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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 55. Rudolstadt, 18. Oktober 1847.

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Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.

[Beginn Spaltensatz]
Organ
für
Kunde aus deutschen Ansiedlungen,
für Rath und That
zu Gunsten der fortziehenden Brüder,
sowie für
Oeffentlichkeit in Auswanderungs-
sachen überhaupt.
BREMEN:
C. Schünemann's Sortiments = Buchhandlung.

[Spaltenumbruch] [Abbildung]
[Spaltenumbruch]
Mit
statistischen Uebersichten, Karten
und Plänen,

sowie mit einem
Jntelligenzblatte
für Bekanntmachungen von
Behörden u. Privaten.
NEW-YORK: bei William Radde,
Broadway 322.
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]
Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen
Buchhandlungen und Fürstl. Thurn' und Taxischen
Postanstalten 1 1 / 6 Rl. == 2 fl 6 Xr.

[Spaltenumbruch]
Nro 55.
Montag, 18. October 1847.
[Spaltenumbruch]
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]
Texas.

Geschildert in Beziehung auf seine geographischen, socialen
und übrigen Verhältnisse, mit besonderer Rücksicht auf
die deutsche Kolonisation. Ein Handbuch
für Auswanderer nach Texas.
Seinen deut-
schen Landsleuten gewidmet von Carl, Prinzen zu
Solms=Braunfels.
Nebst zwei Karten von
Texas. Frankfurt a. M. 1846. Johann David
Sauerländers Verlag.

Wer über die Geographie Texas Belehrung sucht, wer die
Beschaffenheit des Bodens und des Klimas kennen lernen, oder
praktische Rathschläge für die Ansiedelung in Texas, für die Aus-
rüstung zur Ueberfahrt dahin und für die zur Reise im Lande
selbst erhalten will, der wird im vorstehenden Werke einen mög-
lichst zuverlässigen Führer finden. Wie wichtig aber auch diese
Aufschlüsse dem Auswanderer sein mögen, von nicht minderer
Wichtigkeit ist es für ihn zu erfahren, was für Leute die Be-
wohner des Landes sind, welches er für sich und die Seinigen
zur zweiten Heimath auserfehen hat, -- und über diesen Punkt
wird er durch den Verf. gänzlich irre geleitet. Wer nur im Ge-
ringsten das amerikanische Volk kennen gelernt hat, wird, muß
wissen, daß ein praktischer, alle romantische Phantasterei, vorzüg-
lich aber jeden aristokratischen Dünkel verachtender Sinn, der Grund-
Charakterzug desselben ist. Wenn wir daher, bevor wir das
Fürstlich Solms'sche Urtheil über die Bewohner Nord=Amerika's
näher ins Auge fassen, erwähnen, daß der durchlauchtige Verf.
in Amerika den Prinzen spielte und -- selbst in seiner äußern
Erscheinung: große Jagdstiefel, Wams, Kremphut mit Agraffe
und Hahnfeder, Stulphandschuhe und bis an die Zähne bewaffnet
[Spaltenumbruch] -- gegen die Sitten des Landes verstieß, so wird es unsern Lesern
wohl einleuchtend sein, daß er überall, wohin er kam, spöttisches
oder mitleidiges Lachen erregte. Diesen, unverkennbar seiner durch-
lauchtigsten Person geltenden bürgerlichen Spott vergilt der Prinz
nun durch eine Schmähschrift gegen die amerikanische Nation,
und bedenkt in seinem Durste nach kleinlicher Rache nicht, daß
die Nordamerikaner -- wenn je das vorliegende Buch in ihre
Hände kommen sollte -- den modernen Odyssieus höchstens noch-
mals belächeln werden, daß dagegen Diejenigen, für welche er,
wie das Titelblatt sagt, schrieb, aus seiner Schilderung Vorurtheile
gegen ihre künftigen Nachbarn in sich aufnehmen müssen, die
nur ihnen selbst nachtheilig und verderblich werden können.

Hören wir nun den Prinzen Carl zu Solms = Braunfels.
"Jn San Antonio de Bexar war es, wo ich viele jener beklagens-
werthen Deutschen, Schweizer und Elsässer fand, welche, den Vor-
spiegelungen eines gewissen Henri Castro vertrauend, nach Teras
gekommen waren. Mit Versprechungen reichlich versehen, waren
sie von Antwerpen abgesegelt, und statt in Galveston Mittel zur
Weiterreise zu finden, setzte man sie dort ans Land und überließ
sie ihrem Schicksale. Einige blieben auf der Jnsel, Andere gingen
über Houston bis an den Brazos, wo mitleidige Seelen sie auf-
nahmen. Die Meisten schossen ihr letztes Geld zusammen, um
nach dem Westen zu gelangen, und zu diesem Ende einen Schooner
zu miethen, der sie nach Port La Vacca bringen sollte. Jn ihrem
Contracte stand zwar freie Reise bis in die Kolonie; sie hatten
schweres Geld dafür erlegt, aber in Galveston angekommen, er-
klärte ein Agent des Herrn Castro dieß für ein Mißverständniß.
Die dem Hrn. Castro gehörende Concession der von der Regie-
rung ihm übergebenen Ländereien liegt südwestlich von San An-
tonio de Bexar, und ist noch heute eine Wüste; denn die von
ihm gegründete Stadt Castroville liegt 30 Meilen westlich von
San Antonio de Bexar auf dem, Herrn M'Mullen gehörigen

Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.

[Beginn Spaltensatz]
Organ
für
Kunde aus deutschen Ansiedlungen,
für Rath und That
zu Gunsten der fortziehenden Brüder,
sowie für
Oeffentlichkeit in Auswanderungs-
sachen überhaupt.
BREMEN:
C. Schünemann's Sortiments = Buchhandlung.

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Mit
statistischen Uebersichten, Karten
und Plänen,

sowie mit einem
Jntelligenzblatte
für Bekanntmachungen von
Behörden u. Privaten.
NEW-YORK: bei William Radde,
Broadway 322.
[Ende Spaltensatz]

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Buchhandlungen und Fürstl. Thurn' und Taxischen
Postanstalten 1 1 / 6 Rl. == 2 fl 6 Xr.

[Spaltenumbruch]
Nro 55.
Montag, 18. October 1847.
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[Beginn Spaltensatz]
Texas.

Geschildert in Beziehung auf seine geographischen, socialen
und übrigen Verhältnisse, mit besonderer Rücksicht auf
die deutsche Kolonisation. Ein Handbuch
für Auswanderer nach Texas.
Seinen deut-
schen Landsleuten gewidmet von Carl, Prinzen zu
Solms=Braunfels.
Nebst zwei Karten von
Texas. Frankfurt a. M. 1846. Johann David
Sauerländers Verlag.

Wer über die Geographie Texas Belehrung sucht, wer die
Beschaffenheit des Bodens und des Klimas kennen lernen, oder
praktische Rathschläge für die Ansiedelung in Texas, für die Aus-
rüstung zur Ueberfahrt dahin und für die zur Reise im Lande
selbst erhalten will, der wird im vorstehenden Werke einen mög-
lichst zuverlässigen Führer finden. Wie wichtig aber auch diese
Aufschlüsse dem Auswanderer sein mögen, von nicht minderer
Wichtigkeit ist es für ihn zu erfahren, was für Leute die Be-
wohner des Landes sind, welches er für sich und die Seinigen
zur zweiten Heimath auserfehen hat, -- und über diesen Punkt
wird er durch den Verf. gänzlich irre geleitet. Wer nur im Ge-
ringsten das amerikanische Volk kennen gelernt hat, wird, muß
wissen, daß ein praktischer, alle romantische Phantasterei, vorzüg-
lich aber jeden aristokratischen Dünkel verachtender Sinn, der Grund-
Charakterzug desselben ist. Wenn wir daher, bevor wir das
Fürstlich Solms'sche Urtheil über die Bewohner Nord=Amerika's
näher ins Auge fassen, erwähnen, daß der durchlauchtige Verf.
in Amerika den Prinzen spielte und -- selbst in seiner äußern
Erscheinung: große Jagdstiefel, Wams, Kremphut mit Agraffe
und Hahnfeder, Stulphandschuhe und bis an die Zähne bewaffnet
[Spaltenumbruch] -- gegen die Sitten des Landes verstieß, so wird es unsern Lesern
wohl einleuchtend sein, daß er überall, wohin er kam, spöttisches
oder mitleidiges Lachen erregte. Diesen, unverkennbar seiner durch-
lauchtigsten Person geltenden bürgerlichen Spott vergilt der Prinz
nun durch eine Schmähschrift gegen die amerikanische Nation,
und bedenkt in seinem Durste nach kleinlicher Rache nicht, daß
die Nordamerikaner -- wenn je das vorliegende Buch in ihre
Hände kommen sollte -- den modernen Odyssieus höchstens noch-
mals belächeln werden, daß dagegen Diejenigen, für welche er,
wie das Titelblatt sagt, schrieb, aus seiner Schilderung Vorurtheile
gegen ihre künftigen Nachbarn in sich aufnehmen müssen, die
nur ihnen selbst nachtheilig und verderblich werden können.

Hören wir nun den Prinzen Carl zu Solms = Braunfels.
„Jn San Antonio de Bexar war es, wo ich viele jener beklagens-
werthen Deutschen, Schweizer und Elsässer fand, welche, den Vor-
spiegelungen eines gewissen Henri Castro vertrauend, nach Teras
gekommen waren. Mit Versprechungen reichlich versehen, waren
sie von Antwerpen abgesegelt, und statt in Galveston Mittel zur
Weiterreise zu finden, setzte man sie dort ans Land und überließ
sie ihrem Schicksale. Einige blieben auf der Jnsel, Andere gingen
über Houston bis an den Brazos, wo mitleidige Seelen sie auf-
nahmen. Die Meisten schossen ihr letztes Geld zusammen, um
nach dem Westen zu gelangen, und zu diesem Ende einen Schooner
zu miethen, der sie nach Port La Vacca bringen sollte. Jn ihrem
Contracte stand zwar freie Reise bis in die Kolonie; sie hatten
schweres Geld dafür erlegt, aber in Galveston angekommen, er-
klärte ein Agent des Herrn Castro dieß für ein Mißverständniß.
Die dem Hrn. Castro gehörende Concession der von der Regie-
rung ihm übergebenen Ländereien liegt südwestlich von San An-
tonio de Bexar, und ist noch heute eine Wüste; denn die von
ihm gegründete Stadt Castroville liegt 30 Meilen westlich von
San Antonio de Bexar auf dem, Herrn M'Mullen gehörigen

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[0001] Allgemeine Auswanderungs = Zeitung. Organ für Kunde aus deutschen Ansiedlungen, für Rath und That zu Gunsten der fortziehenden Brüder, sowie für Oeffentlichkeit in Auswanderungs- sachen überhaupt. BREMEN: C. Schünemann's Sortiments = Buchhandlung. [Abbildung] Mit statistischen Uebersichten, Karten und Plänen, sowie mit einem Jntelligenzblatte für Bekanntmachungen von Behörden u. Privaten. NEW-YORK: bei William Radde, Broadway 322. Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen Buchhandlungen und Fürstl. Thurn' und Taxischen Postanstalten 1 1 / 6 Rl. == 2 fl 6 Xr. Nro 55. Montag, 18. October 1847. Unter Mitwirkung der Herren Dr. Büttner, G. M. von Roß, G. F. Streckfuß und anderer Autoritäten herausg. von G. Froebel. Texas. Geschildert in Beziehung auf seine geographischen, socialen und übrigen Verhältnisse, mit besonderer Rücksicht auf die deutsche Kolonisation. Ein Handbuch für Auswanderer nach Texas. Seinen deut- schen Landsleuten gewidmet von Carl, Prinzen zu Solms=Braunfels. Nebst zwei Karten von Texas. Frankfurt a. M. 1846. Johann David Sauerländers Verlag. Wer über die Geographie Texas Belehrung sucht, wer die Beschaffenheit des Bodens und des Klimas kennen lernen, oder praktische Rathschläge für die Ansiedelung in Texas, für die Aus- rüstung zur Ueberfahrt dahin und für die zur Reise im Lande selbst erhalten will, der wird im vorstehenden Werke einen mög- lichst zuverlässigen Führer finden. Wie wichtig aber auch diese Aufschlüsse dem Auswanderer sein mögen, von nicht minderer Wichtigkeit ist es für ihn zu erfahren, was für Leute die Be- wohner des Landes sind, welches er für sich und die Seinigen zur zweiten Heimath auserfehen hat, -- und über diesen Punkt wird er durch den Verf. gänzlich irre geleitet. Wer nur im Ge- ringsten das amerikanische Volk kennen gelernt hat, wird, muß wissen, daß ein praktischer, alle romantische Phantasterei, vorzüg- lich aber jeden aristokratischen Dünkel verachtender Sinn, der Grund- Charakterzug desselben ist. Wenn wir daher, bevor wir das Fürstlich Solms'sche Urtheil über die Bewohner Nord=Amerika's näher ins Auge fassen, erwähnen, daß der durchlauchtige Verf. in Amerika den Prinzen spielte und -- selbst in seiner äußern Erscheinung: große Jagdstiefel, Wams, Kremphut mit Agraffe und Hahnfeder, Stulphandschuhe und bis an die Zähne bewaffnet -- gegen die Sitten des Landes verstieß, so wird es unsern Lesern wohl einleuchtend sein, daß er überall, wohin er kam, spöttisches oder mitleidiges Lachen erregte. Diesen, unverkennbar seiner durch- lauchtigsten Person geltenden bürgerlichen Spott vergilt der Prinz nun durch eine Schmähschrift gegen die amerikanische Nation, und bedenkt in seinem Durste nach kleinlicher Rache nicht, daß die Nordamerikaner -- wenn je das vorliegende Buch in ihre Hände kommen sollte -- den modernen Odyssieus höchstens noch- mals belächeln werden, daß dagegen Diejenigen, für welche er, wie das Titelblatt sagt, schrieb, aus seiner Schilderung Vorurtheile gegen ihre künftigen Nachbarn in sich aufnehmen müssen, die nur ihnen selbst nachtheilig und verderblich werden können. Hören wir nun den Prinzen Carl zu Solms = Braunfels. „Jn San Antonio de Bexar war es, wo ich viele jener beklagens- werthen Deutschen, Schweizer und Elsässer fand, welche, den Vor- spiegelungen eines gewissen Henri Castro vertrauend, nach Teras gekommen waren. Mit Versprechungen reichlich versehen, waren sie von Antwerpen abgesegelt, und statt in Galveston Mittel zur Weiterreise zu finden, setzte man sie dort ans Land und überließ sie ihrem Schicksale. Einige blieben auf der Jnsel, Andere gingen über Houston bis an den Brazos, wo mitleidige Seelen sie auf- nahmen. Die Meisten schossen ihr letztes Geld zusammen, um nach dem Westen zu gelangen, und zu diesem Ende einen Schooner zu miethen, der sie nach Port La Vacca bringen sollte. Jn ihrem Contracte stand zwar freie Reise bis in die Kolonie; sie hatten schweres Geld dafür erlegt, aber in Galveston angekommen, er- klärte ein Agent des Herrn Castro dieß für ein Mißverständniß. Die dem Hrn. Castro gehörende Concession der von der Regie- rung ihm übergebenen Ländereien liegt südwestlich von San An- tonio de Bexar, und ist noch heute eine Wüste; denn die von ihm gegründete Stadt Castroville liegt 30 Meilen westlich von San Antonio de Bexar auf dem, Herrn M'Mullen gehörigen

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 55. Rudolstadt, 18. Oktober 1847, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer55_1847/1>, abgerufen am 19.04.2024.