Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 34. Bremen, 27. April 1852.[Beginn Spaltensatz]
große Ganze, das Allgemeine stets im Auge behält, des Landes immense Briefauszüge. Burlington, Jowa, 24. März 1852. Bereits in einer früheren Correspondenz empfahl ich den Einwande- Es giebt Leute, welche vorgeben, mit Landverkäufen für Private Da die Einwanderung hier fortwährend zunimmt und hauptsächlich Nichts ist hemmender im Aufblühen, Nichts verderblicher, als die Kapitalisten können hier gute Geschäfte machen, wenn sie Schaf- Der Gesundheitszustand war den ganzen Winter hindurch ausgezeichnet. Es bereiten sich in Jowa eben mehrere Associationen für den Landbau Hier soll man, wenn die Börse es erlaubt, zunächst Landessitte und Es ist erstaunlich, wie im Staate Jowa das Obst aller Art gedeiht. Die Qualität wird durch die Obstarten in den benachbarten Staaten Die Einwanderung nimmt zu. Neulich brannte ein Dampfboot in Die Tour von Bremen nach Bremerhaven. Jn den schmutzigen Winkeln der Presse, in welchen der blanke Für die Effekten sind diese Kähne unbedingt der billigste Transport- Bücherschau. Zwei Briefe aus Amerika von Robert Hennig und E. Greiffenhahn. ( Schluß. ) Auch über die Zukunft, welche den deutschen Landwirth in den Ver- "Es kosten die Farmen um St. Louis bis zur Entfernung von [Beginn Spaltensatz]
große Ganze, das Allgemeine stets im Auge behält, des Landes immense Briefauszüge. Burlington, Jowa, 24. März 1852. Bereits in einer früheren Correspondenz empfahl ich den Einwande- Es giebt Leute, welche vorgeben, mit Landverkäufen für Private Da die Einwanderung hier fortwährend zunimmt und hauptsächlich Nichts ist hemmender im Aufblühen, Nichts verderblicher, als die Kapitalisten können hier gute Geschäfte machen, wenn sie Schaf- Der Gesundheitszustand war den ganzen Winter hindurch ausgezeichnet. Es bereiten sich in Jowa eben mehrere Associationen für den Landbau Hier soll man, wenn die Börse es erlaubt, zunächst Landessitte und Es ist erstaunlich, wie im Staate Jowa das Obst aller Art gedeiht. Die Qualität wird durch die Obstarten in den benachbarten Staaten Die Einwanderung nimmt zu. Neulich brannte ein Dampfboot in Die Tour von Bremen nach Bremerhaven. Jn den schmutzigen Winkeln der Presse, in welchen der blanke Für die Effekten sind diese Kähne unbedingt der billigste Transport- Bücherschau. Zwei Briefe aus Amerika von Robert Hennig und E. Greiffenhahn. ( Schluß. ) Auch über die Zukunft, welche den deutschen Landwirth in den Ver- „Es kosten die Farmen um St. Louis bis zur Entfernung von <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <p><pb facs="#f0002" n="134"/><fw type="pageNum" place="top">134</fw><cb type="start"/> große Ganze, das Allgemeine stets im Auge behält, des Landes immense<lb/> Ausdehnung nicht vergißt und stets die Jugend der staatlichen Selbststän-<lb/> digkeit Nordamerikas berücksichtigt. Mit dieser immensen Landesausdehnung,<lb/> mit dieser Jugend der staatlichen Selbstständigkeit lassen sich auch die Gebre-<lb/> chen einigermaßen entschuldigen, die dem Postwesen im Einzelnen und nach<lb/> Verhältniß der Oertlichkeiten nur allzu fühlbar ankleben, und die haupt-<lb/> sächlich in der mangelhaften und unregelmäßigen Beförderung während<lb/> des Winters bestehen, wo Kanäle und Flüsse kein Surrogat für fehlende<lb/> Landstraßen bilden.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Briefauszüge</hi>.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p><space dim="horizontal"/> Burlington, Jowa, 24. März 1852.</p><lb/> <p>Bereits in einer früheren Correspondenz empfahl ich den Einwande-<lb/> rern gründliche Vorsicht. Jch wiederhole dies jetzt im Besondern für Die,<lb/> welche Land hier ankaufen wollen. Diese Vorsicht darf getrost gegen Alle,<lb/> welche Schilde aushängen haben und eine Office ( Geschäftsstube ) halten,<lb/> gleichmäßig geübt werden. Jch will keineswegs den redlichen Verkaufs-<lb/> vermittlern zu nahe treten, denen ich vielmehr ein Dankvotum hiermit<lb/> zubringe. Aber es giebt Unredliche, denen dies nicht am glatten Hemd-<lb/> busen angesehen werden kann. <hi rendition="#g">Vor dem Ankaufe lasse man den<lb/> Besitztitel prüfen.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Es giebt Leute, welche vorgeben, mit Landverkäufen für Private<lb/> beauftragt zu sein, und welche, wenn sich Jemand in einen Kaufvertrag<lb/> mit ihnen einläßt, <hi rendition="#g">Staats</hi>ländereien verkaufen. 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So befindet sich <hi rendition="#g">Davenport's</hi><lb/> ( Jowa ) Zukunft so ziemlich in den Händen von St. Louis Spekulanten,<lb/> welche – wenn es wahr, was ich höre – alle Bauplätze daselbst, und<lb/> Newyorker Spekulanten, welche 48,000 Acker Land in Davenports's<lb/> Umgegend aufgekauft haben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Kapitalisten können hier gute Geschäfte machen, wenn sie <hi rendition="#g">Schaf-<lb/> zucht im Großen</hi> treiben. Auch ließe sich damit auf's Vortheilhafteste<lb/> eine Weberei verbinden, in welcher die Wolle alsbald zu groben Decken <choice><abbr>ec.</abbr></choice><lb/> verarbeitet würde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Der Gesundheitszustand war den ganzen Winter hindurch ausgezeichnet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Es bereiten sich in Jowa eben mehrere Associationen für den Landbau<lb/> vor. Sie gehen nur von Deutschen aus. Der Yankee, es sei denn, daß er<lb/> zur Secte und zum Staate der Mormonen gehöre, bildet keine solche.<lb/> Seiner Zeit werde ich darüber berichten. Hier nur soviel gesagt: Von<lb/> allen den in Deutschland zusammengenebelten Freundschaftskolonien sind<lb/> diejenigen, welche nicht <hi rendition="#g">bald</hi> zerstoben, <hi rendition="#g">später</hi> in Trümmer gegangen.<lb/> Jch tadle nicht die Absicht, sie ist erhebend und zeugt von dem <hi rendition="#g">edeln<lb/> Sinne</hi> des Deutschen: aber ich tadele das leichtsinnig schwärmerische<lb/> Element darin, denn es verräth das <hi rendition="#g">Unpraktische</hi> des welt= und<lb/> geschäftsunkundigen Deutschen. Dazu kommt der Mangel an Sprach-<lb/> kenntnissen und die Unkunde der Verhältnisse.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Hier soll man, wenn die Börse es erlaubt, zunächst Landessitte und<lb/> Sprache kennen lernen und dann erst, aber mit Vorsicht, eine Gelegenheit<lb/> erspähen. Hat man aber kein Geld, so soll man das erste beste <hi rendition="#g">Geschäft</hi><lb/> treiben oder erlernen, und <hi rendition="#g">jedes</hi> ernährt auch den <hi rendition="#g">Lehrling.</hi> – Der<lb/> Fluß ist wieder frei.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Es ist erstaunlich, wie im Staate Jowa das <hi rendition="#g">Obst</hi> aller Art gedeiht.<lb/> Und es geschieht viel zur Veredelung. Man hält nur die besten Sorten.<lb/> Die größten Baumschulen erfreuen das Auge. Das Tausend Apfelbäume<lb/> ist zu 80 $ zu haben. Das Pfropfen geschieht im Winter. Man hebt die<lb/> aus Kernen gezogenen Ruthen, welche so schon edles Obst bringen würden,<lb/> im Spätherbst aus und schlägt sie in Kellern ein. Jm Winter werden sie<lb/> auf einem Pfropfstuhle in Gesellschaft gepfropft. Einer macht den Schräg-<lb/> schnitt, ein Anderer wickelt das Pfropfreis an das Stämmchen fest, ein<lb/> Dritter bestreicht die Baumwunden und die Umwickelung. Darauf werden<lb/> die Bäumchen in den Keller zurückgebracht. Jm April werden sie gepflanzt,<lb/> und nun wachsen sie in einem Jahre gegen 4 Fuß lang. Von 1000 ge-<lb/> pfropften Stämmchen gehen etwa 5 nicht an. Das Setzen geschieht wieder<lb/> mit praktischen Handgriffen. Jn den nächsten Jahren bringen die meisten<lb/> schon Obst.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Die Qualität wird durch die Obstarten in den benachbarten Staaten<lb/> nirgends erreicht.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Die Einwanderung nimmt zu. Neulich brannte ein Dampfboot in<lb/> der Nähe von Keokuk, Jowa, ab, mit welchem sämmtliche Effekten der<lb/> Einwanderer verloren gingen. <space dim="horizontal"/> ( N. Y. H.=Z. ) </p> </div> </div><lb/> <cb n="2"/> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#fr">Die Tour von Bremen nach Bremerhaven.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#sup"><choice><abbr>*</abbr></choice></hi> Jn den schmutzigen Winkeln der Presse, in welchen der blanke<lb/> Eigennutz, das niedrige Geldinteresse die Federn leitet, wird als Waffe der<lb/> gegen Bremen intrigirenden Auswanderungsgeschäftsleute und ihrer feilen<lb/> Helfershelfer sehr oft der Uebelstand benutzt, daß Bremen nicht unmittelbar<lb/> an der Seeküste liegt, und mit wahrheitswidrigen Uebertreibungen entstellt.<lb/> Die Thatsache selbst muß allerdings jedem Kinde aus dem ersten Geographie-<lb/> unterrichte bekannt sein, und ebenso der Umstand, daß das Fahrwasser der<lb/> Weser größeren Seeschiffen, und also vor Allem den Passagierschiffen, das<lb/> Hinaufsegeln bis Bremen nicht gestattet. Wenn Bremen trotzdem die<lb/> größte Seeflotte unter den deutschen Häfen besitzt, so ist doch wohl der<lb/> nächste Gedanke bei dieser Betrachtung der an die kühne Unternehmungs-<lb/> lust seiner Bewohner, die trotz ihrer 7 – 8 Meilen weiten Entfernung<lb/> von der See sich so enge und dauernd mit diesem Element verbunden<lb/> haben, daß ihre Lage dadurch gleichsam Lügen gestraft wird. Der Ver-<lb/> kehr Bremens mit Bremerhaven wird durch eine Menge schnellsegelnder<lb/> und besonders für diese Fahrt gebauter Schiffe, Kähne oder Lichterfahr-<lb/> zeuge genannt, und durch Dampfschiffe vermittelt. Die ersteren bringen<lb/> auf dem Wege gewöhnlich <hi rendition="#g">einen Tag</hi> zu, die letztern 5 Stunden. Der<lb/> Auswanderer hat die Wahl, welche Gelegenheit er benutzen will. Durch<lb/> die Lichterfahrzeuge wird er <hi rendition="#g">auf Kosten der Rheder</hi> nach dem See-<lb/> schiffe gebracht. Da die meisten Passagiere in guter, warmer Jahreszeit<lb/> die Seereise antreten, so können sie während der selten mehr als eintägigen<lb/> Fahrt nach Bremerhaven gemeiniglich auf dem Decke des Kahnes verweilen<lb/> und sich mit Muße die zum Theil recht freundlichen Weserufer betrachten.<lb/> Bei schlechtem Wetter finden sie aber im Schiffsraum Schutz, wo es sich<lb/> einen Tag über wohl aushalten läßt, zumal da die neueren Kähne<lb/> geräumige, zum Theil zweimastige Fahrzeuge sind. Jmmerhin aber müssen<lb/> wir bemerken, daß diese Fahrt auf dem Kahne nach Bremerhaven, die<lb/> Schattenseite der hiesigen Passagierbeförderung ist, aber aufs entschiedenste<lb/> den Uebertreibungen entgegentreten, die aus einer ausnahmsweisen zwei-<lb/> tägigen Fahrt die Regel machen und von der allerdings nicht behaglichen<lb/> Lage der Passagiere während der Nacht Bilder in Callotscher Manier<lb/> entwerfen. Was zur Regelung dieser Kahnfahrt Seitens der Behörden<lb/> geschehen konnte, ist geschehen. Ein eigener Hafen nebst Obdach für die<lb/> Passagiere und ihre Effekten, nebst bequemen Brücken zur Einladung aufs<lb/> Schiff ist kürzlich eröffnet, und wenn trotzdem noch immer viele Kähne<lb/> nicht dort, sondern auf der Weser einladen, quer im Flusse neben einander<lb/> liegend, so ist das dem alten Schlendrian der Gewohnheit zuzuschreiben,<lb/> der das Neue nicht aufsucht, eben weil es neu ist. Es hat sich mancher<lb/> Auswanderer mit Recht darüber beklagt, und steht zu erwarten, daß bei<lb/> dem nächsten Expeditionstage dieser Mißstand verschwindet. Die Einladung<lb/> der Auswanderereffekten in die Kähne geschieht <hi rendition="#g">unentgeldlich,</hi> und wer<lb/> am Nachweisungsbureau vorher Erkundigungen eingezogen hat, der wird<lb/> hier nicht unnütz in den Geldbeutel greifen.</p><lb/> <p>Für die Effekten sind diese Kähne unbedingt der billigste Transport-<lb/> weg. Wer aber die Ausgabe vom 8 Ggr. <hi rendition="#aq">à</hi> Person nicht scheut, dem<lb/> rathen wir, selbst mit den Seinigen nicht im Kahne, <hi rendition="#g">sondern zu Dampf-<lb/> schiff</hi> nach Bremerhaven zu fahren, wodurch er jedenfalls der Gefahr,<lb/> eine unbequeme Nacht auf dieser Tour zu verbringen, entgeht. Daß in<lb/> nicht gar ferner Zeit die ganze Reise von Bremen nach Bremerhaven<lb/> durch eine <hi rendition="#g">Eisenbahn</hi> verkürzt, und Bremen dadurch selbst an die See<lb/> gerückt wird, steht wohl zu erwarten.</p> </div><lb/> <div type="jCulturalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Bücherschau</hi>.</hi> </head><lb/> <argument> <p>Zwei Briefe aus Amerika von <hi rendition="#g">Robert Hennig</hi> und E. <hi rendition="#g">Greiffenhahn.<lb/> Freiberg</hi> bei <hi rendition="#g">Jul. Frotscher.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#c">( Schluß. )</hi> </p> </argument><lb/> <p>Auch über die Zukunft, welche den deutschen Landwirth in den Ver-<lb/> einigten Staaten erwartet, stimmt der Briefsteller nicht mit dem Hand-<lb/> buche von <hi rendition="#g">Traugott Bromme</hi> überein und wir können es uns nicht<lb/> versagen, noch eine längere Stelle aus dem Briefe darüber herzusetzen:</p><lb/> <p>„Es kosten die Farmen um St. Louis bis zur Entfernung von<lb/> 10 Meilen von der Stadt <hi rendition="#g">eben so viel,</hi> als die Güter in guter Lage<lb/><hi rendition="#g">Deutschlands</hi> und wiewohl man auch auf jenen recht wohlhabend<lb/> werden kann, weil der tägliche Markt in der Stadt immer baar Geld<lb/> bietet, so gehört doch ein ansehnlicheres Kapital zur Ansiedelung, als der<lb/> deutsche Auswanderer gewöhnlich besitzt und als derselbe, von <hi rendition="#g">Bromme</hi><lb/> getäuscht, nöthig zu haben vermeint. Will er dagegen 100 Meilen von<lb/> hier im Westen des Staates <hi rendition="#g">Missouri</hi> oder in dessen Städten an dem<lb/> Reichthum des Landes Theil nehmen, will er zu den Missouriern gehören,<lb/> welche „nichts vermissen“, ( Bromme's Handb. 6. Aufl. S. 252 ) , hat er<lb/> für1 1 / 4 – 25 Dollars Land gekauft, so glaube er ja nicht, daß sein<lb/> Kapital sich <hi rendition="#g">unbedingt</hi> vermehren werde. Wohnt er in der Nähe einer<lb/> aufblühenden Stadt oder unfern des <hi rendition="#g">Mississippi</hi> oder <hi rendition="#g">Missouri,</hi> so<lb/> wird er nach Verlauf einiger Jahre seine Mühe belohnt sehen und vor-<lb/> wärts kommen. Jst dies jedoch nicht der Fall, fehlt ihm eine Land= oder<lb/> Wasserstraße ganz, oder bleiben die 10 oder 20 Häuser, welche den Namen<lb/> der Stadt führen, in seiner Nachbarschaft ohne Zuwachs, läuft ihm sein<lb/> theuer bezahlter Gebülfe ( Knechte giebt es hier nicht ) zur Erntezeit davon<lb/> und er kann die Stelle aus Mangel an Caudidaten nicht rechtzeitig wieder<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [134/0002]
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große Ganze, das Allgemeine stets im Auge behält, des Landes immense
Ausdehnung nicht vergißt und stets die Jugend der staatlichen Selbststän-
digkeit Nordamerikas berücksichtigt. Mit dieser immensen Landesausdehnung,
mit dieser Jugend der staatlichen Selbstständigkeit lassen sich auch die Gebre-
chen einigermaßen entschuldigen, die dem Postwesen im Einzelnen und nach
Verhältniß der Oertlichkeiten nur allzu fühlbar ankleben, und die haupt-
sächlich in der mangelhaften und unregelmäßigen Beförderung während
des Winters bestehen, wo Kanäle und Flüsse kein Surrogat für fehlende
Landstraßen bilden.
Briefauszüge.
Burlington, Jowa, 24. März 1852.
Bereits in einer früheren Correspondenz empfahl ich den Einwande-
rern gründliche Vorsicht. Jch wiederhole dies jetzt im Besondern für Die,
welche Land hier ankaufen wollen. Diese Vorsicht darf getrost gegen Alle,
welche Schilde aushängen haben und eine Office ( Geschäftsstube ) halten,
gleichmäßig geübt werden. Jch will keineswegs den redlichen Verkaufs-
vermittlern zu nahe treten, denen ich vielmehr ein Dankvotum hiermit
zubringe. Aber es giebt Unredliche, denen dies nicht am glatten Hemd-
busen angesehen werden kann. Vor dem Ankaufe lasse man den
Besitztitel prüfen.
Es giebt Leute, welche vorgeben, mit Landverkäufen für Private
beauftragt zu sein, und welche, wenn sich Jemand in einen Kaufvertrag
mit ihnen einläßt, Staatsländereien verkaufen. Statt daß sie1 1 / 4 $
per Acker fordern und nehmen, streichen sie dann einen höhern Preis nebst
Gewinn ein.
Da die Einwanderung hier fortwährend zunimmt und hauptsächlich
von Bauern geschieht, so bemerke ich, daß die vorerwähnte Prellerei auch
in Jowa vorkommt und ihr allemal die Versicherung vorausgeht, daß in
der betreffenden Gegend keine Staatsländereien mehr seien. Es liegen aber
noch viele Millionen Acker „Congreßland“ unverkauft in Jowa, freilich nicht
mehr längs dem Mississippi und dem untern Desmoines.
Nichts ist hemmender im Aufblühen, Nichts verderblicher, als die
großen Landkäufe durch Spekulanten. So befindet sich Davenport's
( Jowa ) Zukunft so ziemlich in den Händen von St. Louis Spekulanten,
welche – wenn es wahr, was ich höre – alle Bauplätze daselbst, und
Newyorker Spekulanten, welche 48,000 Acker Land in Davenports's
Umgegend aufgekauft haben.
Kapitalisten können hier gute Geschäfte machen, wenn sie Schaf-
zucht im Großen treiben. Auch ließe sich damit auf's Vortheilhafteste
eine Weberei verbinden, in welcher die Wolle alsbald zu groben Decken
verarbeitet würde.
Der Gesundheitszustand war den ganzen Winter hindurch ausgezeichnet.
Es bereiten sich in Jowa eben mehrere Associationen für den Landbau
vor. Sie gehen nur von Deutschen aus. Der Yankee, es sei denn, daß er
zur Secte und zum Staate der Mormonen gehöre, bildet keine solche.
Seiner Zeit werde ich darüber berichten. Hier nur soviel gesagt: Von
allen den in Deutschland zusammengenebelten Freundschaftskolonien sind
diejenigen, welche nicht bald zerstoben, später in Trümmer gegangen.
Jch tadle nicht die Absicht, sie ist erhebend und zeugt von dem edeln
Sinne des Deutschen: aber ich tadele das leichtsinnig schwärmerische
Element darin, denn es verräth das Unpraktische des welt= und
geschäftsunkundigen Deutschen. Dazu kommt der Mangel an Sprach-
kenntnissen und die Unkunde der Verhältnisse.
Hier soll man, wenn die Börse es erlaubt, zunächst Landessitte und
Sprache kennen lernen und dann erst, aber mit Vorsicht, eine Gelegenheit
erspähen. Hat man aber kein Geld, so soll man das erste beste Geschäft
treiben oder erlernen, und jedes ernährt auch den Lehrling. – Der
Fluß ist wieder frei.
Es ist erstaunlich, wie im Staate Jowa das Obst aller Art gedeiht.
Und es geschieht viel zur Veredelung. Man hält nur die besten Sorten.
Die größten Baumschulen erfreuen das Auge. Das Tausend Apfelbäume
ist zu 80 $ zu haben. Das Pfropfen geschieht im Winter. Man hebt die
aus Kernen gezogenen Ruthen, welche so schon edles Obst bringen würden,
im Spätherbst aus und schlägt sie in Kellern ein. Jm Winter werden sie
auf einem Pfropfstuhle in Gesellschaft gepfropft. Einer macht den Schräg-
schnitt, ein Anderer wickelt das Pfropfreis an das Stämmchen fest, ein
Dritter bestreicht die Baumwunden und die Umwickelung. Darauf werden
die Bäumchen in den Keller zurückgebracht. Jm April werden sie gepflanzt,
und nun wachsen sie in einem Jahre gegen 4 Fuß lang. Von 1000 ge-
pfropften Stämmchen gehen etwa 5 nicht an. Das Setzen geschieht wieder
mit praktischen Handgriffen. Jn den nächsten Jahren bringen die meisten
schon Obst.
Die Qualität wird durch die Obstarten in den benachbarten Staaten
nirgends erreicht.
Die Einwanderung nimmt zu. Neulich brannte ein Dampfboot in
der Nähe von Keokuk, Jowa, ab, mit welchem sämmtliche Effekten der
Einwanderer verloren gingen. ( N. Y. H.=Z. )
Die Tour von Bremen nach Bremerhaven.
Jn den schmutzigen Winkeln der Presse, in welchen der blanke
Eigennutz, das niedrige Geldinteresse die Federn leitet, wird als Waffe der
gegen Bremen intrigirenden Auswanderungsgeschäftsleute und ihrer feilen
Helfershelfer sehr oft der Uebelstand benutzt, daß Bremen nicht unmittelbar
an der Seeküste liegt, und mit wahrheitswidrigen Uebertreibungen entstellt.
Die Thatsache selbst muß allerdings jedem Kinde aus dem ersten Geographie-
unterrichte bekannt sein, und ebenso der Umstand, daß das Fahrwasser der
Weser größeren Seeschiffen, und also vor Allem den Passagierschiffen, das
Hinaufsegeln bis Bremen nicht gestattet. Wenn Bremen trotzdem die
größte Seeflotte unter den deutschen Häfen besitzt, so ist doch wohl der
nächste Gedanke bei dieser Betrachtung der an die kühne Unternehmungs-
lust seiner Bewohner, die trotz ihrer 7 – 8 Meilen weiten Entfernung
von der See sich so enge und dauernd mit diesem Element verbunden
haben, daß ihre Lage dadurch gleichsam Lügen gestraft wird. Der Ver-
kehr Bremens mit Bremerhaven wird durch eine Menge schnellsegelnder
und besonders für diese Fahrt gebauter Schiffe, Kähne oder Lichterfahr-
zeuge genannt, und durch Dampfschiffe vermittelt. Die ersteren bringen
auf dem Wege gewöhnlich einen Tag zu, die letztern 5 Stunden. Der
Auswanderer hat die Wahl, welche Gelegenheit er benutzen will. Durch
die Lichterfahrzeuge wird er auf Kosten der Rheder nach dem See-
schiffe gebracht. Da die meisten Passagiere in guter, warmer Jahreszeit
die Seereise antreten, so können sie während der selten mehr als eintägigen
Fahrt nach Bremerhaven gemeiniglich auf dem Decke des Kahnes verweilen
und sich mit Muße die zum Theil recht freundlichen Weserufer betrachten.
Bei schlechtem Wetter finden sie aber im Schiffsraum Schutz, wo es sich
einen Tag über wohl aushalten läßt, zumal da die neueren Kähne
geräumige, zum Theil zweimastige Fahrzeuge sind. Jmmerhin aber müssen
wir bemerken, daß diese Fahrt auf dem Kahne nach Bremerhaven, die
Schattenseite der hiesigen Passagierbeförderung ist, aber aufs entschiedenste
den Uebertreibungen entgegentreten, die aus einer ausnahmsweisen zwei-
tägigen Fahrt die Regel machen und von der allerdings nicht behaglichen
Lage der Passagiere während der Nacht Bilder in Callotscher Manier
entwerfen. Was zur Regelung dieser Kahnfahrt Seitens der Behörden
geschehen konnte, ist geschehen. Ein eigener Hafen nebst Obdach für die
Passagiere und ihre Effekten, nebst bequemen Brücken zur Einladung aufs
Schiff ist kürzlich eröffnet, und wenn trotzdem noch immer viele Kähne
nicht dort, sondern auf der Weser einladen, quer im Flusse neben einander
liegend, so ist das dem alten Schlendrian der Gewohnheit zuzuschreiben,
der das Neue nicht aufsucht, eben weil es neu ist. Es hat sich mancher
Auswanderer mit Recht darüber beklagt, und steht zu erwarten, daß bei
dem nächsten Expeditionstage dieser Mißstand verschwindet. Die Einladung
der Auswanderereffekten in die Kähne geschieht unentgeldlich, und wer
am Nachweisungsbureau vorher Erkundigungen eingezogen hat, der wird
hier nicht unnütz in den Geldbeutel greifen.
Für die Effekten sind diese Kähne unbedingt der billigste Transport-
weg. Wer aber die Ausgabe vom 8 Ggr. à Person nicht scheut, dem
rathen wir, selbst mit den Seinigen nicht im Kahne, sondern zu Dampf-
schiff nach Bremerhaven zu fahren, wodurch er jedenfalls der Gefahr,
eine unbequeme Nacht auf dieser Tour zu verbringen, entgeht. Daß in
nicht gar ferner Zeit die ganze Reise von Bremen nach Bremerhaven
durch eine Eisenbahn verkürzt, und Bremen dadurch selbst an die See
gerückt wird, steht wohl zu erwarten.
Bücherschau.
Zwei Briefe aus Amerika von Robert Hennig und E. Greiffenhahn.
Freiberg bei Jul. Frotscher.
( Schluß. )
Auch über die Zukunft, welche den deutschen Landwirth in den Ver-
einigten Staaten erwartet, stimmt der Briefsteller nicht mit dem Hand-
buche von Traugott Bromme überein und wir können es uns nicht
versagen, noch eine längere Stelle aus dem Briefe darüber herzusetzen:
„Es kosten die Farmen um St. Louis bis zur Entfernung von
10 Meilen von der Stadt eben so viel, als die Güter in guter Lage
Deutschlands und wiewohl man auch auf jenen recht wohlhabend
werden kann, weil der tägliche Markt in der Stadt immer baar Geld
bietet, so gehört doch ein ansehnlicheres Kapital zur Ansiedelung, als der
deutsche Auswanderer gewöhnlich besitzt und als derselbe, von Bromme
getäuscht, nöthig zu haben vermeint. Will er dagegen 100 Meilen von
hier im Westen des Staates Missouri oder in dessen Städten an dem
Reichthum des Landes Theil nehmen, will er zu den Missouriern gehören,
welche „nichts vermissen“, ( Bromme's Handb. 6. Aufl. S. 252 ) , hat er
für1 1 / 4 – 25 Dollars Land gekauft, so glaube er ja nicht, daß sein
Kapital sich unbedingt vermehren werde. Wohnt er in der Nähe einer
aufblühenden Stadt oder unfern des Mississippi oder Missouri, so
wird er nach Verlauf einiger Jahre seine Mühe belohnt sehen und vor-
wärts kommen. Jst dies jedoch nicht der Fall, fehlt ihm eine Land= oder
Wasserstraße ganz, oder bleiben die 10 oder 20 Häuser, welche den Namen
der Stadt führen, in seiner Nachbarschaft ohne Zuwachs, läuft ihm sein
theuer bezahlter Gebülfe ( Knechte giebt es hier nicht ) zur Erntezeit davon
und er kann die Stelle aus Mangel an Caudidaten nicht rechtzeitig wieder
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