Badener Zeitung. Nr. 70, Baden (Niederösterreich), 30.08.1916. Badener Zeitung Deutsch-freiheitliches und unabhängiges Organ. [Spaltenumbruch]
Redaktionsschluß: Nr. 70. Baden bei Wien, Mittwoch, den 30. August 1916. 37. Jahra. [Spaltenumbruch] Die Kriegserklärung Rumäniens. Der 28. August 1916 wird ebenfalls für Rumänien hat in diesem Kriege viel, viel Gold Was uns betrifft, so kommt uns der nun- Die Kunde von diesem neuen Kriege ist ein Die Jugendbildung und der Krieg. Daß Ereignisse von so umwälzender Gewalt, [Spaltenumbruch]
Osram-Lampe 1536 [Spaltenumbruch] Drahtfest 70% Stromersparnis Mildes weisses Licht Badener Zeitung Deutſch-freiheitliches und unabhängiges Organ. [Spaltenumbruch]
Redaktionsſchluß: Nr. 70. Baden bei Wien, Mittwoch, den 30. Auguſt 1916. 37. Jahra. [Spaltenumbruch] Die Kriegserklärung Rumäniens. Der 28. Auguſt 1916 wird ebenfalls für Rumänien hat in dieſem Kriege viel, viel Gold Was uns betrifft, ſo kommt uns der nun- Die Kunde von dieſem neuen Kriege iſt ein Die Jugendbildung und der Krieg. Daß Ereigniſſe von ſo umwälzender Gewalt, [Spaltenumbruch]
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Wie das Leſepublikum von dieſer Preſſe<lb/> an der Naſe herumgeführt wird, zeigt das Ver-<lb/> halten eines Wiener Montagsblattes, welches ſich<lb/> rühmt, gerade mit dem Auswärtigen Amte eine<lb/> enge Fühlung zu haben. Dieſes Blatt druckt im<lb/> Anſchluſſe an die Mitteilung über den Kronrat<lb/> in Bukareſt mit breitem Behagen eine „beruhi-<lb/> gende“ Notiz des rumäniſchen Blattes „Politique“<lb/> ab, in der es heißt, der Kronrat habe gar keine<lb/> weitere Bedeutung, ſondern habe „nur den Cha-<lb/> rakter einer einfachen Befragung durch den König,<lb/> der die Anſicht berufener Perſönlichkeiten und die<lb/> verſchiedenen Meinungen des Landes entgegen-<lb/> nehmen will“. In einer anderen Notiz beſpricht<lb/> das genannte, ſich überoffiziös gebärdende Mon-<lb/> tagsblatt die angebliche Intereſſeloſigkeit der ruſ-<lb/> ſiſchen Preſſe Rumänien gegenüber und verſieht<lb/> dieſe Notiz mit der neckiſchen Ueberſchrift: „Sind<lb/> die Trauben ſauer geworden?“ Die Notiz trägt<lb/> das Datum von eben demſelben 27. Auguſt, von<lb/> dem ſich die rumäniſche Regierung mit uns im<lb/> Kriegszuſtande befindlich erachtet. Daraus geht<lb/> hervor, daß dieſe wichtigtuende Preſſe eben gar<lb/> nichts weiß und auch gar keine Informationen<lb/> bekommt. Denn für ſo uninformiert halten wir<lb/> unſer Auswärtiges Amt doch nicht, daß es erſt<lb/> über die wahre Lage in Rumänien durch das Er-<lb/> ſcheinen des Geſandten unterrichtet wurde, der<lb/> die Kriegserklärung brachte. Wir führen dieſes<lb/> Beiſpiel an, um die Qualitäten der Berichterſtat-<lb/> tung jener Preſſe aufzuzeigen, die jetzt mit lautem<lb/> Hollodrio unter Zuhilfenahme abgebrauchter Kli-<lb/> ſchees, wie z. B. „wir werden nicht alleinſtehen“<lb/> und wie dieſe ſchönen Redensarten noch alle heißen<lb/> mögen, daran gehen wird, den großen Ernſt der<lb/> Situation zu verſchleiern.</p><lb/> <p>Die Kunde von dieſem neuen Kriege iſt ein<lb/> ſchwerer Schlag für die Menſchheit, die ſich nach<lb/> dem Frieden, nach der Wiederkehr geordneter Ver-<lb/> hältniſſe ſehnt. Wo iſt denn der Retter, der<lb/> Europa vor dem Schickſal bewahrt, im Blute<lb/> ſeiner Söhne und in der Gemeinheit, die dieſer<lb/> Krieg gezüchtet und die noch immer neue Kriege<lb/> zeitigt, zu erſticken?</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div xml:id="jugendbildung1" next="#jugenbildung2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Jugendbildung und der Krieg.</hi> </head><lb/> <p>Daß Ereigniſſe von ſo umwälzender Gewalt,<lb/> wie es der gegenwärtige Krieg iſt, auf die Jugend<lb/> und Jugendbildung nicht ohne tiefgreifende Ein-<lb/> flüſſe ſein können, bedarf erſt nicht langer Beweiſe.<lb/> Der Idealzuſtand, nach welchem Jugend und Schule<lb/> verſchont bleiben ſollen von den zumeiſt ſchädlich<lb/> und nachteilig wirkenden Strömungen des Alltags,<lb/> iſt bisher nicht erreicht worden und wird wahr-<lb/> ſcheinlich auch in der Zukunft nicht verwirklicht</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <div type="jAn" n="2"> <head> <cb/> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#u">Osram-Lampe</hi></hi><lb/> 1536</hi><lb/> <cb/> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#i">Drahtfest<lb/> 70% Stromersparnis<lb/> Mildes weisses Licht</hi> </hi> </hi> </head> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [[1]/0001]
Badener Zeitung
Deutſch-freiheitliches und unabhängiges Organ.
Redaktionsſchluß:
Dienstag und Freitag früh.
Erſcheint Mittwoch und Samstag früh.
——— Telephon-Anſchluß Nr. 229. ———
Unverlangt eingeſandte Manuſkripte
werden nicht zurückgeſendet.
Abonnement Baden: Zum Abholen vierteljährig K 2·50, halbjährig K 5·—, ganzjährig K 10·—. Mit Zuſtellung ins Haus Baden: Vierteljährig K 3·—, halbjährig K 6·—,
ganzjährig K 12·—. Oeſterreich-Ungarn: Mit Zuſendung vierteljährig K 3·30, halbjährig K 6·50, ganzjährig K 13·—. Einzelne Mittwoch-Nummer 12 h, Samstag-
Nummer 16 h. — Inſerate werden per 80 mm breite Petitzeile mit 16 h für die erſte, und mit 14 h für fünf nacheinander folgende Einſchaltungen berechnet, größere Aufträge
nach Uebereinkommen und können auch durch die beſtehenden Annonzen-Bureaus an die Adminiſtration gerichtet werden. — Intereſſante Mitteilungen, Notizen und
Korreſpondenzen werden nach Uebereinkunft honoriert. — Manuſkripte werden nicht zurückgeſtellt. — Redaktion und Adminiſtration: Baden, Pfarrgaſſe Nr. 3.
(Die Samstag-Nummer enthält die Gratis-Beilage „Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“.)
Nr. 70. Baden bei Wien, Mittwoch, den 30. Auguſt 1916. 37. Jahra.
Die
Kriegserklärung Rumäniens.
Der 28. Auguſt 1916 wird ebenfalls für
alle Zeiten von der Weltgeſchichte verewigt werden.
Nach mehr als 2 jähriger Kriegsdauer hat er den
Mittelmächten gleich zwei neue Kriegserklärungen
auf einmal gebracht. Mehr dem Zwange als dem
eigenen Trieb gehorchend, hat Italien an Deutſch-
land den Krieg erklärt, das gleiche hat Rumänien
unſerer Monarchie gegenüber getan. In ſpäter
Nachtſtunde iſt der königlich rumäniſche Geſandte
im Miniſterium des Aeußern erſchienen, um
daſelbſt eine Note zu überreichen, derzufolge ſich
Rumänien ab 27. Auguſt 9. Uhr abends als im
Kriegszuſtande mit Oeſterreich-Ungarn befindlich
betrachtet. Man ſieht, wie leicht und einfach die
Herrſchenden ſich die Kriege machen, die doch für
das Volk ſo unendlich ſchrecklich und traurig ſind.
Auf die Gründe, die ſie für ihr Tun ins Feld
führen, braucht man gar nicht einzugehen. Man
weiß es, daß dieſe „Gründe“ nur die gemachten
Vorwände für einen längſt vorhandenen, von
langer Hand vorbereiteten Willen anzuſehen und
zu werten ſind. Italien hat den Krieg nicht an
Deutſchland aus freien Stücken erklärt. Es war
vielmehr das offenſichtliche Beſtreben der ita-
lieniſchen Regierung, nicht auch noch die letzten
ſchmalen Brücken die zum Dreibunde führten,
abzubrechen. Die gleiche Anſicht machte ſich in
Italien geltend. Man ſagte, es ſei nicht nötig,
den Ehemann zu ſpielen, der gleich einen roten
Kopf bekommt, wenn ſeine Frau einmal eine
Extratour mit einem anderen tanze. Der Wille,
den Friede zu erhalten, war da und dort vor-
handen. Aber ſtärker als dieſer Wille war die
Gewalt der Entente, die kurz entſchloſſen den
„neuen Freund“ auf ſchmale Koſt ſetzte, um ihn
den Ententewünſchen gefügiger zu machen. England
ging dabei von der Vorausſetzung aus, daß
Italien nicht als vollwertiger Bundesgenoſſe zu
gelten habe, ſondern lediglich ein gekauftes Hilfs-
volk ſei, welches keinen Willen haben könne, ſondern
einfach und ohne Widerrede den Platz auszufüllen
habe, der ihm von den eigentlichen Akteuren zu-
gewieſen wird. Wäre nicht ſchon alle Vernunft
— von Rechtlichkeit kann man ja ſchon gar nicht
mehr reden — reſtlos aus dieſer Welt gewichen,
dann hätte die Behandlung, die den Italienern
von ſeinen Bundesgenoſſen zu teil wird, den
Rumänen zu denken geben müſſen. König Ferdi-
nand von Rumänien, der frühere Fürſt von
Hohenzollern-Sigmaringen, hätte in dieſem Falle
vielleicht doch einen Augenblick bei dem Gedanken
verweilen müſſen, ob es denn wirklich notwendig
war, ein freies Volk einigen Verſprechungen zu
Liebe in die ſklaviſche Abhängigkeit einer Clique
zu bringen, die offenkundig die unumſchränkte
Herrſchaft über Europa anſtrebt, unter der dann
kein Platz mehr iſt für die freie Entfaltung
eines Kleinſtaates, wie es Rumänien iſt und
auch bleiben wird. Der imperaliſtiſche Größenwahn
hat aber alle vernünftigen Erwägungen, alle
Lehren der Geſchichte, die ſchier auf jeder Seite
die Rumänen zur Vorſicht gegenüber ihren neuen
Freunden mahnt, achtlos beiſeite geſchoben.
Rumänien hat in dieſem Kriege viel, viel Gold
verdient. Der Reichtum des Landes hat ſich in
dieſen zwei Jahren um ein gewaltiges geſteigert.
Zugleich aber mit dieſem Wohlſtande ſteigerten
ſich die böſen Gelüſte nach fremdem Gut und
Eigentum, nach einer imperaliſtiſchen Machtpolitik,
dieſem Grundübel der Menſchheit, welches jedesmal
in den Krieg einmündet, der, ſelbſt wenn er im
günſtigen Sinne endigt, nach Bismarck ein Unglück
für das Volk bedeutet. Ein ſolches Unglück hat
der König von Rumänien im Vereine mit ſeinen
Räten über das rumäniſche Volk gebracht. Das
Verbrechen, welches da begangen wurde, iſt
umſo größer, als gar keine Notwendigkeit
vorhanden war, es zu begehen. Mag ſein, daß
Rußland mit einem Durchmarſche gedroht hat.
Aber Rumänien hätte ja ruhig abwarten können,
und es hätte dann ſicher die Wahrnehmung ge-
macht, daß Rußland es ſich wohl überlegt, mit
Rumänien anzubinden. König Ferdinand hat Groß-
machtsträume. Die ſeitens unſerer Monarchte
gemachten Auerbietungen territorialer wie wirt-
ſchaftlicher Natur genügten nicht mehr. Alſo wird
ans Schwert gegriffen, um eventuell auch im
Wege politiſcher Leichenflederei jenes Groß-Rumä-
nien zu verwirklichen, von welchem dem Volke
goldene Berge verſprochen werden. So abgebraucht
das Rezent des Imperalismus iſt, der nur ſich
allein gelten läßt nnd die Menſchen nur als
Mittel zum Zweck betrachtet, es zieht dank der
völligen Gedankenloſigkeit der Menſchheit immer
wieder. Regelmäßig fallen die Leute auf die ver-
lockend ausgemalten Zukunftsbilder hinein,
trotzdem es die Welt hundertmal ſchon geſehen
hat, daß die Verheißungen beſſeren Gedeihens
unſichere Zukunftswechſel ſind, die ſofort mit
Blut und Geld honoriert werden muſſen, am
Fälligkeitstage aber nicht oder nur zum Teile
eingelöſt werden. Das aber iſt eine Sache, die
das rumäniſche Volk früher oder ſpäter einmal
mit ſeinen Herrſchenden wird auszumachen haben.
Was uns betrifft, ſo kommt uns der nun-
mehr zur Tat gewordene Raubzug Rumäniens
nicht ſo ſehr überraſchend. Schon längſt haben
wir es gewußt, daß die Verhältniſſe zwiſchen
unſerer Monarchie und dem rumäniſchen Nachbar
unhaltbare geworden ſind. Wenn die Nachricht
von der rumäniſchen Kriegserklärung auf viele
wie eine einſchlagende Bombe wirkte, ſo trägt
nur wieder jene Preſſe Schuld daran, die ent-
weder aus eigenem Antrieb oder im Auftrage
Dritter die Sache noch als gänzlich harmlos hin-
ſtellte in demſelben Augenblicke, wo der rumäniſche
Geſandte die Kriegserklärung bereits in der Taſche
hatte. Wie das Leſepublikum von dieſer Preſſe
an der Naſe herumgeführt wird, zeigt das Ver-
halten eines Wiener Montagsblattes, welches ſich
rühmt, gerade mit dem Auswärtigen Amte eine
enge Fühlung zu haben. Dieſes Blatt druckt im
Anſchluſſe an die Mitteilung über den Kronrat
in Bukareſt mit breitem Behagen eine „beruhi-
gende“ Notiz des rumäniſchen Blattes „Politique“
ab, in der es heißt, der Kronrat habe gar keine
weitere Bedeutung, ſondern habe „nur den Cha-
rakter einer einfachen Befragung durch den König,
der die Anſicht berufener Perſönlichkeiten und die
verſchiedenen Meinungen des Landes entgegen-
nehmen will“. In einer anderen Notiz beſpricht
das genannte, ſich überoffiziös gebärdende Mon-
tagsblatt die angebliche Intereſſeloſigkeit der ruſ-
ſiſchen Preſſe Rumänien gegenüber und verſieht
dieſe Notiz mit der neckiſchen Ueberſchrift: „Sind
die Trauben ſauer geworden?“ Die Notiz trägt
das Datum von eben demſelben 27. Auguſt, von
dem ſich die rumäniſche Regierung mit uns im
Kriegszuſtande befindlich erachtet. Daraus geht
hervor, daß dieſe wichtigtuende Preſſe eben gar
nichts weiß und auch gar keine Informationen
bekommt. Denn für ſo uninformiert halten wir
unſer Auswärtiges Amt doch nicht, daß es erſt
über die wahre Lage in Rumänien durch das Er-
ſcheinen des Geſandten unterrichtet wurde, der
die Kriegserklärung brachte. Wir führen dieſes
Beiſpiel an, um die Qualitäten der Berichterſtat-
tung jener Preſſe aufzuzeigen, die jetzt mit lautem
Hollodrio unter Zuhilfenahme abgebrauchter Kli-
ſchees, wie z. B. „wir werden nicht alleinſtehen“
und wie dieſe ſchönen Redensarten noch alle heißen
mögen, daran gehen wird, den großen Ernſt der
Situation zu verſchleiern.
Die Kunde von dieſem neuen Kriege iſt ein
ſchwerer Schlag für die Menſchheit, die ſich nach
dem Frieden, nach der Wiederkehr geordneter Ver-
hältniſſe ſehnt. Wo iſt denn der Retter, der
Europa vor dem Schickſal bewahrt, im Blute
ſeiner Söhne und in der Gemeinheit, die dieſer
Krieg gezüchtet und die noch immer neue Kriege
zeitigt, zu erſticken?
Die Jugendbildung und der Krieg.
Daß Ereigniſſe von ſo umwälzender Gewalt,
wie es der gegenwärtige Krieg iſt, auf die Jugend
und Jugendbildung nicht ohne tiefgreifende Ein-
flüſſe ſein können, bedarf erſt nicht langer Beweiſe.
Der Idealzuſtand, nach welchem Jugend und Schule
verſchont bleiben ſollen von den zumeiſt ſchädlich
und nachteilig wirkenden Strömungen des Alltags,
iſt bisher nicht erreicht worden und wird wahr-
ſcheinlich auch in der Zukunft nicht verwirklicht
Osram-Lampe
1536
Drahtfest
70% Stromersparnis
Mildes weisses Licht
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