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Badener Zeitung. Nr. 67, Baden (Niederösterreich), 19.08.1908.

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[Mittwoch Badener Zeitung 19. August 1908. Nr. 67.]

[Spaltenumbruch] Einst waren wirkliche Schauspieler für dieselben da!
Heute werden sämtliche Nebenrollen von sogenannten
"Chorsängern" vorgeführt. Daß man vom Souffleur
irgend einen Satz oft dreimal oder viermal hört, um
sich dann vom Darsteller etwas ganz anderes erzählen
zu lassen, wird jeder aufmerksame Zuhörer bestätigen.
Versprechungen werden einfach von den Mitspielenden
mit kaum verhaltener Heiterkeit quittiert. Wo bleiben
da die Spielleiter?? Die Dekorationen habe ich
schon als junger Leutnant gesehen, heute bin ich
bereits in Pension und noch immer begrüße ich sie,
wenn ich ins Theater gehe. Damals hatten sie noch
Farbe aufzuweisen, heute starrt einem die schmutzige
Leinwand entgegen und die Holzspreizen zeichnen ihre
Umrisse darauf nach allen Richtungen, ohne daß man
die paar Kronen darauf verwendet, sie mit neuer
Farbe aufzufrischen.

Daß unter solchen Umständen von einer künst-
lerischen Leitung
nicht die Rede sein kann, wird
jedermann zugestehen, ohne bissig zu sein.

Wenn man beinahe sechzehn Kronen für eine
Loge zu vier Personen nimmt, kann der Besucher
doch wohl verlangen, daß die Vorstellung ohne auf-
fallend störende Zwischenfälle vor sich geht.

So sieht es gegenwärtig in unserem Theater
aus. wo der Pächter keinen Pacht zahlt und nur
einnimmt. Seine Parole heißt: "Nur billig!" Und
man hat noch nie gehört, daß er von der kompetenten
Aufsichtsbehörde zur Verantwortung gezogen wurde,
obwohl sein Vertrag mit der Stadt dies ausdrücklich
bedingt.

Was also kann man von einem Leiter mit hohem
Pacht verlangen, der da mit Recht antworten kann:
"Ja, da bedauere ich unendlich, ich muß die Pacht-
summe erschwingen -- und da kann ich mich nicht
auf große Ausgaben einlassen". Was dann folgt,
kann man sich leicht ausmalen. Ich kann ein Lied
davon singen, denn in den verschiedenen Garnisonen
habe ich so manches erlebt und möchte unser neues
Theater davor bewahren, zum Tummelplatz gewisser
Elemente zu werden.

Bisher war das Theater wegen des Leiters da
-- jetzt wäre es höchste Zeit, daß einmal der Leiter
wegen des Theaters da wäre.




Gemeindewahlen in Weikersdorf.

Heute
Mittwoch finden in der Nachbargemeinde Weikersdorf
die Wahlen im III. Wahlkörper statt. Als Kandidaten
werden seitens des Wahlausschusses die Herren Michael
Gschiegl, Johann Spitzer, Michael Gayer d. J.
und Leopold Habres empfohlen.




Lokal-Nachrichten.
-- Kaisers Geburtsfest.

Unter ungleich
größerem Aufwande von Gepränge wurde heuer im
Jubiläumsjahre das 78. Geburesfest des Kaisers
gefeiert. Ein heiteres, sonnenhelles Wetter, ein wahres
Kaiserwetter, begünstigte die Feier. Schon am frühen
Morgen leiteten Böllerschüsse die Feier ein, die dies-
mal unter Beteiligung des eben hier einquartierten
bosnischen Jägerbataillons und einer Eskadron
Ulanen stattfand. Um 9 Uhr fand in der Stadt-
pfarrkirche ein vom Dechant Frim zelebriertes Hoch-
amt statt. Zu demselben hatten sich eingefunden:
Erzherzogin Isabelle mit Erzherzog Karl Albrecht
und den erzherzoglichen Töchtern, Obersthofmeister
Graf Orsini-Rosenberg, Erzbischof Dr. Georg
Posilovics von Agram, FZM. Freiherr von
Waldstätten, FML. von Gstöttner, GM.
v. Viditz, Stationskommandant Oberst Krebs
v. Sturmwall,
der Kommandant des Kurhauses vom
"Weißen Kreuz" Major Srnka, der Kommandant des
Militärspitals Oberstabsarzt Dr. Schuller, Oberst v.
Schuster, und eine große Anzahl hoher Offiziere,
Bezirkshauptmann Freiherr v. Egger, Finanzrat
Dr. Dorfinger, Bezirksrichter Dr. Hink, Ober-
postverwalter Schmidt, Bürgermeister Dr. Trenner
und Vizebürgermeister Brusatti mit einer großen
Anzahl Gemeindeausschüssen, eine Abordnung des
Gendarmerie-Postenkommandos, der hiesige Veteranen-
verein mit Musik u. s. w. Während der einzelnen
Phasen des Festgottesdienstes gab das auf dem
Kirchenplatze aufgestellte Jägerbataillon Salven ab,
das auch die entsprechenden Ehrenbezeigungen bei der
Abfahrt des Hofes leistete. Nach Schluß des Gottes-
dienstes rangierte sich das Militär und der Vete-
ranenverein zur Defilierung, die FZM. Freiherr
v. Waldstätten abnahm. -- In Weikersdorf
fand schon am Abend vorher eine Kaiserfeier statt.
Von dem festlich beleuchteten Rathausturme blies ein
[Spaltenumbruch] Trompeterkorps patriotische Märsche in die Nacht
hinaus und um 9 Uhr wurde ein hübsches Feuer-
werk abgebrannt, dem eine ungeheure Menschenmenge
-- man schätzt die Zahl auf za. 5000 -- beiwohnte.
Am Dienstag morgens fand in der St. Helenenkirche
ein Festgottesdienst statt, dem Bürgermeister Josef
Trenner, Vizebürgermeister Gall und viele Ge-
meindeausschüsse beiwohnten. -- Auch im hiesigen
israelitischen Tempel fand ein solenner Festgottesdienst
statt, dem der Präses der Gemeinde, Herr Moriz
Leitner, mit dem gesamten Kultusvorstande bei-
wohnte.

-- Kurliste.

Die Nr. 111 der heute ausge-
gebenen Kurliste weist 8048 Parteien mit 21466
Personen aus.

-- Auszeichnung.

Das von unserem Blatte
am 16. Mai d. J. gebrachte "Festspiel" unseres
Mödlinger Korrespondenten Herrn Prof. Hermann
Hoffmann wurde zur Vorfeier der kaiserlichen
Geburtsfeier am Marienbader Stadttheater in Gegen-
wart des Königs von England mit großem Erfolge
aufgeführt.

-- Goldenes Priesterjubiläum.

Ver-
gangenen Sonntag feierte hier der Erzbischof von
Agram, Dr. Georg Posilovics, sein fünfzigjähriges
Priesterjubiläum, aus welchem Anlasse unter Führung
des Auxiliarbischofs und Domkapitnlars Suk ein-
Abordnung von 10 Geistlichen des dortigen Dome
kapitels erschien, um die Glückwünsche desselben zu
übermitteln. Um 9 Uhr zelebrierte der Jubelpriester
unter Assistenz seiner und der hiesigen Geistlichkeit in
[d]er Pfarrkirche eine feierliche Messe und um 1 Uhr
mittags fand in Sukfüll's Grand Hotel "Grüner
Baum", dem Absteigquartier des Erzbischofs, ein
Diner statt, dem neben der Abordnung des Dom-
kapitels Dr. G. Haselberger, Pfarrer Frim
mit der Geistlichkeit des Pfarrsprengels, serner Hotelier
Sukfüll, Dr. Haidvogel und Dr. Smolcic
zugezogen wurden. Während des Diners verlas einer
der Domherren die eingelangten Glückwunschschreiben,
darunter ein in besonders herzlichem Tone abgefaßtes
Glückwunschschreiben des Kaisers, des Papstes,
des Erzherzogs Leopold Salvator, des Banus
von Kroatien Baron Kraus u. s. w. Auch aus der
Heimatsgemeinde des Jubelpriesters, einem Dorfe an
der südlichen Grenze von Kroatien, waren Glück-
wunschschreiben gekommen, und zwar seitens des
dortigen Ortsvorstehers und des -- Verschönerungs-
vereines. Die große Zahl, der Depescheu und ihr
Inhalt gaben Zeugnis von der Beliebtheit, deren
sich der greise Kirchenfürst erfreut. Im Verlaufe des
Diners, das einen intimen, unoffiziellen Charakter
hatte, gedachte der Gefeierte auch seines Hausherrn,
des Hoteliers Sukfüll mit herzlichen Worten. Er
betonte speziell die gastfreundliche Aufnahme, so daß
er kaum in seinem eigenen Heim diesen Jubeltag
hätte behaglicher begehen können. Erzbischof Posi-
lovics,
der heute 75 Jahre alt ist, in Wien studiert
hat und lange Jahre Bischof von Zengg war, hat
aus diesem Anlasse den Betrag von 150.000 K für
humanitäre Zwecke seiner Diezöse gewidmet.

-- Auszeichnung eines heimischen
Etablissements.

Welcher Anerkennung die neu
eröffneten Gesellschaftsräume im Grand Hotel "Grüner
Baum" sich erfreuen und wie weit der Ruf des
Hauses gedrungen, davon gibt eine Depesche Zeugnis,
die dieser Tage an den Besitzer des Etablissements
Herrn Sukfüll aus Luxemburg gelangt ist. Die-
selbe hat folgenden Inhalt: "Die angenehmen Er-
innerungen Ihres Hauses, wo ich manchen Badejour
erlebt, berechtigen mich, Ihnen und Ihrer Frau zum
ausgeführten Prachtbau zu gratulieren. Wünsche hin-
zufügend, die Zukunft möge eine ebenso glückliche als
die Vergangenheit sein.

Prinzessin Karl v. Arenberg".

-- Liederabend.

Es war ein besonderes
Wagnis der Konzertsängerin Ricca Breitenstein,
als sie es unternahm, einen Liederabend zugunsten
der österreichischen Gesellschaft "Weißes Kreuz" in
Baden zu veranstalten. Denn wer die Konzert-Ver-
hältnisse im Sommer in Baden kennt, weiß, daß
seit Menschengedenken solche künstlerische Unternehmun-
gen wenig Erfolg hatten. Das Wagnis ist aber doch
geglückt. Der Liederabend dieser Künstlerin, welcher
am 11. d. M. im Festsaale des k. u. k. Sauerhofes
(Restaurant Heilsam) stattfand, hatte einen über-
raschend glänzenden Erfolg; der Saal war lange vor
der angesetzten Zeit von einem höchst distinguierten
Publikum bis auf den letzten Platz gefüllt. Das
Programm war ebenfalls ein höchst gewähltes. Die
Sängerin Ricca Breitenstein, welche in Baden
von ihrer Mitwirkung bei den Sinfoniekonzerten
bereits rühmlichst bekannt ist, wurde gleich bei ihrem
[Spaltenumbruch] Auftreten freundlich begrüßt und sang zunächst die
Lieder "Untreue" von Cornelius, "Wasserflut" und
"Die Stadt" von Schubert und "Zur Johannis-
nacht" von Grieg und erntete damit vielen Beifall.
Hierauf folgte ein Violinvortrag unseres hochge-
schätzten Konzertmeisters Josef Zimbler, welcher
die Romanze von L. v. Beethoven und die Konzert-
Mazurka von Zarzycki so meisterhaft vortrug, daß er
lauten Beifall erntete und eine Zugabe leisten mußte.
Unter steigendem Beifall setzte dann Frau Breiten-
stein
ihren Liedervortrag fort; die ebenso schönen
als schwierigen Lieder "Nur einmal sag'" von Horn,
"Der Freund" und "Heimweh" von Wolf, trug sie
mit ihrer mächtigen, tadellos ausgebildeten Stimme
so hinreißend schön vor, daß alle Anwesenden tief
ergriffen waren. Rauschender Applaus und herrliche
Blumenspenden waren der Dank des entzückten Audi-
toriums. Nun folgte ein glänzender Klaviervortrag
des Prof. Karl Lafite, die XII. ungarische Rhap-
sodie von Liszt, der einen stürmischen Beifall ent-
fesselte, so daß die Piece wiederholt werden mußte.
Zum Schlusse sang Frau Breitenstein von diesem
Meister eine neue Komposition "Die Nacht", ein
tiefempfundenes Lied und die selten gehörten, herr-
lichen Lieder von Schumann "Der Knabe mit dem
Wunderhorn" und das "Wanderlied" in ebenso tadel-
laser Weise wie die übrigen, so daß natürlich aber-
mals rauschender Applaus folgte und Zugabe geleistet
werden mußte. Und so endete dieser Liederabend so
schön wie er begonnen, ebenso unter dem schönsten
Eindrucke. Um den glänzenden Erfolg des Abends
hatten außer den genannten Künstlern sich die Funk-
tionäre des Militärkurhauses der österreichischen Ge-
sellschaft "Weißes Kreuz" (Erzherzog Friedrich-
Stiftung) der Kommandant k. u. k. Major Leopold
Srnka und der kais. Rat Dr. Podzahradsky
besonders verdient gemacht, daß das Konzert das von
der Sängerin angestrebte Ziel auch erreicht wurde
und ein hübsches Reinerträgnis für das "Weiße
Kreuz" brachte, wozu noch Se. k. u. k. Hoheit Erz-
herzog Friedrich eine namhafte Spende widmete.

-- Neue Zigarrensorten.

Seit gestern,
dem 18. August, wurden neue Tabaksorte in Verschleiß
gebracht und zwar "Cronas"-Zigarren für die obern
Zehntausend (10 Stück 7 K) und 2 Zigarettenarten,
A in Blechkassetten mit 100 Stück für 12 K -- diese
in Spezialitätentrafiken und B in allgemeinen Ver-
schleißen -- "Kaiser"-Zigaretten a 4 h. Die Tabak-
raucher sind im letzten Jahre über die "Güte" des
"ärarischen Krautes" nicht besonders gut zu sprechen;
vielleicht werden es die Jubiläumssorten bessern, was
die Tabakregie schlecht macht.

-- Schluß der Hundstage.

Ein solches
Augustmedium, wie dies Jahr, haben wir schon lange
nicht erlebt. Die Tageswärme unter 15°, die nächt-
liche Temperatur unter 10, -- ja bis 7°! Das hat
sich nicht bald ein Sommermonat zu bieten erlaubt.
Dazu hatten wir besonders Samstag und Sonntag
ein zwar nicht ausgesprochenes, aber doch höchst un-
angenehmes Regenwetter. Die Hitze des Hochsommers,
die uns schon im Juni vergnügte, fiel im August
ganz weg, da sie doch die schönste Gelegenheit gehabt
hätte, die Sommerkleider und -- Hütte der Damen
ins Freie zu locken! Daher wurden auch manche
Sommerfeste, die geplant waren, unmöglich gemacht.
Aber alles Klagen und Hadern hilft nichts. Vielleicht
wird der Herbst gut machen, was der Sommer ver-
patzt hat.

-- Eine Alt-Badener Sonnenuhr-
Reminiszenz.

Natürlich gibt es auch auf dem
Gebiete solcher Uhren in den Badener Park- und Berg-
anlagen nichts Neues unter der Sonne! Dieser Tage
wieder fiel mir, gerade als sich Phoebus hinter einem
dicken Plaid von Regenwolken vermummelte, ein groß-
väterliches Büchlein in die Hände, das einem Badener
Bürger gehörte und die Jahreszahl 1773 trägt. Sein
Besitzer war Josef Perger, der 1775 in Waid-
hofen a. d. Ybbs geborene und 1845 hier in Baden
verstorbene Ortsrichter des ehemaligen Vororts
Gutenbrunn. Perger, ein Großvater der beiden uns
wohlbekannten kunstverständigen Sammler Eduard und
Gustav Perger, hatte im ersten Drittel des ver-
gangenen Jahrhunderts in der Nähe der "letzten
Station" auf dem Kalvarienberge einen Beobachtungs-
tisch mit einer Sonnenuhr errichtet, die durch ihr
Gnomon auch zur raschen Ortsanffindung bei Bränden
in der Umgebung wertvolle Dienste leistete. Heute
ist auf jenem Bergesgipfel längst die letzte Spur
dieser anerkennenswerten Gelehrsamkeit verweht; das
Handbuch Pergers aber, das ihm als Führer durch
die Kunst der "Gnomonica" gedient und von ihm
handschriftliche Notizen aufweist, ist noch vorhanden
und gibt Zeugnis von seinen gemeinnützigen Bestre-

[Mittwoch Badener Zeitung 19. Auguſt 1908. Nr. 67.]

[Spaltenumbruch] Einſt waren wirkliche Schauſpieler für dieſelben da!
Heute werden ſämtliche Nebenrollen von ſogenannten
„Chorſängern“ vorgeführt. Daß man vom Souffleur
irgend einen Satz oft dreimal oder viermal hört, um
ſich dann vom Darſteller etwas ganz anderes erzählen
zu laſſen, wird jeder aufmerkſame Zuhörer beſtätigen.
Verſprechungen werden einfach von den Mitſpielenden
mit kaum verhaltener Heiterkeit quittiert. Wo bleiben
da die Spielleiter?? Die Dekorationen habe ich
ſchon als junger Leutnant geſehen, heute bin ich
bereits in Penſion und noch immer begrüße ich ſie,
wenn ich ins Theater gehe. Damals hatten ſie noch
Farbe aufzuweiſen, heute ſtarrt einem die ſchmutzige
Leinwand entgegen und die Holzſpreizen zeichnen ihre
Umriſſe darauf nach allen Richtungen, ohne daß man
die paar Kronen darauf verwendet, ſie mit neuer
Farbe aufzufriſchen.

Daß unter ſolchen Umſtänden von einer künſt-
leriſchen Leitung
nicht die Rede ſein kann, wird
jedermann zugeſtehen, ohne biſſig zu ſein.

Wenn man beinahe ſechzehn Kronen für eine
Loge zu vier Perſonen nimmt, kann der Beſucher
doch wohl verlangen, daß die Vorſtellung ohne auf-
fallend ſtörende Zwiſchenfälle vor ſich geht.

So ſieht es gegenwärtig in unſerem Theater
aus. wo der Pächter keinen Pacht zahlt und nur
einnimmt. Seine Parole heißt: „Nur billig!“ Und
man hat noch nie gehört, daß er von der kompetenten
Aufſichtsbehörde zur Verantwortung gezogen wurde,
obwohl ſein Vertrag mit der Stadt dies ausdrücklich
bedingt.

Was alſo kann man von einem Leiter mit hohem
Pacht verlangen, der da mit Recht antworten kann:
„Ja, da bedauere ich unendlich, ich muß die Pacht-
ſumme erſchwingen — und da kann ich mich nicht
auf große Ausgaben einlaſſen“. Was dann folgt,
kann man ſich leicht ausmalen. Ich kann ein Lied
davon ſingen, denn in den verſchiedenen Garniſonen
habe ich ſo manches erlebt und möchte unſer neues
Theater davor bewahren, zum Tummelplatz gewiſſer
Elemente zu werden.

Bisher war das Theater wegen des Leiters da
— jetzt wäre es höchſte Zeit, daß einmal der Leiter
wegen des Theaters da wäre.




Gemeindewahlen in Weikersdorf.

Heute
Mittwoch finden in der Nachbargemeinde Weikersdorf
die Wahlen im III. Wahlkörper ſtatt. Als Kandidaten
werden ſeitens des Wahlausſchuſſes die Herren Michael
Gſchiegl, Johann Spitzer, Michael Gayer d. J.
und Leopold Habres empfohlen.




Lokal-Nachrichten.
Kaiſers Geburtsfeſt.

Unter ungleich
größerem Aufwande von Gepränge wurde heuer im
Jubiläumsjahre das 78. Geburesfeſt des Kaiſers
gefeiert. Ein heiteres, ſonnenhelles Wetter, ein wahres
Kaiſerwetter, begünſtigte die Feier. Schon am frühen
Morgen leiteten Böllerſchüſſe die Feier ein, die dies-
mal unter Beteiligung des eben hier einquartierten
bosniſchen Jägerbataillons und einer Eskadron
Ulanen ſtattfand. Um 9 Uhr fand in der Stadt-
pfarrkirche ein vom Dechant Frim zelebriertes Hoch-
amt ſtatt. Zu demſelben hatten ſich eingefunden:
Erzherzogin Iſabelle mit Erzherzog Karl Albrecht
und den erzherzoglichen Töchtern, Oberſthofmeiſter
Graf Orſini-Roſenberg, Erzbiſchof Dr. Georg
Poſilovics von Agram, FZM. Freiherr von
Waldſtätten, FML. von Gſtöttner, GM.
v. Viditz, Stationskommandant Oberſt Krebs
v. Sturmwall,
der Kommandant des Kurhauſes vom
„Weißen Kreuz“ Major Srnka, der Kommandant des
Militärſpitals Oberſtabsarzt Dr. Schuller, Oberſt v.
Schuſter, und eine große Anzahl hoher Offiziere,
Bezirkshauptmann Freiherr v. Egger, Finanzrat
Dr. Dorfinger, Bezirksrichter Dr. Hink, Ober-
poſtverwalter Schmidt, Bürgermeiſter Dr. Trenner
und Vizebürgermeiſter Bruſatti mit einer großen
Anzahl Gemeindeausſchüſſen, eine Abordnung des
Gendarmerie-Poſtenkommandos, der hieſige Veteranen-
verein mit Muſik u. ſ. w. Während der einzelnen
Phaſen des Feſtgottesdienſtes gab das auf dem
Kirchenplatze aufgeſtellte Jägerbataillon Salven ab,
das auch die entſprechenden Ehrenbezeigungen bei der
Abfahrt des Hofes leiſtete. Nach Schluß des Gottes-
dienſtes rangierte ſich das Militär und der Vete-
ranenverein zur Defilierung, die FZM. Freiherr
v. Waldſtätten abnahm. — In Weikersdorf
fand ſchon am Abend vorher eine Kaiſerfeier ſtatt.
Von dem feſtlich beleuchteten Rathausturme blies ein
[Spaltenumbruch] Trompeterkorps patriotiſche Märſche in die Nacht
hinaus und um 9 Uhr wurde ein hübſches Feuer-
werk abgebrannt, dem eine ungeheure Menſchenmenge
— man ſchätzt die Zahl auf za. 5000 — beiwohnte.
Am Dienstag morgens fand in der St. Helenenkirche
ein Feſtgottesdienſt ſtatt, dem Bürgermeiſter Joſef
Trenner, Vizebürgermeiſter Gall und viele Ge-
meindeausſchüſſe beiwohnten. — Auch im hieſigen
iſraelitiſchen Tempel fand ein ſolenner Feſtgottesdienſt
ſtatt, dem der Präſes der Gemeinde, Herr Moriz
Leitner, mit dem geſamten Kultusvorſtande bei-
wohnte.

Kurliſte.

Die Nr. 111 der heute ausge-
gebenen Kurliſte weiſt 8048 Parteien mit 21466
Perſonen aus.

Auszeichnung.

Das von unſerem Blatte
am 16. Mai d. J. gebrachte „Feſtſpiel“ unſeres
Mödlinger Korreſpondenten Herrn Prof. Hermann
Hoffmann wurde zur Vorfeier der kaiſerlichen
Geburtsfeier am Marienbader Stadttheater in Gegen-
wart des Königs von England mit großem Erfolge
aufgeführt.

Goldenes Prieſterjubiläum.

Ver-
gangenen Sonntag feierte hier der Erzbiſchof von
Agram, Dr. Georg Poſilovics, ſein fünfzigjähriges
Prieſterjubiläum, aus welchem Anlaſſe unter Führung
des Auxiliarbiſchofs und Domkapitnlars Suk ein-
Abordnung von 10 Geiſtlichen des dortigen Dome
kapitels erſchien, um die Glückwünſche desſelben zu
übermitteln. Um 9 Uhr zelebrierte der Jubelprieſter
unter Aſſiſtenz ſeiner und der hieſigen Geiſtlichkeit in
[d]er Pfarrkirche eine feierliche Meſſe und um 1 Uhr
mittags fand in Sukfüll’s Grand Hotel „Grüner
Baum“, dem Abſteigquartier des Erzbiſchofs, ein
Diner ſtatt, dem neben der Abordnung des Dom-
kapitels Dr. G. Haſelberger, Pfarrer Frim
mit der Geiſtlichkeit des Pfarrſprengels, ſerner Hotelier
Sukfüll, Dr. Haidvogel und Dr. Smolcic
zugezogen wurden. Während des Diners verlas einer
der Domherren die eingelangten Glückwunſchſchreiben,
darunter ein in beſonders herzlichem Tone abgefaßtes
Glückwunſchſchreiben des Kaiſers, des Papſtes,
des Erzherzogs Leopold Salvator, des Banus
von Kroatien Baron Kraus u. ſ. w. Auch aus der
Heimatsgemeinde des Jubelprieſters, einem Dorfe an
der ſüdlichen Grenze von Kroatien, waren Glück-
wunſchſchreiben gekommen, und zwar ſeitens des
dortigen Ortsvorſtehers und des — Verſchönerungs-
vereines. Die große Zahl, der Depeſcheu und ihr
Inhalt gaben Zeugnis von der Beliebtheit, deren
ſich der greiſe Kirchenfürſt erfreut. Im Verlaufe des
Diners, das einen intimen, unoffiziellen Charakter
hatte, gedachte der Gefeierte auch ſeines Hausherrn,
des Hoteliers Sukfüll mit herzlichen Worten. Er
betonte ſpeziell die gaſtfreundliche Aufnahme, ſo daß
er kaum in ſeinem eigenen Heim dieſen Jubeltag
hätte behaglicher begehen können. Erzbiſchof Poſi-
lovics,
der heute 75 Jahre alt iſt, in Wien ſtudiert
hat und lange Jahre Biſchof von Zengg war, hat
aus dieſem Anlaſſe den Betrag von 150.000 K für
humanitäre Zwecke ſeiner Diezöſe gewidmet.

Auszeichnung eines heimiſchen
Etabliſſements.

Welcher Anerkennung die neu
eröffneten Geſellſchaftsräume im Grand Hotel „Grüner
Baum“ ſich erfreuen und wie weit der Ruf des
Hauſes gedrungen, davon gibt eine Depeſche Zeugnis,
die dieſer Tage an den Beſitzer des Etabliſſements
Herrn Sukfüll aus Luxemburg gelangt iſt. Die-
ſelbe hat folgenden Inhalt: „Die angenehmen Er-
innerungen Ihres Hauſes, wo ich manchen Badejour
erlebt, berechtigen mich, Ihnen und Ihrer Frau zum
ausgeführten Prachtbau zu gratulieren. Wünſche hin-
zufügend, die Zukunft möge eine ebenſo glückliche als
die Vergangenheit ſein.

Prinzeſſin Karl v. Arenberg“.

Liederabend.

Es war ein beſonderes
Wagnis der Konzertſängerin Ricca Breitenſtein,
als ſie es unternahm, einen Liederabend zugunſten
der öſterreichiſchen Geſellſchaft „Weißes Kreuz“ in
Baden zu veranſtalten. Denn wer die Konzert-Ver-
hältniſſe im Sommer in Baden kennt, weiß, daß
ſeit Menſchengedenken ſolche künſtleriſche Unternehmun-
gen wenig Erfolg hatten. Das Wagnis iſt aber doch
geglückt. Der Liederabend dieſer Künſtlerin, welcher
am 11. d. M. im Feſtſaale des k. u. k. Sauerhofes
(Reſtaurant Heilſam) ſtattfand, hatte einen über-
raſchend glänzenden Erfolg; der Saal war lange vor
der angeſetzten Zeit von einem höchſt diſtinguierten
Publikum bis auf den letzten Platz gefüllt. Das
Programm war ebenfalls ein höchſt gewähltes. Die
Sängerin Ricca Breitenſtein, welche in Baden
von ihrer Mitwirkung bei den Sinfoniekonzerten
bereits rühmlichſt bekannt iſt, wurde gleich bei ihrem
[Spaltenumbruch] Auftreten freundlich begrüßt und ſang zunächſt die
Lieder „Untreue“ von Cornelius, „Waſſerflut“ und
„Die Stadt“ von Schubert und „Zur Johannis-
nacht“ von Grieg und erntete damit vielen Beifall.
Hierauf folgte ein Violinvortrag unſeres hochge-
ſchätzten Konzertmeiſters Joſef Zimbler, welcher
die Romanze von L. v. Beethoven und die Konzert-
Mazurka von Zarzycki ſo meiſterhaft vortrug, daß er
lauten Beifall erntete und eine Zugabe leiſten mußte.
Unter ſteigendem Beifall ſetzte dann Frau Breiten-
ſtein
ihren Liedervortrag fort; die ebenſo ſchönen
als ſchwierigen Lieder „Nur einmal ſag’“ von Horn,
„Der Freund“ und „Heimweh“ von Wolf, trug ſie
mit ihrer mächtigen, tadellos ausgebildeten Stimme
ſo hinreißend ſchön vor, daß alle Anweſenden tief
ergriffen waren. Rauſchender Applaus und herrliche
Blumenſpenden waren der Dank des entzückten Audi-
toriums. Nun folgte ein glänzender Klaviervortrag
des Prof. Karl Lafite, die XII. ungariſche Rhap-
ſodie von Liszt, der einen ſtürmiſchen Beifall ent-
feſſelte, ſo daß die Piece wiederholt werden mußte.
Zum Schluſſe ſang Frau Breitenſtein von dieſem
Meiſter eine neue Kompoſition „Die Nacht“, ein
tiefempfundenes Lied und die ſelten gehörten, herr-
lichen Lieder von Schumann „Der Knabe mit dem
Wunderhorn“ und das „Wanderlied“ in ebenſo tadel-
laſer Weiſe wie die übrigen, ſo daß natürlich aber-
mals rauſchender Applaus folgte und Zugabe geleiſtet
werden mußte. Und ſo endete dieſer Liederabend ſo
ſchön wie er begonnen, ebenſo unter dem ſchönſten
Eindrucke. Um den glänzenden Erfolg des Abends
hatten außer den genannten Künſtlern ſich die Funk-
tionäre des Militärkurhauſes der öſterreichiſchen Ge-
ſellſchaft „Weißes Kreuz“ (Erzherzog Friedrich-
Stiftung) der Kommandant k. u. k. Major Leopold
Srnka und der kaiſ. Rat Dr. Podzahradsky
beſonders verdient gemacht, daß das Konzert das von
der Sängerin angeſtrebte Ziel auch erreicht wurde
und ein hübſches Reinerträgnis für das „Weiße
Kreuz“ brachte, wozu noch Se. k. u. k. Hoheit Erz-
herzog Friedrich eine namhafte Spende widmete.

Neue Zigarrenſorten.

Seit geſtern,
dem 18. Auguſt, wurden neue Tabakſorte in Verſchleiß
gebracht und zwar „Cronas“-Zigarren für die obern
Zehntauſend (10 Stück 7 K) und 2 Zigarettenarten,
A in Blechkaſſetten mit 100 Stück für 12 K — dieſe
in Spezialitätentrafiken und B in allgemeinen Ver-
ſchleißen — „Kaiſer“-Zigaretten à 4 h. Die Tabak-
raucher ſind im letzten Jahre über die „Güte“ des
„ärariſchen Krautes“ nicht beſonders gut zu ſprechen;
vielleicht werden es die Jubiläumsſorten beſſern, was
die Tabakregie ſchlecht macht.

Schluß der Hundstage.

Ein ſolches
Auguſtmedium, wie dies Jahr, haben wir ſchon lange
nicht erlebt. Die Tageswärme unter 15°, die nächt-
liche Temperatur unter 10, — ja bis 7°! Das hat
ſich nicht bald ein Sommermonat zu bieten erlaubt.
Dazu hatten wir beſonders Samstag und Sonntag
ein zwar nicht ausgeſprochenes, aber doch höchſt un-
angenehmes Regenwetter. Die Hitze des Hochſommers,
die uns ſchon im Juni vergnügte, fiel im Auguſt
ganz weg, da ſie doch die ſchönſte Gelegenheit gehabt
hätte, die Sommerkleider und — Hütte der Damen
ins Freie zu locken! Daher wurden auch manche
Sommerfeſte, die geplant waren, unmöglich gemacht.
Aber alles Klagen und Hadern hilft nichts. Vielleicht
wird der Herbſt gut machen, was der Sommer ver-
patzt hat.

Eine Alt-Badener Sonnenuhr-
Reminiszenz.

Natürlich gibt es auch auf dem
Gebiete ſolcher Uhren in den Badener Park- und Berg-
anlagen nichts Neues unter der Sonne! Dieſer Tage
wieder fiel mir, gerade als ſich Phoebus hinter einem
dicken Plaid von Regenwolken vermummelte, ein groß-
väterliches Büchlein in die Hände, das einem Badener
Bürger gehörte und die Jahreszahl 1773 trägt. Sein
Beſitzer war Joſef Perger, der 1775 in Waid-
hofen a. d. Ybbs geborene und 1845 hier in Baden
verſtorbene Ortsrichter des ehemaligen Vororts
Gutenbrunn. Perger, ein Großvater der beiden uns
wohlbekannten kunſtverſtändigen Sammler Eduard und
Guſtav Perger, hatte im erſten Drittel des ver-
gangenen Jahrhunderts in der Nähe der „letzten
Station“ auf dem Kalvarienberge einen Beobachtungs-
tiſch mit einer Sonnenuhr errichtet, die durch ihr
Gnomon auch zur raſchen Ortsanffindung bei Bränden
in der Umgebung wertvolle Dienſte leiſtete. Heute
iſt auf jenem Bergesgipfel längſt die letzte Spur
dieſer anerkennenswerten Gelehrſamkeit verweht; das
Handbuch Pergers aber, das ihm als Führer durch
die Kunſt der „Gnomonica“ gedient und von ihm
handſchriftliche Notizen aufweiſt, iſt noch vorhanden
und gibt Zeugnis von ſeinen gemeinnützigen Beſtre-

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[4/0004] Mittwoch Badener Zeitung 19. Auguſt 1908. Nr. 67. Einſt waren wirkliche Schauſpieler für dieſelben da! Heute werden ſämtliche Nebenrollen von ſogenannten „Chorſängern“ vorgeführt. Daß man vom Souffleur irgend einen Satz oft dreimal oder viermal hört, um ſich dann vom Darſteller etwas ganz anderes erzählen zu laſſen, wird jeder aufmerkſame Zuhörer beſtätigen. Verſprechungen werden einfach von den Mitſpielenden mit kaum verhaltener Heiterkeit quittiert. Wo bleiben da die Spielleiter?? Die Dekorationen habe ich ſchon als junger Leutnant geſehen, heute bin ich bereits in Penſion und noch immer begrüße ich ſie, wenn ich ins Theater gehe. Damals hatten ſie noch Farbe aufzuweiſen, heute ſtarrt einem die ſchmutzige Leinwand entgegen und die Holzſpreizen zeichnen ihre Umriſſe darauf nach allen Richtungen, ohne daß man die paar Kronen darauf verwendet, ſie mit neuer Farbe aufzufriſchen. Daß unter ſolchen Umſtänden von einer künſt- leriſchen Leitung nicht die Rede ſein kann, wird jedermann zugeſtehen, ohne biſſig zu ſein. Wenn man beinahe ſechzehn Kronen für eine Loge zu vier Perſonen nimmt, kann der Beſucher doch wohl verlangen, daß die Vorſtellung ohne auf- fallend ſtörende Zwiſchenfälle vor ſich geht. So ſieht es gegenwärtig in unſerem Theater aus. wo der Pächter keinen Pacht zahlt und nur einnimmt. Seine Parole heißt: „Nur billig!“ Und man hat noch nie gehört, daß er von der kompetenten Aufſichtsbehörde zur Verantwortung gezogen wurde, obwohl ſein Vertrag mit der Stadt dies ausdrücklich bedingt. Was alſo kann man von einem Leiter mit hohem Pacht verlangen, der da mit Recht antworten kann: „Ja, da bedauere ich unendlich, ich muß die Pacht- ſumme erſchwingen — und da kann ich mich nicht auf große Ausgaben einlaſſen“. Was dann folgt, kann man ſich leicht ausmalen. Ich kann ein Lied davon ſingen, denn in den verſchiedenen Garniſonen habe ich ſo manches erlebt und möchte unſer neues Theater davor bewahren, zum Tummelplatz gewiſſer Elemente zu werden. Bisher war das Theater wegen des Leiters da — jetzt wäre es höchſte Zeit, daß einmal der Leiter wegen des Theaters da wäre. Ein alter Badner. Gemeindewahlen in Weikersdorf. Heute Mittwoch finden in der Nachbargemeinde Weikersdorf die Wahlen im III. Wahlkörper ſtatt. Als Kandidaten werden ſeitens des Wahlausſchuſſes die Herren Michael Gſchiegl, Johann Spitzer, Michael Gayer d. J. und Leopold Habres empfohlen. Lokal-Nachrichten. — Kaiſers Geburtsfeſt. Unter ungleich größerem Aufwande von Gepränge wurde heuer im Jubiläumsjahre das 78. Geburesfeſt des Kaiſers gefeiert. Ein heiteres, ſonnenhelles Wetter, ein wahres Kaiſerwetter, begünſtigte die Feier. Schon am frühen Morgen leiteten Böllerſchüſſe die Feier ein, die dies- mal unter Beteiligung des eben hier einquartierten bosniſchen Jägerbataillons und einer Eskadron Ulanen ſtattfand. Um 9 Uhr fand in der Stadt- pfarrkirche ein vom Dechant Frim zelebriertes Hoch- amt ſtatt. Zu demſelben hatten ſich eingefunden: Erzherzogin Iſabelle mit Erzherzog Karl Albrecht und den erzherzoglichen Töchtern, Oberſthofmeiſter Graf Orſini-Roſenberg, Erzbiſchof Dr. Georg Poſilovics von Agram, FZM. Freiherr von Waldſtätten, FML. von Gſtöttner, GM. v. Viditz, Stationskommandant Oberſt Krebs v. Sturmwall, der Kommandant des Kurhauſes vom „Weißen Kreuz“ Major Srnka, der Kommandant des Militärſpitals Oberſtabsarzt Dr. Schuller, Oberſt v. Schuſter, und eine große Anzahl hoher Offiziere, Bezirkshauptmann Freiherr v. Egger, Finanzrat Dr. Dorfinger, Bezirksrichter Dr. Hink, Ober- poſtverwalter Schmidt, Bürgermeiſter Dr. Trenner und Vizebürgermeiſter Bruſatti mit einer großen Anzahl Gemeindeausſchüſſen, eine Abordnung des Gendarmerie-Poſtenkommandos, der hieſige Veteranen- verein mit Muſik u. ſ. w. Während der einzelnen Phaſen des Feſtgottesdienſtes gab das auf dem Kirchenplatze aufgeſtellte Jägerbataillon Salven ab, das auch die entſprechenden Ehrenbezeigungen bei der Abfahrt des Hofes leiſtete. Nach Schluß des Gottes- dienſtes rangierte ſich das Militär und der Vete- ranenverein zur Defilierung, die FZM. Freiherr v. Waldſtätten abnahm. — In Weikersdorf fand ſchon am Abend vorher eine Kaiſerfeier ſtatt. Von dem feſtlich beleuchteten Rathausturme blies ein Trompeterkorps patriotiſche Märſche in die Nacht hinaus und um 9 Uhr wurde ein hübſches Feuer- werk abgebrannt, dem eine ungeheure Menſchenmenge — man ſchätzt die Zahl auf za. 5000 — beiwohnte. Am Dienstag morgens fand in der St. Helenenkirche ein Feſtgottesdienſt ſtatt, dem Bürgermeiſter Joſef Trenner, Vizebürgermeiſter Gall und viele Ge- meindeausſchüſſe beiwohnten. — Auch im hieſigen iſraelitiſchen Tempel fand ein ſolenner Feſtgottesdienſt ſtatt, dem der Präſes der Gemeinde, Herr Moriz Leitner, mit dem geſamten Kultusvorſtande bei- wohnte. — Kurliſte. Die Nr. 111 der heute ausge- gebenen Kurliſte weiſt 8048 Parteien mit 21466 Perſonen aus. — Auszeichnung. Das von unſerem Blatte am 16. Mai d. J. gebrachte „Feſtſpiel“ unſeres Mödlinger Korreſpondenten Herrn Prof. Hermann Hoffmann wurde zur Vorfeier der kaiſerlichen Geburtsfeier am Marienbader Stadttheater in Gegen- wart des Königs von England mit großem Erfolge aufgeführt. — Goldenes Prieſterjubiläum. Ver- gangenen Sonntag feierte hier der Erzbiſchof von Agram, Dr. Georg Poſilovics, ſein fünfzigjähriges Prieſterjubiläum, aus welchem Anlaſſe unter Führung des Auxiliarbiſchofs und Domkapitnlars Suk ein- Abordnung von 10 Geiſtlichen des dortigen Dome kapitels erſchien, um die Glückwünſche desſelben zu übermitteln. Um 9 Uhr zelebrierte der Jubelprieſter unter Aſſiſtenz ſeiner und der hieſigen Geiſtlichkeit in der Pfarrkirche eine feierliche Meſſe und um 1 Uhr mittags fand in Sukfüll’s Grand Hotel „Grüner Baum“, dem Abſteigquartier des Erzbiſchofs, ein Diner ſtatt, dem neben der Abordnung des Dom- kapitels Dr. G. Haſelberger, Pfarrer Frim mit der Geiſtlichkeit des Pfarrſprengels, ſerner Hotelier Sukfüll, Dr. Haidvogel und Dr. Smolcic zugezogen wurden. Während des Diners verlas einer der Domherren die eingelangten Glückwunſchſchreiben, darunter ein in beſonders herzlichem Tone abgefaßtes Glückwunſchſchreiben des Kaiſers, des Papſtes, des Erzherzogs Leopold Salvator, des Banus von Kroatien Baron Kraus u. ſ. w. Auch aus der Heimatsgemeinde des Jubelprieſters, einem Dorfe an der ſüdlichen Grenze von Kroatien, waren Glück- wunſchſchreiben gekommen, und zwar ſeitens des dortigen Ortsvorſtehers und des — Verſchönerungs- vereines. Die große Zahl, der Depeſcheu und ihr Inhalt gaben Zeugnis von der Beliebtheit, deren ſich der greiſe Kirchenfürſt erfreut. Im Verlaufe des Diners, das einen intimen, unoffiziellen Charakter hatte, gedachte der Gefeierte auch ſeines Hausherrn, des Hoteliers Sukfüll mit herzlichen Worten. Er betonte ſpeziell die gaſtfreundliche Aufnahme, ſo daß er kaum in ſeinem eigenen Heim dieſen Jubeltag hätte behaglicher begehen können. Erzbiſchof Poſi- lovics, der heute 75 Jahre alt iſt, in Wien ſtudiert hat und lange Jahre Biſchof von Zengg war, hat aus dieſem Anlaſſe den Betrag von 150.000 K für humanitäre Zwecke ſeiner Diezöſe gewidmet. — Auszeichnung eines heimiſchen Etabliſſements. Welcher Anerkennung die neu eröffneten Geſellſchaftsräume im Grand Hotel „Grüner Baum“ ſich erfreuen und wie weit der Ruf des Hauſes gedrungen, davon gibt eine Depeſche Zeugnis, die dieſer Tage an den Beſitzer des Etabliſſements Herrn Sukfüll aus Luxemburg gelangt iſt. Die- ſelbe hat folgenden Inhalt: „Die angenehmen Er- innerungen Ihres Hauſes, wo ich manchen Badejour erlebt, berechtigen mich, Ihnen und Ihrer Frau zum ausgeführten Prachtbau zu gratulieren. Wünſche hin- zufügend, die Zukunft möge eine ebenſo glückliche als die Vergangenheit ſein. Prinzeſſin Karl v. Arenberg“. — Liederabend. Es war ein beſonderes Wagnis der Konzertſängerin Ricca Breitenſtein, als ſie es unternahm, einen Liederabend zugunſten der öſterreichiſchen Geſellſchaft „Weißes Kreuz“ in Baden zu veranſtalten. Denn wer die Konzert-Ver- hältniſſe im Sommer in Baden kennt, weiß, daß ſeit Menſchengedenken ſolche künſtleriſche Unternehmun- gen wenig Erfolg hatten. Das Wagnis iſt aber doch geglückt. Der Liederabend dieſer Künſtlerin, welcher am 11. d. M. im Feſtſaale des k. u. k. Sauerhofes (Reſtaurant Heilſam) ſtattfand, hatte einen über- raſchend glänzenden Erfolg; der Saal war lange vor der angeſetzten Zeit von einem höchſt diſtinguierten Publikum bis auf den letzten Platz gefüllt. Das Programm war ebenfalls ein höchſt gewähltes. Die Sängerin Ricca Breitenſtein, welche in Baden von ihrer Mitwirkung bei den Sinfoniekonzerten bereits rühmlichſt bekannt iſt, wurde gleich bei ihrem Auftreten freundlich begrüßt und ſang zunächſt die Lieder „Untreue“ von Cornelius, „Waſſerflut“ und „Die Stadt“ von Schubert und „Zur Johannis- nacht“ von Grieg und erntete damit vielen Beifall. Hierauf folgte ein Violinvortrag unſeres hochge- ſchätzten Konzertmeiſters Joſef Zimbler, welcher die Romanze von L. v. Beethoven und die Konzert- Mazurka von Zarzycki ſo meiſterhaft vortrug, daß er lauten Beifall erntete und eine Zugabe leiſten mußte. Unter ſteigendem Beifall ſetzte dann Frau Breiten- ſtein ihren Liedervortrag fort; die ebenſo ſchönen als ſchwierigen Lieder „Nur einmal ſag’“ von Horn, „Der Freund“ und „Heimweh“ von Wolf, trug ſie mit ihrer mächtigen, tadellos ausgebildeten Stimme ſo hinreißend ſchön vor, daß alle Anweſenden tief ergriffen waren. Rauſchender Applaus und herrliche Blumenſpenden waren der Dank des entzückten Audi- toriums. Nun folgte ein glänzender Klaviervortrag des Prof. Karl Lafite, die XII. ungariſche Rhap- ſodie von Liszt, der einen ſtürmiſchen Beifall ent- feſſelte, ſo daß die Piece wiederholt werden mußte. Zum Schluſſe ſang Frau Breitenſtein von dieſem Meiſter eine neue Kompoſition „Die Nacht“, ein tiefempfundenes Lied und die ſelten gehörten, herr- lichen Lieder von Schumann „Der Knabe mit dem Wunderhorn“ und das „Wanderlied“ in ebenſo tadel- laſer Weiſe wie die übrigen, ſo daß natürlich aber- mals rauſchender Applaus folgte und Zugabe geleiſtet werden mußte. Und ſo endete dieſer Liederabend ſo ſchön wie er begonnen, ebenſo unter dem ſchönſten Eindrucke. Um den glänzenden Erfolg des Abends hatten außer den genannten Künſtlern ſich die Funk- tionäre des Militärkurhauſes der öſterreichiſchen Ge- ſellſchaft „Weißes Kreuz“ (Erzherzog Friedrich- Stiftung) der Kommandant k. u. k. Major Leopold Srnka und der kaiſ. Rat Dr. Podzahradsky beſonders verdient gemacht, daß das Konzert das von der Sängerin angeſtrebte Ziel auch erreicht wurde und ein hübſches Reinerträgnis für das „Weiße Kreuz“ brachte, wozu noch Se. k. u. k. Hoheit Erz- herzog Friedrich eine namhafte Spende widmete. — Neue Zigarrenſorten. Seit geſtern, dem 18. Auguſt, wurden neue Tabakſorte in Verſchleiß gebracht und zwar „Cronas“-Zigarren für die obern Zehntauſend (10 Stück 7 K) und 2 Zigarettenarten, A in Blechkaſſetten mit 100 Stück für 12 K — dieſe in Spezialitätentrafiken und B in allgemeinen Ver- ſchleißen — „Kaiſer“-Zigaretten à 4 h. Die Tabak- raucher ſind im letzten Jahre über die „Güte“ des „ärariſchen Krautes“ nicht beſonders gut zu ſprechen; vielleicht werden es die Jubiläumsſorten beſſern, was die Tabakregie ſchlecht macht. — Schluß der Hundstage. Ein ſolches Auguſtmedium, wie dies Jahr, haben wir ſchon lange nicht erlebt. Die Tageswärme unter 15°, die nächt- liche Temperatur unter 10, — ja bis 7°! Das hat ſich nicht bald ein Sommermonat zu bieten erlaubt. Dazu hatten wir beſonders Samstag und Sonntag ein zwar nicht ausgeſprochenes, aber doch höchſt un- angenehmes Regenwetter. Die Hitze des Hochſommers, die uns ſchon im Juni vergnügte, fiel im Auguſt ganz weg, da ſie doch die ſchönſte Gelegenheit gehabt hätte, die Sommerkleider und — Hütte der Damen ins Freie zu locken! Daher wurden auch manche Sommerfeſte, die geplant waren, unmöglich gemacht. Aber alles Klagen und Hadern hilft nichts. Vielleicht wird der Herbſt gut machen, was der Sommer ver- patzt hat. — Eine Alt-Badener Sonnenuhr- Reminiszenz. Natürlich gibt es auch auf dem Gebiete ſolcher Uhren in den Badener Park- und Berg- anlagen nichts Neues unter der Sonne! Dieſer Tage wieder fiel mir, gerade als ſich Phoebus hinter einem dicken Plaid von Regenwolken vermummelte, ein groß- väterliches Büchlein in die Hände, das einem Badener Bürger gehörte und die Jahreszahl 1773 trägt. Sein Beſitzer war Joſef Perger, der 1775 in Waid- hofen a. d. Ybbs geborene und 1845 hier in Baden verſtorbene Ortsrichter des ehemaligen Vororts Gutenbrunn. Perger, ein Großvater der beiden uns wohlbekannten kunſtverſtändigen Sammler Eduard und Guſtav Perger, hatte im erſten Drittel des ver- gangenen Jahrhunderts in der Nähe der „letzten Station“ auf dem Kalvarienberge einen Beobachtungs- tiſch mit einer Sonnenuhr errichtet, die durch ihr Gnomon auch zur raſchen Ortsanffindung bei Bränden in der Umgebung wertvolle Dienſte leiſtete. Heute iſt auf jenem Bergesgipfel längſt die letzte Spur dieſer anerkennenswerten Gelehrſamkeit verweht; das Handbuch Pergers aber, das ihm als Führer durch die Kunſt der „Gnomonica“ gedient und von ihm handſchriftliche Notizen aufweiſt, iſt noch vorhanden und gibt Zeugnis von ſeinen gemeinnützigen Beſtre-

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Zitationshilfe: Badener Zeitung. Nr. 67, Baden (Niederösterreich), 19.08.1908, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_badener067_1908/4>, abgerufen am 05.05.2024.