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Badener Zeitung. Nr. 23, Baden (Niederösterreich), 21.03.1900.

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Nr. 23. Mittwoch Badener Zeitung 21. März 1900.

[Spaltenumbruch]
-- Kampf um den Sitz der Badener
Schlosser-Innung.

Seit dem Jahre 1787 hatte
die Badener Schlosser-Innung ihren ständigen Sitz in
Baden, was um so erklärlicher ist, als seit 1480,
wo unser Curort zur Stadt erhoben wurde, alle
Nachbarorte mit ihren Gewerbewesen nach Baden
gravitierten. Seit dieser Zeit gehörten auch unter
anderem die Orte Mödling und Pottenstein mit ihren
Schlossereigewerben zu der Badener Schlosser-Innung,
denn dieselben waren selbst zu klein, um eine eigene
Innung bilden zu können. Bis in die letzte Zeit fiel
es niemanden ein, an den Sitz der alten Badener
Schlosser-Innung zu rütteln, da derselbe naturgemäß
sich nur an einem Orte befinden konnte. Erst als Herr
Thomas Tamussino, Schlossermeister in Mödling,
Innungsvorstand wurde, regte derselbe zu seiner Be-
quemlichkeit die Verlegung des Sitzes der Innung
von Baden nach Mödling an; da damit aber der
Charakter der alten und derzeitig einzigen Innung
Badens für immer verloren gehen musste, protestirte
der jetzige Vorsteher-Stellvertreter, Herr Ed. Sprinz,
energisch dagegen und steht dabei auch auf rechtlichem
Boden. Die infolge dieses Kampfes von Mödlinger
Seite erfolgte Begründung, dass Mödling und Hietzing
eine größere Mitgliederzahl als die Ortsverbände
Baden und Pottenstein biete, bildet noch keine Ursache
zu einer Verlegung der Badener Innung, da der
Einwendung der räumlichen Entfernung entgegengestellt
werden muss, dass die Herren aus Altenmarkt das-
selbe sagen könnten. Seit langer Zeit befindet sich die
"Genossenschaft der Fleischhauer" in Mödling, die der
"Baugewerbe" in Perchtoldsdorf, und auch unsere zahl-
reichen Badener Mitglieder müssen sich bei Genossen-
schaftsfragen zu der Hinreise nach jenen Orten
bequemen, nur Mödling allein will von diesen in
Verbandssachen unvermeidlichem Usus Abstand nehmen
und dabei den Sitz der alten Schl[o]sser-Innung Badens
an sich reißen. Dies kann sich aber die alte Badener
Schlosser-Innung schon im Interesse ihres historischen
Bestandes halber nicht gefallen lassen und Herr Ed.
Sprinz hat ganz recht, wenn er als echter Badener
Bürger den bleibenden Sitz in Baden versicht. So wie
der Mödlinger, so hat auch der Badener seinen Local-
patriotismus, der nicht leichtsinnig angetastet werden
kann, und es ist eine Ehrenpflicht aller Schlosser
Badens, dass sie für den Beibehalt des Sitzes ihrer
Innung in Baden mit allen Kräften eintreten. Die
"letzte Innung" unserer Stadt kann und darf schon
um deren geschichtlicher Bedeutung in der Chronik
Badens nimmer verschwinden. Dieselbe Innung, die im
Jahre 1567 in den Rahmen unseres Stadtverthei-
digungsgürtels einen eigenen Rundthurm, die so-
genannte "Schlosserbastey", erbaute, muss für Baden
erhalten bleiben, denn mit dem Momente, wo der Sitz
nach Mödling verlegt würde, wäre auch der historische
Rechtsbestand für Baden in Frage gestellt. Seit 1785
mit allen Aufschreibungen und Urkunden sicher ver-
[Spaltenumbruch] folgbar, bildet die Badener Schlosser-Innung noch
derzeit ein sichtbares Zeichen einstiger Bürgergröße
und es ist ein Verdienst, dass Herr Eduard Sprinz
im Namen eines geachteten Gewerbes für den Fort-
bestand einer alten Badener Institution eintritt,
welche der Stadt erhalten bleiben muss. Nachdem die
am Sonntag, den 25. d. M., im Gasthause des
Herrn Kerschbaum tagende Generalversammlung der
Badener Schlosser-Innung auch diese Frage lösen soll,
werden alle Meister Badens und Umgebung dringendst
aufgefordert, sich dem berechtigten Proteste vollzählig
anzuschließen.

-- Zitherconcert Jenny Haidl.

Die
erste Badener Zitherschule des Frl. Jenny Haidl ver-
anstaltet Sonntag, den 25. d. M., im großen Saale
des Hotels "Stadt Wien", unter gefälliger Mitwirkung
des Frl. Stefanie Bulla (Clavier) und des Herrn
Franz Kohlert (Violine), mit ihren Schülerinnen ein
Zitherconcert. Anfang präcise halb 5 Uhr. Der Eintritt
ist nur gegen Vorweisung der Einladung gestattet.

-- Bürgerliche Schützengesellschaft
Baden.

Die diesjährige ordentliche General-
versammlung der bürgerlichen Schützengesellschaft in
Baden findet Dienstag, den 27. März, um 9 Uhr
vormittags, in Kerschbaum's Gasthaus mit der üblichen
Tagesordnung statt. Sollte die Versammlung nicht
beschlussfähig sein, so findet an demselben Tage um
1/2 8 Uhr abends an eben demselben Orte eine
zweite Generalversammlung statt, die unter allen
Umständen beschlussfähig ist.

-- Costüm-Kränzchen.

Das am 17. d. M.
in den Saallocalitäten zum "goldenen Löwen" von
dem sehr rührigen Jungen Herren-Comite veranstaltete
Purim-Costümkränzchen, verbunden mit Gesang- und
humoristischen Vorträgen, fiel wider Erwarten recht
gut aus, besonders die declamatorischen Vorträge
des Herrn Otto fanden viel Beifall; ebenso entzückte
Fräulein Turner durch ihre sympathische klangvolle
Stimme mit den Liedervorträgen als Coletta aus
der Operette "Das Modell" und aus der "Geisha".
Getanzt wurde sehr flott und thaten sich insbesonders
die jungen Herren, welche als Gäste aus Wiener-
Neustadt anwesend waren, als fleißige Tänzer
hervor. Auch der arrangierte Laubfrosch-Cotillon, von
Papa Gunhold insceniert, wurde flott absolviert. Die
Stimmung war eine höchst animierte und dauerte
bis zum frühen Morgen an.

-- Vorschuss- und Creditverein.

In
der am 18. l. M. abgehaltenen Generalversammlung
wurde der Beschluss gefasst, die Dividende für das
abgelaufene Verwaltungsjahr 1899 nach dem Stande
der Einzahlung per 31. December 1898 für jeden
Geschäftsantheil mit 20 Kronen auszuzahlen.

-- Vortrag im Weinbau-Verein Baden.

Der am 18. März d. J vom Herrn Weinbauschul-
Director Wenisch abgehaltene Vortrag in Rubel's
Saal-Localitäten über Weinbau- und Frostwehr-




[Spaltenumbruch]

als die leere Geldtasche. Wen die Inspectoren einmal
als Contractarbeiter entdeckt zu haben glauben, dessen
Los ist nach der strengen Auffassung dieser Herren
besiegelt, und der Dampfer, der sie hierherbrachte,
führt sie in wenigen Tagen wieder in die alte
Heimat zurück. Sehr hart erscheint es uns aber, wenn
Einwanderer, welche von ihren hier ansässigen und
in guten Verhältnissen lebenden Verwandten oder
Freunden brieflich die Zusicherung erhalten, dass sie
bei ihrem Kommen freundliche Aufnahme und durch
ihre Hilfe auch bald Arbeit finden würden, als
Contractarbeiter behandelt und zurückgewiesen werden.

Einwanderer, denen unter allen Umständen die
Landung nicht gestattet wird und die sofort zurück-
geschickt werden, sind: Personen, welche in ihrer
Heimat Insassen von Armenhäusern und Strafanstalten
waren, oder von denen bekannt ist, dass sie sich
ungesetzliche oder unmoralische Handlungen haben zu
Schulden kommen lassen, welche sie zur Auswan-
derung veranlassten, um gerichtlichen Verfolgungen
zu entgehen; schwangere Mädchen, Frauen mit Kindern,
die zu ihren Männern reisen wollen, deren Adresse
nicht zu ermitteln sind, oder die den wiederholten
Aufforderungen, das benöthigte Reisegeld zu senden,
nicht Folge leisten; Krüppel, Geisteskranke, Mittel-
lose und Contractarbeiter, sowie überhaupt alle Leute,
welche voraussichtlich früher oder später dem Lande
zur Last fallen würden.

Wirkliche Landarbeiter ausgenommen, welche im
Frühjahr und Sommer in den westlichen Staaten
stets auf Arbeit rechnen dürfen, können wir keinem
Arbeitsuchenden Hoffnungen machen, und wir wieder-
holen daher unsere alljährlichen Warnungen an
Handlungsdiener, Lehrer, Schreiber, Gelehrte, Pre-
diger, Telegraphisten, Beamten und namentlich an
[Spaltenumbruch] Studenten und Officiere, sich nicht, selbst unter den
ungünstigsten Verhältnissen, unter denen sie drüben
zu leiden haben mögen, zur Auswanderung zu ent-
schließen. Für diese Classe von Leuten ist
positiv keine Aussicht, weder im nächsten
Jahre, noch später.
Die wenigen Ausnahme-
fälle kommen gar nicht in Betracht.

Das so häufig ausgeführte Vorgehen, ungerathene
Söhne nach der "großen Besserungsanstalt Amerika"
abzuschütteln, um sie "die Schule des Lebens durch-
machen" zu lassen und sie durch Not und Entbehrung
zu zwingen, sich an ungewohnte Arbeit zu gewöhnen,
ist ein verwerfliches, und wir verwahren uns gegen
die häufig an uns gestellte Zumuthung, auch in solchen
Fällen unsere hülfreiche Hand zu bieten. Wenn es
den Eltern und Verwandten nicht möglich ist, den
leichtsinnigen Sohn auf den richtigen Weg zu bringen,
so geht er in den meisten Fällen hierzulande, wo er
sich ganz selbst überlassen ist und bald einen Kreis
leichtsinniger Kameraden findet, sicher zu Grunde. Die
wenigen Ausnahmefälle kommen auch hierbei nicht in
Betracht.

Häufige Anfragen von Damen, alten und jungen,
aus besseren Ständen, welche hoffen, in Amerika als
Gesellschafterinnen, Erzieherinnen, Kindergärtnerinnen,
Vorleserinnen und in anderen bevorzugten Stellungen
ein Unterkommen zu finden, haben wir stets abrathend
beantwortet. Für Dienstmädchen für allgemeine Haus-
arbeiten ist dagegen ein ergiebiges Feld und können
dieselben mit Sicherheit darauf rechnen, sofort Stellen
und guten Lohn zu finden.




[Spaltenumbruch]

Angelegenheiten, sowie zur Bekämpfung des Oidiums
wurde von der weinbautreibenden Bevölkerung aus
Baden, Weikersdorf und Umgebung sehr zahlreich
besucht. Unter den Anwesenden bemerkte man die
Herren: Domtnik Lechner, Franz Schwabl und
M. Rampl aus Baden, sowie Herrn M. Kassecker
aus Weikersdorf. Herr Director Wenisch begann
seinen Vortrag mit der Erörterung aller jener Mittel,
welche im allgemeinen zu einer erfolgreichen Bekämpfung
der Weingartenkrankheiten angewendet werden sollen,
und regte an, dass man bei Bespritzung der Wein-
gärten nicht mehr Kalk, sondern Soda mit Kupfer-
vitriol vermengen soll, und zwar zu 100 Liter Wasser
1·50 Kilo Kupfervitriol und 1·70 Kilo Soda; es
wird dies genügen zur zweckmäßigen Bespritzung.
Auch empfahl er gegen das Oidium die sorgfältige
Bestäubung mit Schwefel, welche sich während des
Jahres in den Weingärten öfter wiederholen soll.
Dann besprach Herr Director Wenisch die Abwehr
von Frösten, welche die Weingärten oft arg schädigen,
ja theilweise ganz zugrunde richten. Er betonte, dass
das einzige Mittel, diese Frostschäden hintanzuhalten,
nur durch intensive Räucherungen in den Frostnächten
hintangehalten werden könne. Nachdem aber diese
Herstellung von Feuern auch Mühe und Geld kostet,
wäre es das beste, wenn die Weinbauern an die
Gemeindevertretungen herantreten würden, damit diese
Frostwehren errichten, wie solche z. B. schon in
Gumpoldskirchen, Traiskirchen, Laugenlots und an
anderen Orten, ferner in Südtirol und Deutschland
bestehen. Auch berichteten einige Besucher der Ver-
sammlung, dass sie dieses Räuchern schon auf eigenes
Risico mit Erfolg angewendet haben. Zum Schlusse
wurde von der Versammlung beschlossen, die Weinbau-
Vereine in Baden und Weikersdorf in kürzester Zeit
eine gemeinsame Ausschusssitzung abhalten zu lassen,
damit die Frostwehr im gemeinsamen Weingarten-
gebiete besprochen und auch durchgeführt werden könne.
Auch wird an die Gemeinde Sooß in dieser An-
gelegenheit herangetreten werden.

-- Eine stürmische Schuhmacher-
versammlung.

Montag, den 19. d. M., fand
in Kolbe's Saallocalitäten. Wassergasse, eine Ver-
sammlung der Schuhmachermeister des Gerichtsbezirkes
Baden statt, welche von 200 Personen besucht war,
und einen sehr stürmischen Verlauf nahm. Gegenstand
der Tagesordnung bildete die seit dem Monate
August 1899 gegründete obligatorische Meister-Kranken-
casse, deren Statuten auch von der Statthalterei
genehmigt wurden. Da in jüngster Zeit wegen rück-
ständiger Einzahlung des monatlichen Beitrages von
einem Gulden die Genossenschaft gegen die Säumigen
mit Androhung der Execution und mit gerichtlicher
Pfändung vorgegangen wurde, erhob sich gegen die
Genossenschaft eine starke Opposition, die auch gestern
in der Versammlung zum beredten Ausdruck kam.
Es wurde gegen den Ausschuss der Genossenschaft,
sowie gegen den Secretär der Vorwurf erhoben, dass
bei Ausarbeitung der Statuten der Meister-Kranken-
casse, welche in einer Versammlung von nur 43 Mit-
gliedern genehmigt wurden, nicht bedacht wurde, dass
ein großer Theil der Genossenschaftsmitglieder, als
dem Veteranenvereine angehörend, nicht nur mit
Krankengeld, sondern auch mit Arzt und Medikamente
versehen sind, welche sich daher nicht verpflichtet fühlen,
der Krankencasse beizutreten. Der aus Wien an-
wesende k. k. Genossenschaftsinstruct[o]r Dr. Lorenz
Gstettner, welcher das Wort nahm, wurde durch
tosenden Lärm in seinen Ausführungen unterbrochen
und konnte sich nur schwer Gehör verschaffen. Trotz
der Ausführungen über Zweck und Nutzen der
Meister-Krankencasse stimmte die überwiegende Majo-
rität der versammelten Meister für die Auflösung
dieser Casse.

-- Unfall.

Der in Pfaffstätten wohnhafte
Schuhmachermeister Rudolf Swoboda, welcher auch
der Meisterversammlung in Leesdorf beiwohnte und
nach Schluss derselben sich auf den Heimweg begab,
hatte das Unglück, in der Wienerstraße auszugleiten
und sich den Knöchel des rechten Fußes zu brechen.
Swoboda wurde von der rasch herbeigeeilten Rettungs-
gesellschaft in das hiesige Rath'sche Spital transportiert.

-- Kankencassa der Bäcker in Baden.

Nachdem die Generalversammlung am 15. d. M.
nicht beschlussfähig war, so findet die nächste General-
versammlung mit gleicher Tagesordnung am Donners-
tag, den 29. d. M., statt.

-- Rechtsbeirath des Verbandes
deutscher Radfahrer Niederösterreichs.

Die Leitung des Verbandes deutscher Radfahrer
Niederösterreichs theilt mit, dass sich der Rechts-
beirath des Bundes deutscher Herrenfahrer-Verbände
Oesterreichs, welcher gleichzeitig derjenige des n.-ö.

Nr. 23. Mittwoch Badener Zeitung 21. März 1900.

[Spaltenumbruch]
Kampf um den Sitz der Badener
Schloſſer-Innung.

Seit dem Jahre 1787 hatte
die Badener Schloſſer-Innung ihren ſtändigen Sitz in
Baden, was um ſo erklärlicher iſt, als ſeit 1480,
wo unſer Curort zur Stadt erhoben wurde, alle
Nachbarorte mit ihren Gewerbeweſen nach Baden
gravitierten. Seit dieſer Zeit gehörten auch unter
anderem die Orte Mödling und Pottenſtein mit ihren
Schloſſereigewerben zu der Badener Schloſſer-Innung,
denn dieſelben waren ſelbſt zu klein, um eine eigene
Innung bilden zu können. Bis in die letzte Zeit fiel
es niemanden ein, an den Sitz der alten Badener
Schloſſer-Innung zu rütteln, da derſelbe naturgemäß
ſich nur an einem Orte befinden konnte. Erſt als Herr
Thomas Tamuſſino, Schloſſermeiſter in Mödling,
Innungsvorſtand wurde, regte derſelbe zu ſeiner Be-
quemlichkeit die Verlegung des Sitzes der Innung
von Baden nach Mödling an; da damit aber der
Charakter der alten und derzeitig einzigen Innung
Badens für immer verloren gehen muſste, proteſtirte
der jetzige Vorſteher-Stellvertreter, Herr Ed. Sprinz,
energiſch dagegen und ſteht dabei auch auf rechtlichem
Boden. Die infolge dieſes Kampfes von Mödlinger
Seite erfolgte Begründung, daſs Mödling und Hietzing
eine größere Mitgliederzahl als die Ortsverbände
Baden und Pottenſtein biete, bildet noch keine Urſache
zu einer Verlegung der Badener Innung, da der
Einwendung der räumlichen Entfernung entgegengeſtellt
werden muſs, daſs die Herren aus Altenmarkt das-
ſelbe ſagen könnten. Seit langer Zeit befindet ſich die
„Genoſſenſchaft der Fleiſchhauer“ in Mödling, die der
„Baugewerbe“ in Perchtoldsdorf, und auch unſere zahl-
reichen Badener Mitglieder müſſen ſich bei Genoſſen-
ſchaftsfragen zu der Hinreiſe nach jenen Orten
bequemen, nur Mödling allein will von dieſen in
Verbandsſachen unvermeidlichem Uſus Abſtand nehmen
und dabei den Sitz der alten Schl[o]ſſer-Innung Badens
an ſich reißen. Dies kann ſich aber die alte Badener
Schloſſer-Innung ſchon im Intereſſe ihres hiſtoriſchen
Beſtandes halber nicht gefallen laſſen und Herr Ed.
Sprinz hat ganz recht, wenn er als echter Badener
Bürger den bleibenden Sitz in Baden verſicht. So wie
der Mödlinger, ſo hat auch der Badener ſeinen Local-
patriotismus, der nicht leichtſinnig angetaſtet werden
kann, und es iſt eine Ehrenpflicht aller Schloſſer
Badens, daſs ſie für den Beibehalt des Sitzes ihrer
Innung in Baden mit allen Kräften eintreten. Die
„letzte Innung“ unſerer Stadt kann und darf ſchon
um deren geſchichtlicher Bedeutung in der Chronik
Badens nimmer verſchwinden. Dieſelbe Innung, die im
Jahre 1567 in den Rahmen unſeres Stadtverthei-
digungsgürtels einen eigenen Rundthurm, die ſo-
genannte „Schloſſerbaſtey“, erbaute, muſs für Baden
erhalten bleiben, denn mit dem Momente, wo der Sitz
nach Mödling verlegt würde, wäre auch der hiſtoriſche
Rechtsbeſtand für Baden in Frage geſtellt. Seit 1785
mit allen Aufſchreibungen und Urkunden ſicher ver-
[Spaltenumbruch] folgbar, bildet die Badener Schloſſer-Innung noch
derzeit ein ſichtbares Zeichen einſtiger Bürgergröße
und es iſt ein Verdienſt, daſs Herr Eduard Sprinz
im Namen eines geachteten Gewerbes für den Fort-
beſtand einer alten Badener Inſtitution eintritt,
welche der Stadt erhalten bleiben muſs. Nachdem die
am Sonntag, den 25. d. M., im Gaſthauſe des
Herrn Kerſchbaum tagende Generalverſammlung der
Badener Schloſſer-Innung auch dieſe Frage löſen ſoll,
werden alle Meiſter Badens und Umgebung dringendſt
aufgefordert, ſich dem berechtigten Proteſte vollzählig
anzuſchließen.

Zitherconcert Jenny Haidl.

Die
erſte Badener Zitherſchule des Frl. Jenny Haidl ver-
anſtaltet Sonntag, den 25. d. M., im großen Saale
des Hotels „Stadt Wien“, unter gefälliger Mitwirkung
des Frl. Stefanie Bulla (Clavier) und des Herrn
Franz Kohlert (Violine), mit ihren Schülerinnen ein
Zitherconcert. Anfang präciſe halb 5 Uhr. Der Eintritt
iſt nur gegen Vorweiſung der Einladung geſtattet.

Bürgerliche Schützengeſellſchaft
Baden.

Die diesjährige ordentliche General-
verſammlung der bürgerlichen Schützengeſellſchaft in
Baden findet Dienstag, den 27. März, um 9 Uhr
vormittags, in Kerſchbaum’s Gaſthaus mit der üblichen
Tagesordnung ſtatt. Sollte die Verſammlung nicht
beſchluſsfähig ſein, ſo findet an demſelben Tage um
½ 8 Uhr abends an eben demſelben Orte eine
zweite Generalverſammlung ſtatt, die unter allen
Umſtänden beſchluſsfähig iſt.

Coſtüm-Kränzchen.

Das am 17. d. M.
in den Saallocalitäten zum „goldenen Löwen“ von
dem ſehr rührigen Jungen Herren-Comité veranſtaltete
Purim-Coſtümkränzchen, verbunden mit Geſang- und
humoriſtiſchen Vorträgen, fiel wider Erwarten recht
gut aus, beſonders die declamatoriſchen Vorträge
des Herrn Otto fanden viel Beifall; ebenſo entzückte
Fräulein Turner durch ihre ſympathiſche klangvolle
Stimme mit den Liedervorträgen als Coletta aus
der Operette „Das Modell“ und aus der „Geisha“.
Getanzt wurde ſehr flott und thaten ſich insbeſonders
die jungen Herren, welche als Gäſte aus Wiener-
Neuſtadt anweſend waren, als fleißige Tänzer
hervor. Auch der arrangierte Laubfroſch-Cotillon, von
Papa Gunhold inſceniert, wurde flott abſolviert. Die
Stimmung war eine höchſt animierte und dauerte
bis zum frühen Morgen an.

Vorſchuſs- und Creditverein.

In
der am 18. l. M. abgehaltenen Generalverſammlung
wurde der Beſchluſs gefaſst, die Dividende für das
abgelaufene Verwaltungsjahr 1899 nach dem Stande
der Einzahlung per 31. December 1898 für jeden
Geſchäftsantheil mit 20 Kronen auszuzahlen.

Vortrag im Weinbau-Verein Baden.

Der am 18. März d. J vom Herrn Weinbauſchul-
Director Weniſch abgehaltene Vortrag in Rubel’s
Saal-Localitäten über Weinbau- und Froſtwehr-




[Spaltenumbruch]

als die leere Geldtaſche. Wen die Inſpectoren einmal
als Contractarbeiter entdeckt zu haben glauben, deſſen
Los iſt nach der ſtrengen Auffaſſung dieſer Herren
beſiegelt, und der Dampfer, der ſie hierherbrachte,
führt ſie in wenigen Tagen wieder in die alte
Heimat zurück. Sehr hart erſcheint es uns aber, wenn
Einwanderer, welche von ihren hier anſäſſigen und
in guten Verhältniſſen lebenden Verwandten oder
Freunden brieflich die Zuſicherung erhalten, daſs ſie
bei ihrem Kommen freundliche Aufnahme und durch
ihre Hilfe auch bald Arbeit finden würden, als
Contractarbeiter behandelt und zurückgewieſen werden.

Einwanderer, denen unter allen Umſtänden die
Landung nicht geſtattet wird und die ſofort zurück-
geſchickt werden, ſind: Perſonen, welche in ihrer
Heimat Inſaſſen von Armenhäuſern und Strafanſtalten
waren, oder von denen bekannt iſt, daſs ſie ſich
ungeſetzliche oder unmoraliſche Handlungen haben zu
Schulden kommen laſſen, welche ſie zur Auswan-
derung veranlaſsten, um gerichtlichen Verfolgungen
zu entgehen; ſchwangere Mädchen, Frauen mit Kindern,
die zu ihren Männern reiſen wollen, deren Adreſſe
nicht zu ermitteln ſind, oder die den wiederholten
Aufforderungen, das benöthigte Reiſegeld zu ſenden,
nicht Folge leiſten; Krüppel, Geiſteskranke, Mittel-
loſe und Contractarbeiter, ſowie überhaupt alle Leute,
welche vorausſichtlich früher oder ſpäter dem Lande
zur Laſt fallen würden.

Wirkliche Landarbeiter ausgenommen, welche im
Frühjahr und Sommer in den weſtlichen Staaten
ſtets auf Arbeit rechnen dürfen, können wir keinem
Arbeitſuchenden Hoffnungen machen, und wir wieder-
holen daher unſere alljährlichen Warnungen an
Handlungsdiener, Lehrer, Schreiber, Gelehrte, Pre-
diger, Telegraphiſten, Beamten und namentlich an
[Spaltenumbruch] Studenten und Officiere, ſich nicht, ſelbſt unter den
ungünſtigſten Verhältniſſen, unter denen ſie drüben
zu leiden haben mögen, zur Auswanderung zu ent-
ſchließen. Für dieſe Claſſe von Leuten iſt
poſitiv keine Ausſicht, weder im nächſten
Jahre, noch ſpäter.
Die wenigen Ausnahme-
fälle kommen gar nicht in Betracht.

Das ſo häufig ausgeführte Vorgehen, ungerathene
Söhne nach der „großen Beſſerungsanſtalt Amerika“
abzuſchütteln, um ſie „die Schule des Lebens durch-
machen“ zu laſſen und ſie durch Not und Entbehrung
zu zwingen, ſich an ungewohnte Arbeit zu gewöhnen,
iſt ein verwerfliches, und wir verwahren uns gegen
die häufig an uns geſtellte Zumuthung, auch in ſolchen
Fällen unſere hülfreiche Hand zu bieten. Wenn es
den Eltern und Verwandten nicht möglich iſt, den
leichtſinnigen Sohn auf den richtigen Weg zu bringen,
ſo geht er in den meiſten Fällen hierzulande, wo er
ſich ganz ſelbſt überlaſſen iſt und bald einen Kreis
leichtſinniger Kameraden findet, ſicher zu Grunde. Die
wenigen Ausnahmefälle kommen auch hierbei nicht in
Betracht.

Häufige Anfragen von Damen, alten und jungen,
aus beſſeren Ständen, welche hoffen, in Amerika als
Geſellſchafterinnen, Erzieherinnen, Kindergärtnerinnen,
Vorleſerinnen und in anderen bevorzugten Stellungen
ein Unterkommen zu finden, haben wir ſtets abrathend
beantwortet. Für Dienſtmädchen für allgemeine Haus-
arbeiten iſt dagegen ein ergiebiges Feld und können
dieſelben mit Sicherheit darauf rechnen, ſofort Stellen
und guten Lohn zu finden.




[Spaltenumbruch]

Angelegenheiten, ſowie zur Bekämpfung des Oidiums
wurde von der weinbautreibenden Bevölkerung aus
Baden, Weikersdorf und Umgebung ſehr zahlreich
beſucht. Unter den Anweſenden bemerkte man die
Herren: Domtnik Lechner, Franz Schwabl und
M. Rampl aus Baden, ſowie Herrn M. Kaſſecker
aus Weikersdorf. Herr Director Weniſch begann
ſeinen Vortrag mit der Erörterung aller jener Mittel,
welche im allgemeinen zu einer erfolgreichen Bekämpfung
der Weingartenkrankheiten angewendet werden ſollen,
und regte an, daſs man bei Beſpritzung der Wein-
gärten nicht mehr Kalk, ſondern Soda mit Kupfer-
vitriol vermengen ſoll, und zwar zu 100 Liter Waſſer
1·50 Kilo Kupfervitriol und 1·70 Kilo Soda; es
wird dies genügen zur zweckmäßigen Beſpritzung.
Auch empfahl er gegen das Oidium die ſorgfältige
Beſtäubung mit Schwefel, welche ſich während des
Jahres in den Weingärten öfter wiederholen ſoll.
Dann beſprach Herr Director Weniſch die Abwehr
von Fröſten, welche die Weingärten oft arg ſchädigen,
ja theilweiſe ganz zugrunde richten. Er betonte, daſs
das einzige Mittel, dieſe Froſtſchäden hintanzuhalten,
nur durch intenſive Räucherungen in den Froſtnächten
hintangehalten werden könne. Nachdem aber dieſe
Herſtellung von Feuern auch Mühe und Geld koſtet,
wäre es das beſte, wenn die Weinbauern an die
Gemeindevertretungen herantreten würden, damit dieſe
Froſtwehren errichten, wie ſolche z. B. ſchon in
Gumpoldskirchen, Traiskirchen, Laugenlots und an
anderen Orten, ferner in Südtirol und Deutſchland
beſtehen. Auch berichteten einige Beſucher der Ver-
ſammlung, daſs ſie dieſes Räuchern ſchon auf eigenes
Riſico mit Erfolg angewendet haben. Zum Schluſſe
wurde von der Verſammlung beſchloſſen, die Weinbau-
Vereine in Baden und Weikersdorf in kürzeſter Zeit
eine gemeinſame Ausſchuſsſitzung abhalten zu laſſen,
damit die Froſtwehr im gemeinſamen Weingarten-
gebiete beſprochen und auch durchgeführt werden könne.
Auch wird an die Gemeinde Sooß in dieſer An-
gelegenheit herangetreten werden.

Eine ſtürmiſche Schuhmacher-
verſammlung.

Montag, den 19. d. M., fand
in Kolbe’s Saallocalitäten. Waſſergaſſe, eine Ver-
ſammlung der Schuhmachermeiſter des Gerichtsbezirkes
Baden ſtatt, welche von 200 Perſonen beſucht war,
und einen ſehr ſtürmiſchen Verlauf nahm. Gegenſtand
der Tagesordnung bildete die ſeit dem Monate
Auguſt 1899 gegründete obligatoriſche Meiſter-Kranken-
caſſe, deren Statuten auch von der Statthalterei
genehmigt wurden. Da in jüngſter Zeit wegen rück-
ſtändiger Einzahlung des monatlichen Beitrages von
einem Gulden die Genoſſenſchaft gegen die Säumigen
mit Androhung der Execution und mit gerichtlicher
Pfändung vorgegangen wurde, erhob ſich gegen die
Genoſſenſchaft eine ſtarke Oppoſition, die auch geſtern
in der Verſammlung zum beredten Ausdruck kam.
Es wurde gegen den Ausſchuſs der Genoſſenſchaft,
ſowie gegen den Secretär der Vorwurf erhoben, daſs
bei Ausarbeitung der Statuten der Meiſter-Kranken-
caſſe, welche in einer Verſammlung von nur 43 Mit-
gliedern genehmigt wurden, nicht bedacht wurde, daſs
ein großer Theil der Genoſſenſchaftsmitglieder, als
dem Veteranenvereine angehörend, nicht nur mit
Krankengeld, ſondern auch mit Arzt und Medikamente
verſehen ſind, welche ſich daher nicht verpflichtet fühlen,
der Krankencaſſe beizutreten. Der aus Wien an-
weſende k. k. Genoſſenſchaftsinſtruct[o]r Dr. Lorenz
Gſtettner, welcher das Wort nahm, wurde durch
toſenden Lärm in ſeinen Ausführungen unterbrochen
und konnte ſich nur ſchwer Gehör verſchaffen. Trotz
der Ausführungen über Zweck und Nutzen der
Meiſter-Krankencaſſe ſtimmte die überwiegende Majo-
rität der verſammelten Meiſter für die Auflöſung
dieſer Caſſe.

Unfall.

Der in Pfaffſtätten wohnhafte
Schuhmachermeiſter Rudolf Swoboda, welcher auch
der Meiſterverſammlung in Leesdorf beiwohnte und
nach Schluſs derſelben ſich auf den Heimweg begab,
hatte das Unglück, in der Wienerſtraße auszugleiten
und ſich den Knöchel des rechten Fußes zu brechen.
Swoboda wurde von der raſch herbeigeeilten Rettungs-
geſellſchaft in das hieſige Rath’ſche Spital transportiert.

Kankencaſſa der Bäcker in Baden.

Nachdem die Generalverſammlung am 15. d. M.
nicht beſchluſsfähig war, ſo findet die nächſte General-
verſammlung mit gleicher Tagesordnung am Donners-
tag, den 29. d. M., ſtatt.

Rechtsbeirath des Verbandes
deutſcher Radfahrer Niederöſterreichs.

Die Leitung des Verbandes deutſcher Radfahrer
Niederöſterreichs theilt mit, daſs ſich der Rechts-
beirath des Bundes deutſcher Herrenfahrer-Verbände
Oeſterreichs, welcher gleichzeitig derjenige des n.-ö.

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&#x017F;chaftsfragen zu der Hinrei&#x017F;e nach jenen Orten<lb/>
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[3/0003] Nr. 23. Mittwoch Badener Zeitung 21. März 1900. — Kampf um den Sitz der Badener Schloſſer-Innung. Seit dem Jahre 1787 hatte die Badener Schloſſer-Innung ihren ſtändigen Sitz in Baden, was um ſo erklärlicher iſt, als ſeit 1480, wo unſer Curort zur Stadt erhoben wurde, alle Nachbarorte mit ihren Gewerbeweſen nach Baden gravitierten. Seit dieſer Zeit gehörten auch unter anderem die Orte Mödling und Pottenſtein mit ihren Schloſſereigewerben zu der Badener Schloſſer-Innung, denn dieſelben waren ſelbſt zu klein, um eine eigene Innung bilden zu können. Bis in die letzte Zeit fiel es niemanden ein, an den Sitz der alten Badener Schloſſer-Innung zu rütteln, da derſelbe naturgemäß ſich nur an einem Orte befinden konnte. Erſt als Herr Thomas Tamuſſino, Schloſſermeiſter in Mödling, Innungsvorſtand wurde, regte derſelbe zu ſeiner Be- quemlichkeit die Verlegung des Sitzes der Innung von Baden nach Mödling an; da damit aber der Charakter der alten und derzeitig einzigen Innung Badens für immer verloren gehen muſste, proteſtirte der jetzige Vorſteher-Stellvertreter, Herr Ed. Sprinz, energiſch dagegen und ſteht dabei auch auf rechtlichem Boden. Die infolge dieſes Kampfes von Mödlinger Seite erfolgte Begründung, daſs Mödling und Hietzing eine größere Mitgliederzahl als die Ortsverbände Baden und Pottenſtein biete, bildet noch keine Urſache zu einer Verlegung der Badener Innung, da der Einwendung der räumlichen Entfernung entgegengeſtellt werden muſs, daſs die Herren aus Altenmarkt das- ſelbe ſagen könnten. Seit langer Zeit befindet ſich die „Genoſſenſchaft der Fleiſchhauer“ in Mödling, die der „Baugewerbe“ in Perchtoldsdorf, und auch unſere zahl- reichen Badener Mitglieder müſſen ſich bei Genoſſen- ſchaftsfragen zu der Hinreiſe nach jenen Orten bequemen, nur Mödling allein will von dieſen in Verbandsſachen unvermeidlichem Uſus Abſtand nehmen und dabei den Sitz der alten Schloſſer-Innung Badens an ſich reißen. Dies kann ſich aber die alte Badener Schloſſer-Innung ſchon im Intereſſe ihres hiſtoriſchen Beſtandes halber nicht gefallen laſſen und Herr Ed. Sprinz hat ganz recht, wenn er als echter Badener Bürger den bleibenden Sitz in Baden verſicht. So wie der Mödlinger, ſo hat auch der Badener ſeinen Local- patriotismus, der nicht leichtſinnig angetaſtet werden kann, und es iſt eine Ehrenpflicht aller Schloſſer Badens, daſs ſie für den Beibehalt des Sitzes ihrer Innung in Baden mit allen Kräften eintreten. Die „letzte Innung“ unſerer Stadt kann und darf ſchon um deren geſchichtlicher Bedeutung in der Chronik Badens nimmer verſchwinden. Dieſelbe Innung, die im Jahre 1567 in den Rahmen unſeres Stadtverthei- digungsgürtels einen eigenen Rundthurm, die ſo- genannte „Schloſſerbaſtey“, erbaute, muſs für Baden erhalten bleiben, denn mit dem Momente, wo der Sitz nach Mödling verlegt würde, wäre auch der hiſtoriſche Rechtsbeſtand für Baden in Frage geſtellt. Seit 1785 mit allen Aufſchreibungen und Urkunden ſicher ver- folgbar, bildet die Badener Schloſſer-Innung noch derzeit ein ſichtbares Zeichen einſtiger Bürgergröße und es iſt ein Verdienſt, daſs Herr Eduard Sprinz im Namen eines geachteten Gewerbes für den Fort- beſtand einer alten Badener Inſtitution eintritt, welche der Stadt erhalten bleiben muſs. Nachdem die am Sonntag, den 25. d. M., im Gaſthauſe des Herrn Kerſchbaum tagende Generalverſammlung der Badener Schloſſer-Innung auch dieſe Frage löſen ſoll, werden alle Meiſter Badens und Umgebung dringendſt aufgefordert, ſich dem berechtigten Proteſte vollzählig anzuſchließen. — Zitherconcert Jenny Haidl. Die erſte Badener Zitherſchule des Frl. Jenny Haidl ver- anſtaltet Sonntag, den 25. d. M., im großen Saale des Hotels „Stadt Wien“, unter gefälliger Mitwirkung des Frl. Stefanie Bulla (Clavier) und des Herrn Franz Kohlert (Violine), mit ihren Schülerinnen ein Zitherconcert. Anfang präciſe halb 5 Uhr. Der Eintritt iſt nur gegen Vorweiſung der Einladung geſtattet. — Bürgerliche Schützengeſellſchaft Baden. Die diesjährige ordentliche General- verſammlung der bürgerlichen Schützengeſellſchaft in Baden findet Dienstag, den 27. März, um 9 Uhr vormittags, in Kerſchbaum’s Gaſthaus mit der üblichen Tagesordnung ſtatt. Sollte die Verſammlung nicht beſchluſsfähig ſein, ſo findet an demſelben Tage um ½ 8 Uhr abends an eben demſelben Orte eine zweite Generalverſammlung ſtatt, die unter allen Umſtänden beſchluſsfähig iſt. — Coſtüm-Kränzchen. Das am 17. d. M. in den Saallocalitäten zum „goldenen Löwen“ von dem ſehr rührigen Jungen Herren-Comité veranſtaltete Purim-Coſtümkränzchen, verbunden mit Geſang- und humoriſtiſchen Vorträgen, fiel wider Erwarten recht gut aus, beſonders die declamatoriſchen Vorträge des Herrn Otto fanden viel Beifall; ebenſo entzückte Fräulein Turner durch ihre ſympathiſche klangvolle Stimme mit den Liedervorträgen als Coletta aus der Operette „Das Modell“ und aus der „Geisha“. Getanzt wurde ſehr flott und thaten ſich insbeſonders die jungen Herren, welche als Gäſte aus Wiener- Neuſtadt anweſend waren, als fleißige Tänzer hervor. Auch der arrangierte Laubfroſch-Cotillon, von Papa Gunhold inſceniert, wurde flott abſolviert. Die Stimmung war eine höchſt animierte und dauerte bis zum frühen Morgen an. — Vorſchuſs- und Creditverein. In der am 18. l. M. abgehaltenen Generalverſammlung wurde der Beſchluſs gefaſst, die Dividende für das abgelaufene Verwaltungsjahr 1899 nach dem Stande der Einzahlung per 31. December 1898 für jeden Geſchäftsantheil mit 20 Kronen auszuzahlen. — Vortrag im Weinbau-Verein Baden. Der am 18. März d. J vom Herrn Weinbauſchul- Director Weniſch abgehaltene Vortrag in Rubel’s Saal-Localitäten über Weinbau- und Froſtwehr- als die leere Geldtaſche. Wen die Inſpectoren einmal als Contractarbeiter entdeckt zu haben glauben, deſſen Los iſt nach der ſtrengen Auffaſſung dieſer Herren beſiegelt, und der Dampfer, der ſie hierherbrachte, führt ſie in wenigen Tagen wieder in die alte Heimat zurück. Sehr hart erſcheint es uns aber, wenn Einwanderer, welche von ihren hier anſäſſigen und in guten Verhältniſſen lebenden Verwandten oder Freunden brieflich die Zuſicherung erhalten, daſs ſie bei ihrem Kommen freundliche Aufnahme und durch ihre Hilfe auch bald Arbeit finden würden, als Contractarbeiter behandelt und zurückgewieſen werden. Einwanderer, denen unter allen Umſtänden die Landung nicht geſtattet wird und die ſofort zurück- geſchickt werden, ſind: Perſonen, welche in ihrer Heimat Inſaſſen von Armenhäuſern und Strafanſtalten waren, oder von denen bekannt iſt, daſs ſie ſich ungeſetzliche oder unmoraliſche Handlungen haben zu Schulden kommen laſſen, welche ſie zur Auswan- derung veranlaſsten, um gerichtlichen Verfolgungen zu entgehen; ſchwangere Mädchen, Frauen mit Kindern, die zu ihren Männern reiſen wollen, deren Adreſſe nicht zu ermitteln ſind, oder die den wiederholten Aufforderungen, das benöthigte Reiſegeld zu ſenden, nicht Folge leiſten; Krüppel, Geiſteskranke, Mittel- loſe und Contractarbeiter, ſowie überhaupt alle Leute, welche vorausſichtlich früher oder ſpäter dem Lande zur Laſt fallen würden. Wirkliche Landarbeiter ausgenommen, welche im Frühjahr und Sommer in den weſtlichen Staaten ſtets auf Arbeit rechnen dürfen, können wir keinem Arbeitſuchenden Hoffnungen machen, und wir wieder- holen daher unſere alljährlichen Warnungen an Handlungsdiener, Lehrer, Schreiber, Gelehrte, Pre- diger, Telegraphiſten, Beamten und namentlich an Studenten und Officiere, ſich nicht, ſelbſt unter den ungünſtigſten Verhältniſſen, unter denen ſie drüben zu leiden haben mögen, zur Auswanderung zu ent- ſchließen. Für dieſe Claſſe von Leuten iſt poſitiv keine Ausſicht, weder im nächſten Jahre, noch ſpäter. Die wenigen Ausnahme- fälle kommen gar nicht in Betracht. Das ſo häufig ausgeführte Vorgehen, ungerathene Söhne nach der „großen Beſſerungsanſtalt Amerika“ abzuſchütteln, um ſie „die Schule des Lebens durch- machen“ zu laſſen und ſie durch Not und Entbehrung zu zwingen, ſich an ungewohnte Arbeit zu gewöhnen, iſt ein verwerfliches, und wir verwahren uns gegen die häufig an uns geſtellte Zumuthung, auch in ſolchen Fällen unſere hülfreiche Hand zu bieten. Wenn es den Eltern und Verwandten nicht möglich iſt, den leichtſinnigen Sohn auf den richtigen Weg zu bringen, ſo geht er in den meiſten Fällen hierzulande, wo er ſich ganz ſelbſt überlaſſen iſt und bald einen Kreis leichtſinniger Kameraden findet, ſicher zu Grunde. Die wenigen Ausnahmefälle kommen auch hierbei nicht in Betracht. Häufige Anfragen von Damen, alten und jungen, aus beſſeren Ständen, welche hoffen, in Amerika als Geſellſchafterinnen, Erzieherinnen, Kindergärtnerinnen, Vorleſerinnen und in anderen bevorzugten Stellungen ein Unterkommen zu finden, haben wir ſtets abrathend beantwortet. Für Dienſtmädchen für allgemeine Haus- arbeiten iſt dagegen ein ergiebiges Feld und können dieſelben mit Sicherheit darauf rechnen, ſofort Stellen und guten Lohn zu finden. Angelegenheiten, ſowie zur Bekämpfung des Oidiums wurde von der weinbautreibenden Bevölkerung aus Baden, Weikersdorf und Umgebung ſehr zahlreich beſucht. Unter den Anweſenden bemerkte man die Herren: Domtnik Lechner, Franz Schwabl und M. Rampl aus Baden, ſowie Herrn M. Kaſſecker aus Weikersdorf. Herr Director Weniſch begann ſeinen Vortrag mit der Erörterung aller jener Mittel, welche im allgemeinen zu einer erfolgreichen Bekämpfung der Weingartenkrankheiten angewendet werden ſollen, und regte an, daſs man bei Beſpritzung der Wein- gärten nicht mehr Kalk, ſondern Soda mit Kupfer- vitriol vermengen ſoll, und zwar zu 100 Liter Waſſer 1·50 Kilo Kupfervitriol und 1·70 Kilo Soda; es wird dies genügen zur zweckmäßigen Beſpritzung. Auch empfahl er gegen das Oidium die ſorgfältige Beſtäubung mit Schwefel, welche ſich während des Jahres in den Weingärten öfter wiederholen ſoll. Dann beſprach Herr Director Weniſch die Abwehr von Fröſten, welche die Weingärten oft arg ſchädigen, ja theilweiſe ganz zugrunde richten. Er betonte, daſs das einzige Mittel, dieſe Froſtſchäden hintanzuhalten, nur durch intenſive Räucherungen in den Froſtnächten hintangehalten werden könne. Nachdem aber dieſe Herſtellung von Feuern auch Mühe und Geld koſtet, wäre es das beſte, wenn die Weinbauern an die Gemeindevertretungen herantreten würden, damit dieſe Froſtwehren errichten, wie ſolche z. B. ſchon in Gumpoldskirchen, Traiskirchen, Laugenlots und an anderen Orten, ferner in Südtirol und Deutſchland beſtehen. Auch berichteten einige Beſucher der Ver- ſammlung, daſs ſie dieſes Räuchern ſchon auf eigenes Riſico mit Erfolg angewendet haben. Zum Schluſſe wurde von der Verſammlung beſchloſſen, die Weinbau- Vereine in Baden und Weikersdorf in kürzeſter Zeit eine gemeinſame Ausſchuſsſitzung abhalten zu laſſen, damit die Froſtwehr im gemeinſamen Weingarten- gebiete beſprochen und auch durchgeführt werden könne. Auch wird an die Gemeinde Sooß in dieſer An- gelegenheit herangetreten werden. — Eine ſtürmiſche Schuhmacher- verſammlung. Montag, den 19. d. M., fand in Kolbe’s Saallocalitäten. Waſſergaſſe, eine Ver- ſammlung der Schuhmachermeiſter des Gerichtsbezirkes Baden ſtatt, welche von 200 Perſonen beſucht war, und einen ſehr ſtürmiſchen Verlauf nahm. Gegenſtand der Tagesordnung bildete die ſeit dem Monate Auguſt 1899 gegründete obligatoriſche Meiſter-Kranken- caſſe, deren Statuten auch von der Statthalterei genehmigt wurden. Da in jüngſter Zeit wegen rück- ſtändiger Einzahlung des monatlichen Beitrages von einem Gulden die Genoſſenſchaft gegen die Säumigen mit Androhung der Execution und mit gerichtlicher Pfändung vorgegangen wurde, erhob ſich gegen die Genoſſenſchaft eine ſtarke Oppoſition, die auch geſtern in der Verſammlung zum beredten Ausdruck kam. Es wurde gegen den Ausſchuſs der Genoſſenſchaft, ſowie gegen den Secretär der Vorwurf erhoben, daſs bei Ausarbeitung der Statuten der Meiſter-Kranken- caſſe, welche in einer Verſammlung von nur 43 Mit- gliedern genehmigt wurden, nicht bedacht wurde, daſs ein großer Theil der Genoſſenſchaftsmitglieder, als dem Veteranenvereine angehörend, nicht nur mit Krankengeld, ſondern auch mit Arzt und Medikamente verſehen ſind, welche ſich daher nicht verpflichtet fühlen, der Krankencaſſe beizutreten. Der aus Wien an- weſende k. k. Genoſſenſchaftsinſtructor Dr. Lorenz Gſtettner, welcher das Wort nahm, wurde durch toſenden Lärm in ſeinen Ausführungen unterbrochen und konnte ſich nur ſchwer Gehör verſchaffen. Trotz der Ausführungen über Zweck und Nutzen der Meiſter-Krankencaſſe ſtimmte die überwiegende Majo- rität der verſammelten Meiſter für die Auflöſung dieſer Caſſe. — Unfall. Der in Pfaffſtätten wohnhafte Schuhmachermeiſter Rudolf Swoboda, welcher auch der Meiſterverſammlung in Leesdorf beiwohnte und nach Schluſs derſelben ſich auf den Heimweg begab, hatte das Unglück, in der Wienerſtraße auszugleiten und ſich den Knöchel des rechten Fußes zu brechen. Swoboda wurde von der raſch herbeigeeilten Rettungs- geſellſchaft in das hieſige Rath’ſche Spital transportiert. — Kankencaſſa der Bäcker in Baden. Nachdem die Generalverſammlung am 15. d. M. nicht beſchluſsfähig war, ſo findet die nächſte General- verſammlung mit gleicher Tagesordnung am Donners- tag, den 29. d. M., ſtatt. — Rechtsbeirath des Verbandes deutſcher Radfahrer Niederöſterreichs. Die Leitung des Verbandes deutſcher Radfahrer Niederöſterreichs theilt mit, daſs ſich der Rechts- beirath des Bundes deutſcher Herrenfahrer-Verbände Oeſterreichs, welcher gleichzeitig derjenige des n.-ö.

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Zitationshilfe: Badener Zeitung. Nr. 23, Baden (Niederösterreich), 21.03.1900, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_badener023_1900/3>, abgerufen am 22.11.2024.