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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 43. Rudolstadt, 26. Juli 1847.

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Correspondenz.
An die Redaction der Allgem. Auswanderungs=Zeitung.

Es muß Jhnen interessant, ja mehr als dieß, von großer Wich-
tigkeit sein, wahre Berichte aus Nordamerika selbst, dem Ziele der
meisten Auswanderer, zu erhalten Hier ist ein solcher. Jch bin in
der Absicht nach Amerika gereist, und habe auf Fürbitten meiner ge-
liebten Gemeinde zu Schwarzenberg vom Hohen Ministerium dazu
sogar einen Urlaub von einem ganzen Jahre erhalten, um an Ort
und Stelle Erkundigungen über die beste Gegend deutscher Einwan-
derung einzuziehen, und mich nach empfangenen Rathschlägen und
Belehrungen in diejenige Gegend persönlich zu verfügen, die mir als
die beste und geeignetste für deutsche Einwanderer empfohlen würde.
Nun hat mir bereits ein mit den Jnnern Nordamerika's seit langer
Zeit vertrauter Mann, Hr. Pastor Stohlmann zu Newyork, ein
Zeugniß ausgestellt, daß ich auch nach seiner Ansicht und Erfahrung
die beste Gegend gefunden und auserwählt hätte, wohin Auswanderer
mit gutem Gewissen und den besten Aussichten auf künftiges Glück
geführt werden könnten, und vorzugsweise auch müßten. Und diese
Gegend ist keine andere, als das Erzgebirge Tennesee's, das
sogenannte Cumberlandgebirge, hoch genug gelegen, um die Som-
merhitze nie überlästig werden zu lassen, südlich genug, um die Kälte
abzuhalten, welche Menschen und Thiere mit den Beschwerden und
Leiden eines langen Winters heimsucht. Uebergroße Hitze, empfindlich
strenge Kälte, beides fehlt hier in Osttennesee gänzlich, und was für
den Sachkundigen noch wesentlicher erscheint: die Plage der Mosquitos,
jener fast allgemeinen Landplage Nordamerika's, ist ebenso fern von
diesen hohen Gebirgsgegenden Tennesees. Die genauesten Erkundigun-
gen stimmen hierin streng überein: "es gibt keine Mosquitos hier,"
ist die allgemeine Antwort, und man setzt gelegentlich hinzu: "nur
für Damen, die durch den Wald streifen, gibt es eine kleine Plage,
welche Männer meist ganz verschont; dieß sind die woodbucks, " Wald-
teufelchen ", welche sich an den Nacken der Damen hängen, und ihnen
Jucken verursachen", worüber ich aber gewöhnlich habe scherzen hören.
Mit dem Niederbrennen des Unterholzes oder Buschwerks in den Wal-
dungen werden auch diese Thierchen, von denen ich bei meinen Streife-
reien in den Wäldern so gut wie nichts gemerkt habe, mit vertilgt.
Doch dieß sind die Hauptvorzüge Osttennesees noch nicht alle. Die
Gesundheit des Klimas steht hier oben an! Diese ist wahr-
haft ohne Gleichen weiter in Nordamerika. Krank angekommene Ko-
lonisten werden in Kurzem hier gesund, und nur zu große Anstrengung
im Regen und Sonnenschein bewirkt nach der Ankunft ein kleines,
sehr bald vorübergehendes Unwohlsein, welches in einem gewissen Mattig-
keitsgefühle besteht, und leicht vermieden werden kann. Die Hülfs-
quellen des Erzgebirges von Tennesee sind gleichfalls außerordentlich.
Jm Jnnern liegen noch verborgene Schätze, die in Eisen = und Kupfer-
erzen, sowie in reichen Steinkohlenlagern zu Tage ausgehen. Hier
und da sollen Goldwäschereien versucht worden sein, und wer weiß,
wie viele schöne Silbererze das noch gänzlich jungfräuliche und
unaufgeschlossene
Gebirge in seinem Schooße birgt. Die äußere
Gegend ist prachtvoll und wird durch viele Singvögel belebt. Der
Boden ist bei gehöriger Bearbeitung überall, ohne solche aber an
vielen Stellen von selbst dankbar und fruchtbringend, zu Tabaksland
dürfte er sich vorzüglich eignen, Weizen, indisches Korn und vorzüglich
Erdäpfel gedeihen überall. Einzelne Amerikaner, aus andern Ge-
genden, z. B. Virginien, hierhergezogen, bevölkern die Gegend nur
noch äußerst sparsam, und erst seit 2 -- 3 Jahren sind Deutsche aus
der Schweiz, dem Darmstädtischen und aus Rheinbayern hier einge-
wandert, etwa 200 Köpfe stark. Jetzt soll der Unterzeichnete, mit
Hrn. Otto von Kienbusch aus dem sächsischen Voigtlande gemein-
schaftlich, Einwanderer hierherführen und die schönsten Ländereien billig
an sie verkaufen. Dieß geschieht im Jnteresse großer Ländereibesitzer,
[Spaltenumbruch] die hier, nach dem Wegzuge der Jndianer, bedeutende Landstriche an
sich gebracht haben, und nun Willens sind, sie an fleißige deutsche
Kolonisten abzulassen. Der Tabaksbau soll ihnen gelehrt werden,
da dieser sehr einträglich zu werden verspricht, und Hr. v. Kienbusch
sich sehr gut darauf versteht.

Die Reise geschieht am besten und schnellsten über Charleston,
wo man vom Schiffe aus sogleich auf die Eisenbahn übergehen und
auf dieser tief ins Jnnere schnell und billig dringen kann. Vom
Ausgangspunkte der Eisenbahn sind es noch 4 -- 5 Tagreisen hierher,
durch die schönsten Gegenden und auf guten gangbaren Wegen, über
Croßplains, Cleveland, Heiwassee, Athens und Kingston, welches von
Wartburg eine Tagreise noch entfernt ist.

Von Sclaven ist hier keine Spnr, weil es im Gebirge keine
Plantagen gibt, sondern nur zerstreute kleine Farms oder Meierhöfe.
Zugführer haben Aussicht auf billige Prämien. So viel für dießmal
für Jhre vielgelesene gemeinnützige Zeitung. Der Preis des Landes,
um auch diesen nicht unerwähnt zu lassen, ist im Allgemeinen von
1 bis 2 Dollars, und freundliches Entgegenkommen hat man zu er-
warten. Doch muß man alle nöthigen Mittel zur selbstständigen
Niederlassung mitbringen.

Nehmen Sie diese Zeilen auf als Erguß
der reinsten Wahrheit.
* ) Friedrich Hermann Behr,
Pastor aus Schwarzenberg im k. sächs. Erzgebirge.
Brasilien.

Die letzten "Reisebriefe" ** ) der Weserzeitung bringen folgende Nach-
richten nebst den individuellen, auf eigene Wahrnehmungen begründeten
Ansichten und Folgerungen des Herrn Verf. über deutsche Ein-
wanderung in Brasilien im Allgemeinen
.

Jm Februar d. J. befand sich ein Theil der über Antwerpen
und Dünkirchen eingewanderten Deutschen zu Rio de Janeiro noch
ohne Beschäftigung oder Bestimmung, da sie ohne Rath und Ver-
sprechungen
dahin gereiset waren, und die Regierung sich nicht
veranlaßt fand, sie weiter nach Rio Grande zu schaffen. Die
Direction von Petropolis ( eine deutsche Kolonie in der Nähe von
Rio de Janeiro, in hoher, gesunder Gegend ) ließ nur solche von ihnen
zu, welche in dieser Kolonie Bürgen fanden. Einige, die noch etwas
Mittel besaßen, hatten sich nach Rio Grande begeben. Der Brief-
steller sagt hierbei: "es thut mir wehe, die deutschen Kräfte
auf diese Weise zersplittert
zu sehen." Derselbe hat,
in Gemeinschaft mit Hrn. Major Koeler dem Kaiser ein Me-
morial überreicht,
welches die Nothwendigkeit des Zu-
sammenhaltens der Deutschen
zum Nutzen derselben und des
Staates zum Gegenstande hat. Der Hr. Verfasser sagt ferner: ( hört!
hört! ) "Die Provinzen Brasiliens, welche ich besonders für fernere Ko-
lonisationen empfehle, sind Rio Grande, St. Catharina, St.
Paulo,
die Hochländer der Provinz Rio de Janeiro und Ufer-
länder der Seeküste derselben. Nur für diejenigen, welche etwa nach Pe-
tropolis
oder andere Kolonien, die sich noch im Orgelgebirge bil-
den sollten, bestimmt und dazu engagirt sind, kann ich den Hafen
Rio Janeiro's empfehlen, doch Keiner sollte auf gut Glück da-
hin gehen. Das flache Land im Jnnern der Provinz Rio Janei-
ro 's
überlasse man Andern zur Bearbeitung, den Deutschen kann
es nicht zusagen.
Er wird daselbst schlaff und träge, wenn auch
das Klima nicht gerade zu den ungesunden gehört; er schleppt dort
sein Leben hin, ohne zu eigenem Besitz zu kommen und seine Stellung
zu verbessern. Auf den ferngelegenen Pflanzungen findet er weder
Schulen für seine Kinder, noch geistlichen Trost zur Erkräftigung im
Guten in seiner Muttersprache."

* ) Wir bitten, mit freundlichem Danke für gegenwärtigen, um fernere
Beiträge.   D. Red.
** ) Vergl. Nr. 37. dieser Zeitung.
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Correspondenz.
An die Redaction der Allgem. Auswanderungs=Zeitung.

Es muß Jhnen interessant, ja mehr als dieß, von großer Wich-
tigkeit sein, wahre Berichte aus Nordamerika selbst, dem Ziele der
meisten Auswanderer, zu erhalten Hier ist ein solcher. Jch bin in
der Absicht nach Amerika gereist, und habe auf Fürbitten meiner ge-
liebten Gemeinde zu Schwarzenberg vom Hohen Ministerium dazu
sogar einen Urlaub von einem ganzen Jahre erhalten, um an Ort
und Stelle Erkundigungen über die beste Gegend deutscher Einwan-
derung einzuziehen, und mich nach empfangenen Rathschlägen und
Belehrungen in diejenige Gegend persönlich zu verfügen, die mir als
die beste und geeignetste für deutsche Einwanderer empfohlen würde.
Nun hat mir bereits ein mit den Jnnern Nordamerika's seit langer
Zeit vertrauter Mann, Hr. Pastor Stohlmann zu Newyork, ein
Zeugniß ausgestellt, daß ich auch nach seiner Ansicht und Erfahrung
die beste Gegend gefunden und auserwählt hätte, wohin Auswanderer
mit gutem Gewissen und den besten Aussichten auf künftiges Glück
geführt werden könnten, und vorzugsweise auch müßten. Und diese
Gegend ist keine andere, als das Erzgebirge Tennesee's, das
sogenannte Cumberlandgebirge, hoch genug gelegen, um die Som-
merhitze nie überlästig werden zu lassen, südlich genug, um die Kälte
abzuhalten, welche Menschen und Thiere mit den Beschwerden und
Leiden eines langen Winters heimsucht. Uebergroße Hitze, empfindlich
strenge Kälte, beides fehlt hier in Osttennesee gänzlich, und was für
den Sachkundigen noch wesentlicher erscheint: die Plage der Mosquitos,
jener fast allgemeinen Landplage Nordamerika's, ist ebenso fern von
diesen hohen Gebirgsgegenden Tennesees. Die genauesten Erkundigun-
gen stimmen hierin streng überein: „es gibt keine Mosquitos hier,“
ist die allgemeine Antwort, und man setzt gelegentlich hinzu: „nur
für Damen, die durch den Wald streifen, gibt es eine kleine Plage,
welche Männer meist ganz verschont; dieß sind die woodbucks, „ Wald-
teufelchen “, welche sich an den Nacken der Damen hängen, und ihnen
Jucken verursachen“, worüber ich aber gewöhnlich habe scherzen hören.
Mit dem Niederbrennen des Unterholzes oder Buschwerks in den Wal-
dungen werden auch diese Thierchen, von denen ich bei meinen Streife-
reien in den Wäldern so gut wie nichts gemerkt habe, mit vertilgt.
Doch dieß sind die Hauptvorzüge Osttennesees noch nicht alle. Die
Gesundheit des Klimas steht hier oben an! Diese ist wahr-
haft ohne Gleichen weiter in Nordamerika. Krank angekommene Ko-
lonisten werden in Kurzem hier gesund, und nur zu große Anstrengung
im Regen und Sonnenschein bewirkt nach der Ankunft ein kleines,
sehr bald vorübergehendes Unwohlsein, welches in einem gewissen Mattig-
keitsgefühle besteht, und leicht vermieden werden kann. Die Hülfs-
quellen des Erzgebirges von Tennesee sind gleichfalls außerordentlich.
Jm Jnnern liegen noch verborgene Schätze, die in Eisen = und Kupfer-
erzen, sowie in reichen Steinkohlenlagern zu Tage ausgehen. Hier
und da sollen Goldwäschereien versucht worden sein, und wer weiß,
wie viele schöne Silbererze das noch gänzlich jungfräuliche und
unaufgeschlossene
Gebirge in seinem Schooße birgt. Die äußere
Gegend ist prachtvoll und wird durch viele Singvögel belebt. Der
Boden ist bei gehöriger Bearbeitung überall, ohne solche aber an
vielen Stellen von selbst dankbar und fruchtbringend, zu Tabaksland
dürfte er sich vorzüglich eignen, Weizen, indisches Korn und vorzüglich
Erdäpfel gedeihen überall. Einzelne Amerikaner, aus andern Ge-
genden, z. B. Virginien, hierhergezogen, bevölkern die Gegend nur
noch äußerst sparsam, und erst seit 2 -- 3 Jahren sind Deutsche aus
der Schweiz, dem Darmstädtischen und aus Rheinbayern hier einge-
wandert, etwa 200 Köpfe stark. Jetzt soll der Unterzeichnete, mit
Hrn. Otto von Kienbusch aus dem sächsischen Voigtlande gemein-
schaftlich, Einwanderer hierherführen und die schönsten Ländereien billig
an sie verkaufen. Dieß geschieht im Jnteresse großer Ländereibesitzer,
[Spaltenumbruch] die hier, nach dem Wegzuge der Jndianer, bedeutende Landstriche an
sich gebracht haben, und nun Willens sind, sie an fleißige deutsche
Kolonisten abzulassen. Der Tabaksbau soll ihnen gelehrt werden,
da dieser sehr einträglich zu werden verspricht, und Hr. v. Kienbusch
sich sehr gut darauf versteht.

Die Reise geschieht am besten und schnellsten über Charleston,
wo man vom Schiffe aus sogleich auf die Eisenbahn übergehen und
auf dieser tief ins Jnnere schnell und billig dringen kann. Vom
Ausgangspunkte der Eisenbahn sind es noch 4 -- 5 Tagreisen hierher,
durch die schönsten Gegenden und auf guten gangbaren Wegen, über
Croßplains, Cleveland, Heiwassee, Athens und Kingston, welches von
Wartburg eine Tagreise noch entfernt ist.

Von Sclaven ist hier keine Spnr, weil es im Gebirge keine
Plantagen gibt, sondern nur zerstreute kleine Farms oder Meierhöfe.
Zugführer haben Aussicht auf billige Prämien. So viel für dießmal
für Jhre vielgelesene gemeinnützige Zeitung. Der Preis des Landes,
um auch diesen nicht unerwähnt zu lassen, ist im Allgemeinen von
1 bis 2 Dollars, und freundliches Entgegenkommen hat man zu er-
warten. Doch muß man alle nöthigen Mittel zur selbstständigen
Niederlassung mitbringen.

Nehmen Sie diese Zeilen auf als Erguß
der reinsten Wahrheit.
* ) Friedrich Hermann Behr,
Pastor aus Schwarzenberg im k. sächs. Erzgebirge.
Brasilien.

Die letzten „Reisebriefe“ ** ) der Weserzeitung bringen folgende Nach-
richten nebst den individuellen, auf eigene Wahrnehmungen begründeten
Ansichten und Folgerungen des Herrn Verf. über deutsche Ein-
wanderung in Brasilien im Allgemeinen
.

Jm Februar d. J. befand sich ein Theil der über Antwerpen
und Dünkirchen eingewanderten Deutschen zu Rio de Janeiro noch
ohne Beschäftigung oder Bestimmung, da sie ohne Rath und Ver-
sprechungen
dahin gereiset waren, und die Regierung sich nicht
veranlaßt fand, sie weiter nach Rio Grande zu schaffen. Die
Direction von Petropolis ( eine deutsche Kolonie in der Nähe von
Rio de Janeiro, in hoher, gesunder Gegend ) ließ nur solche von ihnen
zu, welche in dieser Kolonie Bürgen fanden. Einige, die noch etwas
Mittel besaßen, hatten sich nach Rio Grande begeben. Der Brief-
steller sagt hierbei: „es thut mir wehe, die deutschen Kräfte
auf diese Weise zersplittert
zu sehen.“ Derselbe hat,
in Gemeinschaft mit Hrn. Major Koeler dem Kaiser ein Me-
morial überreicht,
welches die Nothwendigkeit des Zu-
sammenhaltens der Deutschen
zum Nutzen derselben und des
Staates zum Gegenstande hat. Der Hr. Verfasser sagt ferner: ( hört!
hört! ) „Die Provinzen Brasiliens, welche ich besonders für fernere Ko-
lonisationen empfehle, sind Rio Grande, St. Catharina, St.
Paulo,
die Hochländer der Provinz Rio de Janeiro und Ufer-
länder der Seeküste derselben. Nur für diejenigen, welche etwa nach Pe-
tropolis
oder andere Kolonien, die sich noch im Orgelgebirge bil-
den sollten, bestimmt und dazu engagirt sind, kann ich den Hafen
Rio Janeiro's empfehlen, doch Keiner sollte auf gut Glück da-
hin gehen. Das flache Land im Jnnern der Provinz Rio Janei-
ro 's
überlasse man Andern zur Bearbeitung, den Deutschen kann
es nicht zusagen.
Er wird daselbst schlaff und träge, wenn auch
das Klima nicht gerade zu den ungesunden gehört; er schleppt dort
sein Leben hin, ohne zu eigenem Besitz zu kommen und seine Stellung
zu verbessern. Auf den ferngelegenen Pflanzungen findet er weder
Schulen für seine Kinder, noch geistlichen Trost zur Erkräftigung im
Guten in seiner Muttersprache.“

* ) Wir bitten, mit freundlichem Danke für gegenwärtigen, um fernere
Beiträge.   D. Red.
** ) Vergl. Nr. 37. dieser Zeitung.
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Die genauesten Erkundigun- gen stimmen hierin streng überein: „es gibt keine Mosquitos hier,“ ist die allgemeine Antwort, und man setzt gelegentlich hinzu: „nur für Damen, die durch den Wald streifen, gibt es eine kleine Plage, welche Männer meist ganz verschont; dieß sind die woodbucks, „ Wald- teufelchen “, welche sich an den Nacken der Damen hängen, und ihnen Jucken verursachen“, worüber ich aber gewöhnlich habe scherzen hören. Mit dem Niederbrennen des Unterholzes oder Buschwerks in den Wal- dungen werden auch diese Thierchen, von denen ich bei meinen Streife- reien in den Wäldern so gut wie nichts gemerkt habe, mit vertilgt. Doch dieß sind die Hauptvorzüge Osttennesees noch nicht alle. Die Gesundheit des Klimas steht hier oben an! Diese ist wahr- haft ohne Gleichen weiter in Nordamerika. Krank angekommene Ko- lonisten werden in Kurzem hier gesund, und nur zu große Anstrengung im Regen und Sonnenschein bewirkt nach der Ankunft ein kleines, sehr bald vorübergehendes Unwohlsein, welches in einem gewissen Mattig- keitsgefühle besteht, und leicht vermieden werden kann. Die Hülfs- quellen des Erzgebirges von Tennesee sind gleichfalls außerordentlich. Jm Jnnern liegen noch verborgene Schätze, die in Eisen = und Kupfer- erzen, sowie in reichen Steinkohlenlagern zu Tage ausgehen. Hier und da sollen Goldwäschereien versucht worden sein, und wer weiß, wie viele schöne Silbererze das noch gänzlich jungfräuliche und unaufgeschlossene Gebirge in seinem Schooße birgt. Die äußere Gegend ist prachtvoll und wird durch viele Singvögel belebt. Der Boden ist bei gehöriger Bearbeitung überall, ohne solche aber an vielen Stellen von selbst dankbar und fruchtbringend, zu Tabaksland dürfte er sich vorzüglich eignen, Weizen, indisches Korn und vorzüglich Erdäpfel gedeihen überall. Einzelne Amerikaner, aus andern Ge- genden, z. B. Virginien, hierhergezogen, bevölkern die Gegend nur noch äußerst sparsam, und erst seit 2 -- 3 Jahren sind Deutsche aus der Schweiz, dem Darmstädtischen und aus Rheinbayern hier einge- wandert, etwa 200 Köpfe stark. Jetzt soll der Unterzeichnete, mit Hrn. Otto von Kienbusch aus dem sächsischen Voigtlande gemein- schaftlich, Einwanderer hierherführen und die schönsten Ländereien billig an sie verkaufen. Dieß geschieht im Jnteresse großer Ländereibesitzer, die hier, nach dem Wegzuge der Jndianer, bedeutende Landstriche an sich gebracht haben, und nun Willens sind, sie an fleißige deutsche Kolonisten abzulassen. Der Tabaksbau soll ihnen gelehrt werden, da dieser sehr einträglich zu werden verspricht, und Hr. v. Kienbusch sich sehr gut darauf versteht. Die Reise geschieht am besten und schnellsten über Charleston, wo man vom Schiffe aus sogleich auf die Eisenbahn übergehen und auf dieser tief ins Jnnere schnell und billig dringen kann. Vom Ausgangspunkte der Eisenbahn sind es noch 4 -- 5 Tagreisen hierher, durch die schönsten Gegenden und auf guten gangbaren Wegen, über Croßplains, Cleveland, Heiwassee, Athens und Kingston, welches von Wartburg eine Tagreise noch entfernt ist. Von Sclaven ist hier keine Spnr, weil es im Gebirge keine Plantagen gibt, sondern nur zerstreute kleine Farms oder Meierhöfe. Zugführer haben Aussicht auf billige Prämien. So viel für dießmal für Jhre vielgelesene gemeinnützige Zeitung. Der Preis des Landes, um auch diesen nicht unerwähnt zu lassen, ist im Allgemeinen von 1 bis 2 Dollars, und freundliches Entgegenkommen hat man zu er- warten. Doch muß man alle nöthigen Mittel zur selbstständigen Niederlassung mitbringen. Nehmen Sie diese Zeilen auf als Erguß der reinsten Wahrheit. * ) Friedrich Hermann Behr, Pastor aus Schwarzenberg im k. sächs. Erzgebirge. Brasilien. Die letzten „Reisebriefe“ ** ) der Weserzeitung bringen folgende Nach- richten nebst den individuellen, auf eigene Wahrnehmungen begründeten Ansichten und Folgerungen des Herrn Verf. über deutsche Ein- wanderung in Brasilien im Allgemeinen. Jm Februar d. J. befand sich ein Theil der über Antwerpen und Dünkirchen eingewanderten Deutschen zu Rio de Janeiro noch ohne Beschäftigung oder Bestimmung, da sie ohne Rath und Ver- sprechungen dahin gereiset waren, und die Regierung sich nicht veranlaßt fand, sie weiter nach Rio Grande zu schaffen. Die Direction von Petropolis ( eine deutsche Kolonie in der Nähe von Rio de Janeiro, in hoher, gesunder Gegend ) ließ nur solche von ihnen zu, welche in dieser Kolonie Bürgen fanden. Einige, die noch etwas Mittel besaßen, hatten sich nach Rio Grande begeben. Der Brief- steller sagt hierbei: „es thut mir wehe, die deutschen Kräfte auf diese Weise zersplittert zu sehen.“ Derselbe hat, in Gemeinschaft mit Hrn. Major Koeler dem Kaiser ein Me- morial überreicht, welches die Nothwendigkeit des Zu- sammenhaltens der Deutschen zum Nutzen derselben und des Staates zum Gegenstande hat. Der Hr. Verfasser sagt ferner: ( hört! hört! ) „Die Provinzen Brasiliens, welche ich besonders für fernere Ko- lonisationen empfehle, sind Rio Grande, St. Catharina, St. Paulo, die Hochländer der Provinz Rio de Janeiro und Ufer- länder der Seeküste derselben. Nur für diejenigen, welche etwa nach Pe- tropolis oder andere Kolonien, die sich noch im Orgelgebirge bil- den sollten, bestimmt und dazu engagirt sind, kann ich den Hafen Rio Janeiro's empfehlen, doch Keiner sollte auf gut Glück da- hin gehen. Das flache Land im Jnnern der Provinz Rio Janei- ro 's überlasse man Andern zur Bearbeitung, den Deutschen kann es nicht zusagen. Er wird daselbst schlaff und träge, wenn auch das Klima nicht gerade zu den ungesunden gehört; er schleppt dort sein Leben hin, ohne zu eigenem Besitz zu kommen und seine Stellung zu verbessern. Auf den ferngelegenen Pflanzungen findet er weder Schulen für seine Kinder, noch geistlichen Trost zur Erkräftigung im Guten in seiner Muttersprache.“ * ) Wir bitten, mit freundlichem Danke für gegenwärtigen, um fernere Beiträge. D. Red. ** ) Vergl. Nr. 37. dieser Zeitung.

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 43. Rudolstadt, 26. Juli 1847, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer43_1847/6>, abgerufen am 02.05.2024.