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Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 90. Bremen, 9. November 1852.

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[Beginn Spaltensatz] darin uns behülflich zu sein, und damit die Sache gut geordnet gehe, nicht
in Büchersendungen, sondern wenn es sein könne in Geldbeiträgen, wo
etwa ein Verein die Besorgung und den Einkauf dann übernehme. Damit
will ich schließen.



Die Ansiedelungen der ausgewanderten Lipper in den
westlichen Staaten Nordamerika's.

* Der amerikanische Botschafter, ein von der amerikanischen Tractat-
gesellschaft in Newyork herausgegebenes Monatsblatt, giebt in seiner Nr. 71
interessante Nachrichten über die Ansiedelungen der ausgewanderten Lipper
in den westlichen Staaten Nordamerika's. Die Beschränktheit unseres
Blattes erlaubt uns nicht, den ganzen Artikel aufzunehmen, wir müssen
uns deshalb damit begnügen, einen Auszug zu geben.

Jm Winter und Frühling des Jahres 1847 wurde eine Auswande-
rung nach Amerika im Fürstenthum Lippe stark besprochen und angeregt.
Die Berichte einzelner früher ausgewanderter Landsleute, die Schriften der
Prediger Tölke und Rauschenbusch forderten theils zur Auswande-
rung auf, theils schilderten sie die amerikanischen Verhältnisse günstig; der
Wunsch, ihre äußere Lage zu verbessern und sich und ihren Kindern freies
Grundeigenthum zu erringen, wirkte mächtig, der stärkste Beweggrund war
aber ein religiöser, dazu kam vielfach eine dunkle Furcht vor kommenden
schweren Zeiten. Alles dieß trug dazu bei, daß eine verhältnißmäßig
starke Auswanderung stattfand. - Fast alle auswandernde Lipper haben
sich den Staaten Wisconsin, Jndiana, Jllinois und Wisconsin zugewandt,
und in jedem dieser Staaten findet man sie in größerer Zahl an einzelnen
Orten vereinigt.

Die erste und stärkste Schaar der auswandernden Lipper, 229 an der
Zahl, ging im März 1847 mit dem Schiffe "Haydee" von Bremen nach
Neworleans. Nah an 200 dieser Auswanderer trafen in St. Louis mit
dem Prediger Rauschenbusch zusammen, dieser beschrieb ihnen die Gegend
am Second Creek, wo er damals wohnte, als zur Ansiedelung wohl
geeignetes, und nachdem sie genau erkundet, ob fruchtbares Land, gutes Wasser
und gesunde Luft dort anzutreffen sei, wurde die Niederlassung in der
Gegend beschlossen und die größere Zahl der Landleute wandte sich hierher.

Da, wo der Gasconadefluß, von Süden her, durch dunkles Urwald-
Dickigt dem Missouri zueilt, ergießen sich, von Südosten nach Nordwesten
fließend, drei ansehnliche Bäche in ihn, welche den Namen führen: First
Creek, Second Creek
und Third Creek ( Erster, zweiter und dritter Bach ) .
Die Gegend, die sie durchfließen, ist hügelig; daher sind die reichen
Pflanzer aus Virginien und Kentucky, die um's Jahr 1821 nach Missouri
einwanderten, hier vorbeigezogen, um in den Ebnen weiter gen Westen
sich niederzulassen. Den Deutschen aber war das Land, das Jene ver-
schmähten, gut genug, da es zwar manche steinige Hügel, aber zwischen
diesen auch schöne, fruchtbare Thäler enthielt. So ließen denn seit 1840 an
dem mittlern der eben genannten Bäche ( wie auch in andern Theilen von
Gasconade und Franklin Cc. ) viele Norddeutsche sich nieder, meistens aus
Dissen im Osnabrückischen, deren rüstige Hände bald die Wildniß in üppiges
Getraide= und Gartenland umwandelten. Die deutsche Ansiedlung an der
Sekond Creek bestand, ehe die Lipper hinkamen, aus etwa 40 Familien,
die den neuen Ankömmlingen großentheils hülfreich entgegenkamen und
ihnen willig die Hand boten, um neben ihnen sich Wohnsitze zu gründen.
Die Bemitteltern kauften schon angebautes Land, meist von Amerikanern,
die hier, wie allenthalben, wo die Deutschen überhand nehmen, ihnen gern
das Feld räumen und weiter westwärts ziehn. Die meisten aber bauten
sich auf bisher wildem Lande an und ertrugen mit einer Ausdauer und Geduld,
die man nicht bei allen Ansiedlern findet, die damit verbundenen Mühsale.

Der Wanderer, der jetzt nach der Sekond Creek kommt, findet dort
eine blühende deutsche Ansiedelung von mehr als hundert Familien. Die
Zahl der unter ihnen befindlichen Lipper, wenn man die Lipper an den
benachbarten Bächen, dem First Creek, Third Creek, Turkey-Creek und
Pin-Oak-Creek dazu rechnet, beläuft sich auf etwa 70 Familien. Jhre
Produkte können sie theils zu Wagen nach Hermann oder St. Louis bringen,
theils zu Schiffe den Gasconade= und Missouristrom hinab versenden. Schon
jetzt sind die Ansiedler großentheils zu Wohlstand und Ueberfluß gelangt,
und richten sich mit jedem Jahre wohnlicher und bequemer ein. Was ihr
geistiges Gedeihen betrifft, so haben sie allerdings schmerzlich empfinden müssen,
daß die Auswanderung ( wie das Heirathen, das Anfangen eines neuen
Geschäftes, und jede Veränderung im äußern Leben ) Vieles mit sich bringt,
daß dem innern Leben Gefahr droht. Doch haben sie auch erfahren, daß
der Herr die Seinen in diesen Gefahren nicht nur schützen und erhalten,
sondern auch als in einem Schmelztiegel läutern und reinigen kann. Sie
sehen immer deutlicher, daß auf die Länge ihnen und ihren Kindern die
Auswanderung segenbringend wird.

Der religiöse Sinn der Ansiedler wird im Allgemeinen als sehr
befriedigend anerkannt und bemerkt, daß nach Zerwürfnissen mit dem Pre-
diger Ph. Heyer, die dahin führten, daß er sie im Frühjahre 1851
verließ, ein Theil sich der deutsch=evangelischen Gemeinde am Sekond Creek,
die unter der Leitung des Pastors Köwing steht, angeschlossen habe, die
Mehrzahl aber eine presbytereirische Gemeinde bilde, an der Friedrich
Beinecke, Franz Waldecker
und Heinrich Bücker als Aelteste
stehen. Andere Namen von dort wohnenden Lippern sind: Simon Grote,
[Spaltenumbruch] H. Sprenger, Andr. Hoffmann, Nullmeier, Blanke, Wilms,
Blinne, Schröder
Wer an einen hier Wohnenden schreiben will,
adressirt den Brief nach: Mount Sterling, Gasconade Co., Missouri.

Die auf der "Haydee" herübergekommenen Handwerker blieben in St.
Louis und wohnen meistens dort noch, nebst vielen andern Lippern, die
nachgekommen sind. Die Lipper in St. Louis haben großentheils mehr
Geld erworben als ihre Brüder im Jnnern des Landes; allein so kräftige,
blühende Kinder, wie Jene, haben sie nicht. Denn für die Gesundheit des
heranwachsenden Geschlechts ist in St. Louis sehr schlecht gesorgt; das
dichte Zusammenwohnen, besonders der deutschen Bevölkerung, bringt zahl-
losen deutschen Kindern ein frühes Grad, während in der reinen, frischen
Luft der Urwälder die Kinder heranwachsen wie Bäume.

Die zweite Ansiedlung von Lippern befindet sich in Knox County im
südwestlichen Theil des Staates Jndiana, etwa 60 Meilen nördlich von
Evansville, mitten inne zwischen dem Wabash= und Whitefluß. Jm Jan. 1845
ließen sich dort einige Familien nieder aus Mennighüffen ( in der Nähe von
preuß. Minden ) , unter ihnen der jetzige Colporteur Schäffer; sie gründeten
die Gemeinde Bethlehem. Jm Mai 1847 kamen sieben lippische Familien
nach Evansville, die in der "Haydee" von Bremen nach Neworleans ge-
fahren waren und an letzterem Orte sich von den Uebrigen, die nach St.
Louis reis'ten, getrennt hatten. Pastor Tölke rieth ihnen, sich in Bethlehem
anzubauen. Sie thaten's und vergrößerten dadurch die bisher dort bestandene
Ansiedlung. Jm December 1848 kamen wiederum 30 lippische Familien in
Bethlehem an; kleinere Schaaren folgten von Zeit zu Zeit nach. Jn Folge
dessen zählt die Ansiedlung gegenwärtig an 100 Familien, worunter
gegen 60 aus dem Lippischen, die übrigen meist aus dem Ravensbergischen
und Minden'schen. Bei einem großen Theile von ihnen ist christliches
Leben und brüderliche Gemeinschaft reichlich vorhanden. Sie bilden eine
vereinigte lutherische und reformirte Gemeinde, unter Leitung des luther.
Predigers Seddelmeyer. Jm Aeußern sind sie bereits ansehnlich vor-
wärts gekommen, so daß die Amerikaner ringsumher ihnen das Zeugniß
geben, keine Ansiedelung sei so rasch aufgeblüht wie diese. Jeder Ansiedler
besitzt wenigstens 80 Acre Land; manche besitzen doppelt so viel, einige sogar
bis 500 Acre. Da der Wabash= und Erie=Canal in der Nähe der Ansiedlung
ist, so haben sie künftig mit Absatz ihrer Produkte seine Schwierigkeit.

Wir fügen wiederum die Namen einiger hier wohnhaften Lipper hinzu:
Ludwig Wagner von Ehrsen, Adolf Heidhecker von Horn, A.
Dreimann aus Losbruch, Ludwig und Christoph Brockschmidt,
Diedr. Bergherm, Friedr. Jochen, Grote
von Dören, Heinr.
Schuckmann, Diedr. Begeman
von Jägerborn, L. Osterhagen
von Brüntrup, Simon Meier Wer an einen hier Wohnenden schreiben
will, adressire den Brief nach: Edwardsport, Knox Co., Indiana.

Auch in Evansville wohnt eine beträchtliche Anzahl Lipper, etwa 30
Familien, die in friedlichem Verein mit deutschen Christen aus Mülheim
an der Ruhr, Freudenberg bei Siegen und andern Orten eine blühende
deutsch=evangelische Gemeinde bilden, unter Leitung des Predigers Schrenk,
Zöglings des Baseler Missionshauses.

Jm nördlichen Theile des Staates Jllinois, dicht an der Grenze
von Wisconsin, mitten inne zwischen den Städten Chicago am Michigan-
See und Galena am Mississippi, liegt Stephenson County, wo schon vor
vielen Jahren sich eine Menge Pennsylvanisch=Deutsche niedergelassen hat.
Wie es gewöhnlich im Westen zu geschehn pflegt, schlossen sich viele Deutsche
aus Europa ihnen an, vornämlich Ostfriesen und Lipper. Die ersten Lipper
kamen 1847; viele andre folgten nach, so daß hier gegenwärtig an 70 lip-
pische Familien wohnen, fast sämmtlich aus dem Amte Schwalenberg im
südöstlichen Theile von Lippe. - Mit Ausnahme Einiger, die sich den
Albrechtsbrüdern angeschlossen haben, bilden die hier wohnenden Lipper
eine deutsch=evangelische Gemeinde, die bereits eine ansehnliche Kirche gebaut
hat, aber noch keinen eignen Prediger hat. Ein in der Nähe wohnender
lutherischer Prediger besucht sie jeden vierten Sonntag; an den dazwischen
liegenden Sonntagen liest ein Vorsteher eine Predigt von Hofacker vor.
Die Gegend, in der sie wohnen, ist sanft gewelltes Prärieland, nur theil-
weise von Wäldern unterbrochen. Jm Aeußern ist die Ansiedelung ebenfalls
im Gedeihen und Wachsthum begriffen. Von den hier Wohnenden nennen
wir: Friedr. und Hermann Vehmeier, Ludwig und August
Legerent, Franz Meier.
Jhre Adresse ist: Rock Run, Stephenson
Co., Illinois.

Etwa 15 Meilen von dieser Ansiedelung liegt die Stadt Freeport.
Die wichtige Eisenbahn von Chicago nach Galena, welche im Laufe des
künftigen Jahres vollendet sein wird, geht hier durch und wird von mehrern
andern Eisenbahnen durchschnitten. Daher hat die Stadt binnen wenig Jahren
erstaulich zugenommen, und wird allem Anschein nach in noch stärkerem Maße
zunehmen. Gleich dem ganzen Stephenson County, dessen Hauptstadt sie ist,
ist sie mehr als die Hälfte von Deutschen bewohnt, unter denen sich viele
Lipper befinden, ebenfalls aus Schwalenberg. Ein Theil der hier wohnenden
Lipper hat sich seit Kurzem zu einer deutsch=evangelischen Gemeinde zusammen-
geschlossen. Einen Prediger haben sie noch nicht. Es wohnen hier unter
Andern: Philipp Dewes, Heinr. Kochsmeier, Bernhard Brink-
mann, Wilhelm Mundhenkel
und Heinrich Vennekolt. Adresse:
Freeport Stephenson Co., Illinois.

Die vierte größere Ansiedelung von Lippern besindet sich in Sheboygan
County, im Staate Wisconsin, und zwar im nördlichen Theile des
County ( in Town 16 ) . Gleich allen andern, am Gestade des Michigan-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] darin uns behülflich zu sein, und damit die Sache gut geordnet gehe, nicht
in Büchersendungen, sondern wenn es sein könne in Geldbeiträgen, wo
etwa ein Verein die Besorgung und den Einkauf dann übernehme. Damit
will ich schließen.



Die Ansiedelungen der ausgewanderten Lipper in den
westlichen Staaten Nordamerika's.

* Der amerikanische Botschafter, ein von der amerikanischen Tractat-
gesellschaft in Newyork herausgegebenes Monatsblatt, giebt in seiner Nr. 71
interessante Nachrichten über die Ansiedelungen der ausgewanderten Lipper
in den westlichen Staaten Nordamerika's. Die Beschränktheit unseres
Blattes erlaubt uns nicht, den ganzen Artikel aufzunehmen, wir müssen
uns deshalb damit begnügen, einen Auszug zu geben.

Jm Winter und Frühling des Jahres 1847 wurde eine Auswande-
rung nach Amerika im Fürstenthum Lippe stark besprochen und angeregt.
Die Berichte einzelner früher ausgewanderter Landsleute, die Schriften der
Prediger Tölke und Rauschenbusch forderten theils zur Auswande-
rung auf, theils schilderten sie die amerikanischen Verhältnisse günstig; der
Wunsch, ihre äußere Lage zu verbessern und sich und ihren Kindern freies
Grundeigenthum zu erringen, wirkte mächtig, der stärkste Beweggrund war
aber ein religiöser, dazu kam vielfach eine dunkle Furcht vor kommenden
schweren Zeiten. Alles dieß trug dazu bei, daß eine verhältnißmäßig
starke Auswanderung stattfand. – Fast alle auswandernde Lipper haben
sich den Staaten Wisconsin, Jndiana, Jllinois und Wisconsin zugewandt,
und in jedem dieser Staaten findet man sie in größerer Zahl an einzelnen
Orten vereinigt.

Die erste und stärkste Schaar der auswandernden Lipper, 229 an der
Zahl, ging im März 1847 mit dem Schiffe „Haydee“ von Bremen nach
Neworleans. Nah an 200 dieser Auswanderer trafen in St. Louis mit
dem Prediger Rauschenbusch zusammen, dieser beschrieb ihnen die Gegend
am Second Creek, wo er damals wohnte, als zur Ansiedelung wohl
geeignetes, und nachdem sie genau erkundet, ob fruchtbares Land, gutes Wasser
und gesunde Luft dort anzutreffen sei, wurde die Niederlassung in der
Gegend beschlossen und die größere Zahl der Landleute wandte sich hierher.

Da, wo der Gasconadefluß, von Süden her, durch dunkles Urwald-
Dickigt dem Missouri zueilt, ergießen sich, von Südosten nach Nordwesten
fließend, drei ansehnliche Bäche in ihn, welche den Namen führen: First
Creek, Second Creek
und Third Creek ( Erster, zweiter und dritter Bach ) .
Die Gegend, die sie durchfließen, ist hügelig; daher sind die reichen
Pflanzer aus Virginien und Kentucky, die um's Jahr 1821 nach Missouri
einwanderten, hier vorbeigezogen, um in den Ebnen weiter gen Westen
sich niederzulassen. Den Deutschen aber war das Land, das Jene ver-
schmähten, gut genug, da es zwar manche steinige Hügel, aber zwischen
diesen auch schöne, fruchtbare Thäler enthielt. So ließen denn seit 1840 an
dem mittlern der eben genannten Bäche ( wie auch in andern Theilen von
Gasconade und Franklin Cc. ) viele Norddeutsche sich nieder, meistens aus
Dissen im Osnabrückischen, deren rüstige Hände bald die Wildniß in üppiges
Getraide= und Gartenland umwandelten. Die deutsche Ansiedlung an der
Sekond Creek bestand, ehe die Lipper hinkamen, aus etwa 40 Familien,
die den neuen Ankömmlingen großentheils hülfreich entgegenkamen und
ihnen willig die Hand boten, um neben ihnen sich Wohnsitze zu gründen.
Die Bemitteltern kauften schon angebautes Land, meist von Amerikanern,
die hier, wie allenthalben, wo die Deutschen überhand nehmen, ihnen gern
das Feld räumen und weiter westwärts ziehn. Die meisten aber bauten
sich auf bisher wildem Lande an und ertrugen mit einer Ausdauer und Geduld,
die man nicht bei allen Ansiedlern findet, die damit verbundenen Mühsale.

Der Wanderer, der jetzt nach der Sekond Creek kommt, findet dort
eine blühende deutsche Ansiedelung von mehr als hundert Familien. Die
Zahl der unter ihnen befindlichen Lipper, wenn man die Lipper an den
benachbarten Bächen, dem First Creek, Third Creek, Turkey-Creek und
Pin-Oak-Creek dazu rechnet, beläuft sich auf etwa 70 Familien. Jhre
Produkte können sie theils zu Wagen nach Hermann oder St. Louis bringen,
theils zu Schiffe den Gasconade= und Missouristrom hinab versenden. Schon
jetzt sind die Ansiedler großentheils zu Wohlstand und Ueberfluß gelangt,
und richten sich mit jedem Jahre wohnlicher und bequemer ein. Was ihr
geistiges Gedeihen betrifft, so haben sie allerdings schmerzlich empfinden müssen,
daß die Auswanderung ( wie das Heirathen, das Anfangen eines neuen
Geschäftes, und jede Veränderung im äußern Leben ) Vieles mit sich bringt,
daß dem innern Leben Gefahr droht. Doch haben sie auch erfahren, daß
der Herr die Seinen in diesen Gefahren nicht nur schützen und erhalten,
sondern auch als in einem Schmelztiegel läutern und reinigen kann. Sie
sehen immer deutlicher, daß auf die Länge ihnen und ihren Kindern die
Auswanderung segenbringend wird.

Der religiöse Sinn der Ansiedler wird im Allgemeinen als sehr
befriedigend anerkannt und bemerkt, daß nach Zerwürfnissen mit dem Pre-
diger Ph. Heyer, die dahin führten, daß er sie im Frühjahre 1851
verließ, ein Theil sich der deutsch=evangelischen Gemeinde am Sekond Creek,
die unter der Leitung des Pastors Köwing steht, angeschlossen habe, die
Mehrzahl aber eine presbytereirische Gemeinde bilde, an der Friedrich
Beinecke, Franz Waldecker
und Heinrich Bücker als Aelteste
stehen. Andere Namen von dort wohnenden Lippern sind: Simon Grote,
[Spaltenumbruch] H. Sprenger, Andr. Hoffmann, Nullmeier, Blanke, Wilms,
Blinne, Schröder
Wer an einen hier Wohnenden schreiben will,
adressirt den Brief nach: Mount Sterling, Gasconade Co., Missouri.

Die auf der „Haydee“ herübergekommenen Handwerker blieben in St.
Louis und wohnen meistens dort noch, nebst vielen andern Lippern, die
nachgekommen sind. Die Lipper in St. Louis haben großentheils mehr
Geld erworben als ihre Brüder im Jnnern des Landes; allein so kräftige,
blühende Kinder, wie Jene, haben sie nicht. Denn für die Gesundheit des
heranwachsenden Geschlechts ist in St. Louis sehr schlecht gesorgt; das
dichte Zusammenwohnen, besonders der deutschen Bevölkerung, bringt zahl-
losen deutschen Kindern ein frühes Grad, während in der reinen, frischen
Luft der Urwälder die Kinder heranwachsen wie Bäume.

Die zweite Ansiedlung von Lippern befindet sich in Knox County im
südwestlichen Theil des Staates Jndiana, etwa 60 Meilen nördlich von
Evansville, mitten inne zwischen dem Wabash= und Whitefluß. Jm Jan. 1845
ließen sich dort einige Familien nieder aus Mennighüffen ( in der Nähe von
preuß. Minden ) , unter ihnen der jetzige Colporteur Schäffer; sie gründeten
die Gemeinde Bethlehem. Jm Mai 1847 kamen sieben lippische Familien
nach Evansville, die in der „Haydee“ von Bremen nach Neworleans ge-
fahren waren und an letzterem Orte sich von den Uebrigen, die nach St.
Louis reis'ten, getrennt hatten. Pastor Tölke rieth ihnen, sich in Bethlehem
anzubauen. Sie thaten's und vergrößerten dadurch die bisher dort bestandene
Ansiedlung. Jm December 1848 kamen wiederum 30 lippische Familien in
Bethlehem an; kleinere Schaaren folgten von Zeit zu Zeit nach. Jn Folge
dessen zählt die Ansiedlung gegenwärtig an 100 Familien, worunter
gegen 60 aus dem Lippischen, die übrigen meist aus dem Ravensbergischen
und Minden'schen. Bei einem großen Theile von ihnen ist christliches
Leben und brüderliche Gemeinschaft reichlich vorhanden. Sie bilden eine
vereinigte lutherische und reformirte Gemeinde, unter Leitung des luther.
Predigers Seddelmeyer. Jm Aeußern sind sie bereits ansehnlich vor-
wärts gekommen, so daß die Amerikaner ringsumher ihnen das Zeugniß
geben, keine Ansiedelung sei so rasch aufgeblüht wie diese. Jeder Ansiedler
besitzt wenigstens 80 Acre Land; manche besitzen doppelt so viel, einige sogar
bis 500 Acre. Da der Wabash= und Erie=Canal in der Nähe der Ansiedlung
ist, so haben sie künftig mit Absatz ihrer Produkte seine Schwierigkeit.

Wir fügen wiederum die Namen einiger hier wohnhaften Lipper hinzu:
Ludwig Wagner von Ehrsen, Adolf Heidhecker von Horn, A.
Dreimann aus Losbruch, Ludwig und Christoph Brockschmidt,
Diedr. Bergherm, Friedr. Jochen, Grote
von Dören, Heinr.
Schuckmann, Diedr. Begeman
von Jägerborn, L. Osterhagen
von Brüntrup, Simon Meier Wer an einen hier Wohnenden schreiben
will, adressire den Brief nach: Edwardsport, Knox Co., Indiana.

Auch in Evansville wohnt eine beträchtliche Anzahl Lipper, etwa 30
Familien, die in friedlichem Verein mit deutschen Christen aus Mülheim
an der Ruhr, Freudenberg bei Siegen und andern Orten eine blühende
deutsch=evangelische Gemeinde bilden, unter Leitung des Predigers Schrenk,
Zöglings des Baseler Missionshauses.

Jm nördlichen Theile des Staates Jllinois, dicht an der Grenze
von Wisconsin, mitten inne zwischen den Städten Chicago am Michigan-
See und Galena am Mississippi, liegt Stephenson County, wo schon vor
vielen Jahren sich eine Menge Pennsylvanisch=Deutsche niedergelassen hat.
Wie es gewöhnlich im Westen zu geschehn pflegt, schlossen sich viele Deutsche
aus Europa ihnen an, vornämlich Ostfriesen und Lipper. Die ersten Lipper
kamen 1847; viele andre folgten nach, so daß hier gegenwärtig an 70 lip-
pische Familien wohnen, fast sämmtlich aus dem Amte Schwalenberg im
südöstlichen Theile von Lippe. – Mit Ausnahme Einiger, die sich den
Albrechtsbrüdern angeschlossen haben, bilden die hier wohnenden Lipper
eine deutsch=evangelische Gemeinde, die bereits eine ansehnliche Kirche gebaut
hat, aber noch keinen eignen Prediger hat. Ein in der Nähe wohnender
lutherischer Prediger besucht sie jeden vierten Sonntag; an den dazwischen
liegenden Sonntagen liest ein Vorsteher eine Predigt von Hofacker vor.
Die Gegend, in der sie wohnen, ist sanft gewelltes Prärieland, nur theil-
weise von Wäldern unterbrochen. Jm Aeußern ist die Ansiedelung ebenfalls
im Gedeihen und Wachsthum begriffen. Von den hier Wohnenden nennen
wir: Friedr. und Hermann Vehmeier, Ludwig und August
Legerent, Franz Meier.
Jhre Adresse ist: Rock Run, Stephenson
Co., Illinois.

Etwa 15 Meilen von dieser Ansiedelung liegt die Stadt Freeport.
Die wichtige Eisenbahn von Chicago nach Galena, welche im Laufe des
künftigen Jahres vollendet sein wird, geht hier durch und wird von mehrern
andern Eisenbahnen durchschnitten. Daher hat die Stadt binnen wenig Jahren
erstaulich zugenommen, und wird allem Anschein nach in noch stärkerem Maße
zunehmen. Gleich dem ganzen Stephenson County, dessen Hauptstadt sie ist,
ist sie mehr als die Hälfte von Deutschen bewohnt, unter denen sich viele
Lipper befinden, ebenfalls aus Schwalenberg. Ein Theil der hier wohnenden
Lipper hat sich seit Kurzem zu einer deutsch=evangelischen Gemeinde zusammen-
geschlossen. Einen Prediger haben sie noch nicht. Es wohnen hier unter
Andern: Philipp Dewes, Heinr. Kochsmeier, Bernhard Brink-
mann, Wilhelm Mundhenkel
und Heinrich Vennekolt. Adresse:
Freeport Stephenson Co., Illinois.

Die vierte größere Ansiedelung von Lippern besindet sich in Sheboygan
County, im Staate Wisconsin, und zwar im nördlichen Theile des
County ( in Town 16 ) . Gleich allen andern, am Gestade des Michigan-
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[360/0002] 360 darin uns behülflich zu sein, und damit die Sache gut geordnet gehe, nicht in Büchersendungen, sondern wenn es sein könne in Geldbeiträgen, wo etwa ein Verein die Besorgung und den Einkauf dann übernehme. Damit will ich schließen. Die Ansiedelungen der ausgewanderten Lipper in den westlichen Staaten Nordamerika's. * Der amerikanische Botschafter, ein von der amerikanischen Tractat- gesellschaft in Newyork herausgegebenes Monatsblatt, giebt in seiner Nr. 71 interessante Nachrichten über die Ansiedelungen der ausgewanderten Lipper in den westlichen Staaten Nordamerika's. Die Beschränktheit unseres Blattes erlaubt uns nicht, den ganzen Artikel aufzunehmen, wir müssen uns deshalb damit begnügen, einen Auszug zu geben. Jm Winter und Frühling des Jahres 1847 wurde eine Auswande- rung nach Amerika im Fürstenthum Lippe stark besprochen und angeregt. Die Berichte einzelner früher ausgewanderter Landsleute, die Schriften der Prediger Tölke und Rauschenbusch forderten theils zur Auswande- rung auf, theils schilderten sie die amerikanischen Verhältnisse günstig; der Wunsch, ihre äußere Lage zu verbessern und sich und ihren Kindern freies Grundeigenthum zu erringen, wirkte mächtig, der stärkste Beweggrund war aber ein religiöser, dazu kam vielfach eine dunkle Furcht vor kommenden schweren Zeiten. Alles dieß trug dazu bei, daß eine verhältnißmäßig starke Auswanderung stattfand. – Fast alle auswandernde Lipper haben sich den Staaten Wisconsin, Jndiana, Jllinois und Wisconsin zugewandt, und in jedem dieser Staaten findet man sie in größerer Zahl an einzelnen Orten vereinigt. Die erste und stärkste Schaar der auswandernden Lipper, 229 an der Zahl, ging im März 1847 mit dem Schiffe „Haydee“ von Bremen nach Neworleans. Nah an 200 dieser Auswanderer trafen in St. Louis mit dem Prediger Rauschenbusch zusammen, dieser beschrieb ihnen die Gegend am Second Creek, wo er damals wohnte, als zur Ansiedelung wohl geeignetes, und nachdem sie genau erkundet, ob fruchtbares Land, gutes Wasser und gesunde Luft dort anzutreffen sei, wurde die Niederlassung in der Gegend beschlossen und die größere Zahl der Landleute wandte sich hierher. Da, wo der Gasconadefluß, von Süden her, durch dunkles Urwald- Dickigt dem Missouri zueilt, ergießen sich, von Südosten nach Nordwesten fließend, drei ansehnliche Bäche in ihn, welche den Namen führen: First Creek, Second Creek und Third Creek ( Erster, zweiter und dritter Bach ) . Die Gegend, die sie durchfließen, ist hügelig; daher sind die reichen Pflanzer aus Virginien und Kentucky, die um's Jahr 1821 nach Missouri einwanderten, hier vorbeigezogen, um in den Ebnen weiter gen Westen sich niederzulassen. Den Deutschen aber war das Land, das Jene ver- schmähten, gut genug, da es zwar manche steinige Hügel, aber zwischen diesen auch schöne, fruchtbare Thäler enthielt. So ließen denn seit 1840 an dem mittlern der eben genannten Bäche ( wie auch in andern Theilen von Gasconade und Franklin Cc. ) viele Norddeutsche sich nieder, meistens aus Dissen im Osnabrückischen, deren rüstige Hände bald die Wildniß in üppiges Getraide= und Gartenland umwandelten. Die deutsche Ansiedlung an der Sekond Creek bestand, ehe die Lipper hinkamen, aus etwa 40 Familien, die den neuen Ankömmlingen großentheils hülfreich entgegenkamen und ihnen willig die Hand boten, um neben ihnen sich Wohnsitze zu gründen. Die Bemitteltern kauften schon angebautes Land, meist von Amerikanern, die hier, wie allenthalben, wo die Deutschen überhand nehmen, ihnen gern das Feld räumen und weiter westwärts ziehn. Die meisten aber bauten sich auf bisher wildem Lande an und ertrugen mit einer Ausdauer und Geduld, die man nicht bei allen Ansiedlern findet, die damit verbundenen Mühsale. Der Wanderer, der jetzt nach der Sekond Creek kommt, findet dort eine blühende deutsche Ansiedelung von mehr als hundert Familien. Die Zahl der unter ihnen befindlichen Lipper, wenn man die Lipper an den benachbarten Bächen, dem First Creek, Third Creek, Turkey-Creek und Pin-Oak-Creek dazu rechnet, beläuft sich auf etwa 70 Familien. Jhre Produkte können sie theils zu Wagen nach Hermann oder St. Louis bringen, theils zu Schiffe den Gasconade= und Missouristrom hinab versenden. Schon jetzt sind die Ansiedler großentheils zu Wohlstand und Ueberfluß gelangt, und richten sich mit jedem Jahre wohnlicher und bequemer ein. Was ihr geistiges Gedeihen betrifft, so haben sie allerdings schmerzlich empfinden müssen, daß die Auswanderung ( wie das Heirathen, das Anfangen eines neuen Geschäftes, und jede Veränderung im äußern Leben ) Vieles mit sich bringt, daß dem innern Leben Gefahr droht. Doch haben sie auch erfahren, daß der Herr die Seinen in diesen Gefahren nicht nur schützen und erhalten, sondern auch als in einem Schmelztiegel läutern und reinigen kann. Sie sehen immer deutlicher, daß auf die Länge ihnen und ihren Kindern die Auswanderung segenbringend wird. Der religiöse Sinn der Ansiedler wird im Allgemeinen als sehr befriedigend anerkannt und bemerkt, daß nach Zerwürfnissen mit dem Pre- diger Ph. Heyer, die dahin führten, daß er sie im Frühjahre 1851 verließ, ein Theil sich der deutsch=evangelischen Gemeinde am Sekond Creek, die unter der Leitung des Pastors Köwing steht, angeschlossen habe, die Mehrzahl aber eine presbytereirische Gemeinde bilde, an der Friedrich Beinecke, Franz Waldecker und Heinrich Bücker als Aelteste stehen. Andere Namen von dort wohnenden Lippern sind: Simon Grote, H. Sprenger, Andr. Hoffmann, Nullmeier, Blanke, Wilms, Blinne, Schröder Wer an einen hier Wohnenden schreiben will, adressirt den Brief nach: Mount Sterling, Gasconade Co., Missouri. Die auf der „Haydee“ herübergekommenen Handwerker blieben in St. Louis und wohnen meistens dort noch, nebst vielen andern Lippern, die nachgekommen sind. Die Lipper in St. Louis haben großentheils mehr Geld erworben als ihre Brüder im Jnnern des Landes; allein so kräftige, blühende Kinder, wie Jene, haben sie nicht. Denn für die Gesundheit des heranwachsenden Geschlechts ist in St. Louis sehr schlecht gesorgt; das dichte Zusammenwohnen, besonders der deutschen Bevölkerung, bringt zahl- losen deutschen Kindern ein frühes Grad, während in der reinen, frischen Luft der Urwälder die Kinder heranwachsen wie Bäume. Die zweite Ansiedlung von Lippern befindet sich in Knox County im südwestlichen Theil des Staates Jndiana, etwa 60 Meilen nördlich von Evansville, mitten inne zwischen dem Wabash= und Whitefluß. Jm Jan. 1845 ließen sich dort einige Familien nieder aus Mennighüffen ( in der Nähe von preuß. Minden ) , unter ihnen der jetzige Colporteur Schäffer; sie gründeten die Gemeinde Bethlehem. Jm Mai 1847 kamen sieben lippische Familien nach Evansville, die in der „Haydee“ von Bremen nach Neworleans ge- fahren waren und an letzterem Orte sich von den Uebrigen, die nach St. Louis reis'ten, getrennt hatten. Pastor Tölke rieth ihnen, sich in Bethlehem anzubauen. Sie thaten's und vergrößerten dadurch die bisher dort bestandene Ansiedlung. Jm December 1848 kamen wiederum 30 lippische Familien in Bethlehem an; kleinere Schaaren folgten von Zeit zu Zeit nach. Jn Folge dessen zählt die Ansiedlung gegenwärtig an 100 Familien, worunter gegen 60 aus dem Lippischen, die übrigen meist aus dem Ravensbergischen und Minden'schen. Bei einem großen Theile von ihnen ist christliches Leben und brüderliche Gemeinschaft reichlich vorhanden. Sie bilden eine vereinigte lutherische und reformirte Gemeinde, unter Leitung des luther. Predigers Seddelmeyer. Jm Aeußern sind sie bereits ansehnlich vor- wärts gekommen, so daß die Amerikaner ringsumher ihnen das Zeugniß geben, keine Ansiedelung sei so rasch aufgeblüht wie diese. Jeder Ansiedler besitzt wenigstens 80 Acre Land; manche besitzen doppelt so viel, einige sogar bis 500 Acre. Da der Wabash= und Erie=Canal in der Nähe der Ansiedlung ist, so haben sie künftig mit Absatz ihrer Produkte seine Schwierigkeit. Wir fügen wiederum die Namen einiger hier wohnhaften Lipper hinzu: Ludwig Wagner von Ehrsen, Adolf Heidhecker von Horn, A. Dreimann aus Losbruch, Ludwig und Christoph Brockschmidt, Diedr. Bergherm, Friedr. Jochen, Grote von Dören, Heinr. Schuckmann, Diedr. Begeman von Jägerborn, L. Osterhagen von Brüntrup, Simon Meier Wer an einen hier Wohnenden schreiben will, adressire den Brief nach: Edwardsport, Knox Co., Indiana. Auch in Evansville wohnt eine beträchtliche Anzahl Lipper, etwa 30 Familien, die in friedlichem Verein mit deutschen Christen aus Mülheim an der Ruhr, Freudenberg bei Siegen und andern Orten eine blühende deutsch=evangelische Gemeinde bilden, unter Leitung des Predigers Schrenk, Zöglings des Baseler Missionshauses. Jm nördlichen Theile des Staates Jllinois, dicht an der Grenze von Wisconsin, mitten inne zwischen den Städten Chicago am Michigan- See und Galena am Mississippi, liegt Stephenson County, wo schon vor vielen Jahren sich eine Menge Pennsylvanisch=Deutsche niedergelassen hat. Wie es gewöhnlich im Westen zu geschehn pflegt, schlossen sich viele Deutsche aus Europa ihnen an, vornämlich Ostfriesen und Lipper. Die ersten Lipper kamen 1847; viele andre folgten nach, so daß hier gegenwärtig an 70 lip- pische Familien wohnen, fast sämmtlich aus dem Amte Schwalenberg im südöstlichen Theile von Lippe. – Mit Ausnahme Einiger, die sich den Albrechtsbrüdern angeschlossen haben, bilden die hier wohnenden Lipper eine deutsch=evangelische Gemeinde, die bereits eine ansehnliche Kirche gebaut hat, aber noch keinen eignen Prediger hat. Ein in der Nähe wohnender lutherischer Prediger besucht sie jeden vierten Sonntag; an den dazwischen liegenden Sonntagen liest ein Vorsteher eine Predigt von Hofacker vor. Die Gegend, in der sie wohnen, ist sanft gewelltes Prärieland, nur theil- weise von Wäldern unterbrochen. Jm Aeußern ist die Ansiedelung ebenfalls im Gedeihen und Wachsthum begriffen. Von den hier Wohnenden nennen wir: Friedr. und Hermann Vehmeier, Ludwig und August Legerent, Franz Meier. Jhre Adresse ist: Rock Run, Stephenson Co., Illinois. Etwa 15 Meilen von dieser Ansiedelung liegt die Stadt Freeport. Die wichtige Eisenbahn von Chicago nach Galena, welche im Laufe des künftigen Jahres vollendet sein wird, geht hier durch und wird von mehrern andern Eisenbahnen durchschnitten. Daher hat die Stadt binnen wenig Jahren erstaulich zugenommen, und wird allem Anschein nach in noch stärkerem Maße zunehmen. Gleich dem ganzen Stephenson County, dessen Hauptstadt sie ist, ist sie mehr als die Hälfte von Deutschen bewohnt, unter denen sich viele Lipper befinden, ebenfalls aus Schwalenberg. Ein Theil der hier wohnenden Lipper hat sich seit Kurzem zu einer deutsch=evangelischen Gemeinde zusammen- geschlossen. Einen Prediger haben sie noch nicht. Es wohnen hier unter Andern: Philipp Dewes, Heinr. Kochsmeier, Bernhard Brink- mann, Wilhelm Mundhenkel und Heinrich Vennekolt. Adresse: Freeport Stephenson Co., Illinois. Die vierte größere Ansiedelung von Lippern besindet sich in Sheboygan County, im Staate Wisconsin, und zwar im nördlichen Theile des County ( in Town 16 ) . Gleich allen andern, am Gestade des Michigan-

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Zitationshilfe: Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 90. Bremen, 9. November 1852, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswandererzeitung090_1852/2>, abgerufen am 24.11.2024.