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Badener Zeitung. Nr. 56, Baden (Niederösterreich), 13.07.1898.

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Nr. 56. Mittwoch Badener Zeitung 13. Juli 1898

[Spaltenumbruch] worden, durch Juden stattgefunden habe, dass die
Nationalen keine Judenfreunde seien u. s. w.
Schließlich that er noch der Verstaatlichung öffentlicher
Anstalten, der Einschränkung der politischen Freiheit,
der städtischen Landes- und Staatsbeamten Erwähnung.
Nachdem er unter großem Beifall geendet hatte,
erörterte Schriftleiter Herzog die Bedeutung der
Sprachenverordnungen, die Berechtigung der Ob-
struction und die Mär, dass die Deutschnationalen,
welche gegen den Missbrauch der Religion zu
politischen Zwecken auftreten, Feinde der Religion
und keine Patrioten seien; er besprach weiters die
Wirtschaftspolitik der Deutschnationalen, den Antrag
des Dr. Verkauf inbetreff der Getreidezölle und
schließlich das Verhalten der christlichsocialen Ab-
geordneten des Mödlinger Bezirkes, welche für diesen
so wenig thätig waren, dass Abg. Wolf sich um
den Bezirk annehmen musste; Herzog kritisierte
weiters die Politik der Christlichsocialen im Parlamente,
ihre Versammlungen und ihre Freundschaft mit den
Clericalen, meinte, dass deren Betheuerungen des
nationalen Bewusstseins bloß erheuchelt seien und
kritisierte schließlich in scharfen Worten die Anwürfe
eines hiesigen Localblattes. Der Socialdemokrat
Dr. Ludwig Redlich erklärte den Standpunkt der
Socialdemokratie und spricht den nationalen Zwisten
der Gegenwart alle Berechtigung ab, worauf Herzog
erwidert, dass auch die französischen und czechischen
Socialdemokraten national seien. Unter großer
Heiterkeit sprach Herr Peterson (christlichsocial) aus
Perchtoldsdorf über seinen Standpunkt als Christlich-
socialer; doch fand diese Rede keine Erwiderung.

Vöslau.
(Die Curliste)

Nr. 26 vom
8. Juli weist 780 Parteien mit 2889 Personen aus.

(Eröffnungsfeier der Kaiser
Inbiläumswarte.)

Wie wir in letzter Nummer
mitgetheilt haben, fand Sonntag, den 10. d. M.,
nachmittags 5 Uhr, die feierliche Eröffnung der
22 Meter hohen Kaiser-Jubiläumswarte am Harz-
berge, im Beisein des Herrn k. k. Bezirkshaupt-
mannes Alfred Grafen zur Lippe-Weißenfeld und
der Gemeindevertretungen von Vöslau und Gainfarn
statt. Erschienen war der Männer-Gesangverein mit
seinem Vorstande, Herrn Ignaz Schwarz, der Ritter-
bund der Harzburger mit seinem Großmeister, Depu-
tationen der freiw. Feuerwehr und Delegierte des
Touristen-Clubs und Gebirgvereines, sowie Curgäste
und Einwohner von Vöslau, Baden und Umgebung.
Die Schutzrotte der freiwilligen Feuerwehr war
unter der persönlichen Führung ihres tüchtigen Com-
mandanten, Herrn Hollos, ausgerückt. Gegen 4 Uhr
schon begannen Menschenmengen die Höhen des Harz-
berges zu erklimmen und eine Stunde später waren
gegen 2000 Menschen theilweise auf der Höhe, theil-
weise auf einer errichteten Tribüne, theils auf dem
schönen, großen Platze vor der Warte versammelt
und harrten der kommenden Dinge. Punkt 5 Uhr
langten unter Fanfarengeschmetter Herr Bezirkshaupt-
mann Graf Lippe, der Bürgermeister, Herr Guido
Herrmann, auf der Höhe an und wurden von der
Gemeindevertretung durch ein von den Vereinen
gebildetes Spalier zum Portale der festlich decorierten
Warte geleitet. Der Erbauer derselben, Herr Stadt-
baumeister Anton Kainrath, verkündete in einer
markigen Ansprache die Fertigstellung der Kaiser
Jubiläumswarte und übergab dann dieselbe in die
Obhut der Gemeinde Vöslau. Herr Bürgermeister
Guido Herrmann hielt sodann eine von patriotischem
Geiste getragene Rede, und schloss mit einem drei-
maligen Hoch auf Sr. Majestät nnseren Kaiser. Nach
vortrefflicher Absingung der Volkshymne durch den
Männer-Gesangverein, unter Leitung seines Chor-
meisters, Herrn Lehrer Rudolf Mallina, in die auch
die Anwesenden mit entblößtem Haupte begeistert
einstimmten, ergriff Herr Bezirkshauptmann Graf
Lippe das Wort und gab seiner Freude Ausdruck,
über die Errichtung eines solchen schönen Wahr-
zeichens hehrer Vaterlandsliebe und Kaisertreue. Er
dankte weiters allen jenen, welche sich an dem Zu-
standekommen dieses patriotischen Werkes betheiligt
hatten, insbesondere dem Hrn. Gemeinderathe Franz
Winkler, der die Spenden aufbrachte, so dass an den
Gemeindesäckel die Anforderungen gemildert wurden,
dem um den Curort Vöslau hochverdienten Bürger-
meister, dem Erbauer, Herrn Baumeister Kainrath,
und allen edlen Spendern. Mit einem Hoch auf die-
selben, schloss er seine ergreifende Rede. Während
der Zwischenpausen concertierte ein Waldhornquartett.
Hauptsächlich trug der Männer-Gesangverein zur
Verschönerung des gelungenen Festes bei. Das Wetter
war dem Unternehmen ziemlich günstig gesinnt, nur
herrschte auf der Höhe ein starker Sturm, der den
Wortlaut der gehaltenen Reden theilweise verschlang
[Spaltenumbruch] und vertrug und diese den weiter entfernten Zu-
hörern unverständlich machte. Jetzt begaben sich die
Herren auf die Aussichtswarte, wo bei perlendem
Champagner toastiert wurde. Nachträglich bei einem
improvisierten Buffet im Schatten des Waldes brachte
der Gesangverein seine schönsten Weisen zum Vortrage,
welche vollstes Lob und Anerkennung fanden Nun
begann ein fortwährendes Auf- und Niederwogen
der anwesenden Festgäste, denn jeder wollte die
herrliche Fernsicht bewundern. Hotelier, Herr Zwier-
schütz versorgte alle mit frischem Trunk und Speise.
Als sich die Festgäste bei einbrechender Dunkelheit
mit schweren Herzen entfernt hatten, begann ein
geheimnisvolles Treiben. Ein Fenster nach dem
anderen erstrahlte in hellem Glanze, was einen
reizenden Anblick gewährte. Schlag 9 Uhr krachten
die Böller, Raketten stiegen empor und eine rothe
Feuergarbe umhüllte in blendender Helle die Warte,
um plötzlich zu erlöschen und in eine andere Farbe
überzugehen. Um dieses Feuerwerk machte sich besonders
Herr Emanuel Bittmann verdient. Als die letzten
Strahlen erloschen und der Nacht ihre Rechte wieder-
gegeben waren, blinkten noch lange die hellen Fenster
zu Thale, verkündend, dass ein Werk beendet, welches
Zeugnis gibt von der Liebe des Volkes zu seinem
herrlichen gütigen Kaiser, den uns Gott noch recht
lange erhalten möge.

Pottenstein.
("Hoch Österreich".)

Donners-
tag, den 7. und Sonntag, den 10. d. M., fand in
J. Wagner's Saallocalitäten die Aufführung des
patriotischen, dreistimmigen Liederspieles "Hoch Öster-
reich" durch einen Theil der hiesigen Schuljugend
statt. Beide Vorstellungen waren sehr gut besucht
und die Zuhörer bekundeten jedesmal durch die
reichlichste Beifallsbezeugung die Tüchtigkeit der bunten
Sängerschar. Hochverdient um die musterhaften Auf-
führungen sind Fräulein Anna Zemsauer, Prästdentin
des Frauen-Wohlthätigkeitsvereines, und Herr Lehrer
Adolf Dvorak, dieser durch das Einüben der Chöre,
jene durch das Einlernen der verschiedenen Decla-
mationen an 34 Kindern. Auch Herr Oberlehrer
Illchmann aus Fahrafeld, Herr Fuchs aus Berndorf
und Herr Schwarz aus Pottenstein trugen durch ihre
musikalische Mitwirkung zum Gelingen des Festes bei.




Theater.
Arena in Baden.

Freitag, 8. Juli: "Die Leni!" Nach mehr-
maligem Aufschube war es endlich an diesem Tage
möglich, dieses Volksstück zur zweiten Aufführung zu
bringen. Der Besuch war ein guter und das
Publicum brachte dem Stücke, sowie den Darstellern
die sympathischeste Aufnahme entgegen. Gespielt
wurde, wie in der Premiere, vorzüglich und ernteten
namentlich die Damen Miltner, Corti und Zwerenz,
sowie die Herren Aman, Wiegand, Gilzinger und
Netzl für die gelungene Vorführung ihrer Rollen
den lebhaftesten Beifall.

Samstag, 9. Juli: "Der Vogelhändler." In-
folge des herbstlich kühlen Wetters liess der Besuch
vieles zu wünschen übrig. Die Vorstellung selbst
vollzog sich trotz dieses deprimierenden Umstandes
in dnrchwegs gelungener Form und brachte allen
Darstellern den gebührenden Beifall.

Sonntag, 10. Juli fanden zwei Vorstellungen
statt, und zwar nachmittags die der Burckhard'schen
gelungenen Komödie "Die Bürgermeisterwahl" und
abends die Vorführung der ewig jungen Offenbach'
schen Operette "Blaubart". Die Nachmittagsvor-
stellung war weniger gut besucht, als die Abendvor-
stellung; beide brachten jedoch den Darstellern die
beifälligste Anerkennung seitens des Publicums ein
und hatten sich in ersterer namentlich Fräulein
Zöhrer und Herr Erl, in letzterer die Damen
Genschar und Zwerenz, sowie die Herren Pohl,
Gilzinger, Wiegand, etc. der ehrendsten Auszeichnungen
zu erfreuen.

Montag. 11. Juli: Wegen Unpässlichkeit des
Herrn Aman musste die für diesen Tag angesetzte
Vorführung des Lustspieles "Seine officielle Frau"
unterbleiben und gelangte an dessen Stelle die
Overette "Der Mikado" zur Aufführung. Die die
Hauptrollen innehabenden Damen Narenta und
Zwerenz, sowie die Herren Pohl, Gilzinger, Wiegand,
Bartl und Mailler, wurden ihren Aufgaben in ge-
wohnt vorzüglicher Weise gerecht und verhalfen der
Operette zu einem vollen Erfolge.




[Spaltenumbruch]
[irrelevantes Material]

Nr. 56. Mittwoch Badener Zeitung 13. Juli 1898

[Spaltenumbruch] worden, durch Juden ſtattgefunden habe, daſs die
Nationalen keine Judenfreunde ſeien u. ſ. w.
Schließlich that er noch der Verſtaatlichung öffentlicher
Anſtalten, der Einſchränkung der politiſchen Freiheit,
der ſtädtiſchen Landes- und Staatsbeamten Erwähnung.
Nachdem er unter großem Beifall geendet hatte,
erörterte Schriftleiter Herzog die Bedeutung der
Sprachenverordnungen, die Berechtigung der Ob-
ſtruction und die Mär, daſs die Deutſchnationalen,
welche gegen den Miſsbrauch der Religion zu
politiſchen Zwecken auftreten, Feinde der Religion
und keine Patrioten ſeien; er beſprach weiters die
Wirtſchaftspolitik der Deutſchnationalen, den Antrag
des Dr. Verkauf inbetreff der Getreidezölle und
ſchließlich das Verhalten der chriſtlichſocialen Ab-
geordneten des Mödlinger Bezirkes, welche für dieſen
ſo wenig thätig waren, daſs Abg. Wolf ſich um
den Bezirk annehmen muſste; Herzog kritiſierte
weiters die Politik der Chriſtlichſocialen im Parlamente,
ihre Verſammlungen und ihre Freundſchaft mit den
Clericalen, meinte, daſs deren Betheuerungen des
nationalen Bewuſstſeins bloß erheuchelt ſeien und
kritiſierte ſchließlich in ſcharfen Worten die Anwürfe
eines hieſigen Localblattes. Der Socialdemokrat
Dr. Ludwig Redlich erklärte den Standpunkt der
Socialdemokratie und ſpricht den nationalen Zwiſten
der Gegenwart alle Berechtigung ab, worauf Herzog
erwidert, daſs auch die franzöſiſchen und czechiſchen
Socialdemokraten national ſeien. Unter großer
Heiterkeit ſprach Herr Peterſon (chriſtlichſocial) aus
Perchtoldsdorf über ſeinen Standpunkt als Chriſtlich-
ſocialer; doch fand dieſe Rede keine Erwiderung.

Vöslau.
(Die Curliſte)

Nr. 26 vom
8. Juli weist 780 Parteien mit 2889 Perſonen aus.

(Eröffnungsfeier der Kaiſer
Inbiläumswarte.)

Wie wir in letzter Nummer
mitgetheilt haben, fand Sonntag, den 10. d. M.,
nachmittags 5 Uhr, die feierliche Eröffnung der
22 Meter hohen Kaiſer-Jubiläumswarte am Harz-
berge, im Beiſein des Herrn k. k. Bezirkshaupt-
mannes Alfred Grafen zur Lippe-Weißenfeld und
der Gemeindevertretungen von Vöslau und Gainfarn
ſtatt. Erſchienen war der Männer-Geſangverein mit
ſeinem Vorſtande, Herrn Ignaz Schwarz, der Ritter-
bund der Harzburger mit ſeinem Großmeiſter, Depu-
tationen der freiw. Feuerwehr und Delegierte des
Touriſten-Clubs und Gebirgvereines, ſowie Curgäſte
und Einwohner von Vöslau, Baden und Umgebung.
Die Schutzrotte der freiwilligen Feuerwehr war
unter der perſönlichen Führung ihres tüchtigen Com-
mandanten, Herrn Hollos, ausgerückt. Gegen 4 Uhr
ſchon begannen Menſchenmengen die Höhen des Harz-
berges zu erklimmen und eine Stunde ſpäter waren
gegen 2000 Menſchen theilweiſe auf der Höhe, theil-
weiſe auf einer errichteten Tribüne, theils auf dem
ſchönen, großen Platze vor der Warte verſammelt
und harrten der kommenden Dinge. Punkt 5 Uhr
langten unter Fanfarengeſchmetter Herr Bezirkshaupt-
mann Graf Lippe, der Bürgermeiſter, Herr Guido
Herrmann, auf der Höhe an und wurden von der
Gemeindevertretung durch ein von den Vereinen
gebildetes Spalier zum Portale der feſtlich decorierten
Warte geleitet. Der Erbauer derſelben, Herr Stadt-
baumeiſter Anton Kainrath, verkündete in einer
markigen Anſprache die Fertigſtellung der Kaiſer
Jubiläumswarte und übergab dann dieſelbe in die
Obhut der Gemeinde Vöslau. Herr Bürgermeiſter
Guido Herrmann hielt ſodann eine von patriotiſchem
Geiſte getragene Rede, und ſchloſs mit einem drei-
maligen Hoch auf Sr. Majeſtät nnſeren Kaiſer. Nach
vortrefflicher Abſingung der Volkshymne durch den
Männer-Geſangverein, unter Leitung ſeines Chor-
meiſters, Herrn Lehrer Rudolf Mallina, in die auch
die Anweſenden mit entblößtem Haupte begeiſtert
einſtimmten, ergriff Herr Bezirkshauptmann Graf
Lippe das Wort und gab ſeiner Freude Ausdruck,
über die Errichtung eines ſolchen ſchönen Wahr-
zeichens hehrer Vaterlandsliebe und Kaiſertreue. Er
dankte weiters allen jenen, welche ſich an dem Zu-
ſtandekommen dieſes patriotiſchen Werkes betheiligt
hatten, insbeſondere dem Hrn. Gemeinderathe Franz
Winkler, der die Spenden aufbrachte, ſo daſs an den
Gemeindeſäckel die Anforderungen gemildert wurden,
dem um den Curort Vöslau hochverdienten Bürger-
meiſter, dem Erbauer, Herrn Baumeiſter Kainrath,
und allen edlen Spendern. Mit einem Hoch auf die-
ſelben, ſchloſs er ſeine ergreifende Rede. Während
der Zwiſchenpauſen concertierte ein Waldhornquartett.
Hauptſächlich trug der Männer-Geſangverein zur
Verſchönerung des gelungenen Feſtes bei. Das Wetter
war dem Unternehmen ziemlich günſtig geſinnt, nur
herrſchte auf der Höhe ein ſtarker Sturm, der den
Wortlaut der gehaltenen Reden theilweiſe verſchlang
[Spaltenumbruch] und vertrug und dieſe den weiter entfernten Zu-
hörern unverſtändlich machte. Jetzt begaben ſich die
Herren auf die Ausſichtswarte, wo bei perlendem
Champagner toaſtiert wurde. Nachträglich bei einem
improviſierten Buffet im Schatten des Waldes brachte
der Geſangverein ſeine ſchönſten Weiſen zum Vortrage,
welche vollſtes Lob und Anerkennung fanden Nun
begann ein fortwährendes Auf- und Niederwogen
der anweſenden Feſtgäſte, denn jeder wollte die
herrliche Fernſicht bewundern. Hotelier, Herr Zwier-
ſchütz verſorgte alle mit friſchem Trunk und Speiſe.
Als ſich die Feſtgäſte bei einbrechender Dunkelheit
mit ſchweren Herzen entfernt hatten, begann ein
geheimnisvolles Treiben. Ein Fenſter nach dem
anderen erſtrahlte in hellem Glanze, was einen
reizenden Anblick gewährte. Schlag 9 Uhr krachten
die Böller, Raketten ſtiegen empor und eine rothe
Feuergarbe umhüllte in blendender Helle die Warte,
um plötzlich zu erlöſchen und in eine andere Farbe
überzugehen. Um dieſes Feuerwerk machte ſich beſonders
Herr Emanuel Bittmann verdient. Als die letzten
Strahlen erloſchen und der Nacht ihre Rechte wieder-
gegeben waren, blinkten noch lange die hellen Fenſter
zu Thale, verkündend, daſs ein Werk beendet, welches
Zeugnis gibt von der Liebe des Volkes zu ſeinem
herrlichen gütigen Kaiſer, den uns Gott noch recht
lange erhalten möge.

Pottenſtein.
(„Hoch Öſterreich“.)

Donners-
tag, den 7. und Sonntag, den 10. d. M., fand in
J. Wagner’s Saallocalitäten die Aufführung des
patriotiſchen, dreiſtimmigen Liederſpieles „Hoch Öſter-
reich“ durch einen Theil der hieſigen Schuljugend
ſtatt. Beide Vorſtellungen waren ſehr gut beſucht
und die Zuhörer bekundeten jedesmal durch die
reichlichſte Beifallsbezeugung die Tüchtigkeit der bunten
Sängerſchar. Hochverdient um die muſterhaften Auf-
führungen ſind Fräulein Anna Zemſauer, Präſtdentin
des Frauen-Wohlthätigkeitsvereines, und Herr Lehrer
Adolf Dvorak, dieſer durch das Einüben der Chöre,
jene durch das Einlernen der verſchiedenen Decla-
mationen an 34 Kindern. Auch Herr Oberlehrer
Illchmann aus Fahrafeld, Herr Fuchs aus Berndorf
und Herr Schwarz aus Pottenſtein trugen durch ihre
muſikaliſche Mitwirkung zum Gelingen des Feſtes bei.




Theater.
Arena in Baden.

Freitag, 8. Juli: „Die Leni!“ Nach mehr-
maligem Aufſchube war es endlich an dieſem Tage
möglich, dieſes Volksſtück zur zweiten Aufführung zu
bringen. Der Beſuch war ein guter und das
Publicum brachte dem Stücke, ſowie den Darſtellern
die ſympathiſcheſte Aufnahme entgegen. Geſpielt
wurde, wie in der Première, vorzüglich und ernteten
namentlich die Damen Miltner, Corti und Zwerenz,
ſowie die Herren Aman, Wiegand, Gilzinger und
Netzl für die gelungene Vorführung ihrer Rollen
den lebhafteſten Beifall.

Samstag, 9. Juli: „Der Vogelhändler.“ In-
folge des herbſtlich kühlen Wetters lieſs der Beſuch
vieles zu wünſchen übrig. Die Vorſtellung ſelbſt
vollzog ſich trotz dieſes deprimierenden Umſtandes
in dnrchwegs gelungener Form und brachte allen
Darſtellern den gebührenden Beifall.

Sonntag, 10. Juli fanden zwei Vorſtellungen
ſtatt, und zwar nachmittags die der Burckhard’ſchen
gelungenen Komödie „Die Bürgermeiſterwahl“ und
abends die Vorführung der ewig jungen Offenbach’
ſchen Operette „Blaubart“. Die Nachmittagsvor-
ſtellung war weniger gut beſucht, als die Abendvor-
ſtellung; beide brachten jedoch den Darſtellern die
beifälligſte Anerkennung ſeitens des Publicums ein
und hatten ſich in erſterer namentlich Fräulein
Zöhrer und Herr Erl, in letzterer die Damen
Genſchar und Zwerenz, ſowie die Herren Pohl,
Gilzinger, Wiegand, ꝛc. der ehrendſten Auszeichnungen
zu erfreuen.

Montag. 11. Juli: Wegen Unpäſslichkeit des
Herrn Aman muſste die für dieſen Tag angeſetzte
Vorführung des Luſtſpieles „Seine officielle Frau“
unterbleiben und gelangte an deſſen Stelle die
Overette „Der Mikado“ zur Aufführung. Die die
Hauptrollen innehabenden Damen Narenta und
Zwerenz, ſowie die Herren Pohl, Gilzinger, Wiegand,
Bartl und Mailler, wurden ihren Aufgaben in ge-
wohnt vorzüglicher Weiſe gerecht und verhalfen der
Operette zu einem vollen Erfolge.




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[5/0005] Nr. 56. Mittwoch Badener Zeitung 13. Juli 1898 worden, durch Juden ſtattgefunden habe, daſs die Nationalen keine Judenfreunde ſeien u. ſ. w. Schließlich that er noch der Verſtaatlichung öffentlicher Anſtalten, der Einſchränkung der politiſchen Freiheit, der ſtädtiſchen Landes- und Staatsbeamten Erwähnung. Nachdem er unter großem Beifall geendet hatte, erörterte Schriftleiter Herzog die Bedeutung der Sprachenverordnungen, die Berechtigung der Ob- ſtruction und die Mär, daſs die Deutſchnationalen, welche gegen den Miſsbrauch der Religion zu politiſchen Zwecken auftreten, Feinde der Religion und keine Patrioten ſeien; er beſprach weiters die Wirtſchaftspolitik der Deutſchnationalen, den Antrag des Dr. Verkauf inbetreff der Getreidezölle und ſchließlich das Verhalten der chriſtlichſocialen Ab- geordneten des Mödlinger Bezirkes, welche für dieſen ſo wenig thätig waren, daſs Abg. Wolf ſich um den Bezirk annehmen muſste; Herzog kritiſierte weiters die Politik der Chriſtlichſocialen im Parlamente, ihre Verſammlungen und ihre Freundſchaft mit den Clericalen, meinte, daſs deren Betheuerungen des nationalen Bewuſstſeins bloß erheuchelt ſeien und kritiſierte ſchließlich in ſcharfen Worten die Anwürfe eines hieſigen Localblattes. Der Socialdemokrat Dr. Ludwig Redlich erklärte den Standpunkt der Socialdemokratie und ſpricht den nationalen Zwiſten der Gegenwart alle Berechtigung ab, worauf Herzog erwidert, daſs auch die franzöſiſchen und czechiſchen Socialdemokraten national ſeien. Unter großer Heiterkeit ſprach Herr Peterſon (chriſtlichſocial) aus Perchtoldsdorf über ſeinen Standpunkt als Chriſtlich- ſocialer; doch fand dieſe Rede keine Erwiderung. Vöslau. (Die Curliſte) Nr. 26 vom 8. Juli weist 780 Parteien mit 2889 Perſonen aus. (Eröffnungsfeier der Kaiſer Inbiläumswarte.) Wie wir in letzter Nummer mitgetheilt haben, fand Sonntag, den 10. d. M., nachmittags 5 Uhr, die feierliche Eröffnung der 22 Meter hohen Kaiſer-Jubiläumswarte am Harz- berge, im Beiſein des Herrn k. k. Bezirkshaupt- mannes Alfred Grafen zur Lippe-Weißenfeld und der Gemeindevertretungen von Vöslau und Gainfarn ſtatt. Erſchienen war der Männer-Geſangverein mit ſeinem Vorſtande, Herrn Ignaz Schwarz, der Ritter- bund der Harzburger mit ſeinem Großmeiſter, Depu- tationen der freiw. Feuerwehr und Delegierte des Touriſten-Clubs und Gebirgvereines, ſowie Curgäſte und Einwohner von Vöslau, Baden und Umgebung. Die Schutzrotte der freiwilligen Feuerwehr war unter der perſönlichen Führung ihres tüchtigen Com- mandanten, Herrn Hollos, ausgerückt. Gegen 4 Uhr ſchon begannen Menſchenmengen die Höhen des Harz- berges zu erklimmen und eine Stunde ſpäter waren gegen 2000 Menſchen theilweiſe auf der Höhe, theil- weiſe auf einer errichteten Tribüne, theils auf dem ſchönen, großen Platze vor der Warte verſammelt und harrten der kommenden Dinge. Punkt 5 Uhr langten unter Fanfarengeſchmetter Herr Bezirkshaupt- mann Graf Lippe, der Bürgermeiſter, Herr Guido Herrmann, auf der Höhe an und wurden von der Gemeindevertretung durch ein von den Vereinen gebildetes Spalier zum Portale der feſtlich decorierten Warte geleitet. Der Erbauer derſelben, Herr Stadt- baumeiſter Anton Kainrath, verkündete in einer markigen Anſprache die Fertigſtellung der Kaiſer Jubiläumswarte und übergab dann dieſelbe in die Obhut der Gemeinde Vöslau. Herr Bürgermeiſter Guido Herrmann hielt ſodann eine von patriotiſchem Geiſte getragene Rede, und ſchloſs mit einem drei- maligen Hoch auf Sr. Majeſtät nnſeren Kaiſer. Nach vortrefflicher Abſingung der Volkshymne durch den Männer-Geſangverein, unter Leitung ſeines Chor- meiſters, Herrn Lehrer Rudolf Mallina, in die auch die Anweſenden mit entblößtem Haupte begeiſtert einſtimmten, ergriff Herr Bezirkshauptmann Graf Lippe das Wort und gab ſeiner Freude Ausdruck, über die Errichtung eines ſolchen ſchönen Wahr- zeichens hehrer Vaterlandsliebe und Kaiſertreue. Er dankte weiters allen jenen, welche ſich an dem Zu- ſtandekommen dieſes patriotiſchen Werkes betheiligt hatten, insbeſondere dem Hrn. Gemeinderathe Franz Winkler, der die Spenden aufbrachte, ſo daſs an den Gemeindeſäckel die Anforderungen gemildert wurden, dem um den Curort Vöslau hochverdienten Bürger- meiſter, dem Erbauer, Herrn Baumeiſter Kainrath, und allen edlen Spendern. Mit einem Hoch auf die- ſelben, ſchloſs er ſeine ergreifende Rede. Während der Zwiſchenpauſen concertierte ein Waldhornquartett. Hauptſächlich trug der Männer-Geſangverein zur Verſchönerung des gelungenen Feſtes bei. Das Wetter war dem Unternehmen ziemlich günſtig geſinnt, nur herrſchte auf der Höhe ein ſtarker Sturm, der den Wortlaut der gehaltenen Reden theilweiſe verſchlang und vertrug und dieſe den weiter entfernten Zu- hörern unverſtändlich machte. Jetzt begaben ſich die Herren auf die Ausſichtswarte, wo bei perlendem Champagner toaſtiert wurde. Nachträglich bei einem improviſierten Buffet im Schatten des Waldes brachte der Geſangverein ſeine ſchönſten Weiſen zum Vortrage, welche vollſtes Lob und Anerkennung fanden Nun begann ein fortwährendes Auf- und Niederwogen der anweſenden Feſtgäſte, denn jeder wollte die herrliche Fernſicht bewundern. Hotelier, Herr Zwier- ſchütz verſorgte alle mit friſchem Trunk und Speiſe. Als ſich die Feſtgäſte bei einbrechender Dunkelheit mit ſchweren Herzen entfernt hatten, begann ein geheimnisvolles Treiben. Ein Fenſter nach dem anderen erſtrahlte in hellem Glanze, was einen reizenden Anblick gewährte. Schlag 9 Uhr krachten die Böller, Raketten ſtiegen empor und eine rothe Feuergarbe umhüllte in blendender Helle die Warte, um plötzlich zu erlöſchen und in eine andere Farbe überzugehen. Um dieſes Feuerwerk machte ſich beſonders Herr Emanuel Bittmann verdient. Als die letzten Strahlen erloſchen und der Nacht ihre Rechte wieder- gegeben waren, blinkten noch lange die hellen Fenſter zu Thale, verkündend, daſs ein Werk beendet, welches Zeugnis gibt von der Liebe des Volkes zu ſeinem herrlichen gütigen Kaiſer, den uns Gott noch recht lange erhalten möge. Pottenſtein. („Hoch Öſterreich“.) Donners- tag, den 7. und Sonntag, den 10. d. M., fand in J. Wagner’s Saallocalitäten die Aufführung des patriotiſchen, dreiſtimmigen Liederſpieles „Hoch Öſter- reich“ durch einen Theil der hieſigen Schuljugend ſtatt. Beide Vorſtellungen waren ſehr gut beſucht und die Zuhörer bekundeten jedesmal durch die reichlichſte Beifallsbezeugung die Tüchtigkeit der bunten Sängerſchar. Hochverdient um die muſterhaften Auf- führungen ſind Fräulein Anna Zemſauer, Präſtdentin des Frauen-Wohlthätigkeitsvereines, und Herr Lehrer Adolf Dvorak, dieſer durch das Einüben der Chöre, jene durch das Einlernen der verſchiedenen Decla- mationen an 34 Kindern. Auch Herr Oberlehrer Illchmann aus Fahrafeld, Herr Fuchs aus Berndorf und Herr Schwarz aus Pottenſtein trugen durch ihre muſikaliſche Mitwirkung zum Gelingen des Feſtes bei. Theater. Arena in Baden. Freitag, 8. Juli: „Die Leni!“ Nach mehr- maligem Aufſchube war es endlich an dieſem Tage möglich, dieſes Volksſtück zur zweiten Aufführung zu bringen. Der Beſuch war ein guter und das Publicum brachte dem Stücke, ſowie den Darſtellern die ſympathiſcheſte Aufnahme entgegen. Geſpielt wurde, wie in der Première, vorzüglich und ernteten namentlich die Damen Miltner, Corti und Zwerenz, ſowie die Herren Aman, Wiegand, Gilzinger und Netzl für die gelungene Vorführung ihrer Rollen den lebhafteſten Beifall. Samstag, 9. Juli: „Der Vogelhändler.“ In- folge des herbſtlich kühlen Wetters lieſs der Beſuch vieles zu wünſchen übrig. Die Vorſtellung ſelbſt vollzog ſich trotz dieſes deprimierenden Umſtandes in dnrchwegs gelungener Form und brachte allen Darſtellern den gebührenden Beifall. Sonntag, 10. Juli fanden zwei Vorſtellungen ſtatt, und zwar nachmittags die der Burckhard’ſchen gelungenen Komödie „Die Bürgermeiſterwahl“ und abends die Vorführung der ewig jungen Offenbach’ ſchen Operette „Blaubart“. Die Nachmittagsvor- ſtellung war weniger gut beſucht, als die Abendvor- ſtellung; beide brachten jedoch den Darſtellern die beifälligſte Anerkennung ſeitens des Publicums ein und hatten ſich in erſterer namentlich Fräulein Zöhrer und Herr Erl, in letzterer die Damen Genſchar und Zwerenz, ſowie die Herren Pohl, Gilzinger, Wiegand, ꝛc. der ehrendſten Auszeichnungen zu erfreuen. Montag. 11. Juli: Wegen Unpäſslichkeit des Herrn Aman muſste die für dieſen Tag angeſetzte Vorführung des Luſtſpieles „Seine officielle Frau“ unterbleiben und gelangte an deſſen Stelle die Overette „Der Mikado“ zur Aufführung. Die die Hauptrollen innehabenden Damen Narenta und Zwerenz, ſowie die Herren Pohl, Gilzinger, Wiegand, Bartl und Mailler, wurden ihren Aufgaben in ge- wohnt vorzüglicher Weiſe gerecht und verhalfen der Operette zu einem vollen Erfolge. _

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Zitationshilfe: Badener Zeitung. Nr. 56, Baden (Niederösterreich), 13.07.1898, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_badener056_1898/5>, abgerufen am 25.11.2024.