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Badener Zeitung. Nr. 86, Baden (Niederösterreich), 26.10.1904.

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Nr. 86. Mittwoch Badener Zeitung 26. Oktober 1904.

[Spaltenumbruch]

missariate und hielt man sofort eine genaue Nach-
suche im Hause, doch war keine Spur von dem Ein-
brecher mehr vorhanden. Derselbe hatte wahrscheinlich
mit einem Stemmeisen die nur leicht versperite Laden-
türe und einen im Lokale befindlichen Schreibtisch
erbrochen und aus demselben einen Betrag von 120 K
entwendet. Man vermutet, daß man es hier mit
einem mit den Ortsverhältnissen vertrauten Indi-
viduum zu tun hat.

-- Spende.

Herr k. u. k. Oberleutnant von
Hahndel hat dem Rath'schen allgem. öffentlichen
Krankenhause in Baden einen Tragsessel und ein
Drahtbett für Dampfbehandlung gespendet, wofür
hiermit herzlichst gedankt wird.




Korrespondenzen.
[Eigenberichte der "Badener Zeitung".]
Mödling.
(Schoeffel-Memoiren.)

Es verloutet,
daß der [f]rühere Abgeordnete und Landesausschuß Schoeffel,
der bei der letzten Landtagswahl gegen den christlichsozialen
Kuhschelm unterlag, worauf er sich vom politischen Leben
gänzlich zurückzog, im Begriffe sieht, seine "Memoiren" zu
schreiben, die zweifellos für weitere Kreise vom Interesse sein
dürften.

(Ein Sprenggeschoß)

ist, wie bereits publiziert,
von spielenden Kindern auf einer Wiese nächst dem Mödl-
hammer'schen Materialplatze bei der Bahnstation gefunden
worden. Die Kinder waren so klug, sich mit dem gefährlichen
Shrapnel nicht zu spielen, sondern von ihrem Funde rasch
Meldung zu machen, worauf polizeilicherseits eine Untersuchung
desselben vorgenommen und festgestellt wurde, daß das Geschoß
scharf montiert sei. Woher das Ding gekommen sein mag,
darüber gab es bloß Vermutungen.

(Eine Unglückliche.)

In das Mödlinger Krankenhaus
wurde vor einigen Tagen die 26jährige ihrer Entbindung nahe
Elisabeth Sch. gebracht, die wegen unglücklicher Liebe einen
Versuch, sich mit Salzsäure zu vergiften, gemacht hatte.

(Ein Wüstling),

dem ein 13jähriges Mädchen zum
Opfer fiel, wurde kürzlich verhaftet. Der verheiratete Privat-
beamte Robert H. hatte, wie die vorgefundenen Briefe dartun,
seine verwerflichen Machinationen bei Kindern im zarten Alter
zwisschen 11 und 15 Jahren versucht und schließlich die erst
13jährige Leopoldine Sch. mißbraucht. Bemerkenswert ist, daß
letztere im Hause ihrer Mutter wohnte, woselbst der Verhaftete
Zutritt hatte.

(Dreihundert Mitglieder)

zählt der Verein der
Mödlinger Hausbesitzer, dessen Gründung, wie seinerzeit be-
richtet, erst im Frühjahre d. J. stattgefunden hat. Diesen
Aufschwung dürfte der Verein hauptsächlich dem Umstande zu
danken haben, daß er sich nur mit wirtschaftlichen Fragen
beschäftigt und auch jetzt beispielsweise wieder die wichtige
Augelegenheit, den Realbesitz möglichst zu entlasten, zum
Gegenstand eifrigen Studiums gemacht hat.

(Ein alter Mödlinger,)

Herr Franz Schöllinger,
der durch seine gesanglichen Leistungen als Mitglied des
Männer-Gesangvereines "Liederkranz" dem Publikum wohl-
bekannt ist, hat sich nach längerer Abwesenheit wieder in
Mödling etabliert und das Bartik'sche Bäckergeschäft in der
Schöffelvorstadt übernommen.

(Das Wohltätigkeits-Konzert)

zugunsten des
Vereines der Heilanstalt Alland, das am 23. d. M. im großen
Musikoereinssaale in Wien stattfand, hat eine glänzende Ge-
sellschaft dort versammelt, die mit Vergnügen der herrlichen
Musik lauschte. Das überaus gediegene und seine Programm,
durchwegs bestehend aus Kompositionen des k. u. k. Hofmusikers
Herrn Josef Klein, bot reiche Abwechslung, Der Komponist
hatte die persönliche Leitung seiner Werke übernommen und
[Spaltenumbruch] besorgte bei einzelnen Piecen auch die Klavierbeeleitung. Er
wurde vom Publikum mit lebhaften Applaus begrüßt und
wiederholt durch Beifallskundgebungen geehrt. Den Eingang
bildeten drei Orchestervorträge, ausgeführt von Mitgliedern
des k. u. k. Hofopern-Orchesters a) Ouver[t]ure zu dem Ballet
"Junker Leichtsinn", b) Novelette (Persidie), c) Humoreske
(Arlequin). In allen drei Piecen machte sich die gediegene,
exakte Schule des Hoftheaters angenehm bemerkbar. Als zweite
Nummer brachte der Gesangverein österreichischer
Eisenbahnbeamten
zwei Chöre, welche mit Präzision
und in feiner stimmungsvoller Weise zu Gehör gebracht
wurden: "Dahin" (ein altdeutsches Lied von Dr. Jakob Dont)
und "Wandersehnsucht" mit Text von Naaff wurde von Herrn
Hans Klein am Klavier begleitet. In Nr. 3, Romanze für
Cello mit Klavierbegleitung brillierte Herr Franz Klein,
Mitglied der k. k Hofkapelle, als Cellist. Mit seltener Reinheit
und vorzüglicher Technik gespielt, erntete diese Nummer
stürmischen Applaus, an welchem der Komponist, der den
Klavierpart besorgte, sein redlich Teil hatte. Als Anziehung
für Musikenthusiasten galt Nr. 4, Nocturne für Harfe, zwei
Violinen und Cello. Auf der Harfe zeigte sich Herr Alfred
Holy, königl.-prenßischer Kammermusiker und erster Harfen-
solist der Hofoper, als Meister. Er beherrschte das Instrument mit
vollendeter Virtuosität und brachte ebenso wie seine Partner alle
Feinheiten der Komposition zur Geltung. Die Violinen und Cello
wurden von den Herren Hans, Karl und Franz Klein gespielt.
Eine aus 7 Sätzen bestehende Orchester-Piece "Suite de ballet"
brachte viel Stimmung in das Publikum. Die dröhnende
volle Musik im Marche d'entree, das rasche, feurige Tempo
des Pas espagnol, die schwere, drückende Melodie des Danse
oriental
wurde von dem IV. Satz Danse piquant, den sprudeln-
den, heiteren, koketten Klängen abgelöst. Im Pas de deux
hörte man die grandezza und im Satz VI. wiegte und
schmiegte sich Note an Note und Klang an Klang, bis der
letzte Satz danse russe, mit mächtigem, vollem Harmonium
abschloß. Lauter Beifall lohnte dieses meisterhafte Spiel. Eine
Phantasie-Polonaise für Fagott mit Klavierbegleitung (Herren
Karl Strobl und Josef Klein) forderte viel technische
Fertigkeit, die sich auch angenehm bemerkbar machte. In Varia-
tionen für Horn-Quartett trat[en] die Herren Karl Stiegler,
Karl Romagnoli, Rudolf Vargics und Karl Wesecky,
sämtlich Mitglieder des Hofopern-Orchesters, auf; auch diese
Programmnummer fand wohlverdienten Beifall. Als Nr. 8 a
und 8 b brachte das Orchester zwei Vorführungen: Fragmeute
aus dem Ballett "Maleratelier" und Ouverture zur Operette
"Zaunkönig", beide voll reizender, prickelnder Weisen, die ein-
schmeichelnd an unser Ohr klingen. Frl. Betty Schubert
sang in dem Entreelied und einem Solo aus dem "Zaunkönig"
(Operetten-Manuskript) mit wohltönender, voller, weicher
Stimme einen reinen Sopran, der auch in der höchsten Lage
nichts von seiner Klarheit verlor. Die Dame wurde mit
rauschendem Applaus gelohnt und mußte wiederholt dankend
am Podium erscheinen. Zum Schlusse noch drei Orchester-
vorträge: Danse pittoresque, Gavotte aus dem Ballet "Die
roten Domino" und ein Sezessions-Marsch. Damit endete das
Konzert, zu welchem, wie erwähnt, Frau Ida Fiedler aus
Mödling die Anregung gegeben hatte.

Vöslau.
(Volks-Bibliotheks-Verein.)

Mit
22. d. stellte der hiesige Verein seine rund 3500 Bände um-
fassende Bibliothek dem Publikum zur Verfügung, u. zw. wie
alljährlich gegen einen Jahresbetrag von K 2·40. Dieser seit
Jahren bestehende Verein, an dessen Spitze Herr Bürgermeister
Reiter steht und der von Lehrern und Beamten aufs eifrigste
unterstützt wird, bietet in der Reichhaltigkeit seiner Samm-
lung einen großen Schatz, aus welchem die Vöslauer viele
Stunden des geistigen Genusses und der Unterhaltung schöpfen.
Die Bibliothek umfaßt großenteils Unterhaltungsliteratur, be-
achtenswerte Jugendschriften, eine stattliche Anzahl Zeitschriften
über Geschichte, Politik, Geographie, Naturwissenschaft, Gesund-
heitslehre, Philosophie, Land- und Volkswirtschaft, Handel
und Industrie, Gesetzeskunde, Musik und Kunst Auskunft er-
teilende Werke und ist somit imstande, ihrem Zwecke als Volks
bibliothek vollständig nachzukommen. Der Besuch derselben ist
ein äußerst reger.


[Spaltenumbruch]
(Universitätskurs.)

Vom 6. November an findet
durch sechs Sonntage hindurch immer nachmittags 3 Uhr, der
fünfte Kurs in der Turnhalle statt, abgehalten vom Univer-
sitäts-Dozenten Dr. Josef Hockauf über "Nahrungsmittel
und ihre Verfälschungen". Der Betrag beträgt wie üblich für
alle sechs Vorlesungen eine Krone. Die Sache dürfte äußerst
interessant und auch einen großen praktischen Nutzen haben,
nicht nur für diejenigen, welche die Nahrungsmittel dann noch
mehr fälschen könnten, falls deren Kenntnisse bereichert werden
und sie die Absicht hätten, sondern besonders für das Publi-
kum, welches dann umso eher imstande ist, diese Fälschungen
zu erkennen und zurückzuweisen; daher sollten besonders die
Frauen diese Gelegenheit nicht unbenützt vorübergehen lassen.




Theater.
Stadttheater in Baden.

Freitag, den 21. d. M.: "Der Sohn der
Wildnis".
Herr Hermann Benke, eine bekannte
Größe des Wiener Stadttheaters, absolvierte in
Friedrich Halm's dramatischem Gedicht "Der Sohn
der Wildnis" ein Gastspiel, das selbstverständlich
großes Interesse hervorrief, obwohl der geschätzte
Gast, nicht den Namen nach, aber persönlich weitaus
dem größten Teile des Badener Publikums noch
unbekannt war. Das Kaiser-Jubiläums-Stadttheater
liegt eben ziemlich entfernt und eignet sich für Pro-
vinzbesuche daher nicht so gut wie andere Wiener
Bühnen. Umso erfreulicher ist es für uns, nun auch
eine erste Kraft dieses Theaters zu sehen und kennen
zu lernen.

Ein Bild kraftstrotzender Männlichkeit stand in
Hermann Benke's Ingomar auf der Szene. Das
mächtige, klangschöne Organ und sein tiefdurchdachtes
Spiel sicherten dem Anführer der Tektosagen jenen
großen Erfolg und den starken Beifall, welcher als
höchstverdiente Anerkennung seitens des Auditoriums
der schönen künstlerischen Leistung des vorzüglichen
Heldendarstellers zuteil wurde. Dem Vernehmen nach
soll dieser ersten Gastvorstellung Herrn Benke's
bald eine zweite folgen, was gewiß allseits mit Be-
friedigung begrüßt werden wird.

Eine liebreizende Partnerin hatte der werte Gast
in Fräulein Sewaroff, deren Parthenia hier zur
Genüge bekannt ist.

Leider waren die Episoden nicht ganz einwand-
frei, was umsomehr besprochen werden muß, als fast
sämtliche kleinere Rollen in dem Werke Halm's bei
mangelhafter Wiedergabe sehr leicht zu sogenannten
"Anblaserollen" werden können. So eignet sich zum
Beispiel Fräulein Lieder gar nicht für die Theano.
Sie hat zwar nur einige Sätze zu sprechen, die
wären aber bei Fräulein Baer oder eventuell
Fräulein Kraft wohl besser aufgehoben gewesen.

Auch Herr Zeemann schien als Fischer Lykon
recht unsicher. Den Timarch von Massalia spielte
Herr Sußmann. Die Herren Verstl (Myron),




[Spaltenumbruch]

a weißes Leibl und a schwarzsammtenes Miader",
so schilderte Sepp, etwas unbeholfen zwar, die Herr-
lichkeiten, die er gesehen.

Therese hörte ihm aufmerksam zu; an das
Sammtmieder aber wollte sie bei dem bekannten Geiz
der Leitnerin nicht recht glauben. Nichtsdestoweniger
aber trug das neue Gewand bedeutend dazu bei, den
Groll gegen die Kathl zu verschärfen. Ganz unbewußt
trug der Sepp auch noch das seinige bei, indem er
sagte: "In dera Kluft is morg'n die Kathl 's scheanste
Deandl af weit und brat und der Toni, der kann
sei Freud' af ihr hab'n".

"No, no!" unterbrach sie Sepp ärgerlich. "Mir
ziemt, du wirst selber a no narrisch weg'n den fad'n
Ding dort drent'n".

Nun kam es erst dem Sepp in den Sinn, daß
er mit dem "scheanst'n Deandl" einen groben Fehler
gemacht hatte und er bemühte sich, ihn so rasch als
möglich wieder auszubessern. "A Nieda *) dumm, der
af's G'wand ban an Deandl schaut, Putz kann si a
niad's kaf'n, aber so scheane liachte Zöpf wia du sie
hast, dö kriagt mer um koa Geld net und d'schwarz'n
Haar sand a net an Niad'n sei Gusto. D'Kathl is
halt sauber weil's jung is, aber in a paar Jahrln
schaut's akrat so aus wiar ihr Muatter -- und das
is do koa scheane Bäuerin net", er spukte sogar aus,
"-- pfui Teufl!"

Sepp glaubte damit seine Schuldigkeit getan zu
haben und ging. "Weg'n dera Pfeif'n muaß mer
scho a niads Wort af d'Goldwag leg'n", murmelte
er, als er wieder zu seiner Arbeit ging.




[Spaltenumbruch]

Im Leitenbauernhof wurden für die morgige
Kirchtagsfahrt wirklich Vorbereitungen getroffen und
das, was niemand -recht glauben wollte, schien zur
Tatsache zu werden. Die Bäuerin fuhr mit ihrer
ältesten Tochter zur Kirmeß. Sie, die noch vor
vierzehn Tagen, als Kathl eine leise Anspielung
darauf gemacht, einen kolossalen Lärm geschlagen
hatte, man müsse nicht überall dabei sei, was man
denn glaube, ob so ein Kirchtag nichts koste und ob
sie das Geld auf der Gasse finde. Im Laufe dieser
Woche aber, da hatte sie sich plötzlich eines anderen
besonnen. Als sie erfahren hatte, daß der junge Hof-
bauer den Kirchtag besuchen werde, da sagte sie zu
zu ihrer Kathl: "J han mer's überlegt, sullst a amol
a Freud' hab'n, mei allerliabst's Kind, af'n Sunnta
fahr' mer af Wulfgang aufi".

Kathl erschrack beinahe über die plötzliche Sinnes-
änderung ihrer Mutter. Ja, vor wenigen Tagen
hätte ihr dieselbe damit die größte Freude bereitet,
heute aber, nachdem sie wußte, welchem Umstande sie
das Vergnügen zu danken hätte, berührte sie diese
Eröffnung höchst unangenehm, denn wie sie den
Charakter ihrer Mutter kannte, würde ihr diese Kirch-
tagsfahrt noch sehr teuer zu stehen kommen. "Na,
na, Muatter, bleib' mer na dahoam, mer muaß net
überall dabei sein", sagte Kathl, die eigentlich in
ihrem Leben noch auf keiner Unterhaltung war.

"Ah freili! Du bist no af koaner Lustbarkeit
net g'wes'n und i will net hab'n, daß d'amol sogst,
d'Muaiter hiat der koa Freud' vergunnt -- wer woaß
a wia lang i di no dahoam han", protestierte die
Alte.

Kathl schien diese letzte Bemerkung gänzlich zu
überhören; sie sagte nur: "So was wir i enk nia
[Spaltenumbruch] net nachred'n, Muatter, und das mit'm Kirchta, das
war eah na a G'spoaß das selbige Mal. J han
scho lang neammer d'rauf denkt und hiat a gar koa
Lust mehr drauf".

"Na, na, das sand lauter Ausred'n! Dö lass'
i net gelt'n. A jung's Deandl und koa Lust af a
Musik z'geahn -- das glabt der koa Mensch net",
sagte lebhaft die Bäuerin.

Kathl war ratlos, sie schwieg. Da kam ihr aber
noch ein Einfall, der vielleicht Rettung bringen konnte.
"Mir ziemt, Muatter, 's war a schad' um's Geld;
so a Kirta kost' allerweil a Menge -- und das zahlt
si net aus für das bisl Umaspring'".

Das war allerdings die empfindlichste Seite
der Leitenbäuerin, die ihre Tochter jetzt berührte,
aber auch die war heute unanfechtbar; die Arme in
die Seite gestemmt trat die Bäuerin vor ihre Tochter
hin, indem sie sagte: "Na freili! Was andere tan
kinnan, das kinnan mir a; wann der Hofbauer und
der Schwarzböck net war'n, oft war'n mir d'reichst'n
Leut' im Dorf und i moan, 's war net z'viel, wann
si die Leitnerin a amol sehg'n lassert afr an Kirchta
-- was tuat mer net alles für so a liab's Kind",
setzte sie wieder zärtlich werdend zu.

"Weg'n meiner braucht's enk dö Auslag'n net
z'mach'n, Muatter!" wand die Tochter der Leiten-
bäuerin noch einmal ein, "i sag' enk noch amol, 's
is schad' für's Geld".

"Na, das wer'n weiter große Unköst'n sei für
uns zwoa; der Vater, der muaß dahoam bleib'n --
wann der in's Wirtshaus kimmt, das reißt sie freili
ins Geld".

(Fortsetzung folgt.)




*) Niader, niads = Jeder, jedes.
Nr. 86. Mittwoch Badener Zeitung 26. Oktober 1904.

[Spaltenumbruch]

miſſariate und hielt man ſofort eine genaue Nach-
ſuche im Hauſe, doch war keine Spur von dem Ein-
brecher mehr vorhanden. Derſelbe hatte wahrſcheinlich
mit einem Stemmeiſen die nur leicht verſperite Laden-
türe und einen im Lokale befindlichen Schreibtiſch
erbrochen und aus demſelben einen Betrag von 120 K
entwendet. Man vermutet, daß man es hier mit
einem mit den Ortsverhältniſſen vertrauten Indi-
viduum zu tun hat.

Spende.

Herr k. u. k. Oberleutnant von
Hahndel hat dem Rath’ſchen allgem. öffentlichen
Krankenhauſe in Baden einen Tragſeſſel und ein
Drahtbett für Dampfbehandlung geſpendet, wofür
hiermit herzlichſt gedankt wird.




Korreſpondenzen.
[Eigenberichte der „Badener Zeitung“.]
Mödling.
(Schoeffel-Memoiren.)

Es verloutet,
daß der [f]rühere Abgeordnete und Landesausſchuß Schoeffel,
der bei der letzten Landtagswahl gegen den chriſtlichſozialen
Kuhſchelm unterlag, worauf er ſich vom politiſchen Leben
gänzlich zurückzog, im Begriffe ſieht, ſeine „Memoiren“ zu
ſchreiben, die zweifellos für weitere Kreiſe vom Intereſſe ſein
dürften.

(Ein Sprenggeſchoß)

iſt, wie bereits publiziert,
von ſpielenden Kindern auf einer Wieſe nächſt dem Mödl-
hammer’ſchen Materialplatze bei der Bahnſtation gefunden
worden. Die Kinder waren ſo klug, ſich mit dem gefährlichen
Shrapnel nicht zu ſpielen, ſondern von ihrem Funde raſch
Meldung zu machen, worauf polizeilicherſeits eine Unterſuchung
desſelben vorgenommen und feſtgeſtellt wurde, daß das Geſchoß
ſcharf montiert ſei. Woher das Ding gekommen ſein mag,
darüber gab es bloß Vermutungen.

(Eine Unglückliche.)

In das Mödlinger Krankenhaus
wurde vor einigen Tagen die 26jährige ihrer Entbindung nahe
Eliſabeth Sch. gebracht, die wegen unglücklicher Liebe einen
Verſuch, ſich mit Salzſäure zu vergiften, gemacht hatte.

(Ein Wüſtling),

dem ein 13jähriges Mädchen zum
Opfer fiel, wurde kürzlich verhaftet. Der verheiratete Privat-
beamte Robert H. hatte, wie die vorgefundenen Briefe dartun,
ſeine verwerflichen Machinationen bei Kindern im zarten Alter
zwiſſchen 11 und 15 Jahren verſucht und ſchließlich die erſt
13jährige Leopoldine Sch. mißbraucht. Bemerkenswert iſt, daß
letztere im Hauſe ihrer Mutter wohnte, woſelbſt der Verhaftete
Zutritt hatte.

(Dreihundert Mitglieder)

zählt der Verein der
Mödlinger Hausbeſitzer, deſſen Gründung, wie ſeinerzeit be-
richtet, erſt im Frühjahre d. J. ſtattgefunden hat. Dieſen
Aufſchwung dürfte der Verein hauptſächlich dem Umſtande zu
danken haben, daß er ſich nur mit wirtſchaftlichen Fragen
beſchäftigt und auch jetzt beiſpielsweiſe wieder die wichtige
Augelegenheit, den Realbeſitz möglichſt zu entlaſten, zum
Gegenſtand eifrigen Studiums gemacht hat.

(Ein alter Mödlinger,)

Herr Franz Schöllinger,
der durch ſeine geſanglichen Leiſtungen als Mitglied des
Männer-Geſangvereines „Liederkranz“ dem Publikum wohl-
bekannt iſt, hat ſich nach längerer Abweſenheit wieder in
Mödling etabliert und das Bartik’ſche Bäckergeſchäft in der
Schöffelvorſtadt übernommen.

(Das Wohltätigkeits-Konzert)

zugunſten des
Vereines der Heilanſtalt Alland, das am 23. d. M. im großen
Muſikoereinsſaale in Wien ſtattfand, hat eine glänzende Ge-
ſellſchaft dort verſammelt, die mit Vergnügen der herrlichen
Muſik lauſchte. Das überaus gediegene und ſeine Programm,
durchwegs beſtehend aus Kompoſitionen des k. u. k. Hofmuſikers
Herrn Joſef Klein, bot reiche Abwechslung, Der Komponiſt
hatte die perſönliche Leitung ſeiner Werke übernommen und
[Spaltenumbruch] beſorgte bei einzelnen Piecen auch die Klavierbeeleitung. Er
wurde vom Publikum mit lebhaften Applaus begrüßt und
wiederholt durch Beifallskundgebungen geehrt. Den Eingang
bildeten drei Orcheſtervorträge, ausgeführt von Mitgliedern
des k. u. k. Hofopern-Orcheſters a) Ouver[t]ure zu dem Ballet
„Junker Leichtſinn“, b) Novelette (Perſidie), c) Humoreske
(Arlequin). In allen drei Piecen machte ſich die gediegene,
exakte Schule des Hoftheaters angenehm bemerkbar. Als zweite
Nummer brachte der Geſangverein öſterreichiſcher
Eiſenbahnbeamten
zwei Chöre, welche mit Präziſion
und in feiner ſtimmungsvoller Weiſe zu Gehör gebracht
wurden: „Dahin“ (ein altdeutſches Lied von Dr. Jakob Dont)
und „Wanderſehnſucht“ mit Text von Naaff wurde von Herrn
Hans Klein am Klavier begleitet. In Nr. 3, Romanze für
Cello mit Klavierbegleitung brillierte Herr Franz Klein,
Mitglied der k. k Hofkapelle, als Celliſt. Mit ſeltener Reinheit
und vorzüglicher Technik geſpielt, erntete dieſe Nummer
ſtürmiſchen Applaus, an welchem der Komponiſt, der den
Klavierpart beſorgte, ſein redlich Teil hatte. Als Anziehung
für Muſikenthuſiaſten galt Nr. 4, Nocturne für Harfe, zwei
Violinen und Cello. Auf der Harfe zeigte ſich Herr Alfred
Holy, königl.-prenßiſcher Kammermuſiker und erſter Harfen-
ſoliſt der Hofoper, als Meiſter. Er beherrſchte das Inſtrument mit
vollendeter Virtuoſität und brachte ebenſo wie ſeine Partner alle
Feinheiten der Kompoſition zur Geltung. Die Violinen und Cello
wurden von den Herren Hans, Karl und Franz Klein geſpielt.
Eine aus 7 Sätzen beſtehende Orcheſter-Piece „Suite de ballet“
brachte viel Stimmung in das Publikum. Die dröhnende
volle Muſik im Marche d’entrée, das raſche, feurige Tempo
des Pas espagnol, die ſchwere, drückende Melodie des Danse
oriental
wurde von dem IV. Satz Danse piquant, den ſprudeln-
den, heiteren, koketten Klängen abgelöſt. Im Pas de deux
hörte man die grandezza und im Satz VI. wiegte und
ſchmiegte ſich Note an Note und Klang an Klang, bis der
letzte Satz danse russe, mit mächtigem, vollem Harmonium
abſchloß. Lauter Beifall lohnte dieſes meiſterhafte Spiel. Eine
Phantaſie-Polonaiſe für Fagott mit Klavierbegleitung (Herren
Karl Strobl und Joſef Klein) forderte viel techniſche
Fertigkeit, die ſich auch angenehm bemerkbar machte. In Varia-
tionen für Horn-Quartett trat[en] die Herren Karl Stiegler,
Karl Romagnoli, Rudolf Vargics und Karl Weſecky,
ſämtlich Mitglieder des Hofopern-Orcheſters, auf; auch dieſe
Programmnummer fand wohlverdienten Beifall. Als Nr. 8 a
und 8 b brachte das Orcheſter zwei Vorführungen: Fragmeute
aus dem Ballett „Maleratelier“ und Ouverture zur Operette
„Zaunkönig“, beide voll reizender, prickelnder Weiſen, die ein-
ſchmeichelnd an unſer Ohr klingen. Frl. Betty Schubert
ſang in dem Entreelied und einem Solo aus dem „Zaunkönig“
(Operetten-Manuſkript) mit wohltönender, voller, weicher
Stimme einen reinen Sopran, der auch in der höchſten Lage
nichts von ſeiner Klarheit verlor. Die Dame wurde mit
rauſchendem Applaus gelohnt und mußte wiederholt dankend
am Podium erſcheinen. Zum Schluſſe noch drei Orcheſter-
vorträge: Danse pittoresque, Gavotte aus dem Ballet „Die
roten Domino“ und ein Sezeſſions-Marſch. Damit endete das
Konzert, zu welchem, wie erwähnt, Frau Ida Fiedler aus
Mödling die Anregung gegeben hatte.

Vöslau.
(Volks-Bibliotheks-Verein.)

Mit
22. d. ſtellte der hieſige Verein ſeine rund 3500 Bände um-
faſſende Bibliothek dem Publikum zur Verfügung, u. zw. wie
alljährlich gegen einen Jahresbetrag von K 2·40. Dieſer ſeit
Jahren beſtehende Verein, an deſſen Spitze Herr Bürgermeiſter
Reiter ſteht und der von Lehrern und Beamten aufs eifrigſte
unterſtützt wird, bietet in der Reichhaltigkeit ſeiner Samm-
lung einen großen Schatz, aus welchem die Vöslauer viele
Stunden des geiſtigen Genuſſes und der Unterhaltung ſchöpfen.
Die Bibliothek umfaßt großenteils Unterhaltungsliteratur, be-
achtenswerte Jugendſchriften, eine ſtattliche Anzahl Zeitſchriften
über Geſchichte, Politik, Geographie, Naturwiſſenſchaft, Geſund-
heitslehre, Philoſophie, Land- und Volkswirtſchaft, Handel
und Induſtrie, Geſetzeskunde, Muſik und Kunſt Auskunft er-
teilende Werke und iſt ſomit imſtande, ihrem Zwecke als Volks
bibliothek vollſtändig nachzukommen. Der Beſuch derſelben iſt
ein äußerſt reger.


[Spaltenumbruch]
(Univerſitätskurs.)

Vom 6. November an findet
durch ſechs Sonntage hindurch immer nachmittags 3 Uhr, der
fünfte Kurs in der Turnhalle ſtatt, abgehalten vom Univer-
ſitäts-Dozenten Dr. Joſef Hockauf über „Nahrungsmittel
und ihre Verfälſchungen“. Der Betrag beträgt wie üblich für
alle ſechs Vorleſungen eine Krone. Die Sache dürfte äußerſt
intereſſant und auch einen großen praktiſchen Nutzen haben,
nicht nur für diejenigen, welche die Nahrungsmittel dann noch
mehr fälſchen könnten, falls deren Kenntniſſe bereichert werden
und ſie die Abſicht hätten, ſondern beſonders für das Publi-
kum, welches dann umſo eher imſtande iſt, dieſe Fälſchungen
zu erkennen und zurückzuweiſen; daher ſollten beſonders die
Frauen dieſe Gelegenheit nicht unbenützt vorübergehen laſſen.




Theater.
Stadttheater in Baden.

Freitag, den 21. d. M.: „Der Sohn der
Wildnis“.
Herr Hermann Benke, eine bekannte
Größe des Wiener Stadttheaters, abſolvierte in
Friedrich Halm’s dramatiſchem Gedicht „Der Sohn
der Wildnis“ ein Gaſtſpiel, das ſelbſtverſtändlich
großes Intereſſe hervorrief, obwohl der geſchätzte
Gaſt, nicht den Namen nach, aber perſönlich weitaus
dem größten Teile des Badener Publikums noch
unbekannt war. Das Kaiſer-Jubiläums-Stadttheater
liegt eben ziemlich entfernt und eignet ſich für Pro-
vinzbeſuche daher nicht ſo gut wie andere Wiener
Bühnen. Umſo erfreulicher iſt es für uns, nun auch
eine erſte Kraft dieſes Theaters zu ſehen und kennen
zu lernen.

Ein Bild kraftſtrotzender Männlichkeit ſtand in
Hermann Benke’s Ingomar auf der Szene. Das
mächtige, klangſchöne Organ und ſein tiefdurchdachtes
Spiel ſicherten dem Anführer der Tektoſagen jenen
großen Erfolg und den ſtarken Beifall, welcher als
höchſtverdiente Anerkennung ſeitens des Auditoriums
der ſchönen künſtleriſchen Leiſtung des vorzüglichen
Heldendarſtellers zuteil wurde. Dem Vernehmen nach
ſoll dieſer erſten Gaſtvorſtellung Herrn Benke’s
bald eine zweite folgen, was gewiß allſeits mit Be-
friedigung begrüßt werden wird.

Eine liebreizende Partnerin hatte der werte Gaſt
in Fräulein Sewaroff, deren Parthenia hier zur
Genüge bekannt iſt.

Leider waren die Epiſoden nicht ganz einwand-
frei, was umſomehr beſprochen werden muß, als faſt
ſämtliche kleinere Rollen in dem Werke Halm’s bei
mangelhafter Wiedergabe ſehr leicht zu ſogenannten
„Anblaſerollen“ werden können. So eignet ſich zum
Beiſpiel Fräulein Lieder gar nicht für die Theano.
Sie hat zwar nur einige Sätze zu ſprechen, die
wären aber bei Fräulein Baer oder eventuell
Fräulein Kraft wohl beſſer aufgehoben geweſen.

Auch Herr Zeemann ſchien als Fiſcher Lykon
recht unſicher. Den Timarch von Maſſalia ſpielte
Herr Sußmann. Die Herren Verſtl (Myron),




[Spaltenumbruch]

a weißes Leibl und a ſchwarzſammtenes Miader“,
ſo ſchilderte Sepp, etwas unbeholfen zwar, die Herr-
lichkeiten, die er geſehen.

Thereſe hörte ihm aufmerkſam zu; an das
Sammtmieder aber wollte ſie bei dem bekannten Geiz
der Leitnerin nicht recht glauben. Nichtsdeſtoweniger
aber trug das neue Gewand bedeutend dazu bei, den
Groll gegen die Kathl zu verſchärfen. Ganz unbewußt
trug der Sepp auch noch das ſeinige bei, indem er
ſagte: „In dera Kluft is morg’n die Kathl ’s ſcheanſte
Deandl af weit und brat und der Toni, der kann
ſei Freud’ af ihr hab’n“.

„No, no!“ unterbrach ſie Sepp ärgerlich. „Mir
ziemt, du wirſt ſelber a no narriſch weg’n den fad’n
Ding dort drent’n“.

Nun kam es erſt dem Sepp in den Sinn, daß
er mit dem „ſcheanſt’n Deandl“ einen groben Fehler
gemacht hatte und er bemühte ſich, ihn ſo raſch als
möglich wieder auszubeſſern. „A Nieda *) dumm, der
af’s G’wand ban an Deandl ſchaut, Putz kann ſi a
niad’s kaf’n, aber ſo ſcheane liachte Zöpf wia du ſie
haſt, dö kriagt mer um koa Geld net und d’ſchwarz’n
Haar ſand a net an Niad’n ſei Guſto. D’Kathl is
halt ſauber weil’s jung is, aber in a paar Jahrln
ſchaut’s akrat ſo aus wiar ihr Muatter — und das
is do koa ſcheane Bäuerin net“, er ſpukte ſogar aus,
„— pfui Teufl!“

Sepp glaubte damit ſeine Schuldigkeit getan zu
haben und ging. „Weg’n dera Pfeif’n muaß mer
ſcho a niads Wort af d’Goldwag leg’n“, murmelte
er, als er wieder zu ſeiner Arbeit ging.




[Spaltenumbruch]

Im Leitenbauernhof wurden für die morgige
Kirchtagsfahrt wirklich Vorbereitungen getroffen und
das, was niemand -recht glauben wollte, ſchien zur
Tatſache zu werden. Die Bäuerin fuhr mit ihrer
älteſten Tochter zur Kirmeß. Sie, die noch vor
vierzehn Tagen, als Kathl eine leiſe Anſpielung
darauf gemacht, einen koloſſalen Lärm geſchlagen
hatte, man müſſe nicht überall dabei ſei, was man
denn glaube, ob ſo ein Kirchtag nichts koſte und ob
ſie das Geld auf der Gaſſe finde. Im Laufe dieſer
Woche aber, da hatte ſie ſich plötzlich eines anderen
beſonnen. Als ſie erfahren hatte, daß der junge Hof-
bauer den Kirchtag beſuchen werde, da ſagte ſie zu
zu ihrer Kathl: „J han mer’s überlegt, ſullſt a amol
a Freud’ hab’n, mei allerliabſt’s Kind, af’n Sunnta
fahr’ mer af Wulfgang aufi“.

Kathl erſchrack beinahe über die plötzliche Sinnes-
änderung ihrer Mutter. Ja, vor wenigen Tagen
hätte ihr dieſelbe damit die größte Freude bereitet,
heute aber, nachdem ſie wußte, welchem Umſtande ſie
das Vergnügen zu danken hätte, berührte ſie dieſe
Eröffnung höchſt unangenehm, denn wie ſie den
Charakter ihrer Mutter kannte, würde ihr dieſe Kirch-
tagsfahrt noch ſehr teuer zu ſtehen kommen. „Na,
na, Muatter, bleib’ mer na dahoam, mer muaß net
überall dabei ſein“, ſagte Kathl, die eigentlich in
ihrem Leben noch auf keiner Unterhaltung war.

„Ah freili! Du biſt no af koaner Luſtbarkeit
net g’weſ’n und i will net hab’n, daß d’amol ſogſt,
d’Muaiter hiat der koa Freud’ vergunnt — wer woaß
a wia lang i di no dahoam han“, proteſtierte die
Alte.

Kathl ſchien dieſe letzte Bemerkung gänzlich zu
überhören; ſie ſagte nur: „So was wir i enk nia
[Spaltenumbruch] net nachred’n, Muatter, und das mit’m Kirchta, das
war eah na a G’ſpoaß das ſelbige Mal. J han
ſcho lang neammer d’rauf denkt und hiat a gar koa
Luſt mehr drauf“.

„Na, na, das ſand lauter Ausred’n! Dö laſſ’
i net gelt’n. A jung’s Deandl und koa Luſt af a
Muſik z’geahn — das glabt der koa Menſch net“,
ſagte lebhaft die Bäuerin.

Kathl war ratlos, ſie ſchwieg. Da kam ihr aber
noch ein Einfall, der vielleicht Rettung bringen konnte.
„Mir ziemt, Muatter, ’s war a ſchad’ um’s Geld;
ſo a Kirta koſt’ allerweil a Menge — und das zahlt
ſi net aus für das bisl Umaſpring’“.

Das war allerdings die empfindlichſte Seite
der Leitenbäuerin, die ihre Tochter jetzt berührte,
aber auch die war heute unanfechtbar; die Arme in
die Seite geſtemmt trat die Bäuerin vor ihre Tochter
hin, indem ſie ſagte: „Na freili! Was andere tan
kinnan, das kinnan mir a; wann der Hofbauer und
der Schwarzböck net war’n, oft war’n mir d’reichſt’n
Leut’ im Dorf und i moan, ’s war net z’viel, wann
ſi die Leitnerin a amol ſehg’n laſſert afr an Kirchta
— was tuat mer net alles für ſo a liab’s Kind“,
ſetzte ſie wieder zärtlich werdend zu.

„Weg’n meiner braucht’s enk dö Auslag’n net
z’mach’n, Muatter!“ wand die Tochter der Leiten-
bäuerin noch einmal ein, „i ſag’ enk noch amol, ’s
is ſchad’ für’s Geld“.

„Na, das wer’n weiter große Unköſt’n ſei für
uns zwoa; der Vater, der muaß dahoam bleib’n —
wann der in’s Wirtshaus kimmt, das reißt ſie freili
ins Geld“.

(Fortſetzung folgt.)




*) Niader, niads = Jeder, jedes.
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[5/0005] Nr. 86. Mittwoch Badener Zeitung 26. Oktober 1904. miſſariate und hielt man ſofort eine genaue Nach- ſuche im Hauſe, doch war keine Spur von dem Ein- brecher mehr vorhanden. Derſelbe hatte wahrſcheinlich mit einem Stemmeiſen die nur leicht verſperite Laden- türe und einen im Lokale befindlichen Schreibtiſch erbrochen und aus demſelben einen Betrag von 120 K entwendet. Man vermutet, daß man es hier mit einem mit den Ortsverhältniſſen vertrauten Indi- viduum zu tun hat. — Spende. Herr k. u. k. Oberleutnant von Hahndel hat dem Rath’ſchen allgem. öffentlichen Krankenhauſe in Baden einen Tragſeſſel und ein Drahtbett für Dampfbehandlung geſpendet, wofür hiermit herzlichſt gedankt wird. Korreſpondenzen. [Eigenberichte der „Badener Zeitung“.] Mödling. (Schoeffel-Memoiren.) Es verloutet, daß der frühere Abgeordnete und Landesausſchuß Schoeffel, der bei der letzten Landtagswahl gegen den chriſtlichſozialen Kuhſchelm unterlag, worauf er ſich vom politiſchen Leben gänzlich zurückzog, im Begriffe ſieht, ſeine „Memoiren“ zu ſchreiben, die zweifellos für weitere Kreiſe vom Intereſſe ſein dürften. (Ein Sprenggeſchoß) iſt, wie bereits publiziert, von ſpielenden Kindern auf einer Wieſe nächſt dem Mödl- hammer’ſchen Materialplatze bei der Bahnſtation gefunden worden. Die Kinder waren ſo klug, ſich mit dem gefährlichen Shrapnel nicht zu ſpielen, ſondern von ihrem Funde raſch Meldung zu machen, worauf polizeilicherſeits eine Unterſuchung desſelben vorgenommen und feſtgeſtellt wurde, daß das Geſchoß ſcharf montiert ſei. Woher das Ding gekommen ſein mag, darüber gab es bloß Vermutungen. (Eine Unglückliche.) In das Mödlinger Krankenhaus wurde vor einigen Tagen die 26jährige ihrer Entbindung nahe Eliſabeth Sch. gebracht, die wegen unglücklicher Liebe einen Verſuch, ſich mit Salzſäure zu vergiften, gemacht hatte. (Ein Wüſtling), dem ein 13jähriges Mädchen zum Opfer fiel, wurde kürzlich verhaftet. Der verheiratete Privat- beamte Robert H. hatte, wie die vorgefundenen Briefe dartun, ſeine verwerflichen Machinationen bei Kindern im zarten Alter zwiſſchen 11 und 15 Jahren verſucht und ſchließlich die erſt 13jährige Leopoldine Sch. mißbraucht. Bemerkenswert iſt, daß letztere im Hauſe ihrer Mutter wohnte, woſelbſt der Verhaftete Zutritt hatte. (Dreihundert Mitglieder) zählt der Verein der Mödlinger Hausbeſitzer, deſſen Gründung, wie ſeinerzeit be- richtet, erſt im Frühjahre d. J. ſtattgefunden hat. Dieſen Aufſchwung dürfte der Verein hauptſächlich dem Umſtande zu danken haben, daß er ſich nur mit wirtſchaftlichen Fragen beſchäftigt und auch jetzt beiſpielsweiſe wieder die wichtige Augelegenheit, den Realbeſitz möglichſt zu entlaſten, zum Gegenſtand eifrigen Studiums gemacht hat. (Ein alter Mödlinger,) Herr Franz Schöllinger, der durch ſeine geſanglichen Leiſtungen als Mitglied des Männer-Geſangvereines „Liederkranz“ dem Publikum wohl- bekannt iſt, hat ſich nach längerer Abweſenheit wieder in Mödling etabliert und das Bartik’ſche Bäckergeſchäft in der Schöffelvorſtadt übernommen. (Das Wohltätigkeits-Konzert) zugunſten des Vereines der Heilanſtalt Alland, das am 23. d. M. im großen Muſikoereinsſaale in Wien ſtattfand, hat eine glänzende Ge- ſellſchaft dort verſammelt, die mit Vergnügen der herrlichen Muſik lauſchte. Das überaus gediegene und ſeine Programm, durchwegs beſtehend aus Kompoſitionen des k. u. k. Hofmuſikers Herrn Joſef Klein, bot reiche Abwechslung, Der Komponiſt hatte die perſönliche Leitung ſeiner Werke übernommen und beſorgte bei einzelnen Piecen auch die Klavierbeeleitung. Er wurde vom Publikum mit lebhaften Applaus begrüßt und wiederholt durch Beifallskundgebungen geehrt. Den Eingang bildeten drei Orcheſtervorträge, ausgeführt von Mitgliedern des k. u. k. Hofopern-Orcheſters a) Ouverture zu dem Ballet „Junker Leichtſinn“, b) Novelette (Perſidie), c) Humoreske (Arlequin). In allen drei Piecen machte ſich die gediegene, exakte Schule des Hoftheaters angenehm bemerkbar. Als zweite Nummer brachte der Geſangverein öſterreichiſcher Eiſenbahnbeamten zwei Chöre, welche mit Präziſion und in feiner ſtimmungsvoller Weiſe zu Gehör gebracht wurden: „Dahin“ (ein altdeutſches Lied von Dr. Jakob Dont) und „Wanderſehnſucht“ mit Text von Naaff wurde von Herrn Hans Klein am Klavier begleitet. In Nr. 3, Romanze für Cello mit Klavierbegleitung brillierte Herr Franz Klein, Mitglied der k. k Hofkapelle, als Celliſt. Mit ſeltener Reinheit und vorzüglicher Technik geſpielt, erntete dieſe Nummer ſtürmiſchen Applaus, an welchem der Komponiſt, der den Klavierpart beſorgte, ſein redlich Teil hatte. Als Anziehung für Muſikenthuſiaſten galt Nr. 4, Nocturne für Harfe, zwei Violinen und Cello. Auf der Harfe zeigte ſich Herr Alfred Holy, königl.-prenßiſcher Kammermuſiker und erſter Harfen- ſoliſt der Hofoper, als Meiſter. Er beherrſchte das Inſtrument mit vollendeter Virtuoſität und brachte ebenſo wie ſeine Partner alle Feinheiten der Kompoſition zur Geltung. Die Violinen und Cello wurden von den Herren Hans, Karl und Franz Klein geſpielt. Eine aus 7 Sätzen beſtehende Orcheſter-Piece „Suite de ballet“ brachte viel Stimmung in das Publikum. Die dröhnende volle Muſik im Marche d’entrée, das raſche, feurige Tempo des Pas espagnol, die ſchwere, drückende Melodie des Danse oriental wurde von dem IV. Satz Danse piquant, den ſprudeln- den, heiteren, koketten Klängen abgelöſt. Im Pas de deux hörte man die grandezza und im Satz VI. wiegte und ſchmiegte ſich Note an Note und Klang an Klang, bis der letzte Satz danse russe, mit mächtigem, vollem Harmonium abſchloß. Lauter Beifall lohnte dieſes meiſterhafte Spiel. Eine Phantaſie-Polonaiſe für Fagott mit Klavierbegleitung (Herren Karl Strobl und Joſef Klein) forderte viel techniſche Fertigkeit, die ſich auch angenehm bemerkbar machte. In Varia- tionen für Horn-Quartett traten die Herren Karl Stiegler, Karl Romagnoli, Rudolf Vargics und Karl Weſecky, ſämtlich Mitglieder des Hofopern-Orcheſters, auf; auch dieſe Programmnummer fand wohlverdienten Beifall. Als Nr. 8 a und 8 b brachte das Orcheſter zwei Vorführungen: Fragmeute aus dem Ballett „Maleratelier“ und Ouverture zur Operette „Zaunkönig“, beide voll reizender, prickelnder Weiſen, die ein- ſchmeichelnd an unſer Ohr klingen. Frl. Betty Schubert ſang in dem Entreelied und einem Solo aus dem „Zaunkönig“ (Operetten-Manuſkript) mit wohltönender, voller, weicher Stimme einen reinen Sopran, der auch in der höchſten Lage nichts von ſeiner Klarheit verlor. Die Dame wurde mit rauſchendem Applaus gelohnt und mußte wiederholt dankend am Podium erſcheinen. Zum Schluſſe noch drei Orcheſter- vorträge: Danse pittoresque, Gavotte aus dem Ballet „Die roten Domino“ und ein Sezeſſions-Marſch. Damit endete das Konzert, zu welchem, wie erwähnt, Frau Ida Fiedler aus Mödling die Anregung gegeben hatte. Vöslau. (Volks-Bibliotheks-Verein.) Mit 22. d. ſtellte der hieſige Verein ſeine rund 3500 Bände um- faſſende Bibliothek dem Publikum zur Verfügung, u. zw. wie alljährlich gegen einen Jahresbetrag von K 2·40. Dieſer ſeit Jahren beſtehende Verein, an deſſen Spitze Herr Bürgermeiſter Reiter ſteht und der von Lehrern und Beamten aufs eifrigſte unterſtützt wird, bietet in der Reichhaltigkeit ſeiner Samm- lung einen großen Schatz, aus welchem die Vöslauer viele Stunden des geiſtigen Genuſſes und der Unterhaltung ſchöpfen. Die Bibliothek umfaßt großenteils Unterhaltungsliteratur, be- achtenswerte Jugendſchriften, eine ſtattliche Anzahl Zeitſchriften über Geſchichte, Politik, Geographie, Naturwiſſenſchaft, Geſund- heitslehre, Philoſophie, Land- und Volkswirtſchaft, Handel und Induſtrie, Geſetzeskunde, Muſik und Kunſt Auskunft er- teilende Werke und iſt ſomit imſtande, ihrem Zwecke als Volks bibliothek vollſtändig nachzukommen. Der Beſuch derſelben iſt ein äußerſt reger. (Univerſitätskurs.) Vom 6. November an findet durch ſechs Sonntage hindurch immer nachmittags 3 Uhr, der fünfte Kurs in der Turnhalle ſtatt, abgehalten vom Univer- ſitäts-Dozenten Dr. Joſef Hockauf über „Nahrungsmittel und ihre Verfälſchungen“. Der Betrag beträgt wie üblich für alle ſechs Vorleſungen eine Krone. Die Sache dürfte äußerſt intereſſant und auch einen großen praktiſchen Nutzen haben, nicht nur für diejenigen, welche die Nahrungsmittel dann noch mehr fälſchen könnten, falls deren Kenntniſſe bereichert werden und ſie die Abſicht hätten, ſondern beſonders für das Publi- kum, welches dann umſo eher imſtande iſt, dieſe Fälſchungen zu erkennen und zurückzuweiſen; daher ſollten beſonders die Frauen dieſe Gelegenheit nicht unbenützt vorübergehen laſſen. Theater. Stadttheater in Baden. Freitag, den 21. d. M.: „Der Sohn der Wildnis“. Herr Hermann Benke, eine bekannte Größe des Wiener Stadttheaters, abſolvierte in Friedrich Halm’s dramatiſchem Gedicht „Der Sohn der Wildnis“ ein Gaſtſpiel, das ſelbſtverſtändlich großes Intereſſe hervorrief, obwohl der geſchätzte Gaſt, nicht den Namen nach, aber perſönlich weitaus dem größten Teile des Badener Publikums noch unbekannt war. Das Kaiſer-Jubiläums-Stadttheater liegt eben ziemlich entfernt und eignet ſich für Pro- vinzbeſuche daher nicht ſo gut wie andere Wiener Bühnen. Umſo erfreulicher iſt es für uns, nun auch eine erſte Kraft dieſes Theaters zu ſehen und kennen zu lernen. Ein Bild kraftſtrotzender Männlichkeit ſtand in Hermann Benke’s Ingomar auf der Szene. Das mächtige, klangſchöne Organ und ſein tiefdurchdachtes Spiel ſicherten dem Anführer der Tektoſagen jenen großen Erfolg und den ſtarken Beifall, welcher als höchſtverdiente Anerkennung ſeitens des Auditoriums der ſchönen künſtleriſchen Leiſtung des vorzüglichen Heldendarſtellers zuteil wurde. Dem Vernehmen nach ſoll dieſer erſten Gaſtvorſtellung Herrn Benke’s bald eine zweite folgen, was gewiß allſeits mit Be- friedigung begrüßt werden wird. Eine liebreizende Partnerin hatte der werte Gaſt in Fräulein Sewaroff, deren Parthenia hier zur Genüge bekannt iſt. Leider waren die Epiſoden nicht ganz einwand- frei, was umſomehr beſprochen werden muß, als faſt ſämtliche kleinere Rollen in dem Werke Halm’s bei mangelhafter Wiedergabe ſehr leicht zu ſogenannten „Anblaſerollen“ werden können. So eignet ſich zum Beiſpiel Fräulein Lieder gar nicht für die Theano. Sie hat zwar nur einige Sätze zu ſprechen, die wären aber bei Fräulein Baer oder eventuell Fräulein Kraft wohl beſſer aufgehoben geweſen. Auch Herr Zeemann ſchien als Fiſcher Lykon recht unſicher. Den Timarch von Maſſalia ſpielte Herr Sußmann. Die Herren Verſtl (Myron), a weißes Leibl und a ſchwarzſammtenes Miader“, ſo ſchilderte Sepp, etwas unbeholfen zwar, die Herr- lichkeiten, die er geſehen. Thereſe hörte ihm aufmerkſam zu; an das Sammtmieder aber wollte ſie bei dem bekannten Geiz der Leitnerin nicht recht glauben. Nichtsdeſtoweniger aber trug das neue Gewand bedeutend dazu bei, den Groll gegen die Kathl zu verſchärfen. Ganz unbewußt trug der Sepp auch noch das ſeinige bei, indem er ſagte: „In dera Kluft is morg’n die Kathl ’s ſcheanſte Deandl af weit und brat und der Toni, der kann ſei Freud’ af ihr hab’n“. „No, no!“ unterbrach ſie Sepp ärgerlich. „Mir ziemt, du wirſt ſelber a no narriſch weg’n den fad’n Ding dort drent’n“. Nun kam es erſt dem Sepp in den Sinn, daß er mit dem „ſcheanſt’n Deandl“ einen groben Fehler gemacht hatte und er bemühte ſich, ihn ſo raſch als möglich wieder auszubeſſern. „A Nieda *) dumm, der af’s G’wand ban an Deandl ſchaut, Putz kann ſi a niad’s kaf’n, aber ſo ſcheane liachte Zöpf wia du ſie haſt, dö kriagt mer um koa Geld net und d’ſchwarz’n Haar ſand a net an Niad’n ſei Guſto. D’Kathl is halt ſauber weil’s jung is, aber in a paar Jahrln ſchaut’s akrat ſo aus wiar ihr Muatter — und das is do koa ſcheane Bäuerin net“, er ſpukte ſogar aus, „— pfui Teufl!“ Sepp glaubte damit ſeine Schuldigkeit getan zu haben und ging. „Weg’n dera Pfeif’n muaß mer ſcho a niads Wort af d’Goldwag leg’n“, murmelte er, als er wieder zu ſeiner Arbeit ging. Im Leitenbauernhof wurden für die morgige Kirchtagsfahrt wirklich Vorbereitungen getroffen und das, was niemand -recht glauben wollte, ſchien zur Tatſache zu werden. Die Bäuerin fuhr mit ihrer älteſten Tochter zur Kirmeß. Sie, die noch vor vierzehn Tagen, als Kathl eine leiſe Anſpielung darauf gemacht, einen koloſſalen Lärm geſchlagen hatte, man müſſe nicht überall dabei ſei, was man denn glaube, ob ſo ein Kirchtag nichts koſte und ob ſie das Geld auf der Gaſſe finde. Im Laufe dieſer Woche aber, da hatte ſie ſich plötzlich eines anderen beſonnen. Als ſie erfahren hatte, daß der junge Hof- bauer den Kirchtag beſuchen werde, da ſagte ſie zu zu ihrer Kathl: „J han mer’s überlegt, ſullſt a amol a Freud’ hab’n, mei allerliabſt’s Kind, af’n Sunnta fahr’ mer af Wulfgang aufi“. Kathl erſchrack beinahe über die plötzliche Sinnes- änderung ihrer Mutter. Ja, vor wenigen Tagen hätte ihr dieſelbe damit die größte Freude bereitet, heute aber, nachdem ſie wußte, welchem Umſtande ſie das Vergnügen zu danken hätte, berührte ſie dieſe Eröffnung höchſt unangenehm, denn wie ſie den Charakter ihrer Mutter kannte, würde ihr dieſe Kirch- tagsfahrt noch ſehr teuer zu ſtehen kommen. „Na, na, Muatter, bleib’ mer na dahoam, mer muaß net überall dabei ſein“, ſagte Kathl, die eigentlich in ihrem Leben noch auf keiner Unterhaltung war. „Ah freili! Du biſt no af koaner Luſtbarkeit net g’weſ’n und i will net hab’n, daß d’amol ſogſt, d’Muaiter hiat der koa Freud’ vergunnt — wer woaß a wia lang i di no dahoam han“, proteſtierte die Alte. Kathl ſchien dieſe letzte Bemerkung gänzlich zu überhören; ſie ſagte nur: „So was wir i enk nia net nachred’n, Muatter, und das mit’m Kirchta, das war eah na a G’ſpoaß das ſelbige Mal. J han ſcho lang neammer d’rauf denkt und hiat a gar koa Luſt mehr drauf“. „Na, na, das ſand lauter Ausred’n! Dö laſſ’ i net gelt’n. A jung’s Deandl und koa Luſt af a Muſik z’geahn — das glabt der koa Menſch net“, ſagte lebhaft die Bäuerin. Kathl war ratlos, ſie ſchwieg. Da kam ihr aber noch ein Einfall, der vielleicht Rettung bringen konnte. „Mir ziemt, Muatter, ’s war a ſchad’ um’s Geld; ſo a Kirta koſt’ allerweil a Menge — und das zahlt ſi net aus für das bisl Umaſpring’“. Das war allerdings die empfindlichſte Seite der Leitenbäuerin, die ihre Tochter jetzt berührte, aber auch die war heute unanfechtbar; die Arme in die Seite geſtemmt trat die Bäuerin vor ihre Tochter hin, indem ſie ſagte: „Na freili! Was andere tan kinnan, das kinnan mir a; wann der Hofbauer und der Schwarzböck net war’n, oft war’n mir d’reichſt’n Leut’ im Dorf und i moan, ’s war net z’viel, wann ſi die Leitnerin a amol ſehg’n laſſert afr an Kirchta — was tuat mer net alles für ſo a liab’s Kind“, ſetzte ſie wieder zärtlich werdend zu. „Weg’n meiner braucht’s enk dö Auslag’n net z’mach’n, Muatter!“ wand die Tochter der Leiten- bäuerin noch einmal ein, „i ſag’ enk noch amol, ’s is ſchad’ für’s Geld“. „Na, das wer’n weiter große Unköſt’n ſei für uns zwoa; der Vater, der muaß dahoam bleib’n — wann der in’s Wirtshaus kimmt, das reißt ſie freili ins Geld“. (Fortſetzung folgt.) *) Niader, niads = Jeder, jedes.

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Zitationshilfe: Badener Zeitung. Nr. 86, Baden (Niederösterreich), 26.10.1904, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_badener086_1904/5>, abgerufen am 27.11.2024.