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Badener Zeitung. Nr. 13, Baden (Niederösterreich), 14.02.1900.

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Mittwoch Badener Zeitung 14. Februar 1900. Nr. 13.

[Spaltenumbruch] Dangl das Haus Nr. 217 in Baden (Cafe und
Restaurant Franzensstraße Nr. 23) um den Betrag
von 42.000 Kronen käuflich erworben.

-- Spenden für den Beethoven-
Denkmalfond.

Frau Prof. Dr. Albertine Werther
spendete ein Zwanzig-Francsstück. Das Comite spricht
der geehrten Spenderin hiefür den besten Dank aus.
-- Spenden, die öffentlich ausgewiesen werden,
werden entgegengenommen in der Apotheke des Herrn
Adolf Ritter v. Grimburg, Hauptplatz, in der Apotheke
des Herrn C. G. Schwarz, Hauptplatz, vom Bürger-
meister Herrn Rudolf Zöllner und schließlich vom
Cassier des Comites, Herrn Ernst Holzer, Lehrer,
Baden, Palffygasse 30.

-- Vom Kriegsfchauplatze in Süd-
afrika

wird bereits manch' ergötzliches Geschichtchen
erzählt erzählt. In Salisbury (Rhodesia) ließ sich in
einem Barbierladen ein Engländer rasieren, während
ein alter Bure an der Seite saß und wartete, bis
die Reihe an ihn kam. Natürlich drehte sich das Ge-
spräch um den Krieg und im Laufe desselben sagte
der Engländer zum Barbier: "There came out from
home last week 25 thousand more trops."
(Die
letzte Woche sind 25.000 Mann frische Truppen an-
gekommen.) Schnell gefasst antwortete darauf der
alte Bure: "Ollemachda, there is'nt enough place
in the Transvaal to bury them all."
(Allmächtiger,
dann wird es in Transvaal an Platz fehlen, um sie
alle zu begraben.) -- Auch die englischen vornehmen
Pflegerinnen, freiwillige Samaritanerinnen, kommen
dabei schlecht weg und man witzelt allerlei über sie:
"Nun sagen Sie mir einmal, was ich thun kann?"
sagte eine dieser Pflegerinnen zu einem Chefarzte
eines Lazarethes in der Capstadt. "Das hätten Sie
sich überlegen sollen, ehe Sie hieher kamen", ant-
wortete ihr der Doctor, "machen Sie sich in irgend
einer Weise nützlich." Die Dame ließ sich das nicht
zweimal sagen, und entschlossenen Schrittes und mit
jenem Samariterblick, den man nur bei Frauen
findet, gieng sie auf ein Bett zu, in dem ein ver-
wundeter Soldat lag. "Darf ich Ihr Gesicht waschen?"
fragte sie diesen leise. Der Held im Bette wandte
ihr sein Gesicht zu: "Ich habe nichts dagegen", sagte
er, "aber nur, wenn Sie sich beeilen. Ich habe mein
Gesicht seit dem Frühstück schon sechzehnmal waschen
lassen, und da sind noch zwei Damen, denen ich es
schon früher versprochen habe. Wenn Sie es nicht
rasch machen, dann könnte ich am Ende einschlafen,
bevor die anderen an die Reihe kommen. Und ich
habe es Ihnen doch versprochen."

-- Rath'sches allgemeines öffent-
liches Krankenhaus in Baden.

Kranken-
Rapport für den Monat Jänner 1900. Vom Vor-
monate verblieben 122, seither zugewachsen 116, zu-
sammen 238 Patienten. Seither abgegangen 113,
verbleiben am Ende dieses Monates 125 Patienten.
Die in Abgang gebrachten 113 Kranken entfallen in
folgende Gruppen: geheilt 65, gebessert 32, ungeheilt
3, gestorben 13. In unentgeltliche ambulatorische Be-
handlung kamen 235 Kranke. Die Zahl der Ver-
pflegstage betrug 4025, im Vormonate 3842, mithin
183 mehr. Durchschnittlicher Krankenstand per Tag
129·8, durchschnittliche Verpflegsdauer für einen
Kranken 16·91 Tage. Der vorherrschende Krankheits-
Charakter bestand in Erkrankungen der Athmungs-
organe, der Haut und der Gelenke. Wegen Raum-
mangel wurden 14 Personen abgewiesen. -- Folgende
Verletzungen gelangten zur Aufnahme: Contusionen:
3 leichte; Hiebwunden: 1 leichte; Rissquetschwunden:
2 schwere, 1 leichte; Verbrennungen: 2 schwere; Er-
frierungen: 1 schwere, mithin 5 schwere und 4 leichte,
zusammen 10. Operationen wurden 59 vorgenommen,
15 größere und 44 kleinere; hievon in der Chloro-
form-Narkose 16, in der Äther-Narkose 7, in der
Bromäthyl-Narkose 0, in der Cocain-Anästhesie 9,
in der Chlor-Anästhesie 13, in der Schleich'schen
Anästhesie 6, ohne Narkose 8. -- In diesem Kranken-
hause findet täglich von 10--11 Uhr vormittags
für Mittellose, welche nicht Mitglieder von Kranken-
cassen sind, unentgeltliche ambulatorische Ordi-
nation statt.




Correspondenzen.
Mödling. [Eigenbericht der "Badener Zeitung."]
(Ein seltenes Jubiläum),

nämlich das
des 90. Geburtstages, begieng vor etlichen Tagen
Herr David Schwarzrock, der Senior der Gärtner-
Genossenschaft, welcher noch heute erstaunlich thätig
ist, sich der vollen Geistesfrische erfreut, im Cafe
Weißkirchner seinen "Schwarzen" trinkt, dazu ohne
Zuhilfenahme von Brillen die Zeitungen liest und so
[Spaltenumbruch] eilfertig dahinschreitet, als ob er noch um 30 Jahre
jünger wäre. Das schon vor 15 Jahren bei der
Tischgesellschaft "Brüllaria" gesungene Lied "Es lebt
der alte Schwarzrock noch etc.", in welches der seither
verblichene Sohn des alten Herrn fröhlich ein-
stimmte, kann heute wiederholt werden und kann den
Neunzigjährigen von Neuem erheitern. Herr Schwarz-
rock wurde im Jahre 1810 in Katzelsdorf bei Wiener-
Neustadt als Sohn eines Herrschaftsgärtners geboren,
trat mit 16 Jahren in die Dienste eines Gärtners
in Horn und war durch volle 74 Jahre -- denn er
geht auch heute noch nicht müßig -- in der Gärt-
nerei thätig. Die von ihm im Jahre 1848 in Mödling
begründete Firma, welche vermuthlich der einzige
Enkel des Neunzigjährigen übernehmen wird, ist auch
außerhalb unserer Stadt bestens bekannt.

(Bei dem Maskenballe)

des Männer-
Gesang-Vereines am 24. d. M. wird unter anderem
der "Krokodil-Club" in stattlicher Anzahl und originell
costümiert vertreten sein. Behufs Herstellung der im
Secessionsstil gehaltenen Decorierung des großen
Saales sammt den Nebenräumen ist die ganze Woche
vom 18. bis 24. Februar erforderlich.

(Der beliebte Hausball)

bei den
"Zwei Raben" findet morgen statt.

(Wegen Renitenz)

gegen die Wache wurde
M. Bily, der während seines Transportes nach dem
Bahnhofe excedierte, in den hiesigen Gemeindearrest
gebracht. Er wird in seine Heimat abgeschoben werden.
-- Ein zweiter Excedent, der wegen Zechprellerei
verhaftet werden sollte, konnte erst nach erfolgter
Hilfeleistung von zwei Wachleuten auf das Commis-
sariat gebracht werden. Er heißt Anton Schreiner.

(Entdeckter Diebstahl.)

Im November ver-
[g]angenen Jahres wurde berichtet, dass der in der
Fürstenstraße wohnhaften Frau Meinl eine wertvolle
Broche abhanden gekommen sei. Erst in den letzten
Tagen wurde die damals bei der Genannten im
Dienste gestandene Magd Hermine Janousek unter
Verdachtsgründen verhaftet. Sie hatte nämlich, wie
infolge eines Briefes ihres Bruders constatiert wurde,
die fragliche Broche in einer Wiener Pfandleih-
Anstalt versetzt und darauf ein Darleihen von 20 fl.
erhalten. Allerdings gab der Bruder der Verhafteten
an, dass er selbst die Broche in der Fürstenstraße
gefunden und dann seiner Schwester geschenkt habe.
Die Janousek hatte jedoch ihrer Quartiergeberin mit-
getheilt, dass sie diese 20 fl. von einer Tante er-
halten habe. Die Untersuchung wird den Fall bald
vollständig aufklären.

(Verhaftung).

Die bei der Gastwirtin Frau
Bednar bedienstet gewesene Magd Aurelia Arenberger
wurde kürzlich dabei ertappt, als sie aus einer ver-
sperrten Tischlade 2 Gulden entwendete. Später fand
man noch Cigarren, Wein etc., welche die Magd ge-
stohlen hatte, vor. Sie bat inständig, keine Anzeige
zu erstatten und versprach, alles zu ersetzen, verschwand
jedoch bald darauf unter Zurücklassung ihres Dienst-
buches. Nun wurde sie in Mödling selbst ausgeforscht,
verhaftet und dem Bezirksgerichte eingeliefert.

(Theater).

Donnerstag, den 8. d. M., fand
das Benefice des ersten jugendlichen Liebhabers, Max
Nekut als "Horst von Neuhoff" in dem Lustspiele
"Comtesse Guckerl" statt. Der Benesiciant, welcher
im letzten Augenblick die Herrn Brand zugedachte
Rolle wegen Erkrankung desselben übernehmen musete,
zog sich überraschend gut aus dieser Affaire; er führte
diese "Bombenrolle" bis zum Schlusse resolut und
recht befriedigend durch, unterstützt durch seine in der
kleidsamen Uniform sympathische Figur und Haltung.
Als Gast hatte Frl. Lori Weiser, die von ihrem s. z.
Sommerengagement hier noch in bester Erinnerung
steht, in uneigennütziger Weise die Titelrolle (Comtesse
Hermance) übernommen und durch ihre hübsche, sym-
pathische Erscheinung, discretes Spiel und anmuthige
Wiedergabe des Wiener Dialects schon nach den
ersten Scenen das Publicum gewonnen und so ihre
Beliebtheit neuerdings gefestigt. Das duftige Costüm
stand der zarten Erscheinung mit den graziösen Be-
wegungen reizend. Neben dem Gaste behauptete sich
in jeder Hinsicht Frl. Lippert (Cilli), welche, da ihr
die Wärme des Ausdruckes stets zu Gebote steht, auch
in jenen Scenen, die Naivetät und Innigkeit erfordern, am
Platze war. Herr Kaufmann (Hofrath Mittersteig), ein
"self-made-man" auf der Bühne, wenn es sein muss,
half sich wacker zu diesem gewünschten Erfolge; sein
"Drehen und Wenden" erregte jesdesmal Heiterkeit
und seine Routine zog ihn aus mancher Klemme.
Wacker hielt sich Dir. Berthal als "General Suwatschoff",
für den er auch die erforderliche Repräsentation und
alte Herren-Galanterie mitbrachte; Fr. Müller war
durch ihr Prager-Deutsch als Hofräthin sehr wirksam
und Herr Stiaßny zeigte auch im raschen Dialog mit
[Spaltenumbruch] "Cilli" und "Hermance" eine verständnisvolle Auf-
fassung. Frl. Kranwitter (Rosa) und Herr Müller
(Wenzel) waren gute Episodisten. Der Saal wies
erfreulicherweise nur wenige Lücken auf. -- Sonntag,
den 11. d. M., fand nachmittags eine Kindervor-
stellung, "Hänsel und Grethel", bei gutem Besuche
und abends die Aufführung "Junge Männer und alte
Weiber" von Th. Appel statt. Darüber nächstens mehr.

(Director Berthal)

hatte Sonntags eine
"Urania-Vorstellung" in Schwechat arrangiert, die
einen guten Erfolg brachte.

(Gastspiele)

an der hiesigen Bühne. Nebst
den Damen Jenny Mayer und Petri wird, wie wir
vernehmen, auch Herr A. Burg hier gastieren.

Guntramsdorf.

Der hier gebürtige Selcher-
gehilfe Julius Sch., welcher seit längerer Zeit kränklich
war, begieng vor etlichen Tagen in Wien, VI. Bezirk,
einen Selbstmordversuch. Er nahm eine Lösung von
zwei Päckchen Phosphorhölzchen im Wasser und wurde
im schwerverletzten Zustande in die Wachstube des
VI. Bezirkes und hierauf nach Anwendung von Gegen-
mitteln von der Rettungsgesellschaft nach dem Kranken-
hause überführt.

Pfaffstätten.
(Ball.)

Der diesjährige Ball
des Militär-Veteranen-Vereines Pfaffstätten findet
Samstag, den 24. l. M., in Öhlwerther's Saal-
localitäten statt. Beginn 7 Uhr abends. Entree 1
Krone. Veteranen in Uniform genießen freien Entree.

Kaltenleutgeben.

Am 8. d. M. fand hier die
Hauptversammlung der Ortsgruppe des Vereines der
"N.-ö. Landesfreunde" statt, welcher u. a. die Herren
K. Calliano und Wagenhofer aus Baden beiwohnten.
Die Ortsgruppe wird hier eine Volksbibliothek gründen.

Raisenmarkt.
(Wohlthätigkeitsball.)

Am 7. d. M. veranstalteten mehrere Schulfreunde
in Hirschhofer's Gasthof einen Bauernball zu Gunsten
der hiesigen Schuljugend. Derselbe war sehr gut be-
sucht, denn jung und alt fand sich zu demselben ein,
um sein Scherflein zu dem wohlthätigen Zweck bei-
zutragen. Dass es ein Bauernball im wahrem Sinne
des Wortes genannt werden konnte, beweist der
Umstand, dass ausnahmslos sowohl Frauen als
auch Mädchen in der schmucken Älplerinnentracht er-
schienen waren und einen höchst malerischen Anblick
boten. Der erzielte Reingewinn von 120 Kronen
fließt dem Fonde zur Gründung einer Suppenan-
stalt für entfernt wohnende Schulkinder zu. Alle
jene Schulfreunde aus Pottenstein, Weißenbach an
der Triesting und Neuhaus, welche durch Beiträge
obiges Unternehmen unterstützten, mögen an dieser
Stelle den herzlichsten Dank entgegennehmen. Noch
mag der Neuhauser Musikcapelle lobend gedacht werden,
deren lockenden Ländlern so manches greise Haupt
selbst nicht widerstehen konnte.

Rohr i. G.
(Verein der Suppen-Anstalt
für arme Kinder.)

Die Ziehung der Effecten-
Lotterie zum Besten des Schutzhauses und der Suppen-
anstalt Rohr i. G. findet unwiderruflich am 5. Mai
statt. Auf Wunsch vieler Los-Abnehmer bestehen die
Treffer meist in Gold- und Silbergegenständen, Fahr-
rädern, Uhren etc. Der Haupttreffer hat 2 Vor- und
2 Nachtreffer, die 235 größeren Treffer haben 8
Vor- und 8 Nachtreffer. Um gütigste Unterstützung
durch Abnahme von Losen wird freudlichst gebeten.

Berndorf.
(Theater.)

Donnerstag, den
8. Februar: "Die dritte Escadron", Schwank von
Buchbinder. Dieser Schwank hat das Publicum nicht
entwaffnet, es hat sich nicht gefangen gegeben und
wir können über einen Sieg der dritten Escadron
nicht berichten, da wir ein Dementi befürchten müssten.
Der erste Act zündete, der zweite gieng an und der
dritte, ja der dritte war mit dem Herrn Vertessy
auf deutsch zu sprechen ein großer "Schmarrn" und
blieb hinter den Erwartungen des ersten und zweiten
Actes weit zurück. Ein Kasernen-Milieu mit Officiers-
Cantine und Recrutendrill und den aus den "Münchner"
und "Meggendorfer" bekannten, keine Früchte tragenden
Kasernenblüten, die hier oft ungezügelt stark zu
Worte kamen. Die Handlung bringt wenig Neues.
Immer wieder der junge Ehemann, der in Abwesen-
heit seiner Gattin zu seinen früheren Amouren zu-
rückkehrt und dadurch in unangenehme Situationen
geräth, war mit Herrn Erl gut besetzt. Abwechslung
bietet nur eine infolge ihrer Zärtlichkeit unangenehme
Schwiegermutter (Frau Zwerenz), ein Schwiegerpapa
(Herr Ott), der diesmal der größte Viehhändler der
Monarchie ist, und ein zweiter Schwiegerpapa, der
ungarische Rittmeister, der sich auf Seite des Schwieger-
sohnes schlägt, um den flotten Ruf der dritten Es-
cadron zu wahren. Die Mittel sind etwas abgebraucht;
mit diesen dennoch Heiterkeit erzeugen, ist ein Ver-
dienst, das dem Autor und der gelungenen Aufführung
nicht abgesprochen werden kann. Zu nennen ist vor

Mittwoch Badener Zeitung 14. Februar 1900. Nr. 13.

[Spaltenumbruch] Dangl das Haus Nr. 217 in Baden (Café und
Reſtaurant Franzensſtraße Nr. 23) um den Betrag
von 42.000 Kronen käuflich erworben.

Spenden für den Beethoven-
Denkmalfond.

Frau Prof. Dr. Albertine Werther
ſpendete ein Zwanzig-Francsſtück. Das Comité ſpricht
der geehrten Spenderin hiefür den beſten Dank aus.
— Spenden, die öffentlich ausgewieſen werden,
werden entgegengenommen in der Apotheke des Herrn
Adolf Ritter v. Grimburg, Hauptplatz, in der Apotheke
des Herrn C. G. Schwarz, Hauptplatz, vom Bürger-
meiſter Herrn Rudolf Zöllner und ſchließlich vom
Caſſier des Comités, Herrn Ernſt Holzer, Lehrer,
Baden, Palffygaſſe 30.

Vom Kriegsfchauplatze in Süd-
afrika

wird bereits manch’ ergötzliches Geſchichtchen
erzählt erzählt. In Salisbury (Rhodeſia) ließ ſich in
einem Barbierladen ein Engländer raſieren, während
ein alter Bure an der Seite ſaß und wartete, bis
die Reihe an ihn kam. Natürlich drehte ſich das Ge-
ſpräch um den Krieg und im Laufe desſelben ſagte
der Engländer zum Barbier: „There came out from
home last week 25 thousand more trops.“
(Die
letzte Woche ſind 25.000 Mann friſche Truppen an-
gekommen.) Schnell gefaſst antwortete darauf der
alte Bure: „Ollemachda, there is’nt enough place
in the Transvaal to bury them all.“
(Allmächtiger,
dann wird es in Transvaal an Platz fehlen, um ſie
alle zu begraben.) — Auch die engliſchen vornehmen
Pflegerinnen, freiwillige Samaritanerinnen, kommen
dabei ſchlecht weg und man witzelt allerlei über ſie:
„Nun ſagen Sie mir einmal, was ich thun kann?“
ſagte eine dieſer Pflegerinnen zu einem Chefarzte
eines Lazarethes in der Capſtadt. „Das hätten Sie
ſich überlegen ſollen, ehe Sie hieher kamen“, ant-
wortete ihr der Doctor, „machen Sie ſich in irgend
einer Weiſe nützlich.“ Die Dame ließ ſich das nicht
zweimal ſagen, und entſchloſſenen Schrittes und mit
jenem Samariterblick, den man nur bei Frauen
findet, gieng ſie auf ein Bett zu, in dem ein ver-
wundeter Soldat lag. „Darf ich Ihr Geſicht waſchen?“
fragte ſie dieſen leiſe. Der Held im Bette wandte
ihr ſein Geſicht zu: „Ich habe nichts dagegen“, ſagte
er, „aber nur, wenn Sie ſich beeilen. Ich habe mein
Geſicht ſeit dem Frühſtück ſchon ſechzehnmal waſchen
laſſen, und da ſind noch zwei Damen, denen ich es
ſchon früher verſprochen habe. Wenn Sie es nicht
raſch machen, dann könnte ich am Ende einſchlafen,
bevor die anderen an die Reihe kommen. Und ich
habe es Ihnen doch verſprochen.“

Rath’ſches allgemeines öffent-
liches Krankenhaus in Baden.

Kranken-
Rapport für den Monat Jänner 1900. Vom Vor-
monate verblieben 122, ſeither zugewachſen 116, zu-
ſammen 238 Patienten. Seither abgegangen 113,
verbleiben am Ende dieſes Monates 125 Patienten.
Die in Abgang gebrachten 113 Kranken entfallen in
folgende Gruppen: geheilt 65, gebeſſert 32, ungeheilt
3, geſtorben 13. In unentgeltliche ambulatoriſche Be-
handlung kamen 235 Kranke. Die Zahl der Ver-
pflegstage betrug 4025, im Vormonate 3842, mithin
183 mehr. Durchſchnittlicher Krankenſtand per Tag
129·8, durchſchnittliche Verpflegsdauer für einen
Kranken 16·91 Tage. Der vorherrſchende Krankheits-
Charakter beſtand in Erkrankungen der Athmungs-
organe, der Haut und der Gelenke. Wegen Raum-
mangel wurden 14 Perſonen abgewieſen. — Folgende
Verletzungen gelangten zur Aufnahme: Contuſionen:
3 leichte; Hiebwunden: 1 leichte; Riſsquetſchwunden:
2 ſchwere, 1 leichte; Verbrennungen: 2 ſchwere; Er-
frierungen: 1 ſchwere, mithin 5 ſchwere und 4 leichte,
zuſammen 10. Operationen wurden 59 vorgenommen,
15 größere und 44 kleinere; hievon in der Chloro-
form-Narkoſe 16, in der Äther-Narkoſe 7, in der
Bromäthyl-Narkoſe 0, in der Cocain-Anäſtheſie 9,
in der Chlor-Anäſtheſie 13, in der Schleich’ſchen
Anäſtheſie 6, ohne Narkoſe 8. — In dieſem Kranken-
hauſe findet täglich von 10—11 Uhr vormittags
für Mittelloſe, welche nicht Mitglieder von Kranken-
caſſen ſind, unentgeltliche ambulatoriſche Ordi-
nation ſtatt.




Correſpondenzen.
Mödling. [Eigenbericht der „Badener Zeitung.“]
(Ein ſeltenes Jubiläum),

nämlich das
des 90. Geburtstages, begieng vor etlichen Tagen
Herr David Schwarzrock, der Senior der Gärtner-
Genoſſenſchaft, welcher noch heute erſtaunlich thätig
iſt, ſich der vollen Geiſtesfriſche erfreut, im Café
Weißkirchner ſeinen „Schwarzen“ trinkt, dazu ohne
Zuhilfenahme von Brillen die Zeitungen liest und ſo
[Spaltenumbruch] eilfertig dahinſchreitet, als ob er noch um 30 Jahre
jünger wäre. Das ſchon vor 15 Jahren bei der
Tiſchgeſellſchaft „Brüllaria“ geſungene Lied „Es lebt
der alte Schwarzrock noch ꝛc.“, in welches der ſeither
verblichene Sohn des alten Herrn fröhlich ein-
ſtimmte, kann heute wiederholt werden und kann den
Neunzigjährigen von Neuem erheitern. Herr Schwarz-
rock wurde im Jahre 1810 in Katzelsdorf bei Wiener-
Neuſtadt als Sohn eines Herrſchaftsgärtners geboren,
trat mit 16 Jahren in die Dienſte eines Gärtners
in Horn und war durch volle 74 Jahre — denn er
geht auch heute noch nicht müßig — in der Gärt-
nerei thätig. Die von ihm im Jahre 1848 in Mödling
begründete Firma, welche vermuthlich der einzige
Enkel des Neunzigjährigen übernehmen wird, iſt auch
außerhalb unſerer Stadt beſtens bekannt.

(Bei dem Maskenballe)

des Männer-
Geſang-Vereines am 24. d. M. wird unter anderem
der „Krokodil-Club“ in ſtattlicher Anzahl und originell
coſtümiert vertreten ſein. Behufs Herſtellung der im
Seceſſionsſtil gehaltenen Decorierung des großen
Saales ſammt den Nebenräumen iſt die ganze Woche
vom 18. bis 24. Februar erforderlich.

(Der beliebte Hausball)

bei den
„Zwei Raben“ findet morgen ſtatt.

(Wegen Renitenz)

gegen die Wache wurde
M. Bily, der während ſeines Transportes nach dem
Bahnhofe excedierte, in den hieſigen Gemeindearreſt
gebracht. Er wird in ſeine Heimat abgeſchoben werden.
— Ein zweiter Excedent, der wegen Zechprellerei
verhaftet werden ſollte, konnte erſt nach erfolgter
Hilfeleiſtung von zwei Wachleuten auf das Commiſ-
ſariat gebracht werden. Er heißt Anton Schreiner.

(Entdeckter Diebſtahl.)

Im November ver-
[g]angenen Jahres wurde berichtet, daſs der in der
Fürſtenſtraße wohnhaften Frau Meinl eine wertvolle
Broche abhanden gekommen ſei. Erſt in den letzten
Tagen wurde die damals bei der Genannten im
Dienſte geſtandene Magd Hermine Janouſek unter
Verdachtsgründen verhaftet. Sie hatte nämlich, wie
infolge eines Briefes ihres Bruders conſtatiert wurde,
die fragliche Broche in einer Wiener Pfandleih-
Anſtalt verſetzt und darauf ein Darleihen von 20 fl.
erhalten. Allerdings gab der Bruder der Verhafteten
an, daſs er ſelbſt die Broche in der Fürſtenſtraße
gefunden und dann ſeiner Schweſter geſchenkt habe.
Die Janouſek hatte jedoch ihrer Quartiergeberin mit-
getheilt, daſs ſie dieſe 20 fl. von einer Tante er-
halten habe. Die Unterſuchung wird den Fall bald
vollſtändig aufklären.

(Verhaftung).

Die bei der Gaſtwirtin Frau
Bednar bedienſtet geweſene Magd Aurelia Arenberger
wurde kürzlich dabei ertappt, als ſie aus einer ver-
ſperrten Tiſchlade 2 Gulden entwendete. Später fand
man noch Cigarren, Wein ꝛc., welche die Magd ge-
ſtohlen hatte, vor. Sie bat inſtändig, keine Anzeige
zu erſtatten und verſprach, alles zu erſetzen, verſchwand
jedoch bald darauf unter Zurücklaſſung ihres Dienſt-
buches. Nun wurde ſie in Mödling ſelbſt ausgeforſcht,
verhaftet und dem Bezirksgerichte eingeliefert.

(Theater).

Donnerstag, den 8. d. M., fand
das Benefice des erſten jugendlichen Liebhabers, Max
Nekut als „Horſt von Neuhoff“ in dem Luſtſpiele
„Comteſſe Guckerl“ ſtatt. Der Beneſiciant, welcher
im letzten Augenblick die Herrn Brand zugedachte
Rolle wegen Erkrankung desſelben übernehmen muſete,
zog ſich überraſchend gut aus dieſer Affaire; er führte
dieſe „Bombenrolle“ bis zum Schluſſe reſolut und
recht befriedigend durch, unterſtützt durch ſeine in der
kleidſamen Uniform ſympathiſche Figur und Haltung.
Als Gaſt hatte Frl. Lori Weiſer, die von ihrem ſ. z.
Sommerengagement hier noch in beſter Erinnerung
ſteht, in uneigennütziger Weiſe die Titelrolle (Comteſſe
Hermance) übernommen und durch ihre hübſche, ſym-
pathiſche Erſcheinung, discretes Spiel und anmuthige
Wiedergabe des Wiener Dialects ſchon nach den
erſten Scenen das Publicum gewonnen und ſo ihre
Beliebtheit neuerdings gefeſtigt. Das duftige Coſtüm
ſtand der zarten Erſcheinung mit den graziöſen Be-
wegungen reizend. Neben dem Gaſte behauptete ſich
in jeder Hinſicht Frl. Lippert (Cilli), welche, da ihr
die Wärme des Ausdruckes ſtets zu Gebote ſteht, auch
in jenen Scenen, die Naivetät und Innigkeit erfordern, am
Platze war. Herr Kaufmann (Hofrath Mitterſteig), ein
„self-made-man“ auf der Bühne, wenn es ſein muſs,
half ſich wacker zu dieſem gewünſchten Erfolge; ſein
„Drehen und Wenden“ erregte jesdesmal Heiterkeit
und ſeine Routine zog ihn aus mancher Klemme.
Wacker hielt ſich Dir. Berthal als „General Suwatſchoff“,
für den er auch die erforderliche Repräſentation und
alte Herren-Galanterie mitbrachte; Fr. Müller war
durch ihr Prager-Deutſch als Hofräthin ſehr wirkſam
und Herr Stiaßny zeigte auch im raſchen Dialog mit
[Spaltenumbruch] „Cilli“ und „Hermance“ eine verſtändnisvolle Auf-
faſſung. Frl. Kranwitter (Roſa) und Herr Müller
(Wenzel) waren gute Epiſodiſten. Der Saal wies
erfreulicherweiſe nur wenige Lücken auf. — Sonntag,
den 11. d. M., fand nachmittags eine Kindervor-
ſtellung, „Hänſel und Grethel“, bei gutem Beſuche
und abends die Aufführung „Junge Männer und alte
Weiber“ von Th. Appel ſtatt. Darüber nächſtens mehr.

(Director Berthal)

hatte Sonntags eine
„Urania-Vorſtellung“ in Schwechat arrangiert, die
einen guten Erfolg brachte.

(Gaſtſpiele)

an der hieſigen Bühne. Nebſt
den Damen Jenny Mayer und Petri wird, wie wir
vernehmen, auch Herr A. Burg hier gaſtieren.

Guntramsdorf.

Der hier gebürtige Selcher-
gehilfe Julius Sch., welcher ſeit längerer Zeit kränklich
war, begieng vor etlichen Tagen in Wien, VI. Bezirk,
einen Selbſtmordverſuch. Er nahm eine Löſung von
zwei Päckchen Phosphorhölzchen im Waſſer und wurde
im ſchwerverletzten Zuſtande in die Wachſtube des
VI. Bezirkes und hierauf nach Anwendung von Gegen-
mitteln von der Rettungsgeſellſchaft nach dem Kranken-
hauſe überführt.

Pfaffſtätten.
(Ball.)

Der diesjährige Ball
des Militär-Veteranen-Vereines Pfaffſtätten findet
Samstag, den 24. l. M., in Öhlwerther’s Saal-
localitäten ſtatt. Beginn 7 Uhr abends. Entrée 1
Krone. Veteranen in Uniform genießen freien Entrée.

Kaltenleutgeben.

Am 8. d. M. fand hier die
Hauptverſammlung der Ortsgruppe des Vereines der
„N.-ö. Landesfreunde“ ſtatt, welcher u. a. die Herren
K. Calliano und Wagenhofer aus Baden beiwohnten.
Die Ortsgruppe wird hier eine Volksbibliothek gründen.

Raiſenmarkt.
(Wohlthätigkeitsball.)

Am 7. d. M. veranſtalteten mehrere Schulfreunde
in Hirſchhofer’s Gaſthof einen Bauernball zu Gunſten
der hieſigen Schuljugend. Derſelbe war ſehr gut be-
ſucht, denn jung und alt fand ſich zu demſelben ein,
um ſein Scherflein zu dem wohlthätigen Zweck bei-
zutragen. Daſs es ein Bauernball im wahrem Sinne
des Wortes genannt werden konnte, beweist der
Umſtand, daſs ausnahmslos ſowohl Frauen als
auch Mädchen in der ſchmucken Älplerinnentracht er-
ſchienen waren und einen höchſt maleriſchen Anblick
boten. Der erzielte Reingewinn von 120 Kronen
fließt dem Fonde zur Gründung einer Suppenan-
ſtalt für entfernt wohnende Schulkinder zu. Alle
jene Schulfreunde aus Pottenſtein, Weißenbach an
der Trieſting und Neuhaus, welche durch Beiträge
obiges Unternehmen unterſtützten, mögen an dieſer
Stelle den herzlichſten Dank entgegennehmen. Noch
mag der Neuhauſer Muſikcapelle lobend gedacht werden,
deren lockenden Ländlern ſo manches greiſe Haupt
ſelbſt nicht widerſtehen konnte.

Rohr i. G.
(Verein der Suppen-Anſtalt
für arme Kinder.)

Die Ziehung der Effecten-
Lotterie zum Beſten des Schutzhauſes und der Suppen-
anſtalt Rohr i. G. findet unwiderruflich am 5. Mai
ſtatt. Auf Wunſch vieler Los-Abnehmer beſtehen die
Treffer meiſt in Gold- und Silbergegenſtänden, Fahr-
rädern, Uhren ꝛc. Der Haupttreffer hat 2 Vor- und
2 Nachtreffer, die 235 größeren Treffer haben 8
Vor- und 8 Nachtreffer. Um gütigſte Unterſtützung
durch Abnahme von Loſen wird freudlichſt gebeten.

Berndorf.
(Theater.)

Donnerstag, den
8. Februar: „Die dritte Escadron“, Schwank von
Buchbinder. Dieſer Schwank hat das Publicum nicht
entwaffnet, es hat ſich nicht gefangen gegeben und
wir können über einen Sieg der dritten Escadron
nicht berichten, da wir ein Dementi befürchten müſsten.
Der erſte Act zündete, der zweite gieng an und der
dritte, ja der dritte war mit dem Herrn Verteſſy
auf deutſch zu ſprechen ein großer „Schmarrn“ und
blieb hinter den Erwartungen des erſten und zweiten
Actes weit zurück. Ein Kaſernen-Milieu mit Officiers-
Cantine und Recrutendrill und den aus den „Münchner“
und „Meggendorfer“ bekannten, keine Früchte tragenden
Kaſernenblüten, die hier oft ungezügelt ſtark zu
Worte kamen. Die Handlung bringt wenig Neues.
Immer wieder der junge Ehemann, der in Abweſen-
heit ſeiner Gattin zu ſeinen früheren Amouren zu-
rückkehrt und dadurch in unangenehme Situationen
geräth, war mit Herrn Erl gut beſetzt. Abwechslung
bietet nur eine infolge ihrer Zärtlichkeit unangenehme
Schwiegermutter (Frau Zwerenz), ein Schwiegerpapa
(Herr Ott), der diesmal der größte Viehhändler der
Monarchie iſt, und ein zweiter Schwiegerpapa, der
ungariſche Rittmeiſter, der ſich auf Seite des Schwieger-
ſohnes ſchlägt, um den flotten Ruf der dritten Es-
cadron zu wahren. Die Mittel ſind etwas abgebraucht;
mit dieſen dennoch Heiterkeit erzeugen, iſt ein Ver-
dienſt, das dem Autor und der gelungenen Aufführung
nicht abgeſprochen werden kann. Zu nennen iſt vor

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[4/0004] Mittwoch Badener Zeitung 14. Februar 1900. Nr. 13. Dangl das Haus Nr. 217 in Baden (Café und Reſtaurant Franzensſtraße Nr. 23) um den Betrag von 42.000 Kronen käuflich erworben. — Spenden für den Beethoven- Denkmalfond. Frau Prof. Dr. Albertine Werther ſpendete ein Zwanzig-Francsſtück. Das Comité ſpricht der geehrten Spenderin hiefür den beſten Dank aus. — Spenden, die öffentlich ausgewieſen werden, werden entgegengenommen in der Apotheke des Herrn Adolf Ritter v. Grimburg, Hauptplatz, in der Apotheke des Herrn C. G. Schwarz, Hauptplatz, vom Bürger- meiſter Herrn Rudolf Zöllner und ſchließlich vom Caſſier des Comités, Herrn Ernſt Holzer, Lehrer, Baden, Palffygaſſe 30. — Vom Kriegsfchauplatze in Süd- afrika wird bereits manch’ ergötzliches Geſchichtchen erzählt erzählt. In Salisbury (Rhodeſia) ließ ſich in einem Barbierladen ein Engländer raſieren, während ein alter Bure an der Seite ſaß und wartete, bis die Reihe an ihn kam. Natürlich drehte ſich das Ge- ſpräch um den Krieg und im Laufe desſelben ſagte der Engländer zum Barbier: „There came out from home last week 25 thousand more trops.“ (Die letzte Woche ſind 25.000 Mann friſche Truppen an- gekommen.) Schnell gefaſst antwortete darauf der alte Bure: „Ollemachda, there is’nt enough place in the Transvaal to bury them all.“ (Allmächtiger, dann wird es in Transvaal an Platz fehlen, um ſie alle zu begraben.) — Auch die engliſchen vornehmen Pflegerinnen, freiwillige Samaritanerinnen, kommen dabei ſchlecht weg und man witzelt allerlei über ſie: „Nun ſagen Sie mir einmal, was ich thun kann?“ ſagte eine dieſer Pflegerinnen zu einem Chefarzte eines Lazarethes in der Capſtadt. „Das hätten Sie ſich überlegen ſollen, ehe Sie hieher kamen“, ant- wortete ihr der Doctor, „machen Sie ſich in irgend einer Weiſe nützlich.“ Die Dame ließ ſich das nicht zweimal ſagen, und entſchloſſenen Schrittes und mit jenem Samariterblick, den man nur bei Frauen findet, gieng ſie auf ein Bett zu, in dem ein ver- wundeter Soldat lag. „Darf ich Ihr Geſicht waſchen?“ fragte ſie dieſen leiſe. Der Held im Bette wandte ihr ſein Geſicht zu: „Ich habe nichts dagegen“, ſagte er, „aber nur, wenn Sie ſich beeilen. Ich habe mein Geſicht ſeit dem Frühſtück ſchon ſechzehnmal waſchen laſſen, und da ſind noch zwei Damen, denen ich es ſchon früher verſprochen habe. Wenn Sie es nicht raſch machen, dann könnte ich am Ende einſchlafen, bevor die anderen an die Reihe kommen. Und ich habe es Ihnen doch verſprochen.“ — Rath’ſches allgemeines öffent- liches Krankenhaus in Baden. Kranken- Rapport für den Monat Jänner 1900. Vom Vor- monate verblieben 122, ſeither zugewachſen 116, zu- ſammen 238 Patienten. Seither abgegangen 113, verbleiben am Ende dieſes Monates 125 Patienten. Die in Abgang gebrachten 113 Kranken entfallen in folgende Gruppen: geheilt 65, gebeſſert 32, ungeheilt 3, geſtorben 13. In unentgeltliche ambulatoriſche Be- handlung kamen 235 Kranke. Die Zahl der Ver- pflegstage betrug 4025, im Vormonate 3842, mithin 183 mehr. Durchſchnittlicher Krankenſtand per Tag 129·8, durchſchnittliche Verpflegsdauer für einen Kranken 16·91 Tage. Der vorherrſchende Krankheits- Charakter beſtand in Erkrankungen der Athmungs- organe, der Haut und der Gelenke. Wegen Raum- mangel wurden 14 Perſonen abgewieſen. — Folgende Verletzungen gelangten zur Aufnahme: Contuſionen: 3 leichte; Hiebwunden: 1 leichte; Riſsquetſchwunden: 2 ſchwere, 1 leichte; Verbrennungen: 2 ſchwere; Er- frierungen: 1 ſchwere, mithin 5 ſchwere und 4 leichte, zuſammen 10. Operationen wurden 59 vorgenommen, 15 größere und 44 kleinere; hievon in der Chloro- form-Narkoſe 16, in der Äther-Narkoſe 7, in der Bromäthyl-Narkoſe 0, in der Cocain-Anäſtheſie 9, in der Chlor-Anäſtheſie 13, in der Schleich’ſchen Anäſtheſie 6, ohne Narkoſe 8. — In dieſem Kranken- hauſe findet täglich von 10—11 Uhr vormittags für Mittelloſe, welche nicht Mitglieder von Kranken- caſſen ſind, unentgeltliche ambulatoriſche Ordi- nation ſtatt. Correſpondenzen. Mödling. [Eigenbericht der „Badener Zeitung.“] (Ein ſeltenes Jubiläum), nämlich das des 90. Geburtstages, begieng vor etlichen Tagen Herr David Schwarzrock, der Senior der Gärtner- Genoſſenſchaft, welcher noch heute erſtaunlich thätig iſt, ſich der vollen Geiſtesfriſche erfreut, im Café Weißkirchner ſeinen „Schwarzen“ trinkt, dazu ohne Zuhilfenahme von Brillen die Zeitungen liest und ſo eilfertig dahinſchreitet, als ob er noch um 30 Jahre jünger wäre. Das ſchon vor 15 Jahren bei der Tiſchgeſellſchaft „Brüllaria“ geſungene Lied „Es lebt der alte Schwarzrock noch ꝛc.“, in welches der ſeither verblichene Sohn des alten Herrn fröhlich ein- ſtimmte, kann heute wiederholt werden und kann den Neunzigjährigen von Neuem erheitern. Herr Schwarz- rock wurde im Jahre 1810 in Katzelsdorf bei Wiener- Neuſtadt als Sohn eines Herrſchaftsgärtners geboren, trat mit 16 Jahren in die Dienſte eines Gärtners in Horn und war durch volle 74 Jahre — denn er geht auch heute noch nicht müßig — in der Gärt- nerei thätig. Die von ihm im Jahre 1848 in Mödling begründete Firma, welche vermuthlich der einzige Enkel des Neunzigjährigen übernehmen wird, iſt auch außerhalb unſerer Stadt beſtens bekannt. (Bei dem Maskenballe) des Männer- Geſang-Vereines am 24. d. M. wird unter anderem der „Krokodil-Club“ in ſtattlicher Anzahl und originell coſtümiert vertreten ſein. Behufs Herſtellung der im Seceſſionsſtil gehaltenen Decorierung des großen Saales ſammt den Nebenräumen iſt die ganze Woche vom 18. bis 24. Februar erforderlich. (Der beliebte Hausball) bei den „Zwei Raben“ findet morgen ſtatt. (Wegen Renitenz) gegen die Wache wurde M. Bily, der während ſeines Transportes nach dem Bahnhofe excedierte, in den hieſigen Gemeindearreſt gebracht. Er wird in ſeine Heimat abgeſchoben werden. — Ein zweiter Excedent, der wegen Zechprellerei verhaftet werden ſollte, konnte erſt nach erfolgter Hilfeleiſtung von zwei Wachleuten auf das Commiſ- ſariat gebracht werden. Er heißt Anton Schreiner. (Entdeckter Diebſtahl.) Im November ver- gangenen Jahres wurde berichtet, daſs der in der Fürſtenſtraße wohnhaften Frau Meinl eine wertvolle Broche abhanden gekommen ſei. Erſt in den letzten Tagen wurde die damals bei der Genannten im Dienſte geſtandene Magd Hermine Janouſek unter Verdachtsgründen verhaftet. Sie hatte nämlich, wie infolge eines Briefes ihres Bruders conſtatiert wurde, die fragliche Broche in einer Wiener Pfandleih- Anſtalt verſetzt und darauf ein Darleihen von 20 fl. erhalten. Allerdings gab der Bruder der Verhafteten an, daſs er ſelbſt die Broche in der Fürſtenſtraße gefunden und dann ſeiner Schweſter geſchenkt habe. Die Janouſek hatte jedoch ihrer Quartiergeberin mit- getheilt, daſs ſie dieſe 20 fl. von einer Tante er- halten habe. Die Unterſuchung wird den Fall bald vollſtändig aufklären. (Verhaftung). Die bei der Gaſtwirtin Frau Bednar bedienſtet geweſene Magd Aurelia Arenberger wurde kürzlich dabei ertappt, als ſie aus einer ver- ſperrten Tiſchlade 2 Gulden entwendete. Später fand man noch Cigarren, Wein ꝛc., welche die Magd ge- ſtohlen hatte, vor. Sie bat inſtändig, keine Anzeige zu erſtatten und verſprach, alles zu erſetzen, verſchwand jedoch bald darauf unter Zurücklaſſung ihres Dienſt- buches. Nun wurde ſie in Mödling ſelbſt ausgeforſcht, verhaftet und dem Bezirksgerichte eingeliefert. (Theater). Donnerstag, den 8. d. M., fand das Benefice des erſten jugendlichen Liebhabers, Max Nekut als „Horſt von Neuhoff“ in dem Luſtſpiele „Comteſſe Guckerl“ ſtatt. Der Beneſiciant, welcher im letzten Augenblick die Herrn Brand zugedachte Rolle wegen Erkrankung desſelben übernehmen muſete, zog ſich überraſchend gut aus dieſer Affaire; er führte dieſe „Bombenrolle“ bis zum Schluſſe reſolut und recht befriedigend durch, unterſtützt durch ſeine in der kleidſamen Uniform ſympathiſche Figur und Haltung. Als Gaſt hatte Frl. Lori Weiſer, die von ihrem ſ. z. Sommerengagement hier noch in beſter Erinnerung ſteht, in uneigennütziger Weiſe die Titelrolle (Comteſſe Hermance) übernommen und durch ihre hübſche, ſym- pathiſche Erſcheinung, discretes Spiel und anmuthige Wiedergabe des Wiener Dialects ſchon nach den erſten Scenen das Publicum gewonnen und ſo ihre Beliebtheit neuerdings gefeſtigt. Das duftige Coſtüm ſtand der zarten Erſcheinung mit den graziöſen Be- wegungen reizend. Neben dem Gaſte behauptete ſich in jeder Hinſicht Frl. Lippert (Cilli), welche, da ihr die Wärme des Ausdruckes ſtets zu Gebote ſteht, auch in jenen Scenen, die Naivetät und Innigkeit erfordern, am Platze war. Herr Kaufmann (Hofrath Mitterſteig), ein „self-made-man“ auf der Bühne, wenn es ſein muſs, half ſich wacker zu dieſem gewünſchten Erfolge; ſein „Drehen und Wenden“ erregte jesdesmal Heiterkeit und ſeine Routine zog ihn aus mancher Klemme. Wacker hielt ſich Dir. Berthal als „General Suwatſchoff“, für den er auch die erforderliche Repräſentation und alte Herren-Galanterie mitbrachte; Fr. Müller war durch ihr Prager-Deutſch als Hofräthin ſehr wirkſam und Herr Stiaßny zeigte auch im raſchen Dialog mit „Cilli“ und „Hermance“ eine verſtändnisvolle Auf- faſſung. Frl. Kranwitter (Roſa) und Herr Müller (Wenzel) waren gute Epiſodiſten. Der Saal wies erfreulicherweiſe nur wenige Lücken auf. — Sonntag, den 11. d. M., fand nachmittags eine Kindervor- ſtellung, „Hänſel und Grethel“, bei gutem Beſuche und abends die Aufführung „Junge Männer und alte Weiber“ von Th. Appel ſtatt. Darüber nächſtens mehr. (Director Berthal) hatte Sonntags eine „Urania-Vorſtellung“ in Schwechat arrangiert, die einen guten Erfolg brachte. (Gaſtſpiele) an der hieſigen Bühne. Nebſt den Damen Jenny Mayer und Petri wird, wie wir vernehmen, auch Herr A. Burg hier gaſtieren. Guntramsdorf. Der hier gebürtige Selcher- gehilfe Julius Sch., welcher ſeit längerer Zeit kränklich war, begieng vor etlichen Tagen in Wien, VI. Bezirk, einen Selbſtmordverſuch. Er nahm eine Löſung von zwei Päckchen Phosphorhölzchen im Waſſer und wurde im ſchwerverletzten Zuſtande in die Wachſtube des VI. Bezirkes und hierauf nach Anwendung von Gegen- mitteln von der Rettungsgeſellſchaft nach dem Kranken- hauſe überführt. Pfaffſtätten. (Ball.) Der diesjährige Ball des Militär-Veteranen-Vereines Pfaffſtätten findet Samstag, den 24. l. M., in Öhlwerther’s Saal- localitäten ſtatt. Beginn 7 Uhr abends. Entrée 1 Krone. Veteranen in Uniform genießen freien Entrée. Kaltenleutgeben. Am 8. d. M. fand hier die Hauptverſammlung der Ortsgruppe des Vereines der „N.-ö. Landesfreunde“ ſtatt, welcher u. a. die Herren K. Calliano und Wagenhofer aus Baden beiwohnten. Die Ortsgruppe wird hier eine Volksbibliothek gründen. Raiſenmarkt. (Wohlthätigkeitsball.) Am 7. d. M. veranſtalteten mehrere Schulfreunde in Hirſchhofer’s Gaſthof einen Bauernball zu Gunſten der hieſigen Schuljugend. Derſelbe war ſehr gut be- ſucht, denn jung und alt fand ſich zu demſelben ein, um ſein Scherflein zu dem wohlthätigen Zweck bei- zutragen. Daſs es ein Bauernball im wahrem Sinne des Wortes genannt werden konnte, beweist der Umſtand, daſs ausnahmslos ſowohl Frauen als auch Mädchen in der ſchmucken Älplerinnentracht er- ſchienen waren und einen höchſt maleriſchen Anblick boten. Der erzielte Reingewinn von 120 Kronen fließt dem Fonde zur Gründung einer Suppenan- ſtalt für entfernt wohnende Schulkinder zu. Alle jene Schulfreunde aus Pottenſtein, Weißenbach an der Trieſting und Neuhaus, welche durch Beiträge obiges Unternehmen unterſtützten, mögen an dieſer Stelle den herzlichſten Dank entgegennehmen. Noch mag der Neuhauſer Muſikcapelle lobend gedacht werden, deren lockenden Ländlern ſo manches greiſe Haupt ſelbſt nicht widerſtehen konnte. Rohr i. G. (Verein der Suppen-Anſtalt für arme Kinder.) Die Ziehung der Effecten- Lotterie zum Beſten des Schutzhauſes und der Suppen- anſtalt Rohr i. G. findet unwiderruflich am 5. Mai ſtatt. Auf Wunſch vieler Los-Abnehmer beſtehen die Treffer meiſt in Gold- und Silbergegenſtänden, Fahr- rädern, Uhren ꝛc. Der Haupttreffer hat 2 Vor- und 2 Nachtreffer, die 235 größeren Treffer haben 8 Vor- und 8 Nachtreffer. Um gütigſte Unterſtützung durch Abnahme von Loſen wird freudlichſt gebeten. Berndorf. (Theater.) Donnerstag, den 8. Februar: „Die dritte Escadron“, Schwank von Buchbinder. Dieſer Schwank hat das Publicum nicht entwaffnet, es hat ſich nicht gefangen gegeben und wir können über einen Sieg der dritten Escadron nicht berichten, da wir ein Dementi befürchten müſsten. Der erſte Act zündete, der zweite gieng an und der dritte, ja der dritte war mit dem Herrn Verteſſy auf deutſch zu ſprechen ein großer „Schmarrn“ und blieb hinter den Erwartungen des erſten und zweiten Actes weit zurück. Ein Kaſernen-Milieu mit Officiers- Cantine und Recrutendrill und den aus den „Münchner“ und „Meggendorfer“ bekannten, keine Früchte tragenden Kaſernenblüten, die hier oft ungezügelt ſtark zu Worte kamen. Die Handlung bringt wenig Neues. Immer wieder der junge Ehemann, der in Abweſen- heit ſeiner Gattin zu ſeinen früheren Amouren zu- rückkehrt und dadurch in unangenehme Situationen geräth, war mit Herrn Erl gut beſetzt. Abwechslung bietet nur eine infolge ihrer Zärtlichkeit unangenehme Schwiegermutter (Frau Zwerenz), ein Schwiegerpapa (Herr Ott), der diesmal der größte Viehhändler der Monarchie iſt, und ein zweiter Schwiegerpapa, der ungariſche Rittmeiſter, der ſich auf Seite des Schwieger- ſohnes ſchlägt, um den flotten Ruf der dritten Es- cadron zu wahren. Die Mittel ſind etwas abgebraucht; mit dieſen dennoch Heiterkeit erzeugen, iſt ein Ver- dienſt, das dem Autor und der gelungenen Aufführung nicht abgeſprochen werden kann. Zu nennen iſt vor

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Zitationshilfe: Badener Zeitung. Nr. 13, Baden (Niederösterreich), 14.02.1900, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_badener013_1900/4>, abgerufen am 03.12.2024.