungsstrafen verurtheilt.

+ Wien, 22. März. Vom k. k. Kriegs-
gericht in Preßburg
wurde Gregor Modro-
vich, Stiftsgeistlicher des Benediktiner=Ordens in
Zala=Apati, wegen Theilnahme am Hochverrath
zu 10jähriger Festungsstrafe in Eisen und Con-
fiskation seines Vermögens verurtheilt. -- Ueber
die Renitenz der Bauern in Zagorien an
der steyerischen Grenze ( unweit Kostel ) erfährt
man, daß bei der Ankunft des militärischen Exe-
kutions=Kommando 's sie sich zur Wehre setzen.
und auf das Militär sowohl unterwegs als zu
Hause feuerten. Das Militär gebrauchte nur die
Stichwache ( zwei Kampagnien Otokaner Grenzer )
und erwartet Verstärkung.

Frankreich.

C Paris, 23. März. Der Dampfer Nar-
vial, welcher den letzten Kourier von Civita=ve-
chia hierher hrachte, hatte unter andern Passagie-
ren auch zwei Römer an Bord, welche vom fran-
zösischen Kriegsgericht zur Galeerenstrafe verur-
theilt worden sind. Dieselben werden ihre Straf-
zeit im Bagno von Toulon überstehen. -- Die
neuliche Parteiversammlung im Gebäude des Staats-
raths gab einen Maßstab für das Schicksal der
zwei neuen Gesetze. Leon Foucher und Thiers
waren für unbedingte, rasche Annahme, Larey und
Montigny für den Stempel, als Finanzmaß-
regel,
aber gegen die Kaution. Letzterer er-
klärte, man müsse ihm erst beweisen, daß der
jetzige Kautionsbetrag die verhängten Geldstrafen
nicht decke, bevor er an die Nothwendigkeit einer
Erhöhung glauben könne. Auf seine Frage, ob
[Spaltenumbruch] man dadurch die Presse stumm machen wolle, er-
widerte ein Mitglied: Ja, -- worauf Montigny
erwiderte, daß er dann desto entschiedener opponire.
-- Jn den heutigen Bureausitzungen äußerten sich be-
züglich der Presse sehr feindliche Gesinnungen, die aber
nicht minder bereite Gegner fanden. Die Rechte
hatte gestern Abend eine Versammlung rue Ri-
voli, wo beschlossen wurde, in den Bureaux die
Maßregeln zu unterstützen, welche die gemäßigte
Presse nicht ruiniren können. Jn diesem Sinne
haben heute Kerdrel, Vatirmesnil, Larcy, Mon-
tigny, Pidoux, Alfred Nettement, Favreau ec. ge-
sprochen. Die große Majorität der Bureaux ist
für die Dringlichkeit und Annahme beider Ent-
würfe, doch glaubt man, daß das Preßgesetz bei
der Debatte einige Modifikationen erfahren wird.
-- Jn dem gestern von Hrn. Chouin, dem Be-
richterstatter, der Nationalversammlung vertheil-
ten Bericht über das Budget der Einnahmen, be-
merkt die Kommission, daß sie im bereits vorge-
legten Budget der Ausgaben eine Ersparung von
40 Millionen bei den gewöhnlichen, von 44 Mil-
lionen bei den außerordentlichen Ausgaben bean-
tragt habe. Mehr habe sie ohne Nachtheil für
die Staatsverwaltung bei dem gewöhnlichen Bud-
get für 1850 mit 1408 Millionen nicht erübri-
gen können. Es sei zu bemerken, daß in dieser
Summe inbegriffen seien: fast 264 Millionen, der
Buchhaltung wegen dahin übertragen, also keine
wirkliche Last, 43 Millionen an verschiedenen Vor-
schüssen, die Staatsschuld endlich mit 326 Mil-
lionen. Daher blieben für die eigentliche Ver-
waltung nur 735 Millionen, an welchen eigent-
lich die angeführten 40 Millionen erspart würden.
Mehr sei an den Ausgaben nicht zu regeln ge-
wesen, man mußte sich daher zu den Einnahmen
wenden. Die gewöhnlichen Einnahmen sind an-
geschlagen auf 1251,523,987 Frks. Darin ist
bereits der Ertrag vom Verkaufe unbeweglicher
Güter der früheren Zivillise mit 9,105,000 Fr.
einbegriffen. Es sei ferner die Verminderung der
Salzsteuer dem Staatsschatze sehr ungünstig ge-
wesen. So seien bereits die Einnahmen von Jän-
ner und Februar 1850 um 3,550,000 Fr. gerin-
ger, als in den entsprechenden Monaten 1849.
Die alte Steuer brächte 70, die neue bringt 29
Millionen ein, Differenz 41 Millionen. Die Ge-
tränkesteuer von 1849 ist nur um 9 Millionen
geringer als 1846. Für 1850 ist sie auf 100
Millionen angeschlagen. Die Kommission ist
gegen ihre Aufhebung.
Algier erscheint mit
14,340,000 Fr. Stempel=, Register= und Pa-
tentsteuer geben jährlich 40 Millionen. Die Brief-
taxe bringt 8 Millionen. -- Die außerordentlichen
Einnahmen sind angesetzt mit 84 Millionen, dar-
unter 10 Millionen Rückzahlung der Nordbahn,
die dann noch 35 Mill, schuldet, 3 Mill. Erbsteuer
der Prinzessin Adelhaide, endlich 71,895,150 Fr.
von der Tilgungskasse. Letztere Summe nimmt
die Kommission nur zeitlich an. Die ordent-
lichen
Ausgaben übersteigen die Gesammtein-
nahmen
bereits um 588,870 Fr., dazu 14 Mill.
bereits gewöhnlicher Kredite gibt 14,588,870 Fr.
Wenn auch delikat, so doch möglichst bestimmt
weißt der Berichterstatter auf das, Finanzmännern
so gefällige, überall mit so viel Mißbrauch in
Anwendung gebrachte Mittel, die schwebende Schuld.
Er weißt auf das Gefährliche dieser Operation
hin, bei der der Staat zugleich Schuldner und Gläu-
biger ist. Sie wird bis Ende 1850 622,770,832 Fr.
betragen, während zu ihrer Deckung nun 575,783,443
Fr. aufzubringen sind, was ein Defizit vvn 50 Mill.
herausstellt. Hierbei muß aber bemerkt werden,
daß mehrere Ausgaben noch nicht bezahlt sind,
daß die öffentlichen außerordentlichen Arbeiten für
1850 nur geringe Vorschüsse fordern, endlich der
Vertrag mit der Bank dem Schatze noch 100 Mill.
zur Verfügung stellt. Diese Stellung ist um so
weniger eine vortheilhafte zu nennen, als an Vor-
schüssen der Bank und Privaten, so wie der Spar-
kassen unter Umständen 280 Millionen ganz oder
theilweise zurückgezogen werden können. -- Nie
hat Paris ein so ruhiges, beinahe todtes Aus-
[Spaltenumbruch] sehen gehabt, als jetzt am Vorabend der Repres-
sivgesetze, welche gegen Presse, Wahlversammlun-
gen, politische Flüchtlinge und ähnliche Elemente,
die der Regierung fürchterlich sind, getroffen wer-
den sollen. Die Disziplin der sozialistischen Par-
tei ist ein Ding, wovon man in Deutschland kaum
einen Begriff haben kann. So viele Tausende
der hungernden und leidenschaftlichen Arbeitern
halten sich still zu Hause und gehen jeder Pro-
vokation aus dem Wege, weil die sozialistische
Presse ihnen dieß nicht befiehlt, sondern sie darum
bittet. Die Stellung der gemäßigten Blätter dem
Preßgesetze gegenüber hat gestern einen Minister-
rath veranlaßt. Die halb offizielle Patrie so-
gar macht die Bemerkung: "Es ist ein Uebel,
daß das Gesetz über die Kaution und den Stem-
pel vorgelegt wurde. Es wäre ein zweites Uebel,
wenn es verworfen, aber ein noch größeres, wenn
es angenommen würde," -- Für die Departements-
journale ist das neue Preßgesetz eine Frage auf
Leben und Tod. Sie sollen daher ihre Redak-
teure in einem Kongreß beeinigen wollen, in wel-
chem über den Vorschlag, die Kandidatur der für
das Gesetz stimmenden Repräsentanten in Zukunft
nie mehr zu unterstützen, berathen werden soll. --
Der Gerant der Reforme, die durch Preßprozesse
erdrückt, schon lange nicht mehr erscheint, ist ge-
stern abermals zu 2000 Fr. Geldbuße und 6
Monaten Gefängnißstrafe verurtheilt worden.

Jtalien.

T. D. Turin, 22. März. Das Kabinet ist
bedroht. Alles spricht ernsthaft von einem Mini-
sterwechsel.

Belgien.

Brüssel, 22. März. Die Kammer der Ab-
geordneten hat gestern dem mit Rußland geschlos-
senen Handels= und Schifffahrtsvertrag einstimmig
ihre Genehmigung ertheilt. Derselbe sichert dem
belgischen Handel, in Vergleich mit den frühern
Verhältnissen, wesentliche Vortheile zu.

Brüssel, 23. März. Der Minister der öf-
fentlichen Arbeiten hat der Kammer der Abgeord-
neten in der gestrigen Sitzung einen Gesetzes-
Entwurf vorgelegt, welcher einen Kredit von
250,000 Fr. für die ersten Einrichtungen der
electrisch=telegraphischen Linien in Belgien verlangt.

Türkei.

Konstantinopel, 6. März. Die französische
Regierung hat an den Divan das Ansinnen ge-
stellt, die aus der Schweiz verwiesenen Flüchtlinge
aufzunehmen. Die ottomanischen Minister fanden
diesen Antrag ungeeignet, denn sie erfuhren von
der russischen Gefandtschaft, daß die Botschafter
der französ. Republik in Petersburg, Leflo und
Lamoriciere, den Kaiser dringend angegangen hät-
ten, die Flüchtlinge zu amnestiren, um Frankreich
davon zu befreien. Die ottomanischen Minister
haben daher eine abschlägige Antwort gegeben.

Griechenland.

Athen, 8. März. Der französische außeror-
dentliche Botschafter, Baron Gros, ist von dem
König empfangen worden, bei dem er eine lange
Audienz hatte, in welcher er der griechischen Re-
gierung empfahl, die Forderungen des englischen
Kabinets für Entschädigung englischer und joni-
scher Unterthanen im Grundsatze anzuerkennen, die
Bestimmung der Summe derselben aber weiterer
Verhandlung vorzubehalten. Nach dem Kurier
von Athen hat sich die griechische Regierung zur
Annahme dieses Vorschlags geneigt gezeigt.



Verantwortlicher Redakteur:
Dr. Stehle.



Gestorbene:
Den 27. März 1850.

Katharina Eigner, 3 Jahr alt. Joseps Käs,
3 1 / 2 Jahr alt. Barbara Braun, Schiffmanns-
tochter v. Ochsensurt, 39 Jahr alt.

[Ende Spaltensatz]

   Druck von Joseph Steib.

   

Hiezu das Ergänzungsblatt Nr. 23.

[Spaltenumbruch] pen sein wird, die in unserem Fürstenthum zurück-
bleibt, ist noch nicht bekannt.“

Wien, 20. März. Nach Ostern wird Seine
Majestät der Kaiser eine Reise nach Triest unter-
nehmen und außer dem Fürsten Schwarzenberg
ihn auch der Minister Bach, vielleicht auch noch
mehrere Minister begleiten. Nach der Besichti-
gung von Pola und dessen mit Eifer betriebenen
Befestigungs=Arbeiten, so wie der Jnspicirung der
Marine, hofft man, Se. Majestät dahin bewegen
zu können, über Fiume die Rückreise durch Croa-
tien anzutreten, indem man von der Gegenwart
des Monarchen daselbst sich mehr verspricht, als
die langen Conferenzen über die Gestaltung dieses
Kronlandes zu Wege bringen konnten. Es ist
stark die Rede davon, daß noch in diesem Som-
mer sich der Kaiser zu Wien werde krönen lassen,
und daß dieser Akt, zu welchem aus allen Thei-
len der Monarchie Abgeordnete eingeladen werden
sollen, die Brücke zu einem spätern allgemeinen
Reichstag werden kann, welchem vorbehalten sei,
die Verfassung vom 4. März in der Weise zu
modificiren, daß sie unseren deutschen Verhältnissen
sich mehr anpasse und zugleich eine Centralisation
der Gesammtmonarchie möglich mache.

+ Wien, 21. März. Reisende, welche Ge-
legenheit hatten, den früheren Staatsminister v.
Stadion in seinem jetzigen Aufenthalte Gräfen-
berg zu sehen, geben nichts weniger als tröstliche
Berichte über dessen Befinden. Zwar sieht der
Graf äußerlich wohl aus und ist stärker geworden,
allein sein Gemüthszustand ist fortwährend völlig
gedrückt, und seine Reden beschränken sich auf „Ja“
und „Nein“. -- Dem Vernehmen nach soll der
Kriegsminister FLM. Graf Gyulai das Kom-
mando des fünften Armeekorps übernehmen und
sich nach Rom begeben, wo man nächstens das
Einrücken österreichischer Truppen erwartet. Drei
Generalstäbe, nämlich ein französischer, ein öster-
reichischer und ein päpstlicher, werden den Papst
begleiten, welcher auf diese Weise eine Eskorte
von beinahe 12,000 Mann haben wird. Die
päpstlichen Truppen sollen auf 15,000 Mann ge-
bracht werden. -- Zu Kaschau fand am 15. d.
eine Exekution durch Pulver und Blei an dem
Stuhlrichter Emmerich Jsztoch statt, welcher k. k.
Soldaten in Gefangenschaft verlockte und einen
Wehrlosen niederschoß. Acht andere hiebei Be-
theiligte wurden auf längere oder kürzere Zeit zu
Festungsstrafen verurtheilt.

+ Wien, 22. März. Vom k. k. Kriegs-
gericht in Preßburg
wurde Gregor Modro-
vich, Stiftsgeistlicher des Benediktiner=Ordens in
Zala=Apati, wegen Theilnahme am Hochverrath
zu 10jähriger Festungsstrafe in Eisen und Con-
fiskation seines Vermögens verurtheilt. -- Ueber
die Renitenz der Bauern in Zagorien an
der steyerischen Grenze ( unweit Kostel ) erfährt
man, daß bei der Ankunft des militärischen Exe-
kutions=Kommando 's sie sich zur Wehre setzen.
und auf das Militär sowohl unterwegs als zu
Hause feuerten. Das Militär gebrauchte nur die
Stichwache ( zwei Kampagnien Otokaner Grenzer )
und erwartet Verstärkung.

Frankreich.

C Paris, 23. März. Der Dampfer Nar-
vial, welcher den letzten Kourier von Civita=ve-
chia hierher hrachte, hatte unter andern Passagie-
ren auch zwei Römer an Bord, welche vom fran-
zösischen Kriegsgericht zur Galeerenstrafe verur-
theilt worden sind. Dieselben werden ihre Straf-
zeit im Bagno von Toulon überstehen. -- Die
neuliche Parteiversammlung im Gebäude des Staats-
raths gab einen Maßstab für das Schicksal der
zwei neuen Gesetze. Léon Foucher und Thiers
waren für unbedingte, rasche Annahme, Larey und
Montigny für den Stempel, als Finanzmaß-
regel,
aber gegen die Kaution. Letzterer er-
klärte, man müsse ihm erst beweisen, daß der
jetzige Kautionsbetrag die verhängten Geldstrafen
nicht decke, bevor er an die Nothwendigkeit einer
Erhöhung glauben könne. Auf seine Frage, ob
[Spaltenumbruch] man dadurch die Presse stumm machen wolle, er-
widerte ein Mitglied: Ja, -- worauf Montigny
erwiderte, daß er dann desto entschiedener opponire.
-- Jn den heutigen Bureausitzungen äußerten sich be-
züglich der Presse sehr feindliche Gesinnungen, die aber
nicht minder bereite Gegner fanden. Die Rechte
hatte gestern Abend eine Versammlung rue Ri-
voli, wo beschlossen wurde, in den Bureaux die
Maßregeln zu unterstützen, welche die gemäßigte
Presse nicht ruiniren können. Jn diesem Sinne
haben heute Kerdrel, Vatirmesnil, Larcy, Mon-
tigny, Pidoux, Alfred Nettement, Favreau ec. ge-
sprochen. Die große Majorität der Bureaux ist
für die Dringlichkeit und Annahme beider Ent-
würfe, doch glaubt man, daß das Preßgesetz bei
der Debatte einige Modifikationen erfahren wird.
-- Jn dem gestern von Hrn. Chouin, dem Be-
richterstatter, der Nationalversammlung vertheil-
ten Bericht über das Budget der Einnahmen, be-
merkt die Kommission, daß sie im bereits vorge-
legten Budget der Ausgaben eine Ersparung von
40 Millionen bei den gewöhnlichen, von 44 Mil-
lionen bei den außerordentlichen Ausgaben bean-
tragt habe. Mehr habe sie ohne Nachtheil für
die Staatsverwaltung bei dem gewöhnlichen Bud-
get für 1850 mit 1408 Millionen nicht erübri-
gen können. Es sei zu bemerken, daß in dieser
Summe inbegriffen seien: fast 264 Millionen, der
Buchhaltung wegen dahin übertragen, also keine
wirkliche Last, 43 Millionen an verschiedenen Vor-
schüssen, die Staatsschuld endlich mit 326 Mil-
lionen. Daher blieben für die eigentliche Ver-
waltung nur 735 Millionen, an welchen eigent-
lich die angeführten 40 Millionen erspart würden.
Mehr sei an den Ausgaben nicht zu regeln ge-
wesen, man mußte sich daher zu den Einnahmen
wenden. Die gewöhnlichen Einnahmen sind an-
geschlagen auf 1251,523,987 Frks. Darin ist
bereits der Ertrag vom Verkaufe unbeweglicher
Güter der früheren Zivillise mit 9,105,000 Fr.
einbegriffen. Es sei ferner die Verminderung der
Salzsteuer dem Staatsschatze sehr ungünstig ge-
wesen. So seien bereits die Einnahmen von Jän-
ner und Februar 1850 um 3,550,000 Fr. gerin-
ger, als in den entsprechenden Monaten 1849.
Die alte Steuer brächte 70, die neue bringt 29
Millionen ein, Differenz 41 Millionen. Die Ge-
tränkesteuer von 1849 ist nur um 9 Millionen
geringer als 1846. Für 1850 ist sie auf 100
Millionen angeschlagen. Die Kommission ist
gegen ihre Aufhebung.
Algier erscheint mit
14,340,000 Fr. Stempel=, Register= und Pa-
tentsteuer geben jährlich 40 Millionen. Die Brief-
taxe bringt 8 Millionen. -- Die außerordentlichen
Einnahmen sind angesetzt mit 84 Millionen, dar-
unter 10 Millionen Rückzahlung der Nordbahn,
die dann noch 35 Mill, schuldet, 3 Mill. Erbsteuer
der Prinzessin Adelhaide, endlich 71,895,150 Fr.
von der Tilgungskasse. Letztere Summe nimmt
die Kommission nur zeitlich an. Die ordent-
lichen
Ausgaben übersteigen die Gesammtein-
nahmen
bereits um 588,870 Fr., dazu 14 Mill.
bereits gewöhnlicher Kredite gibt 14,588,870 Fr.
Wenn auch delikat, so doch möglichst bestimmt
weißt der Berichterstatter auf das, Finanzmännern
so gefällige, überall mit so viel Mißbrauch in
Anwendung gebrachte Mittel, die schwebende Schuld.
Er weißt auf das Gefährliche dieser Operation
hin, bei der der Staat zugleich Schuldner und Gläu-
biger ist. Sie wird bis Ende 1850 622,770,832 Fr.
betragen, während zu ihrer Deckung nun 575,783,443
Fr. aufzubringen sind, was ein Defizit vvn 50 Mill.
herausstellt. Hierbei muß aber bemerkt werden,
daß mehrere Ausgaben noch nicht bezahlt sind,
daß die öffentlichen außerordentlichen Arbeiten für
1850 nur geringe Vorschüsse fordern, endlich der
Vertrag mit der Bank dem Schatze noch 100 Mill.
zur Verfügung stellt. Diese Stellung ist um so
weniger eine vortheilhafte zu nennen, als an Vor-
schüssen der Bank und Privaten, so wie der Spar-
kassen unter Umständen 280 Millionen ganz oder
theilweise zurückgezogen werden können. -- Nie
hat Paris ein so ruhiges, beinahe todtes Aus-
[Spaltenumbruch] sehen gehabt, als jetzt am Vorabend der Repres-
sivgesetze, welche gegen Presse, Wahlversammlun-
gen, politische Flüchtlinge und ähnliche Elemente,
die der Regierung fürchterlich sind, getroffen wer-
den sollen. Die Disziplin der sozialistischen Par-
tei ist ein Ding, wovon man in Deutschland kaum
einen Begriff haben kann. So viele Tausende
der hungernden und leidenschaftlichen Arbeitern
halten sich still zu Hause und gehen jeder Pro-
vokation aus dem Wege, weil die sozialistische
Presse ihnen dieß nicht befiehlt, sondern sie darum
bittet. Die Stellung der gemäßigten Blätter dem
Preßgesetze gegenüber hat gestern einen Minister-
rath veranlaßt. Die halb offizielle Patrie so-
gar macht die Bemerkung: „Es ist ein Uebel,
daß das Gesetz über die Kaution und den Stem-
pel vorgelegt wurde. Es wäre ein zweites Uebel,
wenn es verworfen, aber ein noch größeres, wenn
es angenommen würde,“ -- Für die Departements-
journale ist das neue Preßgesetz eine Frage auf
Leben und Tod. Sie sollen daher ihre Redak-
teure in einem Kongreß beeinigen wollen, in wel-
chem über den Vorschlag, die Kandidatur der für
das Gesetz stimmenden Repräsentanten in Zukunft
nie mehr zu unterstützen, berathen werden soll. --
Der Gerant der Reforme, die durch Preßprozesse
erdrückt, schon lange nicht mehr erscheint, ist ge-
stern abermals zu 2000 Fr. Geldbuße und 6
Monaten Gefängnißstrafe verurtheilt worden.

Jtalien.

T. D. Turin, 22. März. Das Kabinet ist
bedroht. Alles spricht ernsthaft von einem Mini-
sterwechsel.

Belgien.

Brüssel, 22. März. Die Kammer der Ab-
geordneten hat gestern dem mit Rußland geschlos-
senen Handels= und Schifffahrtsvertrag einstimmig
ihre Genehmigung ertheilt. Derselbe sichert dem
belgischen Handel, in Vergleich mit den frühern
Verhältnissen, wesentliche Vortheile zu.

Brüssel, 23. März. Der Minister der öf-
fentlichen Arbeiten hat der Kammer der Abgeord-
neten in der gestrigen Sitzung einen Gesetzes-
Entwurf vorgelegt, welcher einen Kredit von
250,000 Fr. für die ersten Einrichtungen der
electrisch=telegraphischen Linien in Belgien verlangt.

Türkei.

Konstantinopel, 6. März. Die französische
Regierung hat an den Divan das Ansinnen ge-
stellt, die aus der Schweiz verwiesenen Flüchtlinge
aufzunehmen. Die ottomanischen Minister fanden
diesen Antrag ungeeignet, denn sie erfuhren von
der russischen Gefandtschaft, daß die Botschafter
der französ. Republik in Petersburg, Leflo und
Lamoriciere, den Kaiser dringend angegangen hät-
ten, die Flüchtlinge zu amnestiren, um Frankreich
davon zu befreien. Die ottomanischen Minister
haben daher eine abschlägige Antwort gegeben.

Griechenland.

Athen, 8. März. Der französische außeror-
dentliche Botschafter, Baron Gros, ist von dem
König empfangen worden, bei dem er eine lange
Audienz hatte, in welcher er der griechischen Re-
gierung empfahl, die Forderungen des englischen
Kabinets für Entschädigung englischer und joni-
scher Unterthanen im Grundsatze anzuerkennen, die
Bestimmung der Summe derselben aber weiterer
Verhandlung vorzubehalten. Nach dem Kurier
von Athen hat sich die griechische Regierung zur
Annahme dieses Vorschlags geneigt gezeigt.



Verantwortlicher Redakteur:
Dr. Stehle.



Gestorbene:
Den 27. März 1850.

Katharina Eigner, 3 Jahr alt. Joseps Käs,
3 1 / 2 Jahr alt. Barbara Braun, Schiffmanns-
tochter v. Ochsensurt, 39 Jahr alt.

[Ende Spaltensatz]

   Druck von Joseph Steib.

   

Hiezu das Ergänzungsblatt Nr. 23.

<TEI>
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[0004] pen sein wird, die in unserem Fürstenthum zurück- bleibt, ist noch nicht bekannt.“ Wien, 20. März. Nach Ostern wird Seine Majestät der Kaiser eine Reise nach Triest unter- nehmen und außer dem Fürsten Schwarzenberg ihn auch der Minister Bach, vielleicht auch noch mehrere Minister begleiten. Nach der Besichti- gung von Pola und dessen mit Eifer betriebenen Befestigungs=Arbeiten, so wie der Jnspicirung der Marine, hofft man, Se. Majestät dahin bewegen zu können, über Fiume die Rückreise durch Croa- tien anzutreten, indem man von der Gegenwart des Monarchen daselbst sich mehr verspricht, als die langen Conferenzen über die Gestaltung dieses Kronlandes zu Wege bringen konnten. Es ist stark die Rede davon, daß noch in diesem Som- mer sich der Kaiser zu Wien werde krönen lassen, und daß dieser Akt, zu welchem aus allen Thei- len der Monarchie Abgeordnete eingeladen werden sollen, die Brücke zu einem spätern allgemeinen Reichstag werden kann, welchem vorbehalten sei, die Verfassung vom 4. März in der Weise zu modificiren, daß sie unseren deutschen Verhältnissen sich mehr anpasse und zugleich eine Centralisation der Gesammtmonarchie möglich mache. + Wien, 21. März. Reisende, welche Ge- legenheit hatten, den früheren Staatsminister v. Stadion in seinem jetzigen Aufenthalte Gräfen- berg zu sehen, geben nichts weniger als tröstliche Berichte über dessen Befinden. Zwar sieht der Graf äußerlich wohl aus und ist stärker geworden, allein sein Gemüthszustand ist fortwährend völlig gedrückt, und seine Reden beschränken sich auf „Ja“ und „Nein“. -- Dem Vernehmen nach soll der Kriegsminister FLM. Graf Gyulai das Kom- mando des fünften Armeekorps übernehmen und sich nach Rom begeben, wo man nächstens das Einrücken österreichischer Truppen erwartet. Drei Generalstäbe, nämlich ein französischer, ein öster- reichischer und ein päpstlicher, werden den Papst begleiten, welcher auf diese Weise eine Eskorte von beinahe 12,000 Mann haben wird. Die päpstlichen Truppen sollen auf 15,000 Mann ge- bracht werden. -- Zu Kaschau fand am 15. d. eine Exekution durch Pulver und Blei an dem Stuhlrichter Emmerich Jsztoch statt, welcher k. k. Soldaten in Gefangenschaft verlockte und einen Wehrlosen niederschoß. Acht andere hiebei Be- theiligte wurden auf längere oder kürzere Zeit zu Festungsstrafen verurtheilt. + Wien, 22. März. Vom k. k. Kriegs- gericht in Preßburg wurde Gregor Modro- vich, Stiftsgeistlicher des Benediktiner=Ordens in Zala=Apati, wegen Theilnahme am Hochverrath zu 10jähriger Festungsstrafe in Eisen und Con- fiskation seines Vermögens verurtheilt. -- Ueber die Renitenz der Bauern in Zagorien an der steyerischen Grenze ( unweit Kostel ) erfährt man, daß bei der Ankunft des militärischen Exe- kutions=Kommando 's sie sich zur Wehre setzen. und auf das Militär sowohl unterwegs als zu Hause feuerten. Das Militär gebrauchte nur die Stichwache ( zwei Kampagnien Otokaner Grenzer ) und erwartet Verstärkung. Frankreich. C Paris, 23. März. Der Dampfer Nar- vial, welcher den letzten Kourier von Civita=ve- chia hierher hrachte, hatte unter andern Passagie- ren auch zwei Römer an Bord, welche vom fran- zösischen Kriegsgericht zur Galeerenstrafe verur- theilt worden sind. Dieselben werden ihre Straf- zeit im Bagno von Toulon überstehen. -- Die neuliche Parteiversammlung im Gebäude des Staats- raths gab einen Maßstab für das Schicksal der zwei neuen Gesetze. Léon Foucher und Thiers waren für unbedingte, rasche Annahme, Larey und Montigny für den Stempel, als Finanzmaß- regel, aber gegen die Kaution. Letzterer er- klärte, man müsse ihm erst beweisen, daß der jetzige Kautionsbetrag die verhängten Geldstrafen nicht decke, bevor er an die Nothwendigkeit einer Erhöhung glauben könne. Auf seine Frage, ob man dadurch die Presse stumm machen wolle, er- widerte ein Mitglied: Ja, -- worauf Montigny erwiderte, daß er dann desto entschiedener opponire. -- Jn den heutigen Bureausitzungen äußerten sich be- züglich der Presse sehr feindliche Gesinnungen, die aber nicht minder bereite Gegner fanden. Die Rechte hatte gestern Abend eine Versammlung rue Ri- voli, wo beschlossen wurde, in den Bureaux die Maßregeln zu unterstützen, welche die gemäßigte Presse nicht ruiniren können. Jn diesem Sinne haben heute Kerdrel, Vatirmesnil, Larcy, Mon- tigny, Pidoux, Alfred Nettement, Favreau ec. ge- sprochen. Die große Majorität der Bureaux ist für die Dringlichkeit und Annahme beider Ent- würfe, doch glaubt man, daß das Preßgesetz bei der Debatte einige Modifikationen erfahren wird. -- Jn dem gestern von Hrn. Chouin, dem Be- richterstatter, der Nationalversammlung vertheil- ten Bericht über das Budget der Einnahmen, be- merkt die Kommission, daß sie im bereits vorge- legten Budget der Ausgaben eine Ersparung von 40 Millionen bei den gewöhnlichen, von 44 Mil- lionen bei den außerordentlichen Ausgaben bean- tragt habe. Mehr habe sie ohne Nachtheil für die Staatsverwaltung bei dem gewöhnlichen Bud- get für 1850 mit 1408 Millionen nicht erübri- gen können. Es sei zu bemerken, daß in dieser Summe inbegriffen seien: fast 264 Millionen, der Buchhaltung wegen dahin übertragen, also keine wirkliche Last, 43 Millionen an verschiedenen Vor- schüssen, die Staatsschuld endlich mit 326 Mil- lionen. Daher blieben für die eigentliche Ver- waltung nur 735 Millionen, an welchen eigent- lich die angeführten 40 Millionen erspart würden. Mehr sei an den Ausgaben nicht zu regeln ge- wesen, man mußte sich daher zu den Einnahmen wenden. Die gewöhnlichen Einnahmen sind an- geschlagen auf 1251,523,987 Frks. Darin ist bereits der Ertrag vom Verkaufe unbeweglicher Güter der früheren Zivillise mit 9,105,000 Fr. einbegriffen. Es sei ferner die Verminderung der Salzsteuer dem Staatsschatze sehr ungünstig ge- wesen. So seien bereits die Einnahmen von Jän- ner und Februar 1850 um 3,550,000 Fr. gerin- ger, als in den entsprechenden Monaten 1849. Die alte Steuer brächte 70, die neue bringt 29 Millionen ein, Differenz 41 Millionen. Die Ge- tränkesteuer von 1849 ist nur um 9 Millionen geringer als 1846. Für 1850 ist sie auf 100 Millionen angeschlagen. Die Kommission ist gegen ihre Aufhebung. Algier erscheint mit 14,340,000 Fr. Stempel=, Register= und Pa- tentsteuer geben jährlich 40 Millionen. Die Brief- taxe bringt 8 Millionen. -- Die außerordentlichen Einnahmen sind angesetzt mit 84 Millionen, dar- unter 10 Millionen Rückzahlung der Nordbahn, die dann noch 35 Mill, schuldet, 3 Mill. Erbsteuer der Prinzessin Adelhaide, endlich 71,895,150 Fr. von der Tilgungskasse. Letztere Summe nimmt die Kommission nur zeitlich an. Die ordent- lichen Ausgaben übersteigen die Gesammtein- nahmen bereits um 588,870 Fr., dazu 14 Mill. bereits gewöhnlicher Kredite gibt 14,588,870 Fr. Wenn auch delikat, so doch möglichst bestimmt weißt der Berichterstatter auf das, Finanzmännern so gefällige, überall mit so viel Mißbrauch in Anwendung gebrachte Mittel, die schwebende Schuld. Er weißt auf das Gefährliche dieser Operation hin, bei der der Staat zugleich Schuldner und Gläu- biger ist. Sie wird bis Ende 1850 622,770,832 Fr. betragen, während zu ihrer Deckung nun 575,783,443 Fr. aufzubringen sind, was ein Defizit vvn 50 Mill. herausstellt. Hierbei muß aber bemerkt werden, daß mehrere Ausgaben noch nicht bezahlt sind, daß die öffentlichen außerordentlichen Arbeiten für 1850 nur geringe Vorschüsse fordern, endlich der Vertrag mit der Bank dem Schatze noch 100 Mill. zur Verfügung stellt. Diese Stellung ist um so weniger eine vortheilhafte zu nennen, als an Vor- schüssen der Bank und Privaten, so wie der Spar- kassen unter Umständen 280 Millionen ganz oder theilweise zurückgezogen werden können. -- Nie hat Paris ein so ruhiges, beinahe todtes Aus- sehen gehabt, als jetzt am Vorabend der Repres- sivgesetze, welche gegen Presse, Wahlversammlun- gen, politische Flüchtlinge und ähnliche Elemente, die der Regierung fürchterlich sind, getroffen wer- den sollen. Die Disziplin der sozialistischen Par- tei ist ein Ding, wovon man in Deutschland kaum einen Begriff haben kann. So viele Tausende der hungernden und leidenschaftlichen Arbeitern halten sich still zu Hause und gehen jeder Pro- vokation aus dem Wege, weil die sozialistische Presse ihnen dieß nicht befiehlt, sondern sie darum bittet. Die Stellung der gemäßigten Blätter dem Preßgesetze gegenüber hat gestern einen Minister- rath veranlaßt. Die halb offizielle Patrie so- gar macht die Bemerkung: „Es ist ein Uebel, daß das Gesetz über die Kaution und den Stem- pel vorgelegt wurde. Es wäre ein zweites Uebel, wenn es verworfen, aber ein noch größeres, wenn es angenommen würde,“ -- Für die Departements- journale ist das neue Preßgesetz eine Frage auf Leben und Tod. Sie sollen daher ihre Redak- teure in einem Kongreß beeinigen wollen, in wel- chem über den Vorschlag, die Kandidatur der für das Gesetz stimmenden Repräsentanten in Zukunft nie mehr zu unterstützen, berathen werden soll. -- Der Gerant der Reforme, die durch Preßprozesse erdrückt, schon lange nicht mehr erscheint, ist ge- stern abermals zu 2000 Fr. Geldbuße und 6 Monaten Gefängnißstrafe verurtheilt worden. Jtalien. T. D. Turin, 22. März. Das Kabinet ist bedroht. Alles spricht ernsthaft von einem Mini- sterwechsel. Belgien. Brüssel, 22. März. Die Kammer der Ab- geordneten hat gestern dem mit Rußland geschlos- senen Handels= und Schifffahrtsvertrag einstimmig ihre Genehmigung ertheilt. Derselbe sichert dem belgischen Handel, in Vergleich mit den frühern Verhältnissen, wesentliche Vortheile zu. Brüssel, 23. März. Der Minister der öf- fentlichen Arbeiten hat der Kammer der Abgeord- neten in der gestrigen Sitzung einen Gesetzes- Entwurf vorgelegt, welcher einen Kredit von 250,000 Fr. für die ersten Einrichtungen der electrisch=telegraphischen Linien in Belgien verlangt. Türkei. Konstantinopel, 6. März. Die französische Regierung hat an den Divan das Ansinnen ge- stellt, die aus der Schweiz verwiesenen Flüchtlinge aufzunehmen. Die ottomanischen Minister fanden diesen Antrag ungeeignet, denn sie erfuhren von der russischen Gefandtschaft, daß die Botschafter der französ. Republik in Petersburg, Leflo und Lamoriciere, den Kaiser dringend angegangen hät- ten, die Flüchtlinge zu amnestiren, um Frankreich davon zu befreien. Die ottomanischen Minister haben daher eine abschlägige Antwort gegeben. Griechenland. Athen, 8. März. Der französische außeror- dentliche Botschafter, Baron Gros, ist von dem König empfangen worden, bei dem er eine lange Audienz hatte, in welcher er der griechischen Re- gierung empfahl, die Forderungen des englischen Kabinets für Entschädigung englischer und joni- scher Unterthanen im Grundsatze anzuerkennen, die Bestimmung der Summe derselben aber weiterer Verhandlung vorzubehalten. Nach dem Kurier von Athen hat sich die griechische Regierung zur Annahme dieses Vorschlags geneigt gezeigt. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Stehle. Gestorbene: Den 27. März 1850. Katharina Eigner, 3 Jahr alt. Joseps Käs, 3 1 / 2 Jahr alt. Barbara Braun, Schiffmanns- tochter v. Ochsensurt, 39 Jahr alt. Druck von Joseph Steib. Hiezu das Ergänzungsblatt Nr. 23.

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 74. Würzburg, 27. März 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische074_1850/4>, abgerufen am 25.04.2024.